Robuste Betone in Theorie und Praxis

Robuste Betone
in Theorie und Praxis
SCHWENK Betonseminar 2016
Hemrich / Mellwitz / Zimmermann
Robuste Betone in Theorie und Praxis
Häufige Probleme in der Praxis
- Bluten und Entmischen des
Frischbetons
- Entmischungen im Festbeton
- Probleme bei LP Beton
(Schwankungen LP Gehalt)
27.01.2016
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Bildquelle:
Vortrag A. Westendarp
VDZ Jahrestagung
Zement 2015
22/23 September 2015
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Wann ist ein Beton „robust“?
ƒ Unter Robustheit versteht man die Eigenschaft des Betons, gutmütig
auf Veränderungen der Ausgangsstoffe und der Rahmenbedingungen
(z.B. Änderung Temperatur) zu reagieren und seine Frisch- und
Festbetoneigenschaft dabei nicht wesentlich zu verändern.
ƒ Robust ist ein Beton, wenn er sich unter baustellenüblichen
Verhältnissen stabil beim Einbau verhält, d.h. nicht entmischt
oder übermäßig blutet.
Robuste
Galloways
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Weshalb steht die „Robustheit“ des Betons zunehmend
im Fokus?
Veränderungen ab ca. dem Jahr 2000 (etwa mit Einführung der
DIN EN 206-1 und der Entwicklung sehr leistungsfähiger PCE
Fließmittel)
ƒ Verstärkter Einsatz von Betonen weicherer Konsistenz (F4, F5).
ƒ Zunehmende Verwendung höherer Festigkeitsklassen
wie C30/37, C35/45.
ƒ Einstellen der Konsistenz des Betons ausschließlich mittels
Fließmittel (PCE), ohne Anpassung der Betonzusammensetzung.
ƒ Wirtschaftliche Zwänge bestimmen zunehmend die
Zusammensetzung des Betons (grenzwertige Rezepturen).
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Es gibt viele Faktoren die dabei eine Rolle spielen
Ausschreibung
Beton
Konzeption
ƒ Unzureichende
Betonausschreibung
ƒ Leimarme Rezepturen
ƒ Höhere Konsistenzen
ƒ Höhere Festigkeiten
ƒ Mindestzementgehalte
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Beton
Herstellung
ƒ PCE Fließmittel
ƒ Kurze Mischzeiten
ƒ Veränderte Ausgangsstoffe
(Sande, Flugaschen, Zemente)
ƒ Einsatz von Restwasser
ƒ Unzureichende Frischbetonprüfungen
Beton
Einbau
ƒ Art und Dauer der
Verdichtung
ƒ Transport (Pumpe, Kübel)
ƒ Fehlendes Fachpersonal
ƒ Unzureichende Arbeitsvorbereitung
(Probebetonage)
ƒ Unzureichende Frischbetonprüfung
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Vorhandene Prüfverfahren
Bluteimerverfahren nach DBV-Merkblatt
"Besondere Verfahren der Frischbetonprüfung" (01-2014)
Blutwasser
volumen
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Grenzwerte Bluteimerverfahren nach DBV-Merkblatt
• Blutwassermenge (kg/m³) so lange über die Zeit erfassen
bis kein weiteres Wasser hinzu kommt
• Sichtbeton
MBw,max = 1 kg/m³
• Beton für befahrene Bauteile
= 2 kg/m³
• Konstruktionsbeton
= 3 kg/m³
• Massenbeton, Bohrpfahlbeton
= 10 kg/m³
MBw ” MBw,max
MBw,i ” 1,5 MBw,max
MBw,m ” MBw,max
• Kriterium Erstprüfung
• Kriterien Ausführung
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und
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Ermittlung der Sedimentationsstabilität
Auswaschversuch in Anlehnung an DAfStb-SVB-Richtlinie 2003
Dreiteilige
Zylinderform
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Auswaschversuch
Verdichtung 60 s
Gesteinskörnung > 8 mm
der drei Segmente trennen,
auswaschen und die Masse
bestimmen.
Segmente trennen
Die Verminderung des Grobkornanteils
im oberen Drittel darf dabei höchstens
20 M.-% betragen.
Bilder: BAW Westendarp
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Fließmittel und Sättigungspunkt
Der Sättigungspunkt bzw. die maximale sinnvolle Dosierung eines Fließmittels ist der
Punkt, nach dessen Überschreitung die Zugabe weiterer Fließmittelmengen keine
Vorteile mehr mit sich bringt. Im Gegenteil, der Beton blutet und entmischt!
