PDF 5,6 MB - 3-Löwen-Takt

Das Kundenmagazin – Sommer 2015
www. 3-loewen-takt.de
VHB informiert
Themen in der Heftmitte:
 Erhöhtes Beförderungsentgelt angepasst
 Änderungen im Zugverkehr ab 12. Dezember
 Verkehrsgipfel: Zukunftsplanungen Schiene
 Den Bodensee entdecken / Gewinnspiel
Editorial
2
neues aus dem nahverkehr
Grenzüberschreitende Zukunft
Kurz notiert
4
5
fahrradland
Qualitätsradrouten in Oberschwaben
Bequem planen & entspannt radeln
6
7
sommer im 3-löwen-takt
Zugiläum! 20 Jahre NVBW
Lohnt sich doppelt!
Der ideale Weg
8
10
11
hinter den kulissen
Frisch gestopft und gekehrt
12
unterwegs im 3-Löwen-Takt
Es darf gefeiert werden
Flink wie ein Wiesel
Schwarzwald-Landschaft genießen
Besuch bei den Tannenriesen
14
16
18
20
im gespräch
Los geht‘s!
Gewinnspiel
22
23
impressum
6
10
12
Herausgeber: NVBW - Nahverkehrsgesellschaft
Baden-Württemberg mbH, Wilhelmsplatz 11, 70182 Stuttgart,
www.3-loewen-takt.de
Verantwortlich für den Inhalt: Sonja Haas-Andreas
Konzept: NVBW
Redaktion: Andrea Toll, Korbinian Fleischer, Saskia Klima,
Sonja Haas-Andreas, Thomas Vogel, Uwe Neumann,
Uwe. A. Oster
Repro, Druck und Gestaltung:
Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm
Bildnachweis: Titel- und Rückseite: Marco Hüttenmoser, Muri AG,
fotolia (S. 7, 23), Korbinian Fleischer (S. 18, 19), Saskia Klima
(S. 16, 20, 21), Ralf Paucke (S. 18), Andrea Toll (S. 4, 6, 12, 13, 22),
Oberschwaben-Tourismus GmbH (S. 6), Thomas Vogel (S. 14, 15)
16
INHALT / EDITORIAL
2 3
Liebe Leserinnen und Leser,
18
zwanzig Jahre Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, ADFCQualitätsradrouten in Oberschwaben,
Fußverkehr, Gleisstopfmaschine und
tolle Tourenvorschläge: Die neue
Ausgabe unseres Kundenmagazins ist
genauso bunt wie der Sommer. Lassen
Sie sich also von unserer abwechslungsreichen Themenauswahl inspirieren und informieren.
Beim Sommer im 3-Löwen-Takt steht diesmal unser „Zugiläum“
im Mittelpunkt – das versteht sich von selbst. Denn die NVBW
blickt mittlerweile auf eine zwanzigjährige Geschichte zurück,
von der wir Interessantes berichten können. Deswegen haben
wir eine Jubiläumsfahrt vom 8. bis 11. September mit dem Zug
geplant, der an unterschiedlichen Bahnhöfen in Baden-Württemberg Station macht (S. 8, 9). Wie Sie schnell und bequem
dorthin kommen, erfahren Sie mit der neuen elektronischen
Verkehrsauskunft des Landes (S. 11).
22
info
Wissenswertes über Bürgerbusse
Seit April 2014 besteht das vom Land ins Leben gerufene
„Kompetenzzentrum für innovative Angebotsformen im
ÖPNV“, das bei der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg angesiedelt ist. Das Kompetenzzentrum soll dazu
beitragen, dass sich der ÖPNV im ländlichen Raum verbessert. Dafür sollen unterschiedliche Prozesse angestoßen,
Lösungen entwickelt und umgesetzt werden.
Das Thema Bürgerbus spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Nun hat das Kompetenzzentrum eine Website eingerichtet,
die zahlreiche Informationen rund um den Bürgerbus bietet.
Wer wissen möchte, welche Schritte notwendig sind, um
einen Bürgerbus ins Leben zu rufen, findet hier ebenfalls
die passenden Anleitungen und Tipps.
Mit einem ganz anderen Auftrag ist die Gleisstopfmaschine auf
den Gleisen im Ländle unterwegs. Wer schon immer einmal
wissen wollte, was das für eine Maschine ist und wofür sie eingesetzt wird, sollte auf jeden Fall einen Blick hinter die Kulissen
werfen (S. 12/13).
Spannende Einblicke in die systematische Fußverkehrsförderung des Landes und zum Thema Fußverkehr gibt unsere
Expertin Dr. Juliane Korn im Gespräch (S. 22/23). Der Erlebniswert des eigenen Fußweges von Kindern wird eindrucksvoll
durch die Zeichnungen auf der Titel- und Rückseite des Magazins dargestellt: Vorn sehen Sie die Zeichnung eines Kindes,
das seinen Schulweg zu Fuß geht; hinten eine Zeichnung von
einem Kind, das diesen Weg mit dem Auto gefahren wird.
Und weil die Sommermonate auch immer Reisemonate sind,
haben wir gleich zwei Sonntagstouren für Sie ausgewählt:
eine gemütliche Wanderung auf dem „Genießerpfad Tannenriesen“ im Freudenstädter Stadtwald (S. 20/21) und eine
Wanderung auf dem Bahnerlebnispfad der Schwäbischen Waldbahn (S. 16/17), die ihre aktuellen Jubiläen in einem erlebnisreichen Fünferpack zusammengestellt hat (S. 14/15).
Viel Lesevergnügen, einen schönen Sommer und allzeit eine
gute Fahrt mit Bus, Bahn und Rad wünscht Ihnen Ihre
www.buergerbus-bw.de
Sonja Haas-Andreas
Leiterin Marketing und Pressesprecherin 3-Löwen-Takt
info
Besteller und Partner
Besteller der trinationalen S-Bahn Basel
sind die Nordwestschweizer Kantone BaselStadt, Basel-Landschaft, Aargau, Solothurn
und Jura, das Land Baden-Württemberg
sowie die Région Alsace. In den rund zweijährigen Prozess eingebunden waren zudem
die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg sowie weitere Partner, darunter der
Landkreis Lörrach und der Regionalverband
Hochrhein-Bodensee.
Agglo Basel
Die Geschäftsstelle Agglo Basel in Liestal
ist die Schaltzentrale des Agglomerationsprogrammes Basel, das die Verkehrs- und
Siedlungsentwicklung in der trinationalen
Agglomeration Basel koordiniert und alle
vier Jahre ein Maßnahmenprogramm
erarbeitet, das beim Schweizer Bund zur
Mitfinanzierung eingereicht wird.
Patrick Leypoldt, Geschäftsführer von Agglo Basel.
Grenzüberschreitende Zukunft
Drei Länder, zwei Sprachen, unterschiedliche Ausschreibungssysteme: Die Herausforderungen, die das trinationale S-BahnProjekt des Agglomerationsprogramms Basel mit sich bringen,
sind beachtlich. Damit alle an einem Strang ziehen und das
Projekt vorankommt, wurde eine Schaltzentrale geschaffen:
die Geschäftsstelle Agglo Basel in Liestal.
Von Andrea Toll
Wie soll sich die S-Bahn in der trinationalen Region Basel bis
zum Jahr 2030 entwickeln? Antwort darauf gibt ein Konzept,
das die Schweizer Kantone Aargau, Basel-Landschaft, BaselStadt, Solothurn sowie das Land Baden-Württemberg und die
Région Alsace zusammen erarbeitet haben. „Ein absolutes Novum“, wie Patrick Leypoldt, Geschäftsführer von Agglo Basel,
feststellt, „denn bis 2013 hatten die sieben Bestellerbehörden
ihre Angebotsplanung nur punktuell aufeinander abgestimmt.
Nun haben wir es in den letzten zwei Jahren geschafft, eine
Strategie für eine leistungsstarke trinationale S-Bahn auf die
Beine zu stellen, hinter der alle stehen.“ Konkretes Ziel des
gemeinsamen Prozesses war es, ein Angebotskonzept für den
mittel- und langfristigen Horizont (2025 und 2030) zu entwickeln. Zudem ermittelten die Partner, dass ein Fahrplankonzept
für den langfristigen Zustand machbar ist.
Das abgestimmte S-Bahn-System setzt die Realisierung des sogenannten „Herzstücks“ voraus: die unterirdische Verbindung
zwischen dem Badischen Bahnhof und dem Bahnhof SBB durch
einen Tunnel unter der Basler Innenstadt. Das Herzstück würde
es ermöglichen, die sieben Linienäste der trinationalen S-Bahn
durchzubinden, sodass jedes Schweizer Tal jeweils umsteigefrei
mit dem Elsass und Südbaden verknüpft ist. Im Mai erhielt die
Geschäftsstelle Agglo Basel den Auftrag, das Vorprojekt zum
Herzstück auf den Weg zu bringen.
Entscheidung fällt Anfang 2016
Wer vom Ausbau der S-Bahn profitiert? „Alle!“, betont Emanuel Barth, Projektleiter trinationale S-Bahn Basel, „beispielsweise Basel als bedeutender Life-Science-Standort genauso
wie Berufspendler aus dem Landkreis Lörrach. Der Flughafen
wäre an die Schiene angebunden und die Autobahn entlastet.“
Die Schweizer Kantone haben das Konzept beim Bundesamt
für Verkehr in Bern Ende 2014 eingegeben. Der Parlamentsentscheid ist für Anfang 2019 vorgesehen. Unterstützerschreiben
gab es sowohl vom Ministerium für Verkehr und Infrastruktur
Baden-Württemberg als auch von der Région Alsace – ebenfalls
ein Novum.
neues aus DeM naHVerKeHr
4 5
Kurz notiert
DB: aKtion 5 Für 4
Mit dem Baden-Württemberg-Ticket ist
man für 23 Euro und nur 5 Euro je Mitfahrer (max. 4) immer günstig unterwegs.
Die Bahn belohnt nun alle treuen Ausflügler, die das Ticket regelmäßig nutzen.
