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Dipl.-Ing. Roland Mellwitz
SCHWENK Zement KG
[email protected]
Schadensbeispiele und ihre Vermeidung
bei Einbau, Verarbeitung und Nachbehandlung von Beton
Hochbaufachtagung, Neugattersleben, 09.02.2016
Betonausgangsstoffe
Gesteinskörnung
Zement
Wasser
Zusatzstoffe
Zusatzmittel
Einflüsse der
Betonzusammensetzung
auf deren wichtigsten
Eigenschaften
Wasserdichtigkeit
Rissanfälligkeit
Oberflächenschäden
Zemente und
deren Erhärtung
1
2
Versuchsbeginn
nach 1 h
Wasseraufnahme am Beton
C 16/20 XC1
Probe 2: Festigkeit 26 N/mm²
nach 2 h
Probe 1
Nach Zumischen von
20 Liter H2O/m³ Beton
hergestellt
Festigkeit = 16 N/mm²
Kapilares Saugen
extrem gestiegen
nach 4 h
nach 8 h
Frischbetonprüfungen
Konsistenzmessung (nach DIN EN 12350)
Konsistenzbereich
Ausbreitmaß
[ mm ]
sehr steif
Verdichtungsmaß
C0 > 1,46
steif
F1
< 340
C1 1,45- 1,26
plastisch
F2 340 - 410
C2 1,25 – 1,11
weich
F3 420 - 480
C3 1,10 – 1,04
sehr weich
F4 490 - 550
C4 < 1,03 ?
fließfähig
F5 560 - 620
sehr fließfähig
F6 > 630
SVB > 700 mm Setzfließmaß
Guter
Zusammenhalt
Verlust von
Zementleim
„Bluten“
(Sedimentieren,Absetzen)
Absetzen von Wasser unter den Zuschlägen infolge
„Blutens“ Verringerung der Betonfestigkeit und Steigerung
der Durchlässigkeit
Rißbildung im Bereich der
Bewehrung
Beispiel
Wand nach dem
Ausschalen:
•
•
•
Wasserschlieren
Marmorierung
Absandungen
Ursache:
•
•
Bluten des Betons
Glatte Schalung
Glatte Schalung – Beton blutet
zweite
Betonierlage
erste
Betonierlage
Bauausführung
Entmischung durch:
• große Fallhöhe
• undichte Schalung
• geringer Mehlkornanteil
• ungeeignete Betonrezeptur
Anschlussmischung
oder
Betonierschlauch
Entmischter SVB
Entmischter Frisch- und
Festbeton
Selbstverdichtender
Beton (SVB)
Welche Ursache hat die Durchfeuchtung ?
Anstehendes Grundwasser
„Bluten“
des Betons
Großflächige Verpressung mit PU-Harz
oder
Hintergelung der gesamten Bodenplatte
Ansammlung von
Zementleim an der
Betonoberfläche
Haftzugfestigkeit
gegen Null
Trockene
Zementleimschicht
Es müssen wieder robustere Beton
zum Einsatz kommen
Wann ist ein Beton „robust“?
Unter Robustheit versteht man die Eigenschaft des Betons,
gutmütig auf Veränderungen der Ausgangsstoffe und der
Rahmenbedingungen (z.B. Änderung Temperatur) zu reagieren
und seine Frisch- und Festbetoneigenschaft dabei nicht
wesentlich zu verändern.
Robust ist ein Beton, wenn er sich unter baustellenüblichen
Verhältnissen stabil beim Einbau verhält, d.h. nicht entmischt
oder übermäßig blutet.
Robuste Betone in Theorie und Praxis
Fließmittel und Sättigungspunkt
Der Sättigungspunkt bzw. die maximale sinnvolle Dosierung eines Fließmittels ist der
Punkt, nach dessen Überschreitung die Zugabe weiterer Fließmittelmengen keine
Vorteile mehr mit sich bringt. Im Gegenteil, der Beton blutet und entmischt!
