RAUBFISCH-PRAXIS ANSCHNALL Text und Fotos: Dietmar Isaiasch Wer zickige Zander fangen will, sollte Gummi und Köfi kombinieren. Dietmar Isaiasch macht das mit dem „Huckepack-Verfahren“. 20 | RAUBFISCH 03/2015 PFLICHT Mini-Barsch auf Softbait geschnallt. Der Köfi sollte sich möglichst frei bewegen können. E s ist Anfang Juni, die neue Angelsaison ist frisch, und eigentlich sollten die Zander in bester Beißlaune sein. Allerdings ist es schon seit Tagen unangenehm kalt. Der Luftdruck ist auch nicht gerade stabil und mit 1026 Hektopascal viel zu hoch, aber wir wollen es dennoch wissen. Und so fischen Carmen, ich und ein paar Freunde am Hollands Diep, dem Deltagebiet von Rhein und Maas bei Rotterdam. Auf dem Wasser scheint die Witterung natürlich noch kälter zu sein, und irgendwie haben wir das Gefühl, der Fisch ist zwar da - aber irgendwie auch nicht. Wir fahren die bekannten Hotspots ab, sehen die Zander über das Echolot auch am Boden liegen, der Erfolg bleibt jedoch aus. Dabei fischen wir wie die Weltmeister, aber allmählich läuft die Zeit davon. Irgendwie muss man doch noch ein paar Räuber ans Band bekommen. Die Kumpels packen schon zusammen, um nach Hause zu fahren. Ich kann mich mit dieser „Nullnummer“ nicht abfinden, fische mit Carmen also noch weiter. Wir setzen uns allerdings ein Limit von zwei Stunden, erst dann werden auch wir uns geschlagen geben. Ich fahre immer wieder dieselben Kanten ab, unsere Vertikalköder sind optimal zwischen fünf und sieben Meter Wassertiefe präsentiert. Egal, ob aktiv geführt oder „tote Rute“ - die Zander wollen unsere Gummis nicht. Nein, selbst dem kleinen Stint am FireBall-System, den Carmen aus Verzweiflung langsam über Grund zupft, wird keine Beachtung geschenkt. Dann bekomme ich an einer Kante wieder einige sehr schöne Anzeigen auf den Bildschirm. Hier muss doch was passieren - aber wieder nix! Während ich noch den Shad über den Boden zupfe, durchsuchen meine Augen die randvoll mit buntem Gummizeug gefüllten Boxen - und der Blick fällt auch auf die Tüte mit den Köfis. Dabei kommt mir der Gedanke. Brassen bringen die richtige Idee Ich erinnere mich an frühere Zeiten: Beim Feedern auf Brassen erlebte ich eine ähnliche Situtation. Große Fische waren vor RAUBFISCH 03/2015 | 21 RAUBFISCH-PRAXIS Zum Wurfangeln eignet sich der HuckepackKöder leider nicht, doch vertikal vom Boot ist er an manchen Tagen der Erfolgsgarant. Ort, keine Frage, aber sie zeigten sich extrem beißfaul. Erst als ich einen stinkenden Mistwurm mit einem leuchtend gelben Maiskorn garnierte, kam der Erfolg. Vielleicht funktioniert solch eine Köderkombi ja auch bei den Zandern. Also greife ich die Köfitüte, und mein schlanker Fin-S-Shad bekommt einen kleinen Stint auf den Rücken geschnallt. Sieht irgendwie komisch und sehr voluminös aus. Ob das jetzt der Bringer wird? Bei der zweiten Drift entlang der Kante hält etwas meinen Köder fest. Kein Schlag, kein Ruck, kein Zupfen - nichts, was auf einen Biss schließen lässt. Reflexartig setzte ich dennoch den Anhieb, und siehe da - wir machen Bekanntschaft mit dem ersten Zander des Tages. Er hat den Kombiköder komplett inhaliert. Also wieder Köfis auf die Gummis schnallen, und weiter geht's. Carmen und ich fangen auf diese Weise in der letzten Stunde noch acht gute Fische. Mir ist klar, dass ich diese Phänomen künftig näher untersuchen sollte. Und so habe ich seit diesem Tag fast immer einige tote Köfis mit an Bord - unabhängig von der Jahreszeit. Inzwischen bin ich natürlich häufiger auf zickige Zander getroffen, habe viel mit die- sem Kombiköder experimentiert und dabei einiges entdeckt. Wichtig ist beispielsweise die richtige Köderfischgröße zum Gummi zu finden. Was bei mir zu Beginn noch recht plump und bunt zusammengewürfelt aussah, hängt heute als kleines herzhaftes Kunstwerk am Ende der Schnur. Ich lege dabei besonders großen Wert auf die Verwendung der richtigen Haken. Der Jighaken muss ja auch den Köfi halten, Ein Räuber steht am Grund, doch trotz optimaler Köderpräsentation (rechts im Bild) beißt er nicht. Jetzt schlägt die Stunde der Köfi-Gummi-Kombi. Die „tote Rute“ fängt meistens die größeren Zander. 