5 für 4 ist die neue Aktion von DB Regio
für Baden-Württemberg-Entdecker und
alle, die es noch werden wollen. Wer vier
genutzte Baden-Württemberg-Tickets
sammelt und an die DB Regio in Stuttgart
schickt, bekommt das fünfte BadenWürttemberg-Ticket im Wert von 43 Euro
geschenkt. Die Aktion läuft vom 1. Juli bis
zum 31. Dezember 2015.
Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen auf bahn.de/bwt
DB: FlinKster unD car 2 Go
Kooperieren
Die beiden Carsharing-Riesen Flinkster
und car2go arbeiten zukünftig zusammen.
Durch die Kooperation entsteht das mit
Abstand größte Carsharing-Angebot in
Deutschland. Kunden steht die gesamte
Flotte beider Anbieter zur Verfügung,
sprich über 7000 Fahrzeuge. Eine doppelte Registrierung ist nicht erforderlich:
Sowohl die Smarts von car2go als auch
der Fuhrpark von Flinkster sollen über
eine Smartphone-App gebucht werden
können.
www.3-loewen-takt.de
rVF: runDuM MoBil Mit Der
welcoMeKarte
Passend zur Sommersaison bietet der
Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF)
einige Neuerungen bei der WelcomeKarte.
Das 3-Tage-Kombiticket für den Nahverkehr im RVF-Gebiet, mit dem auch die
VAG-Schauinslandbahn genutzt werden
kann, ist nun auch für Kinder bis einschließlich 14 Jahren für 15 Euro erhältlich. Erwachsene zahlen 25 Euro
pro Person.
Zudem erhalten Inhaber der WelcomeKarte 2 Euro Ermäßigung auf offene
Stadtführungen bei den Anbietern „Freiburg Kultour“ und „Freiburg erleben“.
Wer die City einmal anders erkunden will,
kann sich bei der gr-oove GmbH einer
Segway-Tour anschließen und erhält
zehn Prozent Rabatt. Für ausführlichere
Informationen über Freiburg hält die
Tourist-Information den offiziellen Stadtführer für nur 2 statt regulär 4,90 Euro
bereit. Erhältlich ist die WelcomeKarte
nun auch im Vorverkauf als Mobilticket
über die Apps von VAG und RVF sowie im
VAG-Onlineshop.
www.rvf.de
VsB: Flinc MitFaHren
Der Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar
(VSB) geht in Sachen Mobilität neue
Wege: Mit dem Start des Mobilitätsnetzwerks „flinc“ ist erstmals eine Kombination aus öffentlichem Nahverkehr und
Mitfahrgelegenheiten möglich. Wer also
im Schwarzwald-Baar-Kreis einmal keine
passende Bahn- oder Busverbindung
findet, kann einfach nach einer Mitfahrgelegenheit über das Mitfahrerportal flinc
suchen – ein Service, den der VSB seit
Frühjahr dieses Jahres anbietet. Mitfahrer können sich auf der VSB-Website
kostenlos bei flinc registrieren und so mit
wenigen Klicks eine Mitfahrgelegenheit
anfragen. Sobald ein Fahrer zur angefragten Strecke passt, informiert flinc den
Mitfahrer, der zwecks Abstimmung direkt
mit dem Fahrer Kontakt aufnehmen kann.
Der Fahrer bestätigt die Anfrage und
los geht‘s. Autofahrer können mit flinc
einfach und schnell ihre leeren Sitzplätze
anbieten. Der Service selbst ist kostenlos.
Mitfahrer zahlen lediglich einen Spritkostenzuschuss in bar an den Fahrer.
www.v-s-b.de
Qualitätsradrouten
in Oberschwaben
Der Oberschwaben-Allgäu-Weg und der Donau-Bodensee-Weg
dürfen zukünftig mit vier Sternen werben. Die beiden Qualitätsradrouten wurden kürzlich vom ADFC zertifiziert.
Von Andrea Toll
Radfahren liegt im Trend. Insgesamt gibt es rund dreihundert
Radfernwege in Deutschland, dreißig davon sind vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) mit vier von fünf
möglichen Sternen ausgezeichnet. Seit Juni zählen dazu auch
der Oberschwaben-Allgäu-Weg sowie der Donau-BodenseeWeg. „Radfahrer brauchen Kriterien, um sich für eine Route zu
entscheiden, die ihren Ansprüchen entgegenkommen“, betont
Gudrun Zühlke, Landesvorsitzende des ADFC in Baden-Württemberg, bei der offiziellen Übergabe der Urkunden zur Auszeichnung der ADFC-Qualitätsradrouten in Bad Schussenried.
Oberschwaben lässt sich wunderbar mit dem Rad erkunden.
Die Klassifizierung eines Radfernweges ist ein aufwendiger Prozess. Dabei wird der Weg nach zehn Kriterien bewertet. Eine
der grundlegenden Voraussetzungen für die Klassifizierung ist,
dass ein Qualitätsbeauftragter für die Radroute zur Verfügung
steht, der die Entwicklung des Weges im Blick hat. Sowohl für
den Oberschwaben-Allgäu-Weg als auch für den Donau-Bodensee-Weg übernimmt das die Oberschwaben Tourismus GmbH.
Zudem muss die Route einen einheitlichen Namen und eine
Mindestlänge von hundert Kilometern haben.
Detaillierte Erhebung
Um die Daten detailliert zu erheben, befährt ein speziell
geschulter Routenerheber den gesamten Radweg und recherchiert zudem vom Schreibtisch aus. Er dokumentiert – zum Teil
für jeden einzelnen Kilometer – Kriterien wie Breite, Befahrbarkeit, Oberfläche, Routenführung, Wegweisung und Verkehrsbelastung genauso wie die touristische Infrastruktur, Anbindung
an den öffentlichen Personennahverkehr und das Marketing.
Übergabe der ADFC-Zertifikate in Bad Schussenried.
Sämtliche Daten fließen in eine Auswertungstabelle ein, mit
deren Hilfe die Punktzahlen der einzelnen Bewertungskategorien, die Gesamtpunktzahl und daraus die Zahl der Sterne
errechnet wird. Mit 76,1 von 100 möglichen Punkten liegt der
Oberschwaben-Allgäu-Weg knapp im Vier-Sterne-Bereich. In
den Unterkategorien Breite, Oberfläche, Wegweisung und Routenführung wurde eine Bewertung von jeweils vier oder fünf
Sternen erreicht. Bei den Kriterien Sicherheit, touristische Infrastruktur und Marketing (drei Sterne) sowie der ÖV-Anbindung
(zwei Sterne) ist noch Handlungsbedarf. „Dieses genaue
Bewertungssystem eignet sich hervorragend, um Schwachstellen zu lokalisieren und die Radroute entsprechend zu optimieren. Außerdem kann so ein Netz von Kümmerern vor Ort aufgebaut werden, da die Qualitätsbeauftragten ja nicht überall sein
können“, erklärt Sebastian Lenz von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) weitere Vorteile der ADFCZertifizierung. Mit den Handlungsempfehlungen des ADFC
haben die Oberschwaben Tourismus GmbH gemeinsam mit den
lokalen Partnern die Möglichkeit, die Attraktivität des Radweges
zu steigern und so immer mehr Radtouristen anzuziehen. Denn
der Oberschwaben-Allgäu-Weg, der erst 2011 entstand, ist im
Gegensatz zum Donau-Bodensee-Weg noch wenig bekannt.
info
Der Radverkehr wird vom Land Baden-Württemberg stark gefördert. Neben der regelmäßigen Prüfung der Beschilderung
an den Landesradfernwegen und der Klassifizierung ausgewählter Routen als Qualitätsradroute entwickelt das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur zusammen mit den Landkreisen derzeit das RadNETZ Baden-Württemberg. Auf rund
8.000 Kilometern werden Städte unterschiedlicher Größe
durch alltagstaugliche Routen verbunden. Zudem wirbt die
Initiative RadKULTUR für die Einfachheit und Selbstverständlichkeit, aufs Rad zu steigen und zu radeln.
www.radkultur-bw.de
FaHrraDlanD
6 7
BeQueM planen &
entspannt raDeln
Mit dem radroutenplaner Baden-württemberg können
radfahrer ihre alltags- und Freizeittouren einfach, schnell und
komfortabel planen.
Von Andrea Toll
Wer in Baden-Württemberg radeln will, hat eine Fülle an Möglichkeiten. Allein die 19 Landesradfernwege bringen es zusammen auf rund 4.500 Kilometer. Da kann die Wahl schwerfallen,
muss sie aber nicht. Denn seit 2011 gibt es den kostenlosen
Radroutenplaner Baden-Württemberg im Internet, der ein Radroutennetz von über 40.000 Kilometer bereithält. Auch die
Landesradfernwege sind als überregionale Routen vollständig
enthalten – inklusive Höhenprofil, Streckenbeschreibung
und Bilder. Neben der Wegstrecke werden dem Nutzer die
sogenannten Points of Interest (POI), wie Unterkünfte für
Radler, Einkehrmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten, öffentliche
Leihfahrräder und alle rund 35.000 Bahnhöfe und Haltestellen
in Baden-Württemberg angezeigt. „Um möglichst umfassende
und aktuelle Informationen bieten zu können, arbeiten wir
eng mit der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, den Stadt- und Landkreisen und den Tourismusorganisationen zusammen“, erklärt Sebastian Lenz von der
Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW).
inDiViDuelle routen-planunG
Mit dem Radroutenplaner lassen sich
ebenso individuelle Routen von A nach
B planen, auch in Kombination mit
öffentlichen Verkehrsmitteln. „Uns ist
sehr daran gelegen, dass der öffentliche Personennahverkehr und das
Fahrradfahren immer stärker verknüpft
werden. Deswegen haben wir den
Radroutenplaner so konzipiert, dass
stets aktuelle Daten zu öffentlichen
Verkehrsmitteln aus der elektronischen
Fahrplanauskunft EFA-BW einfließen“,
betont Lenz. So haben Nutzer die
Möglichkeit, sämtliche Fahrplandaten
von Bahnhöfen und Haltestellen direkt
im Routenplaner abzurufen. Zudem erhält er Informationen zur
Fahrradmitnahme im ÖPNV und zu Fahrradverleihsystemen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Radler den Radroutenplaner auch
von unterwegs aus nutzen können, denn er ist als praktische
App für iPhones und Android-Smartphones verfügbar. Papierkarten sind deswegen nicht mehr nötig. Detaillierte Fahrtanweisungen gibt es direkt aufs Handy. Bei eingeschalteter
Ortung über GPS können Radler sich warnen lassen, wenn
sie die vorgeschlagene Route aus Versehen verlassen.
www.radroutenplaner-bw.de
Freizeit- und Alltagstouren lassen sich bequem mit dem Radroutenplaner planen.
