tipps für die praxis

Besser investieren
mit Hedgefonds
– Basiswissen für Privatanleger –
Von Markus Sievers
FinanzBuch Verlag
München 2006
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02.05.2006 16:34:15 Uhr
TIPPS FÜR DIE PRAXIS
Was Sie bei einem Hedgefonds-Investment unbedingt beachten müssen:
Renommee
Der Ruf der Fondsgesellschaft bei einem Hedgefonds beziehungsweise
des Emittenten bei einem Hedgefonds-Zertifikat ist sehr wichtig. Seriosität muss für einen Hedgefonds-Anleger ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Blindes Vertrauen ist fehl am Platz. Ein Anleger sollte aktiv
Informationen bei der Fondsgesellschaft oder dem Emittenten abrufen.
Dazu zählen einfache Dinge wie die Historie des Unternehmens: Wie
lange ist ein Anbieter bereits in der Branche tätig? Kann er gute Referenzen aufweisen? Ist die Gesellschaft als seriöser Partner in der Finanzbranche bekannt? Auch sollte sich der Investor bei Zertifikats-Emittenten über die Geschäftszahlen des Unternehmens informieren. Steht das
Unternehmen auf der Kippe, dann kann bei einem Zertifikat (Inhaberschuldverschreibung) auch das angelegte Geld verloren sein.
Performance
Die Wertentwicklung eines Fonds oder eines Zertifikats ist zweifellos
sehr wichtig – wer will schon gerne einen Unterperformer im Depot.
Allerdings sollte sich ein Anleger auch von hohen Renditeversprechungen nicht blenden lassen, sondern eher skeptisch werden. Weniger kann
durchaus mehr sein, wenn die Renditen seriös erwirtschaftet werden.
Kennzahlen wie (Worst) Draw down oder Time to recover sind deshalb
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für die Beurteilung sehr wichtig. Das Draw down gibt an, wie stark ein
Fonds in einer Verlustphase gefallen ist. Time to recover umschreibt die
Zeit, bis diese Verluste wieder aufgeholt sind. Häufig auftretende, sehr
kräftige Verluste beispielsweise, auch wenn diese schnell wieder wettgemacht werden, deuten nicht unbedingt auf ein verlässliches Risikomanagement des Fonds hin. Dies aber ist sehr wichtig, damit ein Hedgefonds langfristig erfolgreich arbeiten kann. Außerdem sollte sich ein Investor bewusst machen, dass Daten aus der Vergangenheit, und seien sie
noch so gut, kein Garant für eine erfolgreiche Zukunft sind.
Gebühren
Die Performance und die Gebühren eines Fonds oder Zertifikats gehören zweifellos zusammen. Ein sehr guter Fonds kann auch höhere Gebühren verlangen. Schließlich profitiert dann auch der Anleger durch
eine herausragende Performance von der fundierten Arbeit des Fondsmanagers. Dennoch lassen sich von überhöhten Gebühren auch Rückschlüsse auf den Charakter der Fondsgesellschaft ziehen. Die ursprüngliche Idee des Hedgefonds-Gründers Alfred Winslow Jones war ja, einen Fonds zu konstruieren, der flexibel ist, aber auch einen Fonds, an
dem sich der Fondsmanager selbst beteiligt und für seine Arbeit vor allem eine Erfolgsbeteiligung bekommt. Die Eigenmotivation des Managers, den Fonds erfolgreich zu machen, sollte somit sehr hoch sein.
Überzogene Verwaltungpauschalen ohne jegliche Koppelung an die
Wertentwicklung zeugen dagegen nicht von Kundenfreundlichkeit.
Strategie
Welche Hedgefonds-Strategie sollte ein Anleger wählen? Event Driven?
Wandelanleihen-Arbitrage? Anleihen-Arbitrage? Welche Stilrichtung
ist die passende? Bei welcher Strategie sind in Zukunft die besten Renditen zu erwarten? Die Fragen sind für den Privatanleger kaum zu klären oder nur mit erheblichem Rechercheaufwand. Doch welcher Anleger verfügt schon über die Zeit und vor allem die entsprechenden Datenbanken beziehungsweise Statistiken, in denen die Ergebnisse der
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weltweit rund 6.000 bis 7.000 Hedgefonds gespeichert sind? Und welche
dieser Hedgefonds sind geschlossen oder nicht in Deutschland für den
Privatinvestor erhältlich? Einfacher und auch bequemer ist da der Weg
über so genannte Dach-Hedgefonds oder breit diversifizierte Hedgefonds-Zertifikate. Hier übernehmen die Experten die aufwändigen
Analysen und Recherchen. Sie kontrollieren die Fonds im Rahmen eines ausgefeilten Due-Diligence-Prozesses und betreiben ein effektives
Risikomanagement.
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Und hier – wie versprochen – einige praktische Checklisten:
Seriositäts-Checkliste
> Sind der Hedgefonds, der Anbieter und die Manager bekannt?
