1. Weltkrieg Übersicht Karl von Clausewitz - Drei Bestandteile des Krieges: Regierungspolitik Aktionen des Militärs Leidenschaften der Völker Regierungspolitik Deutschland - Zusammenschluss von 1871 schaffte diese Nation - 1884 Rückversicherungsvertrag mit Russ. - Militarismus durchdrang alle Klassen, 3jähriger allg. Wehrdienst - Deutscher Nationalstolz, kulturelle + wirt. Errungenschaften → Weltmachtbemühungen → Flottenbau Österreich-Ungarn - seit 1867 Doppelmonarchie - 1879 Bund mit Dt. - 1908 Annexion Bosnien-Herzegowinas → serbische Befreiungsbewegung „Schwarze Hand“ England - Vorreiter in der Industriellen Revolution - Angst vor Verlust der Vorherrschaft zur See, Reichtum vom Welthandel abhängig - 1902 Bündnis mit Japan - 1904 Entente cordial – Frieden zw. Eng. + Frkr. - 1907 Abkommen mit Russ. Frankreich Russland - 1905 Beinahe-Revolution - 1904/05 Niederlage gegen Japan - unterstütze Widerstandbewegungen auf dem Balkan 1878 Berliner Kongress: Aufteilung des Balkans zwischen Russ. + Ö. in Einflusssphären 1912 Balkanverbündete vertreiben Türken von der Halbinsel Ursachen - - 4 letzte Jahrzehnte geprägt von Imperialismus und Nationalismus mit wachsend aggressiver Machtpolitik – Verlust des defensiven Charakters europ. Bündnisse machtpolitische Gegensätze (Dt. ↔ Eng.; Dt. ↔ Frkr.) Dt. Aufrüstung, bes. der Flotte, schien Eng. + Frkr. gefährlich → „Rüstungswettlauf“ Verwicklung in Balkanpolitik - Österreich-Ungarn als Vielvölkerstaat - Russ. sah sich als Schutzherr der Slawen: Panslavismus - Ö. beansprucht Interventionsrecht in Serbien (nach Mord) Fehler Dt.: „Blanko-Check“ – Bündnistreue an Ö. überstürzte Mobilmachung und Ultimaten Falsche Annahmen: 1 - Krieg als anerkanntes Mittel für alle europäischen Mächte! - Lokalisierung – Krieg bleibt an einem Ort - Präventivkrieg – eingreifen, bevor andere es tun → Krieg als kalkulierbares Risiko Bündnisse - Deutschland + Österreich-Ungarn + Italien → Mittelmächte - Russland + England + Frankreich → Alliierte/ Entente - 1890 Dt. Verlängerung des Dt.- Russ. Vertrages (1887 Rückversicherungsvertrag) versäumt zu erneuern → Russ. geht 1891 ein Bündnis mit Frkr. ein Motivation für den Kriegseintritt / Kriegsschuldfrage - - - - Deutschland - Österreich als einziger Verbündeter - Blitzkrieg als sicheres Mittel zum Sieg 1905 Schlieffen Plan: schneller Sieg an der Westfront (Flankenangriff über Belgien), nach defensiver Kriegsführung Sieg an der Ostfront, damit kein Zwei-Fronten-Krieg (1891 von Schlieffen aufgestellt, 1905 von Moltke modifiziert) Österreich-Ungarn - hält an historischem multinationalem Reich fest England - gibt Neutralität auf wegen der dt. Invasion in Belgien - Aufrechterhaltung des Gleichgewichts europ. Mächte sowie internationalen Rechts Frankreich - Bündnis mit Russland, Allianz als Druckmittel gegen Dt. Serbien: Autonomiebestrebung Russland - will Serbien und den Einfluss auf dem Balkan nicht aufgeben - Krieg als Ablenkungsmanöver von inneren Schwierigkeiten - Bündnistreue gegenüber Frkr. Frkr. + Dt. wirken nicht mäßigend auf Politik ihrer Bündnispartner ein → allgemeiner Glaube, Krieg sein nicht zu vermeiden → allgemeiner Aufrüstungsbereitschaft Verlauf Kriegserklärungen und Mobilmachungen - 28. Juni 1914 Ermordung des habsburgischen Thronerbens Erzherzog Franz Ferdinand durch den serbischen Terroristen Princip (17 J.!) 6. 