Referat: Medienorientierung Vorsitz Thema/Anlass Datum Ort Frau Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer Verkehrssanierung Aarwangen – Langenthal Nord Verkehrssanierung Burgdorf – Oberburg – Hasle b. B. Dienstag, 13. Oktober 2015; 11.00 Uhr Burgdorf, Verwaltungszentrum Neumatt, Dunantstrasse 7b Sitzungszimmer „Önz“ (3. Stock) Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Damen und Herren Liebe Medienschaffende Ich begrüsse Sie herzlich zur Medienorientierung und danke Ihnen für Ihre Teilnahme. Das Emmental und der Oberaargau leiden seit langer Zeit unter Verkehrsproblemen. Die Verkehrserschliessung ist unbefriedigend. Betroffen sind die Bevölkerung und die Wirtschaft, aber auch die ganze weitere Entwicklung der beiden Regionen. Das Thema beschäftigt mich und meine Fachleute seit langer Zeit sehr. Nach Jahren von Studien, Analysen, politischer Überzeugungsarbeit stehen wir heute an einem wichtigen Meilenstein. Ein Meilenstein, welcher uns - da bin ich zuversichtlich - einen entscheidenden Schritt weiter bringen wird. Der Oberingenieurkreis IV des Tiefbauamtes hat Vorprojekte für Verkehrssanierungen in beiden Regionen ausgearbeitet. Zu diesen Vorprojekten haben wir heute die öffentliche Mitwirkung gestartet. 1. Zu den Verkehrsproblemen Ich gehe davon aus, dass Ihnen, liebe Medienschaffende, die Verkehrsprobleme im Emmental und Oberaargau bekannt sind. Hier in aller Kürze die heutige Situation. Zuerst zum Emmental: Die Verkehrserschliessung des Emmentals und insbesondere die Verkehrssituation im Raum Burgdorf und unteres Emmental sind seit Langem schlecht. Unter der Woche staut sich der Verkehr auf der Achse zwischen dem mittleren Emmental und der Autobahn in Kirchberg/Alchenflüh am Morgen und am Abend täglich an vielen kritischen Stellen, insbesondere in Hasle b.B., Oberburg und Burgdorf. Betroffen ist auch der öV. Die Busse des Nahverkehrs bleiben im Stau stecken und verpassen ihre Anschlüsse. Das beeinträchtigt die Attraktivität des öV und die gute Erreichbarkeit der ganzen Region. Auf der Achse Hasle b.B.–Oberburg–Burgdorf bis zum Autobahnanschluss Kirchberg zählte man im Jahr 2012 unter der Woche je nach Streckenabschnitt täglich zwischen 16'100 und 20'600 Fahrzeuge. Vergleichbare Werte wie bei einzelnen Nationalstrassenabschnitten; vergleichbare Werte wie beim Gotthardstrassentunnel. Das Verkehrsaufkommen liegt an der Kapazitätsgrenze und übersteigt sie an den neuralgischen Stellen. Die Agglomeration wächst weiter und damit auch der Verkehr. Die Prognosen gehen bis ins Jahr 2030 von einer Zunahme des motorisierten Individualverkehrs von bis zu 26 Prozent aus. Damit werden sich die Staus auf weitere Tageszeiten ausdehnen und überdies länger dauern. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Raum Aarwangen- Langental Nord. Seit Jahrzehnten zwängt sich der gesamte Verkehr zwischen dem Autobahnanschluss Niederbipp und der Region Langenthal durch den Ortskern von Aarwangen. Auf diesen ohnehin engen Seite 1 von 3 Strassenabschnitten verläuft zudem auch das Bahntrassee des "Bipperlisi". Es ist daher nicht übertrieben, von einem Nadelöhr zu sprechen. Die Verkehrsbelastung hat ein Ausmass erreicht, das sowohl die Verkehrsteilnehmenden wie auch die Anwohnerinnen und Anwohner stark einschränkt. An Werktagen fahren bis zu 16'000 Fahrzeuge durch Aarwangen. Bis zu 16 Prozent davon sind Lastwagen, was ein überdurchschnittlich hoher Wert