Haben sie einen guten Ruf in der Branche?
> Wie lange sind der Hedgefonds bzw. die Manager bereits am
Markt?
> Welches Volumen bewegen der Hedgefonds bzw. die Manager?
> Sind der Hedgefonds, der Hedgefonds-Anbieter oder die Manager
in der Vergangenheit bereits einmal negativ aufgefallen?
> Wohin fließt das angelegte Kapital?
> Wer hat Zugriff auf das Geld?
> Von wem wird das Produkt angeboten? Banken und Sparkassen,
Vermögensverwalter oder renommierte bzw. bei der BaFin lizenzierte Finanzdienstleister?
> Handelt es sich bei dem Verkaufskontakt ausschließlich um unangeforderte Telefonverkäufe?
> Gibt es Referenzen?
> Hat die Gesellschaft ein Büro, das Sie besuchen können? Vorsicht
vor Briefkastenfirmen!
> Wo ist der Firmensitz?
> Wo ist der Gerichtsstand?
> Kann der Verkäufer das Produkt erklären, das er verkaufen will?
> Wie und mit welchen Fristen wird der Hedgefonds gehandelt?
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Informations-Checkliste
> Gibt es aussagekräftige Fondsprospekte?
> Informiert die Gesellschaft regelmäßig und unaufgefordert?
> Wie detailliert sind diese Informationen?
> Gibt es regelmäßige Rechenschaftsberichte?
> Kommuniziert die Gesellschaft die Strategiezusammensetzung
beziehungsweise Strategiewechsel?
> Sind die Informationen umfassend oder lückenhaft?
> Passen die Informationen zu der allgemeinen Situation auf den
Finanzmärkten?
> Werden die einzelnen Hedgefonds-Strategien gut erklärt bzw. erhalten Sie auf Anfrage weiterführende Hintergrundinformationen?
> Wird der Anleger hinreichend über Risiken aufgeklärt?
> Je mehr Informationen Sie als Anleger bekommen, desto besser!
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Performance-Checkliste
> Wie war die Wertentwicklung in den vergangenen Jahren / Monaten / Wochen?
> Welche Schwankungsbreite (Volatilität) hat das Produkt?
> Gab es starke und andauernde Verlustphasen (maximum draw
down)?
> Wie schnell konnten die Verluste ausgeglichen werden (maximum
time to recover)?
> Existieren nachvollziehbare Zahlen, aufgrund derer der Anleger
Gewinn und Verluste ermitteln kann?
> Wie lange läuft der Fonds bereits? Track record?
> Grundsätzlich gilt: Vergangene Performance ist keine Garantie für
die Zukunft.
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Vertrauens-Checkliste
> Wie lange gibt es den Anbieter / Manager / Hedgefonds?
> Wahrheit und Klarheit der Prospekte.
> Blindes Vertrauen auf Regelungen / Gesetze und Behörden kann
teuer werden.
> Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser.
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Entscheidungs-Checkliste
> Auf die richtige Mischung kommt es an.
> Nicht alles auf eine Karte setzen.
> Streuen Sie Ihr Kapital auf verschiedene Fonds oder kaufen Sie ein
breit diversifiziertes Hedgefonds-Portfolio.
> Überlegen Sie vor dem Kauf eines Hedgefonds, wie Ihr persönliches Anlageziel aussieht. Beabsichtigen Sie, ein bereits bestehendes
Anleihen-Aktien-Portfolio gegen Kursschwankungen abzusichern?
Ist Ihnen der Kapitalerhalt besonders wichtig? Dann wäre für Sie
ein Produkt mit Sicherheitskomponente möglicherweise das Richtige. Oder wünschen Sie sich vor allem eine hohe Performance?
> Welche Strategie und welches Produkt sind für Ihre Anlageziele
besonders gut geeignet?
> Informieren Sie sich, damit Sie die einzelnen Produkte korrekt bewerten können.
> Wie lange kann die Anlage gehalten werden?
> Sind Restriktionen zu beachten?
> Welcher Anteil Ihres Vermögens soll in den Hedgefonds investiert
werden?
> Sind Ausstiegszeiträume zu beachten?
> Gibt es Haltefristen? Vielleicht müssen Sie ja kurzfristig über das
Geld verfügen.
> Welche Rechtsform hat der Hedgefonds?
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Tipps für die Praxis
Gebühren-Checkliste
> Welche Gebühren werden erhoben?
> Achten Sie auf Ausgabeaufschläge (Agio); Gewinnbeteiligungen
(High Watermark?); Spreads (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis); Verwaltungs- und Managementgebühren.
> Fallen Rückgabegebühren an? Wenn ja, welche?
> Bewegen sich die Gebühren innerhalb marktüblicher Grenzen?
> Existieren erfolgsabhängige Komponenten? Wie sind diese beschaffen?
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