7. „Blankovollmacht“ – unbedingte Bündnistreue Dts. 23.7. Ultimatum Österreichs an Serbien 28. Juli Kriegserklärung Österreichs an Serbien 30.7. Mobilmachung russ. Streitkräfte (Zar Nikolaus II.) 2 - 31.7. Mobilmachung Österreich-Ungarns, Ultimatum Dt. an Russ. (Einstellung der Mobilmachung) – keine Antwort 1.8. dt. Mobilmachung, Kriegserklärung an Russland 1. 8. dt. Ultimatum an Belgien – Forderung des freien Durchmarsches – abgelehnt 3.8. Kriegserklärung Dt. an Frkr. 3./4.8. Dt. marschieren in Belgien ein – England fordert Neutralität Belgiens (Angst vor Annexion der Niederlande) 4.8. Kriegserklärung Englands an Dt. 6.8. Kriegserklärung Serbiens an Dt., Ö.-U. an Russ. 11.8. Kriegserklärung Frkrs. an Ö.-U. 12. 8. Kriegserklärung Eng. an Ö.-U. Bewegungskrieg im Westen 1914 - Helmuth von Moltke, Nachfolger Schlieffens ( 1913), änderte den Schlieffen Plan der Sicherheit Süddeutschlands wegen (hätte logistischen Gründen sowieso nicht funktioniert) - Aug. 1914 Schlacht von Mülhausen – franz. Angriff scheitert - Aug. 1914 dt. Truppen dringen bis an und über die Marne vor - 6. – 9.9. 1914 Schlacht an der Marne - franz. Gegenangriff bringt den dt. Vormarsch zum Stehen, Rückzug bis zur Aisne - 14.9. Erich von Falkenhayn wird Generalstabschef anstelle von Moltke → Bewegungskrieg wird zum Stellungskrieg, Schlieffenplan gescheitert - Nov. „Langemark“ – unbedeutende Schlacht, aber wird zum Mythos für Heldentum, da viele Jugendliche beteiligt waren Ostfront 1914 - - in Russland führte der Onkels des Zaren, Großherzog Nikolas, die in zwei Gruppen geteilte Truppen an, die jeweils im Nordwesten gegen die Dt. und im Süden gegen Ö.-U. kämpften Dt. Rückzug in Ostpreußen, General von Prittwitz wird durch Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff ersetzt 27. – 30.8. Schlacht von Tannenberg, großer Sieg der Dt. obwohl zahlenmäßig unterlegen Ö. Stabschef Conrad von Hötzendorf verlor an der Hauptfront des Ostens in Galizien gegen Serben und Russen Okt./ Dez. – nach wechselvollen Kämpfen kommt es zur Stellungsfront in Polen Stellungskrieg im Westen 1915 – erfolgreichstes Jahr für Dt. - - Kampf geht nicht länger nur um Macht, sondern zunehmend auch um Ideologien: - Engländer verteidigten ihr britisches Empire gegen eine rivalisierende Großmacht - Alliierte: Kampf für die Demokratie gegen den preußischen Militarismus - Mittelmächte: Kampf für eine einzigartige Kultur mit kriegerischen Tugenden April 1915 Ypern-Offensive, vergeblicher Durchbruch Versuch der Mittelmächte (erster Giftgaseinsatz der Deutschen) Mai 1915 Italien tritt auf der Seite der Entente in den Krieg Falkenhayn plant Kriegsentscheidung durch Massenangriff auf die Festung Verdun sowie Ausblutung des Gegners durch lang andauernde Materialschlacht 3 - Franz. Oberbefehlshaber Joffre bereitet Offensive an der Somme vor Westfront 1916 - Feb. – Juni 1916 Kampf um Verdun, Abbruch wegen riesiger Verluste (je 335/60.000), Verdun als Symbol eines sinnlosen Abschlachtens (Wehler) - Juni – Nov. 1916 Schlacht an der Somme, brit.-franz. Durchbruch gelingt nicht, verheerende Verluste (Dt. 400.000, Franz. 