Wer zickige Zander fangen will, sollte Gummi und Köfi kombinieren

RAUBFISCH-PRAXIS
ANSCHNALL
Text und Fotos: Dietmar Isaiasch
Wer zickige Zander fangen will, sollte Gummi
und Köfi kombinieren. Dietmar Isaiasch
macht das mit dem „Huckepack-Verfahren“.
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PFLICHT
Mini-Barsch auf Softbait geschnallt.
Der Köfi sollte sich möglichst frei
bewegen können.
E
s ist Anfang Juni, die neue Angelsaison ist frisch, und eigentlich
sollten die Zander in bester Beißlaune sein. Allerdings ist es schon
seit Tagen unangenehm kalt. Der Luftdruck
ist auch nicht gerade stabil und mit 1026
Hektopascal viel zu hoch, aber wir wollen
es dennoch wissen. Und so fischen Carmen,
ich und ein paar Freunde am Hollands Diep,
dem Deltagebiet von Rhein und Maas bei
Rotterdam.
Auf dem Wasser scheint die Witterung
natürlich noch kälter zu sein, und irgendwie haben wir das Gefühl, der Fisch ist
zwar da - aber irgendwie auch nicht. Wir
fahren die bekannten Hotspots ab, sehen
die Zander über das Echolot auch am Boden
liegen, der Erfolg bleibt jedoch aus. Dabei
fischen wir wie die Weltmeister, aber allmählich läuft die Zeit davon.
Irgendwie muss man doch noch ein paar
Räuber ans Band bekommen. Die Kumpels
packen schon zusammen, um nach Hause
zu fahren. Ich kann mich mit dieser „Nullnummer“ nicht abfinden, fische mit Carmen also noch weiter. Wir setzen uns allerdings ein Limit von zwei Stunden, erst
dann werden auch wir uns geschlagen geben. Ich fahre immer wieder dieselben Kanten ab, unsere Vertikalköder sind optimal
zwischen fünf und sieben Meter Wassertiefe präsentiert.
Egal, ob aktiv geführt oder „tote Rute“
- die Zander wollen unsere Gummis nicht.
Nein, selbst dem kleinen Stint am FireBall-System, den Carmen aus Verzweiflung
langsam über Grund zupft, wird keine Beachtung geschenkt. Dann bekomme ich an
einer Kante wieder einige sehr schöne Anzeigen auf den Bildschirm. Hier muss doch
was passieren - aber wieder nix!
Während ich noch den Shad über den
Boden zupfe, durchsuchen meine Augen die
randvoll mit buntem Gummizeug gefüllten
Boxen - und der Blick fällt auch auf die
Tüte mit den Köfis. Dabei kommt mir der
Gedanke.
Brassen bringen die
richtige Idee
Ich erinnere mich an frühere Zeiten: Beim
Feedern auf Brassen erlebte ich eine ähnliche Situtation. Große Fische waren vor
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RAUBFISCH-PRAXIS
Zum Wurfangeln eignet sich der HuckepackKöder leider nicht, doch vertikal vom
Boot ist er an manchen Tagen
der Erfolgsgarant.
Ort, keine Frage, aber sie zeigten sich extrem beißfaul. Erst als ich einen stinkenden
Mistwurm mit einem leuchtend gelben
Maiskorn garnierte, kam der Erfolg. Vielleicht funktioniert solch eine Köderkombi
ja auch bei den Zandern.
Also greife ich die Köfitüte, und mein
schlanker Fin-S-Shad bekommt einen kleinen Stint auf den Rücken geschnallt. Sieht
irgendwie komisch und sehr voluminös
aus. Ob das jetzt der Bringer wird? Bei der
zweiten Drift entlang der Kante hält etwas
meinen Köder fest. Kein Schlag, kein Ruck,
kein Zupfen - nichts, was auf einen Biss
schließen lässt. Reflexartig setzte ich dennoch den Anhieb, und siehe da - wir machen Bekanntschaft mit dem ersten Zander
des Tages. Er hat den Kombiköder komplett
inhaliert. Also wieder Köfis auf die Gummis
schnallen, und weiter geht's. Carmen und
ich fangen auf diese Weise in der letzten
Stunde noch acht gute Fische. Mir ist klar,
dass ich diese Phänomen künftig näher untersuchen sollte. Und so habe ich seit diesem Tag fast immer einige tote Köfis mit
an Bord - unabhängig von der Jahreszeit.