Ausbreitmaß [mm]
Sättigungspunkt
600
580
560
540
520
500
480
460
440
420
400
380
360
340
320
300
280
Sättigungspunkt bei 1,20 %
FM Dosierung
0,20
0,40
0,60
0,80
1,00
1,20
1,40
1,60
1,80
2,00
FM Dosierung [%]
Konsistenz
Rezeptur: C 25/30, 350 kg/m³ Zement, w/z = 0,5, PCE Fließmittel, 20°C Frischbeton
08.02.2016
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Einfluss des Leimgehaltes auf das Pumpen
Pumpendruck [bar]
Pumpendruck und Leimgehalt
45,0
40,0
35,0
35,0
30,0
25,0
22,0
20,0
16,0
14,0
15,0
15,0
15,0
300 l
315 l
10,0
5,0
0,0
240 l
255 l
270 l
285 l
Leimgehalt [l]
w/z = const. 0,48
Alle Betone F3
Betondruck bei 60 m³/h [bar]
Pumpendruck gemessen mittels Drucksensor in der Pumpleitung
Hinweise für robuste Betone
• Bezüglich Bluten und Sedimentieren wirkt sich ein
angemessener Leimgehalt (ca. 300 l/m³) positiv aus
(insbesondere bei höherer Konsistenz).
• Bei höheren Leimgehalten ist der Beton weniger
empfindlich gegenüber Temperatureinflüssen.
• Verarbeitbarkeitszeit des Betons bei der Erstprüfung testen.
• Ein höherer Leimgehalt ist auch für das Pumpen günstig
(mindestens 270 l/m³).
• Sättigungspunkt des Fließmittels beachten.
Robuste Betone in Theorie und Praxis
Vorhandene Prüfverfahren
Bluteimerverfahren nach DBV-Merkblatt
"Besondere Verfahren der Frischbetonprüfung" (01-2014)
Blutwasser
volumen
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Grenzwerte Bluteimerverfahren nach DBVDBV-Merkblatt
• Blutwassermenge (kg/m³) so lange über die Zeit erfassen
bis kein weiteres Wasser hinzu kommt
Grenzwerte sind
• Sichtbeton
MBw,max = 1 kg/m³ extrem niedrig und
im Sinne der
• Beton für befahrene Bauteile
= 2 kg/m³
Nachbehandlung
• Konstruktionsbeton
= 3 kg/m³
nicht sinnvoll!
• Massenbeton, Bohrpfahlbeton
= 10 kg/m³
(Praxisgerecht sind
3-5 kg/m³)
• Kriterium Erstprüfung
MBw ≤ MBw,max
und
• Kriterien Ausführung
MBw,i ≤ 1,5 MBw,max
MBw,m ≤ MBw,max
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Korrelation Betonfilterpresse nach
Bauer zu ÖVBB
Filterpresse
nach ÖVBB in l/m³
Korrelation bei 34 untersuchten
Bohrpfahlbetonen
90
80
y = 1,82 x
R² = 0,97
70
60
50
40
FW 30 30
FW 20 20
10
0
0
5
10
11
15
20
25
30
35
40
45
50
17
Bauer Filterpresse in l/m³
Filtratwassermenge (ÖVBB 15 Min.) = ca. 1,8 x Filtratwassermenge (Bauer 5 Min.)
Stabilitätsklassen entspechend der Richtlinie
"Weiche Betone" (≥ F 59 cm) der ÖVBB (2009)
Werte für die maximale Filtratwassermenge
Kurzbezeichnung
für die
FW20 1)
FW30 1)
(z.B. Bohrpfähle unter
Wasser, Tiefe > 15 m)
(z.B. Bohrpfähle im
Trockenen)
(z.B. Weiße Wannen)
Filtratwassermenge
- Erstprüfung
FWM15 ≤ 20 l/m³
FWM60 ≤ 40 l/m³
FWM15 ≤ 30 l/m³
FWM60 ≤ 55 l/m³
FWM15 ≤ angeben
FWM60 ≤ angeben
Filtratwassermenge
- Konformität auf der
Baustelle
FWM15 ≤ 25 l/m³
FWM15 ≤ 35 l/m³
FWM15 ≤ EP FWM15 + 5 l/m³
Stabilitätsklasse
1)
2)
FWA 1)2)
Die Erstprüfung muss an der oberen festgelegten Grenze der geforderten Konsistenzklasse durchgeführt werden!
FWA: Die Filtratwassermenge FWM15 kann für den Bereich 30 bis 40 l/m³ festgelegt werden und muss durch die
Erstprüfung bestätigt werden.
