Diabetes mellitus Typ 2 - DAK

Informationen für Patienten
und Angehörige
Diabetes mellitus Typ 2
DAK-Gesundheitsprogramm
Die Inhalte
Liebe Leser,
über 6 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes mellitus; 9 von 10 Betroffenen sind sogenannte
Typ-2-Diabetiker. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte sind das Hauptmerkmal des Diabetes mellitus, auch
Zuckerkrankheit genannt. Je länger und stärker sie erhöht bleiben, desto eher kommt es zu Folgeerkrankungen
der Blutgefäße, Augen, Nieren und weiterer Organe. Diese können die Lebensqualität und die Lebenserwartung
eines Diabetikers stark einschränken. Neben einer Behandlung nach dem modernsten Stand der Medizin kann
eine positive Lebensgestaltung den Verlauf des Diabetes so beeinflussen, dass es nicht oder nur in geringem
Maße zu Folgeerkrankungen kommt.
Die Lebensqualität eines Typ-2-Diabetikers hängt außerdem entscheidend davon ab, wie gut dieser informiert ist.
In dieser Broschüre finden Sie umfangreiche Informationen rund um den Typ-2-Diabetes und das DAK-Gesundheitsprogramm. Damit möchten wir Sie dabei unterstützen, sicherer und selbstverständlicher mit Ihrer Erkrankung
umzugehen. Denn Studien zeigen, dass Teilnehmer des Programms sich körperlich deutlich fitter fühlen, bessere
Gesundheitswerte und weniger Folgeerkrankungen haben.
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Ihre DAK-Gesundheit
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Die Diabetes-Typen......................................................... 4
Nahrung, Blutzucker, Insulin: die Zusammenhänge............ 5
Die Diagnose.................................................................... 6
Wenn typische Krankheitszeichen vorliegen...................... 6
Wenn typische Krankheitszeichen fehlen........................... 7
Das HbA1c Zuckergedächtnis............................................. 7
Die Behandlungsziele..................................................... 8
Was ist eine ‚gute’ Blutzuckereinstellung?......................... 8
Die Behandlung............................................................... 9
Blutzucker senken............................................................... 9
Stoffwechselentgleisungen
und Folgeerkrankungen................................................ 10
Unterzuckerung (Hypoglykämie)........................................ 10
Starke Überzuckerung (Hyperglykämie)............................ 10
Diabetische Folgeerkrankungen........................................ 11
– Makroangiopathie.......................................................... 11
– Bluthochdruck................................................................ 12
– Mikroangiopathie........................................................... 12
– Diabetische Retinopathie........................................... 12
– Diabetische Nephropathie.......................................... 12
– Diabetische Neuropathie............................................... 13
– Diabetisches Fußsyndrom.............................................. 13
– P sychische, psychosomatische und
psychosoziale Beeinträchtigungen................................ 13
Möglichkeiten der aktiven Mitarbeit
Regelmäßige Arztbesuche................................................ 14
Schulungen........................................................................ 14
Diabetespass..................................................................... 14
Selbsthilfegruppen............................................................ 14
Richtige Ernährung............................................................ 15
Körperliche Aktivität......................................................... 15
Die Teilnahme am Programm...................................... 16
Ergänzende Informationen........................................... 17
Wer am Programm beteiligt ist......................................... 17
Wie die Qualität des Programms sichergestellt wird....... 18
Wie der Erfolg des Programms überprüft wird................. 19
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Die Diabetes-Typen
Diabetes mellitus – auch Zuckerkrankheit genannt – ist eine
Stoffwechselstörung. Hauptmerkmal sind erhöhte Blutzuckerspiegel.
Ärzte unterscheiden grundsätzlich zwei Typen:
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Beim Typ-1-Diabetes hat eine Fehlreaktion des Immunsystems
die insulinbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört.
Meist macht sich dieser Typ schon in jungen Lebensjahren
bemerkbar. Typ-1-Diabetiker benötigen von Beginn ihrer
Erkrankung an Insulin.
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Beim Typ-2-Diabetes bildet der Körper Insulin, das aber kaum
noch wirken kann. Ärzte bezeichnen diese Diabetes-Form
deshalb auch als ‚relativen Insulinmangel bei Insulinresistenz’.
Der Körper reagiert darauf mit der Produktion von mehr und
mehr Insulin, das jedoch ungenutzt bleibt. Diese ständige
Überproduktion erschöpft die insulinbildenden Zellen. Viele
Typ-2-Diabetiker müssen deshalb später doch wieder Insulin
injizieren. Neben erblicher Veranlagung sind Übergewicht und
Bewegungsmangel die Hauptursachen von Typ-2-Diabetes.
Nahrung, Blutzucker, Insulin: die Zusammenhänge
Nach dem Essen spalten Enzyme im Darm die Kohlenhydrate aus der Nahrung in Glukosemoleküle auf. Aus dem Darm gelangt
die Glukose in den Blutkreislauf. Jetzt kommt das von speziellen Zellen in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin dazu.
Die Drüse gibt das Insulin je nach Bedarf ins Blut ab. Steigt der Blutzuckerspiegel nach einer üppigen Mahlzeit sehr stark an, gibt
die Bauchspeicheldrüse auch entsprechend viel Insulin in den Blutkreislauf ab.
Das Insulin im Blut öffnet in den Körperzellen ‚Türen’, durch die die Glukose aus dem Blut einströmen kann, um der Energiegewinnung zu dienen. Der Blutzuckerspiegel sinkt dadurch wieder ab – bis zur nächsten Mahlzeit. Die Bauchspeicheldrüse
bildet normalerweise stets so viel Insulin, dass sich die Konzentration der im Blut verbleibenden Glukose im Nüchternzustand
unterhalb von 100 mg/dl (5,6 mmol/l) einpendelt.
Ohne genug Insulin – oder wenn bei Typ-2-Diabetikern das Insulin kaum noch wirken kann – bleiben die Türen in den Zellen
geschlossen und die Glukose aus der Nahrung im Blut. Weil der Körper die überflüssige Glukose loswerden muss, scheidet er sie
über die Nieren und den Urin aus. So entsteht das häufige Wasserlassen und der überdurchschnittlich große Durst (siehe Seite 6).
Doch auch dieses Notfallsystem stößt an Grenzen: Ohne Behandlung steigt der Blutzucker auf diabetes-verdächtige Werte über
100 mg/dl (5,6 mmol/l) im Nüchternzustand.
