Aus der Geschichte der Münzen und Medaillen der Grafen von Sulz

Aus der Geschichte
der Münzen und Medaillen
der Grasen von Sulz.
Von
Jakob Walder-Rahn.
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Lieber zwei Jahrhunderte sind verflossen, daß das alte Geschlecht
der Grafen von S u l z im Mannesstamme ausgestorben ist. And ein
altes, ehrwürdiges Geschlecht war es, das Stammsitz und N a m e n in
dem heute W ü r t t e m b e r g zugehörigen Städtchen S u l z inne hatte, das
bereits schon 1095 urkundlich sich feststellen läßt.
Allein schon im Jahre 1252 verkauften die Grafen ihren S t a m m sitz an die Grasen von Geroldseck, um später die Landgrafschaft
Klettgau, eine Herrschaft zwischen Schaffhausen und W a l d s h u t als
Eigen zu haben. Durch Heiraten erwarben sie noch die Herrschaften
von B r a n d t s 1508 (Vaduz, Schellenberg, Blumenegg), M o n k l a r ,
Maynzberg usw.
Weiter verwalteten die G r a f e n von S u l z seit 1360 noch das
Neichserbhosrichteramt im kaiserlichen Hofgerichte zu N o t t w e i l , welches bis zum Aussterben der F a m i l i e dieser verblieb.
A l s G r a f R u d o l f von S u l z anno 1408 Llrsula, die Erbtochter
des letzten G r a f e n von Laufenburg (Habsburg) geheiratet hatte, erhielt er nach dem Tode seines Schwiegervaters 1430 dessen Erbe,
nämlich die Landgrafschaft Klettqau samt den alten Habsburgischen
Neichlehen, darunter den Zoll und die M ü n z e zu Laufenburg, sowie
zu Nheinau. Jedoch legten A b t und Convent des Klosters N h e i n a u
gegen das erteilte M ü n z p r i v i l e g ihres Gebietes Protest ein, da das
Kloster selbst seit Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) eigenes Mllnzrecht
besaß, worüber anno 1241 eine besondere Bestätigungsurkunde ausgestellt wurde. E s existiert als einzige „ S u l z e r - P r ä g u n g " f ü r Nheinau
ein undatierter Brakteat. D i e M ü n z e zu Laufenburg haben die G r a f e n
von S u l z nie benützt, sondern traten ihre Rechte an die S t a d t selbst
pfandweise ab.
Erst wieder unter C a r l L u d w i g scheinen die G r a f e n von S u l z
von ihrem Münzprivileg Gebrauch gemacht zu haben. Z w a r sind von
diesem Grafen keine M ü n z e n bekannt, doch existiert als Anikum eine
goldene M e d a i l l e von 1596.
Vorderseite: Lsrolus ^u6ovie. Lomes a 8ult?, geharnischtes Brustbild des Grafen mit Ringkrause. Rückseite: Durst et H,r6et ( W a h l -
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spruch nach W a p p e n von Brandts) gevierteH Wappen 1 u. 4 von
B r a n d t s der schwarze, knorrige Holzast mit roter F l a m m e ; 2 u. 3
drei rote Spitzen im silbernen Felde als das Wappen von A l t - S u l z .
Aeber dem Schilde zwei gekrönte offene Helme mit herabhängenden
Decken, auf dem ersten eine silberne Bischofsmütze mit den sulzischen
Sp-tzen, auf dem zweiten der Brandis'sche Stock als K l e i n o d ; zwischen
beiden die Jahrzahl 1596. Durchmesser der P o r t r a i t - M e d a i l l e 40 mm,
Aufbewahrungsort Kloster S t . P a u l im Lavanttal in Oesterreich.
Nach dem Tode C a r l Ludwigs fiel sein Erbe 1616 an seine
beiden S ö h n e A l b i g VII. und C a r l Ludwig Ernst gemeinsam zu Eigen.
G r a f A l b i g VII. jedoch ist es, welcher das M ü n z f a c h mit einer hochinteressanten N.'ihe von M ü n z e n bereichert, welche heute zu den numismatischen Seltenheiten gehören. G r a f A l b i g war der rechte S o h n
seiner Z e i t ; 1621 trat er in die kaiserliche Armee ein und kämpfte
nun I I Jahre, zuletzt unter T i l l y ; er fand am 28. Februar 1632
in einem Gefechte bei Bamberg als Oberst den T o d . D i e Regierung
seiner Besitzungen überließ er ganz seinem B r u d e r C a r l Ludwig Ernst
und es ist wohl selbstverständlich, daß G r a f A l b i g vom Feldlager
aus kaum Instruktionen f ü r die unter seinem N a m e n geprägten
M ü n z e n heimsandte, zumal er seine M ü n z s t ä t t e zu Thiengen seinem
Schwager, dem G r a f e n von Leiningen verpachtet hatte.
