Von Höhen und Tiefen - Verband der Pfälzischen Metall

Ausgabe 02 / 2016
Das Magazin für die pfälzische Metall- und Elektroindustrie
Ranking BIP je Einwohner
Von Höhen und Tiefen
Nachrichten
M+E-Beschäftigung
teils rückläufig
Service
Mit der MetallRente
fürs Alter sparen
www.ferrum-magazin.de
Fotos: Titelseite und diese Seite Fotolia, Seite 3 IWM
Patente: Deutscher Anteil sinkt
Wer nicht forscht, hat schon verloren:
Zwischen der Zahl der angemeldeten
Patente und dem künftigen Erfolg in
Form von steigenden Exporten besteht
in der Metall- und Elektroindustrie (M+E)
ein klarer Zusammenhang. Dieser
ist in Deutschland zudem besonders
ausgeprägt. Vor diesem Hintergrund
gibt ein Blick auf die weltweiten Patent­
anmeldungen Anlass zur Sorge für die
deutsche M+E-Industrie: Denn die Zahl
der M+E-Patente, die die 44 wichtigsten
M+E-Länder beim Europäischen Patent­
amt zum weltweiten Schutz angemeldet
haben, ist zwar von rund 40.000 im
Jahr 1992 auf fast 165.000 im Jahr 2013
gestiegen. Die Patentanmeldungen
aus Deutschland haben dazu aber nur
einen unterdurchschnittlichen Beitrag
geleistet. Die Folge (Grafik): Der Anteil
Deutschlands an allen beim Europäischen Patentamt angemeldeten M+EPatenten ist von rund 21 Prozent im Jahr
2000 auf nur noch gut 12 Prozent im
Jahr 2013 gesunken.
2
M+E-Patente: Deutschland fällt zurück
So viel Prozent der beim Europäischen Patentamt für einen weltweiten Schutz
angemeldeten Patente entfielen auf diese fünf größten M+E-Exportländer
2000
2013
27,7
23,9
USA
21,3
18,0
Japan
20,5
9,3
0,3
12,4
Deutschland
China
1,3
6,8
Südkorea
Quellen: Economica Institut für Wirtschaftsforschung, Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult
02 / 2016
Inhalt | Editorial
Nachrichten
Verband
M+E-Beschäftigung: Aufschwung
nicht für alle Bereiche
4
Rekord bei Erwerbstätigen
in Rheinland-Pfalz
5
Azubis in der M+E-Industrie
verdienen überdurchschnittlich
5
Top-5:
Woher unsere Abfälle kommen
BorgWarner investiert
in Kirchheimbolanden
12
5
psb intralogistics übernimmt
Anteile von Software-Firma
13
John Deere zählt zu den
beliebtesten Arbeitgebern
14
KSB verzeichnet mehr Umsatz
15
Opel verkauft mehr Autos 15
Lkw-Werk Wörth: Daimler rechnet
mit Produktion wie im Vorjahr
16
Schülerwettbewerb „Formel M“:
Mit der Kraft einer Feder 17
Titelthema
Warum das Bruttoinlandsprodukt
je Einwohner in vielen Pfälzer Landkreisen so gering ist
Interview mit Wissenschaftler
Dr. Klaus-Heiner Röhl
6
9
Interview mit der Wirtschaftsförderin
aus der Südwestpfalz
10
PfalzMetall-Präsident Heger
wird 50 Jahre
11
Nahaufnahme
Service
Wie Haushalts-Apps für Übersicht
bei den Ausgaben sorgen
18
Wie man trotz Niedrigzinsen
fürs Alter sparen kann
19
Impressum
FERRUM 02 / 2016
www.ferrum-magazin.de
Herausgeber: PfalzMetall, Friedrich-Ebert-Straße 11 - 13, 67433 Neustadt an der Weinstraße
Internet: www.pfalzmetall.de
Redaktion: Matthias Schmitt (verantw.), Hindenburgstraße 32, 55118 Mainz,
Telefon 06131/557531, Fax 06131/557539, E-Mail: [email protected]
Gestaltung und Produktion: IW Medien GmbH, Köln · Berlin, Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln
Druck: Graphischer Betrieb Henke GmbH, Engeldorfer Straße 25, 50321 Brühl
Erscheinungsweise: 6 x jährlich
Bezugspreis: Die Finanzierung erfolgt aus Mitgliedsbeiträgen. Die zur Abwicklung des Vertriebs erforderlichen
Daten werden nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutz­gesetzes verwaltet.
Liebe Leserinnen und Leser,
Winston Churchill wird das Bonmot
zugeschrieben: „Ich traue nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“ Auch
wenn das übertrieben ist, eine Portion
Vorsicht ist immer geboten, wenn man
mit Statistiken umgeht. Wir setzen uns
in dieser Ausgabe mit einem Ranking
auseinander, das das Bruttoinlands­
produkt je Einwohner für die Landkreise
in Deutschland vergleicht – mit wenig
schmeichelhaften Ergebnissen für
Rheinland-Pfalz. Und tatsächlich lassen
sich die Ergebnisse teilweise mit dem
besonderen Zuschnitt dieser Landkreise
erklären. Andererseits verweisen die
Ergebnisse auf reale Strukturprobleme.
Doch machen Sie sich selbst ein Bild
ab Seite 6!
In der „Nahaufnahme“ erfahren Sie
wie gewohnt Neuigkeiten aus den
PfalzMetall-Mitgliedsunternehmen, so
über Investitionen von BorgWarner am
Standort Kirchheimbolanden, einen
Zukauf von psb intralogistics und die
Verkaufszahlen von Opel. Ach ja, und
über ein weiteres Ranking berichten wir
auch: John Deere zählt laut einer bundesweiten Umfrage zu den beliebtesten
Arbeitgebern.
In „Service“ gehen wir der Frage nach,
wie man in Phasen niedriger Zinsen
sinnvoll fürs Alter sparen kann.
Viel Spaß bei der Lektüre
und freundliche Grüße
Matthias Schmitt
[email protected]
ISSN-Nr.: 0170-7000
02 / 2016
3
Nachrichten
Weniger neue Stellen
Die Unternehmen in Deutschland werden
zurückhaltender bei der Schaffung weiterer
Arbeitsplätze: Das ifo Beschäftigungsbarometer sank im Februar auf 108,0 Punkte (-1,7). In der Industrie zeige sich die
Beschäftigungsdynamik weiterhin sehr
schwach ausgeprägt, berichtet das Institut:
„Dies ist vor allem auf eine steigende
allgemeine Unsicherheit mit Blick auf die
Industriekonjunktur zurückzuführen.“
Löhne steigen um 3,3 Prozent
Die Reallöhne in Rheinland-Pfalz sind
im Jahr 2015 um 3,3 Prozent gestiegen
(Deutschland: +2,5 %). Wie das Statistische
Landesamt mitteilt, ist dies die mit Abstand
größte Reallohnsteigerung seit Beginn der
Zeitreihe im Jahr 2008. Im Vorjahr belief sich
der Reallohnzuwachs noch auf 1,8 Prozent;
im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2014
stiegen die Reallöhne um ein Prozent.
Neuer Rekord bei Transporten
In Deutschland wurden 2015 mehr Güter
transportiert als je zuvor. Nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes stieg das
Transportaufkommen auf 4,5 Milliarden
Tonnen (+1,1 %) und damit im dritten Jahr
in Folge. Auf Deutschlands Straßen wurden
mehr Güter transportiert, auch die in Rohrleitungen beförderte Rohölmenge nahm zu.
Im Eisenbahnverkehr, im Seeverkehr und in
der Binnenschifffahrt ging das Transportaufkommen hingegen zurück. Die Gütermenge
im Luftverkehr stagnierte 2015.
M+E-Beschäftigung
Aufschwung nicht für alle Bereiche
Der Arbeitsmarkt in Deutschland läuft
rund. Die meisten neuen Jobs entstehen
dabei im Dienstleistungssektor. Aber auch
im Produzierenden Gewerbe gibt es einen
Stellenaufbau. Dies ist wichtig, weil viele
Dienstleistungen von der industriellen Entwicklung abhängen. Schließlich kann keine
Volkswirtschaft allein davon leben, dass
sich zum Beispiel alle gegenseitig die Haare
schneiden.
Die meisten neuen industriellen Arbeitsplätze hat die Metall- und Elektroindustrie
(M+E) geschaffen – von 2005 bis 2014 stieg
die Beschäftigung um fast neun Prozent an.