200.000, Briten 400.000) → Niederlagen führen zu Führungswechsel: - Aug. 1916 Hindenburg und Ludendorff treten an die Spitze der OHL, Falkenhayn wird nach Rumänien versetzt - Dez. 1916 General Nivelle löst Joffre als Generalissimus in Frkr. ab - Okt. – Dez. 1916 – Franz. Rückeroberung der verlorenen Festungswerke bei Verdun Krieg im Osten 1915 – 1917 - Mai 1915 Durchbruchsschlacht von Gorlice-Tarnow (Galizien, südöstlich von Krakau), Russ. Front wird durch Generaloberst Mackensen durchstoßen große Landgewinne der Mittelmächte (Litauen, Kurland, Polen, Galizien) 1916 große russische Offensive und Sieg unter General Brussilow – Brussilow-Offensive bis zur Februarrevolution 1917 bleibt die Front im Osten unverändert Politische Probleme bis Sommer 1916 - Frage des Verhältnisses von Kriegsführung und Politik im Koalitionskrieg Innenpolitische Auseinandersetzungen in den einzelnen Staaten Bemühungen um den Frieden und die Kriegsziele 5.Sept. 1914 Vertrag zu London, GB, Frkr. u. Russ. verpflichten sich keine Sonderfrieden zu schließen, Japan tritt dem Vertrag am 19.Okt. 1915 bei Amerik. Friedensvermittlungen scheitern Ostfront 1916 - Anfang 1916 Beginn der öst.-ung. Offensive gegen Italien, Eroberungen müssen im Juni wegen Brussilow-Offensive wieder aufgegeben werden 16.Mai Sykes-Picot-Abkommen legt Einflusszonen und Territorialerwerbungen der Entente in der Türkei fest, Aufteilungsplan 27. Aug. Kriegserklärung Rumäniens an Ö.-U. Sept. 1916 Rumänien wird unter Falkenhayn entscheidend geschlagen, Dez. letzte Entscheidungsschlacht am Arges → Rumänien mit Erdölfeldern ist in der Hand der Mit. 5.Nov. Kaiser Wilhelm II. und Franz Josef I. proklamieren den polnischen Staat, Bildung eines polnischen Staatsrats in Warschau, Exekutive bleibt jedoch in dt. u. ö.-u. Hand 1917 - Anfang 1717 wird von den Briten Bagdad, Teheran und ganz Persien genommen 9.Jan Entscheidung für den unbeschränkten U-Boot Krieg fällt 6.April Kriegserklärung der USA an das Dt. Reich April-Mai Franz.-brit. Durchbruchsoffensive an d. dt. Westfront scheitert, franz. Armee bricht zusammen u. meutert, General Pétain stellt Disziplin wieder her Juni 1917 König Konstantin II. von Griechenland dankt ab, Kriegseintritt mit Alliierten (Einsatz gr. Truppen erst 1918) 19.Juli Vergebliche Friedensresolution des Dt. Reichstags (Mehrheit aus SPD, Zentrum, Fortschritt) 4 - 1.Aug. Friedensnote Papst Benedikts XV. an Krieg führenden Mächte bleibt ohne Erfolg Okt. Mit. durchbrechen die italienische Front am Isonzo, Zusammenbruch der ital. Front, die dank brit.-franz. Truppen auf der Piave-Linie (Fluss) gehalten werden kann 8.Dez. Jerusalem wird von den Türken geräumt 15.Dez. Waffenstillstand zw. Russ. u. Dt. 1918 - - - - 9. Feb. Separat-Friede des Dt. Reichs, Ö.-U. u. Türkei mit Ukraine 18.Feb. Dt. beginnt erneut den Krieg gegen Russ., Sowjetregierung kapituliert 3.März Friede von Brest-Litowsk - zw. Dt. , Ö.-U., Türkei, Bulgarien und Russ. - Russ. verzichtet auf Hoheitsrechte in Polen, Litauen, Kurland - Estland und Livland unter dt. Polizeimacht, Herauslösung aus Russ. Staatsverband - Ukraine und Finnland von Sowjets als selbständige Staaten anerkannt - Demobilmachung Russlands, Mit. verpflichten sich zur Räumung besetzter Gebiete 7.März Sonderfrieden zw. Finnland und Dt. März/ April Dt. Durchbruch an der Westfront (Arras – La Fère), jedoch erfolglos, da dt. Truppen erschöpft u. Briten die Linie bald wieder schließen können 7.Mai Friedensvertrag von Bukarest zw. Mit. u. Rumänien 18.Juli Beginn der alliierten Gegenoffensive, erfolgreich, da nun US Unterstützung, Einsatz einer Panzerformation → 2. Marneschlacht (Verluste: dt. 250.000, Franz. 