Ausbreitmaß [mm]
Sättigungspunkt
600
580
560
540
520
500
480
460
440
420
400
380
360
340
320
300
280
Sättigungspunkt bei 1,20 %
FM Dosierung
0,20
0,40
0,60
0,80
1,00
1,20
1,40
1,60
1,80
2,00
FM Dosierung [%]
Konsistenz
Rezeptur: C 25/30, 350 kg/m³ Zement, w/z = 0,5, PCE Fließmittel, 20°C Frischbeton
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Sättigungspunkt: Einfluss der Zementart
Ausbreitmaß [mm]
Sättigungspunkt
700
0,8 FM/ a = 660
650
600
instabil
550
1,6 FM/ a = 540
500
instabil
450
400
350
300
250
200
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
1,10
1,20
1,30
1,40
CEM III/B 42,5 N-LH/SR
1,50
1,60
1,70
CEM I 52,5 N
1,80
1,90
2,00
FM Dosierung [%]
Rezeptur: 300 kg/m³ Zement, 60 kg/m³ Flugasche, 148 kg/m³ Wasser (w/Z)eq = 0,46
PCE Fließmittel von BASF
Quelle:
BASF, Dipl.-Ing. S. Dittmar
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Sättigungspunkt: Einfluss des Zementgehaltes
Ausbreitmaß [mm]
Sättigungspunkt und Zementgehalt (gleiches FM)
700
0,8 FM/ a = 660
650
600
1,0 FM/ a = 550
550
Instabil
500
Instabil
450
400
350
300
250
200
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
1,10
Leimgehalt 273 l/m³ (Zementgehalt 300 kg/m³)
1,20
1,30
FM Dosierung [%]
Leimgehalt 257 l/m³ (Zementgehalt 280 kg/m³)
Quelle:
BASF, Dipl.-Ing. S. Dittmar
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Rezeptur: 300 kg/m³ Zement CEM III/B 42,5 N-LH/SR, 60 kg/m³ Flugasche, 148 kg/m³ Wasser (w/z)eq = 0,46
280 kg/m³ Zement CEM III/B 42,5 N-LH/SR, 60 kg/m³ Flugasche, 139 kg/m³ Wasser (w/z)eq = 0,46
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Sättigungspunkt: Einflussfaktoren
• Der Sättigungspunkt eines Fließmittels wird durch zahlreiche
0,8 FM/ a = 660
Parameter bestimmt.
Er ist individuell, im Zuge der Erstprüfung, zu bestimmen und darf nicht überschritten werden.
Instabil
Bei Überschreitung kann der
Beton bluten und sedimentieren.
• Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle:
- Art und Typ des Fließmittels
- Zementart
- Zementgehalt (Leimgehalt)
- Wassergehalt und w/z-Wert
- Frischbetontemperatur (Sommer/Winter)
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Leimgehalt und seine verschiedenen Auswirkungen
Einfluss des Leimgehaltes auf das Bluten
Bluten im Eimerverfahen [l/m³]
Bluten und Leimgehalt
35,0
30,0
25,0
20,0
Festigkeit
15,0
10,0
5,0
0,0
C 25/30
270 l
270+27+168
C25/30 F5 20°C
C25/30 F3 20°C
C25/30 F3 10°C
C25/30 F3 10°C
C25/30 F3 10°C
C25/30 F5 10°C
300 l
330 l
300+30+187
330+33+206
C25/30 F5 10°C
C25/30 F5 10°C
Leimgehalt [l]
C25/30 F5 30°C
C25/30 F5 30°C
C25/30: w/z = 0,60
Unterschiedliche Zemente (CEM II/A-LL 32,5 R, CEM II/A-S 42,5 N, CEM III/A 42,5 N)
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Einfluss des Wassergehaltes (im Leim) auf das Bluten
Bluten und Wassergehalt
Fließmittel PCE-Lignin
Festigkeit
Quelle:
Penttilä, Reiners, Müller
„Randbedingungen für
das zielsichere Erreichen
robuster Betone“
Düsseldorf, 24.03.2015
Gemeinschaftsprojekt
-VDZ
- Ruhr-Universität
Bochum
(Prof. Breitenbücher)
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Einfluss des Leimgehaltes auf den Konsistenzverlauf
Ausbreitmaß [mm]
Konsistenzverlauf in Abhängigkeit vom Leimgehalt und
der Temperatur
650
600
550
500
450
400
350
5 min
30 min
60 min
90 min
120 min
Zeit nach Wasserzugabe
RB01F5a 10°C
RB01F5a 30°C
RB01F5c 20°C
RB01F5a 20°C
RB01F5c 10°C
RB01F5c 30°C
Leimgehalt 270 l/m³
Leimgehalt 330 l/m³
C25/30: w/z = 0,60, PCE Fließmittel
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Einfluss des Leimgehaltes auf das Pumpen
Pumpendruck [bar]
Pumpendruck und Leimgehalt
45,0
Optimum
40,0
35,0
35,0
30,0
25,0
22,0
Festigkeit
20,0
16,0
14,0
15,0
15,0
15,0
300 l
315 l
10,0
5,0
0,0
240 l
255 l
270 l
285 l
Leimgehalt [l]
w/z = const. 0,48
Alle Betone F3
Betondruck bei 60 m³/h [bar]
Pumpendruck gemessen mittels Drucksensor in der Pumpleitung
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Leimgehalt: Auswirkungen
• Bezüglich Bluten und Sedimentieren wirkt sich ein
0,8 FM/ a = 660
angemessener Leimgehalt (ca. 300 l/m³) positiv aus
(insbesondere bei höherer Konsistenz).
