Drucksache 17/2834 - Abgeordnetenhaus von Berlin

Drucksache 17/2834
06.04.2016
17. Wahlperiode
Vorlage – zur Kenntnisnahme –
Erweiterung des Berliner Emigrantenprogramms auf die überbezirkliche
Begegnungsarbeit im Rahmen der Initiative ’Stolpersteine’ sowie auf Besuche von
ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Berlin
Abgeordnetenhaus von Berlin
17. Wahlperiode
Seite 2
Drucksache 17/2834
Der Senat von Berlin
Regierender Bürgermeister
Skzl - IV A 2 Tel.: 9(0)26 2630
An das
Abgeordnetenhaus von Berlin
über Senatskanzlei - G Sen -
Vorlage
- zur Kenntnisnahme des Senats von Berlin
über die Erweiterung des Berliner Emigrantenprogramms auf die überbezirkliche Begegnungsarbeit im Rahmen der Initiative ’Stolpersteine’ sowie auf Besuche von
ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Berlin
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Der Senat legt nachstehende Vorlage dem Abgeordnetenhaus zur Besprechung vor:
Das Emigrantenprogramm basiert auf dem Senatsbeschluss Nr. 1720/69 vom
10.06.1969. Dieser ermöglicht die Einladung von in der NS-Zeit verfolgten und aus
der Stadt emigrierten Mitbürgern zu einmaligen Berlin-Besuchen, wobei der besondere Augenmerk auf ehemalige jüdische Mitbürger gerichtet war. Das Emigrantenprogramm ist in der damals konzipierten Form mit den Gruppenreisen seit 2010 ausgelaufen. Nun kommen Einzelpersonen mit Begleitung zu Besuch nach Berlin. Auf
Grund des Alters der ersten Emigranten-Generation werden solche Besuche jedoch
weniger.
Im Zusammenhang mit den Beschlüssen des EuroBundMedien-Ausschusses
(09.09.2015) und des Hauptausschusses (20.11.2015) wurde die bisherige Erläuterung zum Titel 54104 bei Kapitel 0300 „Betreuung ehemaliger Mitbürger/innen bei
Berlin-Besuchen“
Betreuung von in der nationalsozialistischen Zeit Verfolgten und aus der Stadt emigrierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die zu Berlin-Besuchen eingeladen werden.
Die Ausgaben sind insbesondere für Reisekosten, Unterbringungen und Verpflegung
sowie für die politische und kulturelle Information dieses Personenkreises bestimmt.
Herstellung und Versand der Zeitschrift „aktuell“.
um folgende Sätze erweitert:
Gefördert wird die Begegnungsarbeit im Rahmen der Initiative ’Stolpersteine’. Zudem
wird die Ausweitung des Emigrantenprogramms auf Besuche von ehemaligen
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern unterstützt.
Der Doppelhaushalt 2016/2017 ist entsprechend der Beschlussempfehlung verabschiedet worden, so dass bei diesem Titel weiterhin jährlich 150.000 € zur Verfügung
stehen.
Nachdem das Abgeordnetenhaus den Senat haushaltstechnisch ermächtigt hat, wird
die Weiterentwicklung des Emigrantenprogramms folgendermaßen umgesetzt:
• Seit 2013 findet im Berliner Rathaus einmal jährlich im Frühjahr eine Konferenz
zum Thema „Stolpersteine“ mit anschließendem Empfang statt. Neben der Würdigung der lokalen Stolperstein-Initiativen steht ein gegenseitiger Austausch in Form
von verschiedenen fachbezogenen Workshops im Mittelpunkt. Diese Konferenz
samt Empfang wird von der Senatskanzlei ausgerichtet und ab 2016 aus Mitteln
des Emigrantenprogramms finanziert.
Die Teilnahme an dem Empfang soll künftig auch Familienangehörigen angeboten
werden, die sich zur Verlegung eines Stolpersteins für einen ermordeten Verwandten zum Zeitpunkt dieser Konferenz gerade in der Hauptstadt befinden. Neben der
Konferenz soll diesen Angehörigen ein Treffen mit Abgeordneten und eine Stadtrundfahrt angeboten werden. Ein würdevoller und ehrender Empfang der Angehörigen durch das Land Berlin würde als versöhnende Geste wahrgenommen.
• Das Emigrantenprogramm wird ausgeweitet auf Besuche von ehemaligen
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern (besonders aus Osteuropa), die in Berlin bis 1945 zur Arbeit eingesetzt waren. Wie bei den Besuchen von Emigranten
üblich, werden die ehemaligen Zwangsarbeiter ebenfalls mit jeweils einer Begleitperson für die Dauer von sieben Tagen nach Berlin eingeladen. Die Organisation
und Durchführung des Programms liegt weiterhin in den Händen des Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit bzw. der Vereine, Geschichtswerkstätten und Initiativen, die mit ehemaligen Zwangsarbeitern Kontakte pflegen. Eine Einladung auf
Kosten des Landes Berlin wird als eine besondere Würdigung dieses Personenkreises, dem ein schreckliches Schicksal widerfahren ist, gesehen. Auch hier stehen Begegnungen von Zeitzeugen des Holocausts mit Berlin im Mittelpunkt.
Kostenauswirkungen auf Privathaushalte und/oder Wirtschaftsunternehmen: keine
Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg: keine
Gesamtkosten sowie Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung:
a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben:
Im Haushaltsplan 2016/2017 sind unverändert wie in den Vorjahren 150.000 €
jährlich für das Emigrantenprogramm vorgesehen. Die Haushaltsmittel werden
wie oben angegeben künftig verwendet.
b) Personalwirtschaftliche Auswirkungen: keine
Berlin, den 5. April 2016
Der Senat von Berlin
Michael M ü l l e r
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Regierender Bürgermeister