Ständig erhöhte Blutzuckerwerte sind schließlich die Ursache der gefürchteten Folgeerkrankungen des Diabetes (siehe Seite 10 ff.):
Jedes überflüssige Glukosemolekül verbindet sich im Blut mit Eiweißen. Je höher der Blutzuckerwert ist, desto mehr GlukoseEiweiß-Pakete entstehen, sie lagern sich in den Blutgefäßwänden ab und behindern mit der Zeit den Blutfluss. Ohne Behandlung
kommt es bald zu Durchblutungsstörungen, Nierenschäden, Sehstörungen und anderen Folgeerkrankungen.
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Die Diagnose
Der Typ-2-Diabetes entsteht meist schleichend über mehrere Jahre.
Betroffene spüren aber nicht den erhöhten Blutzuckerspiegel, sondern die typischen Krankheitszeichen von Diabetes. Dazu gehören
sehr häufiges Wasserlassen, sehr großer Durst und Gewichtsverlust ohne sofort erkennbaren Grund. Auch Ärzte orientieren sich
bei der Diagnose des Typ-2-Diabetes an diesen Krankheitszeichen:
Wenn typische Krankheitszeichen vorliegen
Besteht aufgrund typischer Krankheitszeichen der Verdacht auf
Diabetes, erkundigt sich der Arzt zunächst nach der Krankengeschichte. Er stellt Fragen zu aktuellen Beschwerden und Erkrankungen, Gewicht, Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung sowie
zur Leistungsfähigkeit.
Vorausgesetzt, der Patient hat keine aktuelle Infektion oder nimmt
Medikamente wie Kortison ein, ermittelt der Arzt danach den Wert
der Nüchtern-Glukose im Blut und der Nicht-Nüchtern-Glukose –
oder vereinfacht gesagt: Der Arzt misst den Blutzuckerwert 8 Stunden nachbeziehungsweise direkt nach dem Essen. Die Diagnose
‚Diabetes mellitus Typ 2’ stellt der Arzt, wenn diese 3 Kriterien
erfüllt sind:
die typischen Krankheitszeichen liegen vor,
der Wert der Nüchtern-Glukose
beträgt ≥ 7,00 mmol/l (≥ 126 mg/dl),
der Wert der Nicht-Nüchtern-Glukose
beträgt ≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl).
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Wenn typische Krankheitszeichen fehlen
Nicht jeder Typ-2-Diabetes macht sich mit den typischen Krankheitszeichen bemerkbar. Allgemeine Beschwerden wie häufige
starke Müdigkeit, Schwäche, Juckreiz und häufige Hautentzündungen können zwar auf Typ-2-Diabetes hinweisen. Doch nicht
immer führen sie gleich zu einem Arztbesuch. In vielen Fällen
stellt der Arzt die Erkrankung deshalb im Rahmen einer Blutuntersuchung aus anderem Anlass oder durch Auftreten diabetischer
Folgeerkrankungen fest.
Die Diagnose ‚Diabetes mellitus Typ 2’ stellt er, wenn diese
3 Kriterien erfüllt sind:
der Wert der Nüchtern-Glukose beträgt ≥ 7,00 mmol/l
(≥ 126 mg/dl),
der Wert der Nicht-Nüchtern-Glukose beträgt mindestens
≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl),
die Einnahme von 75 g Glukose beim Arzt – genannt Oraler
Glukose-Toleranz-Test (OGT) – ergibt Werte ≥ 11,1 mmol/l
(≥ 200 mg/dl).
Hat der Arzt trotz fehlender typischer Krankheitszeichen den
Verdacht, sein Patient könnte an Diabetes leiden, wird er 2
Blutzucker-Messungen an 2 verschiedenen Tagen durchführen.
Ergeben die Labortests und die körperliche Untersuchung des
Arztes ein unklares Bild, stellt der Arzt die Diagnose Typ-2-Diabetes
allein anhand des OGT. Die Laborergebnisse ordnet er anhand der
nachfolgenden Tabelle ein.
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Nüchtern-Glukose-Wert und Glukose-Wert nach dem OGT
Glukose im Blutplasma1
aus einer Vene, z. B.
in der Armbeuge
1
Glukose im Vollblut
aus der Fingerbeere
oder dem Ohrläppchen
aus einer Vene, z. B.
in der Armbeuge
aus der Fingerbeere
oder dem Ohrläppchen
mmol / l
mg / dl
mmol / l
mg / dl
mmol / l
mg / dl
mmol / l
mg / dl
nüchtern
≥ 7,0
≥ 126
≥ 7,0
≥ 126
≥ 6,1
≥ 110
≥ 6,1
≥ 110
2 Stunden nach OGT
≥ 11,1
≥ 200
≥ 12,2
≥ 220
≥ 10,0
≥ 180
≥ 11,1
≥ 200
er Blutzuckerwert kann im Blutplasma oder im sogenannten Vollblut gemessen werden. Bei einer verzögerten Bestimmung der Glukose im Vollblut kann es jedoch zu fehlerhaften
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Messwerten kommen. Im Rahmen des DAK-Gesundheitsprogramms Diabetes mellitus Typ 2 wird Ärzten deshalb die Bestimmung des Blutzuckerwertes im Blutplasma empfohlen.
Das HbA1c Zuckergedächtnis
Die Messungen des Blutzuckerwertes sind nur Momentaufnahmen. Um den Verlauf des Blutzuckerwertes in den zurückliegenden
3 Monaten zu ermitteln, wird aufgrund einer Blutprobe der sogenannte HbA1c-Wert gemessen. Andere Bezeichnungen sind Blutzuckergedächtnis, Langzeitblutzucker oder Drei-Monats-Blutzucker. Nicht-Diabetiker haben HbA1c-Werte zwischen 4 und 6 Prozent.
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Die Behandlung
Neben erblicher Veranlagung gelten Übergewicht und Bewegungsmangel als Hauptursachen von Typ-2-Diabetes. Der Krankheitsverlauf lässt sich deshalb durch einen bewussten gesunden Lebensstil
sehr gut beeinflussen. Oder anders gesagt: Wer sich ausgewogen
und dem Energiebedarf des Körpers entsprechend ernährt, hält sein
Gewicht im Zaum und beseitigt damit eine der Hauptursachen des
Typ-2-Diabetes. Kommen noch regelmäßige Bewegung oder Sport,
genug Schlaf und der Verzicht auf Alkohol und Rauchen dazu, ist die
optimale Grundlage für weitere Therapiemaßnahmen geschaffen –
sofern diese überhaupt noch erforderlich sind.
