Dichand Interview

Die Boulevard-Queen
MEDIEN
von Wien
„Heute“-Chefin Eva Dichand zieht mit Mann und Kindern nach Manhattan.
Sie will dort herausfinden, wie man im Mediengeschäft noch Zukunft hat
Von Julia Schnizlein und Wolfgang Kralicek; Fotos: Sebastian Reich
Eva Dichand auf dem
Dach des „Heute“Redaktionsgebäudes
am Wiener Donaukanal
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ist doch: Wenn wir in den USA
nicht etwas finden, womit wir in
zehn Jahren überleben, dann
haben wir ein Problem. So wie
alle anderen Medien in diesem
Land. Die Zukunft ist digital,
aber mit Nachrichten lässt sich
kein Geld machen, solange im
Netz keiner dafür Geld aus­
geben will und zusätzlich auch
noch die Werbeerlöse sinken.
Entweder findet man einen
Weg, wie man neben den Nach­
richten Geld macht – etwa mit
Rubrikenmärkten. Oder man
findet eine neue Geschäftsidee,
mit der sich der Journalismus
querfinanzieren lässt.
Das erinnert an die Europäer,
die vor 100 Jahren nach Alaska
gingen, um Gold zu finden.
Sie gehen nach New York, um
digitales Gold zu finden.
Hoffen wir, dass wir Erfolg
­haben.
„Standard“-Herausgeber
Oscar Bronner hat sich auch
einmal für längere Zeit von der
österreichischen Medienszene
MEDIEN
F
Frau Dichand, wie man hört,
übersiedeln Sie für ein Jahr
nach New York. Wann genau
geht’s los?
Ende August. Vorerst ist ge­
plant, für einige Monate zu blei­
ben. Wie lange es dann wirklich
wird, hängt davon ab, wie es uns
mit unseren Plänen vor Ort
geht, und von der Schule der
Kinder. Die Kinder werden dort
ja in die Schule gehen.
War es schwierig, Ihre drei Kinder für den Trip zu begeistern?
Den Kleinen (fünf und sieben
Jahre alt, Anm.) ist es egal, die
können das noch nicht einord­
nen. Der Große war erst skep­
tisch, aber nachdem alle gesagt
haben, wie cool das ist, freut er
sich jetzt auch. Das Schwierigs­
te war, Kindergarten und Schu­
len in New York zu organisieren.
Die Großen mussten Aufnahme­
tests machen, das a­ merikanische
Schulsystem ist ziemlich ambi­
tiös. Aber zum Glück gehen die
Kinder schon hier in Wien in
englische Schulen und kommen
so ins gleiche System.
Üblicherweise gehen Medienmanager nach Palo Alto, um
sich inspirieren zu lassen.
Warum gehen die Dichands
nach New York?
Vor ein paar Jahren sind alle ins
Silicon Valley gefahren, wie
zum Beispiel „Bild“-Chefredak­
teur Kai Diekmann, der ein
­ganzen Jahr im Valley war, weil
sich dort die neue Technologie
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abspielt. Aber keiner hat sich
über Content Gedanken ge­
macht. Da findet gerade ein
Umdenken statt: Jetzt kommen
auch Google und Co. darauf,
dass Content etwas wert ist. Es
geht aber darum, ihn zu mone­
tarisieren. Wir wollen uns in
New York anschauen, wie das
die großen Verlage New York
Times und Condé Nast und
­andere machen.
Wie kann man sich das
vorstellen? Die Dichands
kommen nach New York und
machen dort – was genau?
Wir werden viele Menschen tref­
fen und uns anschauen, ­welche
neuen Entwicklungen es zum
Thema Content im Netz gibt.
Wir werden uns verschiedene
ZUR PERSON
Eva Dichand stammt – wie
ihr verstorbener Schwiegervater Hans Dichand –
aus Graz, wo sie 1973 als
Eva Kriebernegg geboren
wurde. Nach der HTL-Matura (Hochbau, inklusive
Maurer- und Zimmerergesellenprüfung) studierte
sie in Wien Handelswissenschaften und arbeitete
bei der Unternehmens­
beratung Roland Berger,
ehe sie den „Krone“-Kronprinzen Christoph Dichand
heiratete. Mit ihm hat sie
drei Kinder. Seit 2005
führt sie die Geschäfte der
Gratiszeitung „Heute“.
