DER GUTMENSCH sei „…sprachlich eine ironische, sarkastische, gehässige oder verachtende Verdrehung des eigentlichen Wortsinns „guter Mensch“ in eine Verunglimpfung. Der Ausdruck gilt als politisches Schlagwort mit meist abwertend gemeinter Bezeichnung für Einzelpersonen oder Personengruppen („Gutmenschentum“). Diesen wird vom Wortverwender eine Absicht bzw. Eigenschaft des – aus Sicht des Sprechers – übertriebenen „Gutseins“ oder „Gutseinwollens“ unterstellt, wobei diese angebliche Haltung unterschwellig als übermäßig moralisierend und naiv abqualifiziert und verächtlich gemacht wird“, definiert Wikpedia. Weiter heißt es im Text: „Sprachwissenschaftlich ist der Ausdruck eine Antiphrase (eine rhetorische Wortfigur), die das Gegenteil des Gesagten meint. In der politischen Rhetorik Konservativer und Rechter wird ‚Gutmensch‘ als Kampfbegriff verwendet. Bei Wahlen zum Unwort des Jahres in Deutschland erhielt das Wort für das Jahr 2011 den zweiten und für 2015 den ersten Platz.“ Anfangs glaubte ich, FLÜCHTLINGSSTROM, PEGIDA oder MERKEL hätten die besten Chancen zum Unwort des Jahres gehabt. Was ziemlich naiv war; denn PEGIDA besteht ja allein schon aus sechs Wörtern ... GUTMENSCH also heißt das 25. „Unwort des Jahres“. Ein „Unwort“ – von guten Menschen gekürt. Von guten Menschen einer sechsköpfigen Jury, welche ihren Sitz in Darmstadt hat. Diese setzt sich zusammen aus vier relativ unbekannten Sprachwissenschaftlern verschiedener Universitäten, dem Journalisten Stephan HEBEL (einst stellv. Chefredakteur der seit 2012 insolventen „Frankfurter Rundschau“) und neuerdings auch Georg SCHRAMM, einem Kabarettisten, den man u.a. aus dem ARD-„Scheibenwischer“ sowie Urban PRIOLS ZDF-„Anstalt“ kennt. Der ursprünglich von „Neoliberalen“ verwendete Bezeichnung „Gutmensch“ sei ein „Vorwurf, mit dem man Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert“, meinen die sechs Sprachexperten. So weit, so gut. Da der „Gutmensch“, welcher der „Lügenpresse“ immer wieder auf den Leim geht und schon deshalb ideal zum (Un-)Wort des vergangenen Jahres paßt, kann er ebenso gut auch als „Wort des Jahres“ gelten; noch dazu es tatsächlich ein offizielles „Wort des Jahres“ zu vergeben gibt: Jener Begriff wird von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt bzw. festgelegt; also unabhängig von der seltsam sprachkritischen „Unwort“-Jury. Wie erwähnt, 2015 hatte diese sich für den Begriff „Gutmensch“ entschieden. Soll das Unwort der Erziehung des deutschen Volkes dienen? Müßte man sich zwischen drei Millionen Gutmenschen und einer ebenso großen Anzahl von Flüchtlingen entscheiden, bekämen wohl die Flüchtlinge – ein Begriff, der ebenfalls zur Auswahl stand – den Vorzug, obwohl es doch die Flüchtlingshelfer und guten Menschen sind, die plötzlich leiden müssen, weil sie die furchtbare Last des Unwort-Stigmas zu (er)tragen haben. Und dies während einer Phase der staatlich verordneten Forcierung und Finanzierung des „Kampfes gegen Rechts“ (gemeint ist vermutlich „rechtsextrem“; denn „rechts“ bedeutet eher „konservativ“ – ein Begriff, den nicht einmal mehr die CDU benutzt). Wie auch immer; die „Unwörter“ vor allem der letzten Jahre erzeugen irgendwie und mittelbar ein Gefühl, durch sie erzogen zu werden. Wobei es ausgerechnet das Gros der Journalisten ist, das allzu gerne erziehen möchte. Denn es ist ja selber so erzogen worden. Nicht wenige Journalisten mußten – um endlich eine Festanstellung zu erhalten – bei einem Chefredakteur anklopfen, der der 68er Bewegung entstammt oder gar von der „Frankfurter Schule“ geprägt (gewesen) ist. Wer will den schon enttäuschen ...? Zurück zu den „Unwörtern“: Gerade weil sie „Unwörter“ sind, waren sie gedacht, möglichst nicht oder nur in geringem Maße Verwendung zu finden. Denn: Der gute Mensch, der Helfer, der Selbstlose, der Altruist mag wohl gerne gut sein, niemals aber stigmatisiert! Dr. Wolfgang Mayer Sämtliche bisherige „Unwörter des Jahres“ 2015 – Gutmensch 2014 – Lügenpresse 2013 – Sozialtourismus 2012 – Opfer-Abo 2011 – Döner-Morde 2010 – alternativlos 2009 – betriebsratsverseucht 2008 – notleidende Banken 2007 – Herdprämie 2006 – freiwillige Ausreise 2005 – Entlassungsproduktivität 2004 – Humankapital 2003 – Tätervolk 2002 – Ich-AG 2001 – Gotteskrieger 2000 – national befreite Zone 1999 – Kollateralschaden 1998 – sozialverträgliches Frühableben 1997 – Wohlstandsmüll 1996 – Rentnerschwemme 1995 – Diätenanpassung 1994 – Peanuts 1993 – Überfremdung 1992 – ethnische Säuberung 1991 – ausländerfrei
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