Starke Frauen: Zwei Österreicherinnen in

Starke Frauen: Zwei Österreicherinnen in
Tansania
08.03.2016:
Die Wiener Ärztinnen Christine Wallner und Cornelia Wallner-Frisee setzen sich in der von
Männern dominierten Gesellschaft im Massai-Gebiet Tansanias aktiv für Frauenrechte ein.
Sie unterstützen Frauen in wichtigen Bereichen, wie Bildung, Gesundheit, Verhütung u.v.m.
Massai mit Cornelia Wallner-Frisee. Foto: Africa Amini Alama
Wie in vielen anderen Ländern der Welt herrscht auch in Tansania keine Gleichberechtigung
zwischen Männern und Frauen. Besonders in den ländlichen Regionen haben Frauen kaum
Rechte, jedoch viele Pflichten: von der Holz- und Wasserbeschaffung über die
Kindererziehung, dem Melken der Ziegen und Kühe bis hin zum Hausbau, liegt die
Organisation des Alltag in ihrem Aufgabenbereich. Arrangierte Ehen sind bis heute üblich. Im
Austausch für acht bis zehn Kühe werden Mädchen mit etwa 13 bis 15 Jahren von ihrer
Familie verheiratet. In der Ehe darf sich die Frau selbst dann nicht sexuell verweigern, wenn
der Partner HIV-positiv ist.
Langsamer Wandel
Gesetzliche Regelungen greifen nur langsam: Seit 1998 ist weibliche Genitalverstümmelung
verboten, die Straftat wird jedoch selten geahndet. Die mittlerweile eingeführte Schulpflicht
für Mädchen greift nicht, wenn Väter ihren Töchtern den Schulbesuch verbieten. Die Angst
vor der Emanzipation der Frau ist im ländlichen Norden von Tansania allgegenwärtig, denn
Bildung bringt oftmals den Wunsch mit sich, aus Traditionen und Unterdrückung
auszubrechen.
Frauenförderung im Kampf gegen Armut
Die österreichische Hilfsorganisation Africa Amini Alama unterstützt die ostafrikanische
Ethnie der Massai im Norden von Tansania, durch vielfältige Bildungs-, Sozial- und
Gesundheitsprojekte. Frauen stehen im Mittelpunkt der geleisteten Hilfe. Die Organisation ist
häufig auch Zufluchtsstätte vor häuslicher Gewalt und einem Leben ohne Perspektive.
Mikrokredite für Lebensmittel und Hausbau geben alleinstehenden Frauen und
Alleinerzieherinnen eine neue Überlebensgrundlage. Ausbildungsprogramme fördern die
Selbstständigkeit. Die eigens eingerichtete Krankenstation bietet eine Mutter-Kind-Einheit
und gynäkologische Ambulanzen.
Cornelia Wallner-Frisee und Christine Wallner. Foto: Africa Amini Alama
Die Organisation wird von zwei Frauen geleitet. In der von Männern dominierten Gesellschaft
der Massai nehmen die Wienerinnen Christine Wallner und Tochter Cornelia Wallner-Frisee
eine Sonderstellung ein, die sie zugunsten der Massai-Frauen einsetzen: „Als Europäerinnen
und Ärztinnen werden wir nicht mit afrikanischen Frauen gleichgestellt, sondern vorwiegend
als helfende Hände wahrgenommen. Deswegen wird uns viel Respekt entgegengebracht“, ist
sich Wallner-Frisee bewusst und ergänzt: „Unsere Organisation fördert die
Bewusstseinsbildung: Wir unterstützen Frauen, weil wir großes Potential in ihnen sehen und
sie gerne auf dem Weg in eine selbstständige Zukunft begleiten.“
Dr. Inge Frech, eine österreichische Gynäkologin, reist regelmäßig nach Tansania und erklärt,
wie Verhütung funktioniert. Foto: Africa Amini Alama
Aufklärung und Verhütung:
Africa Amini Alama versucht durch Aufklärung jungen Mädchen zu helfen, einer
Schwangerschaft vorzubeugen. Regelmäßig werden Treffen mit Secondary School Mädchen
organisiert, um den 13 bis 16-Jährigen die Möglichkeiten der Verhütung zu erklären. Dr. Inge
Frech, eine österreichische Gynäkologin, die häufig zur Aufklärung nach Tansania reist,
erklärt vor Ort wie Verhütung in Form von Tabletten, mittels Anti-Baby-Pille funktioniert.