Zugiläum!
20 Jahre NVBW
Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte hat sich bei der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) viel getan.
Um das zwanzigjährige Bestehen gebührend zu feiern und
mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, hat die NVBW ein
sogenanntes „Zugiläum“ geplant.
Nach und nach erweiterte sich das Aufgabenspektrum. Es
kamen die landesweite Fahrplanerstellung, die telefonische und
elektronische Fahrplanauskunft (EFA-BW), das Marketing mit der
Dachmarke „3-Löwen-Takt“ und das Vertrags-Controlling hinzu.
Gemeinsam mit den baden-württembergischen Verkehrsverbünden bewirbt die NVBW seit 1999 den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Von Andrea Toll
Zwanzig Jahre NVBW: Ein guter Grund zu feiern und Rückschau
zu halten. Vom 8. bis 11. September 2015 tourt ein Jubiläumszug durchs Ländle, in dem nicht nur die Entwicklung der Nahverkehrsgesellschaft, sondern auch die des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) präsentiert wird, wobei das Augenmerk
auf Zugkilometern, Ausschreibungen, Verkehrs- und Infrastrukturprojekten liegt. Ansprechpartner der NVBW sind mit
vor Ort und geben gern Auskunft zu allen Fragen rund um
den ÖPNV. Auch Verkehrsminister Winfried Hermann, Staatssekretärin Dr. Gisela Splett sowie weitere Verantwortliche
des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg werden an einzelnen Stationen dabei sein. Das ZugJubiläum oder kurz, das „Zugiläum“ soll dort stattfinden, wo
auch sonst der Fokus liegt – auf der Schiene.
An vier Tagen macht der Zug zwei Stunden lang an jeweils
zwei Bahnhöfen Station. Dafür wurden Karlsruhe, Heidelberg,
Heilbronn, Stuttgart, Ulm, Friedrichshafen, Basel und Freiburg
ausgewählt. Die Idee ist, die NVBW in allen Regionen des
Landes zu präsentieren und mit interessierten Bürgern ins
Gespräch zu kommen.
Enge Kooperationen
Ein weiterer Schwerpunkt liegt heute auch auf der Einbindung
lokaler und regionaler Verkehre, um den integralen Taktfahrplan
(ITF) zu verbessern. Dafür arbeitet die NVBW eng mit den Landkreisen, Regionalverbänden, Kommunen, Verkehrsunternehmen
und -verbünden zusammen. Seit 2008 steht sie dem Land auch
in allen Fragen des Umweltverbundes und der Radverkehrsförderung zur Seite.
Wie alles anfing
Als das Land 1995 im Vorgriff auf das Regionalisierungsgesetz
die Weichen für den Nahverkehr neu stellte, rief das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur schon 1995 die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH ins Leben. Fortan
unterstützte sie das Ministerium bei allen Fragen rund um den
SPNV. Die NVBW ist seitdem verantwortlich, Leistungen im
Nahverkehr und die dafür notwendige Infrastruktur zu planen
und zu bestellen. Zudem bereitet sie Ausschreibungen im
SPNV vor und ist Ansprechpartner für Gebietskörperschaften
und Eisenbahnunternehmen.
sommer im 3-löwen-takt
Seit April 2014 ist das „Kompetenzzentrum innovative Angebotsformen im ÖPNV“ bei der NVBW angesiedelt. Sein Fokus
liegt darauf, zukunftsorientierte Verkehrsangebote im ländlichen
Raum zu entwickeln. Dazu zählen beispielweise Bürger- und
Rufbusse. Auch das Thema Fußverkehr spielt bei der NVBW
eine Rolle. Hier berät und sensibilisiert sie auf kommunaler
Ebene. Kommunikationsmaßnahmen und Modellprojekte sollen
dafür Sorge tragen, dass Fußverkehr nicht nur als Verkehrsform
wahrgenommen, sondern auch in ein umfassendes urbanes
Mobilitätskonzept integriert wird.
So sind in den letzten zwanzig Jahren immer neue Arbeitsbereiche hinzugekommen und das Spektrum hat sich nach vielen
Seiten hin erweitert. Und auch zukünftig wird sich die NVBW für
einen attraktiven Nahverkehr einsetzen. Sie entwickelt weiter
nachhaltige und offene Mobilitätskonzepte, die verschiedene
Verkehrsmittel verknüpfen, Akteure des Nahverkehrs vernetzen
und die Mobilitätsbedürfnisse der Bürger treffen. Am Ende steht
die gemeinsame Vision: das optimale Verkehrsangebot.
8 9
Zugiläums-Termine
Mit einem Jubiläumszug tourt die NVBW vom 8. bis 11. September
durchs Land und gibt Einblicke in ihre zwanzigjährige Geschichte.
8. September 2015
Karlsruhe Hauptbahnhof, 9:30 –11:30 Uhr
Heidelberg Hauptbahnhof, 12:30 –14:30 Uhr
9. September 2015
Heilbronn Hauptbahnhof, 9:30 –11:30 Uhr
Stuttgart Hauptbahnhof, 13:30 – 15:30 Uhr
10. September 2015
Ulm Hauptbahnhof, 9:30 –11:30 Uhr
Friedrichshafen Hafen, 13 –15 Uhr
11. September 2015
Basel Badischer Bahnhof, 9 –11 Uhr
Freiburg Hauptbahnhof, 13 –15 Uhr
Der Regio-Shuttle ist vom 8. bis 11. September auf Jubiläumstour.
loHnt sicH
Doppelt!
ob Festival- oder Kinogänger, adrenalin-Junkies oder sprachbegeisterte: Mit dem schüler-Ferien-ticket kommen schüler
auch in diesem Jahr wieder in jede ecke Baden-württembergs –
mit Bus, Bahn oder Bodenseeschiff. und das für nur 31,90 euro.
Da kommt garantiert keine Langeweile auf: Vom 30. Juli bis zum
13. September können Schüler tolle Festivals, den Europa-Park,
Cineplex-Kinos und viele weitere Ziele ganz einfach und für nur
31,90 Euro mit dem Schüler-Ferien-Ticket erreichen. Wer das
Ticket nutzt, erhält obendrauf zahlreiche Vergünstigungen, z. B.
bei Übernachtungen in Jugendherbergen, bei Kursen der BerlitzSprachschulen und bei verschiedenen Online-Shops.
Ein zusätzliches Plus ist, dass die Fahrkarte nicht allein in
Baden-Württemberg gültig ist, sondern auch auf ausgewählten
Linien in Bayern, Hessen und in der Schweiz. Außerdem können
an Sonn- und Feiertagen alle 3-Löwen-Takt-Radexpress-Züge
genutzt und Fahrräder kostenlos mitgenommen werden.
Das Schüler-Ferien-Ticket gilt für Jugendliche unter 15 Jahren
gegen Vorlage eines Altersnachweises sowie für alle Vollzeitschüler von 15 bis 22 Jahren gegen Vorlage des gültigen
Den Sommer mit dem Schüler-Ferien-Ticket genießen.
Schülerausweises. Auch
Austauschschüler und
Schüler, die in diesem
Jahr die Schule beendet haben, können das Ticket erwerben.
Das Schüler-Ferien-Ticket ist in den Reisezentren der Deutschen
Bahn AG, im Internet und an den DB-Automaten erhältlich.
MitMacHen unD eine reise Gewinnen
Das Schüler-Ferien-Ticket soll noch besser werden. Deswegen
möchte der 3-Löwen-Takt gern wissen, was den Schülern daran
gefällt, welche Erfahrungen sie damit gemacht haben und was
sie ändern würden. Wer an der Umfrage auf www.schuelerferien-ticket.de teilnimmt, kann mit ein bisschen Glück eine
Reise für zwei Personen nach Paris im Wert von 1000 Euro
gewinnen. Startschuss für die Umfrage ist der 6. September,
Teilnahmeschluss der 4. Oktober 2015.
www.schueler-ferien-ticket.de
www.facebook.com/schuelerferienticket
sommer im 3-löwen-takt
10 11
Der ideale Weg
Ob zu Fuß, mit dem Rad, dem öffentlichen Personenverkehr, dem Pkw oder
per Park & Ride: Die neue elektronische
Verkehrsauskunft des Landes findet die
kürzeste Strecke und die beste Verbindung für jeden Verkehrsteilnehmer.
Die elektronische Verkehrsauskunft auf
einen Blick
Vergleich der verschiedenen Routen: zu Fuß, mit dem öffentlichen Verkehr, dem PKW und
per Park & Ride
Start- und Zieleingabe per Ortung, Adresse, Sehenswürdigkeit, Haltestelle sowie über
Auswahl eines beliebigen Kartenpunktes
Navigation und Fahrtbegleitung
Abspeicherung von Routen (Offline-Verfügbarkeit)
Aktuelle Verkehrslage und die neuesten Verkehrsinformationen für Baden-Württemberg
Anzeige der aktuellen Auslastung von Parkhäusern in Stuttgart
Zuschaltung von Sehenswürdigkeiten in der Karte möglich
Museumsbahnen online
Wer nicht an der schnellste Route, sondern an einer gemütlichen Tour im Ländle interessiert
ist, findet auf dem Museumsbahnenportal des 3-Löwen-Takts eine vollständige Präsentation
und die aktuellen Fahrpläne aller Museums- und Kleinbahnen in Baden-Württemberg.
www.3-loewen-takt.de
Über die elektronische Verkehrsauskunft,
die auch als App für Android-Smartphones
und iPhones verfügbar ist, können sich
Nutzer verschiedene Routenvorschläge
für den öffentlichen Verkehr und den
Individualverkehr anzeigen lassen. Das
multimodale Auskunftsportal berechnet
die Reisekette und stellt die Route in
Textform sowie als Wegverlauf auf einer
interaktiven Karte dar. Auf dieser Basis
können Reisevarianten zu Fuß, mit dem
Rad, dem öffentlichen Verkehr und dem
Pkw bequem geplant werden. In die
elektronische Verkehrsauskunft fließen
die stets aktuellen Informationen der
Fahrplanauskunft „EFA-BW“ und zukünftig des „Radroutenplaners BW“ sowie
Verkehrsmeldungen für den Autoverkehr
ein.