Inzwischen bin ich natürlich häufiger auf
zickige Zander getroffen, habe viel mit die-
sem Kombiköder experimentiert und dabei
einiges entdeckt. Wichtig ist beispielsweise die richtige Köderfischgröße zum Gummi zu finden. Was bei mir zu Beginn noch
recht plump und bunt zusammengewürfelt
aussah, hängt heute als kleines herzhaftes
Kunstwerk am Ende der Schnur.
Ich lege dabei besonders großen Wert
auf die Verwendung der richtigen Haken.
Der Jighaken muss ja auch den Köfi halten,
Ein Räuber steht am Grund, doch trotz optimaler
Köderpräsentation (rechts im Bild) beißt er nicht.
Jetzt schlägt die Stunde der Köfi-Gummi-Kombi.
Die „tote Rute“
fängt meistens die
größeren Zander.
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Der Garant für mehr und
größere Zander
Verblüffende Ködervariante, der Köfi auf dem
Jighaken ist allerdings nur einmal zu gebrauchen.
und ein Zusatzhaken soll ihn vor „Naschattacken“ schützen. Das stellt natürlich besondere Anforderungen an die Hakengröße, Hakenlänge und den Hakenbogen.
Genügend Freiraum für
den Köderfisch
Beim „Vertikalen“ vom Boot fische ich in
der Regel 20 bis 35 Gramm schwere Bleiköpfe. Das ermöglicht eine ruhige Köderführung und eine bessere Bodenkontrolle.
Hier fallen die Haken natürlich auch etwas
größer aus, was uns in Sachen Kombiköder
sehr entgegen kommt. Jighaken der Größe
4/0 bis 6/0 sind optimal. Wenn sie dann
auch noch einen großzügigen Bogen besitzen, ist das sehr gut. Perfekt wird es, wenn
der Hakenbogen rund und nicht eckig ist.
Beim Aufziehen des Gummiköders muss
darauf geachtet werden, dass zwischen
dem Rücken des Shads und der Hakenspitze möglichst viel Freiraum entsteht. Nur so
bekommt der zusätzliche Leckerbissen ge-
nügend Spiel. Der Köfi darf daher auch
nicht auf den Shad gequetscht werden, er
soll sich auf dem Rücken frei bewegen können. Am besten ist es, den Jighaken von
unten durch Unterkiefer und Schädelplatte
des Köfis zu stechen. Wer möchte, kann
dann noch einen kleinen Gummistopper
drüberziehen, der den Fisch vor dem Widerhaken zusätzlich fixiert.
Ein Stinger, auch Zusatz- oder Angstdrilling genannt, ist hier eigentlich Pflicht. Er
sollte außen am hinteren Drittel des Gummiköders sitzen. Eine der Drillingsspitzen
wird dazu in den Shad gestochen, aber auf
keinen Fall in das weiche Fleisch des Köderfisches. Wo exakt der Angsthaken am Shad
platziert wird, hängt vom Untergrund des
Gewässers ab. Ideal für hängerfreien Sandund Kiesboden ist die Unterseite in Höhe
des imaginären Waidlochs. Dies ist die fängigste Variante. Birgt der Untergrund Hängerrisiken, steche ich den Zusatzdrilling in
die Flanke des Shads, natürlich auch im hinteren Drittel.
Mit diesen Kombiköder-Varianten kann
man bestens vertikal vom Boot, von Steganlagen, Spund- oder Steinwänden aus fischen. Wer mit zwei Ruten vom Boot aus
angelt, sollte die Kombi stets an der toten
Rute anbieten. Sie bringt garantiert die größeren Fische an Bord, wenn der Köder gut
präsentiert wird.
Gut heißt in diesem Fall dicht am Gewässergrund. Man sollte also schwerere
Bleigewichte verwenden. Jigköpfe von 20
bis 35 Gramm sind ideal, denn ein wenig
extra an Gewicht macht bei solch großen
Kombiködern nichts aus.
Die Zander inhalieren den Köder in den
allermeisten Fällen, was sich aber nur selten als kräftiger Schlag in der Rute bemerkbar macht. Meist ist es ein leichtes „Sägen“
in der Schnur, oder die Rutenspitze biegt
sich einfach durch. In jedem Fall ist aber
ein beherzter Anhieb zu setzen. Das muss
sein, weil man nie weiß, wo genau im Maul
sich der Köfi gerade befindet. Er sorgt zwar
durch Geruch und Geschmack für den Biss,
kann aber unter Umständen auch das Eindringen der Hakenspitzen erschweren. Im
schlimmsten Fall hat der Räuber den Köder
im Maul, und der Köfi sitzt zwischen der
Hakenspitze und dem Kiefer. Ein kraftvoller
Anhieb kann dann den Haken durch den
Köderfisch schlagen, oder der Köfi wird
durch die Wucht vom Haken gerissen, so
dass der Haken dann im Zandermaul fasst.
