Kaninchen miteinander vergesellschaften

Kaninchen miteinander vergesellschaften
Hatten Sie bisher ein Kaninchen in Einzelhaltung und wollen ihm nun einen
Partner gönnen? Oder wollen Sie ein, oder mehrere Kaninchen in eine Gruppe
integrieren? Dann sollten Sie das Nachfolgende beachten.
Partnerwahl
Grundsätzlich sollte bei der Partnerwahl darauf geachtet werden, dass die Tiere
sich gut ergänzen. Die Größe der Kaninchen spielt dabei eine eher
untergeordnete Rolle. Auch Kaninchen verschiedener Rassen und Größen können
sehr harmonische Gruppen bilden. Wichtiger ist der Charakter der Tiere, zwei
sehr dominante Kaninchen werden nur schwer zusammen finden, auch zwei sehr
unterwürfige Tiere können tatsächlich zu einer Problemgruppe werden, weil diese
mitunter sehr nervös sind, wenn ein Leittier fehlt. Wenn möglich, sollten Sie also
die vorhandenen Tiere gut beobachten und dann versuchen, Tiere zu finden, die
vom Charakter gut in die vorhandenen Gruppen passen und die vorhandenen
Tiere ergänzen.
Partnerwahl bei Zweiergruppen:
Die ideale Kombination für die Heimtierhaltung von zwei Kaninchen ist ein
kastrierter Rammler mit einem Weibchen.
Diese Kombination entspricht am ehesten der natürlichen Lebensweise der
Kaninchen und ist häufig über lange Zeit stabil. Paare gehen normalerweise
liebevoll miteinander um und werden häufiger beim Kuscheln und gegenseitiger
Fellpflege beobachtet als gleichgeschlechtliche Kaninchen. Ausgewachsene
Weibchen sind recht dominant, deshalb sollte der Rammler nach Möglichkeit älter
oder gleich alt sein. Jüngere Rammler könnten von Weibchen, die ihr Revier
verteidigen, sehr heftig angegriffen werden! Übrigens ist eine Haltung von einem
unkastriertem Rammler mit einem Weibchen als problematisch anzusehen, nicht
nur, weil sich dann sehr viel Nachwuchs einstellt, der unkastrierte Rammler
bedrängt das Weibchen massiv und dieses steht dann sehr unter Stress. Es ist
deshalb auch nicht sinnvoll, einen unkastrierten Rammler mit einem kastriertem
Weibchen zusammen zu bringen.
Zwei Rammler sind eine mögliche Kombination. Die Rammler sollten
dann aber auf jeden Fall vor der Geschlechtsreife kastriert werden.
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Wir raten mittlerweile völlig davon ab, zwei Weibchen als Kleingruppe zu halten,
hier kommt es in sehr vielen Fällen im Zuge der Geschlechtsreife (zwischen dem
4. und 8. Lebensmonat) zu massiven Rangproblemen. Dann werden die
Weibchen zickiger und bekämpfen sich was häufig zur Trennung der Tiere führt.
Auch Geschwister oder Mutter und Tochter bilden nur selten wirklich
harmonische Paare. Erwachsene Weibchen miteinander zu vergesellschaften ist
in Kleingruppen nicht zu empfehlen.
Partnerwahl bei großen Gruppen:
Mehrere Rammler mit mehreren Weibchen ist eine mögliche Kombination für die
Großgruppe. Wobei es hier sehr unterschiedliche Erfahrungswerte gibt. Relativ
ruhig sind oft Gruppen bei denen es die gleiche Menge Tiere jeden Geschlechtes
gibt. Ebenfalls sehr gute Erfahrung wurden mit Gruppen gemacht, bei denen die
Anzahl von kastrierten Rammlern überwog. Je mehr Weibchen in einer Gruppen
leben, umso häufiger kam es dort zu Problemen zwischen den Weibchen (obwohl
das eine natürliche Haltungsform wäre!).
Lesen Sie zu diesem Thema auch die Kapitel Wildlife und Kaninchen nie allein.