Über das Auskunftsportal erhält der
Nutzer eine Übersicht über Parkhäuser
und Parkplätze im Großraum Stuttgart.
Zudem wird der für ihn optimale P&RParkplatz und die Route dorthin angezeigt.
In den nächsten Monaten wird die Routingfunktion auch für Fahrradnutzer
freigeschaltet. Informationen zu Standorten von Leihfahrrädern und CarSharing-Fahrzeugen werden nach und
nach integriert.
www.3-loewen-takt.de/elektronischeverkehrsauskunft/
Die Dreischwellenstopfmaschine 09-3X im Einsatz.
Frisch gestopft
und gekehrt
Es gibt nicht nur außergewöhnliche Berufe bei der Bahn,
sondern ebenso Maschinen, von denen nur Experten wissen,
für welche Zwecke sie eingesetzt werden und wie sie funktionieren. Um herauszufinden, was Gleisstopfmaschinen sind,
war der 3-Löwen-Takt auf den Gleisen zwischen BietigheimBissingen und Tamm unterwegs.
Von Andrea Toll
Eine riesige, etwa dreißig Meter lange, gelbe Maschine schiebt
sich gleichmäßig und gemächlich über das Gleis. Lange Stäbe,
die wie Bohrer aussehen, ruckeln sich in den Schotter und
werden dann wieder herausgezogen. Ein paar Meter dahinter
folgt ein etwas kürzeres, nicht weniger beeindruckendes Gerät,
eingehüllt in eine Staubwolke. Arbeiter mit orangefarbenen
Westen sind ebenfalls am Gleis beschäftigt. Was passiert dort?
Und was sind das für Maschinen? Auskunft darüber kann
Matthias Domeier, leitender Bauüberwacher der Baustelle zwischen Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg, geben. „Bei der
ersten Maschine handelt es sich um eine Dreischwellenstopfmaschine des Typs 09-3 X . Dahinter fährt eine Schotterplaniermaschine“, erklärt Domeier. Ein durchdringendes Warnsignal
unterbricht ihn, dann rauscht eine Regionalbahn auf dem Gleis
daneben vorbei. „Wir sagen Rottenwarnsignal dazu. Die Signale werden durch ein automatisches Warnsystem erzeugt. Da
die Gleisstopfmaschine ziemlich laut ist, muss das Signal noch
lauter sein, damit alle Arbeiter die Warnsignale hören“,
nimmt Domeier den Faden wieder auf.
Nun geht es aber erst einmal um die Gleisstopfmaschine.
„Ganz grob gesagt, wird die Maschine eingesetzt, um die Gleisanlage instand zu halten“, bringt Domeier Licht ins Dunkel.
Die Gleisstopfmaschine hebt das Gleis etwa zehn Sekunden
lang minimal an, dann tauchen vibrierende Stopfpickel für rund
2,5 Sekunden von oben in das Schotterbett und verdichten so
den Schotter unter der Schwelle. „Auch wenn diese Maschine
eher grob aussieht, arbeitet sie äußerst präzise und es gibt
nur wenige Millimeter Toleranz“, weiß Domeier.
Von 500 auf 1.800 Meter pro Stunde
Seit 1965 gibt es Gleisstopfmaschinen für das gleichzeitige
Stopfen von zwei Schwellen. Heute sind häufig Dreischwellenstopfmaschinen im Einsatz, so wie die 09-3X, die drei Schwellen gleichzeitig stopft. Seit 2005 ist das Stopfen von sogar vier
Schwellen möglich. „Früher hat man das noch mit der Hacke
erledigt. Da haben wir es heute wesentlich leichter“, scherzt
Rupert Kist, Vorarbeiter bei der Firma Schweerbau, die mit
ihren fünf Gleisstopfmaschinen deutschlandweit unterwegs ist.
Kist ist ein alter Hase, denn er ist bereits seit den 70er Jahren
hinter den kulissen
auf Deutschlands Gleisen unterwegs. „Früher haben wir mit
der Gleisstopfmaschine fünfhundert Meter in der Stunde
geschafft, jetzt sind es 1.800 Meter“, berichtet er. Damals
mussten die Maschinen für den Stopfvorgang komplett
angehalten werden. Heute bewegen sie sich kontinuierlich in
langsamer Fahrt über das Gleis, während nur die Stopfaggregate über den zu stopfenden Schwellen stehenbleiben, bis der
Stopfvorgang beendet ist. Danach bewegen sie sich auf einem
längsbeweglichen Schlitten, der im Hauptrahmen gelagert ist,
schnell zur nächsten Schwellengruppe. „Normalerweise fährt
die Maschine dreimal über den Umbaubereich“, führt
Domeier aus. „Beim ersten Mal handelt es sich um den Hauptverdichtungsgang, dann folgen die erste und zweite Stabilisation, bei der die Gleise in die Endlage gebracht werden.“
Zwar hat sich die Technologie in den letzten Jahrzehnten stark
weiterentwickelt, auf Fachkräfte kann jedoch nicht verzichtet werden. So sitzt im Vorwagen der Gleisstopfmaschine ein
Bediener, der für die Messungen und Einstellungen der
Maschine verantwortlich ist. Zudem wird hier jeder Millimeter
der Gleisanlage grafisch dokumentiert. Ein weiterer Bediener
ist für die Stopfpickel zuständig.
12 13
Rupert Kist (links) und Matthias Domeier.
Anders als bei der Gleisstopfmaschine befinden sich die
Bedienerplätze unmittelbar daneben mit Blick auf den Arbeitsbereich. Im Weichenstopfmodus werden die Schienen durch
verstellbare Haken entweder unter dem Schienenfuß oder -kopf
umfasst und damit gehoben und gerichtet. Zwar sind sie als
Universalstopfmaschinen auch im Gleis nutzbar, jedoch erreichen sie nicht die gleichen Leistungen wie spezialisierte
Gleisstopfmaschinen.
Wirkt die 09-3X mit ihren dreißig Metern schon groß, ist sie
winzig im Vergleich zur Materialförder- und Siloeinheit (MFS),
die bis zu sechshundert Meter lang ist: Sie kann Förderbandstraße, Speicher und Selbstentlader in einem für Schotter sein
oder aber für den Transport von Neu- und Altschwellen eingesetzt werden. „Mich fasziniert das jedes Mal aufs Neue, wenn
ich das sehe“, zeigt sich Domeier beeindruckt. Wie dieses
System genau funktioniert, erfahren wir beim nächsten Besuch.
Die Stopfpickel verdichten den Schotter unter den Schwellen.
Die Dreischwellenstopfmaschine 09-3X in Zahlen
Hersteller: Plasser & Theurer
Abkehren der Schwellen
Bei der hinterherfahrenden Maschine handelt es sich um
eine Schotterplaniermaschine, kurz: SSP. Salopp gesagt räumt
sie hinter der Gleisstopfmaschine auf, denn sie kehrt die
Schwellenoberfläche und die Zwischenfächer ab und planiert
den Schotter neben den Schwellen. „Das ist vor allem für die
Stabilität der Gleisanlage wichtig“, erläutert Domeier. Das
erklärt auch die große Staubwolke, die das Fahrzeug umgibt.
„Ein ganz schön staubiger Job, aber wir haben ja Duschen“, sagt
Kist und ein Lachen macht sich auf seinem Gesicht breit. Für
den rund sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen Bietigheim-Bissingen und Tamm benötigen er und seine Kollegen gut
drei Tage – zehn bis elf Stunden pro Tag, Sonntag inklusive.
Gesamtgewicht: 129.000 kg
Länge über Puffer: 33.950 mm
Achszahl: 8
Motorleistung Stopfmaschine: 440 kW
Motorleistung Stabilisationsanhänger: 146 kW
Fahrgeschwindigkeit im Zugverband: 100 km/h
Fahrgeschwindigkeit mit Eigenantrieb: 100 km/h
Arbeitsleistung bei Durcharbeitung: 1.800 m/h
Arbeitsleistung bei Verdichtung: 1.000 m/h
Kleinster befahrbarer Gleisbogen: R 120 m
Min. Radius für Stopfarbeiten: R 180 m
Zugelassen zur Mitfahrt: 6 Pers.
Weichenstopfmaschine
Gibt es für die Gleise die Gleisstopfmaschine, wird für die
Weichen eine entsprechende Weichenstopfmaschine eingesetzt. Bei dieser Maschine lassen sich die Stopfaggregate
und -pickel seitlich und längs verschieben und positionieren.
Der Waldgeist Karl-Heinz Wilhelm.
Es darf
gefeiert werden!
Die aktuellen Jubiläen rund um die Schwäbische Waldbahn
wurden kurzerhand zu einem Fünferpack geschnürt. Gratisfahrten, Festakt und Freibier waren Lockmittel für zahlreiche
Gäste. Auf denkmalgeschützter Strecke ging’s hinauf zum
Welzheimer Tannwald, wo sich sogar ein leibhaftiger Waldgeist eingefunden hatte.
Von Thomas Vogel
Blumen und Grünzeug im Haar und drumherum, ein schelmisches Lächeln im Gesicht – die Begrüßung durch einen Waldgeist ist selbst bei einem Museumsbahnbetrieb mit seinem
großen Vorrat an Kindheitserinnerungen und Nostalgie die
Ausnahme. Das noch größere kleine Wunder aber ist, dass seit
dem Jahr 2010 zwischen Rudersberg-Oberndorf und dem
knapp 300 Meter höher gelegenen Welzheim wieder die Züge
rattern: die Schwäbische Waldbahn. So heißt seither die Bergstrecke in Verlängerung der Wieslauftalbahn, die im Tal dann
weiter bis Schorndorf führt. Hinter diesem „Wunder“ aber
stecken Tatkraft, Eisenbahn-Enthusiasmus, Entschlossenheit
und gewiss auch ein schöner Batzen Geld. Würde sich der Einsatz lohnen? Das fragten sich am Anfang viele Beteiligte und
Beobachter.