Letzteres ist dann auch meistens der Fall.
Und so ist der Kombiköder dann auch in
den seltensten Fällen einen zweites Mal zu
verwenden, da er entweder sehr stark lädiert oder einfach abgerissen ist.
Der Kängeruh-Trick,
Köfi im „Beutel“
Für das Wurfangeln ist die Huckepack-Kombi in dieser Form leider nicht geeignet. Der
Köfi würde schon vom Haken fliegen, bevor
dieser das Wasser berührt. Doch auch hier
gibt es eine clevere Köderidee, und ich hatte bereits die Gelegenheit, mit mehreren
Prototypen zu fischen. Der Köder ist ein
Genial:
hohler Schaufelschwanz-Shad mit einer
halb Softbait, Bauchöffnung und Löchern in den Flanken.
halb Köfi Hier wird der Köfi im Bauch des Shads verder Prototyp steckt. Wie ein Gummimantel umschließt
zum Wurfder Weichköder dann den echten Fisch. Von
außen locken die grelle Farbe und die
angeln.
RAUBFISCH-PRAXIS
Test bestanden, aber noch besser klappt
es mit Stinger.er.
mit der aktiven Rute eingesetzt werden.
Als Köderfische habe ich kleine Rotaugen,
Barsche, Kaulbarsche oder auch Grundeln
verwendet. Beim Gummi setzte ich bevorzugt auf kontrastreiche Farben wie Chartreuse, Lime, Schwarz-Weiss, Firetiger, Citrus, Lemon Tiger, Hot Orange und so
weiter. Diese „Reizüberflutung“ bewirkte
an schlechten Beißtagen wahre Wunder.
Dieser, aus meiner Sicht geniale Köder wird
wohl demnächst bei uns im Handel zu bekommen zu sein.
Egal für welche Variante man sich bei
der Gummi-Köfi-Kombination entscheidet,
es kommt immer darauf an, dass der zusätzlich montierte Naturköder mit dem
Gummifisch eine Einheit bildet, also optisch zu einem Köder verschmilzt - probieren Sie es aus!
DIE BESTEN SHADS
ZUM „VERTIKALEN“
Schwanzaktion, von innen tritt leckerer
Fischgeruch aus - genial und eine absolut
tödliche Kombination.
Die Montage ist kinderleicht: Ein kleiner
fünf bis sieben Zentimeter langer Köderfisch wird einfach in die Bauchtasche des
Es geht richtig zur Sache,
ein Großzander im Drill.
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Shads geschoben. Dann sticht man, wie üblich, den Jighaken vom Kopf in den Weichplastikköder und führt ihn quasi automatisch durch den Köfi, bis die Hakenspitze
an der Markierung wieder austritt.
Man muss den Kombiköder beim Auffädeln allerdings gut festhalten, damit der
Köfi nicht herausgedrückt wird. Das Ganze
ist natürlich auch etwas schwergängiger
als bei einem reinen Gummishad. Aber es
soll ja auch halten, und es sollen reichlich
Körpersäfte austreten. Ich habe nur einen
Anlauf gebraucht, und danach lief das Anködern wie geschmiert.
Da dieser Shad leicht gedrungen ist, mit
seinem Schaufelschwanz reichlich Wasser
verdrängt und damit ordentliche Druckwellen erzeugt, kann man ihn auf traditionelle
Weise „Faulenzen“ oder aggressiv hüpfend
über dem Gewässerboden anbieten. Er
kann natürlich auch beim Vertikalangeln
Für das Vertikalangeln mit dem KombiSnack eignen sich schlanke Gummis ohne
Schaufelschwanz besonders gut. Dies sind
Shads mit einem V-Schwanz oder Tentakeln
am Ende. Gängige Typen wie etwa der FinS-Shad (Lunker City), Fork Tail und Legend
(Fox Rage), Twin Teez (Westin), Victory Tail
(Lucky Craft/Optimum Baits) haben sich bei
mir bewährt. Diese „No-action- oder Vertikalgummis“ werden am besten mit ebenso
schlanken Fischchen wie Lauben, kleinen
Rapfen oder Rotaugen kombiniert. Meine
absolute Nummer Eins ist allerdings der
Stint.
Der optimale Kombi-Snack: schlanke Gummis und schlanke Köfis.