Start-ups ansehen, und natür­
lich werden wir auch mehrfach
ins Silicon Valley fliegen.
Grundsätzlich geht es darum,
Ideen für den Digitalbereich zu
sammeln, um sie für unsere be­
stehenden Systeme zu kopieren
und zu adaptieren.
Klingt nicht, als wäre das ein
Sabbatical.
Nein, es wird keine Auszeit.
Aber wir wollen uns eine Zeit
lang bewusst aus dem Tages­
geschäft herausnehmen, um
der Frage nachzugehen: Wie
wird sich der Medienkonsum,
wie werden sich die Zeitungen
in den nächsten Jahren verän­
dern? Wo geht die Reise hin, und
wie kann ich dabei der Erste
und Beste sein? Die Wahrheit
verabschiedet, um nach New
York zu gehen. Allerdings hat
er dort gemalt. Werden Sie
auch etwas Schöngeistiges
tun?
Malen werden wir nicht. Aber
wir sammeln ja, daher wollen
wir uns intensiv die zeitgenös­
sische Kunst von den 90ern auf­
wärts ansehen. Das Epizentrum
der westlichen Welt im Bereich
Contemporary Art liegt nach
wie vor in New York. Wir wollen
uns fortbilden und vielleicht
auch das eine oder andere
Kunstwerk kaufen.
Also ist es doch auch ein bisschen Vergnügungsreise?
Ja, genau, so stellt man sich das
vor: Ich wache auf, mache erst
mal vier Stunden Yoga und
­kaufe mir dann ein Kunstwerk.
Schön wär’s! Aber das mache
ich in einem nächsten Leben,
dann werde ich nämlich Haus­
frau, baue eine Kunstsammlung
auf und mache den ganzen Tag
nichts. Oje, war das jetzt ein
­Gabalier-Spruch?
„Wenn die
Menschen
im Internet
Bilder von
Hündchen
wollen,
kriegen sie
Hündchen“
Wo werden Sie in New York
wohnen?
In Manhattan, Upper East Side.
Klassisch.
Sie werden viel beschäftigt
sein. Wie werden Sie die
Kinderbetreuung in den USA
regeln?
Genauso wie hier in Österreich,
mit mindestens zwei ausge­
bildeten Kinderpädagoginnen.
Leider spricht ja nie jemand
über dieses Thema ehrlich, aber
Tatsache ist: Wenn man als
Frau mit kleinen Kindern sel­
ber 50 Stunden und mehr pro
Woche arbeitet und zusätzlich
noch mehrere Abendtermine
pro Woche hat, dann kommt
man halt leider mit einer norma­
len Kinderbetreuung bis 15.30
oder 17 Uhr nicht durch. Man
braucht eine extrem flexible
Kinderbetreuung, die sich den
Bedürfnissen des Jobs anpasst.
Das ist sehr schwer zu finden,
und leider können sich das nur
wirklich sehr wenige Frauen
leisten. ­Kinderbetreuung ist bis ‣
MEDIEN
Die Zehnjahresfeier von „Heute“ im Vorjahr glich einem Staatsakt. Kanzler,
Minister, Landeshauptleute, Manager, Künstler, Werber und ein Kardinal
pilgerten zur Gala ins Belvedere. Im Bild: Eva Dichands Twitter-Selfies
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EVA DICHAND
EMPFIEHLT
Song: „All About That Bass“
(Meghan Trainor)
Buch: „What I Loved“
(Siri Hustvedt)
Film: „Von Löwen
und Lämmern“
(Robert Redford)
TV-Serie:
„The West Wing“
Getränk: Cola light
Gericht: Sushi Moriawase
Lokal: Motto am Fluss
Reiseziel: Mustique
Erlebnis: Antarktis
Produkt: Mein geliebter
Blackberry :-)
App: Instagram/iGrann
Mantra: Think positive
„Flexible
Kinder­
betreuung
ist schwer
zu finden
und nur für
wenige
leistbar“
kann. Außerdem sind wir als
Privatpersonen beziehungs­
weise auch mit „Heute“ gerade
dabei, einen Fonds aufzuziehen,
der sich an Internet-Start-ups
beteiligt.
Sie konzentrieren sich also
aufs Digitalgeschäft. Wird es in
zehn Jahren überhaupt noch ein
„Heute“ zum Angreifen geben?