Erwartungen übertroffen
„Er lohnte unbedingt“, zieht Reinhold Kasean, Erster Beigeordneter der Stadt Welzheim, ein durchweg positives Resümee
aus fünf Jahren Museumsbahnbetrieb und hat gleich die
passenden Zahlen parat: 15.000 bis 20.000 Fahrgäste pro Jahr
waren kalkuliert. Tatsächlich seien es viel mehr geworden,
nämlich 24.000 bis 30.000, zumeist Tagesausflügler, vornehmlich aus dem Stuttgarter Raum. Die Stadt investierte nicht allein
in die Bahn selbst, sondern machte sich gleichzeitig daran, ihre
Attraktivität für Gäste weiter zu steigern. Hinzu kamen etwa
der Poetenpfad und der Römerspielplatz. Längs der Strecke
verläuft der Bahnerlebnispfad (s. S. 16/17). Private zogen nach
und eröffneten Cafés und – vor wiederum fünf Jahren – den
Biergarten nahe der Endstation.
Hier, unter schattigen Bäumen, lässt es sich geruhsam rasten.
Wer Glück hatte, bekam am Jubiläumswochenende etwas ab
von den 200 Litern Freibier, die der Wirt spendiert hatte. Stilecht ertönte ab und an das Pfeifen einer Dampflok, in diesem
Fall von einer Miniaturausgabe vom nahen Spielplatz. Gockel
drehten sich im Grill, die Rettiche knackten im Mund. Ausflüglerglück pur.
Welzheim, das auf der touristischen Karte als Limesund Römerstadt sowie als Luftkurort punktet, habe mit
der Museumsbahn nun sogar zusätzlich ein echtes
unterwegs im 3-löwen-takt
14 15
Alleinstellungsmerkmal in der Großregion bekommen, stellt
Kasean heraus. Dem Bekanntheitsgrad und dem Image der
Kommune mit ihren 11.000 Einwohnern sei dies natürlich mehr
als förderlich.
Einsatz in der „Grünen Hölle“
Möglich wurde dies, weil auch andere mit Feuereifer mitgezogen haben, der Förderverein Welzheimer Bahn e.V. beispielsweise. Vor 15 Jahren gegründet, haben sich seine Aktivisten
die Instandhaltung der 1988 nach einem Bergsturz für mehrere
Jahre unbefahrenen Strecke zur Daueraufgabe erkoren. Als sie
damit anfingen, hatte der angrenzende Wald schon Besitz von
der Trasse ergriffen. „Eine grüne Hölle“, erinnern sich Edwin
Niethmann und Manfred Thaiss an die erste Zeit zurück. Nach
Stürmen mit Baumbruch kommen die Sägen heute noch des
Öfteren zum Einsatz. Ansonsten gelte das Hauptaugenmerk der
Ehrenamtlichen, die bislang rund 40.000 Arbeitsstunden abgeleistet haben, den Wasserdurchlässen. Niethmann diktiert in
den Notizblock: „Der Feind der Bahn ist vor allem das Wasser.“
Zahlreiche Gäste feierten die Jubiläen rund um die
Schwäbische Waldbahn.
und Schorndorf auf rund eine Million. Genutzt wird der mit
der S-Bahn vertaktete „Wiesel“, wie er von den Fahrgästen
liebevoll genannt wird, hauptsächlich von Berufspendlern
und Schülern.
Noch ein Kraftakt
An den Jubiläumstagen im Mai waren die Wieseltriebwagen
ebenfalls im Einsatz. Diesmal war der Ansturm teilweise so
groß, dass der Takt etwas aus den Fugen geriet. Wegen der
ein- und aussteigenden Besucher waren zum Teil längere
Haltezeiten notwendig als geplant. Die Stimmung war dennoch aufgeräumt.
Gemütliche Einkehr im Biergarten nahe der Endstation.
Und auch die Vergänglichkeit des Materials der historischen
Fahrzeuge, die einen hohen Aufwand für Restaurierung und
Instandhaltung nach sich zieht, ist kaum ihre ziemlich beste
Freundin. So ist das jedenfalls aus der Perspektive des seit
30 Jahren existierenden und „unter Dampf“ stehenden Vereins
Dampfbahnfreunde Kochertal (DBK), der die Museumsbahnzüge
auf der Strecke stellt. An mehr als der Hälfte der Betriebstage
zwischen Mai und Oktober schnauft eine Dampflok aus ihrem
Fuhrpark den Berg hinauf, an den übrigen Tagen zieht eine
Diesellok die historischen Wagen.
Das Jubiläumsquintett wäre nicht komplett ohne den Zweckverband Wieslauftalbahn. Dieser hatte die von der Stilllegung
bedrohte Strecke einst für den symbolischen Preis von einer
D-Mark übernommen und die Wiederinbetriebnahme im Jahr
1995, also vor genau 20 Jahren, erreicht. Vertreten bei der Feier
im kleinen Festzelt durch Landrat Johannes Fuchs wurde von
ihm gleich noch eine „Erfolgsstory des öffentlichen Nahverkehrs“ aufgeblättert. Zwar habe die Sanierung der insgesamt
22,9 Kilometer langen Strecke inzwischen 20 Millionen Euro
gekostet, doch seien die erhofften Fahrgastzahlen bei Weitem
übertroffen worden. Im vergangenen Jahr summierten sich
allein die Passagierzahlen im regulären ÖPNV der 11,5 Kilometer langen Wieslauftalbahn zwischen Rudersberg-Oberndorf
Natürlich wurde von den Insidern vor und im Festzelt im Welzheimer Tannen-Idyll auch über die noch anstehenden Kraftakte
gesprochen. Als letzte große und teure Baumaßnahme steht
2016 die Sanierung des Viadukts an der Laufenmühle an,
veranschlagt mit mehr als 1,2 Millionen Euro. Einen Teil davon
wird wiederum die Stadt Welzheim tragen müssen, zusätzlich
zu den bisher von ihr jetzt schon beigesteuerten 2,5 Millionen.
Die damalige Oberamtsstadt Welzheim „an die Welt anzuschließen“, war in den Zeiten des Königreichs Württemberg
die ursprüngliche Intention des zwischen 1908 und 1911 realisierten Verkehrsvorhabens. Seine drei Viadukte zählen zu den
spektakulärsten Bauwerken der heute als „Sachgesamtheit“
unter Denkmalsschutz stehenden Zubringerstrecke, die eine
der steilsten Bahnstrecken in Baden-Württemberg ist. Mehr
als gemütliche 30 Kilometer pro Stunde sind da nicht drin.
Diesmal mit „Geist“
Der „Waldgeist“ wiederum hat eine ganz andere und eigene
Geschichte. Er heißt mit bürgerlichem Namen Karl-Heinz
Wilhelm und ist bekannt dafür, dass er mitunter auch den
Blumenkönig oder den Tiger-Mann gibt. Frei nach Loriot wäre
der Schwäbische Wald ohne Waldgeist zwar denkbar, aber
zumindest sinnlos. Dieser selbst gibt dann aber eine ganz
andere Erklärung für sein inoffizielles Erscheinen: „Schließlich
existiert hier auch eine Waldfee, sogar eine offiziell gekürte.“
Zum Abschied winkte er den Zügen hinterher.
Flink wie
ein Wiesel
Das „Wiesel“, wie die Wieslauftalbahn liebevoll genannt wird,
pendelt zwischen der Daimlerstadt Schorndorf und Rudersberg.
Gut kombinieren lässt sich die Bahnfahrt mit einer Wanderung
auf dem Bahnerlebnispfad der Schwäbischen Waldbahn. Für
Trainspotter und Naturliebhaber quasi ein Muss. Nirgendwo
sonst lassen sich die typischen Landschaften des Naturparks
auf so kurzer Distanz erfahren und die Trassenführung der
Schwäbischen Waldbahn aus dieser besonderen Perspektive
erleben.
Von Saskia Klima
© Wieslauf-Schlucht: VUD Medien GmbH, Foto: Saskia Klima
„Immer den Gleisen nach“ lautet das Motto des Bahnerlebnispfades der Schwäbischen Waldbahn, der durch die Wieslaufschlucht und das Edenbachtal hinauf nach Welzheim führt.
Zugegebenermaßen kommen auf der Strecke nicht nur die Züge
zum Schnaufen, sondern auch die Wanderer. Doch es bieten
sich genügend Möglichkeiten zu einer Einkehr. Wer es gemütlicher mag, fährt mit der Waldbahn oder mit dem Bus
(Linie 228) bis zur Endstation und geht die Strecke bahnabwärts.
Wieslaufschlucht im Naturpark Schwäbisch Fränkischer Wald.
Der Zeitbedarf für die fast 15 Kilometer lange Strecke beträgt
je nach Fitness rund vier Stunden. Wer sich Zeit lässt und die
Infotafeln entlang der Strecke studiert, sollte mit fünf Stunden
rechnen. Der Bahnerlebnispfad ist in beide Richtungen ausgeschildert, trotzdem muss man ab und zu genau nach den
Markierungen schauen, um keinen falschen Weg einzuschlagen.
