Prozesse der synthetischen Evolutionstheorie Übersicht

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◮ Evolution | Prozesse der synthetischen Evolutionstheorie | Phylogenetische Stammbäume
Skript
Prozesse der synthetischen Evolutionstheorie
Phylogenetische Stammbäume
Übersicht
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1 Einleitung
1
2 Binominale Nomenklatur
1
3 Systematik der Lebewesen
3
4 Phylogenetischer Stammbäume
4
4.1 Aufbau phylogenetischer Stammbäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Erstellung phylogenetischer Stammbäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
4
4.3 Darstellung phylogenetischer Stammbäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
4.4 Methoden zur Verwandtschaftsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1 Einleitung
Im Unterricht teilt dein Lehrer ein Übungsblatt zum Thema „Verwandtschaft zwischen Menschaffen“ aus: Pongo pygmaeus, Gorilla beringei beringei, Homo sapiens und Pan troglodytes...puh...so viele komplizierte Namen, dabei handelt es sich doch nur um Borneo-OrangUtan, Berglandgorilla, Mensch und Schimpanse. Warum betitelt man diese Tiere so furchtbar kompliziert, wenn es doch auch verständlicher ginge? Außerdem wunderst du dich: Klar
wir haben einen gemeinsamen Vorfahren, aber warum eigentlich? Wir sehen doch ganz anders aus als die haarigen Kollegen, die man in den Urwäldern findet.
In diesem Skript geht es zunächst um die Benennung von Arten sowie die Systematik
der Lebewesen. Später wirst du etwas über die Erstellung von Stammbäumen lernen,
die Verwandschaftsverhältnisse zwischen ganz verschiedenen Gruppen aufzeigen.
2 Binominale Nomenklatur
Auf der unten stehenden Abbildung 1 siehst du einen blauschwarzen Eisvogel, eine Nonne,
einen braunen Bär sowie einen kleinen Fuchs.
1
2
3
4
Abb. 1: Vier Schmetterlingsarten
Quelle: wikipedia.org - 1) Michel TASSON (CC BY-SA 3.0), 2) Kurt Kulac (CC BY-SA 3.0), 3) Entomolo (CC BY-SA 3.0),
4) Böhringer Friedrich (CC BY-SA 2.5); Bearbeitung: BioLV
Wenn du jetzt glaubst, wir hätten hier eine falsche Abbildung eingefügt, weil du keinen Vogel, Klosterschwester, Bären und Fuchs sehen kannst, liegst du falsch. Die Schmetterlinge
werden umgangssprachlich tatsächlich so betitelt. Zugegeben, die Trivialnamen sind sehr
verwirrend. Um dieser Verwirrung vorzubeugen kam Carl von Linné 1758 auf eine Idee:
Er bezeichnete die Lebewesen mit einem wissenschaftlichen Namen, der für jede Art einzigartig ist. Der Artname besteht dabei aus zwei meist lateinischen Teilnamen. Der erste
Name wird großgeschrieben und bezeichnet die Gattung, der die Art angehört. Der zweite
Name betitelt die Art und wird klein geschrieben. Der gesamte Artname wird immer kursiv gesetzt. Diese Schreibweise wird binominale Nomenklatur genannt. Mithilfe dieser
Nomenklatur lassen sich auch die in Abbildung 1 dargestellten Schmetterlinge exakt zuordnen. Eine Verwechslung mit anderen Tieren ist damit ausgeschlossen. Nach dem Artnamen
folgt der Name des Biologen, der den Artnamen zugewiesen hat bzw. das Tier entdeckt
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hat, sowie das Jahr der Nomenklatur/ Entdeckung. Arten, denen Carl von Linné selbst einen
Namen zugewiesen hat, erkennst du an der Bezeichnung „Linnaeus“, „Linné“oder „L.“.
