ROUND TABLE NOVEMBER 2015 CITY WIRE.DE FIXED INCOME ZWISCHEN RENDITE UND SICHERHEIT In Kooperation mit: FIXED INCOME OPTIONEN ABWÄGEN IN UNSICHEREN ZEITEN Dass wir eine nächste Generation von Anleiheinvestitionen vor uns haben, ist im heutigen unerhört niedrigen Zinsumfeld längst bekannt. Wie diese genau aussehen soll, ist hingegen weniger klar. Denn: Das Umdenken von vermeintlich sicheren, aber dennoch profitablen Staatsanleihen zu neuen Anlagen und Anlagekonzepten fällt nicht leicht. Renditeerwartungen sowie auch alte Herangehensweisen müssen angepasst werden. In Zukunft wird jeder Investor noch genauer überlegen müssen, wieviel Risiko er für eine ordentliche Rendite eingehen möchte. Bei unserer Round-Table-Diskussion in Frankfurt waren sich Experten mit verschiedenen Investmenthintergründen in einigen Sachen einig. Absolute Return und unbeschränkte Strategien werden immer wieder in den Vordergrund gestellt. Durch Diversi fikation sucht man nach neuen Wegen, sein Portfolio vor Zins anstiegen – soweit wie möglich – zu schützen. Die Herausforderungen stehen fest, sind aber nicht leicht zu verdauen: Man muss sich mit unbekannten Märkten bekannt machen, sicher in unsicheren Märkten fühlen. Dieses Beiheft wird Ihnen einen Einblick geben, wie Investoren die Risiken und Renditen am Markt abwägen. Emily Blewett Chefredakteurin, Citywire Deutschland FIXED INCOME DIE TEILNEHMER DR. HARALD EGGERSTEDT SENIOR RESEARCH CONSULTANT TOWERS WATSON Dr. Harald Eggerstedt ist seit 2011 Senior Investment Consultant und Mitglied im globalen Research Team von Towers Watson. Dr. Eggerstedt verfügt über mehr als 25 Jahre internationaler Erfahrung als Ökonom und Anleihenstratege. Von 2001 bis 2008 war er als Anleihenmanager bei der Commerzbank tätig. Vor seinem Eintritt bei Towers Watson arbeitete er als Credit Strategist bei einem Bondbroker in Großbritannien. In den 90er Jahren war Dr. Eggerstedt zunächst Länderökonom bei der Weltbank in Washington DC, zuständig für die Volkswirtschaften im südasiatischen Raum, danach hatte er leitende Funktionen in den volkswirtschaftlichen Abteilungen der Deutschen Bank und der Commerzbank inne. THOMAS HERBERT CHIEF INVESTMENT OFFICER ODDO MERITEN ASSET MANAGEMENT GMBH Thomas Herbert ist seit Januar 2014 Chief Investment Officer bei Oddo Meriten Asset Management und für den gesamten Investment Management Bereich verantwortlich. Zuvor arbeitete Thomas Herbert acht Jahre bei der Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) in Abu Dhabi, wo er unter anderem für die aktiv gemanagten globalen Credit Portfolios und das Credit Research zuständig war. In früheren Tätigkeiten verantwortete er für die Crédit Agricole das Credit und Fixed Income Research und war Leiter Credit Research der DZ Bank. Thomas Herbert hat Volkswirtschaftslehre an der Goethe- Universität in Frankfurt studiert. 4 NOVEMBER 2015 SASCHA REHBEIN PORTFOLIOMANAGER WEBERBANK ACTIENGESELLSCHAFT Sascha Rehbein ist seit 2010 Portfoliomanager bei der Weberbank und war zuvor im Produktmanagement der Bank tätig. Neben der Fonds- und Bondselektion ist er für einzelne Dachfonds und Fixed-Income-Mandate verantwortlich. Gleichzeitig trägt er mit seiner Volkswirtschaftund Marktanalysen zur Kapitalmarktstrategie der Bank bei. Er ist CFA Charterholder und hat einen Abschluss zum DiplomKaufmann (FH) in Betriebswirtschaftslehre erworben. THOMAS ROMIG HEAD OF MULTI ASSET PORTFOLIO MANAGEMENT ASSENAGON ASSET MANAGEMENT S.A Thomas Romig ist Geschäftsführer der Assenagon Asset Management S.A. und verantwortet den Bereich Multi Asset Portfolio Management. Davor war er Leiter Multi Asset Management bei Union Investment, wo er zwölf Milliarden Euro verantwortete. Von 2000 bis 2009 arbeitete Romig erfolgreich als Abteilungsleiter Multi Management bei cominvest Asset Management, die später in Allianz Global Investors (AGI) aufgegangen ist. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann begann seine Karriere 1997 im Asset-Management bei ADIG Investment und war zuvor ab 1990 im Bankbereich u. a. für die Deutsche Bank, Commerzbank und Consors tätig. Berufsbegleitend erlangte er die Titel DVFA-Investmentanalyst (CEFA) und HedgefondsAdvisor (EBS/BAI). LENNART SEGLER PORTFOLIOMANAGER MULTI ASSET HAUCK & AUFHÄUSER PRIVATBANKIERS KGAA Lennart Segler, Portfoliomanager im Bereich Multi Asset bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, ist seit August 2011 bei seinem Unternehmen tätig. Segler ist, neben dem Buy-Side Fondsreseach und der Managerselektion für die Vermögensverwaltung, auch für das Portfoliomanagement der Dachfonds verantwortlich. Seine Ausbildung zum DiplomKaufmann hat Lennart an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg abgeschlossen. Momentan macht er eine Fortbildung zum Chartered Financial Analyst (CFA). CHRISTIAN SUBBE CO-HEAD-MANAGER RESEARCH & SELECTION ALLIANZ GLOBAL INVESTORS GMBH Christian Subbe ist Direktor und Co-HeadManager Research & Selection bei Allianz Global Investors. Subbe ist für die Beratung institutioneller Kunden verantwortlich. Er hat einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre (Diplom-Volkswirt), den er im Jahr 1996 an der Ruprecht-KarlsUniversität Heidelberg erworben hat und ist Certified European Financial Analyst (CEFA / DVFA). Vor seinem Wechsel zu Allianz Global Investors GmbH war er bei der cominvest Asset Management als Senior Produktentwickler tätig. Davor war er war Leiter Global Fixed Income & Emerging Markets bei der Deka Investment Fund und als Portfoliomanager für Währungs- & Geldmärkte bei ADIG Investment. FIXED INCOME EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Wir befinden uns hier auf jeden Fall in interessanten Zeiten. Auf der einen Seite sollen Anleihen in einem Portfolio Sicherheit bieten, auf der anderen Seite eine vernünftige Rendite. Kann man derzeit von Sicherheit und Renditebringer sprechen? • THOMAS ROMIG, ASSENAGON: Natürlich enthält unser Multi-Asset-Konzept auch Renten, aber eben nicht nur. Neben Aktien haben wir in der Vergangenheit auch in Absolute-Return-Strategien investiert. Wir waren schon immer breit diversifiziert, auch wenn es darum geht, eher risikoärmere Renditen ins Portfolio aufzunehmen. Wie die Situation jetzt ist? Zumindest ist sie etwas besser als im Frühsommer dieses Jahres. Wir sehen auf der Credit-Seite und in den Schwellenländern durchaus Potenzial. Das Problem sind aber die aktuell immer diverser werdenden politischen Risiken – vor allem in den Schwellenländern. Hier muss man eben Benchmark-unabhängige Konzepte finden, wirklich aktive Konzepte, die sich an den absoluten Zielen des Investors orientieren. Ich glaube, das ist die Herausforderung. Was die Zinslandschaft angeht, bin ich nicht so negativ gestimmt wie viele andere. Ich glaube, dass wir – zumindest hier in Europa – eher noch länger mit einem niedrigen Zinsumfeld rechnen müssen. USRenditen von 10-jährigen Staatsanleihen können in den nächsten drei bis fünf Jahren womöglich auf über drei bis vier Prozent gehen. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Herr Subbe, Sie betreuen ausschließlich institutionelle Kunden mit einem etwas längeren Anlagehorizont. Sehen Sie die Lage anders als Herr Romig? • CHRISTIAN SUBBE, ALLIANZ GI: Auch für unsere Kunden und so wie wir die strategische Asset allokation aufsetzen, spielen Anleihen grundsätzlich eine wichtige Rolle. Wir unterscheiden auf der einen Seite das sogenannte LiabilityMatching, wo versucht wird, die Verbindlichkeiten des Kunden mit der Laufzeitenstruktur der Assets möglichst genau abzubilden. Dazu werden eher risikoarme Anleihevarianten – also Staatsanleihen – CITYWIRE.DE 5 FIXED INCOME eingesetzt. Auf der anderen Seite gibt es das Wachstumsportfolio, in das dann auch risikobehaftete Anlagen aufgenommen werden. Das sind üblicherweise Multi-Asset-Konzepte. Dort finden sich sowohl Aktien als auch Credits, High Yields, Investment-Grade-Anlagen, Emerging Markets, usw. Es kommen aber durchaus auch andere Assetklassen, z.B. Rohstoffe oder Private Equity und Private Debt zum Tragen. In der Regel ist der Anleihenanteil in den Portfolios unserer institutionellen Kunden am stärksten gewichtet. Dies ist zum Teil den individuellen Ertrags-/Risikoprofilen geschuldet, zu einem guten Teil sicherlich aber auch der Regulatorik. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Und Herr Dr. Eggerstedt, meinen Sie, dass die Rolle von Anleihen in den Portfolios jetzt tatsächlich anders aussieht als vielleicht vor zehn Jahren? • HARALD EGGERSTEDT, TOWERS WATSON: Wenn man, wie wir, mit Pensionsinvestoren zu tun hat, muss man natürlich berücksichtigen, was deren Anlageziele sind. Eins der wichtigsten Ziele ist die Kapitalsicherung, damit die Gelder dann auch für die Rentenauszahlungen zur Verfügung stehen, und das ist ohne Renten nicht zu machen. Renten haben nun mal eine bestimmte Laufzeit und zahlen dann zu 100% zurück. Allerdings muss man hier eben deutlich unterscheiden: Früher konnte man sagen, „ich habe hier ein Rentenportfolio, das sichert meine Verpflichtungen ab, und liefert zusätzlich noch einen Ertrag, der deutlich zur Wertentwicklung beiträgt“. In dem Fall brauchte man vielleicht noch 15 Prozent Aktien, und dann stimmte schon alles, denn damit erhielt man vier oder fünf Prozent, und mehr war nicht nötig. Da sind wir jetzt in einer ganz anderen Situation. Derzeit erwirtschaften Renten kaum Zusatzertrag. Da muss man jetzt genau überlegen: Wie viel in Anleihen brauche ich, um diese Sicherungsfunktion zu gewährleisten? Ich brauche Renten als Gegengewicht zum Risiko auf der Aktienseite, denn die steigen ja normalerweise, wenn die Aktien fallen. Durch den Mix wird die Volatilität insgesamt verringert. Daher wird man auch weiterhin einen signifikanten Rentenanteil brauchen. Die laufenden Zinsen liegen jetzt aber nicht wesentlich über zwei Prozent, meistens eher darunter, wenn man im hochqualitativen Bereich bleibt. Wenn die laufenden sicheren Erträge jedoch z.B. bei 6 NOVEMBER 2015 zwei Prozent liegen, und ich es schaffe, durch aktives Management ein Prozent drauf zu legen, das sind 50 Prozent zusätzlicher Ertrag, dann wird es interessant. Das wäre mein Plädoyer: Nicht nur auf Absolute Return mit einer Aktienquote zu schauen, sondern auch darauf, was man auf der Rentenseite mit Absolute-Return-Konzepten machen kann. Da kann man auch auf drei oder vier Prozent kommen, mit geringerer Schwankungsbreite. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Herr Segler, sehen Sie das auch so, dass man auf der Anleihen-Seite jetzt etwas kreativer unterwegs sein muss? • LENNART SEGLER, HAUCK & AUFHÄUSER PRIVATBANKIERS: Das hängt natürlich immer vom jeweiligen Portfolio und den Anlagerichtlinien ab. Wir haben in unseren Portfolios zum großen Teil Renten-Einzeltitel und ergänzen diese um passive und aktive Renten-Fonds. Passive Fonds helfen uns, zügig an die Benchmark heranzurücken und eine passende Allokation herzustellen. Aktive Fonds ermöglichen uns im neuen Regime, in dem wir uns jetzt befinden, Alternativen zu klassischen Anleihen zu nutzen. Beispielsweise können wir mit diesen gezielt einzelne Risikoprämien isolieren, wie zum Beispiel nur das Kreditrisiko, indem man Anleihen mit Derivaten absichert. Alternative Strategien werden derzeit aufgrund des Niedrigzinsumfeldes nachgefragt und werden uns voraussichtlich auch die nächste Zeit begleiten. Wir haben ja bereits eine langwährende Diskussion zur Zinserhöhung in den USA und die Frage ist: Wann kommt sie denn endlich? Darauf sollten wir uns jetzt nicht festlegen, sondern uns besser klar werden, welche alternativen Wege man gehen kann, um ein Portfolio beispielsweise mit Absolute-Return- und anderen Ansätzen sinnvoll zu ergänzen. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Herr Herbert, welche Risiken sehen Sie aktuell als Fondsmanager? Bereits erwähnt wurde ja schon ein möglicher Zinsanstieg. • THOMAS HERBERT, ODDO MERITEN: Ein großes Risiko ist jetzt, dass viele institutionelle Investoren mit ihrer bisherigen Allokationsstrategie ihr Anlageziel nicht mehr FIXED INCOME erreichen können. Da sind Lösungen gefragt, die jetzt viele in Absolute-Return-Strategien suchen. Absolute Return heißt, dass man in einem Umfeld, in dem die Zinsen niedrig sind oder steigen, immer noch positive Erträge erzielt. Wir sprechen hier über Strategien, die flexibel die Long- und die Short-Seite spielen können, und das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Hier ist es wichtig, dass man die Investmentprozesse genau verfolgt, dass ein Track Record vorhanden ist, der belegt, dass der Asset Manager die Marktphasen erfolgreich nutzen kann. Vieles im Markt ist aktuell nicht transparent, aber Transparenz ist hier ganz wichtig. Im institutionellen Bereich gehören bei Multi-Asset-Strategien Rentenpapiere mit in das Portfolio, weil sie ein AbsicherungsElement darstellen. Aber die traditionelle Wirkungsweise der Anleihen ist auch in Multi-Asset-Ansätzen nicht mehr so, wie sie in der Vergangenheit war. Die Frage lautet jetzt: Wie erzeugen wir asymmetrische Profile, die die Rolle des Stoßfängers übernehmen, wenn Anleihen dies nicht mehr tun? In diesem Fall sind Optionen interessant, denn damit sind aktive Assetmanager in der Lage, konvexe Profile zu erzeugen. Als letzten Punkt möchte ich die Einzelselektion erwähnen. Hier liegt eine große Chance in der gestiegenen Transparenz. Es wird immer leichter zu messen, wie ein Ertrag im Detail zustande gekommen ist. War es tatsächlich die Selektion? Oder hat da jemand einfach den Risiko-Hebel bedient, also das „böse“ LeverageBeta genommen? Sowohl für Manager als auch für Investoren wird es immer wichtiger, sich im Detail mit den Ertragskomponenten „Alternative Strategien werden derzeit aufgrund des Niedrigzinsumfeldes nachgefragt und werden uns voraussichtlich auch die nächste Zeit begleiten.