Auf der Strecke zwischen Schorndorf und Oberndorf verkehren
moderne Triebwagen, die leise über die Schienen schnurren und
Berufstätige, Schüler sowie Ausflügler ins idyllische Wieslauftal
oder in die Daimlerstadt Schorndorf bringen. Während der zwanzigminütigen Fahrt nach Oberndorf kann man aus dem Fenster
schauen und vor sich hin träumen. Linker Hand viel Grün und
Ausblick auf die „Berglen“, wie der Höhenzug mit den Dörfern
genannt wird, und die gepflegten „Stückle“, die schwäbischen
Schrebergärten. Rechter Hand ziehen die Orte des Wieslauftals
an einem vorbei. Alle mit einer langen Geschichte. Die Ölmühle
in Michelau, nur zehn Minuten Fußweg vom Haltepunkt der
Bahn entfernt, stammt aus dem Jahr 1754 und gilt als älteste
ihrer Art. Rudersberg wurde 1245 erstmals urkundlich erwähnt
und Steinenberg bereits 1234. Der Ort, der nicht direkt an der
Bahnstrecke liegt, hat einen hübschen Kirchplatz mit einem
sehenswerten Ensemble historischer Gebäude.
unterwegs im 3-löwen-takt
Durch Wiesen, Wälder und wilde Klingen
info/sehenswertes
Am Bahnhof in Oberndorf angekommen, orientieren wir uns
anhand der Übersichtstafel und finden auch gleich den Einstieg
in den Bahnerlebnispfad. Dieser führt zuerst ein Stück entlang
der Bahn und dann über Streuobstwiesen oberhalb des Kirchhaldenhofes entlang der Trasse über den Birkenberghof hinein
nach Klaffenbach. Hier erreichen wir das erste der drei Viadukte,
das Igelsbach-Viadukt, welches das Tal in 15 Metern Höhe überspannt.
Nach etwas mehr als einer Stunde Gehzeit stoßen wir auf das
Strümpfelbach-Viadukt. Von der neuen Plattform kann man
wunderbar das Viadukt und – falls sie gerade vorbeifährt – die
Waldbahn sehen. Jetzt heißt es, den Strümpfelbach queren.
Deshalb führt der Weg bergab und auf der anderen Seite des
Baches wieder steil bergauf und wir sind im kleinen Weiler
Steinbach angelangt. Vielleicht hat der Kiosk geöffnet und bietet
den für diese Region typischen Salzkuchen an. Dann kommen
wir an einer Rast nicht vorbei.
Auf schmalen Pfaden und über Brücken schlängelt sich der
Erlebnispfad durch das eindrucksvolle Erosionstal der Wieslauf
bergauf zur Klingenmühle. Ein spannendes Naturerlebnis mit
gewaltigen Sandsteinfelsen und sehenswerten Steilufern.
Rund 200 Meter beträgt hier die Höhendifferenz zwischen der
Bahntrasse und dem Talgrund. An der Klingenmühle führt der
Bahnerlebnispfad nach links hinauf zum Bahnhof Laufenmühle.
Wer nicht zum Bahnhof muss, kann auch rechts der Wieslauf
den Weg zum Viadukt an der Laufenmühle hinaufgehen.
168 Meter lang ist das 1910 fertiggestellte Viadukt, das das
Edenbachtal überbrückt. Eine große Ingenieursleistung der
damaligen Zeit. Ab hier folgt der Bahnerlebnispfad dem idyllischen Edenbachtal weiter hinauf nach Breitenfürst. Rund
eine Stunde benötigen wir, bis wir am Haltepunkt Breitenfürst
der Waldbahn angelangt sind. Nun ist auch der Scheitelpunkt
erreicht und die meisten Höhenmeter liegen hinter uns. Die
restlichen 30 Minuten zum Bahnhof nach Welzheim können
wir gemütlich angehen lassen.
Samstags mit dem Wiesel und der Buslinie 228
Schorndorf
an
an
ab
9:20
ab
16:30
9:41
Welzheim Bus Nr. 228, Busbahnhof
Schorndorf Busbahnhof
Tourist-Information Stadt Welzheim
Pfarrstr. 6, 73642 Welzheim, Tel. 07182 800815, tägl. 10 –17:30 Uhr
(außer Januar).
Tourist-Information an der Haltestelle Tannwald
73642 Welzheim. An den Fahrtagen der Waldbahn 10:30 –17:30 Uhr.
Ölmühle Michelau
Ostern – Ende Oktober So. / Feiertag 13 –18 Uhr. Eintritt frei.
„Eins + Alles“ Erfahrungsfeld der Sinne
am Viadukt Laufenmühle, Tel. 07182 800777, www.eins-und-alles.
de. April – November tägl. 10 –18 Uhr. Erw. 9 Euro (Mo. / Fr.), 11 Euro
(Sa. / So. / Feiertag).
Die Schwäbische Waldbahn fährt von Mai bis Oktober jeden
Sonn- und Feiertag (außer am 2. und 9. August) und an den
ersten drei Adventssonntagen von Schorndorf nach Welzheim.
Tel. 07182 8008 -15, www.schwaebische-waldbahn.de
Zum Bahnerlebnispfad gibt es einen Flyer mit einer ausführlichen
Beschreibung der Strecke und zahlreichen Einkehrtipps. Dieser
ist an Fahrtagen der Bahn in der Touristinformation Haltepunkt
Tannwald (Welzheim) erhältlich oder kann unter
www.schwaebischerwald.com heruntergeladen werden.
einkehren
Bauernhofkiosk
am Viadukt in Rudersberg-Steinbach, Tel. 07183 37275.
Mai – Oktober an So. / Feiertagen.
Garten-Café Keramik
am Viadukt in Rudersberg-Steinbach, Tel. 07183 1513. Bei schönem
Wetter an Dampffahrtagen der Waldbahn 10 –18 Uhr.
Espresso Gleis 1
am Haltepunkt Breitenfürst, Tel. 0162 8691503. Mai – Oktober
Sa. / So. 10:30 –18 Uhr.
an- und abreise-informationen
Rudersberg-Oberndorf
16 17
Biergarten am Tannwald
Tannwiese 4, 73642 Welzheim, Tel. 0151 11702034. Mai – Oktober
bei Biergartenwetter täglich ab 17, So. / Feiertag ab 11 Uhr.
veranstaltungen
17:14
Sonntags mit der Buslinie 228
Schorndorf Busbahnhof
Rudersberg-Oberndorf
an
an
8:20
ab
14:30
ab
9:30
ab
17:35
8:44
Welzheim Busbahnhof
Schorndorf Busbahnhof
ab
15:10
Sonntags mit der Schwäbischen Waldbahn
Schorndorf
Rudersberg-Oberndorf
an
9:58
Welzheim Busbahnhof
Schorndorf Busbahnhof
an
18:34
Apfelmarkt und Berg- und Wieslauftal-Tour in Rudersberg
am 3. Oktober 2015
Schorndorfer Weintage
28. – 30. August 2015
Tag des Schwäbischen Waldes
mit Erlebnistouren und Fahrten der Schwäbischen Waldbahn in der
gesamten Region: 20. September 2015
Blick auf das idyllische Bad Peterstal.
scHwarzwalDlanDscHaFt Geniessen
Das renchtal gehört zu den schönsten seitentälern des
schwarzwaldes. Bestens erschlossen ist die region mit der
ortenau-s-Bahn, die im stundentakt bereits ab offenburg
für bequeme Fahrtmöglichkeiten sorgt. Moderne und klimatisierte Dieseltriebwagen gewähren maximalen reisekomfort.
Von Korbinian Fleischer
Im Dezember 2014 bekam die landeseigene Südwestdeutsche
Verkehrs-Aktiengesellschaft (SWEG) den Zuschlag für den
Betrieb der Ortenau-S-Bahn in der Region rund um Offenburg.
Damit kann der umfangreiche Regionalverkehr auf der Schiene, der sich seit 1998 bewährt hat, auch die nächsten sieben
Jahre weitergeführt werden. Die spurtstarken Triebwagen, die
inzwischen sogar über WLAN verfügen, verkehren dabei auf
den Gleisen der SWEG wie auf den Strecken der Deutschen
Bahn. Dazu gehört auch die Renchtalbahn von Appenweier nach
Bad Griesbach.
Dass Gleise und Züge unterschiedlichen Gesellschaften gehören,
ist dort nichts Neues. Schon bei der Erschließung des Landes
mit dem neuen Verkehrsmittel Eisenbahn im 19. Jahrhundert
war dies der Fall. So kam es, dass die Bahnlinie von Appenweier
nach Oppenau durch die private Renchthal-Eisenbahngesellschaft erbaut wurde. Die Eröffnung erfolgte bereits 1874,
zwanzig Jahre vor vergleichbaren Stichbahnen in der Region.
Während die Gleise und Bahnanlagen von der Renchthal-Eisenbahngesellschaft betrieben wurden, wurde der Zugverkehr von
Anfang an von der Badischen Staatsbahn selbst durchgeführt.
Diese Konstellation währte 35 Jahre lang. 1909 konnte die
Staatsbahn die Bahnstrecke selbst übernehmen. Zugleich wurde in Karlsruhe beschlossen, die Strecke bis zum heutigen
Endpunkt Bad Griesbach zu verlängern. Doch der Erste
Weltkrieg machte den Planern einen gehörigen Strich durch die
Rechnung, sodass sich der Beginn der Bauarbeiten bis 1922
verzögerte. Bis zum Erreichen des heutigen Endbahnhofs
zogen dann nochmals über zehn Jahre ins Land: Inflation, die
unterwegs im 3-löwen-takt
Besetzung durch die Franzosen und der erneute Geldmangel
führten dazu, dass die letzten drei Kilometer erst 1933 feierlich
eröffnet werden konnten. Für den Bau der kompletten Stichstrecke benötigte man eine rekordverdächtige Zeit von über 60
Jahren, was sich noch heute an den unterschiedlichen Stilen
der Stationsgebäude in Oberkirch, Oppenau, Bad Peterstal und
Bad Griesbach erkennen lässt.
Ausruhen im Zug
Die Fahrt mit dem Triebwagen beginnt bereits in Offenburg,
wo Anschlussverbindungen in alle vier Himmelsrichtungen
bestehen. Mit im Zug ist Familie Acker aus dem Elsass mit
ihren E-Bikes. Die fünfköpfige Familie nutzt die kostenlose
Fahrradbeförderung in den Zügen, die werktags ab 9 Uhr und
an Sonn- und Feiertagen ohne Zeitbeschränkung angeboten
wird. „Wir sind bereits von Graffenstaden bei Strasbourg
mit den Velos bis Offenburg geradelt und wollen ab Bad
Griesbach über den Kniebis zum Lotharpfad weiterfahren. Die
rund 45 Minuten im Zug sind eine schöne Zeit zum Ausruhen“,
findet Jean Acker, „bevor es ab Bad Griesbach richtig steil
bergauf geht.“
18 19
alle, die etwas für ihre Gesundheit tun möchten. Ferner ist das
Freizeitbad mit Riesenrutsche an heißen Sommertagen nicht
nur für Familien mit Kindern empfehlenswert.