Und auch 2015 hat sich der Beschäftigungsaufbau fortgesetzt. Im Jahresdurchschnitt
arbeiteten im Maschinenbau 0,8 Prozent
und im Automobilbau 2,3 Prozent mehr
Personen als im Vorjahr. Dagegen ging in
der Elektroindustrie die Zahl der Erwerbstätigen um 1 Prozent zurück. Aber auch in
jenen Teilbranchen, in denen die Beschäftigung expandiert, gibt es Segmente, die
am Aufschwung nicht teilnehmen. So ist
die Beschäftigung in den kleinen und
mittleren Betrieben zuletzt oft gesunken
(Grafik). Eine Ausnahme von dieser Regel
ist die Elektroindustrie. Dagegen konnten
die großen Betriebe im Maschinen- und
Automobilbau kräftig zulegen. Für die
kleineren Betriebe könnte es künftig sogar
noch schwieriger werden, Beschäftigung
zu sichern. Die Einführung neuer bürokratischer Regulierungen am Arbeitsmarkt
belastet besonders kleinere Betriebe.
M+E-Beschäftigung: Nicht überall im Plus
Veränderung der Zahl der Erwerbstätigen 2014 gegenüber 2013 in Prozent
Branche
Betriebsgröße
bis 99
Beschäftigte
100 bis 499
Beschäftigte
Metallerzeugung und -bearbeitung
-1,0
-1,4
1,3
Herstellung von Metallerzeugnissen
0,9
2,9
0,1
Herstellung von DV-Geräten, Elektronik, Optik
0,1
0,9
-0,6
-1,8
3,8
2,4
0,6
-1,0
4,2
Herstellung von Kraftwagen, -teilen
-1,4
1,3
3,7
Exporte und Importe im Plus
Sonstiger Fahrzeugbau
-0,3
0,9
3,4
2015 wurden von Deutschland Waren im
Wert von 1,2 Billionen Euro exportiert und
Waren im Wert von 948 Milliarden Euro
importiert. Damit waren die deutschen
Exporte 2015 um 6,4 und die Importe um
4,2 Prozent höher als 2014 und übertrafen
die damals erzielten bisherigen Höchstwerte.
Herstellung sonstiger Waren
-1,5
5,2
1,5
Reparatur und Instandhaltung
von Maschinen und Anlagen
-1,6
4,7
-15,1
4
Herstellung von elektrischen Ausrüstungen
Maschinenbau
500 und mehr
Beschäftigte
Betriebe ab 20 Beschäftigten; Quellen: Statistisches Bundesamt, IW Köln
02 / 2016
Rheinland-Pfalz
Umwelt
Grafik: Shutterstock
Rekord bei Erwerbstätigen
Frauen im erwerbsfähigen Alter
lebten 2014 in Rheinland-Pfalz.
60 Prozent von ihnen bestritten
ihren Lebensunterhalt überwiegend
aus eigener Erwerbstätigkeit.
Ein Zuwachs um 9,2 Prozentpunkte
seit 2005.
Bauabfälle dominieren
Im Durchschnitt des Jahres 2015 hatten gut
1,98 Millionen Erwerbstätige ihren Arbeitsort in Rheinland-Pfalz. Das waren nach Angaben des Statistischen Landesamts 13.900
Personen mehr als 2014 (+0,7 %). Damit
erreichte die Zahl der Erwerbstätigen im
fünften Jahr in Folge einen neuen Höchststand. Im Bundesdurchschnitt war mit plus
0,8 Prozent ein geringfügig stärkerer Beschäftigungszuwachs als in Rheinland-Pfalz
zu verzeichnen. Dabei betrug der Anstieg
in den alten Ländern 0,9 Prozent; in den
neuen Bundesländern nahm die Zahl der
Erwerbstätigen dagegen um 0,3 Prozent ab.
Die positive Entwicklung in Rheinland-Pfalz
beruhte auf einem Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die
zwei Drittel der Erwerbstätigkeit ausmacht.
Vergütung
M+E-Azubis verdienen überdurchschnittlich
Die tariflichen Vergütungen der Azubis haben
2015 im Schnitt über alle Berufe und Lehr­
jahre hinweg deutschlandweit zum vierten
Mal in Folge um rund vier Prozent zugelegt.
Dabei streuen die Lehrlingsgehälter nicht
nur von Region zu Region, sondern auch von
Branche zu Branche. Ein Kaufmann für Büromanagement bekam in der Industrie und im
Handel 2015 in Westdeutschland 925 Euro
im Monat und in Ostdeutschland 840 Euro.
Im Handwerk gab es nur 695 bzw. 636 Euro.
Die Azubis in der Metall- und Elektroindustrie gehören dabei zu den Spitzenverdienern des Facharbeiternachwuchses.
Ein Konstruktionsmechaniker etwa kommt
monatlich auf 1.005 Euro (West) bzw. auf
979 Euro (Ost). Zudem liegen die Vergütungen in allen zentralen industriellen
M+E-Berufen über dem Durchschnitt. Selbst
der zweijährige Ausbildungsberuf Fachkraft
für Metalltechnik wird mit 954 bzw. 936 Euro
überdurchschnittlich vergütet.
Auf:
www.ferr
magazin um.de
Bau-und Abbruchabfälle 10,796 Mio. t
Die rheinland-pfälzischen Abfallentsorgungsanlagen nahmen 2014 fast 18 Millionen Tonnen Abfälle entgegen (+5 %).
Gut 60 Prozent der Abfallmenge entfiel
auf Bau- und Abbruchabfälle (10,8 Mio. t,
+3 %). Abfälle aus Abfallbehandlungsanlagen, Abwasserbehandlungsanlagen
sowie der Wasseraufbereitung (2,4 Mio. t)
umfassten 13 Prozent der Abfallmenge.
Es folgten Siedlungsabfälle (Haushalte
und Gewerbe), Verpackungs- sowie
übrige Abfälle.
Abfälle aus Abfall- und Abwasserbehandlungsanlagen, Wasseraufbereitung 2,363 Mio. t
Foto: Sorbe
Verpackungsabfälle 0,859 Mio. t
02 / 2016
Fotos: Fotolia (5)
Siedlungsabfälle 1,892 Mio. t
Übrige Abfälle 0,623 Mio. t
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
5
Titelthema
8
10
6
7
1
4
2
6
Die jeweils 10 west- und ostdeutschen Kreise
mit dem geringsten Bruttoinlandsprodukt
je Einwohner in Euro
4
Ostdeutschland
Westdeutschland
3
5
8
9
7
9
5
3
10
1
Foto: Fotolia
Der Pfälzer Wald ist ein beliebtes
Ziel für Wanderer und Erholung­
suchende. Unternehmen indes
sind eher rar gesät.
Stand: 2013; Quellen: Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnungen der Länder, IW Köln
6
2
1
2
3
4
14.473
15.866
15.866
17.623
Südwestpfalz
Rhein-PfalzKreis
Kusel
Gifhorn
5
6
7
8
9
10
17.740
18.170
18.170
18.183
18.186
19.556
Trier-Saarburg
Wolfenbüttel
Osterholz
Plön
Bayreuth
Landkreis
Kaiserslautern
Landkreis
02 / 2016
Ranking Bruttoinlandsprodut je Einwohner
Von Höhen und Tiefen
Die Landkreise mit dem niedrigsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf konzentrieren sich in Westdeutschland vor allem auf Rheinland-Pfalz.
Im Osten sind die wirtschaftsschwächsten Kreise über alle Bundesländer verteilt. Die Gründe für die geringe Wirtschaftsleistung sind
unterschiedlich – neben der Unternehmensstruktur spielen Pendlerströme sowie der Zuschnitt der Kreise eine Rolle.
Auch ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung hat der Osten Deutschlands
bei vielen noch das Image des Armenhauses der Republik. Und tatsächlich ist das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Ostdeutschland je Einwohner nach wie vor um ein
Drittel geringer als das westdeutsche. Umso
mehr erstaunt ein Blick auf die wirtschaftsschwächsten Regionen (Grafik links):
Die drei Kreise mit dem niedrigsten Brutto­
inlandsprodukt je Einwohner liegen allesamt
im Westen – und zwar in Rheinland-Pfalz.
Die Südwestpfalz kommt als Schlusslicht auf
ein Pro-Kopf-BIP von weniger als 15.000 Euro,
im Rhein-Pfalz-Kreis und im Kreis Kusel
sind es knapp 16.000 Euro. Der wirtschaftsschwächste Kreis in Ostdeutschland, Havelland, erreicht immerhin fast 17.500 Euro.
