Whisper | Szene Z uletzt war es Claudia Reitter dann „doch ziemlich mulmig“, wie mir die bisher wohl mächtigste Vertriebsfrau der Branche an ihrem vorletzten Arbeitstag als Marketing- und Vertriebsgeschäftsführerin von Random House gestand: „Morgen ist dann definitiv der letzte Tag im Büro. Bislang dachte ich, ich mache das ganz cool und entspannt, aber so ganz klappt das nicht.“ Da wusste sie noch nicht, dass sich gefühlt die halbe Branche hinter ihrem Rücken auf der Webseite www.adieu-cr.de zu Abschiedsgrüßen an die Frau versammelt hatte, die über 20 Jahre entscheidend die Entwicklung der Verlagsgruppe mitgestaltet hat. Nach eigener Erfahrung mit www.wir-feiern-cvz.de vor zwei Jahren weiß Adieu-Webseite für Claudia Reitter: Abschiedsgrüße im Internet ich, wie sich das anfühlt ... da kommen jede Menge Erinnerungen hoch, die das Loslassen nicht einfach machen. A Klatsch & D Tratsch ie Hamburger Buchhändlerin Annerose Beurich muss ziemlich verblüfft gewesen sein, als sie las, dass Thalia sein bisheriges Thalia-Magazin durch die neue Kundenzeitschrift Stories ersetzt und damit den Namen ihrer zwei ungewöhnlichen Hamburger Buchhandlungen verwendet hat. Denn die frühere Libri-Verkaufsleiterin, die seit acht Jahren mit stories! eine Erfolgsgeschichte schreibt, hatte diesen Namen als Wortmarke geschützt. Jetzt staunt sie über einen „unerwarteten RitChristian von Zittwitz [email protected] terschlag“, wie Thalias Pressestelle (sichtlich als kleine Wiedergutmachung) vermeldet: „Es macht uns auch irgendwie stolz, dass Deutschlands größter Buchhändler unseren Namen für sein Kundenmagazin gewählt hat. Vielleicht eim Stichwort Schweiz fällt mir un- ist dieser Ritterschlag am Ende auch eine gute ser Freund Peter Haag Werbung für uns.“ Dennoch kann ein. Es hat sich mehr als sich Beurich eine kleine Spitze herumgesprochen, dass er in seinicht verkneifen: „Wir freuen nem Verlag Kein & Aber „geruns aber, dass Thalia jetzt auch ne“ immer wieder neue Wege die Geschichten in den Büchern entdeckt.“ beim Marketing und bei vielen anderen Dingen geht (ich denke Denn bei ihr stehen die Gejetzt auch an sein Biwak-Zelt als schichten wirklich im Mittelpunkt: Messestand auf dem FreigelänFrontal in einem Rahmen stehend de der letztjährigen Frankfurter sollen die Cover hunderter Bücher Buchmesse). „Lust auf die sinnliche Erfahrung Thalia-KundenmaJetzt hat er wieder eine außerLesen“ machen. gazin: Ritterschlag gewöhnliche Idee: Er spendiert Thalia meldet sicher nicht ganz für Annerose Beurich freiwillig, aber trotzdem wohl zu seinen Autoren eine Bergklausur im Engadin. Die können sich für Recht: „Seit das Thalia-Stammhaus in den Großen Bleichen zwei Wochen bei Kost & Logis in „einem der schönsten Hochtäler Europas geschlossen wurde, ist stories! die wichtigste ihren Texten widmen“ – auf Wunsch mit Anlaufstelle für Städtebummler und Buchliebfachkräftiger Unterstützung vom Lektorat. haber, die sich rund um den Neuen Wall in der Hamburger Innenstadt gut beraten lassen möchAb sofort lädt Haag jeweils im Frühjahr und ten und einen Kaffee trinken wollen. B uch Ralf Alkenbrecher, seit 2009 Geschäftsführer der Aufbau Media Betreuungsgesellschaft mbH und damit quasi rechte Hand von Aufbau-Eigner Matthianser-Marketingchefin Felicitas Feilas Koch, hat sich seit Monaten schon auf das hauer hatte (quasi im „Nebenamt“) Loslassen vorbereiten können, das er Mitte aus ihrem Ziehkind Sanssouci viel mehr als einen „Geschenkbuchverlag“ gedes Jahres angekündigt hatte. Jetzt erst aber hat er Freunden verraten, dass er neben seiner macht, trotzdem wurde das Programm 2012 Mitarbeit an der „Social Reading“-Plattform stillschweigend eingestellt. LOG.OS (https://logos.vision) in diesem MoHansers langjähriger Standnachbar Johannat über seine wiederbelebte Verlagsberatung nes Thiele will die Marke wiederbeleben, denn @ Digitale Medien als Partner in die ArbeitsSanssouci war „unschlagbar im nice to have“, Hotel Fex im Engadin: Hier können Kein gemeinschaft Sappiamo (www.sappiamo.ch) habe das „charming book überhaupt“ erfunden, & Aber-Autoren in Schreibklausur gehen einsteigen wird. Diese neue Verlagssoftware ist und dies alles „in bewundernswert spielerischer in den letzten zwei Jahren in der Schweiz in ZuForm, sorglos eben, wie es der Verlagsname sammenarbeit u.a. mit Mattia Rascher (er hat nahelegt“. die Vertretersoftware der Schweiz entwickelt) Herbst zwei Verlagsautoren für eine zweiEr ist zuversichtlich, dass er die mit dem entstanden. Zielgruppe sind kleine Verlage, wöchige Schreibklausur ins Hotel Fex, eines legendären Schweizer Peter Schifferli, Verdie vom Webshop über Newsletter und eige- „der schönsten Schweizer Hotels in grandi- leger der Arche und des 1954 gegründeten ne Fakturierung ihre Käufer direkt erreichen oser Natur“ ein. „Beiboots“ Sanssouci begonnene Verlagsphimüssen und ortsungebunden arbeiten wollen. Er ist nicht überrascht, dass auch das wie- losophie wieder zum Florieren bringen kann: Alkenbrecher wird die Betreuung der Kunden der Furore macht: „Ich habe bereits drei New „Sanssouci war nicht nur meiner, sondern überin Deutschland übernehmen und mit den Kolle- Yorker Autoren, die gerne reisen wollen, eu- haupt einer der wenigen Lieblingsverlage des gen das Programm weiterentwickeln. So kannn ropäische sowieso. Unsere Branche lebt aus- Buchhandels. Das soll er wieder werden, aber er seine Verlagserfahrungen mit seiner EDV- schließlich von Autoren und guten Büchern, Michael Krüger und dann vor allem Felicitas Feilhauer hinterlassen große Spuren.“ Leidenschaft kombinieren. also setzen wir auch da an.“ 138 H BuchMarkt Januar 2016
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