Höhepunkt der Strecke
Bahnbetrieblich ist Oppenau ein Kreuzungsbahnhof. Hier kreuzt
der talwärts fahrende Zug den bergwärts fahrenden Triebwagen
und hat daher meist ein paar Minuten Standzeit. Nach der
Zugkreuzung kann die Fahrt auf der eingleisigen Strecke weitergehen. Die Bahnlinie steigt im enger werdenden Tal deutlich
an. Wie im Bilderbuch säumen traumhafte Schwarzwaldhöfe
die Steilhänge links und rechts der Strecke. Viele von ihnen
verkaufen ihre Erzeugnisse direkt vor Ort und sind von den
Bahnhaltepunkten auch leicht zu Fuß erreichbar. Ein Höhepunkt
der Bahnfahrt ist die Überquerung des landschaftsprägenden
Steinviadukts kurz vorm Bahnhof Bad Peterstal. Neben der
Rench wird auch die B 28 überquert. Unterhalb des Viadukts
liegt das Moped & Roller-Museum.
Ab dem Bahnhof Bad Peterstal verläuft die Bahnlinie oberhalb
des langgestreckten Ortes und erreicht nach nochmaligem
Überqueren der B 28 und des Flusses den idyllisch gelegenen
Endbahnhof. Für Wanderer ist hier der Beginn des Premiumwanderwegs „Wiesensteig“. Auf elf Kilometern entführt der
Weg Besucher in das Tal der Wilden Rench. Gut 770 Höhenmeter sind bis zum Ziel zu meistern. Zur Einkehr laden nach der
anspruchsvollen Wanderung die Renchtalhütte und das Höhengasthaus Herbstwasen ein.
info
Modern und komfortabel: die Ortenau-S-Bahn.
Die Fahrt führt zunächst auf der Hauptstrecke Basel – Offenburg – Karlsruhe – Mannheim vorbei am großen Rangierbahnhof.
Erst am nächsten Halt, in Appenweier, zweigt die eigentliche
Renchtalbahn von der Rheinschiene ab. Nun geht es durch
Wiesen und Felder in Richtung Osten. Schon bald überquert der
Zug die namensgebende Rench, die unterhalb des Kniebis bei
Bad Griesbach ihren Ursprung hat. An der Quelle beim Ortsteil
Zuflucht der Schwarzwaldgemeinde entspringt das Bächlein auf
rund 915 Metern über dem Meer. Das Renchtal ist für seinen
intensiven Obstbau überregional bekannt. Nur vereinzelt kann
man an den sanft gerundeten Bergen einen Weinberg entdecken. Doch vielleicht täuscht diese Wahrnehmung, denn
Oberkirch ist ein typischer Weinort der Ortenau.
Nach Verlassen der Stadt Oberkirch ist das Gebäude der
Papierfabrik August Koehler nicht zu übersehen, deren Siedlung
bis heute einen eigenen Haltepunkt „Oberkirch Köhlersiedlung“ hat. Bis Oppenau folgen zahlreiche kleinere Haltepunkte,
die von den Bahnreisenden gerne angenommen werden. Der
staatlich anerkannte Luftkurort Oppenau ist der Zielbahnhof für
Eine heiße Sache: Köhlertage vom 14. – 22. August in
Bad Peterstal-Griesbach
Wussten Sie, dass man aus Holzkohle Seife machen kann? Warum
Kohle aus einem Meiler die beste zum Grillen ist? Möchten Sie
einmal einem echten Köhler aus dem Schwarzwald bei der Arbeit
zuschauen? Mit einem außergewöhnlichen Programm rund um Feuer,
Kohle, Holz und Wald lädt Köhler Thomas Faißt zu den Köhlertagen
ein. www.bad-peterstal-griesbach.de
Oberkircher Winzer eG
Renchener Straße 42, 77704 Oberkirch, Tel. 07802 9258 - 0. Weinverkostung von Anfang April – Ende Oktober dienstags um 14:30 Uhr
und freitags um 17 Uhr. www.oberkircher-winzer.de
Moped & Roller-Museum Bad Peterstal
Renchtalstr. 49, geöffnet von Anfang April – Ende Oktober sonntags
von 11–17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung mit Bruno
Spinner (Tel. 07806 1481). www.museum-verein.de
Wer mehrere Tage im Schwarzwald verbringt, fährt mit der KonusGästekarte mit allen Bussen und Bahnen (außer IC, ICE) zwischen
Basel, Karlsruhe und Freudenstadt und damit auch auf der Renchtalbahn kostenlos. Für Tagesbesucher ist der TGO Tagespass 24h eine
Alternative zum Baden-Württemberg-Ticket, das wiederum bei einer
längeren Anreise ideal ist.
Für eine umfassende Umarmung sind bei diesem Riesen mehr als zwei Arme nötig.
Besuch bei
den Tannenriesen
Von Mai bis Ende Oktober verbindet die Buslinie 118 die
Endstation der Renchtalbahn in Bad Peterstal-Griesbach mit
Freudenstadt. So kommt man ohne Probleme über den Buckel
und kann hüben wie drüben zu abwechslungsreichen Wandertouren starten. Gerade im Sommer lädt der „Genießerpfad
Tannenriesen“ im Freudenstädter Stadtwald auf schattigen
Wegen zum entspannten Wandern mit geringen Höhenunterschieden ein. Highlights sind die mehr als 250 Jahre alte und
40 Meter hohe Großvatertanne, der Friedrichsturm auf dem
Kienberg, die idyllisch gelegenen Hütten und das Walderlebnis
entlang des Baldenhofer Grabens.
genießen den Spaziergang zwischen den Tannen. Bereits nach
einer Viertelstunde erreichen wir das idyllisch gelegene Waldcafé. Schade, dass es für eine Pause noch zu früh ist. An der
Agnesruhe, einer Schutzhütte, folgen wir der Wegweisung nach
links, queren nach ein paar Minuten die Landstraße in Richtung Schömberg und gehen am Parkplatz über den Wölperweg
wieder in den Wald hinein. Kurz darauf befindet sich links der
kleine Abstecher (5 Min.) zur Waldliegewiese mit der GoldenKugel-Hütte.
Eine goldene Kugel lockt auf der Höhe
Von Saskia Klima
Der Ausgangspunkt für die dreistündige Rundwanderung zu
den Freudenstädter Tannenriesen liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Facharztzentrum, am Eingang zum Teuchelwald.
Hier befindet sich auch die Haltestelle „Straßburger Straße“,
an der der Bus aus Richtung Bad Peterstal-Griesbach stoppt.
Nach dem Ausstieg halten wir uns links, queren am Wanderparkplatz Teuchelwald die Schömberger Straße und gehen
in den Teuchelwald hinein.
Der „Genießerpfad Tannenriesen“ ist sehr gut ausgeschildert und kann auch in entgegengesetzter Richtung begangen
werden. Wir jedoch tauchen ein in das Grün des Waldes und
Die Waldlichtung mit den bequemen Liegen ist ein wunderbarer Platz zum Entspannen. Doch was hat es mit dieser
goldenen Kugel auf sich? Es ist ein hübsches Überbleibsel
aus den 1960er-Jahren, als die Terrainkur noch en vogue war.
Die Terrainkurwege, die für ein gezieltes Herz-KreislaufTraining angelegt wurden, waren mit verschieden farbigen
Kugeln markiert. Ziel der Kur war es, die goldene Kugel in
835 Metern Höhe erreichen zu können.
Wir gehen zurück zum Wölperweg und folgen weiter der
Wegweisung durch den Tannenwald. Nach rund 50 Minuten
ist die Lauterhütte (Schutzhütte) am Schöllkopf erreicht.
Zur sehenswerten Großvatertanne führt von dort aus ein
ausgeschilderter 15-minütiger Abstecher. Mit einem
20 21
unterwegs im 3-löwen-takt
Stammdurchmesser von 1,64 und einer Höhe von 46 Metern,
ist die 250 bis 300 Jahre alte Tanne die mächtigste des
Schwarzwaldes.
Walderlebnis zwischen Tannenriesen
Ab der Lauterhütte führt der Genießerpfad entlang des Baldenhofer Grabens mitten durch den Wald. Der drei Kilometer lange
Bewässerungsgraben wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von
Konrad Baldenhofer angelegt, um das Wasser aus der Lauterquelle zu seinen Wiesen am Stockinger Hang zu leiten. Wer den
Weg entlanggeht, kann sich gut vorstellen, was dies für eine
körperlich schwere Arbeit war. Der schmale Pfad schlängelt
sich über Wurzelwerk und weiche Moosplatten kreuz und quer
durch den Mischwald. Vögel zwitschern und ab und an raschelt
es im Unterholz.
40 Minuten dauert die Tour durch den dichten Tannenwald, die
zweimal den Fahrweg kreuzt und dann wieder im dichten Wald
verschwindet. Vor allem der zweite Teil hat einen besonderen
Reiz: ausgedehnte Moosflächen, eine Wellnessliege, die zum
Träumen einlädt, und zahllose Heidelbeersträucher, von denen
man während der Erntezeit genüsslich naschen kann.
Nach rund eineinhalb Stunden Gehzeit erreichen wir die Berghütte Lauterbad. Die täglich geöffnete Hütte ist ein gastlicher
Platz mit wunderbarer Aussicht. Von hier führt unser Weg
über den Oberen Palmenwaldweg zurück zum Kienberg. Zum
Schluss statten wir dem im Jahr 1899 erbauten Herzog-Friedrich-Turm noch einen Besuch ab, bevor es über den Rosenweg
zurück zum Ausgangspunkt geht.
Nur 148 Stufen sind es bis zur Plattform in 25 Metern Höhe.
Oben angelangt genießen wir einen wunderbaren Panoramablick über Freudenstadt bis zur Hornisgrinde, dem höchsten
Berg des Nordschwarzwaldes. Gut zu erkennen ist der größte
Marktplatz Deutschlands mit der sehenswerten WinkelhakenStadtkirche, dem Stadthaus in der Mitte und dem Rathaus
gegenüber.