Dort finden Sie alle Angaben, welche Sie brauchen um die richtige Partnerwahl
zu treffen und Sie finden dort Informationen, welche Ihnen helfen werden, die
Situation besser zu verstehen!
Von einer Vergesellschaftung mit einem Meerschweinchen raten wir ab.
Meerschweinchen und Kaninchen passen absolut nicht zusammen, lesen Sie hier
mehr dazu: Kaninchen und andere Tiere.
Vergesellschaftungszeitpunkt
Wenn es geht, sollten Sie Ihre Kaninchen so früh wie möglich zusammenbringen.
Jungtiere unter 4 Monaten lassen sich für gewöhnlich leicht miteinander
vergesellschaften. Es ist auch möglich, ein Jungtier zu einem erwachsenen Tier
dazu zu gesellen, allerdings sind sehr alte Kaninchen mit sehr jungen und meist
übermütigen Kaninchenjungen überfordert und die Kaninchenkinder langweilen
sich in Gesellschaft von sehr ruhigen und alten Tieren. Idealerweise werden
annähernd gleichaltrige Tiere vergesellschaftet. Es ist nicht angeraten, ein
Jungtier unter 4 Monaten mit einem allein sitzenden Alttier zusammen zu
bringen. Babys können sich gegen ältere Tiere nicht durchsetzen und werden bei
Rangkämpfen mitunter schwer verletzt. Es ist möglich, Jungtiere in große
Gruppen zu integrieren, aber hier muss auf jeden Fall die Situation dauerhaft
überwacht werden. Erwachsene Kaninchen aneinander zu gewöhnen ist
schwieriger, jedoch generell möglich.
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Quarantäne
Neue Kaninchen gehören auf alle Fälle erst einmal, so schwer es auch fällt, für
mindestens zwei Wochen in Quarantäne, es sei denn, sie kommen aus einer
Notstation welche die Tiere schon in Quarantäne hatte. Kaninchen aus
unbekannter Herkunft (Fundtiere) müssen leider für vier Wochen in Quarantäne.
Während der Quarantäne haben die Kaninchen keinen Kontakt zueinander und
sind räumlich getrennt. Auch wenn Ihr Kaninchen aus einem guten Stall kommt,
kann es Krankheitskeime in sich tragen, die in Ihrem Stall nicht vorkommen.
Außerdem kann es sich so langsam an Sie gewöhnen, und Sie können diese Zeit
nutzen, das Kaninchen besser kennen zu lernen. Ebenso ist es gerade in der
Quarantäne notwendig, auf jedes Krankheitszeichen besonders gut zu achten: ist
der Kot gut geformt, die Nase trocken, benimmt sich das Tier normal, ist das Fell
dicht und glänzend? Zu Beginn der Quarantäne wird eine Kotprobe zum Tierarzt
gebracht und auf Würmer, Kokzidien, Yersinien, Clostridien, und Giardien testen
zu lassen.
Vergesellschaftungsort
Es ist nicht ratsam, die Kaninchen einfach in ein vorhandenes kleines Gehege
oder nur einen vorhandenen Kaufkäfig zu setzen. Bei kleineren Gehegen kann
das zu großem Stress führen. Für die erste Begegnung eignet sich ein den Tieren
unbekannter, neutraler Raum wie z.B. das Bad oder der Flur, am besten. Dieser
sollte mit genügend Versteck- und Ausweichmöglichkeiten ausgestattet sein und
sollte mindestens 6 m² groß sein. Unbekannt/Neutral deshalb, damit keines der
Tiere Revieransprüche stellen und ggf. verteidigen kann. Groß sollte das Gehege
sein, damit die Tiere sich in Ruhe annähern und auch mal aus dem Weg gehen
können. In kleinen Gehegen müssen sich die Tiere zwar schneller zusammen
raufen, aber sie stehen dort auch massiver unter Stress. Stress und Angst zwingt
Kaninchen in engen Räumen zusammen - oder treibt sie in noch massivere
Streitereien. Enge Räume sind im Grunde wie eine Arena: die Tiere werden
zusammengepfercht und müssen sofort ihren Rang auskämpfen. Sie haben keine
Chance, sich in Ruhe anzunähern und langsam kennen zu lernen. Sollten Sie
keinen neutralen Raum anbieten können, bauen Sie in Ihrer Wohnung an einer
Stelle, wo die Kaninchen bisher noch keinen Auslauf hatten, einen abgegrenzten
Bereich auf, auf dem sich die Tiere kennen lernen können. Dafür eignet sich ein
Gitterauslauf. Es ist ebenfalls möglich, das Weibchen zum Rammler in das
Gehege zu setzen - wenn dieses mindestens 6 m² groß ist. Es ist auf keinen Fall
ratsam, einen neuen Rammler einfach in das Gehege des Weibchens zu setzen Weibchen verteidigen ihr Revier massiv und eine Vergesellschaftung im Terrain
des Weibchens ist deshalb schwer.