1.Mio!) 8.-11.Aug. Schlacht bei Amiens, tiefer Einbruch der Briten mit 450 Tanks, 8.Aug. als „schwarzer Tag des dt. Heeres“ Sept. Rückverlegung der dt. Front in die „Siegfriedstellung“, Dt. Armee beginnt sich aufzulösen, Soldaten versuchen sich durch Kapitulation, Desertion o. Krankheitsvortäuschung zu retten (Grippewelle), dennoch meist geordneter Rückzug 29.Sept. Generäle Hindenburg und Ludendorff fordern ein sofortiges Waffenstillstandsangebot Sept. erfolgreiche Durchbruchsoffensive der Alliierten in Mazedonien, Auflösung und Zusammenbruch der bulgarischen Armee, 30.Sept. Waffenstillstand mit Bulgarien 3./4. Okt. Dt. + Ö.-U. Waffenstillstandangebot, Ungarn erklärt seine Selbstständigkeit 3.Okt Prinz Max von Baden wird statt Georg Graf Hertling Reichskanzler 28.Okt. Proklamation der unabhängigen Tschechoslowakei in Prag 28.Okt Meuterei dt. Matrosen 29.Okt. Unabhängigkeitserklärung Jugoslawiens 30.Okt. Waffenstillstand zu Mudros, zw. Türkei und Alliierten Ende Okt. Zusammenbruch d. Ö.-U. Armee, Durchbruch d. Italiener 3.Nov. Abschluss des Waffenstillstandes zw. Ö.-U. und den Alliierten 3.Nov. Aufstand der Matrosen in Kiel greift über auf andere Städte, Ausbreitung der Revolution in viele große Städte des Reichs, Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten 7.Nov. Revolution in München 9.Nov. Revolution in Berlin: Prinz Max von Baden gibt Abdankung Kaiser Wilhelms II. bekannt, Philipp Scheidemann (SPD) ruft die Republik aus, Friedrich Ebert übernimmt Regierungsgeschäfte (Vorsitzender der SPD) 11.Nov. Abschluss des Waffenstillstandes, Bedingungen: - Räumung der besetzten Gebiete Frkr., Belgiens, Luxemburgs, Elsass-Lothringens - Abgabe großer Mengen von Kriegsmaterial, Verkehrsmitteln, aller U-Boote, Jagdund Bombenflugzeuge, Abrüstung der Hochseeflotte - Bildung einer neutralen Zone von 10 km Breite rechts des Rheins 5 - unverzügliche Herausgabe der Kriegsgefangenen Verzicht auf Friedensverträge von Brest-Litowsk und Bukarest Rückführung dt. Truppen aus dem Osten hinter Staatsgrenzen von 1914 Türkei & die Dardanellen - - Okt. 1914 tritt das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein nach türk.- russ. Seekämpfen auf dem Schwarzen Meer Kriegserklärungen Russ., Frkr., und GB an die Türkei – Annexion Zyperns durch GB 25.April 1915 Landung der Australier auf Gallipoli, vergebliche See- und Landkämpfe um die Dardanellen (Brit. + Franz. Truppen), Seewegverbindung d. Alliierten mit Russ. gescheitert 1916 Armenien gerät in russische Hand Briten besetzten das Ostufer des Sueskanal Krieg auf dem Balkan - 1915 Offensive der Mittelmächte gegen Serbien, um Verbindung zur Türkei herzustellen 9.Okt. Erstürmung Belgrads 14.Okt. Bulgarien erklärt Serbien den Krieg, ganz Serbien wird von dt., ö.