Wer Lust auf einen Bummel in Freudenstadt hat, erreicht den
Marktplatz zu Fuß in nur zehn Minuten. Auch der Bus zurück
nach Bad Griesbach hält an der Haltestelle „Marktplatz/Stadthaus“ mitten im Zentrum.
Berghütte Lauterbad.
adressen und sehenswürdigkeiten
Tourist-Information am Marktplatz
Marktplatz 64, 72250 Freudenstadt, Tel. 07441 864730.
Mai-September Mo.– Fr. 9 –18, Sa. 10 –15, So. / Feiertag 10 –13 Uhr.
www.ferien-in-freudenstadt.de
Info-Punkt am Stadtbahnhof Freudenstadt
Täglich von 9:45 –18:45 geöffnet.
Waldcafé Freudenstadt
Tel. 07441 6922. Im Sommer Di. – So. / Feiertag 11–19 Uhr.
www.waldcafe-teuchelwald.de
Berghütte Lauterbad
Am Zollernblick 1, 72250 Freudenstadt, Tel. 07441 9509990.
April – Oktober täglich 11– 20 Uhr. http://berghuette-lauterbad.de
Café „Friedrichs auf dem Kienberg“
Im Sommer 2015 eröffnet das komplett renovierte Café am
Friedrichsturm mit neuem Gastronomiekonzept.
Stadtkirche Freudenstadt
9 –19 Uhr (außer bei Gottesdiensten und Konzerten). Führungen
für Gruppen auf Anfrage. Tel. 07441 572692.
Herzog-Friedrich-Turm (Friedrichsturm)
Mai – Oktober täglich bis Sonnenuntergang geöffnet.
an- und abreise-informationen
Sa./So. und Feiertag vom 1. Mai bis 1. November verbindet die Buslinie 118 das Renchtal mit Freudenstadt. Zweimal am Tag fährt der
Freizeitbus vom Bahnhof Bad Griesbach nach Freudenstadt (ZOB) und
wieder zurück.
Oberkirch
Unterwegs zu den Tannenriesen.
ab
9:12
Bad Griesbach Bahnhof
an
9:43
ab
9:51
Freudenstadt (Straßburger Straße)
an
10:22
ab
16:22
Bad Griesbach Bahnhof
ab
16:47
ab
17:05
(Bus)
Los geht‘s!
Ein Baustein der nachhaltigen Mobilität ist der Fußverkehr –
ein Thema, das in Verkehrspolitik und -planung bislang nur
wenig Beachtung fand. Nach dem Willen der Landesregierung
soll sich das ändern. Deshalb hat das Ministerium für Verkehr
und Infrastruktur (MVI) eine Stelle eigens für die systematische
Fußverkehrsförderung bei der Nahverkehrsgesellschaft
Baden-Württemberg (NVBW) eingerichtet. Wir sprachen mit
Dr. Juliane Korn über ihre Aufgaben und Ziele.
3 LT: Baden-Württemberg hat sein Augenmerk auf die systematische Fußverkehrsförderung gerichtet. Was sind die Gründe
dafür?
Korn: Der Fußverkehrsanteil war früher viel höher und hat
peu à peu abgenommen, weil sich die Bedingungen für Fußgänger stetig verschlechtert haben. Dennoch hat der Fußverkehr
auch heute noch einen Anteil von 23 Prozent an allen zurückgelegten Wegen in Baden-Württemberg. Das ist mehr als beim
ÖPNV und beim Radverkehr. Baden-Württemberg ist in die
Fußverkehrsförderung eingestiegen, weil es den Fußverkehr
wieder stärker ins Bewusstsein rücken möchte und weil es
sichere und attraktive Bedingungen für die Fußgänger schaffen
will. Das Zufußgehen soll wieder an Bedeutung gewinnen.
3 LT: Um diese Ziele zu erreichen, hat das MVI eine Stelle bei
der NVBW geschaffen. Welche Aufgaben haben Sie?
Korn: Eine meiner Aufgaben ist es, gemeinsam mit dem MVI
landesweite Maßnahmen und Modellprojekte zum Fußverkehr
zu organisieren. Eine weitere Aufgabe besteht darin, die
Akteure, die mit dem Fußverkehr zu tun haben, auf Landesebene in Netzwerken zusammenzubringen, zum Beispiel
Kommunen, Institutionen und Verbände, wie Behinderten-,
Senioren- und Verkehrsverbände.
3 LT: Unter dem Motto „Los geht‘s!“ startete die systematische
Fußverkehrsförderung des Landes im Februar 2015 mit einer
Fachveranstaltung. Was ist im Folgenden geplant?
Zum Fußweg gehören auch Plätze, die zum Verweilen einladen. Dr. Juliane Korn organisiert Modellprojekte zum Fußverkehr.
im gespräch / gewinnspiel
Korn: Als erste landesweite Maßnahme führen wir nach
den Sommerferien in zehn Modellkommunen sogenannte
Fußverkehrs-Checks durch. Interessierte Städte und Gemeinden konnten sich dafür bewerben. Bei den Checks analysiert
die Bürgerschaft gemeinsam mit Fachleuten, Politikern und
Verwaltungsangestellten die Situation des Fußverkehrs vor Ort.
In Workshops und Begehungen werden Schwachstellen im
Fußverkehr erfasst und Lösungsvorschläge entwickelt. Oft sind
die Bürger die „heimlichen“ Experten, weil sie die Gehwege
permanent nutzen. Sie wissen genau, wo die Schwachstellen
liegen, aber auch, wo sie sich wohlfühlen und besonders gerne
unterwegs sind.
22 23
mitmachen und gewinnen
3 LT: Gibt es ein Beispiel, worüber sich Fußgänger besonders
häufig ärgern?
Korn: Probleme bereitet häufig das Überqueren von Straßen,
etwa weil es schlicht nicht möglich ist oder weil die Stellen
zum Überqueren der Straße ungünstig liegen. Auch Ampelschaltungen sind oft nicht fußgängerfreundlich. Zebrastreifen und
Mittelinseln können da teilweise gute Alternativen sein. Es geht
aber nicht nur um die Verbesserung der Bewegungsqualität,
auch die Aufenthaltsqualität ist wichtig. Fußgänger brauchen
Plätze, an denen sie in angenehmer Atmosphäre verweilen können. Das gilt vor allem für ältere oder mobilitätseingeschränkte
Menschen. Kleine Elemente wie Sitzgelegenheiten entlang
ruhiger Wege können schon helfen.
3 LT: Was ist mit Kindern als Fußgänger?
Korn: Kinder spielen eine wichtige Rolle. Sie sollen überall
sicher hinkommen und Freude an ihren Fußwegen haben. Leider
wird ihnen heute das Erlebnis selbstständig zurückgelegter
Wege häufig genommen, weil sie von ihren Eltern mit dem Auto
gefahren werden. Der Schulweg ist ein typisches Beispiel dafür.
Deswegen ist es unser Ziel, sichere und attraktive Wege sowohl
für Senioren und Mobilitätsbeeinträchtigte als auch für Kinder
zu realisieren. Wenn die Wege für diese besonders sensiblen
Gruppen passen, dann passen sie für alle.
3 LT: Der Fußverkehr wird ganz unterschiedlichen Ebenen gerecht: der ökologischen, weil er z.B. wenig Fläche braucht und
keine Abgase produziert, der sozialen, weil man in Kontakt mit
anderen treten kann. Gibt es auch einen ökonomischen Aspekt?
Den Sommer genieSSen
Wanderschuhe anziehen oder rauf auf‘s Rad – und los.
Baden-Württemberg bietet zahllose schöne Ausflugsmöglichkeiten, die es zu entdecken lohnt. Damit Sie Ihr Ziel
bequem erreichen, verlosen wir diesmal drei DB-Reisegutscheine. Beantworten Sie einfach folgende Fragen
und mit etwas Glück gewinnen Sie.
A I n welchem Zeitraum ist das Schüler-Ferien-Ticket gültig?
B Welche Qualitätsradrouten wurden kürzlich vom ADFC
in Bad Schussenried zertifiziert?
C W ie alt ist die Großvatertanne?
Das gibt es zu gewinnen:
Jeweils einen DB-Reisegutschein im Wert von 150 Euro,
100 Euro und 50 Euro.
Senden Sie die Antwort bis 18.09.2015 an:
Korn: Auf jeden Fall! Die lokale Wirtschaft profitiert vom
Fußverkehr, was Einzelhändlern häufig aber gar nicht so
bewusst ist. Wenn es darum geht, die Hauptverkehrsstraße in
eine verkehrsberuhigte Zone oder gar Fußgängerzone umzuwandeln, lehnen die Einzelhändler das oft ab. Sie meinen, dass
sie die Straße und die Parkplätze direkt vorm Geschäft brauchen,
da sonst die Kunden ausbleiben. Die Realität sieht meist anders
aus. Ich kenne Beispiele, da sind die Einzelhändler mittlerweile
die glühendsten Verfechter der Fußgängerzone. Die gestiegene
Aufenthaltsqualität lädt zum Konsumieren, Verweilen und
häufigen Wiederkehren ein.
3 LT: Ist den Fußgängern klar, dass sie ein wichtiger Teil des
Verkehrs sind?
Korn: Das ist das Paradoxe: Die Fußgänger spielen eine zentrale Rolle im Verkehrsgeschehen, gleichzeitig ist das Zufußgehen aber so natürlich, dass es als eigene Verkehrsart kaum
wahrgenommen wird. Hier möchten wir für ein neues Bewusstsein sorgen, aus dem eine Geh-Kultur erwachsen kann.
Nahverkehrsgesellschaft
Baden-Württemberg mbH
Stichwort „Gewinnspiel“
Wilhelmsplatz 11
70182 Stuttgart
Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen
Eigene Fußwege machen
das Leben bunter, wie die
Kinderzeichnungen zeigen.
Vorne sehen Sie ein Bild
von einem Kind, das zu Fuß
geht, hinten von einem,
das häufig mit dem Auto
gefahren wird.