Sorgen
Sie
im
Auslauf/Vergesellschaftungsgehege
für
verschiedene
Unterschlüpfe mit mehreren Eingängen. Gut geeignet sind große Kartons, in die
Sie auf allen vier Seiten eine große Tür schneiden. Ebenfalls geeignet sind Etagen
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und auch große Korkröhren, durch welche die Tiere durch rennen können.
Verwenden Sie niemals Häuser oder andere Unterschlüpfe mit nur einem
Eingang! Sitzt ein rangniedriges oder im Kampf unterlegenes Kaninchen in einem
Haus und kommt das Ranghöhere Tier in das Haus, dann muss das unterlegene
Kaninchen naturgemäß nach Hinten ausweichen und dem ranghöheren Tier Platz
machen. Wenn aber hinten eine Wand ist, kann das unterlegene Tier nicht
ausweichen. Es ist gezwungen, auf das überlegene Tier zu zu gehen um zu einer
Tür zu kommen (deshalb bringen 2 oder mehrere Türen auf einer Seite eigentlich
kaum eine Entspannung). Geht das unterlegene Tier aber auf den Überlegenen
zu, wertet dieser das - seinem Instinkt entsprechend - als Angriff und greift dann
seinerseits an. So kommt es, dass dann das unterlegene Tier im Haus stark
angegriffen wird, nicht selten fangen die schlimmsten Beißereien in Häusern an.
Aber auch wenn das unterlegen Tier flüchten kann wird es oft noch durch den
Käfig gejagt, es flüchtet evtl wieder in ein Haus und der Stress geht von Vorne
los. Für jedes Kaninchen muss mindestens ein Unterschlupf vorhanden sein! Die
Unterschlüpfe sind wichtig, damit die Kaninchen sich dort sicher und geschützt
entspannen und ausruhen können. So können sie der ständigen Konfrontation
mit dem fremden Tier etwas aus dem Weg gehen.
Diese Art der Vergesellschaftung dauert etwas länger und der Halter benötigt
etwas mehr Geduld, aber für die Tiere ist es wesentlich stressfreier als eine
"Crashvergesellschaftung".
Crashvergesellschaftung
Es ist natürlich auch einfach möglich, die Tiere ohne Unterschlüpfe in ein enges
Gehege zu stecken und sie einfach kämpfen zu lassen, bis sie zu müde werden
und erschöpft im Gehege liegen - aber das wird wohl niemand seinen Tieren
antun wollen - egal wie schnell das geht.
Gittertrennung, nebeneinander stehende Käfige?