Robuste Betone in Theorie und Praxis
Ermittlung der Sedimentationsstabilität
Auswaschversuch in Anlehnung an DAfStb-SVB-Richtlinie 2003
Dreiteilige
Zylinderform
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Robuste Betone in Theorie und Praxis
Auswaschversuch
Verdichtung 60 s
Segmente trennen
Gesteinskörnung > 8 mm
der drei Segmente trennen,
auswaschen und die Masse
bestimmen.
Die Verminderung des Grobkornanteils
im oberen Drittel darf dabei höchstens
20 M.-% betragen.
Bilder: BAW Westendarp
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Weshalb steht die „Robustheit“ des
Betons zunehmend im Fokus?
Veränderungen ab ca. dem Jahr 2000 (etwa mit Einführung der
DIN EN 206-1 und der Entwicklung sehr leistungsfähiger PCE
Fließmittel)
Verstärkter Einsatz von Betonen weicherer Konsistenz (F4, F5).
Zunehmende Verwendung höherer Festigkeitsklassen
wie C30/37, C35/45.
Einstellen der Konsistenz des Betons ausschließlich mittels
Fließmittel (PCE), ohne Anpassung der Betonzusammensetzung.
Wirtschaftliche Zwänge bestimmen zunehmend die
Zusammensetzung des Betons (grenzwertige Rezepturen).
Verdichtungsarten und Konsistenz
Verdichten von Beton
20
10 d
10 d
Wirkbereich
d
15 cm
Verdichten von Beton
(Tauchabstände)
Eintauchstelle
Wirkbereich
d
10 d
10 d
Einfluß der FließmittelFließmittel-Architektur
auf die Porigkeit
lange Seitenketten,
hohe Frühfestigkeit,
hohe Klebrigkeit
kurze Seitenketten,
niedrige Frühfestigkeit,
geringe Klebrigkeit
Einfluss der Feinbestandteile auf die Porigkeit
Einfluss der
Feinbestandteile auf
die Porigkeit
Ausführung Trennmittel
Quelle:Schwenk
Ausführung Trennmittel
Quelle:Schwenk
Ausführung Trennmittel
Quelle: Doka
Trennmittel--Ausführung
Trennmittel
Ungleichmäßiger
Trennmittelfilm
Ungeeignete
Trennmittelsorte
Wechselwirkung Schalung / Trennmittel
Holz
Schalungsart
Metall
saugend
Trennmittelart
Schalungsoberfläche
Wässern/
Mineralöle/
Emulsionen
Mineralöl mit
Trennmittelzusätzen
Schallacke/
Wachslösungen
Wachspasten
sägerauh
gehobelt glatt
Kunststoff
nicht saugend
kunstharzvergütet
sehr glatt
sehr glatt
gut geeignet
ungeeignet
mäßig geeignet
gut geeignet
mäßig geeignet
Ungeeignet
mäßig
geeignet
gut
geeignet
gut
geeignet
mäßig
geeignet
gut
geeignet
mäßig bis
gut geeignet
strukturiert
mäßig
geeignet
ungeeignet
Verfärbungen durch Harze der Schaltafeln
Betonierbarkeit
Die Bewehrungsführung soll ein einwandfreies Einbringen
und Verdichten des Frischbetons ermöglichen !!!
???
???
Stababstände nach DIN 1045-1, Abschnitt 12.2
•Zu dichte Bewehrung
•keine Rüttelgassen
> dStab
mind. aber > 20 mm und
in Abhängigkeit vom Größtkorn
der Gesteinskörnung
bei GK > 16 mm mind. dg + 5mm
Frühschwinden
(Kapillarschwinden, plastisches Schwinden)
schluffiger Boden
Beton - Bodenplatte
(Breite der Risse rd...3 cm)
(Breite der Risse rd...0,3 mm)
Einflußfaktoren auf das
Frühschwinden
• Gutes Zusammenhaltevermögen des Frischbetons
(stetige Sieblinie, Mehlkorngehalt, Zementgehalt,
geringer Wassergehalt, Einsatz von Flugasche,
Betonverflüssiger, Fließmittel, Luftporenbildner)
• Frischbetonkonsistenz beim Einbau
• Verdichten des Betons (Entlüften)
• Wind und Sonne (Nachbehandlung)
• relative Luftfeuchte (Nachbehandlung)
• ggf.. Nachverdichten
Schwinden von Beton
Kapillardruck durch gekrümmten Meniskus infolge
Oberflächenspannung
Nachbehandlungsverfahren
Belassen in der Schalung
Abdecken mit dampfdichten Folien
Auflegen wasserspeichernder Abdeckungen
Aufrechterhalten eines sichtbaren Wasserfilms
durch z.B. Besprühen oder Fluten
Anwendung von Nachbehandlungsmitteln mit
nachgewiesener Eignung
Kombination dieser Verfahren
Nachbehandlungsdauer
•bei XM
Werte verdoppeln;
•bei X0 und XC1
mind. ½ d
Nachbehandlung
r-Wert wird auf
dem FrischbetonLieferschein
angegeben
Sichtbeton
im Winter
Massive
Marmorierungen
und dunkle
Verfärbungen
Unterschiedlicher w/z – Wert !