Aufklärung gibt es auch in der letzten Klasse der Primarschule, ebenso bei den älteren
Mädchen im Waisenhaus.
Die Mädchen sind demgegenüber sehr aufgeschlossen. Bedenken werden z.B. wegen einer
verschobenen Regelblutung geäußert. Manche haben Angst, nachher nicht mehr schwanger
werden zu können. Die Dreimonatsspritze, deren Handhabung einfacher wäre, lehnen die
Frauen genau aus diesem Grund ab. Da die Regel hier ausbleiben kann, haben sie Angst keine
"Frauen" mehr zu sein.
In der Krankenstation gibt es eigene Mutter-Kind-Tage, in denen die Mädchen und Frauen
von den Schwestern über die Möglichkeit der Pille aufgeklärt werden. Auch der Staat
versucht zu helfen, indem immer wieder Verhütungspillen gratis zur Verfügung gestellt
werden. Africa Amini Alama gibt die Anti-Baby-Pille in der Krankenstation kostenlos aus.
Weiters wurde auch die Verhütungskette angeboten. Das Thema stößt auf Interesse und führt
zu einer wichtigen Bewusstmachung für die Mädchen. Es wird immer wichtiger in einer
Gesellschaft, wo Mädchen eine Ausbildung bestreiten wollen und ein Kind, vor allem in
frühem Alter, für die unabhängige Zukunft des Mädchens hinderlich wäre.
Ausbildung ist ein Weg, um eine frühe Verheiratung durch die Eltern, vor allem durch die
Väter, zu verhindern. So wollen viele Mädchen die Secondary School besuchen, damit sie von
zu Hause wegkommen und nicht verheiratet werden können. Da diese Schulen
Internatsschulen sind, sind sie dort für die vier Jahre ihrer Ausbildung vor den
Entscheidungen ihrer Väter sicher. Bislang konnte Africa Amini Alama mehr als 35 Mädchen
vor der sonst unumgänglichen Bürde der Verheiratung bewahren.
Starke Massai-Frauen als Vorbilder
Ganz persönlich reflektiert die Gründerin der Organisation, Christine Wallner, ihre Rolle als
Frau in Afrika: „Ich bin stolz auf mein Frausein und nehme im Berufsalltag eine
selbstbewusste Rolle ein. Für mich ist es zum Glück selbstverständlich, zugleich Mutter,
Großmutter, Ärztin und Geschäftsführerin sein zu können. Für die Frauen der Massai gibt es
diese Wahlmöglichkeit noch nicht.“ Doch es besteht Hoffnung: „Wir treffen immer wieder
starke Frauen, die unter schwierigen Bedingungen und mit einfachsten Mitteln ihr Leben
meistern und viel Selbstbewusstsein und Stärke ausstrahlen. Sie sind oft allein für die gesamte
Großfamilie zuständig. Diese Frauen sind Vorbilder.“, zeigt sich Wallner ermutigt in ihrer
Arbeit.
Über Africa Amini Alama:
„Africa Amini Alama“ (AAA) ist ein in Österreich registrierter Verein mit Nebensitz in
Deutschland und eine in Tansania registrierte NGO. Der Name der Initiative bedeutet
„Vertrauen in Afrika“. 2009 wurde der Verein von DDr. Christine Wallner ins Leben gerufen.
Sie lebt direkt vor Ort und leitet den Verein gemeinsam mit ihrer Tochter Mag. Dr. Cornelia
Wallner-Frisee. Die Organisation umfasst heute eine Krankenstation, Bildungs-, Sozial- und
Gesundheitsprojekte, Schulen, ein Waisenhaus und vier Wasserprojekte. Die Einrichtung
betreut täglich über 750 Kinder. Über 20 000 PatientInnen werden pro Jahr in der
Krankenstation behandelt. Mehr als 100 AfrikanerInnen verdienen ihren Lebensunterhalt als
Angestellte der Organisation. Finanziert werden die Projekte durch Spenden, eigene
finanzielle Mittel, viele Helfer und ein nachhaltiges Tourismusprojekt. Die Gästehäuser und
Lodges bieten Heilung und Erholung mitten im Herz von Afrika. Spenden an die Organisation
sind steuerlich absetzbar.
Wer das soziale Engagement für die Rechte und Möglichkeiten von Frauen in Tansania
unterstützen möchte, findet hier weitere Informationen: www.africaaminialama.com.