“ Lennart Segler Hauck & Aufhäuser Privatbankiers CITYWIRE.DE 7 FIXED INCOME und der Strategie auseinanderzusetzen. Hier muss man AlphaQuellen, intelligente Betas und so weiter sauber trennen. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Die Frage ist natürlich, ob man in dem veränderten Marktumfeld seine Erwartungen anpassen muss. Herr Rehbein, haben Sie Ihre Erwartungen angepasst an das, was wir am Rentenmarkt derzeit beobachten? Oder schauen Sie, dass Sie immer die gleiche Rendite bekommen können, aber eben auf einem anderen Weg? • SASCHA REHBEIN, WEBERBANK: Sowohl bei unseren Kunden als auch bei uns selbst ist das Renditeziel schon nach unten verschoben worden. Aber das Hauptziel sowohl für unsere Kunden als auch für uns im Management ist Kapitalerhalt. Im aktuellen Marktumfeld ist selbst das gar nicht mehr so einfach darzustellen, insbesondere wenn man sich zu stark auf nur einen Markt spezialisiert. Wenn wir uns mal vor Augen führen, wie die Bund-Renditen sich in diesem Jahr bewegt haben… da hat man zu Anfang des Jahres viel Geld verdienen können und im Laufe des Jahres auch wieder viel Geld vernichtet. Daher müssen wir unser Investmentuniversum deutlich ausweiten. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Sie haben also Ihre Rendite-Erwartungen entsprechend nach unten angepasst, und sagen Ihren Kunden, dass sie jetzt eben mit geringeren Renditen rechnen müssen • SASCHA REHBEIN, WEBERBANK: Genau! Beispielsweise sind wir auf der Anleihenseite weitaus stärker in Floater engagiert als noch vor zwölf Monaten, um hier die Schwankungen an der Zinskurve abzupuffern. Das konnte man in diesem Jahr gut durchführen, insbesondere wenn man sich den Zyklus der Fed kurz vor der QE ansieht. Da hat man gesehen, wie die Übertreibungsphase die Renditen ordentlich nach unten gespült haben und dann, als QE tatsächlich kam, sich die Renditen auch mal deutlich nach oben bewegt haben. Und genau darauf haben wir gesetzt, dass wir im Vorfeld von QE die Floater bereits ins Portfolio hineingekauft haben, um uns dann später am langen Ende zu positionieren. Das sind natürlich Strategien, die nur Marktphasen-abhängig funktionieren und auch nicht ohne Risiko sind. 8 NOVEMBER 2015 „Ich denke, es ist mittlerweile bei vielen Kunden angekommen, dass man langfristig diese hohen Erträge nicht mehr erzielen kann.“ Christian Subbe | Allianz GI FIXED INCOME EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Gibt es jemanden in der Runde, der sagen würde: „Wir haben unsere Erwartungen kaum revidiert, sondern suchen jetzt nach anderen Lösungen. Wir sprechen mit dem Kunden weiterhin darüber, dass wir immer noch ähnliche Renditen wie früher erzielen können“? • THOMAS ROMIG, ASSENAGON: Die Strategie wird schon angepasst, aber wir sind ja auch viel in Kontakt mit Versorgungswerken und Versicherern und sicherlich ist da auch der ein oder andere dabei, der sagt: Also vier Prozent sind vielleicht illusorisch, aber dreieinhalb müssen wir schaffen. Ob das illusorisch ist? Das hängt davon ab, wie man mit der Herausforderung umgeht. Wir hatten ja ein paar Möglichkeiten angesprochen, die es gibt. Ich denke, das Umdenken ist schon da. Ob die Ertragserwartungen sich stärker geändert haben als die Risikobereitschaft, das lasse ich mal offen. Aus meiner Beobachtung heraus hat sich die Risikobereitschaft erhöht, denn ein Stück weit hängt man an den alten Ertragserwartungen. • CHRISTIAN SUBBE, ALLIANZ GI: Ich denke, es ist mittlerweile bei vielen Kunden angekommen, dass man langfristig diese hohen Erträge nicht mehr erzielen kann. Teilweise haben die Regulatoren ja in Europa auch schon entsprechend reagiert und Rechnungszinsen angepasst. Das hat schon dazu geführt, dass bei institutionellen Investoren ein gewisses Umdenken angestoßen wurde. Trotzdem sind die hohen Erträge noch in den Köpfen, und man versucht, da auch hinzukommen, was dazu führt, dass höhere Risiken eingegangen werden. Deutlich wird das, wenn man sich anschaut, was beispielweise in den privaten Märkten abläuft, hier ist die Nachfrage mittlerweile so stark, dass auch die Bewertungen in Teilen schon ziemlich hoch sind. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Herr Herbert, wir sehen seit Anfang des Sommers starke Korrelationen zwischen dem Aktien- und dem Rentenmarkt. Wie sollte man Ihrer Meinung nach damit umgehen? • THOMAS HERBERT, ODDO MERITEN: Grundsätzlich ist es immer noch eine der besten Strategien, gut zu diversifizieren und möglichst viele unkorrelierte Risiken zu nehmen. Wenn man sich als Investor auf europäische Aktien und Anleihen konzentriert, wird das natürlich immer schwieriger. Insbesondere zwischen Bonitätsmärkten, also Credits, und Aktien gibt es zur Zeit recht hohe Korrelationen, wenn man das historisch betrachtet. Insofern sollte man sowohl die Short- als auch die Long-Seite anschauen, um sich in den Marktbewegungen entsprechend zu positionieren. Die wesentliche Herausforderung für Anleiheinvestoren liegt doch darin, dass die erwarteten Erträge aus Zins- und Spread-Carry nicht mehr ausreichen, um Anlageziele zu erreichen. Das aktive Management von Zins- und Spread-Änderungen – auf der Long- und der Short-Seite – wird daher zentral. Gleichzeitig sind die Renditen auf Staatsanleihen so niedrig, dass sie zwar immer noch als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten taugen, aber in Multi-Asset-Portfolien ihre Funktion als „Stoßdämpfer“ weitgehend verloren haben. Im Multi-Asset-Kontext glaube ich nicht, dass wir im Anleihen-Bereich immer mehr und immer komplexere Risiken eingehen sollten, denn das läuft dem eigentlichen Ziel der Risikoreduzierung entgegen. Wir sollten eher versuchen, die bestehenden Risiken aktiver zu managen und punktuell Optionsstrategien zur Absicherung einsetzen. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Glauben Sie, dass die Korrelation von Aktien und Anleihen noch stärker wird? • THOMAS HERBERT, ODDO MERITEN: Ich glaube nicht, dass wir dauerhaft und strukturell höhere Korrelationen sehen werden. Korrelationen sind zyklisch, momentan sind sie eher hoch, aber sie werden auch wieder sinken. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Herr Romig, Sie haben gesagt, dass Sie jetzt auch nach Absolute-Return-Strategien schauen, unter anderem, um mit den höheren Korrelationen im Markt zurecht zu kommen. Wie sehen Sie momentan die Lage? • THOMAS ROMIG, ASSENAGON: Wir berücksichtigen schon seit längerer Zeit die gestiegenen Korrelationen. Vielleicht haben wir dadurch den einen oder anderen Basispunkt im Rentenbereich liegen gelassen, aber jetzt hilft uns unsere breitere Diversifikation natürlich. Worüber wir noch nicht gesprochen haben, sind Performance-Quellen wie Illiquiditätsprämien oder systematische Prämien, die Sie am Optionsmarkt bekommen. Die meisten Performance-Quellen sind ja auch wieder mit Stresssituationen an den Kapitalmärkten korreliert. Die zentrale Frage ist dabei: Was kann man in einem Multi-Asset-Portfolio noch als Stoßdämpfer nutzen? Staatsanleihen von qualitativ hochwertigen Emittenten aus der Eurozone fallen da über die kurze Frist erst einmal raus. Man kann beispielsweise im Derivative-Bereich unterwegs sein, aber dort gibt es leider nur wenige funktionierende Strategien. Außerdem besteht natürlich die Möglichkeit, auf der Risikoseite weiter hoch zu gehen, von Investment Grade Richtung Credits, Emerging Markets oder High Yields. Dazu brauchen wir vom Investor aber mehr tatsächlich gelebte Risikofreudigkeit. Die werden wir aber glaube ich erst sehen, wenn wir dicke negative Performance-Zahlen sehen. Year to date ist der Rentenmarkt ja noch mit einem blauen Auge davongekommen. Aber wenn wir mal wieder so einen Markt wie in 1994 haben, wo wir dann minus fünf oder sogar minus acht Prozent in klassischen Rentenanlagen haben, dann wird man sehen, wer langfristig Risiken auf sich nehmen kann. Allerdings glaube ich, dass nur wenige Investoren längere Zeiträume im Auge haben, sondern doch eher auf die Einoder Zweijahresperformance schauen. Es wird also eine spannende Phase in den nächsten zwei, drei, vier Jahren. • HARALD EGGERSTEDT, TOWERS WATSON: Ich glaube, wir müssen uns so oder so auf höhere Risiken und auch auf höhere Volatilität einstellen. Schließlich hat die Effizienz der Aktien- und Rentensteuerung nachgelassen, weil wir, was die laufenden Renditen auf der Rentenseite angeht, so wenig Spielraum nach unten haben. Die können nicht so stark fallen und damit die Marktbewertung