Ein Winzling mit großem Potenzial Botaniker erforschen Grünalge

URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM151202_Alge_Sasso.pdf
Ein Winzling mit großem Potenzial
Botaniker erforschen Grünalge Chlamydomonas reinhardtii in
natürlicher Umgebung
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
Prof. Dr. Maria Mittag, Doktorand Daniel Schaeme und Prof. Dr. Severin Sasso (rechts) betrachten
Grünalgen am Stamm einer Kastanie.
Die Grünalge Chlamydomonas reinhardtii hat bei den Botanikern eine steile Karriere gemacht. Seit
über 50 Jahren dient der winzige Einzeller als Modellorganismus, um lichtgesteuerte Prozesse wie
beispielsweise die Photosynthese zu erforschen. Für diese Untersuchungen werden die Grünalgen
in Reinkultur gezüchtet. Wissenschaftler der Universität Jena schlagen nun eine neue Richtung
ein: Sie wollen die Wechselwirkungen der Grünalgen mit anderen Mikroorganismen in natürlicher
Umgebung erforschen. Die Algen kommen weltweit sowohl im Süßwasser als auch im Boden vor.
"Algen besitzen eine immense ökologische Bedeutung", sagt Prof. Dr. Severin Sasso von der
Ein Winzling mit großem Potenzial
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Universität Jena. Der Botaniker verweist darauf, dass Algen Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen
und in organische Verbindungen umwandeln können. Vor allem in aquatischen Ökosystemen sind
sie damit wichtige Glieder am Anfang der Nahrungskette und damit ein Grundbaustein jeglichen
Lebens. Bemerkenswert ist, dass die Winzlinge für rund die Hälfte der weltweiten
Kohlenstofffixierung verantwortlich sind.
"Wir wollen die Rolle der Algen in der Natur besser verstehen und erforschen, welche Beziehungen
sie mit anderen Mikroben führen", sagt Sasso. Um die zentralen Fragestellungen dieser neuen
Forschungsrichtung hervorzuheben, haben Sasso und seine Kollegen jüngst einen Beitrag in der
renommierten Zeitschrift "Trends in Plant Science" veröffentlicht.
Unter der Überschrift "A Chemical Perspective on Microalgal-Microbial Interactions" (DOI:
http://dx.doi.org/10.1016/j.tplants.2015.09.004) beschreiben Maria Mittag, Prasad Aiyar, Daniel
Schaeme und Severin Sasso zusammen mit einem amerikanischen Kollegen die Ziele ihres
Forschungsprojektes.
Die chemische Sprache zwischen Algen und anderen Mikroorganismen entschlüsseln
Vorrangig werde es darum gehen, die chemische Sprache zu entziffern, mit der sich die Grünalge
mit anderen Mikroorganismen verständigt, sagt Prof. Sasso. Wie lässt sich das Wachstum der
Algen anregen? Mit welchen Methoden erhöht sich der Ertrag bei der Algenzucht? Die auf
zunächst vier Jahre angelegte Forschung ist ein gemeinsames Teilprojekt der Professoren Mittag
und Sasso im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs 1127 "Chemische Mediatoren in
komplexen Biosystemen".
Erste Wechselwirkungen von Chlamydomonas reinhardtii mit im Boden vorkommenden Bakterien
sind bereits untersucht worden. Dabei stellte sich heraus, dass einige Bakterien das Wachstum der
Algen hemmen, während andere wachstumsfördernd wirken. Bei einer dritten Gruppe zeigte sich
hingegen kein Effekt auf die Algen.
Noch sei das alles Grundlagenforschung, sagt Severin Sasso. Aber die winzigen Grünalgen haben
ein großes Potenzial. Sie sind als Quelle von Biokraftstoffen ebenso interessant wie für die
Herstellung von Nahrungsergänzungsstoffen. Die steile Karriere der Mikroalge Chlamydomonas
reinhardtii ist noch nicht beendet.
Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Severin Sasso
Institut für Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 159, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949475
E-Mail: [email protected]
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