Ich habe schon vor Jahren pro­
phezeit, dass wir als Letzte ster­
ben werden, weil „Heute“ dem
aktuellen Medienkonsum ent­
spricht. „Heute“ ist wie Internet
auf Tageszeitungspapier. Es ist
kurz, unterhaltsam, mit vielen
Bildern, und man bekommt es
am Weg zur Arbeit oder Schule,
wo man eh Zeit hat. Außerdem
kann ich den Leuten geben, was
sie wollen. Ich habe keinen
­Erziehungsanspruch und will
auch nicht die „Frankfurter
­Allgemeine Zeitung“ ersetzen.
Wenn ich merke, die Leute wol­
len mehr Entertainment, dann
biete ich ihnen das. Wenn die
Menschen Bilder von springen­
den Hündchen im Internet se­
hen wollen, bekommen sie sie.
Wir entsprechen der Gratis­
mentalität des Internets derzeit
auch schon im Print. Eine Kauf­
zeitung war ja nie geplant.
Das ist ja das grundsätzliche
Problem, vor dem alle Tageszeitungen stehen: Die Menschen wollen für Nachrichten
kein Geld ausgeben. Haben
Gratiszeitungen wie „Heute“
nicht zu dieser Entwicklung
beigetragen?
Dazu beigetragen hat das Inter­
net. Der Medienkonsum verän­
dert sich. Vor allem junge Leute
lesen heute nur noch, was sie
interessiert, und nicht mehr das
ganze Spektrum einer Zeitung.
Sie googeln, was sie interes­
siert, und es ist ihnen egal, auf
welcher Page sie ihre Antwor­
ten finden, ob sie jetzt bei „Heu­
te“, „Spiegel online“ oder CNN
landen. Für Zeitungen ist es nur
noch wichtig, dass sie im Netz
gefunden werden. Gewisse
Kaufzeitungen wird es immer
geben, aber es werden sicher
weniger sein als heute. Für eine
„Financial Times“ wird es zum
Beispiel immer Leser geben.
Das sind Geschäftsführer von
Firmen, die diese Wirtschafts­
nachrichten brauchen und de­
nen es egal ist, ob sie dafür fünf
oder 20 Euro zahlen.
Ist „Heute“ nicht das beste
Beispiel dafür, dass Print
eigentlich doch noch funktioniert?
„Heute“ funktioniert nach wie
vor sehr gut, viel besser als die
meisten anderen Printmedien
in Österreich. Als mögliches
Problem in der Zukunft sehe
ich jedoch, dass Leser- und
­Anzeigenmarkt auseinander­
gehen. Wir verlieren zwar keine
Leser, aber die Werbeerlöse
gehen zurück beziehungsweise
wandern ins Digitale ab. Und
die Agenturen machen im Netz
keinen Unterschied, ob eine
Website von Journalisten er­
stellt wird oder nicht, also wie
viel Aufwand dahintersteht. Es
geht ausschließlich nach TKP,
also nach Reichweite. Das ist
natürlich zum Teil falsch.
­Außerdem geht die Jugend ein­
fach ganz stark in den mobilen
Bereich. Es entsteht hier eine
Schicht, die ein Digitalangebot
einfordert, und dieses Bedürf­
nis gilt es zu befriedigen. Das
wurde in Österreich bisher
sträflich vernachlässigt.
Dass die Zukunft des Journalismus im Onlinebereich liegt,
heißt es seit Jahren. Warum
hat in Österreich dann noch
kaum jemand wirklich Erfolg
damit?
Das liegt nicht zuletzt am Wider­
stand vieler alter Printjournalis­
ten, die über die Jahre hinweg
hofiert wurden und überzeugt
sind, sie hätten es nicht nötig, für
Online zu schreiben. Viele Jour­
nalisten von alteingesessenen
Foto: VP /tischler, Privat (5)
2.000 Euro pro Kind steuerlich
absetzbar. Eine private Kinder­
betreuung kostet jedoch ein
Vielfaches, und das muss dann
auch noch aus dem versteuer­
ten Einkommen bezahlt wer­
den. Viele Karrieren von Frau­
en in der obersten Führungs­
etage scheitern leider daran.
Aber aussprechen darf man das
ja nicht.
Werden Sie sich von New York
aus auch weiter um die
Geschäfte der Tageszeitung
„Heute“ kümmern?
