Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016 „Innenentwicklung – nachhaltig und zukunftsfähig“ ausgelobt von altlastenforum Baden-Württemberg e.V., Architektenkammer BadenWürttemberg, Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, Städtetag Baden-Württemberg, Gemeindetag Baden-Württemberg, Landkreistag Baden-Württemberg und Sparkassenfinanzgruppe Baden-Württemberg Mitglieder der Jury: Andreas Epple, Rechtsanwalt, E+K Holding GmbH, Heidelberg Sabine Fink, Stadtbaudirektorin, Stadt Lahr, für die AG Stadtplanung im Städtetag Kristin Keßler, Ministerialdirigentin, Ministerium für Verkehr und Infrastruktur BadenWürttemberg Ulrike May-Schorb, Bauamtsleiterin der Gemeinde Sulzfeld, für den Gemeindetag BadenWürttemberg Dr. Karl Noé, Vorstand altlastenforum Baden-Württemberg e.V. Matthias Schuster, Landesvorstand Architektenkammer Baden-Württemberg Thomas Wagner, Landratsamt Böblingen für den Landkreistag Die Jury hat am 3. Dezember 2015 getagt; vier Projekte wurden anhand der nachfolgend genannten Kriterien für den Preis sowie vier weitere für einen Sonderpreis nominiert: Übergeordnete ökologische Aspekte Flächenspareffekte Schutz von Bodenfunktionen Nachhaltigkeit Baureifmachung Umgang mit Kontaminationen von Boden, Grundwasser, Gebäuden Abfallwirtschaft Städtebauliche Aspekte Plausibilität der städtebaulichen/funktionalen Projektidee Aufwertungspotentiale für die unmittelbare und mittelbare Umgebung Erschließung und Verkehr Architektur / Gestaltung / Bautechnik Baukulturelle Qualität Nutzungsqualität Bautechnische Qualität Finanzierung / vertragliche Regelungen Finanzierung / vertragliche Regelungen Organisation und Prozesse Konzeptentwicklung / städtebaulicher Entwurf Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Beteiligten Verhandlungs- und Abstimmungsprozesse Planungsrechtliche Sicherung Bürgerbeteiligung Partizipation der Öffentlichkeit bei Planungsprozessen Die Bekanntgabe der Preisträger findet am Freitag, 19. Februar in der Sparkassenakademie Baden-Württemberg, Pariser Platz 3A in Stuttgart durch Minister Winfried Hermann statt. Die Veranstaltung beginnt um 9:30 Uhr. Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016 Vier Projekte wurden für den Flächenrecyclingpreis 2016 nominiert Karlsruhe City Park Südstadt-Ost in Karlsruhe Die Entwicklung des City Parks auf einer ehemaligen Bahnfläche mit einem Flächenumfang von ca. 33 ha stellt ein sehr großes Flächenrecyclingprojekt dar. Überzeugt hat die gelungene Mischung von Wohnnutzung, notwendiger sozialer Infrastruktur wie zwei Kitas und eine Grundschule, großflächigen Grünanlagen und von gewerblicher Nutzung in Form von Bürogebäuden. Der Grünanteil liegt bei ca. 30% der Fläche und wirkt mit dieser Größe in konzentrierter Anordnung als klimatische Schneise für das Quartier, aber auch für die Innenstadt. Durch einen städtebaulichen Ideenwettbewerb, die Aufstellung eines Bebauungsplanes, Mehrfachbeauftragungen für die Architektenleistungen und durch eine breit angelegte Bürgerbeteiligung konnte ein hoher Qualitätsstandard in der Umsetzung der Hochbauten und der Freianlagen erreicht werden. Bemerkenswert ist die Realisierung über ein Vertragswerk zwischen der Stadt und der DB bzw. aurelis, das dazu führte, dass die Herstellung der verkehrlichen Erschließung und der öffentlichen Freianlagen vom Eigentümer finanziert und unentgeltlich an die Stadt übertragen wurden. Die Baugrundstücke