Die Behandlungsziele
Im Rahmen des DAK-Gesundheitsprogramms überprüft der Arzt
mindestens einmal im Jahr zusammen mit dem Patienten, ob der
Abbau von Übergewicht und ein Plus an körperlicher Aktivität
erforderlich sind. Außerdem hilft der Arzt seinem Patienten gegebenenfalls bei der Suche nach Möglichkeiten, für regelmäßige
Bewegung zu sorgen oder Sport zu treiben. Weitere Maßnahmen,
mit denen die DAK-Gesundheit den gesunden Lebensstil der
Teilnehmer dieses Programms fördert, sind
eine qualifizierte Ernährungsberatung zum Abbau
von Übergewicht,
Informationen zu den Risiken des Rauchens für Diabetiker,
wie nikotinbedingte Erkrankungen der kleinen und
großen Blutgefäße,
die Schulung von Maßnahmen zur Stoffwechselkontrolle, die
auch die korrekte Interpretation der Ergebnisse beinhaltet.
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Die Behandlung des Typ-2-Diabetes im Rahmen des DAK-Gesundheitsprogramms verfolgt das Ziel, die Lebensqualität zu verbessern
und die Lebenserwartung zu erhöhen. Arzt und Patient legen dafür
je nach Alter und anderen Erkrankungen individuelle Behandlungsziele fest. Zu diesen Zielen gehören vor allem die Verringerung
beziehungsweise Vermeidung
von Krankheitszeichen wie sehr häufiges Wasserlassen,
sehr großer Durst, Gewichtsverlust, häufige starke Müdigkeit,
Juckreiz, Hautentzündungen und Nervenstörungen,
von Nebenwirkungen der Behandlung – vor allem schwere
oder wiederholte Unterzuckerungen (zu niedrige Blutzuckerwerte) und Überzuckerungen (zu hohe Blutzuckerwerte),
des Risikos von Erkrankungen des Herzens, der Hirngefäße
und anderer größerer Blutgefäße – inklusive des Risikos, an
einer solchen Erkrankung zu sterben,
von Folgeerkrankungen und Komplikationen des Diabetes an
den Netzhäuten mit schwerer Sehbehinderung oder Erblindung,
von Folgeerkrankungen der Nieren mit der Notwendigkeit
einer Dialyse (Blutwäsche),
des diabetischen Fußsyndroms mit Schädigung von Nerven,
Blutgefäßen, Knochen und Gelenken des Fußes,
von Amputationen der Füße und Unterschenkel aufgrund
des diabetischen Fußsyndroms.
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Damit die individuellen Behandlungsziele tatsächlich erreicht werden, erstellen Arzt und Patient einen Behandlungsplan, der genau
auf den Patienten zugeschnitten ist und die angedachten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen enthält. Für jeden
Therapiebaustein besprechen sie den Nutzen und die Risiken und
vereinbaren einzelne Etappenziele. Dabei berücksichtigen sie die
Lebenssituation, das Alter sowie Folge- und Begleiterkrankungen.
Der Behandlungsplan kann unter anderem enthalten
Nichtraucher zu werden,
das Körpergewicht zu optimieren,
gegebenenfalls Übergewicht abzubauen,
eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise zu finden,
ein regelmäßiges Sport- oder Bewegungsprogramm zu beginnen,
dauerhaft eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte anzustreben.
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Sollte darüber hinaus die weitere medizinische Behandlung
des Typ-2-Diabetes erforderlich sein, kommen die folgenden
Maßnahmen in Betracht:
drohen Folgeerkrankungen, kann der Arzt Medikamente verschreiben. Bei den Wirkstoffen und der Dosierung der Medikamente
orientiert er sich an den vereinbarten Behandlungszielen und an
Laborergebnissen wie dem HbA1c-Wert.
Ist zum Beispiel die Verhinderung von Arteriosklerose (Mikroangiopathie, siehe Seite 12) der kleinen Blutgefäße ein vereinbartes
Behandlungsziel, wird der Arzt bei seinem Patienten Blutzuckerwerte anstreben, die mindestens ‚fast normal’ sind. Er wird dazu
gegebenenfalls Medikamente verordnen, die in wissenschaftlichen
Langzeitstudien bewiesen haben, dass sich mit ihrer Einnahme das
vereinbarte Behandlungsziel erreichen lässt. Zu diesen Medikamenten gehören
sogenannte orale Diabetika für normalgewichtige Diabetiker
zum Einnehmen, wie der Wirkstoff Glibenclamid,
orale Diabetika für übergewichtige Diabetiker zum Einnehmen,
wie der Wirkstoff Metformin,
Human-Insulin, meist zum selbstständigen Injizieren.
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Wann der Arzt welche Medikamente verschreibt, bespricht er mit
dem Patienten. Vor allem bei einer Behandlung mit Insulin gibt es
mehrere Varianten – unter anderem Insuline, die schnell, langsam, kurz- oder langdauernd wirken sowie Mischformen. Es kann
deshalb einige Zeit dauern, bis die am besten geeignete InsulinVariante gefunden ist. Der Arzt – und bei der Diabetikerschulung
auch qualifizierte Diabetesberater – helfen dem Patienten selbstverständlich dabei, die Insulinmengen korrekt zu bestimmen, das
Insulin sicher zu injizieren, die Ernährung an die injizierte Insulinmenge anzupassen und einen individuellen, leckeren Ernährungsplan zusammenzustellen.
Blutzucker senken
Durch eine ausgewogene Ernährung, Gewichtsabnahme und regelmäßige Bewegung oder Sport können viele Typ-2-Diabetiker ihren
Blutzucker auf normale Werte senken. Gelingt das nicht oder
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Was ist eine ‚gute’ Blutzuckereinstellung?
Für eine ‚gute Blutzuckereinstellung’ gibt es keine festen
Werte. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) gibt als
ideales Ziel einen Wert beim Zuckergedächtnis (HbA1cWert) von unter 6,5 Prozent und einen Nüchtern-GlukoseWert von 80 bis 120 mg/dl (4,4 bis 6,7 mmol/l) an. Weil
Typ-2-Diabetiker diese Werte aber oft nur schwer oder für
den Preis häufiger Unterzuckerungen erreichen können,
gelten HbA1c-Werte bis 7 Prozent als akzeptabel. Der
Nüchtern-Glukose-Wert sollte allerdings nicht deutlich
über 120 mg/dl (6,7 mmol/l) liegen.
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Stoffwechselentgleisungen
und Folgeerkrankungen
Bei beiden Diabetes-Formen kann der Stoffwechsel auf zweierlei
Art ‚entgleisen’: durch einen starken Abfall (Unterzuckerung) oder
einen starken Anstieg (Überzuckerung) des Blutzuckers. Beide
Stoffwechselentgleisungen sind Notfälle – gegebenenfalls muss
sofort ein Arzt gerufen werden. Unterzuckerung und Überzuckerung können beide zur Bewusstlosigkeit führen und dadurch
lebensbedrohlich sein! Doch so weit muss es nicht kommen: Der
Körper sendet meist Warnsignale, die eine Stoffwechselentgleisung ankündigen.
Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Für einen starken Abfall des Blutzuckers (Hypoglykämie) sprechen
Blutzuckerwert unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l),
Herzklopfen,
Herzrasen,
kalter Schweiß,
Zittern,
Heißhunger,
Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwäche, Lähmungserscheinungen,
Bewusstseinstrübung.
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der Blutzuckerspiegel oft durch Essen von Traubenzucker rasch
angehoben werden. Die Warnzeichen verschwinden dann meist
schnell wieder. Diabetiker sollten also stets Traubenzucker dabei
haben und ihre Angehörigen, Freunde und Kollegen auf diese
Nothilfe hinweisen.
Ist es zu einer Unterzuckerung gekommen, sollte mit dem Arzt
besprochen werden, ob das vereinbarte Behandlungsziel und damit
das Ausmaß der Blutzuckersenkung angepasst werden muss,
damit Unterzuckerungen künftig so weit wie möglich vermieden
werden.
Starke Überzuckerung (Hyperglykämie)
Anders als bei einem starken Abfall ist die Situation bei einem
starken Anstieg des Blutzuckerspiegels. Warnzeichen dafür
können sein
sehr stark erhöhter Blutzuckerspiegel (> 250 mg/dl (14 mmol/l),
süßlich-alkoholisch riechender Atem (ähnlich wie gärendes
Obst oder Nagellackentferner),
tiefe und schwere Atmung,
häufiges Wasserlassen,
stark vermehrter Durst,
Erbrechen,
Bauchschmerzen.
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Während bei einer Bewusstseinseintrübung sofort ein Arzt gerufen
werden muss, kann bei den ersten Warnzeichen der Unterzuckerung
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Schon beim ersten Verdacht auf eine Stoffwechselentgleisung
durch Überzuckerung sollten auch ohne Bewusstseinseintrübung
die Blutzuckerwerte kontrolliert und der Arzt gegebenenfalls
gebeten werden, den Blutzucker neu einzustellen. Eine starke
Überzuckerung kann wie die Unterzuckerung aber auch zu
Bewusstseinsstörungen und zur Bewusstlosigkeit führen. Ärzte
bezeichnen die als hyperglykämisches Koma. In dieser lebensbedrohlichen Situation muss sofort ein Arzt gerufen werden!
Diabetische Folgeerkrankungen
Stoffwechselentgleisungen können lebensbedrohlich sein, führen
aber relativ selten zu bleibenden Schäden. Die Hauptursachen für
die starke Beeinträchtigung der Lebensqualität vieler Diabetiker
sind Erkrankungen, die durch den Diabetes verursacht werden oder
ihn begleiten:
Makroangiopathie
Die Makroangiopathie betrifft die größeren Blutgefäße und entspricht der Arteriosklerose (Arterienverkalkung) des Nicht-Diabetikers; sie ist das gesundheitliche Hauptproblem von Diabetikern.
Der Grund ist, dass die Makroangiopathie zu weiteren Erkrankungen wie Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (‚Verkalkung’
der Herzkranzgefäße), Zerebralsklerose (‚Verkalkung’ der Hirngefäße) und schweren Durchblutungsstörungen an den Unterschenkeln und Füßen führt. Etwa jeder 7. Diabetiker ist von der Makroangiopathie betroffen.
Das DAK-Gesundheitsprogramm sieht daher Maßnahmen vor, die
das Risiko dieser Folgeerkrankungen verringern oder vermeiden
können. Der Arzt wird deshalb in angemessenen Abständen untersuchen, wie hoch das Risiko für die Makroangiopathie ist. Besteht
ein erhebliches Risiko, planen Arzt und Patient gemeinsam Maßnahmen, die bewiesenermaßen der Makroangiopathie vorbeugen
können – unter anderem:
Verzicht auf das Rauchen,
regelmäßige Bewegung oder Sport,
gesunde Ernährung,
Behandlung des Bluthochdrucks,
medikamentöse Therapie mit Statinen zur Senkung der
Cholesterinblutwerte,
medikamentöse Therapie zur ‚Blutverdünnung’
(sogenannte Thrombozytenaggregationshemmer).
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Bluthochdruck
Bluthochdruck erhöht für
Diabetiker das Risiko,
innerhalb weniger Jahre
an koronarer Herzkrankheit
oder Zerebralsklerose zu
erkranken. Die konsequente Behandlung eines
Bluthochdrucks ist deshalb mindestens ebenso wichtig wie eine
dauerhafte gute Einstellung des Blutzuckers.
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Der Arzt oder ein qualifizierter Mitarbeiter misst deshalb bei passender Gelegenheit den Blutdruck. Bluthochdruck liegt vor, wenn
2 oder mehr Messungen an 2 unterschiedlichen Tagen Werte von
≥ 140 mmHg und/oder ≥ 90 mmHg ergeben. Findet der Arzt
Hinweise, dass die Ursache des Bluthochdrucks nicht oder nicht
nur die diabetische Makroangiopathie ist, geht er dem weiter
nach. Gegebenenfalls überweist er den Patienten an einen in der
Diagnostik des Bluthochdrucks besonders qualifizierten Kollegen.
Steht schließlich die Diagnose ‚Bluthochdruck’ fest, bespricht der
Arzt mit dem Patienten Maßnahmen, mit denen dieser selbst zur
Senkung des erhöhten Blutdrucks beitragen kann (siehe oben).
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, kann er zusätzlich Medikamente zur Blutdrucksenkung verordnen, deren Wirksamkeit und
Sicherheit in Langzeituntersuchungen nachgewiesen wurden.
Dabei handelt es sich um die folgenden Wirkstoffgruppen:
Diuretika ‚(entwässernde Medikamente)’,
Betablocker,
ACE-Hemmer,
AT1-Rezeptor-Antagonisten (wenn der Patient ACE-Hemmer
nicht verträgt oder bei speziellen medizinischen Gründen).
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Verordnet der Arzt andere Wirkstoffe, informiert er den Patienten,
inwieweit Langzeituntersuchungen zu ihrer Wirksamkeit vorliegen.
Hat der Patient weder eine Makroangiopathie noch eine koronare
Herzkrankheit aber für beides ein stark erhöhtes Risiko, kann er zur
Regulierung des Fettstoffwechsels zusätzlich sogenannte Statine
verordnen. Besteht bereits eine koronare Herzkrankheit, wird der
Arzt ebenfalls Statine verordnen. Diese Wirkstoffgruppe hemmt
den körpereigenen Aufbau vom Blutfett Cholesterin.
