Tagung 2015: „Transparente Oberflächen auf Holz“ Fachgruppe Möbel und Holzobjekte Mit freundlicher Unterstützung Samstag, 7.11.2015 Block 9:00-11:00 Uhr Zusammenfassung Die cellulosenitrathaltigen Überzüge der Möbel Deutscher Werkarbeit (MDW) Florian Büscher Die neue Sammlung des staatlichen Museums für Angewandte Kunst, Pinakothek der Moderne in München, ist im Besitz eines Möbelensembles, das aus unterschiedlichen Schränken gleicher Formensprache besteht. Der Studiengang „Restaurierung und Konservierung von Objekten aus Holz und Werkstoffen der Moderne“ der Fachhochschule Köln hat sich im Rahmen der Lehre mit vier Schränken der Möbelreihe konservatorisch auseinandergesetzt. Die eingehende Recherche zur kunsttechnologischen Einordnung der Möbel zeigte, dass es sich um eine Produktreihe handelt, die dem Verband Möbel Deutscher Werkarbeit (MDW) zugeschrieben werden kann. Anhaltspunkt für die Recherche war eine Handelsmarke, die in drei der Schränke auf der jeweils rechten Innenseite der Tür gefunden wurde. Einen Einblick in das Wirken des Verbandes gibt die verbandseigene Zeitschrift, die von 1954-1955 unter dem Namen 'Form + Linie' herausgegeben wurde. In der ersten Ausgabe stellt sich der 'Verband für Möbel Deutscher Werkarbeit' als eine Arbeitsgemeinschaft von Architekten, Herstellern und Einrichtungshäusern dar. In den Beiträgen der Autoren werden Beispiele für die Einrichtung im sozialen Wohnungsbau vorgeschlagen. Das Leitbild des Verbandes erhob den Anspruch als „Wegbereiter für eine zeitgemäße Wohnkultur“ Möbelentwürfe entsprechend zu gestalten und einem großen Teil der Gesellschaft zugänglich zu machen. Das Angebot sollte gleichzeitig Qualität, Formschönheit und Preisgünstigkeit in sich vereinen. Darüber hinaus ist der Zeitschrift zu entnehmen, dass die vier Schränke dem MDW-Programm „Bewährte Form“ entstammen. Entsprechend der Abbildungen wurden den Schränken die Arbeitstitel: „Schreibschrank“, „Vitrinenschrank“, „Wäscheschrank“ und „niedriger Schrank“ verliehen. Eine Besonderheit ist, dass die Möbel dezentral in kleineren Vertragstischlereien und -werkstätten gefertigt wurden. Dies zeigt sich zum einen in Konstruktionsdetails der vier in Plattenbauweise gefertigten Schränke und – allem voran – in kleineren Unterschieden ihrer transparenten cellulosenitrathaltigen Überzüge. Konstruktiv zeigten sich die Möbel in einem guten Zustand, daher lag das Hauptaugenmerk der Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen in der Festigung der unterschiedlich stark degradierten cellulosenitrathaltigen Überzüge. Hierfür wurden drei unterschiedliche Konzepte erarbeitet. Für die Überzüge des Schreib- und Vitrinenschranks sah das Konzept eine Festigung des craquelierten Überzuges, bei gleichzeitiger Reinigung durch Abnahme überschüssigen Festigungsmaterials, vor. Der Wäscheschrank zeigte einen weniger stark degradierten Überzug. Dies führte zur Ausarbeitung eines Monitoringkonzepts, welches als Instrument für die Dokumentation des fortschreitenden Degradierungsprozesses nutzbar gemacht wird. Ein konservatorisches Eingreifen wird somit für einen späteren Zeitpunkt ermöglicht. Im Gegensatz hierzu erforderte die durch Gebrauchsspuren stark geschädigte Oberfläche des niedrigen Schrankes einen umfangreicheren Eingriff. Nach einer Oberflächenreinigung wurden verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der optisch stark beeinträchtigenden Schadensphänomene der Oberfläche getroffen. Wie bei den bereits behandelten Möbeln erfolgte auch hier eine Festigung des cellulosenitrathaltigen Überzugs. Der „niedrige Schrank“ der MDW- Möbelreihe „Bewährte Form“ Foto: Florian Büscher Berufliche Kurzbiographie Bachelorstudium zum Restaurator von Objekten aus Holz und Werkstoffen der Moderne, an der Fachhochschule Köln. Schwerpunkte der Ausbildung zum Restaurator bildeten u.a. die Restaurierung und Konservierung von Möbelüberzügen. Seit 2009 Begleitung verschiedener Restaurierungsprojekte in der Denkmalpflege. Kontakt Florian Büscher Helmholtzstraße 65, 50825 Köln 01712829815 [email protected]
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