22 | RAUBFISCH 03/2015 Der Garant für mehr und größere Zander Verblüffende Ködervariante, der Köfi auf dem Jighaken ist allerdings nur einmal zu gebrauchen. und ein Zusatzhaken soll ihn vor „Naschattacken“ schützen. Das stellt natürlich besondere Anforderungen an die Hakengröße, Hakenlänge und den Hakenbogen. Genügend Freiraum für den Köderfisch Beim „Vertikalen“ vom Boot fische ich in der Regel 20 bis 35 Gramm schwere Bleiköpfe. Das ermöglicht eine ruhige Köderführung und eine bessere Bodenkontrolle. Hier fallen die Haken natürlich auch etwas größer aus, was uns in Sachen Kombiköder sehr entgegen kommt. Jighaken der Größe 4/0 bis 6/0 sind optimal. Wenn sie dann auch noch einen großzügigen Bogen besitzen, ist das sehr gut. Perfekt wird es, wenn der Hakenbogen rund und nicht eckig ist. Beim Aufziehen des Gummiköders muss darauf geachtet werden, dass zwischen dem Rücken des Shads und der Hakenspitze möglichst viel Freiraum entsteht. Nur so bekommt der zusätzliche Leckerbissen ge- nügend Spiel. Der Köfi darf daher auch nicht auf den Shad gequetscht werden, er soll sich auf dem Rücken frei bewegen können. Am besten ist es, den Jighaken von unten durch Unterkiefer und Schädelplatte des Köfis zu stechen. Wer möchte, kann dann noch einen kleinen Gummistopper drüberziehen, der den Fisch vor dem Widerhaken zusätzlich fixiert. Ein Stinger, auch Zusatz- oder Angstdrilling genannt, ist hier eigentlich Pflicht. Er sollte außen am hinteren Drittel des Gummiköders sitzen. Eine der Drillingsspitzen wird dazu in den Shad gestochen, aber auf keinen Fall in das weiche Fleisch des Köderfisches. Wo exakt der Angsthaken am Shad platziert wird, hängt vom Untergrund des Gewässers ab. Ideal für hängerfreien Sandund Kiesboden ist die Unterseite in Höhe des imaginären Waidlochs. Dies ist die fängigste Variante. Birgt der Untergrund Hängerrisiken, steche ich den Zusatzdrilling in die Flanke des Shads, natürlich auch im hinteren Drittel. Mit diesen Kombiköder-Varianten kann man bestens vertikal vom Boot, von Steganlagen, Spund- oder Steinwänden aus fischen. Wer mit zwei Ruten vom Boot aus angelt, sollte die Kombi stets an der toten Rute anbieten. Sie bringt garantiert die größeren Fische an Bord, wenn der Köder gut präsentiert wird. Gut heißt in diesem Fall dicht am Gewässergrund. Man sollte also schwerere Bleigewichte verwenden. Jigköpfe von 20 bis 35 Gramm sind ideal, denn ein wenig extra an Gewicht macht bei solch großen Kombiködern nichts aus. Die Zander inhalieren den Köder in den allermeisten Fällen, was sich aber nur selten als kräftiger Schlag in der Rute bemerkbar macht. Meist ist es ein leichtes „Sägen“ in der Schnur, oder die Rutenspitze biegt sich einfach durch. In jedem Fall ist aber ein beherzter Anhieb zu setzen. Das muss sein, weil man nie weiß, wo genau im Maul sich der Köfi gerade befindet. Er sorgt zwar durch Geruch und Geschmack für den Biss, kann aber unter Umständen auch das Eindringen der Hakenspitzen erschweren. Im schlimmsten Fall hat der Räuber den Köder im Maul, und der Köfi sitzt zwischen der Hakenspitze und dem