Mikroangiopathie
Die Mikroangiopathie betrifft die feinen Blutgefäße, auch Kapillaren genannt. Wie die Makroangiopathie kann die Mikroangiopathie weitere Erkrankungen verursachen, wobei die Netzhaut
(diabetische Retinopathie) und die Nieren (diabetische Nephropathie) am häufigsten betroffen sind. In angemessenen Abständen
wird der Arzt deshalb das Risiko für eine Mikroangiopathie bei
Patienten überprüfen, die an diesem DAK-Gesundheitsprogramm
teilnehmen.
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Diabetische
Retinopathie
Dabei verschließen sich
die kleinsten Blutgefäße,
so dass die Netzhaut
nicht mehr ausreichend
gut durchblutet wird.
Im schlimmsten Fall,
oder wenn keine fachgerechte Behandlung erfolgt, kann der
Patient dadurch erblinden.
Weil Betroffene zunächst nichts von den Veränderungen spüren,
ist die frühzeitige Erkennung und Therapie der diabetischen
Retinopathie besonders wichtig. Das DAK-Gesundheitsprogramm
sieht deshalb mindestens einmal im Jahr eine augenärztliche
Netzhautuntersuchung bei weitgestellter Pupille vor. Liegt
eine diabetische Retinopathie vor, besprechen Arzt und Patient
Maßnahmen, die nachweislich eine Erblindung vermeiden
können. Neben der Einstellung von Blutdruck und Blutzuckerwerten nahe des Normalbereichs zählt dazu gegebenenfalls
eine adäquate Laser-Therapie der Netzhaut.
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Diabetische Nephropathie
Typ-2-Diabetiker mit erhöhten Blutzuckerwerten haben je nach
Alter und Dauer ihrer Erkrankung unterschiedlich hohe Risiken
für die Entwicklung einer diabetischen Nephropathie mit
fortschreitender Zerstörung der Nieren. Das Risiko, deshalb
von der Dialyse (Blutwäsche) abhängig zu werden, ist vor allem
für Diabetiker stark erhöht, die neben erhöhten Blutzuckerwerten seit längerer Zeit auch erhöhte Blutdruckwerte haben.
Typ-2-Diabetiker mit fortschreitender Nierenfunktionsstörung
benötigen deshalb frühzeitig eine spezialisierte Behandlung.
Der Arzt prüft daher je nach Erkrankungsdauer, Alter, Vorliegen
einer diabetischen Retinopathie und weiteren Erkrankungen,
ob sein Patient von einer regelmäßigen Bestimmung der
Albumin-Ausscheidung im Urin profitieren würde. Ist der
Wert dieses Körpereiweißes im Urin erhöht, könnte eine
diabetische Nephropathie vorliegen. Außerdem untersucht
der Arzt jährlich die Nierenfunktion mit Hilfe eines Bluttests.
Steht die Diagnose ‚diabetische Nephropathie’ fest, bespricht
der Arzt mit dem Patienten Maßnahmen, die nachweislich ein
Fortschreiten der Nierenfunktionsstörung verhindern können.
Dazu zählen vor allem die Einstellung von Blutdruck- und Blutzuckerwerten auf Werte nahe des Normalbereichs sowie der
Verzicht auf das Rauchen. Bei einer krankhaft verringerten
Nierenleistung kann der Arzt dem Patienten zusätzlich empfehlen, die Eiweißaufnahme mit der Nahrung zu begrenzen.
Diabetische
Neuropathie
Die Neuropathie (Nervenerkrankung) entsteht
durch die ‚Verzuckerung’
von Eiweißen und Fetten,
die Bausteine der Nerven
sind; möglicherweise
spielt zusätzlich eine gestörte Blutversorgung der betroffenen
Nerven eine Rolle. Etwa jeder 4. Diabetiker hat eine Neuropathie.
Am häufigsten kommt es bei der Neuropathie zu handschuh- und
strumpfförmigen Schmerzen und Missempfindungen an Armen
oder Beinen.
Durch eine konsequente Behandlung lässt sich das Risiko der Entstehung einer Neuropathie aber um bis zu 80 Prozent verringern.
Der Arzt wird deshalb zusammen mit dem Patienten Maßnahmen
planen, um vor allem die Blutzuckerwerte zu optimieren. Besteht
schon eine Neuropathie, kann er spezielle Medikamente verordnen. In der Regel handelt es sich dabei um Antidepressiva und
Antikonvulsiva (Anti-Krampf-Mittel), die für die Behandlung der
Neuropathie-Beschwerden zugelassen sind.
Ein Sonderfall ist die ‚autonome diabetische Neuropathie’. Sie
kann beispielsweise die Nerven des Herzens beeinträchtigen und
gefährlich werden, weil ein Herzinfarkt dann keine Schmerzen
verursachen und deshalb nicht rechtzeitig erkannt werden könnte.
Auch die Funktion anderer Organe wie beispielsweise des Magens
und der Blase kann durch eine autonome diabetische Neuropathie
beeinträchtigt werden. Hat der Arzt Hinweise auf eine autonome
diabetische Neuropathie, kann er weitere Untersuchungen und
Behandlungen durchführen.
Diabetisches Fußsyndrom
Das diabetische Fußsyndrom kann durch eine Makroangiopathie,
eine diabetische Neuropathie oder in schweren Fällen durch
beide ausgelöst werden. Im schlimmsten Fall steigt dadurch das
Risiko einer Fußamputation auf das 22-fache im Vergleich zu
Nicht-Diabetikern an. Schlecht heilende Wunden und hartnäckige
Geschwüre – sozusagen die Vorstufe eines diabetischen Fußsyndroms – kommen fast 50-mal häufiger vor.
Durch eine konsequente
Behandlung des Diabetes
und der Folgeerkrankungen
lässt sich ein großer Teil
dieser schweren Komplikationen eines Diabetes
aber deutlich mildern oder
sogar verhindern.
Der Arzt wird deshalb bei Diabetikern mindestens einmal im Jahr
die Füße inspizieren und sie dabei auch auf Anzeichen für eine
Neuropathie und Durchblutungsstörungen untersuchen. Bei einem
erhöhten Risiko wird er diese Untersuchung einmal im Quartal
vornehmen und dabei auch das Schuhwerk auf gute Passform
überprüfen. Findet er Hinweise auf ein diabetisches Fußsyndrom,
wird der Arzt die regelmäßige Mitbehandlung in einer für die
Therapie des diabetischen Fußsyndroms besonders qualifizierten
Einrichtung organisieren.