Unter den zehn westdeutschen Regionen
mit der geringsten Wirtschaftskraft finden
sich noch zwei weitere rheinland-pfälzische
Kreise, die übrigen liegen in Niedersachsen,
Schleswig-Holstein und Bayern. Im Osten
sind die wirtschaftlichen Sorgenkinder
dagegen recht gleichmäßig über die Länder
verstreut – generell fallen die Unterschiede
beim BIP je Einwohner dort deutlich geringer aus als im Westen.
Kleinteilige Struktur
Doch was sind die Gründe dafür, dass
bestimmte Kreise in wirtschaftlicher Hinsicht anderen Regionen hinterherhinken?
Zunächst mag die Frage trivial erscheinen.
Denn das BIP eines Kreises ergibt sich im
Wesentlichen aus der Bruttowertschöpfung
der dort ansässigen Unternehmen, wobei
in die Wertschöpfung vor allem die Löhne
und Gewinne einfließen. Gibt es gemessen
an der Einwohnerzahl nur wenige und/oder
kleine Betriebe, ist auch das BIP pro Kopf
niedrig. Die Vermutung liegt nahe, dass in
solchen Kreisen mangels ausreichender
Jobs auch die Arbeitslosigkeit hoch sein
müsste. Dies ist jedoch längst nicht immer
der Fall: In der Südwestpfalz zum Beispiel
lag die Arbeitslosenquote zuletzt nur bei
vier Prozent.
Eine solche Konstellation – eine schwache
Wirtschaftsleistung trotz guter Arbeitsmarktlage – kennzeichnet vielfach jene Land­
kreise, die an Wirtschaftszentren angrenzen.
Dort wohnen viele Pendler, die in der
benachbarten Stadt beschäftigt sind und
dort zur höheren Wirtschaftskraft beitragen.
Dies gilt zum Beispiel in Niedersachsen für
Gifhorn, Wolfenbüttel und Osterholz, deren
Einwohner zum großen Teil in die Autostadt
Wolfsburg beziehungsweise nach Bremen
pendeln.
Wer im rheinland-pfälzischen Kreis
Trier-Saarburg wohnt, arbeitet oft in Trier
oder in Luxemburg. Und die Einwohner des
Landkreises Kaiserslautern pendeln in die
namensgebende Stadt oder nach Ludwigshafen, dessen großes Chemiewerk das wirtschaftliche Herz des gesamten Bundeslands
ist. Eine vergleichbare Situation gibt es etwa
im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Er gehört zum Dresdener Umland, deshalb
haben viele Einwohner des Kreises ihren
Arbeitsplatz in der Landeshauptstadt.
Viele wandern ab
1
2
3
4
5
17.455
17.467
17.883
17.892
17.966
Havelland
MärkischOderland
Altenburger Land
MansfeldSüdharz
Kyffhäuserkreis
6
7
8
9
10
18.065
18.656
19.037
19.518
19.637
Barnim
Greiz
Sächsische SchweizOsterzgebirge
Erzgebirgskreis
LudwigslustParchim
02 / 2016
Und auch Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Pendler-Hochburg
– die Menschen fahren zur Arbeit nicht nur
in die Landeshauptstadt Schwerin, sondern
vor allem in die Wirtschaftsmetropole Hamburg. Dadurch weist die Region trotz ihres
geringen BIP je Einwohner die niedrigste
Arbeitslosenquote des gesamten Bundeslands auf – zuletzt waren es nur rund sieben
Prozent.
Für die Südwestpfalz gilt dieses Erklärungsmuster allerdings nur bedingt, denn die angrenzenden kreisfreien Städte Pirmasens
7
Titelthema
und Zweibrücken sind beide klein und haben selbst wirtschaftliche Probleme. Einer
solch strukturschwachen Region kehren
arbeitswillige junge Menschen oft den
Rücken. In der Südwestpfalz gibt es dieses
Phänomen seit Langem, sodass es offenbar
keinen Überschuss an Arbeitskräften (mehr)
gibt und die Arbeitslosigkeit trotz der geringen Wirtschaftskraft niedrig ist.
Abzug der US-Armee
Für die Entwicklung ansässiger Betriebe und
die Ansiedlung neuer Firmen sei dies kein
Problem, sagt die Wirtschaftsförderin des
Landkreises: „Die große Mehrzahl der Unternehmen kann den Arbeitskräftebedarf noch
decken. Wie überall in Deutschland gibt es
punktuelle Schwierigkeiten, beispielsweise
in bestimmten Gewerken des Handwerks“,
so Miriam Heinrich. Sie verweist zudem
noch auf einen sehr speziellen rheinland-pfälzischen Grund, weshalb ihr Landkreis in diesem Ranking so weit hinten läge:
der Abzug der US-Armee nach dem Fall der
Mauer. „Das Wegbrechen dieses Sektors
macht uns immer noch zu schaffen“, sagt
Heinrich mit Blick auf Arbeitsplätze und
Kaufkraft (siehe Interview Seite 10).
Die Wirtschaftsförderin gibt außerdem zu
bedenken, dass sich die Region Südwestpfalz, bestehend aus den kreisfreien Städten
Pirmasens, Zweibrücken sowie dem Landkreis Südwestpfalz, positiv entwickelt habe.
So sei das BIP in diesem Zeitraum von
68.062 auf 88.759 Euro pro Kopf gestiegen.
„Eine langsame, aber stetige Entwicklung
in die richtige Richtung“, resümiert Miriam
Heinrich.
Auch im wirtschaftsschwächsten Kreis des
hohen Nordens, Plön in Schleswig-Holstein,
dürften trotz der Nähe zur Landeshauptstadt
Kiel nicht die Pendlerströme ausschlaggebend sein. Hier spielt die Wirtschaftsstruktur die zentrale Rolle: Die Region an der holsteinischen Ostküste ist stark auf Tourismus
und Landwirtschaft ausgerichtet – in beiden
Sektoren wird in der Regel keine allzu hohe
Wertschöpfung erzielt.
Eine zu geringe Wertschöpfung ist auch das
Problem der Betriebe im Kreis Altenburger
Land in Thüringen sowie im sächsischen
Erzgebirgskreis: Dort sind zwar durchaus
einige Industriefirmen angesiedelt, sie sind
jedoch zu klein, um der Wirtschaftsleistung
der Region den nötigen Schub zu geben.
Einfluss auf die Wirtschaftskraft hat zudem
die Kreisgröße: In Ostdeutschland sind
durch Gebietsreformen oft Großkreise aus
schwächeren und stärkeren Regionen gebildet worden. Das nivelliert den Pro-KopfWert. In Rheinland-Pfalz und Bayern existieren dagegen weiterhin kleine kreisfreie
Städte, umgeben von oft sehr wirtschaftsarmen Landkreisen. Dies trifft auch für
den Landkreis Bayreuth zu, der als einzige
Region des ansonsten so starken Bayerns
auf der Liste der wirtschaftsschwächsten
Kreise steht.
Allerdings darf man dabei eines nicht
übersehen: Solch eine andere Zählweise
hätte keine Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur. Dr. Klaus-Heiner Röhl vom
IW Köln, der das Ranking erstellt hat,
spricht daher lediglich von einer „statistischen Verbesserung“. „Für die Menschen
würde sich indes nichts ändern“, so der
Wissenschaftler (siehe auch Interview
Seite 9).
Wie Tortenstücke arrangiert
Foto: Flughafen Frankfurt-Hahn
Foto
Reisende am Flughafen Hahn. Der Airport wurde ursprünglich von der US-Armee genutzt.
8
Ähnliche Probleme wie der Landkreis
Bayreuth und einige Landkreise in Rheinland-Pfalz haben die beiden schwächsten
ostdeutschen Kreise, Havelland und
Märkisch-Oderland in Brandenburg: Die
dortigen Landkreise sind zwar groß, aber
dünn besiedelt und überwiegend wie
Tortenstücke rund um Berlin arrangiert.
Die Spitze ragt in den Berliner Speckgürtel,
das breite Ende liegt in der Peripherie. Da
die wenigen umsatzstarken Firmen – wie
das Lkw-Werk in Ludwigsfelde oder der
Hersteller von Flugzeugtriebwerken in Dahlewitz – ungleichmäßig im Berliner Umland
verteilt sind, gehen manche Kreise leer aus
und bieten in Kleinstädten und Dörfern
vor allem Wohnquartiere für Pendler, aber
wenig eigene Arbeitsplätze.
02 / 2016
Interview mit Dr. Klaus-Heiner Röhl
„Erstaunliche Konzentration“
Warum gibt es in Rheinland-Pfalz so viele wirtschaftsschwache Landkreise? Diese Frage beantwortet Dr. Klaus-Heiner Höhl vom IW Köln
und verweist dabei auf gewachsene Strukturen – und Tücken der Statistik.