Auf keinen Fall sollten sich fremde Kaninchen vor der Vergesellschaftung sehen
oder riechen. Tiere, die bis zur Vergesellschaftung noch getrennt werden
müssen, weil eins der Tiere in Kastrationsquarantäne ist, sollten ebenfalls auf
keinen Fall im gleichen Raum untergebracht werden (Ausnahmen). Die
Kaninchen dürfen nicht in Käfigen nebeneinander stehen oder durch ein Gitter
getrennt werden. So staut sich Frust auf, weil die Kaninchen ihren Rang gern
auskämpfen möchten, aber nicht können. Die spätere Vergesellschaftung wird
dann umso schwerer! Es stimmt nicht, dass die Kaninchen bei einer
Gittertrennung langsam den Geruch des nebenan wohnenden Kaninchens
annehmen oder sich langsam an das andere Tier gewöhnen. Normalerweise
bedeutet so eine Gittertrennung immer nur massiven Stress, weil ein Eindringling
im Revier ist. Wenn sich die Kaninchen nicht vertragen, dürfen sie nicht in
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Käfigen nebeneinander stehen. Es bedeutet Stress für ein Kaninchen, wenn ein
anderes Kaninchen in der Nähe ist, mit dem es sich nicht verträgt.
Ausnahmen:
Es gibt manchmal massiv sozial gestörte Tiere. Diese sind häufig früh von
anderen Kaninchen getrennt worden, lebten lange alleine oder wurden
misshandelt. Nur solchen Tieren kann es tatsächlich manchmal helfen, wenn sie
durch ein Gitter getrennt neben anderen Kaninchen leben und diese so kennen
lernen. Allerdings sind solche Tiere eine echte Ausnahme.
Wenn die Kaninchen vor der Kastration zusammen lebten und sich sehr gut
vertragen haben, dann ist es durchaus sinnvoll, sie nach der Kastration nur durch
ein Gitter zu trennen, damit sie sich nicht entfremden und keines einsam ist.
Leider sind manche Tierärzte nicht bereit, eine Frühkastration zu machen, dann
kommt es mitunter dazu, dass Kaninchen, die harmonisch zusammen lebten, bei
der
Geschlechtsreife
getrennt
werden
und
dann
eine
lange
Kastrationsquarantäne überstehen müssen. Häufig ist dort eine Gittertrennung
sinnvoll. Auch wenn die Tiere wegen einer Krankheit getrennt werden, kann eine
Gittertrennung notwendig sein. Zeigen die Tiere am Gitter Aggressionen, müssen
sie aber natürlich ganz getrennt und neu vergesellschaftet werden.
Ich will nicht verschweigen, dass die Gittertrennungsmethode auch bei Tieren
Erfolg haben kann, die sich gar nicht vertragen und nicht zusammen passen,
wenn die Tiere über viele Wochen immer Gitter an Gitter leben, womöglich noch
in engen Käfigen, dann geben sie mitunter einfach auf und lassen sich dann doch
zusammen setzen. Allerdings wäre es sicher sinnvoller, passende Partner zu
suchen, statt Tiere zusammen zu zwingen, die sich nicht mögen.
Vorbereitung
Sie sollten bei der Vergesellschaftung niemals allein sein, nur zu zweit kann
schnell genug eingegriffen werden wenn die Tiere sich massiv bekämpfen. Zu
weit kann man sich auch ein bisschen ablenken und unterstützen wenn es im
Gehege hoch her geht. Nehmen Sie sich viel Zeit für diesen Versuch, am besten
ein Wochenende oder mindestens 2 Tage Urlaub sollten zu Verfügung stehen um
die Tiere über einen längeren Zeitraum beobachten zu können.
Bevor die Kaninchen in das Gehege gesetzt werden, sollten Sie überall im
Gehege Grünfutter, ein wenig Gemüse und auch ein paar Leckerchen verteilen.
Das Futter lenkt ab. Überall im Gehege muss Heu verteilt sein, damit die
Kaninchen in den Ruhepausen immer fressen können. Heufressen baut Stress ab.
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Das Fressen ist auch eine Art Übersprungshandlung, die Tiere beginnen zu
fressen, wenn sie mit einer Situation überfordert sind.
Mitunter wird dazu geraten, den Neuling mit dem urinnassen Streu der
vorhandenen Kaninchen abzureiben, damit er einen bekannten Geruch annimmt.
Wir hatten damit bisher allerdings keinen großen Erfolg. Wir raten dringend
davon ab, Parfüms, Puder oder Sprays einzusetzen, diese enthalten Alkohol und
andere giftige Stoffe, welche den Tieren sehr schaden können. Außerdem
irritieren Duftstoffe die Kaninchen sehr was wiederum auch zu Aggressionen
führen kann.