Ja, ich werde weiter regelmäßig
nach Wien fliegen, vor allem
rund um die Wien-Wahl. Und
ich werde die großen Anzeigen­
kunden weiter betreuen. Aber
ich werde nicht so häufig rüber­
fliegen wie mein Mann. Das
geht einfach nicht, wenn man
drei kleine Kinder hat.
Ganz loslassen können Sie also
nicht. Und das, obwohl Sie mit
Rainer Newald neben Gernot
Fischer und Wolfgang Jansky
einen weiteren Geschäftsführer installiert und mit Ursula
Gastinger eine Geschäftsfüh­
rerin für den Digitalbereich
gefunden haben. Was machen
Sie bei „Heute“ eigentlich
noch?
Aus dem tagesaktuellen Ge­
schäft habe ich mich weitge­
hend zurückgezogen. Wolfgang
Jansky, mit dem ich ja seit zehn
Jahren bestens zusammen­
arbeite, wird meine Agenden
hauptsächlich übernehmen. Ich
schwirre viel aus, besuche Mes­
sen und treffe mich mit Men­
schen, die digital erfolgreich
und schon ein bisschen weiter
sind als wir. Leute, von denen
man sich etwas abschauen
Zeitungen fühlen sich mächtig.
Das ist aber eine Fehleinschät­
zung, denn es ist die Macht des
Mediums, nicht der Person. So­
bald die kündigen, grüßt sie kein
Mensch mehr. Wenn man nicht
lernt, wie man seine Inhalte on­
line verbreitet, hat man keine
Zukunft im Journalismus. Viele
verstehen auch nicht, dass der
Marktwert eines Journalisten
wesentlich höher ist, wenn er auf
Twitter zum Beispiel 177.000
Follower hat wie Armin Wolf,
als wenn er zwei hat. Wenn du
jemanden abwirbst, der viele
Follower hat, dann bekommst
du die Follower dazu, denn sie
folgen ja dem Namen. Egal auf
welcher Plattform, ob das Insta­
gram ist für Mode, Pinterest für
Food und Health oder Twitter in
der Politik.
Wenn Sie neue Journalisten
suchen, dann schauen Sie also
erst auf Twitter nach, wie viele
Follower sie haben?
Wenn sich jemand bewirbt, der
viele Follower hat, dann wird er
bevorzugt gegenüber jeman­
dem, der überhaupt nicht auf
Twitter oder Facebook ist, denn
der hat nicht verstanden, wohin
die Reise geht. Wir müssen
­versuchen, unsere Marken ins
Digitale zu transportieren – und
daran müssen alle mitarbeiten.
Es geht nicht, dass einige glau­
ben, stur ihr Printding weiter­
machen zu können. Print wird
noch einige Jahre gut gehen,
aber je mehr Handys können,
desto mehr werden sie ver­
wendet, und darauf muss man
reagieren.
‣
Welche Rolle spielen Social
Media in Ihrem Leben?
Ich beschäftige mich derzeit sehr
intensiv damit, um sie zu ver­
stehen. Aber ich verstehe nicht
­alles. Zum Beispiel ist mir ein
­Rätsel, warum die Kardashian-­
Schwestern zig Millionen Follo­
wer auf Instagram haben.
Einem Medium, der Austria
Presse Agentur (Apa), haben
Sie unlängst den Rücken
gekehrt: Seit April hat
„Heute“ keinen Apa-Zugang
mehr. Wie geht es Ihnen
damit?
Bei unserer Printausgabe hat­
ten wir nie einen Apa-Zugang,
wir haben die Apa-Inhalte nur
online genutzt. Aber nachdem
die Apa dafür auf einmal fast
zehnmal so viel Geld wollte,
­haben wir beschlossen, darauf
zu verzichten. Wir haben uns
die hundert meistgeklickten
Meldungen aus dem vergan­
genen Jahr angeschaut und
festgestellt, dass nur zwei Apa-­
Meldungen darunter waren –
also haben wir gesagt, wir ver­
suchen es ohne. Die Online­
redaktion hat zuerst zwar ge­
stöhnt, aber es funktioniert: Im
April hatten wir die besten
ÖWA-Zahlen ever.
Wie kommen Sie jetzt an die
Nachrichten?