Klaus-Heiner Röhl: Diese Frage habe ich
mir so noch nicht gestellt! Aber die Lebensqualität ist hoch. Vor allem der Weinbau
dort sagt mir zu.
Ihr Vergleich der Landkreise anhand
des Kriteriums Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf hat ergeben, dass die wirtschaftsschwächsten Regionen in der
Pfalz liegen. Warum ist das so?
Röhl: Diese Konzentration ist in der Tat
erstaunlich. Von den zehn wirtschaftsschwächsten westdeutschen Landkreisen
liegen fünf in Rheinland-Pfalz. Verantwortlich
hierfür sind mehrere Gründe. Dort leben
viele Pendler und die Wirtschaft ist kleinbetrieblich strukturiert. Auch die Tatsache, dass
die Landkreise kreisfreie Städte umschließen,
deren höheres Bruttoinlands­produkt nicht
einfließt, erklärt das Ergebnis nur zum Teil.
Doch diese strukturellen Gründe alleine
reichen nicht. Es kommt hinzu, dass Teile
des Landes schon länger wirtschaftsschwach
sind. Das hat zur Folge, dass aus diesen
Regionen Menschen abwandern. Das führt
zu einem relativ hohen Rentneranteil mit
entsprechend geringer Wirtschaftsleistung.
Ist die Größe Bruttoinlandsprodukt je
Einwohner nicht lediglich ein Hinweis
auf die Präsenz von Unternehmen, vor
allem Großunternehmen?
Röhl: Das spielt natürlich eine entscheidende Rolle. Aber es ist eben nur ein Faktor. Ein
Rheinland-Pfalz-spezifischer Faktor ist, dass
die Landkreise sehr klein sind und von den
kreisfreien Städten getrennt sind, die teilweise
deutlich unter 100.000 Einwohner haben.
Insofern ist der Vergleich mit Ostdeutschland
schwierig, da dort Großkreise gebildet wurden, die auch wirtschaftliche Kerne umfassen.
Eine Kreisreform würde also zu einer
Veränderung des Bildes führen?
Röhl: Das wäre mit Sicherheit eine statis­
tische Verbesserung. Für die Menschen
würde sich indes nichts ändern.
02 / 2016
Die Bewohner des Kreises
Trier-Saarburg verdienen gut, aber als Pendler
jenseits der Landkreisgrenzen. Das Beispiel zeigt: Ein
Wohlstandsindi­kator ist das
Bruttoinlands­produkt je
Einwohner nicht.
Röhl: Je kleinräumiger man
Regionen betrachtet, desto
schlechter ist die Größe als
Wohlstandsindikator geeignet.
Wenn man diese Pendlereffekte
erfassen möchte, kann man
beispielsweise das verfügbare
Einkommen je Einwohner in
den Blick nehmen. Das ergibt
dann für solch einen Pendlerlandkreis ein völlig anderes
Bild. Trivial ist der Indikator
BIP je Einwohner in keinem
Fall, denn er zeigt sehr gut
an, wie viel Wertschöpfung in der Region
stattfindet. Daher verwendet die EU auch
diese Größe, wenn es um die Zuteilung von
Fördermitteln geht.
Kann die Politik, beispielsweise über
Wirtschaftsförderung, an den strukturellen Begebenheiten etwas ändern?
Röhl: Seit Jahren verfolgt die Regionalpolitik in Deutschland genau dieses Ziel, mit
mehr als gemischten Ergebnissen. Es fängt
schon damit an, dass die Politik weit über
den einzelnen Landkreis hinaus denken
muss. Die Pendlerbewegungen sind gerade
ein gutes Beispiel hierfür. Solch ein Landkreis braucht vor allem eine gute Verkehrs­
infrastruktur und nicht unbedingt mehr Gewerbeflächen. Ein Ziel der Regionalpolitik
war auch immer die Schaffung von Arbeitsplätzen. Doch das ist zusehends überholt.
Das Beispiel Rheinland-Pfalz zeigt, dass
auch in Regionen mit geringer Wertschöpfung fast Vollbeschäftigung herrschen kann.
Arbeitslosigkeit gibt es eher in Städten und
Ballungsräumen mit Strukturproblemen. So
bleibt meines Erachtens nur ein sinnvolles
Ziel: die Stärkung von Innovationen, gerade
für kleine und mittlere Unternehmen, hilft
auch der Produktivität.
Foto: IW Medien
Herr Röhl, würden Sie gerne in Rheinland-Pfalz leben?
Fallen Ihnen gute Beispiele für solch
einen Ansatz ein?
Röhl: Es gibt Regionen, die sich technologisch gut weiterentwickelt haben, gerade
in Ostdeutschland mit den sogenannten
„Leuchttürmen“. Das sind aber alles
Regionen, die schon über gute Startvoraussetzungen verfügt haben: Hochschulen,
Fachkräfte, Industrie. Wenn Regionen über
solche Traditionen nicht verfügen und
zudem keine freien Arbeitskräfte vorweisen
können, kann die Politik nur sehr schwer
etwas erreichen. Was dann machbar wäre,
ist beispielsweise die Vernetzung von
Hochschulen und Unternehmen. In jedem
Fall gilt es, den Einzelfall zu betrachten
und sehr klein zu denken. Das Silicon
Valley lässt sich nicht einfach imitieren.
Das heißt: Preiswerte Gewerbeflächen und Breitbandanschluss sind zu
wenig?
Röhl: In jedem Fall! Auch wenn das
wichtige Voraussetzungen sind. Ohne gute
Internetverbindung wird sich kein Unternehmen ansiedeln und die vorhandenen
Betriebe werden abgehängt. Auch das
muss man alles mitdenken.
9
Titelthema
Interview mit Miriam Heinrich
„Positiver Trend bemerkbar“
Miriam Heinrich leitet die Wirtschaftsförderung im Landkreis mit dem geringsten Bruttoinlandsprodukt je Einwohner: der Südwestpfalz. Im
Interview erläutert sie, welche Erklärungen es hierfür gibt und mit welchen Erfolgen der Landkreis versucht, die Wirtschaftskraft zu stärken.
Foto: Privat
Hat sich diese Entwicklung schon in
Zahlen niedergeschlagen?
Der Landkreis Südwestpfalz hat das
geringste Bruttoinlandsprodukt (BIP) je
Einwohner. Das deutet darauf hin, dass
wenige und vor allem wenige große
Unternehmen ansässig sind. Teilen Sie
diesen Ansatz als Erklärung?
Ja, wir teilen diesen Ansatz als Erklärung,
steuern aber unsere Tätigkeit bereits so, dass
dieses sich mittel- und langfristig verändern
wird. Erste Schritte in diese Richtung sind
die Style Outlets und das ZEF-Gebiet, ...
… das steht für „Zweckverband Entwicklungsgebiet Flugplatz Zweibrücken“, …
… sowie die Schuhmeile in Hauenstein.
Diese bieten vielen Menschen Arbeitsplätze,
sind streng genommen allerdings nicht als
ein großer Arbeitgeber zu sehen. Beispiele
dafür sind der Zweibrücker Flugplatz mit
den Style Outlets und die dort angesiedelten Unternehmen des ZEF-Gebietes und die
Schuhmeile mit 26 Schuhgeschäften.
10
Wir können erkennen, dass sich in den
Jahren 2000 bis 2013 ein positiver Trend
bemerkbar macht hat: Die Region Südwestpfalz, bestehend aus den kreisfreien
Städten Pirmasens, Zweibrücken sowie
dem Landkreis Südwestpfalz, konnte
in diesen 13 Jahren das BIP von 68.062
auf 88.759 Euro pro Kopf steigern. Eine
langsame, aber stetige Entwicklung in die
richtige Richtung! Der Abstand zu anderen
wirtschaftsschwachen Standorten ist nicht
sehr groß. Beispielsweise sind wir bei der
Entwicklung des BIP pro Kopf nicht weit
entfernt vom Rhein-Pfalz-Kreis, dem Landkreis Bayreuth oder dem Erzgebirgskreis.
Die Südwestpfalz steht aufgrund vieler
externer Faktoren heute nicht so gut da wie
noch in den 80er-Jahren, als die amerikanischen Streitkräfte hier gelebt, gearbeitet
und viele Arbeitsplätze geschaffen haben.
Das Wegbrechen dieses Sektors macht uns
immer noch zu schaffen.
Welche Schwerpunkte verfolgen Sie als
Wirtschaftsförderin?
