Hören und Tun Öffne deine Ohren, und hör, was ich dir sage, Gott! Die Verzweiflungsschreie vergewaltigter Frauen, das leise wimmern hungriger Kinder, das Detonationsgeräusch explodierender Granaten - all das kann ich schon lange nicht mehr hören, denn es übersteigt mein Fassungsvermögen. Die beschönigenden Worte der Verantwortlichen, die halbherzigen Entschuldigungen der Täter, die verstörenden Worte der Politiker und Kirchenleute - all das schreit doch zum Himmel! Neige dein Ohr und höre mir zu, Gott! Gerne würde ich dich hören und den Hilferuf folgen - aber welchem zuerst? Gerne würde ich glauben, dass meine kleine Kraft etwas ausrichten kann - aber wer sagt mir, wohin ich gehen soll? Komm her und höre zu, Gott! Gib mir die Gewissheit, dass nichts ungehört verhallt bei dir! Gib mir die Kraft, genau hinzuhören und zu unterscheiden! Gib mir die Liebe, die ich brauche, um mit den Menschen, die mir anvertraut sind, nach Antworten zu suchen! Du bist bei uns, Gott! Erhöre uns! Annette Muhr-Nelson in: Neue Eingangs- und Fürbittengebete für die Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres, hrsg. von Wolfgang Brinkel und Heike Hilgendiek, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1994, S. 107. Domay, Erhard und Hanne, Köhler: der gottesdienst. Liturgische Texte in gerechter Sprache Bd. 1, Gütersloh 1997.
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