Vieles, wie den Mord oder den
Autounfall, recherchieren wir
selbst und rufen bei der Polizei
oder bei der Feuerwehr an. Die
Geschichten, die online am bes­
ten gehen, sind ohnehin nicht
die harten Innenpolitikthemen,
sondern die chronikalen, regio­
nalen Geschichten – und natür­
lich die Hündchen-im-KorbStorys. Immer mehr Informati­
onen kommen auch über Twit­
ter oder Instagram. Hier suchen
wir derzeit auch noch Mitarbei­
ter, die verschiedene Plattfor­
men durchforsten und so Nach­
richten aufstöbern, die andere
nicht haben.
Zum Beispiel?
Wenn David Alaba ein Foto aus
der Garderobe ins Netz stellt
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Eva Dichand zwischen
Ehemann Christoph und
Schwiegervater Hans: Das
Erbe des 2010 verstorbenen „Krone“-­Gründers ist
noch immer nicht geregelt
„Wenn sich
jemand
bewirbt,
der viele
TwitterFollower
hat, wird er
bevorzugt“
oder Zuschauer das beste Tor
aus einem Fußballspiel foto­
grafieren. Da brauche ich nicht
mehr das Apa-Foto, das alle
­haben. Wir fangen an, anders
Nachrichten zu machen.
Ihren Plan, eine Gegenagentur
zur Apa zu gründen, haben Sie
also wieder verworfen?
Im Moment ja, denn es geht
auch ohne Agentur.
Leben Sie schon nach dem
Prinzip „mobile/digital first“?
Wir sind auf dem Weg. Es ist
zwar wahnsinnig viel Aufwand
und finanziell ein Pipifax-­
Geschäft, weil es sich noch nicht
vermarkten lässt, aber ich bin
überzeugt, dass es sich auf Dau­
er rechnet. Diesen Weg werden
aber nur die finanzstarken Me­
dien durchhalten, die im Print
verdienen, weil man diesen Weg
quasi vorfinanzieren muss.
Ihr Schwiegervater, „Krone“-­
Gründer Hans Dichand, hat im
Juni seinen fünften Todestag.
Auch nach fünf Jahren ist sein
Erbe, das ja irgendwann auch
auf Ihre Kinder übergeht, noch
nicht geregelt. Wo liegt denn
das Problem?
Ich glaube, es liegt an der Auf­
teilung der Kunstsammlung.
Aber ich bin darin nicht invol­
viert.
Apropos Zukunft: Demnächst
will der Oberste Gerichtshof in
zweiter Instanz entscheiden,
ob auch Wolfgang Fellners
Gratiszeitung „Österreich“ in
Entnahmeboxen in den
Stationen der Wiener Linien
liegen darf. Fellner ist davon
überzeugt, dass er „Heute“
damit in den kommenden fünf
Jahren überholen wird. Was
denken Sie?
Der ist ein Ewiggestriger. Der
hat bei den letzten zwei MAs
(Media-Analysen, Anm.) Leser
verloren, und das, obwohl er in
Wien eine fast genauso große
Auflage hat wie wir. Der kann
noch 100 Boxen aufstellen, und
es wird sinnlos sein. „Öster­
reich“ hat doch jetzt schon vor
jeder U-Bahn-Station eine Box,
unsere steht halt hinter der
Glaswand – was glaubt er,
was sich ändern wird? Die
Wachstumszeit im Printtages­
zeitungsbereich ist definitiv
­vorbei.
Als Oscar Bronner damals aus
New York zurückkam, gründete
er den „Standard“. Möchten
Sie auch noch einmal etwas
gründen?
Ja, aber es wird nichts mit
Nachrichten zu tun haben.
­Keine Tageszeitung und sicher
kein Printprodukt. Ziel ist es,
dass wir aus den USA mit einer
Idee zurückkommen, die wir
hier umsetzen können. Viel
­Zukunftspotenzial sehe ich im
Gesundheitsbereich. Wir ha­
ben da ja schon das medizini­
sche Portal netdoktor.at und
werden in den nächsten Wo­
chen auch mit neuen Sachen auf
den Markt kommen. Ich selbst
werde mich künftig stark auf
Gesundheitsthemen fokussie­
ren. Dafür sehe ich im Digital­
bereich eine Zukunft – und ein
großes Geschäft.
Foto: APA /Pfarrhofer
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