Deutliches
Abzeichnen
der Betonierlagen
Risse in einem Unterzug
durchgehende Trennrisse
verursacht durch Zugspannungen
im Beton durch abfließende
Hydratationswärme
bei eingespannten Bauteilen treten
diese Risse in der Regel im Abstand
von 4-8 m auf
Temperaturmessung
auf der Baustelle
Temperaturentwicklung im Bauteil
Schwenk Zement KG Waschplatz Bernburg
Betonsorte 5234090 C50/60 mit CEM I 52,5R(fc)
57
55
53
51
49
47
45
Temperatur in °C
43
41
39
37
35
33
31
29
27
25
obere Bewehrungslage
mitte Bewehrung
untere Bewehrungslage
23
21
19
17
15
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Betonalter in Stunden
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
Betonierbarkeit
Die Bewehrungsführung soll ein einwandfreies Einbringen
und Verdichten des Frischbetons ermöglichen !!!
???
???
Stababstände nach DIN 1045-1, Abschnitt 12.2
•Zu dichte Bewehrung
•keine Rüttelgassen
> dStab
mind. aber > 20 mm und
in Abhängigkeit vom Größtkorn
der Gesteinskörnung
bei GK > 16 mm mind. dg + 5mm
Risse an
Aussparungen
und Einbauteilen
Unzureichende
Bewehrung an
den Ecken
Mögliche Zusatzbewehrung
Deckenunterseite
Deckenoberseite
Risse durch Setzen
des Betons und
geringe
Betonüberdeckung
fehlende Nachverdichtung
Bodenplatte
Wandkrone
Betondeckung
nom c = min c +∆
∆c
Quelle: www.beton-technische-daten.de
nom c :
min c :
Nennmaß der Überdeckung
Mindestmaß
(darf nicht unterschritten werden)
∆c:
Vorhaltemaß
(aus unplanmäßiger Abweichung)
cv:
Verlegemaß
cv ≥ nom c
(ist auf dem Plan anzugeben)
Mindestbetondeckung c min
in Abhängigkeit der Expositionsklasse
Betonabplatzungen infolge von Stahlkorrosion
•Zu geringe Betondeckung
•Karbonatisierung
•Dichtigkeit des Betons
Betonabplatzungen in einem 50 Jahre
alten Stahlbetonskelettbau
Sanierung mit
Spritzbeton
Nachweis der Betondeckung
Profometer
Hilti Ferroscan
Quelle: www.proceq.com
Quelle: www.Hilti.de
Quelle: www.ingenieubueromoser.at
Nachweis der Betondeckung
Quelle: bachmann-ruschke.de
Rostflecken an Deckenunterseite
Bindedraht
Nägel
Schweißperlen
Bewehrungsreste
Pyrite in der
Gesteinskörnung
Massiver optischer Mangel,
der nur durch vollständiges
Entfernen der Pyrite beseitigt
werden kann
Pyrit und Markasit
Kohle in der
Gesteinskörnung
•optischer Mangel
•kann verzögernd wirken
Zulässig:
Feine GK 0,5 M.-%
Grobe GK 0,1 M.-%
Gesteinskörnungen
• Bestimmen von Stoffen organischen Ursprungs
Natronlauge-Verfahren in Anlehnung an DIN EN 1744-1
bis 4 mm Größtkorn möglich
3%-ige NaOH (Natronlauge) verwenden
kräftig schütteln
nach 24 Stunden beurteilen
Roland Mellwitz
SCHWENK Zement KG
Mobil: 0171-6234666
Email: [email protected]