-u. und bulgarischen Truppen erobert 25.Jan 1916 Montenegro kapituliert 25.Nov. 1916 Griechenland erklärt Dt. den Krieg Italien - doppelte Bündnisverpflichtungen durch den Dreibundvertrag von 1882 mit den Mittelmächten und dem ital. - franz. Geheimvertrag von 1902 mit den Alliierten 23. Mai 1915 Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn 28. Aug. 1916 Kriegserklärung an das Deutsche Reich Afrika - 1914 Sieg der dt. Afrika-Truppe unter General von Lettow-Vorbeck bei Tanga (Ostafrika) 1914 Togo und Kamerun gehen Dt. verloren 1914 Dt. Kapitulation in Deutsch-Südwestafrika 1918 Deutsch-Ostafrika wird gehalten bis zum Waffenstillstand See- und U-Bootkrieg - - 9.Nov. 1914 Dt. Kreuzer „Emden“ wird nach erfolgreichem Handelskrieg im Indischen Ozean bei Sumatra durch den austral. Kreuzer „Sydney“ versenkt 1914/15 GB und Dt. erklären die Gewässer um GB und Nordsee zum Kriegsgebiet 22.Feb. 1915 Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges 7.Mai 1915 Versenkung des Passagierdampfers „Lusitania“ durch dt. U-Boot, 1198 Menschen kommen ums Leben, darunter 139 Amerikaner → Einschränkung des dt. U-Boot-Krieges 1916 Seeschlacht vor dem Skagerrak, brit. Grand Fleet (37 Großkampfschiffe) trifft auf deutsche Hochseeflotte (21) – keine Entscheidung, doch dt. Erfolg (große brit. Verluste) 6 - - 1917 Rückkehr zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg, Ziel: GB innerhalb von 6 Monaten in die Knie zwingen, Versenkung d. franz Arabic → 6.April Kriegseintritt der USA, GB wird nicht erschöpft wegen Nachschub aus den USA April 1918 Dt. Landung in Finnland, Einnahme von Helsinki Luftkrieg - zum ersten Mal werden in einem Krieg Luftstreitkräfte eingesetzt, jedoch ohne größere Bedeutung für das Kriegsgeschehen – hauptsächlich Aufklärungsoperationen Dez. 1914 erste Funkanlage in einem dt. Flugzeug 1915/16 Nächtliche Angriffsfahrten mit Zeppelin-Luftschiffen gegen Paris, London, Südund Ostengland 1916 Kampfgeschwadereinsätze bei Verdun und an der Somme auf beiden Seiten Gründe für den Sieg der Russische Revolution - verheerende Kriegsfolgen (3 Mio. Tote, Inflation, Preissteigerungen) ungelöste Verfassungsfrage (Scheinkonstitutionalismus) innere Brüchigkeit der Führungsschicht, Parteiungen und Intrigen linksrevolutionäre Haltung der russischen Intelligenz sowie agrarrevolutionäre Bereitschaft der Kleinbauern – Scheitern der Agrarreform von 1906/10 - weit fortgeschrittene Organisation der Industriearbeiterschaft durch die sozialist. Partei → 6./7. Nov. Erfolgreicher Putsch der Bolschewisten in Petrograd Auswirkungen des Krieges (Wehler) - im monströsen Staatenkrieg ging das alte Europa unter, Weltkrieg als großer Transformator tiefer Einfluss auf alle beteiligten Völker u. ihre Wirtschaft, Sozialstruktur, Staatsverfassung, Innenpolitik, Mentalität und Wertewelt 1. Globale Auswirkung: Todeskampf des Osmanischen Reiches, Kolonialkrieg in Afrika um dt. Besitzungen, Imperialistischer Vorstoß Japans in Ostasien, Kriegseintritt d. USA 2. Kriegsführung: Technifizierung, neue Kriegsmethoden, neue Waffen und Maschinen (Giftgas, Tanks, Maschinengewehre), Massenheere, Massenvernichtung 3. Heimatfront: kriegsentscheidender Einfluss von Produktions- und Verkehrleistung, Mobilisierung aller gesellschaftlichen Ressourcen, erster totaler Krieg 4. Wirtschaft: Veränderung vieler Langzeittendenzen, sinkende Produktion durch Kriegswirtschaft und Rüstungsindustrie auf Kosten der Friedensindustrie (bes. Konsumgüter, Wohnungsbau, Infrastruktur), beschleunigte technologische Innovationen (Stickstoff), Planwirtschaft gegen Engpässe der Ressourcenverteilung 5. Gesellschaft: Mobilisierung, Dynamisierung, Urbanisierung durch den Schwerpunkt der Industrie, Kriegsleidenschaft wertete radikalen Nationalismus auf; Massenstreiks, Protestbewegungen; Indoktrination & Propaganda 