Psychische, psychosomatische und
psychosoziale Beeinträchtigungen
Beim Typ-2-Diabetes können körperliche, seelische und soziale Belastungen zusammenwirken, die Erkrankung verschlimmern und die
Lebensqualität und Lebenserwartung weiter verringern. Der Arzt
prüft deshalb, inwieweit ein Patient von psychotherapeutischen,
psychiatrischen und/oder verhaltenstherapeutischen Maßnahmen
profitieren kann. Bei klaren psychischen Beeinträchtigungen wie
zum Beispiel einer Depression, veranlasst er die Mitbehandlung
seines Patienten durch psychotherapeutisch ausgebildete Ärzte
oder entsprechend zugelassene Psychologen.
Wichtig:
Regelmäßig
zum Arzt!
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Möglichkeiten der aktiven Mitarbeit
Ärztliche Betreuung und die Teilnahme an Gesundheitsprogrammen
wie diesem sind tragende Säulen der Diabetesbehandlung. Eine
weitere Säule ist die aktive Mitarbeit der Patienten bei der Behandlung. Das schafft nicht nur bessere Voraussetzungen, um die
Folgeerkrankungen des Diabetes zu verhindern beziehungsweise
ihre Ausprägung einzuschränken. Aktive Mitarbeit sorgt auch für
Sicherheit und Selbstvertrauen im Umgang mit dem Diabetes. Und
so können Typ-2-Diabetiker aktiv an ihrer Behandlung mitarbeiten:
Regelmäßige Arztbesuche
Damit die Teilnehmer optimal behandelt werden, sieht das DAKGesundheitsprogramm regelmäßige Besuche beim Arzt und bei
anderen Fachleuten vor. Diabetiker sollten jeden dieser Termine
wahrnehmen – auch wenn sie gerade keine Beschwerden haben.
Denn der Arzt
muss auch von den Erfolgen der Behandlung und des
Programms erfahren,
ist Ansprechpartner für alle Probleme, Fragen und Sorgen
rund um den Diabetes,
gibt wertvolle Hilfestellungen, um die individuellen
Behandlungsziele erreichen zu können,
legt gemeinsam mit seinem Patienten die nächsten
Therapieschritte und konkreten Behandlungsziele fest,
überwacht die Blutzuckerwerte und kann gegebenenfalls
empfehlen, Medikamente einzunehmen oder deren
Dosierung zu ändern,
überweist seine Patienten bei Bedarf an andere Fachärzte,
um Folgeerkrankungen soweit wie möglich zu verhindern.
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Schulungen werden grundsätzlich von Ärzten sowie Diabetes- und
Ernährungsberatern durchgeführt. Sie helfen, selbstbewusst und
selbstständig mit der Erkrankung umzugehen und trotz Diabetes
ein weitgehend normales Leben zu führen.
Diabetespass
In den Pass tragen die Teilnehmer alle Daten im Zusammenhang
mit dem Diabetes ein: Laborergebnisse, Medikamente, Gewicht,
Anzeichen von Folgeerkrankungen, ärztliche Befunde, Blutzuckerwerte und alle sonstigen Auffälligkeiten. Der Diabetespass ist im
Servicezentrum der DAK-Gesundheit erhältlich und sollte immer
mitgeführt werden. Er gibt Ärzten Aufschluss über die Erkrankung
und kann sehr wichtig werden, sollte eine ernste Stoffwechselkomplikation eintreten. Bei Bewusstlosigkeit beispielsweise ist
anhand des Ausweises sofort erkennbar, dass der Passinhaber an
Diabetes leidet und dieser die Ursache der Bewusstlosigkeit sein
kann. Entsprechend schnell und sicher können die Helfer handeln.
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Schulungen
Schulungen im Rahmen des DAK-Gesundheitsprogramms sind weder
graue Theorie noch langweiliger Unterricht. Die Teilnehmer erwarten verständliche und praxisnahe Informationen rund um den Diabetes, die Ernährung, die Blutzuckerselbstkontrolle und vieles mehr.
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Selbsthilfegruppen
Diabetiker gibt es viele – und sie sind gut organisiert. In jeder Region gibt es Interessengemeinschaften, Verbände oder Selbsthilfegruppen. Von ihnen kann jeder Diabetiker profitieren, sei es durch
gemeinsamen Sport, Unternehmungen oder durch den Austausch
leckerer Kochrezepte sowie lebensnaher Erfahrungsberichte über
das ‚Meistern des Diabetes’.
Richtige Ernährung
Eine gesundheitsbewusste, in Menge und Zusammensetzung kluge
Ernährung, ist eine weitere tragende Säule der Diabetes-Behandlung. Mit Einschränkungen, Verzicht, Fasten und Verboten hat das
allerdings nichts zu tun. Wer sich an den 10 für Diabetiker leicht
abgewandelten Ernährungsgrundregeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. orientiert, trägt sehr viel dazu bei, seine
Behandlungsziele zu erreichen:
1. vielseitig – aber nicht zu viel
2. wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
3. würzig – aber nicht salzig
4. wenig Süßes
5. viele Vollkornprodukte
6. reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst
7. wenig tierisches Eiweiß
8. ausreichend Flüssigkeit
9. öfter kleine Mahlzeiten
10.schmackhafte und schonende Zubereitung
Im Rahmen des DAK-Gesundheitsprogramms sind Schulungen zur
klugen Ernährung vorgesehen. Die Teilnehmer werden kompetent
und individuell beraten, wie sie Schritt für Schritt abnehmen und
ihr neues Gewicht halten können. Sie lernen dabei, welche Nahrungsmittel für Diabetiker besonders geeignet sind, wie man ihre
optimale Menge berechnet und sie schmackhaft zubereitet.
Eine genaue Berechnung der täglichen Gesamtkalorienmenge ist
für Typ-2-Diabetiker nicht erforderlich, wenn der BMI zwischen
19 und 25 kg/m2 liegt. Auch bei Werten deutlich darüber reicht
es zunächst meist aus, typische Dickmacher zu meiden und für
regelmäßige Bewegung oder Sport zu sorgen, um so langsam
Übergewicht abzubauen. Erst wenn das innerhalb von 6 Monaten
nicht zum vereinbarten Ziel führt, sollte die Nahrungsmenge
verringert werden.
Körperliche Aktivität
Regelmäßige Bewegung oder Sport sind ebenfalls unverzichtbare
Säulen der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Beides wirkt sich
positiv auf den Stoffwechsel und den Kreislauf aus. Die Zellen,
die Glukose zur Energiegewinnung benötigen, reagieren wieder
empfindlicher auf Insulin – das eigene, von der Bauchspeicheldrüse gebildete Insulin kann dadurch wieder effektiv wirken. Zudem normalisiert Bewegung die Blutfettwerte, baut Übergewicht
ab, steigert die Leistungsfähigkeit von Herz und Lunge, verringert
Stress und fördert die Zufriedenheit. Besonders geeignet sind
Ausdauersportarten wie Walking, Schwimmen und Radfahren –
aber natürlich können Diabetiker nahezu jeden Sport betreiben.
