Die Kandidaten für die Oberbürgermeister-wahl in Ulm Lisa Collins „Ängste abbauen, Vorurteile kontern“ „Es muss frischer Wind nach Ulm kommen“ Die 41-jährige Ethnologin Sevda Caliskan (parteilos) und interkulturelle Trainerin verspricht, ihr langjähriges Engagement für soziale Gerechtigkeit und Aufklärung einzubringen. Sie will sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen und den öffentlichen Nahverkehr stärken. Politisch wirbt sie für „Verständnispolitik“: „Man muss Ängste abbauen und Vorurteile mit konkreten Zahlen kontern“, sagt sie. Bisher hat sie vor allem im Münchner Ausländerbeirat Erfahrung in der Politik gesammelt. Die 29-Jährige Lisa Collins (Die Partei) ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie ist in Ulm geboren, lebt aber in Staig (Alb-Donau-Kreis) – „weil ich zu denen gehöre, die sich in Ulm keine Wohnung leisten können“. Die Softwareentwicklerin will junge Leute für Politik begeistern und ist überzeugt: „Es muss frischer Wind nach Ulm kommen.“ Das Airbus-Sponsoring für die Kulturnacht lehnt sie strikt ab, ebenso das Freihandelsabkommen. Auf den Flyern, die „Die Partei“ verteilt, werden Wähler als „Liebes Stimmvieh“ angesprochen. Gunter Czisch „Leidenschaftlicher Kommunalpolitiker“ Gunter Czisch (CDU), 52 Jahre alt, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er bezeichnet sich als „leidenschaftlichen Kommunalpolitiker“ und ist seit 15 Jahren Erster Bürgermeister der Stadt Ulm und damit Herr der Finanzen. „Schwäbisch solide Finanzpolitik“ sei sein Markenzeichen. Der Hobby-Jazz-Schlagzeuger will verstärkt Ehrenamtliche unterstützen und auch die vielen kleinen Anliegen der Bürger ernst nehmen. Er stehe für Transparenz und offene Türen im Rathaus. „Ulm braucht einen Oberbürgermeister, der gestalten kann.“ Anja Hirschel „Kleiner denken, interessanter denken“ Die 32-jährige DiplomDokumentarin Anja Hirschel (Piraten) ist verheiratet und sagt von sich: „Ich kann moderne Technik einsetzen, ich kenne mich da wirklich gut aus.“ Sie ist auch Datenschutzbeauftragte, strebt eine offene Verwaltung und einen leicht verständlichen „Bürgerhaushalt“ an. „Wir können es schaffen, dass Ulm energieautark wird“, nennt sie ein langfristiges Ziel. Sie ist der Überzeugung, dass die kommunale Grundversorgung nicht aus der Hand gegeben werden darf. Ihr Motto: „Kleiner denken, interessanter denken“. Ralf Milde Martin Rivoir „Die Liebe zur Stadt, das ist mein Thema“ „Der oberste Kümmerer“ Der 61-jährige Kulturmanager Ralf Milde (parteilos) ist geschieden und hat zwei Kinder. Vor acht Jahren trat er schon einmal zur OB-Wahl an: „Ich versuch’s noch mal. Ich trau mir das zu“, sagt er diesmal. Er habe große Lust, Probleme zu lösen. Er will vor allem die Rolle der Stadt stärken und auch mal Widerstand leisten gegen Bund und Land, deren Vorgaben die Spielräume der Kommunen immer enger machen. „Was unterscheidet mich von den Schwergewichten des Wahlkampfs?“, fragt er. Seine Antwort: „Ich bin parteilos. Die Liebe zur Stadt, das ist mein Thema.“ Der Ulmer Landtagsabgeordnete Martin Rivoir (SPD) ist 55 Jahre alt, geschieden und hat zwei Töchter. Als DiplomIngenieur hat er viele Jahre bei AEG gearbeitet. Den OB sieht er auch als obersten Wirtschaftsförderer. Die Beseitigung der Wohnungsnot ist für ihn die größte soziale Herausforderung. Er kündigte eine Offensive mit 700 neuen Wohnungen jährlich an. Als Oberbürgermeister werde er der „oberste Kümmerer sein“. Wenn er gewählt wird, will er sein Landtagsmandat sofort niederlegen – spätestens nächstes Jahr müsste er dies ohnehin. Birgit Schäfer-Oelmayer „Scharnier der Stadt“ Die 53-jährige Büroangestellte Birgit SchäferOelmayer (Grüne) ist gelernte Buchhändlerin, Stadträtin, verheiratet und hat sechs Kinder. Sie versteht die Rolle der Oberbürgermeisterin als „Scharnier zwischen Bürgern, Gemeinderat und Verwaltung“. Der Ausbau der Straßenbahn ist für sie das wichtigste Bauprojekt der Stadt, wobei sie auch die Anbindung von Neu-Ulm und Wiblingen im Blick hat. Kritisch äußerte sie sich zu „Altlasten“ in Ulm. Die gerichtliche Auseinandersetzung um die „Scala“-Verträge müsse unverzüglich beendet werden. Grafik: Matthias Wagner – Texte: mru / mö Sevda Caliskan
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