deutscher Name
lateinischer
Name
Blauschwarzer
Eisvogel
Limenitis
reducta
(Staudinger,
1901)
Brauner Bär
Arctia caja
(Linnaeus, 1758)
Kleiner Fuchs
Aglais urticae
(Linnaeus, 1758)
Nonne
Lymantria
monacha
(Linnaeus, 1758)
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3 Systematik der Lebewesen
Menschen sortieren und ordnen gerne, so auch Carl von Linné. Er sortierte Pflanzen nach
verschiedenen äußeren Merkmalen wie z.B. der Anzahl der Staubblätter. Damit legte er
den Grundstein für die heutige Klassifizierung der Lebewesen. Allerdings werden heute Lebewesen nicht nach willkürlich gewählten, äußeren Merkmalen eingeordnet, sondern nach
natürlichen Verwandtschaftsgraden. Die Systematik der Lebewesen ist damit ein Teilbereich der Biologie, in der Lebewesen nach bestimmten Schemata hierachisch eingeteilt und
benannt werden. Der Prozess der hierachischen Einteilung wird Taxonomie genannt, die
Benennung Nomenklatur. Je tiefer man in der Systematik vordringt, desto komplexer wird
sie. Lebewesen können dadurch bis auf den Artnamen genau bestimmt werden.
Hier ein Beispiel:
Betrachtet man Zellen eines Maulwurfs unter dem Mikroskop, so stellt man fest, dass es sich um eukaryotische Zellen handelt. Aufgrund dessen lässt sich
der Maulwurf der Domäne der Eukaryoten zuordnen.
Domäne
Eukaryoten
Reich
Vielzellige Tiere
Abteilung
Gewebetiere
Diese Domäne lässt sich in fünf Reiche unterteilen:
Pilze, Vielzellige Tiere, Pflanzen, Protozoen und Chro-
Stamm
Chordatiere
mista. Die Merkmale des Maulwurf deuten darauf hin,
Klasse
Säugetiere
dass er ein vielzelliges Tier ist. Dieses Reich lässt sich
in verschiedene Abteilungen untergliedern und jede
Ordnung
Insektenfresser
Familie
Maulwürfe
Gattung
Eurasische Maulwürfe
Art
Europäischer Maulwurf
Abteilung in unterschiedliche Stämme. Der Maulwurf
gehört zum Stamm der Chordatiere und reiht sich in
den Unterstamm der Wirbeltiere ein. Wirbeltiere lassen sich in fünf Klassen aufspalten: Amphibien, Fische, Reptilien, Säugetiere und Vögel. Der Maulwurf
ist ein Säugetier. Diese Klasse lässt sich wiederum in
Abb. 2: Systematik des Maulwurfs
unzählige Unterklassen und diese wiederum in Ordnungen klassifizieren. Nach der Ordnung folgt die Familie. Der Maulwurf gehört zur Familie der Maulwürfe. Da sich im Laufe der Evolution viele verschiedene Maulwürfe mit unterschiedlichen Eigenschaften entwickelt haben, wird die Familie in Gattungen unterteilt. Der
Maulwurf, den du bei dir im Garten finden kannst, gehört zu den eurasischen Maulwürfen.
Nach der Gattung folgt nun endlich die Art. Unser heimischer Maulwurf heißt nach der binominalen Nomenklatur Talpa europaea (Linnaeus, 1758).
Wie du siehst ist die Systematik sehr komplex, dabei ist sie aber keineswegs starr. Es kommt
immer wieder vor, dass Taxonomen Lebewesen neue Ordnungen, Gattungen, ect. zuweisen.
Wie kann das sein? Die Systematik der Lebewesen wurde bereits im 18. Jahrhundert in ihrer Grundform entwickelt. Über die Jahrhunderte hat man immer mehr Informationen über
Lebewesen erlangt, sodass frühere Einteilungen korrigiert werden mussten. Zudem gibt
es von verschiedenen Biologen unterschiedliche Systematiken. Nach dem Briten Thomas
Cavalier-Smith gibt es bspw. zwei Domänen und sechs Reiche, der US-Amerikaner Carl Richard Woese unterschied jedoch nur sechs Reiche, aber keine Domänen. Außerdem sollte
man bedenken, dass die Systematik ein menschengemachtes Ordnungssystem ist. Nicht
immer können Lebewesen in die von den Menschen erdachten Schubladen gesteckt werden, denn in der Natur sind die Übergänge zwischen Arten und Gattungen fließend
und deshalb schwer differenzierbar.
