Datum: 30.07.2015 Hauptausgabe Basellandschaftliche Zeitung 4410 Liestal 061/ 927 26 00 www.basellandschaftlichezeitung.ch/ Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 13'807 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 531.007 Abo-Nr.: 1079219 Seite: 19 Fläche: 71'023 mm² IV will bei kranken Kindern sparen Tarife Geht es nach der IV, soll das Kinderspital 2,5 Millionen Franken sparen. Dieses hofft auf den Bundesrat Die IV bezahlt 40 Prozent aller Fälle des Kinderspitals und ist somit dessen Hauptgarant. BZ-ARCHIV VON ANNIKA BANGERIER Als Julian* zur Welt kam, wog er 690 Oberärztin und betreute den kleinen KnaGramm. Seine Mutter hielt ihn ganze vier Monate zu früh in den Armen. Denn ihre Wehen setzten bereits in der 24. Schwangerschaftswoche ein. Kurz darauf brachten die Ärzte Julian per Kaiserschnitt zur ben in der Intensivstation der Neugebore- nen. In seine Krankheitsakte musste die Ärztin immer neue Punkte eintragen: eine Lungenkrankheit, Unterzuckerung, später Überzuckerung, eine Infektion oder Gelb- Welt. Ob ein solch frühgeborenes Kind sucht. Julian verbrachte die ersten 96 Taüberlebt, ist bei der Geburt unklar. «Julian ge seines Lebens im Kinderspital. und seine Eltern hatten viel Glück», sagt Es ist eine Behandlung, die viel Geld Agnes Genewein. Sie ist in der Neonatolo- kostet: 251223 Franken. Da Julian gegen gie des Universitäts-Kinderspitals (UKBB) sogenannte Geburtsgebrechen kämpfte, Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58635517 Ausschnitt Seite: 1/3 Datum: 30.07.2015 Hauptausgabe Basellandschaftliche Zeitung 4410 Liestal 061/ 927 26 00 www.basellandschaftlichezeitung.ch/ Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 13'807 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich muss die Invalidenversicherung (IV) für die Kosten aufkommen. «Die Behandlung von angeborenen Krankheiten und Neugeborenen, die in den ersten 72 Stunden Themen-Nr.: 531.007 Abo-Nr.: 1079219 Seite: 19 Fläche: 71'023 mm² Sie wirft dem Bundesamt für Sozialversicherungen «ein eigenmächtiges Preisdiktat» vor. Die Konsequenzen seien ungedeckte Kosten. Und diese sind happig: Das erkranken, geht zulasten der IV», sagt Ag- UKBB schätzt den Betrag auf etwa 2,5 Milnes Genewein. Deshalb ist die Invaliden- lionen Franken für das Jahr 2015. «Müssen versicherung der Hauptgarant des UKBB: wir dies einsparen, droht ein Qualitätsab- Diese bezahlt 40 Prozent aller Fälle des bau. Das wollen wir unter allen Umständen verhindern.» Eine Möglichkeit sei, Kinderspitals. Gescheiterte Verhandlungen Doch jetzt ist zwischen der IV und dem UKBB ein Streit ausgebrochen. An die Verhandlungen über den Basispreis hat die IV einen Vertreter delegiert - die sogenannte Zentralstelle für Medizinaltarife. Diese handelte mit dem UKBB einen Tarif aus, den die IV nun aber nicht akzeptiert. Zu hoch sei dieser, heisst es beim Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Dessen Gegenvorschlag mit einem tieferen Basispreis akzeptiert wiederum das UKBB nicht. «Wir kamen der IV mit einer Tarifsenkung um neun Prozent weit entgegen. Trotzdem wollen sie den Basispreis um weitere vier Prozent senken. Deshalb sind die Verhandlungen nun gescheitert», bestätigt Agnes Genewein. Die Oberärztin ist auch Generalsekretärin von «A11KidS », dem Verbund der Schweizer Kinderspitäler. Ein Blick über die Kantonsgrenze dass der Kanton einspringt und die Defizite des UKBB deckt. Dort verfolge man den Konflikt zwischen der IV und dem UKBB mit Sorge, sagt Peter Indra, Leiter der Basler Gesundheitsversorgung: «Wir erachten die einseitigen Kürzungen der IV als nicht gerechtfertigt.» Die Kantone verfügen in diesen Fragen jedoch über keine behördli- chen Kompetenzen, diese obliegen dem Bund. Deshalb wurde die Gesundheitsdirektorenkonferenz aktiv und suchte das Gespräch mit dem Bundesamt für Gesundheit. «Bei dieser Tarifstreitigkeit besteht eine Lücke in der Rechtsgrundlage. Deshalb ist der Bundesrat gefordert, eine entsprechende Regelung zu erlassen», sagt Indra. Die Kantone seien sich einig, «dass die IV sich einer fairen Verhandlungslösung anschliessen und den ausgehandelten Basispreis für die Kinderspitäler