Mit einer Gewichtung von rund 60 Prozent zu 40 Prozent steht die Bestandsentwicklung, vor allem die Innovations- und
Wachstumsförderung für kleine und mittlere
Unternehmen, an erster Stelle vor der An­
siedelung neuer wertschöpfender Unternehmen und dem Standortmarketing.
Welche Rolle spielt die Innovations­
förderung genau?
Die Innovationsförderung liegt im Fokus
der Wirtschaftsförderung Südwestpfalz.
Einige ausgewählte Beispiele: Wir haben
im Jahr 2011 die Standortinitiative „Süd-
westpfalz – Lebensraum für Innovation“
ins Leben gerufen. Ziel ist es, das Bild der
Region nachhaltig positiv zu prägen und
somit eine positive Zukunft für jetzige und
nachfolgende Generationen zu gewährleisten. Oder: Auf einer regionalen Messe
für Handwerk, Gewerbe und Handel 2014
gab es einen „Treffpunkt für Innovation“. Er
zeigte die Vielfalt und den Ideenreichtum
der heimischen Unternehmenslandschaft
auf. Ein weiteres Beispiel: Im Rahmen der
Standortinitiative Südwestpfalz finden regelmäßige Unternehmertage statt, der letzte
unter dem Motto „Go Digital! Entschlossen
anpacken“. Wir fördern und bieten den
Unternehmen der Region zudem Informationen an zum Thema Industrie 4.0, veranstalten Innovations- und Investitionsworkshops
und informieren über Fördermöglichkeiten.
Mit der Hochschule Kaiserlautern, Standorte Pirmasens und Zweibrücken, starten wir
in Kürze einige Innovationsprojekte mit dem
Ansatz eines „Innovations-Accelerators“.
Womit sind Sie besonders erfolgreich?
Unter dem Dach der „Standortinitiative
Südwestpfalz“ ist ein gemeinsames Regionalmarketing der Wirtschaftsförderungs­
gesellschaft Südwestpfalz mit der kreisfreien
Stadt Zweibrücken sowie Unternehmen der
Region initiiert worden. Die Standortinitia­
tive Südwestpfalz hat eine Wirtschaftsstandortbroschüre herausgegeben, kümmert sich
um eine Intensivierung der Vermarktung
von Industrie- und Gewerbeflächen und
organisiert den jährlich stattfindenden
Unternehmertag. Weitere Beispiele für eine
erfolgreiche Arbeit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz finden sich
in der Intensivierung der Bestandspflege,
aber auch in der Initiierung und Betreuung
von Neuansiedelungen und Betriebserweiterungen von Unternehmen.
02 / 2016
PfalzMetall-Präsident Heger wird 50 Jahre
Sprachrohr seiner Branche
PfalzMetall-Präsident Johannes Heger feiert am 14. April seinen 50. Geburtstag. Eine große Gratulantenschar wird ihm dabei sicher sein:
Der Diplom-Ingenieur aus Enkenbach-Alsenborn leitet nicht nur die Heger-Gruppe mit zwei großen Gießereien, er ist auch ehrenamtlich
stark engagiert. Und Johannes Heger ist ein geschätzter Ansprechpartner in Öffentlichkeit und Politik.
Foto: Linzmeier-Mehn
1995 wurde er Geschäftsführer der Gießerei
HegerGuss, die er seit dem Jahr 2002 –
nach dem Ausscheiden des Vaters aus
Altersgründen – als geschäftsführender
Gesellschafter führt. Es schloss sich eine
Phase der Geschäftsausweitung mit dem
Neubau der Gießerei HegerFerrit, dem
Ausbau der HegerPro und der Gründung
der HegerGGD sowie der Errichtung eines
eigenen Windrads in der HF Windkraft
GmbH & Co. KG an. In diesen Gesellschaften fungiert Heger ebenfalls als Geschäftsführer.
02 / 2016
Foto: De Sousa
Aufgewachsen ist Johannes Heger im
Wohnhaus direkt neben der Gießerei in Enkenbach. Seinem Vater Hans Jakob Heger,
der das Unternehmen in dritter Generation
führte, konnte Johannes so von klein auf
über die Schulter schauen. Das scheint
gewirkt zu haben. Nach einem Maschinenbaustudium an der Universität Karlsruhe
stieg der Jubilar 1993 in die elterliche
Firma ein. Berufsbegleitend absolvierte
er ein Management-Studium in Köln und
im US-amerikanischen Berkley. Johannes
Hegers Interesse an Technik zeigte sich
bereits in der Schulzeit. Sein 1985 am
Kaiserslauterer Gymnasium am Rittersberg
abgelegtes Abitur weist Mathe und Physik
als Leistungsfächer aus.
Im Einsatz: PfalzMetall-Präsident Johannes Heger gibt ein Fernsehinterview bei der Vorstellung der neuen M+E-InfoTrucks in
Kirchheimbolanden (oben) und spricht auf dem PfalzMetall-Tag (unten links).
Die Führung und Expansion des Traditionsunternehmens hielt Johannes Heger in all
den Jahren nicht davon ab, sich ehrenamtlich zu engagieren. Beim Verband der Pfäl­
zischen Metall- und Elektroindustrie (PfalzMetall) brachte er sich ab 2003 als Mitglied
des Sozialausschusses ein. 2010 übernahm
Johannes Heger den Vorsitz des Gremiums.
2013 schließlich wurde er zum Präsidenten
von PfalzMetall gewählt. Dem Vorstand
gehörte er zu diesem Zeitpunkt bereits vier
Jahre an. Seit 2009 ist Johannes Heger zudem Mitglied der Tarifkommission, seit 2010
vertritt er als Verhandlungsführer PfalzMetall
in der Tarifgemeinschaft M+E-Mitte. Von
2007 bis 2010 gehörte er dem Stiftungsrat
der „Stiftung PfalzMetall“ an, anschließend
wechselte er in den Vorstand der Stiftung
und ist seit 2013 Vorsitzender.
Damit nicht genug: Seit 2014 engagiert sich
Johannes Heger zudem als Vorstandsmitglied bei der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU). Die
LVU ist der Dachverband von 30 Arbeit­
geber- und Wirtschaftsverbänden.
Der Unternehmer ist zudem Präsident der
Industrieverbände Neustadt an der Weinstraße (IVN) und des Vereins Pfälzischer
Industrieller. Von 2012 bis 2014 engagierte er
sich außerdem im Präsidium des Bundesverbands der Deutschen Gießerei-Industrie
(BDG). Und auch für seine Heimat setzt sich
der Unternehmer ein: Seit 2012 ist Heger
stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums des Vereins „ZukunftsRegion Westpfalz“
und seit 2009 Mitglied im Kuratorium des
Fraunhofer-Instituts ITWM in Kaiserslautern.
Nicht zuletzt seine Verbandstätigkeit hat
ihn in Öffentlichkeit, Medien und Politik zu
einem geschätzten und gefragten Ansprechpartner gemacht. Beispielsweise hat ihn die
rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin
Malu Dreyer in ihren Wirtschaftsrat berufen. Besonders zugute kommt ihm bei
solchen Begegnungen und Auftritten seine
ebenso wache wie freundlich-zugewandte
Art. Allüren sind dem verheirateten Vater
dreier Kinder fremd. Sein bodenständiges
Auftreten und seine Heimatverbundenheit
zeigen sich auch in seinen Hobbys, Wandern und „Letterboxing“, eine Frühform des
Geocachings. Ausnahme ist das Tauchen.
Für diese Leidenschaft reist Johannes Heger
auch gerne mal in exotische Länder. Nicht
so an seinem Geburtstag am 14. April. Den
feiert er im Kreise der Familie, von Freunden
und Kollegen.
11
Nahaufnahme
BorgWarner Turbo Systems
Startschuss für neues Gebäude
Die größte Turbolader-Fabrik der Welt wird noch größer: BorgWarner baut in Kirchheimbolanden ein neues Bürogebäude. Dort sollen
zukünftig die Entwicklungs- und Fertigungsingenieure unter einem Dach arbeiten. Der Pfälzer Standort des US-Konzerns ist weltweites
Entwicklungszentrum für Turbolader. 2.400 Menschen sind dort insgesamt beschäftigt.
Kirchheimbolanden. Anfang Februar
2016 feierte BorgWarner Turbo Systems die
Grundsteinlegung für ein neues Bürogebäude in Kirchheimbolanden. Damit erweitert
BorgWarner seinen Entwicklungsstandort
für leistungsstarke, effiziente und emissionsreduzierende Turbolader um 1.800
Quadratmeter. Der Neubau bietet nach
Unternehmensangaben Platz für rund 140
Entwicklungs- und Fertigungsingenieure. Die
Erweiterung erlaubt auch, die Entwicklungsabteilungen für neue Produkte, wie etwa
den „eBooster“, einen elektrisch angetriebenen Verdichter, zu bündeln.