Hinweis: während einer Vergesellschaftung werden viele Kaninchen unsauber.
Sie markieren ihr Revier stärker mit Kot und Urin. Nach einer geglückten
Vergesellschaftung lässt das schnell nach. Mehr Informationen finden Sie hier:
Stubenreinheit beim Kaninchen.
So könnte es während einer Vergesellschaftung aussehen:
Wenn die Quarantäne um ist und der neutrale Raum fertig eingerichtet ist,
setzen Sie alle Kaninchen gleichzeitig in den Auslauf. Dann kann es zu
verschiedenen Situationen kommen, hier sind einige Beispiele: •Das ältere,
beziehungsweise alteingesessene Kaninchen läuft dem Neuling hinter, zieht ihm
am Fell, stellt sich mit gesträubtem Fell vor ihm auf und versucht es zu
berammeln.
•Das neue Tier läuft davon, versucht sich zu wehren oder zu verstecken.
•Der Neuling greift an und versucht zu dominieren.
•Manchmal passiert auch erstmal gar nichts und die Tiere ignorieren sich. Sie
halten sich an unterschiedlichen Ecken des Geheges auf und fressen oder
scheinen sogar einfach desinteressiert herum zu liegen.
•Häufig geht es auch ruhiger los, mit gegenseitigem Beschnüffeln im Gesicht und
am After. Meist dreht sich dann eins der Tiere weg und wird vom anderen
Kaninchen kurz gejagt. Dieses Jagen kann mit brummen, knurren und aufreiten
einhergehen.
•Mitunter springen sich beide Tiere auch aufeinander zulaufend an, es kommt zu
einem kurzem Kabbeln, die Tiere jagen sich im Kreis.
•Idealfall: die Kaninchen beschnüffeln sich ausgiebig und fangen dann an, sich
gegenseitig die Ohren zu putzen und sich im Gesicht zu lecken.
Irgendwann wird das dominantere Kaninchen versuchen, das rangniedere Tier zu
bespringen. Das kann sofort oder auch erst nach einigen Tagen passieren.
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Das vorab genannte Verhalten ist völlig normal und nicht beunruhigend. Es ist
auch völlig normal, dass ein dominantes Weibchen das Männchen berammelt
oder ihn mit ihrer Kinnduftdrüse markiert, vor allem dann, wenn sie vorher da
war und ihr Revier verteidigt. Ebenso wird auch das Männchen versuchen, dass
Weibchen zu berammeln, ruhigere Böcke lassen sich aber häufig sogar die
Dominanz des Weibchens erstmal gefallen. Bei wilden Kaninchen muss der
Rammler sich dem Weibchen vorsichtig nähern und auch Einiges einstecken, bis
er zu ihr ziehen darf.
Auch wenn es etwas wild, laut und bedrohlich wirkt und Fell fliegt, greifen Sie
bitte nicht ein, die Tiere müssen ihre Rangordnung so klären! Diese Phase der
Vergesellschaftung kann wenige Stunden bis einige Tage dauern. In der Zeit
jagen sich die Kaninchen immer wieder, sitzen dann teilweise sehr erschöpft in
ihren Verstecken und dann geht es wieder von Vorne los.
Am meisten sind die Halter beunruhigt, wenn Fellbüschel fliegen, oft wird dann
befürchtet, die Tiere würden sich stark beißen. Aber meist verlieren die Tiere vor
Stress Fell, nicht selten fliegt es sogar in großen Mengen umher, ohne das die
Tiere sich auch nur gekabbelt haben. Gerade wenn zufällig die Zeit des
Fellwechsels zeitgleich mit der Vergesellschaftung stattfindet, verlieren die Tiere
schon beim Laufen Fell.
Geglückte Vergesellschaftung im Auslauf
Erst wenn die Kaninchen sich im Auslauf/neutralem Raum für einen Tag lang gut
verstehen, zusammen fressen, zusammen liegen und sich gegenseitig putzen,
können Sie den Tieren Auslauf in der ganzen Wohnung geben.
