Der Gutmensch von Dr. Wolfgang Maye

DER GUTMENSCH
sei „…sprachlich
eine ironische, sarkastische, gehässige oder verachtende Verdrehung des eigentlichen Wortsinns „guter Mensch“ in eine Verunglimpfung. Der Ausdruck gilt
als politisches Schlagwort mit meist abwertend gemeinter Bezeichnung für
Einzelpersonen oder Personengruppen („Gutmenschentum“). Diesen wird vom
Wortverwender eine Absicht bzw. Eigenschaft des – aus Sicht des Sprechers –
übertriebenen „Gutseins“ oder „Gutseinwollens“ unterstellt, wobei diese angebliche
Haltung unterschwellig als übermäßig moralisierend und naiv abqualifiziert und
verächtlich gemacht wird“, definiert Wikpedia.
Weiter
heißt
es
im
Text:
„Sprachwissenschaftlich
ist
der
Ausdruck
eine Antiphrase (eine rhetorische Wortfigur), die das Gegenteil des Gesagten meint. In der
politischen Rhetorik Konservativer und Rechter wird ‚Gutmensch‘ als Kampfbegriff
verwendet. Bei Wahlen zum Unwort des Jahres in Deutschland erhielt das Wort für das Jahr
2011 den zweiten und für 2015 den ersten Platz.“
Anfangs glaubte ich, FLÜCHTLINGSSTROM, PEGIDA oder MERKEL hätten die besten
Chancen zum Unwort des Jahres gehabt. Was ziemlich naiv war; denn PEGIDA besteht ja
allein schon aus sechs Wörtern ...
GUTMENSCH also heißt das 25. „Unwort des Jahres“. Ein „Unwort“ – von guten Menschen
gekürt. Von guten Menschen einer sechsköpfigen Jury, welche ihren Sitz in Darmstadt hat.
Diese setzt sich zusammen aus vier relativ unbekannten Sprachwissenschaftlern
verschiedener Universitäten, dem Journalisten Stephan HEBEL (einst stellv. Chefredakteur
der seit 2012 insolventen „Frankfurter Rundschau“) und neuerdings auch Georg SCHRAMM,
einem Kabarettisten, den man u.a. aus dem ARD-„Scheibenwischer“ sowie Urban PRIOLS
ZDF-„Anstalt“ kennt.
Der ursprünglich von „Neoliberalen“ verwendete Bezeichnung „Gutmensch“ sei ein „Vorwurf,
mit dem man Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als
Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert“, meinen die sechs
Sprachexperten. So weit, so gut.
Da der „Gutmensch“, welcher der „Lügenpresse“ immer wieder auf den Leim geht und schon
deshalb ideal zum (Un-)Wort des vergangenen Jahres paßt, kann er ebenso gut auch als
„Wort des Jahres“ gelten; noch dazu es tatsächlich ein offizielles „Wort des Jahres“ zu
vergeben gibt: Jener Begriff wird von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in
Wiesbaden gewählt bzw. festgelegt; also unabhängig von der seltsam sprachkritischen
„Unwort“-Jury. Wie erwähnt, 2015 hatte diese sich für den Begriff „Gutmensch“ entschieden.
Soll das Unwort der Erziehung des deutschen Volkes dienen?
Müßte man sich zwischen drei Millionen Gutmenschen und einer ebenso großen Anzahl von
Flüchtlingen entscheiden, bekämen wohl die Flüchtlinge – ein Begriff, der ebenfalls zur
Auswahl stand – den Vorzug, obwohl es doch die Flüchtlingshelfer und guten Menschen
sind, die plötzlich leiden müssen, weil sie die furchtbare Last des Unwort-Stigmas zu
(er)tragen haben. Und dies während einer Phase der staatlich verordneten Forcierung und
Finanzierung des „Kampfes gegen Rechts“ (gemeint ist vermutlich „rechtsextrem“; denn
„rechts“ bedeutet eher „konservativ“ – ein Begriff, den nicht einmal mehr die CDU benutzt).
Wie auch immer; die „Unwörter“ vor allem der letzten Jahre erzeugen irgendwie und
mittelbar ein Gefühl, durch sie erzogen zu werden. Wobei es ausgerechnet das Gros der
Journalisten ist, das allzu gerne erziehen möchte. Denn es ist ja selber so erzogen worden.
Nicht wenige Journalisten mußten – um endlich eine Festanstellung zu erhalten – bei einem
Chefredakteur anklopfen, der der 68er Bewegung entstammt oder gar von der „Frankfurter
Schule“ geprägt (gewesen) ist. Wer will den schon enttäuschen ...?
Zurück zu den „Unwörtern“: Gerade weil sie „Unwörter“ sind, waren sie gedacht, möglichst
nicht oder nur in geringem Maße Verwendung zu finden. Denn: Der gute Mensch, der Helfer,
der Selbstlose, der Altruist mag wohl gerne gut sein, niemals aber stigmatisiert!
Dr. Wolfgang Mayer
Sämtliche bisherige „Unwörter des Jahres“
2015 – Gutmensch
2014 – Lügenpresse
2013 – Sozialtourismus
2012 – Opfer-Abo
2011 – Döner-Morde
2010 – alternativlos
2009 – betriebsratsverseucht
2008 – notleidende Banken
2007 – Herdprämie
2006 – freiwillige Ausreise
2005 – Entlassungsproduktivität
2004 – Humankapital
2003 – Tätervolk
2002 – Ich-AG
2001 – Gotteskrieger
2000 – national befreite Zone
1999 – Kollateralschaden
1998 – sozialverträgliches Frühableben
1997 – Wohlstandsmüll
1996 – Rentnerschwemme
1995 – Diätenanpassung
1994 – Peanuts
1993 – Überfremdung
1992 – ethnische Säuberung
1991 – ausländerfrei