Foto: BorgWarner
Gemeinsam arbeiten in guter Atmosphäre
Jochen Metzger (l.), Director Global Engineering Customer Service, zeigt einen elektrisch angetriebenen Verdichter; Betriebsrat
Volker Weiss freut sich über die moderne und barrierefreie Gestaltung der neuen Arbeitsplätze.
12
Bei den Planungen für das Bürogebäude
folgt BorgWarner der unternehmenseigenen
Vision von einer sauberen, energieeffizienten Zukunft. Gemessen an den strengen
Richtlinien der Energieeinsparverordnung
(EnEV) soll das umweltfreundliche Gebäude unter anderem beim Primärenergiebedarf 14 Prozent unter der vorgeschriebenen
Obergrenze liegen. Zudem sollen der
Wärmeverlust durch Fenster und Fassaden
reduziert und somit die EnEV-Vorgaben
ebenfalls deutlich unterschritten werden.
Die energiesparende LED-Beleuchtung,
eine intelligente Gebäudeleittechnik sowie
Wärmerückgewinnung aus Prozesswärme
zur Heizungsunterstützung tragen ebenfalls
zu der positiven Energiebilanz des Neubaus
bei. Aufgrund seiner hohen Energieeffizienz
sowie der im Gebäude gewährleisteten
Barrierefreiheit wird die Werkserweiterung
alle aktuellen Standards für moderne
Arbeitsstätten erfüllen. Darüber hinaus solle
die optimale Arbeitsplatzgestaltung eine
Atmosphäre ermöglichen, die kreatives,
innovatives Denken und gemeinsames
Arbeiten fördert.
02 / 2016
psb intralogistics
Strategische Partnerschaft
Der Warenfluss-Spezialist psb steigt bei dem Mannheimer Softwarehaus HPC ein. Damit wollen die Pirmasenser ihre Kompetenz im
SAP-Umfeld verstärken. Gleichzeitig hat psb einen neuen Großauftrag erhalten: ein Hochregal-Lager für Gerry Weber.
Pirmasens. psb will nach eigenen Angaben
mit einer Beteiligung an dem Mann­heimer
Unternehmen HPC seine Software-Kompetenz im Bereich der SAP-Anwendungen
für Intralogistik-Lösungen erweitern. Das
Softwarehaus HPC wurde 1986 gegründet
und projektiert als langjähriger SAP-Partner Unternehmenslösungen im Bereich
Logistik und Supply Chain. Hierbei liegt der
Schwerpunkt nach Unternehmensangaben
unter anderem auf der Intralogistik (Lager,
Produktion und Service) und mobilen
Anwendungen.
Lager für Millionen Kleidungsstücke
Zudem gab psb bekannt, dass es für das
Mode- und Lifestyleunternehmen Gerry
Weber ein vollautomatisches HochregalLager für Hängewaren mit einer Kapazität
von zwei Millionen Kleidungsstücken realisieren werde. Der deutsche Modekonzern
baut im westfälischen Halle ein neues, 93
Meter langes und 25 Meter hohes Reserveund Kommissionierlager für Hängewaren.
Kern der Anlage ist das vollautomatische
Hochregal-Lager für hängende Bekleidung
mit einer Kapazität von 80.000 Lagerstangen. Die 16-gassige Regalanlage wird
mittels psb runloader-Regalbediengeräten
ver- und entsorgt, die mit jeweils zwei
Lastaufnahmemitteln ausgerüstet sind. Das
Lager dient nach Unternehmensangaben
sowohl zur Versorgung der Verkaufsstellen
beim Wechsel der Kollektionen, als auch
zur Nachversorgung der Läden zum Auffüllen verkaufter Ware. Die Hängeware für den
Online-Versand wird ebenfalls im neuen
vollautomatischen Hochregal gelagert.
Das Modeunternehmen Gerry Weber hat
sich nach eigenen Angaben für psb aus
Pirmasens entschieden, da der Weltmarktführer im Bereich Hängewaren-Regalbediengeräte über langjährige Erfahrung
verfüge und ausgereifte, markterprobte
Techniklösungen anbiete.
Foto: psb
Maßgeschneiderte Intralogistik-Lösungen
für jede Anforderung basieren bei psb intralogistics nicht nur auf der breiten SystemPalette. Der Unternehmensansatz „Alles aus
ei(ge)ner Hand“ verdeutlicht die ganzheit­
liche Betrachtungsweise, mit der psb
Kundensysteme plant und realisiert. Alles
kommt aus einer Hand – dies gilt für die
gesamten Systemkomponenten: Anlagenmechanik, Steuerungstechnik und IT-Organisation. Und zukünftig auch die Implementierung der SAP-Logistiklösungen.
Solch ein Hochregal-Lager für Hängeware plant und baut psb intralogistics für das Modeunternehmen Gerry Weber in Halle / Westfalen.
02 / 2016
13
Nahaufnahme
John Deere
Beliebter Arbeitgeber
Foto: John Deere
John Deere ist mit seinen Standorten Zweibrücken und Kaiserslautern ein wichtiger Arbeitgeber in der Pfalz. Das Landtechnik-Unternehmen wurde jetzt in einer bundesweiten Umfrage vom Magazin „Focus“ zu einem der beliebtesten Arbeitgeber gewählt.
Eine John Deere-Mitarbeiterin am Deutschland- und Europasitz in Mannheim. Das Unternehmen zählt laut einer Umfrage des „Focus“ zu den beliebtesten Arbeitgebern in Deutschland.
Mannheim. Bei der jüngsten Erhebung der
50 bundesweit besten Arbeitgeber erreichte
John Deere mit Rang 20 einen Spitzenplatz.
Erstellt wurde das Ranking vom Nachrichtenmagazin „Focus“ in Zusammenarbeit
mit den Online-Portalen Xing und Kununu.
Anhand von über 70.000 Beurteilungen
hatte das Konsortium insgesamt 2.000
Unternehmen aus 22 Branchen untersucht,
aufgeteilt in Großunternehmen mit mehr als
2.000 Mitarbeitern und mittelgroße Firmen.
In der 39 Unternehmen umfassenden Liste
14
der besten Arbeitgeber im „Schienenfahrzeug-, Schiffs-, Flugzeug- und sonstiger
Fahrzeugbau“ belegte John Deere Rang 2
hinter Airbus. In dieser Kategorie war die
Landtechnikbranche mit immerhin sechs
Unternehmen vertreten.
„Das Ergebnis zeigt, dass wirklich gute Arbeitgeber auch in konjunkturell schwieriger
Zeit von ihren Mitarbeitern wertgeschätzt
werden“, sagt Personaldirektor Ingolf Prüfer.
Über materielle Aspekte hinaus gehe es
Mitarbeitern in wachsendem Maße auch
um die Werte, für die ein Unternehmen
steht, sowie um Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, individuelle
Entwicklungsmöglichkeiten und einen
kooperativen Führungsstil. Der Europasitz
von John Deere befindet sich in Mannheim.
Im Pfälzischen Zweibrücken produziert das
Landtechnik-Unternehmen Mähdrescher
und Feldhäcksler. In Kaiserslautern ist das
Europäische Technologie- und Innovations­
zentrum ansässig.
02 / 2016
KSB
Frankenthal. Was Verbraucher freut, bereitet KSB Bauchschmerzen: Der niedrige Ölund Gaspreis hat die Nachfrage von Unternehmen der Förderindustrie zurückgehen
lassen. In Folge davon ist der Auftragseingang des Pumpen- und Armaturenherstellers im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent
auf 2,26 Milliarden Euro geschrumpft,
schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Demgegenüber ist der Konzernumsatz
auf 2,34 Milliarden Euro angestiegen. Das
kräftige Plus von 7,1 Prozent ist auf größere
Bestellungen aus den Vorjahren zurückzuführen. Die ausführliche Bilanz stellt KSB
auf einer Pressekonferenz Ende März vor
(nach Redaktionsschluss, ferrum berichtet ausführlich in Ausgabe 03 / 2016). Für
2016 rechnet KSB mit einem Wachstum im
Auftragseingang, wobei der Verkauf von
Standardprodukten und Serviceleistungen
die Triebfeder bilden soll. Darüber hinaus
stehen mehrere Großaufträge in Aussicht.
Der Konzernumsatz wird aufgrund des
schwächeren Auftragseingangs voraussichtlich nicht das Niveau von 2015 erreichen.