Wenn sich die Kaninchen für mehrere Stunden beim Freilauf wirklich vertragen,
also schon zusammen kuscheln und sich evtl. gegenseitig die Ohren lecken oder
putzen, zusammen fressen und sich einen Heuberg teilen, können Sie das
Zusammensetzen in dem gemeinsamen Gehege wagen. Solange es beim Auslauf
noch zu heftigeren Kämpfen und Jagereien kommt, sollten Sie die Tiere noch
nicht zusammen in ihr Gehege lassen. Grundsätzlich dürfen die Tiere aber auch
nicht mehr getrennt werden - sie müssen so lange im Auslauf zusammen
bleiben, bis sie sich vertragen.
Zusammen im Gehege
Das Gehege ist das alleinige Revier des eingesessenen Kaninchen, und es wird
evtl. beim Zusammensetzen wieder zu Streitereien und Verfolgungsjagden
kommen.
Reinigen Sie das gesamte Gehege und die Einrichtung vor dem ersten
gemeinsamen Einsetzten gründlich mit Essigwasser. Stellen Sie die Einrichtung
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um und geben Sie ein neues Haus/eine neue Etage mit dazu. Verteilen Sie
wieder Futter zum Ablenken.
Dann wird zuerst das neue Kaninchen in das Gehege gelassen, um es kennen zu
lernen. Wenn das alteingesessene Kaninchen dazu kommt, kann es vielleicht
wieder zu wilden Verfolgungsjagden kommen (s.o.). Kaninchen die ihren Rang
schon ausgekämpft haben vertragen sich aber oft auch im Gehege bald relativ
gut. Erst wenn die Tiere über einen längeren Zeitraum ruhig miteinander
umgehen, zusammen liegen, sich putzen und beruhigt haben gilt die
Vergesellschaftung als abgeschlossen. Bis dahin können aber wirklich einige Tage
bis Wochen vergehen!
Probleme
Vertragen sich die Tiere nicht und kommt es immer wieder zu heftigen und teils
blutigen Kämpfen, sollten sie für mindestens zwei Wochen komplett getrennt
werden. In der Zeit dürfen sich die Tiere nicht sehen und riechen (getrennte
Räume). Danach kann wieder eine Vergesellschaftung versucht werden. Klappt
es dann auch nicht, ist die Vergesellschaftung als Gescheitert anzusehen bedenken Sie: nicht alle Tiere vertragen sich miteinander, manchmal passen sie
einfach nicht zusammen.
Werden Rammler zu spät kastriert, kann es dazu kommen, dass sie sich in der
Pubertät stark bekämpfen und getrennt werden müssen. Ist es erstmal so weit
gekommen, sind sie nicht selten auch nach der Kastration nur schwer wieder zu
vergesellschaften. Trennen Sie die Tiere auch räumlich völlig voneinander, lassen
Sie beide Rammler kastrieren und warten Sie 8 - 10 Wochen bis Sie eine neue
Vergesellschaftung versuchen. In der Zeit können sich die Hormone abbauen und
die Tiere werden sich beruhigen. Auf keinen Fall dürfen sie in der Zeit Sicht- oder
Schnupperkontakt haben - auch hier ist eine Trennung in verschiedene Zimmer
angeraten.
Bisse und Wunden
Kleinere Wunden sind bei Vergesellschaftung nicht immer gleich ein Grund zur
Trennung. Schon bei kleinen Warnbissen kann es vor allem am Kopf zu kleinen
Verletzungen kommen. Hier fehlt schützendes Fell und so landen die Zähne
schnell mal an der Nase, an den Augen oder an den Ohren und sorgen für Risse.
Vor allem die Ohren der Widderkaninchen hängen einfach im Weg und ziehen
sich deshalb häufiger Verletzungen zu. Diese Verletzungen bluten sehr stark, da
die Ohren der Kaninchen gut durchblutet sind, sind aber relativ harmlos. Wenn
sich eine Kruste auf der Wunde bildet, muss sie meist auch nicht medizinisch
versorgt werden, auch wenn die Kruste sich zu Anfang mitunter löst. Ernsthafter
sind Wunden am Hals oder heftige Wunden am Hinterteil und an den Flanken.
