KLINIKUM LÜDENSCHEID Artikelreihe der Klinik für Allgemeine- und Visceralchirurgie Einblicke Unter dem Titel „Einblicke“ möchte unsere Klinik für Allgemeine- und Visceralchirurgie einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Im Rahmen einer lockeren Artikelreihe werden die häufigsten Krankheitsbilder der „Organchirurgie“ vorgestellt. Die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse Problemorientierte Operationsmethoden sind möglich Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, deren Ursache meistens ein chronischer Alkoholmissbrauch ist, kann aus einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung hervorgehen; sie kann aber auch ein eigenständiges Krankheitsbild darstellen. Die Bauchspeicheldrüse ist zuständig für die Produktion von Insulin, einem Hormon, das die Zuckerverteilung reguliert. Außerdem bildet die Bauchspeicheldrüse Verdauungssäfte, die die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung ermöglichen. Eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse ist daher gekennzeichnet durch die Entwicklung einer Zuckerkrankheit, durch eine Verdauungsstörung und durch chronische Schmerzen. Eine Operation wird immer dann notwendig, wenn einer der drei folgenden Situationen vorliegt: 1. Nicht operative Behandlungsmöglichkeiten (Schmerzmittel, striktes Alkoholverbot, und medikamentöser Ersatz der fehlenden Verdauungssäfte) führen nicht zur Beschwerdefreiheit. 2. Es besteht Verdacht auf Bösartigkeit: 5% der Patienten mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung entwickeln einen Bauchspeicheldrüsenkrebs. 3. Das Organ zeigt schwerwiegende Veränderungen: z. B. Bildung von großen Zysten, das heißt „Wasserblasen“, in denen sich Bauchspeicheldrüsensaft sammelt, oder es bilden sich Verengungen des Bauchspeicheldrüsenganges, die den Abfluss des Sekretes in den Zwölffingerdarm verhindern. Diagnostik Unerlässlich für die Planung einer Operation und die Auswahl der angemessenen OPTechnik sind bildgebende Untersuchungen wie eine Computertomographie oder eine 6 Magnetresonanztomographie. Die Darstellung des Bauchspeicheldrüsenganges und des benachbartes Gallenganges gelingt über eine Magenspiegelung: Unsere Kollegen der Inneren Klinik schieben dabei den Spiegelungsschlauch über den Magen in den Zwölffingerdarm und suchen die kleine, ventilartige Öffnung des Bauchspeicheldrüsenganges auf. Über eine Kontrastmittelgabe und eine Röntgenaufnahme kann dann der Gang dargestellt und beurteilt werden. Gleichzeitig ist es möglich, die Öffnung mit einem kleinen Elektromesser etwas aufzuschneiden, um den Abfluss des Bauchspeicheldrüsensaftes in den Zwölffingerdarm zu verbessern. OP-Methoden Bevor wir die Prinzipien der verschiedenen Operationsmethoden erläutern, möchten wir auf einige spezielle Aspekte der Bauchspeicheldrüsenchirurgie eingehen. Die Bauchspeicheldrüse liegt quer verlaufend im Oberbauch (Abbildung links oben), tief hinter dem Magen. Der Kopf der Bauchspeicheldrüse schmiegt sich in den C-förmigen Bogen des Zwölffingerdarmes, während der Bauchspeicheldrüsenschwanz der Milz eng anliegt. Direkt hinter der Bauchspeicheldrüse, also zwischen dem Organ selbst und der Wirbelsäule, verlaufen die großen Blutgefäße, die vom Herz kommend die Bauchorgane versorgen, oder von den Bauchorganen zurück zu Herz und Leber verlaufen. Allein aus diesen anatomischen Gründen ist die Bauchspeicheldrüsenchirurgie sehr anspruchsvoll. Je nachdem welche Organproblematik vorliegt, wird für jeden Patienten individuell die beste Operationsmethode ausgewählt. Wir unterscheiden dabei zwischen 1. Verfahren, die den Bauchspeicheldrüsengang entlasten. Hierbei wird der erweiterte Bauchspeicheldrüsengang direkt mit einer Dünndarmschlinge verbunden, die das Sekret ableitet (Operation nach PartingtonRochelle). Der Dünndarm dient hier - wie bei vielen anderen Operationsmethoden - als Ersatz oder Umleitungsorgan. 2. Verfahren, die die Entfernung von Bauchspeicheldrüsengewebe beinhalten. Je nach Lokalisation des krankhaften Prozesses können wir den Bauchspeicheldrüsenschwanz oder den Kopf entfernen (OP nach Whipple). 3. Kombinationsverfahren aus 1 und 2 (Methode nach Frey, Beger oder Izbicki). Diese Kombinationsverfahren eignen sich gut für Patienten, bei denen kein zwingender Krebsverdacht vorliegt und sich krankhafte Veränderungen eher im Bauchspeicheldrüsenkopf abspielen. Man kann dann deutlich gewebesparender operieren. 4. Sollte es zur Entwicklung einer Zyste, dass heißt einer flüssigkeitshaltigen Blase in der Bauchspeicheldrüse kommen, ist kurzfristig die Entlastung über einen Drainageschlauch möglich. Bei Fortbestehen der Zyste ist jedoch auch hier eine Operation unumgänglich. Wiederum wird eine Dünndarmschlinge genutzt, die direkt mit der Zyste verbunden wird und den Ablauf der Flüssigkeit gewährleistet. Komplikationen Probleme im Sinne einer Blutung kann es auf Grund der Nähe zu den großen Blutgefäßen geben. Ebenso ist die Entwicklung von Undichtigkeiten an den Verbindungsnähten zwischen Bauchspeicheldrüse und z. B. Dünndarm möglich. Beide Komplikationen ergeben sich dabei aus der Erkrankung selbst, denn jede Entzündung führt zu einer vermehrten Durchblutung und damit zu einer höheren Blutungsgefahr. Jede Entzündung führt zu schlechteren Heilungsbedingungen. Nachsorge Während der Heilungsphase, die zirka 10 bis 14 Tage nach der Operation umfasst, achten wir darauf, ob sich eine Zuckererkrankung oder Verdauungsstörungen entwickeln, die gerade dann auftreten, wenn wir gezwungen waren, relativ viel Bauchspeicheldrüsengewebe zu opfern. In dieser Nachsorge werden wir unterstützt von den Kollegen unserer Klinik für Innere Medizin I und den weiter betreuenden Hausärzten. KLINIKUM LÜDENSCHEID Eine Bauchspeicheldrüsenzyste im CT-Bild. Weitere Infos Klinik für Allgemeine- und Visceralchirurgie FOÄ K. Güngör und Prof. Dr. C. Kelm Telefon: 02351/46-3061 Mail: [email protected] 7
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