Bekanntlich wurde zur Zeit des 30 jährigen Krieges vom Necht
des M ü n z p r ä g e n s als gutes Geschäft reichlich Gebrauch gemacht,
zumal die Geldsorten über den eigenen B e d a r f hinaus oft in weit
entfernten Gebieten verwendet wurden. Hatten schon die M ü n z h e r r e n
mit dem zulässigen Mindest-Legierungsgehalt zu arbeiten gestattet,
unterboten dies oft gewissenlose M ü n z b e a i n t e in selbstsüchtiger Weise,
sodaß von einer wahren obrigkeitlichen Falschmünzerei gesprochen
werden konnte. (Viele Gebiete ließen daher die fremden, guten M ü n z sorten „merken"). D i e Thiengener M ü n z s t ä t t e scheint besonders skrupellos gearbeitet zu haben; die Sulzer M ü n z e n kamen geradezu in
V e r r u f , wogegen die Münzmeister durch öftern Wechsel der Stempel
unter Nachahmung der gut „beleumundeten" M ü n z s o r t e n anzukämpfen versuchten. A l s nun gar bei mehrern f ü r G r a f A l b i g geprägten
M ü n z e n die Jnsignien des Klosters Nheinau angebracht wurden
(gekrümmter Fisch, Name und B i l d des Schutzheiligen Findanus),
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entfachte wieder der alte Streit um das Münzprivilegium von N h e i n a u .
Nachdem die Eidgenossen als Schutzherren der Abtei sich zu deren
Gunsten ins M i t t e l gelegt hatten, ließen beide Grasen von S u l z 1623
ihre Münzstätte zuThiengen schließen. E s wurden binnen zwei Jahren
f ü r die gräflichen B r ü d e r von S u l z nicht weniger als 65 diverse M ü n z e n
gepvägt und zwar sind bis heute bekannt: A u f den N a m e n A l w i g VII.
a) undatiert: 1 Kreuzer; 4 Kreuzer; 12 Kreuzer (in 4 Sorten);
4 Batzen, 1 Gnlden, 1 Thaler (in 4 Sorten)
K) datiert 1622: 1 T h a l e r ; 15 Kreuzer (in 3 Sorten); ein G u l d e n ;
12 Kreuzer; 24 Heller (in 9 Sorten); 2^2 Schilling; 1 Kreuzer
c) datiert 1623: I Thaler (in 2 Sorten); 10 Kreuzer; 2 Kreuzer
(in 2 Sorten); 1 Kreuzer (in 6 Sorten); 1 P f e n n i g .
A u f den N a m e n C a r l Ernst Ludwig wurden geprägt:
s) undatiert:
V2 Kreuzer (in 2 Sorten);
4 Heller (in 3 Sorten);
3 Kreuzer (in 5 Sorten); 4 Kreuzer (in 4 Sorten); 6 Kreuzer
(in 2 Sorten); 12 Kr-uzer (in 3 Sorten); 1 Thaler.
b) datiert 1621:
1-Taler; 1 Goldgulden.
Nach dem Tode des G r a f e n C a r l Ludwig Ernst gelangte dessen
S o h n Johann Ludwig 1648 zur Regierung. Dieser ließ 1675 die
Thiengener M ü n z s t ä t t e wieder einrichten und es sind uns aus dieser
Zeit bekannt ein undatierter G u l d e n ; 1 Gulden 1675 (in 2 Varianten),
sowie 2 Typen von 15 Heller gleichen Datums.
M i t Johann Ludwig starb am 26. August 1687 als letzter männlicher S p r o ß das alte Grafengeschlecht von S u l z aus. G r a f Johann
Ludwig errichtete am 14. November 1676 eine F i d e i Commiß- und
Primo-Genitur-Ordnung, wonach T i t e l und Besitz der gräflich sulzischen G ü t e r und Herrschaften an das fürstliche H a u s Schwarzenberg übergingen; denn F ü r s t Ferdinand W i l h e l m von Schwmzenberg hatte sich 1674 mit M a r i e A n n a , der ältesten Tochter des G r a f e n
Johann Ludwig vermählt.