Foto: Fotolia
Umsatz wächst, Auftragseingang schrumpft
Geringer Ölpreis, geringe Investitionen der Förderindustrie: Das bekam 2016 auch KSB zu spüren.
Opel
Verkäufe legen europaweit um 15 Prozent zu
Die Bilanz für die ersten beiden Monate
des Jahres 2016 fällt ebenso erfreulich aus:
Mit einem Plus von rund 18.000 Einheiten
oder fast 13 Prozent wuchs die Marke mit
dem Blitz im Januar und Februar prozentual
mehr als doppelt so stark wie der Gesamtmarkt. Der Opel-Marktanteil legte in diesem
Zeitraum um mehr als 0,3 Prozentpunkte
auf rund 5,7 Prozent zu. Damit erzielten die
Rüsselsheimer auch für die ersten beiden
Monate des Jahres den höchsten Absatz
02 / 2016
und Marktanteil seit 2011. „Dank unserer
jungen, attraktiven Modellpalette sind wir
in 17 Märkten gewachsen. Erfolgsgarant
war erneut unser neuer Astra. Der Astra
Sports Tourer, der ab April in den Handel
kommt, und der neue Mokka X werden unserem Geschäft nach diesem starken Jahresstart weitere Impulse geben“, kommentierte
Opel-Vertriebschef Peter Christian Küspert
die Zahlen.
Foto: Opel
Rüsselsheim / Kaiserslautern. Nach
einem starken Jahresauftakt hat Opel im
Februar europaweit seinen Erfolgskurs fortgesetzt: Mit rund 80.300 neu zugelassenen
Fahrzeugen erzielte die Marke nach vorläufigen Zahlen ein Absatzplus von 15 Prozent
oder rund 10.500 Einheiten im Vergleich
zum Vorjahresmonat. Der Anteil am Gesamtmarkt stieg um rund 0,3 Prozentpunkte
auf 5,6 Prozent. Der Autobauer mit Sitz in
Rüsselsheim und einem Press- und Komponentenwerk in Kaiserslautern verzeichnete
damit den höchsten Februar-Absatz und
-Marktanteil seit fünf Jahren.
Der neue Opel Mokka X soll die Verkäufe weiter ankurbeln, wenn er im späteren Jahresverlauf zu den Händlern rollt.
15
Nahaufnahme
Daimler
Über 100.000 Lkws aus Wörth
Der Weltmarktführer im Lastkraftwagen-Geschäft hat sich 2015 mehr als wacker geschlagen. Trotz eines schwierigen Umfelds in vielen
wichtigen Märkten legten Absatz und Gewinn zu. Das Ziel für das laufende Jahr lautet daher, die guten Vorjahreszahlen zu halten. Leicht
wird das nicht, denn Schwellenländer wie Brasilien schwächeln. Europa hingegen entwickelt sich positiv.
Ziel: Niveau halten
Für das laufende Jahr hat sich die LkwSparte vorgenommen, den Absatz und den
Gewinn auf dem hohen Niveau des Vorjahres stabil zu halten. Wolfgang Bernhard
bezeichnete auf dem Jahrespressegespräch
dieses Ziel als „ehrgeizig“. Denn das Markt­
umfeld, so das im Daimler-Vorstand für das
Lkw-Geschäft zuständige Mitglied, bleibe
schwierig und werde vermutlich sogar noch
schwieriger als 2015. Daimler geht davon
aus, dass die Nachfrage nach mittleren und
schweren Lkw in den relevanten Märkten
zurückgehen werde, so in Nordamerika und
vor allem in Brasilien. Da dürfte der im Vorjahr schon stark eingebrochene Markt weiter
nachgeben – vermutlich um etwa zehn
Prozent. Immerhin rechnen die DaimlerManager für Europa mit einer leichten
Zunahme der Nachfrage.
Für das Lkw-Werk in Wörth sind das gute
Nachrichten. In der Südpfalz produziert
Daimler Lastwagen der Marke MercedesBenz – im vergangenen Jahr mehr als
101.000 (+8.000). Verkauft werden sie in
Europa und Brasilien. Die Lkw-Marken
für Nordamerika heißen Freightliner und
Western Star, in Japan verkauft Daimler
Lastwagen unter dem Markennamen Fuso
und in Indien unter BharatBenz. Lkws für
den chinesischen Markt fertigt der Konzern
in einem Gemeinschaftsunternehmen.
Mitarbeiterzahl sinkt leicht
Wolfgang Bernhard sagte auf dem Jahrespressegespräch, er werde „immer glücklicher mit Wörth“. Daimler will bis 2020
eine Milliarde Euro in das weltweit größte
Lkw-Werk investieren (ferrum berichtete).
Die Mitarbeiterzahl belief sich zu Jahresende auf 11.500, 200 weniger als ein Jahr
zuvor. Auch im laufenden Jahr werde die
Belegschaft noch einmal leicht schrumpfen
auf rund 11.000 Mitarbeiter.
Foto: Daimler
Stuttgart / Wörth. Daimler blickt zufrieden auf das vergangene Jahr zurück: Der
Lkw-Absatz stieg um 6.810 auf 502.478
Einheiten. Angepeilt hatte das Management
ein Zielmarke von einer halben Million
Lastwagen. Das operative Ergebnis machte
einen Sprung um ein Drittel auf 2,7 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite verbesserte
sich auf 7,3 Prozent (+0,9 PP).
Daimler vertreibt weltweit Lkws unter verschiedenen Marken: BharatBenz, Fuso, Mercedes-Benz,
Freightliner und Western Star. Mit Erfolg, mehr als eine halbe Million Lastwagen verkaufte der
Konzern im vergangenen Jahr.
16
02 / 2016
Schülerwettbewerb „Formel M“
Mit der Kraft einer Feder
Das Hohenstaufen-Gymnasium in Kaiserslautern war zum vierten Mal Gastgeber der „Formel M“. Bei diesem Rennen treten Fahrzeuge
gegeneinander an, die lediglich von der Kraft einer Mausefallenfeder angetrieben werden. Veranstalter ist die Stiftung PfalzMetall.
Kaiserslautern. Die Konstruktion einer
Mausefalle ist denkbar einfach: Man drückt
einen Bügel nach hinten und fixiert ihn.
Dadurch spannt man eine mit dem Bügel
verbundene Feder. Diese Spannungsenergie entlädt sich schlagartig, wenn die Maus
in die Falle tappt und damit den Bügel löst.
Doch was, wenn man diese Energie nicht
zur Schädlingsbekämpfung, sondern zur
Fortbewegung einsetzen würde? Das ist die
Idee des Schülerwettbewerbs „Formel M“.
Das „M“ steht dabei für Mausefalle, denn
die Fahrzeuge dürfen lediglich mit der
Energie einer Mausefallenfeder betrieben
werden.
Herxheimer stellen neuen Rekord auf
Ende Februar stellten sich 19 Teams verschiedener Schulen aus der Pfalz dieser
Herausforderung. Und bewiesen dabei viel
Einfallsreichtum und technisches Geschick:
Das Fahrzeug des Siegerteams „AgoW“ vom
Pamina Schulzentrum in Herxheim brachte
es auf stolze 36 Meter. Die Stiftung PfalzMetall, die den Wettbewerb zum vierten Mal
veranstaltet hat, kann damit einen neuen
Rekord aufweisen. So weit hat es noch kein
Fahrzeug gebracht. Auch das zweitplatzierte Team, „Vehiculum Muscipulae“ vom
Immanuel-Kant-Gymnasium in Pirmasens,
erreichte 30,42 Meter. Auf Platz 3 landete
das Team 10b des Hofenfels-Gymnasiums
Zweibrücken mit 20,65 Meter.
Opel-Ausbildungsleiter Harri Storck mit dem Siegerteam „AgoW“ vom Pamina Schulzentrum aus Herxheim.
Leibniz-Gymnasium in Pirmasens. Dotiert
sind die Preise mit Geldbeträgen von 100
bis 500 Euro.
Auch die diesjährige „Formel M“ war nur
möglich, da PfalzMetall-Unternehmen den
Wettbewerb unterstützten. So engagierten
sich in der Jury Vertreter von Siemens
Turbomachinery Equipment und von KSB
aus Frankenthal, von Johnson Controls
Components aus Rockenhausen und aus
dem Opel-Werk in Kaiserslautern.
Die Jury, oder Technische Kommission genannt, bei der Prüfung
der Fahrzeuge vor dem Wettbewerb (M.). Auf der Rennstrecke
fuhr jeweils nur eines der
19 gegeneinander antretenden
Fahrzeuge in insgesamt zwei
Durchgängen (r. u.). Zusätzlich
gab es einen Design-Preis für
das ästhetischste Fahrzeug (l.).