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4 Phylogenetischer Stammbäume
Wie Lebewesen zusammen eingeordnet werden können, weißt du nun. Spannend ist jetzt
die Frage: Wie sehen die Verwandtschaftsbeziehungen verschiedener Arte, Gattungen, Familien, ... aus?
In Stammbäumen sind Verwandschaftbeziehungen dargestellt. Im Unterschied zu Stammbäumen die in der Humangenetik oder zu historischen Zwecken verwendet werden, zeigen
phylogenetische Stammbäume die evolutionsbiologische Entwicklungslinie der betrachteten Gruppe auf. Grundlage hierfür bildet die Systematik der Lebewesen.
4.1 Aufbau phylogenetischer Stammbäume
Wie alle Stammbäume beginnen phylo-
Entwicklungslinie
genetische Stammbäume mit einer ausgewählten Gruppe, die als Ursprung be-
Taxon 1
Taxon 2
Wurzel
trachtet wird. Meist wird sie als Wurzel
(W) bezeichnet. Die Knotenpunkte geben
Taxon 3
den nächsten gemeinsamen Vorfahren der
einzelnen Taxa an. Ein Taxon ist dabei ei-
Knotenpunkt
Taxon 4
ne Gruppe von Lebewesen, das kann z.B.
eine Art oder Klasse sein. Die Entwicklungslinie führt zum entsprechenden Taxon. Je weniger Knotenpunkte zwischen
Zeitstrahl
Abb. 3: Schema eines phylogenetischen Stammbaums
den Taxa liegen, desto enger ist ihr Verwandtschaftsgrad. In unserem Beispiel weisen Taxon 1 und 4 eine weite Verwandtschaft
auf, Taxon 3 und 4 sind hingegen enger verwandt, da sie einen direkten gemeinsamen
Vorfahren haben.
4.2 Erstellung phylogenetischer Stammbäume
An einem Beispiel möchten wir dir nun die
Erstellung phylogenetischer Stammbäume
erklären. Dazu nimmt man die phylogenetische Systematik nach Willi Henning
zur Hand. Zunächst werden alle einzuordnenden Arten auf homologe Merkmale analysiert. Dabei muss jedoch zwischen ursprüng-
e
a
b
lichen Merkmalen (= Plesiomorphie) und
abgeleiteten Merkmalen (= Apomorphie)
unterschieden werden. Plesiomorphe Merkmale sind immer stammesgeschichtlich älter als apomorphe Merkmale. Zu den Wirbeltieren gehören beispielsweise die Klas-
c
d
Abb. 4: Wie sind diese Tiere verwandt?
Quelle: wikipedia.org - a. J.M.Garg (CC BY-SA 3.0), b. Böhringer Friedrich (CC BY-SA
2.5), c. Ltshears (CC BY 3.0), d. Michael Gäbler, e. Didier Descouens ((CC BY-SA 3.0);
Bearbeitung: BioLV
sen Amphibien, Fische, Reptilien, Säugetiere und Vögel. Alle Tiere die zu diesen Klassen gehören besitzen eine Wirbelsäule, denn
dieses Merkmal haben alle Wirbeltiere. In diesem Beispiel ist die Wirbelsäule ein ursprüngliches Merkmal. Im Gegensatz zu Amphibien, Fischen, Reptilien und Vögeln haben allerdings
nur Säugetiere Haare. Dieses Merkmal stammt von ihren jüngsten Vorfahren. Daher spricht
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man hier von einem apomorphen Merkmal, da es stammesgeschichtlich später erworben
wurde als die Wirbelsäule. Zur Erstellung eines Stammbaums sind vor allem die apomorphen Merkmale wichtig.