Und die Mühe lohnt sich: Bei einigen Diabetikern wird der
Stoffwechsel dadurch soweit normalisiert, dass Medikamente
überflüssig werden.
Eine der größten Selbsthilfeorganisationen für Diabetiker in
Deutschland ist der Deutsche Diabetiker Bund (DDB). Seine
40.000 Mitglieder sind in über 650 Selbsthilfegruppen in ganz
Deutschland organisiert. Nähere Informationen und Adressen
von Gruppen gibt die Bundesgeschäftsstelle:
Deutscher Diabetiker Bund e.V.
Goethestraße 27 • 34119 Kassel
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Tel.: 0561 703477 0 • Fax: 0561 703477
rbund.de
www.diabetikerbund.de • info@diabetike
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Ergänzende Informationen
Je besser sich alle Beteiligten mit dem DAK-Gesundheitsprogramm auskennen, desto größere Erfolge sind zu erwarten. Die
Teilnehmer aber auch Ärzte, Kliniken, Krankenhäuser etc. werden
deshalb umfassend über die Ziele und Inhalte des Programms
aufgeklärt.
Ärzte, Kliniken, Krankenhäuser etc. werden darüber hinaus speziell
geschult. Diese wichtigen Schulungen beinhalten vor allem das
Management und die reibungslose Organisation der Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Kliniken und Krankenhäusern. Die DAKGesundheit kann deshalb die Mitwirkung von Ärzten, Kliniken
und Krankenhäusern am DAK-Gesundheitsprogramm von der
Teilnahme an diesen Schulungen abhängig machen.
Natürlich nehmen auch die Teilnehmer an einem Schulungsprogramm durch qualifizierte Referenten teil (siehe Seite 14). Als
Ziel steht dabei für die Teilnehmer stets im Vordergrund, den
Verlauf des Diabetes besser bewältigen und wichtige persönliche
Entscheidungen auf der Grundlage von soliden medizinischen
Informationen treffen zu können.
Die Teilnahme am Programm
Bei Versicherten, die an diesem Gesundheitsprogramm teilnehmen
möchten, prüft der Arzt, ob sie die vereinbarten Behandlungsziele
erreichen und aktiv daran mitwirken können. Das ist notwendig,
weil alle Teilnehmer von dem Programm möglichst viel profitieren
sollen.
Gibt der Arzt ‚grünes Licht’, bestätigt er schriftlich, dass der
Patient Typ-2-Diabetiker ist oder eine Therapie mit diabetesspezifischen, blutglukosesenkenden Medikamenten bereits durchgeführt wird. Anschließend erhalten die Teilnehmer umfassende
Informationen über die Inhalte des Gesundheitsprogramms. Außerdem erfahren sie welche persönlichen und medizinischen Daten
für die Zwecke des Programms erhoben, verarbeitet und gegebenenfalls weitergeben werden. Außerdem erfahren die Teilnehmer
alles Wichtige über die langfristigen Ziele des Programms und wer
daran mitwirkt, damit diese Ziele erreicht werden.
Mit Ihrer Unterschrift bestätigen Sie als Teilnehmer schließlich,
dass Sie
freiwillig am DAK-Gesundheitsprogramm teilnehmen,
Ihre Teilnahme aber jederzeit beenden können,
die Ziele des DAK-Gesundheitsprogramms und die
Ziele einer optimalen medizinischen Versorgung von
Diabetikern kennen,
über Ihre Mitwirkungspflichten und die Folgen fehlender
Mitwirkung informiert wurden,
die Aufgabenteilung aller Beteiligten (Ärzte, Fachärzte,
Kliniken, Krankenhäuser etc.) kennen und Sie unterstützen
werden,
auf die Möglichkeit hingewiesen worden sind, eine Liste
der verfügbaren Ärzte, Fachärzte, Kliniken, Krankenhäuser etc.
zu erhalten,
mit der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung Ihrer Daten
einverstanden sind,
einverstanden sind, dass Ihre Daten zur Pseudonymisierung
einer Arbeitsgemeinschaft oder von dieser beauftragten
Dritten übermittelt werden können.
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Wer am Programm beteiligt ist
Damit die Teilnehmer dieses Programms medizinisch optimal
betreut werden können, arbeiten alle beteiligten Ärzte, Kliniken,
Krankenhäuser und sonstigen Einrichtungen eng zusammen. Die
individuelle Betreuung der Teilnehmer, die Dokumentation und
Koordination übernehmen dabei die Hausärzte. In Ausnahmefällen
können aber diabetologisch qualifizierte und entsprechend zugelassene Fachärzte und Einrichtungen ebenfalls diese Aufgabe
übernehmen. Ausnahmefälle liegen vor allem vor, wenn medizi-
nische Gründe dafür sprechen oder der betreffende Facharzt oder
die Einrichtung den Patienten schon vor der Einschreibung in das
Programm betreut hat.
Reichen die Qualifikationen der ausgewählten Ärzte oder Einrichtungen für die Behandlung nicht aus, wird der Patient zu einem
qualifizierten Kollegen oder an eine entsprechende Einrichtung
überwiesen. Das gilt vor allem:
für die mindestens einmal jährlich vorgesehene augenärztliche Untersuchung zum Ausschluss einer diabetischen
Augenkomplikation wie diabetische Retinopathie
(Überweisung zu einem Augenarzt),
bei krankhafter Einschränkung der Nierenfunktion oder
voranschreitender Nierenfunktionsstörung (Überweisung
zu einem nephrologisch qualifizierten Arzt oder einer
entsprechenden Einrichtung),
bei Veränderungen an den Füßen im Sinne eines diabetischen
Fußsyndroms (Überweisung an eine für die Behandlung des
diabetischen Fußsyndroms qualifizierte Einrichtung),
bei geplanter oder bestehender Schwangerschaft (Überweisung
zu einem Arzt oder an eine Einrichtung, die diabetologisch
besonders qualifiziert sind).
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Zu einem diabetologisch besonders qualifizierten Kollegen oder
an eine entsprechende Einrichtung überwiesen werden die Teilnehmer des Programms außerdem bei:
Komplikationen im Sinne der Mikroangiopathie wie
diabetische Nephropathie, Retinopathie und Neuropathie,
Blutdruckwerten > 140 mmHg/> 90 mmHg innerhalb
eines Zeitraums von höchstens 6 Monate an eine für die
Behandlung des Bluthochdrucks qualifizierte Einrichtung,
Nicht-Erreichen des vereinbarten HbA1c-Wertes nach
spätestens 6 Monaten.