6. Sozialstruktur: Verarmung der Unter- und Mittelschicht, Adel und Oberschicht musste ihre Ansprüche verstärkt legitimieren, politische Diskriminierung durch Klassenwahlrecht, ungleiche Verteilung der Lebensrisiken und -chancen 7 7. Innenpolitik: Neuformierung der politische Macht, Militärbehörden, OHL, Verwaltungsbürokratie und Großunternehmen gewannen an Herrschaftsbefugnis, später auch Gewerkschaften, Monarch wurde zum „Schattenkaiser“ degradiert 8. Staatsverfassung: intensiviertes Demokratisierungsverlangen, Novemberrevolution 1918 durch soziale und politische Demokratisierung vorangetrieben 9. Mentalität & Wertewelt: Radikalisierung des Sozialimperialismus, Pazifisierung der sozialen Gegensätze, Burgfrieden an der Heimatfront, Kriegssozialismus, knappe Lebensmittelversorgung – hohe Unternehmergewinne (Rüstungsindustrie) 10. Soldaten: Die Hälfte d. dt. wurde getötet oder verwundet, Gewöhnung an akute Lebensgefahr, kurzlebige Scheinruhe und starre Befehlshierarchie, jahrelange Grenzsituation, Kontrast zwischen Front und Heimat, Wiedereingliederung in die Gesellschaft als riesiges Problem Illusion eines kurzen Präventivkrieges bzw. Blitzkrieges - Zweifrontenkrieg erfordere schnelle Entscheidung, Kult der Offensive Theorie der absoluten Überlegenheit Schlieffen-Plan als sichere Methode Beunruhigung der Bevölkerung sei zu vermeiden, Wegfall der sozialistischen Arbeiterschaft befürchtet - Lahmlegung der Weltwirtschaft vorhergesehen ↔ jedoch fehlte ein durchdachter Kriegsplan ↔ keine längere Sicht ↔ Schlieffen-Plan scheiterte an Englands Eingriff (Verletzung der belgischen Neutralität), Unterschätzung der feindlichen Stärke (Marne Schlacht verloren), Überschätzung der eigenen Kraft Der „Geist von 1914“ / „August-Erlebnis“ - Kriegsbegeisterung des Bildungsbürgertums (0,8%): Neuwerdung des Volkes, Akt der Erlösung, nationale Einheit, Überwindung der Klassenspaltung etc. - Heiligung des Krieges durch die Kirchen, traditioneller Auserwähltheitsglaube, Sendungsbewusstsein → Die Idee von 1914; Rechtfertigung des „Deutschen Sonderwegs“ - Angst, Niedergeschlagenheit, Schrecken, Verzweiflung der städtischen Arbeiter (57%), sowie Bauern – machten sich Sorgen - Minderheit von Pazifisten und Radikalsozialisten bildeten Opposition → Kein Massenphänomen! September-Programm / Kriegsziele Dt. - Bethmann Holwegs Sekretär Kurz Riezler fasste am 9.Sept (am Tag des Scheiterns der Marne-Schlacht!) extremen Kriegsziele zusammen: - Vorraussetzung: dt. Totalsieg an allen Fronten (Siegfried war eine Fata Morgana!) - Sicherung des Dt. Reiches nach West und Ost - Schwächung Frankreichs als Großmacht, wirt. Abhängigkeit von Dt. - Angliederung Belgiens als dt. Provinz (Vasallenstaat, Tributärstaat) - Annexion Luxemburgs als dt. Bundesstaat 8 - Abdrängung Russlands von den dt. Grenzen, Zerbrechung der Herrschaft über nichtrussische Völker - Aussiedlung d. russ.