Ex-Süchtige im SRF-DOK zur Lettenschliessung Meine Mutter rettete mir das Leben Vor 20 Jahren wurde der Letten geschlossen. Die Ex-Süchtige Ursula Brunner entkam dem Sumpf und blickt heute zurück. Gebrauchte Spritzen, Blut, Kot und überall Menschen: Die Bilder der offenen Drogenszene in Zürich gingen Anfang der 90er um die Welt. Der «Needle Park» am Platzspitz und das Lettenareal wurden zum Grab vieler Süchtiger. Mittendrin Ursula Brunner (49), Protagonistin im DOK «Zürich Junkietown». Der Film wurde anlässlich der Lettenschliessung vor 20 Jahren ausgestrahlt (20.05 Uhr, SRF 1). Mit 14 Cannabis, dann Amphetamine, schliesslich Heroin. Mit 14 konsumierte die Luzernerin erstmals Cannabis, drei Jahre später folgten Amphetamine, Heroin – und schliesslich der «Needle Park». «Mir fehlten damals menschliche Liebe und Wärme», erklärt Brunner, «Drogen gaben mir Geborgenheit.» Doch diese trog. «Mehrmals bin ich nur ganz knapp dem Tod entkommen», sagt sie nachdenklich. Foto: SRF 1 Einmal fiel Brunner nach einer Überdosis von einer Mauer und erlitt einen Schädelbruch. Nach einem weiteren Sturz musste sie fast das Bein amputieren. «Ich blieb zu lange liegen, und es wurde nicht mehr durchblutet.» Einmal habe ihr jemand sogar ein Messer in den Bauch gerammt. Der Platzspitz schloss, die Sucht blieb. Nach der Platzspitz- und der Letten-Schliessung vor 20 Jahren verkehrte Brunner weiter «in Zürichs Gassen». «Ich wollte oft aus dem Drogensumpf raus, bin aber immer gescheitert.» Bis vor neun Jahren. Ihre inzwischen verstorbene Mutter erkrankte an Alzheimer. «Ich wusste: Ich muss jetzt für sie da sein. Es hat mich wohl gerettet.» Brunner zog zu ihr nach Adelboden, wo sie noch heute wohnt und Teilzeit im Altersheim arbeitet. «Der Wegzug von Zürich war ein Wendepunkt.» Geborgenheit gibt ihr nicht mehr Heroin sondern Chila. Doch nicht nur deshalb gehe es ihr heute besser. Sie ist überzeugt: «Gott hatte die Finger im Spiel.» Dass sie bis auf Cannabis heute fast ganz drogenfrei lebe, verdanke sie dem israelischen Entzugs-Pionier André Waismann. Bei dessen ANR-Methode werden den Patienten unter Narkose die Opiatrezeptoren im Gehirn reguliert. «Ich spüre keinen Suchtdruck mehr», freut sich Brunner. Geborgenheit gibt ihr heute nicht mehr Heroin – sondern Musik und Hündin Chila (6). Quelle: Blick: 18.6.2015
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