Fotos: De Sousa (4)
Die Jury vergab zudem einen Designpreis
an das stylishste Fahrzeug. Diese Auszeichnung ging an das Team „Alapha“ vom
02 / 2016
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Service
Finanzen
Wo ist nur die Knete hin?
Beim Wort „Haushaltsbuch“ mag mancher an die 1950er-Jahre denken, als die Hausfrau penibel Ein- und Ausgaben notierte, die der alleinverdienende Ehegatte dann nach Dienstschluss am Nierentisch kontrollieren konnte. Unabhängig von der Frage, ob dieses Klischee so
stimmt: Ein Haushaltsbuch kann helfen, sich Klarheit über seine Finanzen zu verschaffen. Das geht heute natürlich auch per App.
Kleine Ausgaben sofort eingeben
Empfehlenswert seien da etwa die kostenlosen Angebote des Beratungsdienstes
Geld und Haushalt der Sparkassen-Finanzgruppe. Darunter der „Finanzchecker“,
eine gerade erst aktualisierte App speziell
für junge Leute. Wie fast alle Programme
dieser Art erlaubt sie grafische Auswertungen – und ermöglicht es vor allem, den
Cappuccino unterwegs sofort einzugeben. Gerade solche kleinen Posten fallen
nämlich im Lauf der Zeit eben doch ins
Gewicht.
FOTO: SPARKASSENARCHIV
Das Konto oft in den roten Zahlen – aber
man weiß nicht genau, warum? Wenn
einem das immer wieder passiert, sollte
man etwas Zeit investieren, um sich mit
einem klassischen Hilfsmittel schlauzu­
machen: dem Haushaltsbuch. Das gibt’s
längst auch als App. „Man verliert schnell
den Überblick über seine Zahlungsströme“,
sagt Sylvia Groh von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Ein Haushaltsbuch
zeigt, woher das Geld kommt und wohin
es fließt. Und nur wenn man den Überblick
behält, ist eine erfolgreiche Steuerung und
Kontrolle der eigenen Finanzen möglich.“
Etwas weiter geht der ebenfalls kostenlose
„VSB Haushaltsplaner“: Diese App vom
Verbraucherservice Bayern kann mit dem
gleichnamigen PC-Programm synchroni­
siert werden. Das Haushaltsbuch fürs
Smartphone – da finden sich in den Stores
auch viele solide Varianten von privaten
Anbietern (zum Beispiel „Money Control“
oder „My Micro Balance“). Vor einem
Download sollte man da aber jeweils checken, wie es mit dem Datenschutz aussieht.
Sparfüchse brauchen Geduld
Sinnvoll ist es zudem, die App mit separatem Kennwort vor neugierigen Blicken zu
schützen. Auch sollte man keine Verbindung zwischen Haushaltsbuch-App und
Online-Banking zulassen. „Es gehört eine
Portion Selbstdisziplin dazu, alle Ausgaben
zu erfassen“, betont Expertin Groh. „Das
Ermitteln von Einsparpotenzial ist ein
Prozess von mehreren Monaten – ein paar
Tage reichen da nicht aus.“
FOTO: IWM
Klassiker in neuem Gewand:
Wo früher die Kladde half,
rechnet inzwischen die App.
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02 / 2016
MetallRente
Die Niedrigzinsen austricksen
MetallRente – dahinter verbirgt sich die gemeinsame Einrichtung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Metall- und Elektroindustrie zur
Altersversorgung. 2015 ist die MetallRente um 44.000 Verträge auf nunmehr 580.000 Verträge gewachsen.
„Auch gegen den allgemeinen Trend
können Versorgungswerke wie MetallRente
gutes Wachstum verzeichnen“, sagt MetallRente-Geschäftsführer Heribert Karch. Und
selbst im Umfeld niedriger Zinsen seien
gute reale Renditen möglich. Hier zeigten
sich die Vorteile betrieblicher Altersversorgung und das Potenzial der betrieblichen
Altersvorsorge für die Zukunft. Versorgungswerke könnten sich als Institutionen der
Sozialpartner sehr gut für niedrige Kosten,
eine angemessene Rendite und eine sichere
Anlagepolitik positionieren. Die staatliche
Förderung, tarifvertragliche Leistungen oder
auch die in vielen Unternehmen gewährten Arbeitgeberzuschüsse erhöhten die
Wirksamkeit des eingesetzten Geldes im
Vergleich zum privaten Sparen.
Verzinsung abhängig von Anlagevariante
Beim Versorgungswerk MetallRente bekommen die Altersvorsorge-Sparer für 2016 in
der Direktversicherung, je nach Anlagevariante, eine Gesamtverzinsung zwischen 3,65
und 3,95 Prozent. Die laufende Verzinsung
aus Garantiezins und Überschussbeteiligung
liegt zwischen 3 und 3,25 Prozent. Im nichtversicherungsförmigen, kapitalmarktnahen
Durchführungsweg MetallPensionsfonds
konnte für Sparer unter 55 Jahren seit Auf­
lage im Jahr 2002 eine Wertentwicklung von
5,6 Prozent und für die letzten fünf Jahre
von 6,9 Prozent pro Jahr erzielt werden.
02 / 2016
Foto: Fotolia
Das Versorgungswerk MetallRente verzeichnete 2015 erneut ein hohes Wachstum.
Rund 44.000 Verträge der staatlich geförderten kapitalgedeckten Altersvorsorge wurden
im letzten Jahr abgeschlossen. 95 Prozent
der Beschäftigten entschieden sich für die
betriebliche Altersversorgung und 5 Prozent
für private Riester-geförderte Angebote. Zum
Bestand gehören inzwischen 580.000 Verträge (+7 %). 51 Mio. Euro an Neubeiträgen
wurden eingenommen. Rund 3.000 neue
Kundenunternehmen konnte die gemeinsame Einrichtung des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall und der IG Metall 2015
gewinnen. 32.500 Unternehmen der Metallund Elektroindustrie und anderer Branchen
bieten nunmehr ihren Beschäftigten die
Vorsorgelösungen von MetallRente an.
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt. Deren Niedrigzinspolitik erschwert es, fürs Alter vorzusorgen.
Das zeige eindeutig, so Karch, gute Renditen seien bei allen Vorsorge-Angeboten
betrieblicher Altersversorgung möglich,
aber in kapitalmarktnahen Instrumenten
zunehmend besser als in den klassischen
Garantie-Modellen.
Die guten Zahlen von MetallRente dürften
jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass
Deutschland nach OECD-Angaben heute
zur Handvoll der Länder mit den am wenigsten armutsfesten Rentensystemen gehöre.
Es sei trotz verschiedener Fördermodelle
nicht gelungen, die Leistungsabsenkungen
der gesetzlichen Rente durch eigenverantwortliche betriebliche und private Vorsorge
aufzufangen. „Der Reformprozess braucht
dringend einen entscheidenden Schub,
denn die Rahmenbedingungen stimmen
nicht“, appelliert Karch. Gerade die betriebliche Altersversorgung könne als kollektives
System bei der Verbreitung zusätzlicher
Altersvorsorge eine entscheidende Rolle
spielen, weil sie historisch bewährt und
sozialpartnerschaftlich breit etabliert sei.
Dazu müssten jedoch die schon seit Jahren
diskutierten Behinderungen endlich eliminiert und die Strukturen für Arbeitgeber und
Beschäftigte vereinfacht werden.
Auch die gesetzlichen Leistungen zur
Arbeitskraftabsicherung seien ungenügend,
betont Karch. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente erreicht im Durchschnitt nur
das Niveau der Grundsicherung. Um den
Beschäftigten den notwendigen zusätzlichen Schutz zu ermöglichen, stellt das
Versorgungswerk der Metall- und Elektro­
industrie neben Angeboten zum Berufsunfähigkeitsschutz nun auch eine selbständige
Erwerbsminderungsversicherung bereit,
die MetallRente.EMI (MR.EMI). Sie lehnt
sich eng an das Bedingungswerk der
gesetzlichen Rentenversicherung an und
verzichtet auch auf eine Berufsgruppen­
differenzierung. „Dadurch kann man mit der
MetallRente.EMI die staatliche Erwerbsminderungsrente sehr kostengünstig aufstocken
– ein derzeit in Deutschland einzigartiges
Angebot“, so der MetallRente-Geschäfts­
führer, der damit das Versorgungswerk
erneut in einer Pionierrolle sieht.
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