-pol. Bevölkerung, insbesondere aller Juden (!) → Grenzstreifen-Plan (ethnische Flurbereinigung!) - Gründung von Neu-Deutschland im Baltikum - Schaffung eines zusammenhängenden mittelafrikanischen Großreiches - Gründung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes unter dt. Führung → Teilnahme an der Weltherrschaft → Ziele wurden bis 1918 noch erweitert! Motive der extremen Kriegsziele - extremes Annexionsprogramm als Ablenkung von innenpolitischen Konflikten, Aufschiebung innerer Reformen (Angst der Oberschicht vor Demokratie, Soz.ref. etc) ökonomische Interessenpolitik (Erzlager von Longwy-Briey in Frkr.), Krieg als Angelegenheit der Industrie Wetteifern mit wirtschaftlichen Weltreichen (GB, USA, Russ., Japan, China) übersteigertes Sicherheitsbedürfnis rassistische Vorstellungen, Antisemitismus, völkischer Imperialismus, germanisierende Vertreibungspolitik (schon im 1.Wk!), Leitidee v. ethnisch homogenen dt. Volkstum Burgfrieden = Stilllegung aller innenpolitischen Konflikte, Verpflichtung auf eine gemeinsame Maxime, Vorbehaltlose Unterstützung der militärischen und zivilen Leitung - jede Kritik und oppositionelle Bewegung konnte als antinationales Vergehen diskriminiert werden - bürokratische Herrschaft ohne Rücksicht auf politische Willensbildung, autoritärer Korporativismus - Unterbindung der systemkritischen Sozialdemokratie (Streikverbot) - Einrichtung von Zensurbehörden - Exekutive ging auf ein Wirrwarr von ca. 60 militärischen Instanzen über, Kommandogewalt hatte erst Wilhelm II., aufgrund seines Versagens ab Dez. 1916 das preußische Kriegsministerium, trotzdem geringe Koordination und somit Effizienz - Sozialdemokraten unterstützen Kriegsregierung, bewilligten am 4.August 1914 Kriegskredite und erste Ausnahmegesetzte, die den Reichstag praktisch ausschaltete - Angst vor brutaler Wiederholung des Sozialistengesetze (Zerschlagung aller Organisationen, Beschlagnahmung der Finanzmittel, Pressezensur etc.) - Illusion eines kurzen Krieges - Angst vor Herrschaft des Zarentums übe Europa – Burgfriede als kleineres Übel - Kampf gegen bürgerliche Gesellschaft auf England, Kampf gegen autoritäres Regime auf Russland übertragen - reichsdeutsche Nationalismus war stärker als Marxismus und internationale Solidarität - Sehnsucht nach Anerkennung als gleichberechtigter Nationsgenosse → auch in anderen Ländern unterstützen die Sozialisten/ Arbeiterparteien geschlossen die Regierung – außer in Serbien und Russland! Innere Konflikte 9 - jede Kritik wurde von der Presse mundtot gemacht Ungleichbehandlung verschärfte Klassenspannungen Hilfsdienstgesetz von 1916 Streikbewegung, Gründung der USPD → Dolchstoßlegende Auswirkungen des totalen Krieges Pariser Vorortverträge ist ein gemeinsamer Oberbegriff für die Friedensverträge der Entente mit den im Ersten Weltkrieg unterlegenen Mittelmächten. Die Verträge wurden in der Folge der Pariser Friedenskonferenz 1919 ausgehandelt. Sie beendeten damit formal den Ersten Weltkrieg. Der Name Vorortverträge kommt von dem Umstand, dass jeder der Verträge in einem anderen Vorort von Paris ausgehandelt wurde. Die Verträge enthalten nicht nur für die jeweiligen Kriegsgegner spezifische Punkte, sondern auch je gleichlautend die Satzungen des Völkerbunds und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Die einzelnen Verträge sind: • Vertrag von Versailles mit Deutschland, unterzeichnet am 28. Juni 1919 • Staatsvertrag von Saint-Germain-en-Laye mit Österreich, unterzeichnet am 10. September 1919 • Vertrag von Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien, unterzeichnet am 27. November 1919 • Vertrag von Trianon mit Ungarn, unterzeichnet am 4. Juni 1920 • Vertrag von Sèvres mit der Türkei, unterzeichnet am 10. August 1920 10
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