Kiefer. Ein kraftvoller Anhieb kann dann den Haken durch den Köderfisch schlagen, oder der Köfi wird durch die Wucht vom Haken gerissen, so dass der Haken dann im Zandermaul fasst. Letzteres ist dann auch meistens der Fall. Und so ist der Kombiköder dann auch in den seltensten Fällen einen zweites Mal zu verwenden, da er entweder sehr stark lädiert oder einfach abgerissen ist. Der Kängeruh-Trick, Köfi im „Beutel“ Für das Wurfangeln ist die Huckepack-Kombi in dieser Form leider nicht geeignet. Der Köfi würde schon vom Haken fliegen, bevor dieser das Wasser berührt. Doch auch hier gibt es eine clevere Köderidee, und ich hatte bereits die Gelegenheit, mit mehreren Prototypen zu fischen. Der Köder ist ein Genial: hohler Schaufelschwanz-Shad mit einer halb Softbait, Bauchöffnung und Löchern in den Flanken. halb Köfi Hier wird der Köfi im Bauch des Shads verder Prototyp steckt. Wie ein Gummimantel umschließt zum Wurfder Weichköder dann den echten Fisch. Von außen locken die grelle Farbe und die angeln. RAUBFISCH-PRAXIS Test bestanden, aber noch besser klappt es mit Stinger.er. mit der aktiven Rute eingesetzt werden. Als Köderfische habe ich kleine Rotaugen, Barsche, Kaulbarsche oder auch Grundeln verwendet. Beim Gummi setzte ich bevorzugt auf kontrastreiche Farben wie Chartreuse, Lime, Schwarz-Weiss, Firetiger, Citrus, Lemon Tiger, Hot Orange und so weiter. Diese „Reizüberflutung“ bewirkte an schlechten Beißtagen wahre Wunder. Dieser, aus meiner Sicht geniale Köder wird wohl demnächst bei uns im Handel zu bekommen zu sein. Egal für welche Variante man sich bei der Gummi-Köfi-Kombination entscheidet, es kommt immer darauf an, dass der zusätzlich montierte Naturköder mit dem Gummifisch eine Einheit bildet, also optisch zu einem Köder verschmilzt - probieren Sie es aus! DIE BESTEN SHADS ZUM „VERTIKALEN“ Schwanzaktion, von innen tritt leckerer Fischgeruch aus - genial und eine absolut tödliche Kombination. Die Montage ist kinderleicht: Ein kleiner fünf bis sieben Zentimeter langer Köderfisch wird einfach in die Bauchtasche des Es geht richtig zur Sache, ein Großzander im Drill. 24 | RAUBFISCH 03/2015 Shads geschoben. Dann sticht man, wie üblich, den Jighaken vom Kopf in den Weichplastikköder und führt ihn quasi automatisch durch den Köfi, bis die Hakenspitze an der Markierung wieder austritt. Man muss den Kombiköder beim Auffädeln allerdings gut festhalten, damit der Köfi nicht herausgedrückt wird. Das Ganze ist natürlich auch etwas schwergängiger als bei einem reinen Gummishad. Aber es soll ja auch halten, und es sollen reichlich Körpersäfte austreten. Ich habe nur einen Anlauf gebraucht, und danach lief das Anködern wie geschmiert. Da dieser Shad leicht gedrungen ist, mit seinem Schaufelschwanz reichlich Wasser verdrängt und damit ordentliche Druckwellen erzeugt, kann man ihn auf traditionelle Weise „Faulenzen“ oder aggressiv hüpfend über dem Gewässerboden anbieten. Er kann natürlich auch beim Vertikalangeln Für das Vertikalangeln mit dem KombiSnack eignen sich schlanke Gummis ohne Schaufelschwanz besonders gut. Dies sind Shads mit einem V-Schwanz oder Tentakeln am Ende. Gängige Typen wie etwa der FinS-Shad (Lunker City), Fork Tail und Legend (Fox Rage), Twin Teez (Westin), Victory Tail (Lucky Craft/Optimum Baits) haben sich bei mir bewährt. Diese „No-action- oder Vertikalgummis“ werden am besten mit ebenso schlanken Fischchen wie Lauben, kleinen Rapfen oder Rotaugen kombiniert. Meine absolute Nummer Eins ist allerdings der Stint. Der optimale Kombi-Snack: schlanke Gummis und schlanke Köfis.
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