«Die Jugendlichen tauchen in eine surreale Berufswelt ein»

Gemeindeberufe an der BAM
«Die Jugendlichen tauchen in eine surreale Berufswelt ein»
Wer sich für die Gemeindeverwaltung interessiert, kommt an der BAM 2015
voll auf seine Rechnung. Dort präsentieren die Gemeinden der Region und die
Stadt Bern ihre Lehrberufe. Elisabeth Lottaz, Berufsbildnerin der Gemeinde
Köniz, und Aron Oggier, Berufsbildungsbeauftragter der Stadt Bern, stellen
den Auftritt näher vor.
Freuen sich auf den BAM-Auftritt: Elisabeth Lottaz und Aron Oggier.
Peter Brand
Frau Lottaz, Herr Oggier, die Gemeinden
der Region Bern und die Stadt Bern treten an der BAM 2015 erstmals gemeinsam auf. Wie kam es dazu?
Elisabeth Lottaz: Die Gemeinden rund um
Bern pflegen bereits seit 2008 einen ge-
meinsamen BAM-Auftritt. Ein erster Kontakt
mit der Stadt entstand an der letztjährigen
Ausbildungsmesse. Es zeigte sich schnell,
dass beide Seiten an einer Zusammenarbeit
interessiert waren.
Aron Oggier: Wir prüften in der Folge ein­
zelne Konzeptvorschläge und kamen zum
Schluss, dass ein Engagement eine gute
Sache wäre. Wichtig ist für uns, dass die Gemeindeberufe im Zentrum stehen und nicht
primär die Arbeitgeber, sprich die einzelnen
Gemeinden.
Insgesamt machen 15 Gemeinden mit.
Was ist das Ziel des Auftritts?
Lottaz: Wir wollen dem mehrheitlich jun-
gen Publikum die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten innerhalb einer Gemeinde aufzeigen. Diese sind längst nicht allen bekannt,
denn in der Regel verbindet man mit einer
Ausbildung in der Gemeindeverwaltung vor
allem den kaufmännischen Bereich.
Oggier: Die Aufgaben einer Gemeinde umfassen aber längst nicht nur Tätigkeiten im
Büro, sondern reichen von der Betreuung
von Kindern über die Wartung von Computern bis hin zur Zubereitung von Gebäck. Bei
den Gemeinden ist Dentalassistenz ebenso
gefragt wie das Flicken einer Türe, das Recyceln von Abfall, die Pflege von Grünanlagen
und der Service an Fahrzeugmotoren.
Geht es auch darum, allfälligen Rekrutierungsschwierigkeiten in den einzelnen Gemeinden entgegenzuwirken?
Oggier: Durchaus. Eine langfristige Sicherstel­
lung des beruflichen Nachwuchses in den
Gemeinden bedingt eine starke Positionierung als attraktiver und fortschrittlicher Lehrbetrieb. Dank des BAM-Auftritts können die
Gemeindeberufe einem breiten Publikum vorgestellt und nähergebracht werden.
Lottaz: Einzelne Lehrberufe haben eine grosse Nachfrage, andere wiederum kaum. Auch
bestehen regionale Unterschiede. Die an sich
bekannte Ausbildung zur Kauffrau oder zum
Kaufmann stösst zum Beispiel auf ganz unterschiedliches Interesse – obwohl die Bildungsinhalte identisch sind. Bei der Selek­
tion achten die Gemeinden auf einen gemeinsamen Zeitplan.
Das Standkonzept heisst «AUFGETISCHT».
Was genau bietet es den Jugendlichen?
Oggier: Sie tauchen an unserem Stand in eine surreale Berufswelt ein. Und das ist durchaus wörtlich gemeint, denn sie strecken ihre
Köpfe in eines der Löcher in unserem Kubus.
Dahinter werden ihnen auf Tellern die rund
20 verschiedenen Gemeindeberufe «serviert».
Lottaz: Damit wollen wir ein visuelles Bild des
Berufes vermitteln, aber auch Neugier wecken, mehr darüber zu erfahren. Wir sprechen
die Jugendlichen an, um herauszufinden, was
ihnen gefallen hat. Anschliessend können sie
sich näher über die Berufe informieren. Begleitend finden Beratungsgespräche mit Berufsbildungsverantwortlichen und Lernenden statt.
Die Lernenden der Gemeinden beteiligen
sich aktiv an diesem Projekt. In welcher
Form?
Lottaz: Sie kommen vor allem bei der Betreuung des Standes zum Einsatz. Für die Schü­
lerinnen und Schüler ist es toll, wenn sie sich
mit Lernenden austauschen und ihnen Fragen stellen können.
Oggier: Die jungen Berufsleute können aus
erster Hand von ihren Erfahrungen erzählen
und die individuellen Unterschiede in den
Ausbildungen aufzeigen. Die angehenden Informatikerinnen und Informatiker der be­
teiligten Gemeinden gestalten zudem die
Website des Auftritts.
Welchen Lerneffekt bringt der Einsatz den
Lernenden?
Lottaz: Sie können sich in der Rolle als Gastgeberin und Gastgeber bewähren. Der BAMEinsatz ist dafür ein gutes Übungsfeld. Die
Lernenden übernehmen Verantwortung und
tun dies in der Regel sehr gerne. Den allermeisten bleibt das BAM-Engagement in
bester Erinnerung.
Oggier: Sie erleben bei ihrem Einsatz Wertschätzung. Die Jugendlichen reden gerne
mit ihnen, denn die Lernenden haben einen
andern Zugang zu den jungen Messebe­­
suchenden. Sie sind ihnen viel näher als
­
er­
wachsene Fachleute und sprechen ihre
Sprache. Nicht zuletzt sind die Lernenden
mit einem professionellen Messeauftritt die
besten Botschafter für einen Lehrbetrieb.
Ein Wort zur Organisation: Wie hoch ist
der Aufwand für diesen Auftritt?
Oggier: Die Vorbereitungszeit war relativ
kurz, weil die BAM letztes Jahr später stattfand. Dank den Erfahrungen aus früheren
Einsätzen konnten wir jedoch auf viel Knowhow zurückgreifen.
Lottaz: Hinter einem solchen Auftritt steckt
viel Arbeit. Trotzdem: Der gemeinsame Auftritt ist erfreulich und macht sehr viel Spass.
[email protected]
AUFGETISCHT
Am BAM-Auftritt «AUFGETISCHT» machen folgende Gemeinden mit: Bern,
Bolligen, Kirchlindach, Köniz, Meikirch,
Moosseedorf, Mühleberg, Münchenbuchsee, Muri bei Bern, Neuenegg, Ostermundigen, Stettlen, Urtenen-Schönbühl,
Wohlen und Zollikofen.
Mehr dazu: www.gemeindeberufe.ch
BAM 2015
Die 27. Berner Ausbildungsmesse findet
vom 4. bis 8. September statt. Sie ist in
die Bereiche Grundbildung und Erwachsenenbildung aufgeteilt. Die Erwachsenenbildung ist bis am 6. September zu
sehen.
Der BAM-Eintritt kostet 10 Franken –
für Jugendliche bis 16 Jahre ist er gratis.
Mehr: www.bam.ch
«espace einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media AG und des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern und wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern realisiert: BEKB | BCBE (www.bekb.ch) •
Die Schweizerische Post, Berufsbildung (www.post.ch/lehrstellen oder 0848 85 8000) • Berufsbildung Bundesverwaltung (www.epa.admin.ch/dienstleistungen/lehrstellenangebote) • Meyer Burger AG (www.meyerburger.com)