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Diese Bisse weisen auf massive Rangkämpfe und auch auf das Jagen und
fortgesetzte Beißen des unterlegenen Kaninchens hin. Sollten die Kaninchen sich
solche ernsthafte Wunden zufügen, ist das nicht mehr harmlos und evtl. passen
diese Tiere einfach nicht zusammen.
Trennung kämpfender Kaninchen
Bilden die Kaninchen bei der Vergesellschaftung ein Knäuel und versuchen sie
sich gegenseitig in den Hals zu beißen, brummen sie dabei massiv oder sind sie
so erregt, dass sie sich nicht mehr von einander lösen, müssen sie evtl. getrennt
werden. Greifen Sie möglichst nicht einfach mit der Hand nach den kämpfenden
Kaninchen, denn im Stress unterscheiden die Tiere nicht zwischen Feind und
Halter und beißen auch Ihre Hand. Trennen Sie die Tiere nicht bei jedem kleinen
Streit, greifen Sie nur dann ein, wenn es wirklich gefährlich wird! Häufig reicht es
schon, lauf zu rufen oder zu klatschen, damit die Tiere sich trennen - als
Fluchttiere reagieren sie instinktiv auf solche Störungen und rennen weg. Sind
die Kaninchen aber so in ihren Kampf vertieft, dass dies nicht hilft, werfen Sie ein
Handtuch auf die Kaninchen oder lassen Sie Heu oder weiches Futter auf sie
regnen, das reicht in fast allen Fällen auch aus. Ist auch das missglückt, könnten
Sie noch ein wenig Wasser auf die Tiere sprühen. Bitte nur lauwarmes Wasser
und nur sehr wenig und nur in warmer Innehaltung. Tiere in Außenhaltung
dürfen niemals nass gemacht werden, sie könnten sich zu leicht erkälten. Sie
können auch versuchen, mit einer dicken Pappe zwischen die Kaninchen zu
kommen. Am schnellsten ist allerdings schon ein beherzter Griff von hinten um
den Leib eines der kämpfenden Tiere und das auseinander ziehen (nicht, wenn
die Tiere ineinander verbissen sind, dann müssen sie vorsichtig getrennt
werden). Allerdings riskieren Sie dabei eben auch selbst verletzt zu werden.
Fehler, die Halter leider oft machen
Eine Vergesellschaftung ist häufig sehr aufregend, aus dieser Aufregung heraus
reagieren viele Halter zu menschlich - und machen dadurch Fehler, welche die
Vergesellschaftung verzögert oder sogar verhindert. Wir gehen hier auf die
häufigsten Fehler kurz ein:
Falsche Verstecke - Sackgassen
Alle Kisten, Häuser und andere Verstecke müssen unbedingt mindestens 2
Ausgänge haben. Sonst werden sie zu regelrechten Fallen. Flüchtet ein
Kaninchen in ein Versteckt, mit nur einem Ausgang und folgt das andere
Kaninchen nach, kann das unterlegene Tier nicht mehr flüchten, da das
überlegene Tier den Eingang/Ausgang blockiert. So wird es wieder zu Kämpfen
kommen, da das Tier in der Sackgasse sich einen Weg nach draussen erkämpfen
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muss. Idealerweise sind also Türen so anzubringen, dass ein unterlegenes Tier
nach hinten weglaufen kann.
Ebenso ist die Anzahl der Unterschlüpfe sehr wichtig. Jedes Tier muss
mindestens einen Unterschlupf vorfinden, wo es sich kurz entspannen und der
Situation aus dem Weg gehen kann.