ist. Das einerseits wegen den grossen Industriebetrieben in und um Langenthal; andererseits aber auch, weil beim Schloss Aarwangen die einzige für Lastwagen zugelassene Aarebrücke zwischen Wangen an der Aare und Aarburg liegt. Auch die Region Oberaargau mit der Agglomeration Langenthal wächst weiter. Der Verkehr wird daher auch dort noch zunehmen. Die Prognosen bis ins Jahr 2030 gehen von einer Zunahme um 12 bis 25 Prozent aus. Im Ortszentrum von Aarwangen muss damit werktags mit rund 18'000 Fahrzeugen gerechnet werden. Für beide Regionen gilt, dass die Bevölkerung, aber auch die Wirtschaft seit langem und zusehends immer mehr unter diesen Verkehrsverhältnissen leiden. Die prekäre Sicherheit, insbesondere für die schwächeren Verkehrsteilnehmer muss verbessert werden. Die Anwohnerinnen und Anwohner sind von Lärm und Luftbelastungen betroffen, die Wirtschaft von unproduktiven Staukosten. Die beiden Regionen haben eine schlechte Erreichbarkeit. Das ist sehr problematisch, weil eine ungenügende Erreichbarkeit die Entwicklungsmöglichkeiten verschlechtert und unliebsame wirtschaftliche und ggf. auch soziale Auswirkungen zur Folge haben kann. Als Verkehrsdirektorin bin ich viel unterwegs. Ich kann Ihnen aus meiner eignen Erfahrung sagen: Praktisch nirgendwo anders sind derart prekäre Verkehrsverhältnisse vorhanden wie im Emmental und Oberaargau. 2. Zu den Vorprojekten In unserem dicht besiedelten Land stehen wir bei Verkehrsproblemen immer vor demselben Dilemma: Einerseits möchten wir die Verkehrssicherheit erhöhen und den Verkehr verflüssigen, die geplagten Ortsdurchfahrten vom Verkehr entlasten und die Erreichbarkeit innerhalb der Region verbessern. Andererseits aber wollen wir auch die Anliegen des Umweltund Landschaftsschutzes berücksichtigen und zu unserem Kulturland Sorge tragen. Beides zusammen ist nicht immer unter einen Hut zu bringen. Eine Interessensabwägung ist notwendig. Aus diesem Grund hat der Oberingenieurkreis des Tiefbauamts Vorprojekte mit jeweils zwei Varianten ausgearbeitet, welche die Verkehrsprobleme unterschiedlich angehen: Die eine Variante ist eine Umfahrungslösung. Die belasteten Orte sollen mit weitgehend neuen Strassen umfahren und so vom Verkehr entlastet werden. Die andere Variante - wir nennen sie "Null+" - optimiert das bestehende Strassennetz mit diversen Massnahmen. Beispielsweise durch eine Verbreiterung der Strasse, durch die Aufhebung von Bahnübergängen mittels neuen Unterführungen oder durch eine bessere Verkehrslenkung und -steuerung. Herr Schibler wird Ihnen gleich anschliessend die einzelnen Varianten mit den konkreten Massnahmenpaketen im Detail vorstellen. Zu den Kosten der Varianten bestehen heute noch keine gehärteten Zahlen. Wir haben ja erst Vorprojekte und noch keine ausgearbeiteten Bauprojekte. Es bestehen erst grobe Kostenschätzungen. Bei der Region Emmental werden die Grobkosten für die Variante "Umfahrung" auf rund 674 Mio. Fr. und für die Variante "Null+" auf rund 144 Mio. Fr. geschätzt. Bei Aarwangen betragen die Kostenschätzungen rund 136 Mio. Fr. für die Umfahrung und rund 44 Mio. Fr. für "Null+". Das sind sehr grosse Beträge. Sie sind aber aus heutiger Sicht grundsätzlich finanzierbar. Das einerseits weil der Grosse Rat bereits beschlossen hat, die Restmittel des Investitionsspitzenfonds für diese Projekte zu verwenden. Aktuell sind mindestens 280 Mio. Fr. im Fonds reserviert. Andererseits haben wir