Instabil
• Der Wassergehalt spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.
Er sollte nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein.
• Bei höheren Leimgehalten ist der Beton weniger empfindlich
gegenüber Temperatureinflüssen.
• Ein höherer Leimgehalt ist auch für das Pumpen günstig.
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Restwasser
Einfluss der Restwasserdichte auf die Konsistenz
Ausbreitmaß [mm]
Restwasser und Ausbreitmaß
550
500
450
410
400
380
400
350
330
300
300
5 Min
45 Min
90 Min
A0=100% Frischwasser
A1 RW-Dichte=1,03 kg/dm³
A3 RW-Dichte=1,10 kg/dm³
A4 RW-Dichte=1,20 kg/dm³
Quelle:
TBR TZ
Projektarbeit
„Restwasser im
Transportbeton“
A2 RW-Dichte=1,06 kg/dm³
C30/37: w/z = 0,60, GK 16 mm, Zusatzstoff KS Mehl, PCE Fließmittel
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Einfluss einer „falschen“ Restwasserdichte auf den
Wassergehalt
RW-Dichte
in Steuerung
1,03 kg/m³
Tatsächliche
RW-Dichte
1,06 kg/m³
Wassergehalt
Betonrezeptur
188 l/m³
Fehlende
Wassermenge
Berechnete Menge
RW von
Mischanlage
Eingewogene
Menge
199 kg/m³
(11 kg/m³ Feinstoff
+ 188 l/m³ Wasser)
199 kg/m³
(22 kg/m³ Feinstoff
+ 177 l/m³ Wasser)
RW-Dichte = 1,03
RW-Dichte = 1,06
11 l/m³
Quelle:
TBR TZ
Projektarbeit
„Restwasser im
Transportbeton“
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Restwasser
• Die Restwasserdichte beeinflusst den Konsistenzverlauf sehr
0,8 FM/ a = 660
deutlich.
Instabil
• Die Restwasserdichte ist während
der Produktion regelmäßig zu
kontrollieren.
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Luftporenbildner und LP Schwankungen
Einfluss von Mischdauer und Dosierhöhe (20°C)
60 S
Mischzeit des Betons in Minuten
Quelle:
VDZ Betontechnische
Berichte
Eberhard Eickschen :
„Nachaktivierungspotenzial
Luftporen bildender
Betonzusatzmittel „
Beton: 350 kg/m³ Zement CEM I 32,5 R, w/z = 0,45, Synthetischer LP Bildner (LP9S), Betontemperatur 20°C
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Einfluss der Temperatur auf die Luftporenbildung
60 S
Mischzeit des Betons in Minuten
Quelle:
VDZ Betontechnische
Berichte
Eberhard Eickschen :
„Nachaktivierungspotenzial
Luftporen bildender
Betonzusatzmittel „
Beton: 350 kg/m³ Zement CEM I 32,5 R, w/z = 0,45, Synthetischer LP Bildner (LP10S), Betontemperatur 20°C
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
LP Beton: Einflussfaktoren
FM/ a = 660
• Eine ausreichende0,8Nassmischzeit
ist zwingend einzuhalten um
eine „Nachaktivierung“ des LP Bildners weitgehend ausInstabildes LP Bildners komplett aufzuzuschließen, bzw. das Potenzial
schließen.
Dies gilt vor allem bei synthetischen LP Bildnern.
• LP Bildner reagieren stark temperaturabhängig, insbesondere
synthetische LP Bildner.
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Zusammenfassung
ƒ Die erfolgreiche Verarbeitung von Beton erfordert, insbesondere bei
anspruchsvollen Anwendungen, das Zusammenwirken aller am Bau
Beteiligten (vom Planer bis zur Baufirma).
ƒ Für Betonkonzeption und Betonherstellung gilt:
- Grenzwertige Rezepturen vermeiden.
- Ausreichend Leimgehalt einhalten.
- Rahmenbedingungen der jeweiligen Anwendung (Temperatur,
Fahrtzeit usw.), insbesondere bei anspruchsvollen Baumaßnahmen,
bei einer erweiterten Erstprüfung einbeziehen.
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