Sehen, Beschreiben, Verstehen – Möglichkeiten der visuellen

Tagung 2015: „Transparente Oberflächen auf Holz“
Fachgruppe Möbel und Holzobjekte
Mit freundlicher Unterstützung
Samstag, 7.11.2015
Block 9:00-11:00 Uhr
Zusammenfassung
Sehen, Beschreiben, Verstehen – Möglichkeiten der visuellen
Untersuchung transparenter Oberflächenüberzüge am Beispiel
einer Gruppe von Möbeln aus dem Roentgen-Museum Neuwied
Andreas Krupa Dipl.-Rest. (FH) M.A.
Das Roentgen-Museum Neuwied beherbergt eine der bedeutendsten Möbelsammlungen Deutschlands mit herausragenden Beispielen von Möbeln aus der Produktion der Werkstatt Abraham und
David Roentgen Neuwied. Wie kaum andere haben Vater und Sohn die Entwicklung des spätbarocken und klassizistischen Möbels in Deutschland geprägt. Seit den 1920er Jahren wurden die
Möbel der Roentgen-Manufaktur ausgiebig und auf vielfältige Weise aus kunst- und technikhistorischer Perspektive besprochen. Insbesondere die Leistungen der Formgebung, der Mechanik
und der Intarsienkunst sowie die in ihrer Zeit herausragenden unternehmerischen Leistungen der
Roentgen-Manufaktur standen dabei im Fokus des Interesses. Hinweise auf die hier verwendeten
transparenten Überzüge finden sich jedoch nur wenige. Die Gründe für die fehlende Beschäftigung
mit den Überzügen liegen zum Einen in der spärlichen Quellenlage, gehen aber sicherlich auch auf
das allgemeine Phänomen zurück, dass gebrauchte, gealterte und eventuell beschädigte
Oberflächenüberzüge in der Vergangenheit mit großer Selbstverständlichkeit ersetzt wurden und
somit die Primärdokumente weithin fehlen. Im Falle der Gruppe hochwertiger Möbel
muss zudem damit gerechnet werden, dass dem hohen Perfektionsanspruch an diese Repräsentationsmöbel folgend wiederholte Überarbeitungen und Neubeschichtungen erfolgten. Der
gedankenlose Ersatz beschädigter Oberflächenüberzüge führt fast zwangsläufig zur Verfremdung
ursprünglicher Intentionen technischer und gestalterischer Art. Diesen mehr oder weniger
schleichenden Prozess bezeichnet Michael Kühlenthal passend „einen ideellen Verlust“
[Walch/Koller 1997, 8].
Zwei Gruppen Kölner Studierender haben im März und im Juni dieses Jahres unter Leitung des
Vortragenden die bisher spärliche Behandlung der transparenten Überzüge aus der RoentgenWerkstatt zum Anlass genommen, um an einigen ausgewählten Objekten des Roentgen-Museums
Untersuchungen anzustellen. Ziel der Untersuchungen war es auszuloten, ob es mit rein visuellen
Methoden – d.h. ohne zerstörenden Eingriff und ohne höheren apparativen Aufwand – möglich
ist, in geeigneter Weise die Charakteristik einer transparent beschichteten Oberfläche zu erfassen,
um das aktuelle Erscheinungsbild Überlegungen zur historisch-traditionellen Beschichtungstechnologie gegenüber zu stellen. Farbe, Glanz, Tiefenlicht, Fluoreszenz, werktechnische und
gebrauchs- bzw. alterungsbedingte Spuren sowie Hinweise auf Schichtungen wurden systematisch
erfasst und beschrieben. Den Gruppen war von vorn herein klar, dass aus oben genannten
Gründen bei diesen Untersuchungen höchstens Fragmente erhaltener Primärüberzüge zu finden
sind. Die Grundidee der Untersuchung lässt sich daher mit folgenden Fragen präzisieren:
• Welche Oberflächenüberzüge befinden sich aktuell auf den ausgesuchten Möbeln?
• Welche technischen und ästhetischen Funktionen wurden von den letzten Bearbeitern
berücksichtigt?
• In wieweit werden Diskrepanzen zu den herstellungszeitlich zu erwartenden Überzügen sowie
deren technische und ästhetische Ideen deutlich?
Der Vortrag wird zunächst das systematische Vorgehen während der visuellen Inspektion vorstellen und mit einer kurz gefassten Diskussion zu den oben gestellten Fragen enden.
Pultschreibkommode Abraham Roentgen ca. 1755 Neuwied:
Im Fluoreszenzlicht zeigen sich zahlreiche Überarbeitungen
Foto: Andreas Krupa
Kurzbiografie
Geboren 2.7.1963
1987...1991 Diplom-Studium der Konservierung-Restaurierung von Kunst- und Kulturgut in der
Studienrichtung Möbel und Holzobjekte an der FH Köln
Seit dem 2.1.1992 als Fachlehrer in der genannten Studienrichtung, die sich heute „Objekte aus
Holz und Werkstoffen der Moderne“ nennt. Aktuell mit folgenden Themengebieten in Lehre und
angewandter Forschung: Konservierung-Restaurierung von Holzobjekten, Werkstoff Holz,
transparente Oberflächenüberzüge auf Holz, fotografische Techniken, lichtmikroskopische
Untersuchungen, Röntgengrobstrukturuntersuchung an Kunstgut
Kontakt
Andreas Krupa Dipl.-Rest. (FH) M.A.
c/o FH Köln – CICS, Ubierring 40, D 50678 Köln
Fon 0221 82753221, Fax 0221 82753521
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