Die Gruppe, deren Verwandtschaftsgrad man herausfinden möchte, wird als Innengruppe bezeichnet. Zusätzlich definiert man sich eine Außengruppe. Dies sollte eine Gruppe
sein, bei der bereits bekannt ist, dass sie sich schon sehr früh von der Entwicklungslinie der
Innengruppe abgespalten hat. Anhand derer kann man leichter zwischen apomorphen und
plesiomorphen Merkmalen unterscheiden. Weil man Merkmale der Innengruppe mit der Außengruppe vergleicht, wird dies auch als Außengruppenvergleich bezeichnet.
In unserem vereinfachten Beispiel besteht die Innengruppe aus Frosch, Maulwurf, Schimpanse und Sperling. Die Außengruppe wird durch die Schmetterling repräsentiert. Die Frage
ist nun: Wie sieht der Verwandtschaftsgrad zwischen diesen fünf Tieren aus?
Um diese Frage leichter beantworten zu können, legt man meist eine Merkmalstabelle
an, diese wird manchmal auch Merkmalsmatrix genannt. In der Tabelle sollten Merkmale enthalten sein, die für gewisse Gruppen (z.B. Arten) einzigartig sind. Je mehr Merkmale
in einer Merkmalstabelle aufgelistet werden, desto genauer kann eine Aussage über die
Verwandtschaftsverhältnisse erfolgen. In der Tabelle wird durch eine 0 aufgezeigt, dass die
betrachtete Gruppe das Merkmal nicht besitzt. Eine 1 symbolisiert das Vorhandensein des
Merkmals.
Merkmal
Frosch
Maulwurf
Schimpanse
Sperling
Schmetterling
Wirbelsäule
1
1
1
1
0
Haare
0
1
1
0
0
Federn
0
0
0
1
0
Lunge
1
1
1
1
0
Larve im Wasser
1
0
0
0
0
lebendgebärend
0
1
1
0
0
Grabschaufeln
0
1
0
0
0
Was bedeutet das für unser Beispiel? Aus der vereinfachten Tabelle ergibt sich, dass Frosch,
Maulwurf, Schimpanse und Sperling eine Wirbelsäule sowie eine Lunge besitzen, Schmetterlinge hingegen nicht. Die erste Verzweigung ist damit gefunden. Schmetterlinge müssen sich schon früh von dieser Gruppe abgespalten haben. Innerhalb der Großgruppe bestehend aus Frosch, Maulwurf Schimpanse und Sperling wird deutlich, dass ausschließlich
Maulwurf und Schimpanse Haare besitzen. Nur der Sperling hat Flügel und einzig die Larven des Froschs leben im Wasser. Hier können also drei Gruppen unterschieden werden.
Da Maulwurf und Schimpanse nicht nur das Haarkleid gemein haben sondern auch lebendgebären, wird deutlich, dass sie einen weiteren gemeinsamen Vorfahren haben. Allerdings
haben Schimpansen keine Grabschaufeln, dies ist demnach ein apomorphes Merkmal des
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Maulwurfs. Anhand dieser Informationen kann man nun einen möglichen Stammbaum
schlussfolgern (Abbildung 5):
Stamm
Klasse
Gliederfüßer
W
Chordatiere
Schmetterling
Amphibien
Frosch
Vögel
Sperling
Säugetiere
Schimpanse
Maulwurf
Abb. 5: Stammbaum
Es kann vorkommen, dass die evolutionsbiologische Entwicklungslinie der betrachteten
Gruppe nicht immer so einfach zu erkenne ist wie in unserem Beispiel. Nach dem Prinzip der sparsamsten Erklärung wird bei mehreren möglichen Abstammungshypothesen
immer derjenigen Hypothese Vorzug gewährt, die sich evolutionsbiologisch am einfachsten
erklären lässt. Steht man z.B.vor der Entscheidung ob es evolutionsbiologisch um ein oder
zwei apomorphe Merkmale handelt, würde man der Hypothese, die von einem Merkmal
ausgeht, Vorrang gewähren.