zahlen muss.» zeigt: Allen eigenständigen KinderspitäHoffen auf den Bundesrat lern drohen Sparmassnahmen - von Innerhalb der ungeklärten RahmenbeSt. Gallen, Zürich bis Basel akzeptiert die dingungen schwelt noch ein weiterer KonIV deren Ausgaben nicht. flikt: Zwischen dem Kinderspital und der Den Basispreis gibt es erst seit 2012, als IV herrscht momentan ein vertragsloser das System der Fallpauschale eingeführt Zustand. «Die IV hat uns eigenmächtig wurde. «In der Einführungsphase akzepden Basispreis des Uni-Spitals aufgetierten wir stillschweigend die Forderundrückt», kritisiert Generalsekretärin Gegen der Kinderspitäler. Nun haben wir denewein. Dessen Tarife sind nochmals tieren Kosten analysiert und die Forderunfer angesetzt als der bereits nach unten gen hinterfragt. Dadurch kamen wir zum korrigierte Vorschlag der IV. «Das funktioSchluss, dass diese zu hoch sind», sagt niert nicht, die Kindermedizin ist um ein Rolf Camenzind vom Bundesamt für Sozi- Vielfaches betreuungsintensiver und soalversicherungen (BSV). Welche Posten mit teurer als die Pflege von Erwachsefür das BSV nicht gerechtfertigt sind, sagt nen», sagt Genewein. Das anerkenne das Camenzind dagegen nicht. für Sozialversicherungen Das ist für die Ärztin und «A11KidS » -Ge- Bundesamt neralsekretärin Agnes Genewein unver- durchaus, entgegnet Rolf Camenzind: ständlich: «Wir haben der IV korrekte «Aber in diesem vertraglosen Zustand Rechnungen vorgelegt, die vorgängig Re- kann der Basispreis des nächstgelegenen visionsfirmen prüften und absegneten.» Spitals verrechnet werden. So hat das Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58635517 Ausschnitt Seite: 2/3 Datum: 30.07.2015 Hauptausgabe Basellandschaftliche Zeitung 4410 Liestal 061/ 927 26 00 www.basellandschaftlichezeitung.ch/ Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 13'807 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Bundesverwaltungsgericht in einem ähnlichen Fall entschieden. Eine allfällige Differenz erstatten wir dem UKBB zurück, sobald der definitive Basispreis feststeht.» Dafür müsste aber eine Einigung in der wein Sorgen: «Dem UKBB fehlt dafür das finanzielle Polster.» Für die Oberärztin ist es ein volkswirt- Tariffrage vorliegen. Die Kinderspitäler hoffen diesbezüglich auf einen Entscheid des Bundesrats. Fällt er diesen nicht, wollen sie in den nächsten Monaten die Tarifstreitigkeit vor Gericht bringen. Doch ein jahrelanger Rechtsstreit bereitet Gene- an. Der viel zu früh geborene Knabe ver- GLOSSAR Die wichtigsten Begriffe schaftlicher Irrsinn, den Rotstift bei den Kleinsten anzusetzen. Sie verweist auf Juliliess nach zehn Wochen das UKBB. Inzwi- schen ist er eineinhalb Jahre alt - und putzmunter, wie die Mutter der bz sagt. Name geändert. preise mit den Spitälern aus. Organisatorisch ist sie der Suva angegliedert. UKBB: Das Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) hat im letzten Jahr gegen 91000 ambulante und 6500 stationäre Patienten behandelt. IV: Die Invalidenversicherung (IV) zahlt neben Renten und Eingliederungsmassnahmen auch medizinische Kosten von Geburtsgebrechen. Das sind beispielsweise angeborene Herzfehler oder Stoffwechselstörungen. Die IV untersteht dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Themen-Nr.: 531.007 Abo-Nr.: 1079219 Seite: 19 Fläche: 71'023 mm² Fallpauschale: Seit 2012 wird jeder Spitalaufenthalt nach bestimmten Kriterien wie Diagnose, Behandlungen oder Schweregrad einer Fallgruppe zugeordnet und vergütet. «Die Kindermedizin ist betreuungsintensiver und somit teurer als die Pflege von Erwachsenen.» Agnes Genewein Oberärztin UKBB Basispreis (auch Baserate genannt): Der Basispreis ist ein Durchschnittswert für die stationären Behandlungen eines bestimmten Spitals. Er bildet die Grundlage für die Vergütung der Leistungen. Der Basispreis variiert von Spital zu Spital - und wird jährZentralstelle für Medizinaltarife (ZMT): lich zwischen den einzelnen Spitälern und Diese Fachstelle handelt für die IV die Basis- Versicherern neu ausgehandelt. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58635517 Ausschnitt Seite: 3/3
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