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Über die Überweisung zu einem diabetologisch besonders qualifizierten Kollegen entscheidet der Arzt, der die individuelle
Betreuung des Patienten übernommen hat. Auch die Frage, ob
ein stationärer Aufenthalt in einem diabetologisch qualifizierten
Krankenhaus erforderlich ist, liegt in den Händen dieses Arztes.
Erforderlich ist das vor allem:
bei Notfällen (in jedes Krankenhaus),
bei bedrohlichen Stoffwechselstörungen,
bei schweren Stoffwechselentgleisungen wie häufige
nächtliche Unterzuckerungen,
bei Verdacht auf infizierten diabetischen Fuß (bedingt durch
eine Neuropathie oder blutgefäßbedingte Durchblutungsstörungen), oder akuter nervlicher oder knochenbedingter
Fußkomplikationen,
bei Begleit- und Folgekrankheiten, die eine besonders
qualifizierte Mitbehandlung erfordern können,
gegebenenfalls, wenn der vereinbarte HbA1c-Wert nach
spätestens 12 Monaten ambulanter Behandlung nicht
erreicht wird.
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Im Rahmen der Teilnahme am DAK-Gesundheitsprogramm prüft
der Arzt vor allem bei diabetischen Folgeerkrankungen, ob der
Patient von einer Rehabilitation profitieren kann. Die Rehabilitation wird vor allem dann erwogen, wenn die Erwerbsfähigkeit,
die Selbstbestimmung und die Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben gefährdet sind. Ein weiterer Grund ist, wenn sich durch die
Rehabilitation diabetes-bedingte Nachteile vermeiden lassen oder
ihnen entgegengewirkt werden kann.
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Wie die Qualität des Programms sichergestellt wird
Das DAK-Gesundheitsprogramm hat das Ziel, die medizinische
Versorgung und Betreuung von Typ-2-Diabetikern zu optimieren.
Damit das auch auf Dauer funktioniert, verlangt der Gesetzgeber1
qualitätssichernde Maßnahmen. Das bedeutet: Die Umsetzung der
Programmziele werden regelmäßig überprüft, dokumentiert und
die Ergebnisse veröffentlicht. Zu den überprüften Programmzielen
gehören vor allem die Einhaltung der
gesetzlichen Anforderungen,2
qualitätsgesicherten und zugleich wirtschaftlichen
Medikamententherapie,
Regeln für die Zusammenarbeit von Ärzten, Kliniken,
Krankenhäusern etc.,
einheitlichen Anforderungen an die Qualifikation der
beteiligten Ärzte und des medizinischen Personals,
einheitlichen Anforderungen an die technische, apparative
und räumliche Ausstattung,
einheitlichen Anforderungen an die organisatorischen
Voraussetzungen bei diagnostischen und therapeutischen
Maßnahmen und Eingriffen,
sowie die Vollständigkeit, Plausibilität und Verfügbarkeit
der Dokumentation und die aktive Mitarbeit der Teilnehmer.
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Soweit die Theorie. In der Praxis weisen die am DAK-Gesundheitsprogramm beteiligten Ärzte und Einrichtungen dem Bundesversicherungsamt gegenüber nach, welche Maßnahmen sie zur Umsetzung der Ziele getroffen haben. Zudem belegen sie, wie sie
dokumentieren, wie diese Ziele erreicht werden. Als Unterstützung
sieht das DAK-Gesundheitsprogramm Maßnahmen vor, die das
Erreichen der Ziele fördern. Sie können auf Teilnehmer, Ärzte und
Krankenhäuser beschränkt sein, die ein ausreichendes Verbesserungspotenzial erwarten lassen. Zu den Maßnahmen gehören
vor allem
Maßnahmen mit Erinnerungs- und Rückmeldungsfunktionen
(zum Beispiel Remindersysteme) für Teilnehmer, Ärzte,
Krankenhäuser etc.,
Feedback auf der Basis der Dokumentation für Ärzte und
Krankenhäuser mit der Möglichkeit einer regelmäßigen
Selbstkontrolle (zum Beispiel regelmäßige Qualitätszirkel),
Maßnahmen zur Förderung der aktiven Teilnahme und Eigeninitiative der Patienten – inklusive der Beratung von weniger
aktiven Teilnehmern,
Sicherstellung systematischer, aktueller Information für
Ärzte, Krankenhäuser und Teilnehmer,
Regelungen zur Auswertung der für die Durchführung der
Qualitätssicherung erforderlichen Daten,
Sanktionen, wenn die Vertragspartner gegen die festgelegten Anforderungen verstoßen.
Wie der Erfolg des Programms überprüft wird
Das DAK-Gesundheitsprogramm hat das Ziel, die medizinische
Versorgung und damit die Gesundheit von Diabetikern zu verbessern. Ob das gelingt, wird, wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben,3
regelmäßig überprüft. Dabei kommt es im Ergebnis vor allem
darauf an, dass
die Ziele des DAK-Gesundheitsprogramms erreicht werden,
die Einschreibekriterien eingehalten werden,
die Kosten der Versorgung im DAK-Gesundheitsprogramm
optimiert werden.
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Grundlage für die Überprüfung des Erfolges sind die von den
Teilnehmern freigegebenen Daten sowie alle medizinischen
Behandlungs- und Abrechnungsdaten, die Ärzte, Kliniken,
Krankenhäusern etc. für die Teilnehmer im Rahmen dieses
Programms erhoben haben. Die Daten werden für die Zwecke
der Überprüfung pseudonymisiert, das heißt, die genaue Identität
der Teilnehmer unkenntlich gemacht.
Nach der Überprüfung wird schließlich nicht nur beurteilt, ob die
vereinbarten Behandlungsziele der Teilnehmer erreicht werden.
Er wird auch ausgewertet, ob das Erreichen der Ziele einzelner
Teilnehmer die Versorgungslage, die Lebensqualität und die
Zufriedenheit der gesamten Versichertengemeinschaft bewirkt.
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§ 137f Absatz 2 Satz 2 Nummer 2, Fünftes Buch Sozialgesetzbuch
§ 137f Absatz 2 Satz 2 Nummer 1, Fünftes Buch Sozialgesetzbuch
§ 137f Absatz 2 Satz 2 Nummer 6, Fünftes Buch Sozialgesetzbuch
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W980-0310 / Gedruckt 08/15.
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