hoffnungsvolle Signale vom Bund, dass er die Vorhaben mit namhaften Bundesgeldern unterstützen wird. Seite 2 von 3 3. Bewertung Das Tiefbauamt hat die Varianten der Vorprojekte von Fachleuten mit den üblichen Methoden bewerten lassen. Herr Schibler wird Sie auch dazu gleich informieren. Zusammenfassend lässt sich sagen: Grundsätzlich sind für beide Regionen beide Varianten taugliche Lösungsansätze. Beide Varianten führen in unterschiedlichem Ausmass zu einer Verflüssigung des Individualverkehrs und auch zu Verbesserungen beim öV sowie beim Langsamverkehr. Die positiven Auswirkungen der beiden Varianten liegen aber in unterschiedlichen Bereichen: Die Varianten "Umfahrungen" bewirken eine deutlichere Entlastung der bestehenden Strassen und damit auch der betroffenen Orte. Sie haben Vorteile bei der Sicherheit und erlauben den Regionen bessere Entwicklungsperspektiven. Das deshalb, weil die Verkehrserschliessung deutlich verbessert und die Reisezeiten verkürzt werden. Demgegenüber liegen die hauptsächlichen Vorteile der Varianten "Null+" in den niedrigen Kosten und beim geringeren Landverbrauch. Wer den finanziellen Mittelbedarf gering halten oder die Umwelt schonen möchte, wird eher die Varianten "Null+" vorziehen. Wer den volkswirtschaftlichen Nutzen, die Entwicklungsfähigkeit der beiden Regionen, die Entlastung der Anwohnenden und die Verkehrssicherheit stärker gewichtet, wird die Varianten "Umfahrungen" bevorzugen. 4. Zum weiteren Vorgehen Nach der Auswertung der Mitwirkungen werden wir Variantenentscheide fällen und anschliessend entsprechende Bauprojekte ausarbeiten. Es ist daher sehr wichtig, dass sich nun alle Interessierten und Betroffenen zu den Projekten und Varianten äussern. Die Projekte werden nach dem Variantenscheiden normale Strassenplangenehmigungsverfahren durchlaufen und der Grosse Rat wird die notwendigen Kredite für die Projektierung und Realisierung der einzelnen Vorhaben zu beschliessen haben. Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass mit der Realisierung der Vorhaben ab 2022 begonnen werden kann. 5. Zum Schluss Ich habe einleitend gesagt: Wir stehen heute bei den Verkehrssanierungen im Emmental und Oberaargau an einem wichtigen Meilenstein. Die Chancen, dass wir nun endlich gute Lösungen für die verkehrsgeplagten Regionen realisieren können, sind intakt; ja vielleicht sogar besser denn je. Ich bin aus folgenden Gründen zuversichtlich: Es liegen jetzt konkrete, wirkungsvolle und umsetzbare Vorprojekte vor. Es bestehen also Lösungen und diese sind technisch machbar. Die Finanzierung ist mit der Reservierung von Fondsmitteln aus dem Investitionsspitzenfonds und mit der signalisierten Unterstützung von Bundesmitteln grundsätzlich machbar. Der Problemdruck in den Regionen ist gross. Ich spüre deutlich und immer wieder, dass eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gute Lösungen will und dabei auch bereit ist, negative Punkte, wie beispielsweise der möglichst begrenzte Verlust von Kulturland, zu akzeptieren. Liebe Medienschaffende: Die Mitwirkung ist eröffnet. Als Regierungsrätin und als Verkehrsdirektorin bitte ich die Bürgerinnen und Bürger, die Gemeinden und Regionen sowie auch die betroffenen Unternehmen und alle weiteren Interessierten, sich an der Mitwirkung zu beteiligen und sich einzubringen. Die öffentliche Mitwirkung dauert vom 15. Oktober bis zum 13. November 2015. Seite 3 von 3
© Copyright 2024 ExpyDoc