4.3 Darstellung phylogenetischer Stammbäume
Es gibt unterschiedliche Darstellungsweisen der phylogenetischen Stammbäume, die genau die gleichen Verwandtschaftsverhältnisse aufzeigen. Am Beispiel der Überfamilie Menschenartige sind diese Darstellungsformen in Abbildung 6 und 7 aufgezeigt.
Manchmal ist genau bekannt, vor wie viel Millionen Jahren sich die gemeinsamen Entwicklungslinien getrennt haben. Dann findet man an den Knotenpunkten entsprechende Angaben in der Einheit Millionen Jahre (Abb. 7). Sind Entwicklungsschritte innerhalb des Stammbaums zeitlich nicht bekannt, verwendet man die Abkürzung N.N. (lat. nomen nominandum
= dt. noch zu nennen). Bei einigen phylogenetischen Stammbäumen gibt sogar die Länge
der Kanten zum nächsten Knotenpunkt eine exakte Aussage über die zeitliche Entwicklung
an. Hat beispielsweise eine Gabelung eine Kantenlänge von 1 cm zum nächsten Knotenpunkt, könnte dies einer Entwicklungsdistanz von exakt 1 Millionen Jahren entsprechen. In
den Abbildungen in diesem Skript haben wir diese Entwicklungsdistanzen jedoch nicht berücksichtigt.
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Überfamilie
Skript
Gattung
Familie
Schopfgibbons
Gibbons
Siamang
Weißbrauengibbon
Menschenartige
Kleine Gibbons
Orang-Utan
Gorilla
Menschenaffen
Mensch
Schimpansen
m
Sc
hi
sc
en
M
illa
or
G
O
h
-U
ng
ra
ne
ei
pa
ta
ns
n
e
ns
bo
ib
G
au
br
Kl
am
Si
W
ei
ß
an
gi
pf
ho
Sc
Gattung
g
bb
en
on
gi
s
bb
on
s
Abb. 6: Stammbaum der Menschartigen - Darstellung 1
1,8
N.N.
N.N.
2,3
he
en
sc
M
Überfamilie
5,2
he
n
ar
ti
ge
M
ns
en
sc
bo
ib
Familie
3,7
na
G
ffe
n
N.N.
Abb. 7: Stammbaum der Menschartigen - Darstellung 2
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4.4 Methoden zur Verwandtschaftsbestimmung
Es ist nicht ganz einfach die Verwandtschaftsverhältnisse von Arten zu rekonstruieren, denn
viele Arten sind bereits ausgestorben. Um
die Stammesgeschichte dennoch nachvollziehen zu können, helfen Funde von Fossilien. Anhand derer kann in einer Entwicklungslinie nachvollzogen werden, ob es sich
um ursprünglich oder abgeleitete Merkmale handelt. Wichtige Anhaltspunkte bieten
auch lebende Fossilien. Sie sind mit erdge-
a
b
Abb. 8: Ginkgobaum und Baumfarne - Lebende Fossilien
Quelle: wikipedia.org- a. James Field (CC BY-SA 3.0), b. Amanda Grobe (CC BY-SA 2.5);
Bearbeitung: BioLV
schichtlich sehr alten Lebewesen verwandt
und weisen noch heute viele Merkmale von den bereits ausgestorbenen Lebewesen auf.
Die Merkmale haben sich im Laufe der Evolution meist nur wenig verändert. Ein Beispiel
für lebende Fossilien bildet der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) und Baumfarne. Heute können auch über verschiedene molekular- oder immunbiologische Verfahren zur Klärung von
Verwandtschaftsverhältnissen eingesetzt werden. Dabei werden homologe DNA-Sequenzen
verglichen. Je ähnlicher die Abfolge der Nukleobasen der zu vergleichenden Arten ist, desto
enger verwandt sind sie. Mithilfe der Informationen aus diesen Verfahren kann dann ein
phylogenetischer Stammbaum erstellt werden. Dazu werden komplexe Computerprogramme eingesetzt.
Weitere Infos zu diesem Thema findest du im Skript „Hinweise auf die Evolution“.
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