für die soziale Infrastruktur wurden ebenfalls kostenlos der Stadt überlassen, zuzüglich einer finanziellen Beteiligung. In städtebaulich beispielhafter Form haben die Projektträger in Rekordzeit das Quartier realisiert. Alle Baugrundstücke sind veräußert und rund 6.000 Menschen haben hier eine neue Heimat gefunden. Projektbeteiligte: Stadt Karlsruhe aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, Region Mitte – Projektentwicklung, Eschborn Deutsche Bahn AG – DB Immobilien, Region Südwest – Projektsteuerung Wohnpark Hartenecker Höhe in Ludwigsburg Konversion ehem. Flakkaserne Ludwigsburg Das Projekt zeigt in herausragender Weise, wie aus einer militärisch genutzten Fläche, der ehemaligen Flakkaserne ein neues Wohngebiet mit hoher Wohn- und Freizeitqualität entstehen kann. Die für solche Konversionsflächen typischen Altlasten wurden beseitigt, durch eine gezielte Materialseparierung bei Rückbau von Gebäuden und Bodenaushub konnte eine hohe Wiederverwertungsquote der Abbruch- und Aushubmengen erreicht werden. Der Versiegelungsgrad der 18 ha großen Fläche wurde bei der Neubebauung deutlich reduziert und dem Naturschutz wurde beispielhaft Rechnung getragen, indem der vorhandene Baumbestand in die Neubebauung integriert wurde. Baumbestand und Wegenetz greifen die Vergangenheit auf und sorgen für eine harmonische Verbindung des Wohngebiets mit dem angrenzenden Freiraum. Das Projekt ist städtebaulich vorbildlich, bietet Wohnangebote für unterschiedliche Zielgruppen und lebt von seiner nachhaltigen Verknüpfung von Mensch und Natur. Projektbeteiligte: Stadt Ludwigsburg Klinger und Partner, Ingenieurbüro für Bauwesen und Umwelttechnik GmbH, Stuttgart (Schadstoffgutachterliche Überwachung) Rauschmaier Ingenieure, Bietigheim-Bissingen (Rückbaubegleitung) Seite 2 von 5 Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016 Koch – Büro für Landschaftsplanung, Bietigheim-Bissingen (Standortökologische Untersuchungen) Dr. Jochen Hölzinger, Remseck (Artenschutzkonzept, Brutvogelkartierung) Wick + Partner, Architektur und Stadtplanung, Stuttgart (Bauleitplanung) Solarbüro für energieeffiziente Stadtplanung, Dr.-Ing. Goretzki, Stuttgart (Solarenergetische Planung) EGS-Plan, Stuttgart (Energiekonzept) Alte Weberei in Tübingen-Lustnau Das Projekt zeigt das gesamte Spektrum an Herausforderungen, die zu bewältigen sind, um aus einer sehr problematischen Industriebrache ein attraktives Stadtquartier zu machen. Über die ohnehin komplexe Projektentwicklung hinaus werden intelligente Lösungen für die schwierige Dekontamination der Fabrikflächen und aufgefüllten Flussarme sowie für den Gewässer- und Hochwasserschutz gefunden. Den Verantwortlichen gelingt aber nicht nur das. Auf der Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs entsteht ein starkes Stück Stadt. Die Grundstücke werden zu Festpreisen meist an Baugemeinschaften verkauft, die mit Nutzungsmischung und architektonischer Qualität bauliche Vielfalt und Atmosphäre bieten. Die sanierten Bestandsbauten zeugen von der alten Fabrik und stärken den besonderen Quartierscharakter. Der maßstäbliche Städtebau schafft differenzierte Raumfolgen und Grünräume. Projektbeteiligte: Universitätsstadt Tübingen CDM Smith Consult GmbH, Stuttgart (Altlastenkonzept/Bodensanierung) Hähnig Gemmeke, Freie Architekten BDA, Tübingen (Städtebaulicher Entwurf) Stefan Fromm, Freier Landschaftsarchitekt BDLA, Dettenhausen (Freiraum/ Landschaftsplanung) Ingenieurbüro Winkler und Partner GmbH, Stuttgart (Hochwasserschutzkonzept) private Baugruppen und Bauherren, Wohnungsunternehmen Wohnen am Michelsberg in Ulm Das Projekt leistet eine gelungene Konversion von einem innerstädtischen Gewerbestandort zu einem zeitgemäßen Wohnquartier. Vorhandene Aufschüttungen wurden ausgebaut und entsorgt. Die neue Bebauung geht geschickt auf die Lage an der Bahnstrecke Ulm – Aalen ein und bildet so ein neues Bindeglied zwischen bestehenden Wohnbebauungen. Städtebau und Architektur orientieren sich an der Umgebung schaffen aber durch ihre moderne Formensprache eine eigene Identität des neuen Quartiers. Die an diesem Standort sinnvolle Verdichtung gegenüber der vorher vorhandenen gewerblichen Nutzfläche wird durch die abwechslungsreiche Anordnung der Baukörper aufgelöst. Das Projekt steigert zusammenfassend mit der Konversion die Qualität des städtischen Raumes erheblich und ist deshalb beispielgebend. Projektbeteiligte: Architekten Mühlich, Fink & Partner, Ulm RI-Immobilien GmbH & Co. KG, Ulm, zusammengesetzt aus Rhombergbau, Bregenz, Österreich, und Immobilienwerkstatt Büro für Planen&Bauen GmbH, Ulm Seite 3 von 5 Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016 Vier Projekte wurden für einen Sonderpreis nominiert Wasserwerk Hammer in Bärenthal Die Neuordnung des Wasserwerks bündelt die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen zu einer kompakten und wirtschaftlichen Gesamtstruktur. Die bisher durch Einzelbauten zersiedelte Landschaft wurde durch die Verdichtung der Funktionsbereiche zu einer baulichen Einheit mit energetischer Anbindung an das Hauptbestandsgebäude zusammengefasst. Dies ermöglichte den Abriss bzw. Rückbau von mehreren solitären Bestandsgebäuden einschließlich deren Hof- und Bewegungsflächen. Dadurch gelang es mehr als 900 m² bisher bebaute Flächen zu entsiegeln, die nunmehr wieder eine natürliche Bodenfunktion aufweisen und als Retentionsflächen zur Verfügung stehen. Der Neubau selbst zeichnet sich durch einen kompakten Baukörper mit einer klaren Formensprache aus und fügt sich aufgrund der Verwendung von regionalen Materialien (Holzfassade) sehr gut in die weitgehend unberührte und als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesene Umgebung ein. Ebenso wurden energetische Aspekte im Sinne eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen berücksichtigt. Durch die Reaktivierung des sogenannten Triebwerkskanals und die Instandsetzung einer vorhandenen Wasserkraftturbine gelang es die Energiekosten bereits im ersten Jahr um mehr als 50.000 Euro zu reduzieren. Insgesamt stellt die Neuordnung des Wasserwerks Hammer durch die Rückgabe von Flächen an die Natur eine gelungene Aufwertung des gesamten Areals dar. Projektbeteiligte: Zweckverband Wasserversorgung Hohenberggruppe (Bauherr) brixner architekten BDA, Stuttgart (Entwurf, Planung, Bauleitung) Wilhelm + Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung) Prof. Dr.