Falscher Vergesellschaftungsort
Nicht selten werden die Tiere einfach zusammen in einen Käfig gesetzt oder
zusammen in dem Raum laufen gelassen, wo das alteingesessene Kaninchen
schon sein Revier hat. Das geht aber meist nicht gut, da jedes Kaninchen sein
Revier verteidigen wird. Ein Zusammensetzen im Käfig endet meist mit blutigen
Kämpfen. Kaninchenweibchen verteidigen ihr Revier massiver, von daher sollte
nach Möglichkeit nicht im Revier des Weibchens vergesellschaftet werden.
Mitleid - Unterbrechungen beim Vergesellschaften
Mitleid ist eines der größten Probleme überhaupt. Der Halter, der seine Tiere
liebt, erträgt es nur schwer, dass sie miteinander kämpfen und das unterlegene
Tier gestresst und mit gesträubtem Fell in der Ecke sitzt. Also machen viele
Halter den Fehler, die Vergesellschaftung dann zu unterbrechen, damit das
unterlegene Tier sich erholen kann. Das ist ein sehr fataler Fehler, denn die
Kaninchen können so ihre Rangordnung nicht abschließend klären und nach jeder
Trennung muss neu vergesellschaftet werden.
Solche Unterbrechungen (mitunter werden die Tiere sogar über Nacht wieder
getrennt, weil der Halter dann nicht dabei sein kann und Angst hat, dass dann
"was
passiert")
können
sogar
schlimmstenfalls
den
Misserfolg
der
Vergesellschaftung
herbeiführen,
da
diese
Trennungen
und
Neuvergesellschaftungen die Aggressionen bei den Tieren hochkochen lässt.
Falsche Partnerwahl
Häufig wird versucht, Weibchen zusammen zu bringen um die Kastrationskosten
zu sparen - das klappt aber nur ausgesprochen selten und Weibchengruppen
bilden auch dann keine wirklich harmonischen Paare. Auch zu junge Partner
können zu Problemen führen. Unkastrierte Rammler können ebenfalls nicht
dauerhaft zusammen gebracht oder vergesellschaftet werden.
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Abschließend
Eine Vergesellschaftung kann unter Umständen einige Wochen dauern.
Vergessen Sie nicht, dass es trotzdem nur zum Besten der Tiere ist und sie
glücklicher sein werden, wenn sie nicht mehr allein sein müssen. Auch wenn eine
Vergesellschaftung für uns Menschen sehr grausam aussieht: Kaninchen sind nun
einmal nicht immer die lieben harmlosen Kuscheltiere die wir gern hätten. Sie
haben zwar ein liebevolles Miteinander, sobald sie sich kennen, fremde
Kaninchen müssen sich aber eben auf Kaninchenart kennenlernen und
miteinander verständigen und dabei geht es eben sehr wild zu!
Wenn sich die Tiere aber überhaupt nicht verstehen, sollten Sie es evtl. mit
anderen Partnern versuchen. Deshalb ist es sehr wichtig, sich vor dem Kauf zu
informieren, ob man schlimmstenfalls das Kaninchen umtauschen oder zurück
geben kann, denn meist hat man keinen Platz um noch mehr Gehege für weiter
Kaninchengruppen aufzubauen. Kaufen Sie von vornherein nur dort, wo sich Ihr
Kaninchen selber den Partner fürs Leben aussuchen kann und man evtl. das neue
Tiere zurücknimmt.
Viele Tierheime, Notvermittlungsstellen und Züchter bieten mittlerweile an, dass
Sie Ihr Kaninchen mitbringen und sich Ihr Kaninchen seinen neuen Partner selber
aussuchen kann, so entstehen die schönsten Freundschaften. Allerdings muss
bedacht werden, dass die Kaninchen sich in der fremden Umgebung oft nicht so
verhalten, wie sie es Zuhause tun würden. Außerdem ist die Fahrt in ein
Tierheim/zum Züchter für das Kaninchen anstrengend - und natürlich stehen sie
dann extrem unter Stress. Mehr als ein Versuch kann und sollte dabei auch nicht
unternommen werden. Denn nach einem missglückten Versuch sind die
Kaninchen oft so gereizt, dass selbst der Traumpartner dann keine Chance mehr
hätte.
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