-Ing. Hugo Rieger (Prüfingenieur) Schreiber Ingenieure Gebäudetechnik GmbH, Ulm (HLS) Bauphysik 5, Backnang (Bauphysik) Neue Ortsmitte in Gamburg Das Projekt zeigt vorbildlich, wie in kleinen ländlichen Gemeinden brachgefallene Gebäude und Flächen sozial und städtebaulich in hohem Maße identitätsstiftend neu entwickelt werden können. Der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses und des Dorfplatzes nutzt sensibel die topografischen und siedlungsstrukturellen Gegebenheiten. So entstand anstelle des abgeschlossenen Schulhofs ein sich allseitig zum Dorf hin öffnender und einladender Platz. Das durch eine schlichte eigenständige Architektursprache überzeugende Dorfgemeinschaftshaus bietet Räume mit unterschiedlichen Qualitäten, die durch geschickte Grundrissorganisation auch parallel genutzt werden können. Sie werden für kulturelle Veranstaltungen, durch die örtlichen Vereine, die Verwaltung und für Sprechstunden von solchen Institutionen genutzt, die im Dorf über keine eigenen Räumlichkeiten verfügen. Hier ist es zudem gelungen, das Projekt gemeinsam mit den Bürgern und Vereinen für deren Bedarf zu entwickeln, woraus auch deren Bereitschaft resultiert, dauerhaft Verantwortung zu übernehmen. Projektbeteiligte: Gemeinde Werbach (Bauherr) Architekturbüro Rolf Klärle, Bad Mergentheim Seite 4 von 5 Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2016 „Innovation Factory“ Aesculap AG in Tuttlingen Das Projekt zeigt in beispielhafter Weise die Neustrukturierung eines genutzten Gewerbegebietes in Tuttlingen. Ein vorausgegangener Wettbewerb beinhaltete die Ausarbeitung für einen Masterplan und einen Realisierungsteil weiterhin für ein Produktions- und Verwaltungsgebäude. Durch ein modulares Konzept ist nun ein Gebäudetrakt realisiert, der dem aktuellen Flächenbedarf gerecht wird und durch Stapelung von Produktionsflächen auch noch flächensparend ist. Die flexible Erweiterbarkeit des Gebäudes garantiert ein Ensemble im gleichen Duktus. Mit seiner architektonischen Qualität gibt das Projekt einen guten Anstoß für eine ästhetische Gestaltung von Gewerbeflächen. Das Materialkonzept und die Formensprache sind Ausdruck der Unternehmenskultur. Projektbeteiligte: Aesculap AG, Tuttlingen (Bauherr) ORANGE BLU building solution, Stuttgart, vormals Wilford Schupp Architekten (Planung) fritzP.GmbH, Stuttgart, mit Guggenberger + Ott, Leinfelden-Echterdingen (Bauleitung) Breinlinger Ingenieure, Tuttlingen/Stuttgart (Tragwerksplanung) Ingenieurbüro für Geotechnik, Prof. Dr.-Ing. Schad, Stuttgart (Geotechnik) g2-landschaftsarchitekten Gauder+Gehring, Stuttgart (Landschaftsplanung) Ingenieurbüro Riesener, Balingen (Brandschutzgutachter) Hof 8 in Weikersheim-Schäftersheim Der Hof 8 ist eine gelungene Neuinterpretation landwirtschaftlicher Architektur. In Weikersheim-Schäftersheim wurden 1.760 m² Nutzfläche eines ehemaligen Bauernhofes revitalisiert. Durch den Umbau des ehemaligem Wohnhauses, der Scheune und Remise sowie des Stalls wurde das historische Kulturgut vor dem Abriss bewahrt und gleichzeitig der historische Ortskern wiederbelebt. Das neue Konzept in der Bachstraße 8 ermöglicht mit seinem modernen Grundriss die Kombination verschiedenster Lebensbereiche: Seniorenwohnungen und Hebammenpraxis, Dorfgemeinschaftsraum und Museum sowie ein Bürogebäude. So entstanden nicht nur Lebensraum im Zentrum sondern gleichzeitig auch 25 Arbeitsplätze. Die Nachhaltigkeit des Projektes zeigt sich auch in der konsequenten Einbindung erneuerbarer Energien, wie beispielsweise einer Grundwasserwärmepumpe. Selbst die ehemalige Güllegrube wurde integriert und ist heute ein Parkplatz. Projektbeteiligte: Prof. Dr. Martin Klärle und Andreas Fischer-Klärle, Weikersheim-Schäftersheim (Bauherren) Architekturbüro Rolf Klärle, Bad Mergentheim Seite 5 von 5
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