so viel steigern, dass sie die starken Verluste bei den Risiko-Assets ausgleichen können. Ein weiteres Problem ist die Veränderung im Bankensektor. Banken sind jetzt sehr viel weniger am Markt aktiv, stellen weniger Preise und halten weniger Liquidität vor. Dadurch sehen wir sehr sprunghafte Preisentwicklungen bei den Wertpapieren, besonders bei den Renten, und Renten-Investoren sind diese Volatilität nicht so gewohnt. Die geringere Liquidität und die gestiegene Volatilität bedeuten, dass der Investor einen längeren Zeitraum braucht, um wirklich Erträge zu generieren: Eher drei CITYWIRE.DE 9 FIXED INCOME bis fünf Jahre als ein oder zwei Jahre. Damit man, wenn die Renditen mal steigen, nicht nur den Wertverlust daraus hat, sondern auch die höheren Kupons verdient. Bei längerer Haltedauer kann man sich auch die Illiquiditätsprämien zunutze machen. Allerdings muss sich der Investor überlegen, wie viel Illiquidität er tatsächlich nehmen kann. Für Privatanleger ist das klar. Die kaufen einfach Immobilien, die ja per se illiquide sind. Die Renditen sind hier ebenfalls niedrig, aber man ist auch nicht den Marktschwankungen auf Tages- oder Quartals-Basis ausgesetzt und man weiß, dass man am Ende zwei oder drei Prozent erreichen kann. Mit dieser Einstellung könnte man viel mehr machen, beispielsweise im Darlehensmarkt. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Sollte man Illiquidität also auch bei Anleihen in Kauf nehmen? • HARALD EGGERSTEDT, TOWERS WATSON: Ja, aber das ist natürlich leichter gesagt als getan. Im UCITS-Bereich – und das sind die Fonds, mit denen wir normalerweise arbeiten – haben wir gesetzlich vorgeschriebene Liquiditätsanforderungen. Die können nur sehr begrenzte Quoten an illiquiden Papieren aufnehmen, weil sie sonst keine tägliche Liquidität bereitstellen könnten. Es gibt natürlich auch Fonds mit längerer Bindungsdauer, beispielsweise in den Bereichen Infrastruktur, Immobilien und auch bestimmten Rentensegmenten. Die haben dann zwar keine berauschende Rendite, geben einem aber eine Illiquiditätsprämie. Ich meine, relativ zur Sicherheit dieser Anlagen ist die Rendite attraktiv. Auch wenn sie vielleicht nur drei Prozent beträgt, aber das Risiko so gering ist, weil es durch Real Assets geschützt ist oder durch Einkommen aus Mautstraßen oder Immobilien-Mieten. Das ist dann eine Absicherung, die einem einen gewissen Puffer verschafft, den man in volatilen Rentenmärkten sonst nicht hat. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Herr Segler, stimmen Sie dem zu? Können Sie Ihren Kunden erzählen „wir kaufen jetzt Anleihen, aber hohe Liquidität können wir nicht versprechen. Aber immerhin werden Sie irgendwann ihr Geld mit einer kleinen Rendite zurück erhalten.“ Lässt sich so eine Strategie überhaupt verkaufen? 10 NOVEMBER 2015 • LENNART SEGLER, HAUCK & AUFHÄUSER PRIVATBANKIERS: Man muss sich bewusst machen, dass wir seit Mitte der achtziger Jahre eine Renten-Rallye erlebt haben, die nun ein Ende finden könnte. Klassische Renten- und konservative Mischfonds haben in den letzten Jahren aufgrund der positiven Entwicklung der Rentenmärkte eine starke Rendite bei gleichzeitig niedrigen Schwankungen generiert. In einem künftigen Umfeld, welches von erhöhter Volatilität und niedrigen Zinsen geprägt ist, nimmt die Assetallokation unserer Meinung nach eine enorm wichtige Stellung ein. Wir müssen den Anlegern klar machen, dass es nun nicht nur um Rendite geht, sondern auch um Risiken, wie zum Beispiel eine abnehmende Liquidität. Eine aktive Assetallokation hilft dabei, Renditeziele bei kontrolliertem Risiko zu erreichen. Risikoprämien, wie sie der High-Yield-Markt beispielsweise bereitstellt, gilt es aktiv zu allokieren. Ich sehe viele Anleger, die jetzt in High-Yield-Anleihen investieren und die Bonitätsleiter nach unten steigen. Sie gehen höhere Risiken ein, weil sie diesen Bullenmarkt erlebt haben und an die hohen Renditen von früher anknüpfen möchten. Aber der FIXED INCOME „Banken sind jetzt sehr viel weniger am Markt aktiv, stellen weniger Preise und halten weniger Liquidität vor“ Hartwährungen, Lokalwährungen und Corporates. In diesem Bereich gibt es mittlerweile gute Absolute-Return-Strategien. Auch die zukünftigen Emerging Markets, sprich: die Frontier Markets, sind ein guter Diversifikator innerhalb dieser Assetklasse. Auch andere Nischen, wie zum Beispiel Microfinance oder Cat Bonds, sind sehr unkorreliert zu den normalen Assetklassen. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: So viel zu den Herausforderungen, lassen Sie uns zu den Lösungen kommen. Welche Instrumente stehen einem Fondsmanager heutzutage zur Verfügung? Harald Eggerstedt | Towers Watson High-Yield-Markt stellt nur eine begrenzte Liquidität bereit. Ich bin daher sehr gespannt, insbesondere in Bezug auf High-Yield-ETFs, was passiert, wenn es zu einer Liquiditätsklemme kommt. Anleger müssen immer eine vermeintlich attraktive Rendite gegen erhöhte Liquiditäts- und Kreditrisiken abwägen. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Herr Rehbein, vielleicht könnten Sie uns kurz erzählen, wie Sie die Aufteilung zwischen Core und Satellite machen. Lohnt es sich überhaupt noch, die vermeintlich sicheren Bundesanleihen ins Portfolio zu nehmen? Oder sollte man sie durch alternative Strategien ersetzen? • SASCHA REHBEIN, WEBERBANK: Hier würde ich Bunds – insbesondere als Einzeltitel – ganz klar im Core-Bereich ansiedeln. Sie eignen sich besonders für Kurven-Trades. Beispielsweise wenn man sich am langen Ende positionieren möchte, ohne dabei großartig ins Bonitätsrisiko zu gehen. Gleichzeitig hat man dabei eine hohe Liquidität. Bei Corporate Bonds haben wir ja längst nicht mehr eine so hohe Liquidität, wie wir sie noch vor einigen Jahren gesehen haben. Daher würde ich verstärkt sichere Anlagen nutzen, also Bundesanleihen oder Pfandbriefe. Natürlich muss es in den Gesamtkontext und zum Kunden passen. Den Satellite-Bereich sehe ich eher als Diversifikator. Dort wird das Universum immer breiter. Das muss nicht immer nur gut sein, aber es bietet einfach die Möglichkeit, sich aktiver zu bewegen. Emerging Markets wurden bereits erwähnt. Die haben wir mittlerweile auf verschiedenen Standbeinen aufgebaut: • THOMAS HERBERT, ODDO MERITEN: Unsere Strategien setzen auf drei Ebenen an: Die erste Aufgabe ist, wirklich ganz gezielt zu trennen: Wo versuche ich Alpha zu erzeugen, wo versuche ich im Aktienmarkt Beta zu steuern und als Risikoprämie zu managen? Da arbeiten wir seit vielen Jahren mit Overlay-Strategien, also regelgebundene Strategien, die auch für den Investor transparent sind. Die zweite Ebene sind Multi-Asset-Portfolien, wo wir verstärkt – insbesondere auch mit unseren Kollegen in Paris – Optionen einsetzen und attraktive Prämien vereinnahmen. Dazu kann man auch Wandelanleihen bzw. Convertibles nutzen. Und das Dritte ist die Selektion, um Risikoprämien zu vereinnahmen. Da freuen wir uns als aktiver Manager natürlich über Märkte wie jetzt, in denen ein bisschen was passiert. Wo man dann auch Chancen hat, mit den Volkswagen, den Abengoas und den Glencores, das sind natürlich für einen aktiven Stockpicker sowohl auf der Aktien- als auch auf der Credit-Seite ganz hervorragende Gelegenheiten, zu zeigen, dass man sein Handwerk wirklich versteht. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Ist es vorgesehen, dass alternative Strategien Teil einer Core Strategie sind? Also dass man vielleicht diese Strategien mit dem traditionellen Ansatz ersetzt oder dass das eben als Renditebringer beigemischt werden soll? • THOMAS HERBERT, ODDO MERITEN: Das hängt in erster Linie von den Kundenwünschen und dem ab, was der Kunde mit der Strategie erreichen will. Da ist es wichtig, dass die CITYWIRE.DE 11 FIXED INCOME dann wird einer davon profitieren, der andere weniger. In beiden Fällen wird es etwas kosten, weil aktives Management nun mal Kosten verursacht. Aber letztendlich wollen sich Anleger an etwas festhalten in einer Zeit, wo Bundesanleihen auch riskant geworden sind, zumindest auf kurzfristige Sicht. • CHRISTIAN SUBBE, ALLIANZ GI: Aber trotz allem sind traditionelle, Benchmark-orientierte Strategien von ihrem Rendite-Risiko-Profil her kalkulierbarer. Sie liefern mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit genau das Profil ab, das man von ihnen erwartet. Bei Absolute-Return- oder AggregateStrategien, bei denen ich mehr Freiheit habe, wird die Bandbreite der möglichen Ergebnisse größer. „Wenn viele Investoren und Assetmanager auf sehr aktive Allokationen setzen, dann ist das ja im Endeffekt ein Nullsummen-Spiel.“ Thomas Romig | Assenagon 12 NOVEMBER 2015 einzelnen Module klar definiert sind und man die so kombinieren kann, dass für den Kunden das Risiko-Ertrags-Profil herauskommt, das für ihn am besten passt. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Ist eine höchst aktive Allokation der Ansatz, den man favorisieren sollte? • THOMAS ROMIG, ASSENAGON: Das kann eine Alternative sein. Der Investor sollte sich aber sicher sein, dass der Assetmanager auch die Erfahrung im „wirklichen“ aktiven Management hat und kein „Benchmark-Tracker“ ist, bzw. war. Wenn jetzt viele Investoren und Assetmanager auf sehr aktive Allokationen setzen, dann ist das ja im Endeffekt ein NullsummenSpiel. Denn wenn einer billig kauft und teuer verkauft, muss es ja einen anderen Investor geben, dem es auf der anderen Seite nicht so gut gelingt. Die Herausforderung sind aber die Transaktionskosten und die Erfahrung des Assetmanagers für eine aktive Strategie. Wenn es sich in der Breite um ein Nullsummen-Spiel handelt, • THOMAS HERBERT, ODDO MERITEN: Der aktiven Allokation sind teilweise allerdings auch regulatorische Begrenzungen im Weg. Nehmen wir die etwas künstliche Grenze zwischen IG und HY. Für viele institutionelle Investoren endet das investierbare Universum an der Grenze zum HY. Dadurch werden sie bei Herabstufungen zu „gezwungenen Verkäufern“. In schwierigen Märkten mit geringer Liquidität kann dies zu erheblichen und schmerzhaften Preisabschlägen führen. Die Ausfallwahrscheinlichkeiten im BB-Bereich sind dagegen vergleichsweise moderat, insbesondere relativ zur Risikoprämie, die vereinnahmt werden kann. Hier stellt sich die Frage nach dem tatsächlich höheren Risiko: ein aktiver und erfahrener Manager, der das immer größer werdende Crossover-Universum für den Kunden managt und dabei gezielt in BB-geratete Unternehmen – immer öfter alte Bekannte aus dem IG Bereich – investiert oder zum Verkauf gezwungen werden, wenn die Preisabschläge am höchsten sind? Unsere Erfahrung zeigt, dass der Crossover-Bereich ein attraktives Rendite-Risiko-Verhältnis aufweist und eine begrenzte Allokation in den BB-Bereich eine Verbesserung des Portfolioprofils bewirkt. • HARALD EGGERSTEDT, TOWERS WATSON: Ich glaube, das können wir alle beobachten, wenn wir mal reinschauen in x-beliebige Rentenfonds, wie stark da der Anteil an BBB-gerateten Anleihen gestiegen ist. Hinzu kommt noch, dass die besser gerateten FIXED INCOME Anleihen jetzt auch weniger liquide sind, weil sie von Pensionseinrichtungen zu Absicherungszwecken genutzt werden, um die Kapitalsicherung umzusetzen. Daher ist der A-Bereich unattraktiv geworden, weshalb der aktive Manager ausweichen muss. Eigentlich hat er schon weitgehend ein BBB-Portfolio. Wenn er zusätzlich auf der High-YieldSeite (unterhalb von BBB) beschränkt wird, könnte seine Fähigkeit, einen Zusatzertrag zu erzielen, stark leiden, nämlich dann, wenn wir in zwei bis drei Jahren zum Beispiel eine Kreditverschlechterung kriegen und der Fondsmanager immer wieder heruntergestufte Papiere zwangsweise verkaufen muss. EMILY BLEWETT, CITYWIRE: Wo sehen Sie die Haupt-Rendite bringer am Anleihemarkt und wie werden sich die Investitionen in Anleihen in den nächsten Jahren entwickeln? • THOMAS ROMIG, ASSENAGON: Die Haupt-Renditebringer sehe ich dort, wo die Hauptinvestoren leider nicht positioniert sind. • SASCHA REHBEIN, WEBERBANK: Ja, sie sind womöglich in den Emerging Markets oder den Frontier Markets. Das Charmante an den Frontier Markets hat sich in der jüngsten Vergangenheit gezeigt: Als jetzt so eine starke Flucht aus den Emerging Markets stattgefunden hat, waren die Frontier Markets so weit abseits, dass sie sich sehr unkorreliert gezeigt haben, nicht nur gegenüber den etablierten Märkten, sondern auch gegenüber den Schwellenländern. Natürlich weisen sie ein hohes idiosynkratisches Risiko auf, aber dafür sind auch Renditen zu erzielen, die teilweise im zweistelligen Bereich liegen. Man wird also für die Risiken belohnt. Und was Frau Yellen auf ihren Fed-Sitzungen sagt, interessiert die Frontier Markets auch weniger, denn dort bestimmen eher die lokalen Märkte die Kurse. Mit Blick auf die EZB-Politik, wo wir nicht wissen, ob im kommenden Jahr das QE-Programm endet oder noch verlängert wird, sehe ich weiterhin unterstützende Aktienmärkte. Dementsprechend würde ich Convertibles und High Yields bei meinen Überlegungen in den Vordergrund stellen. Auch Microfinance und Cat-Bonds, die beide komplett unkorreliert laufen, würde ich stärker gewichten, um ein breit diversifiziertes Portfolio zu schaffen. • CHRISTIAN SUBBE, ALLIANZ GI: Dem stimme ich zu. Sicherlich sind Convertibles in Deutschland ein bisschen verkannt, genauso wie Microfinance oder andere alternative Assetklassen. Das sind Bereiche, wo wir derzeit nur wenige Investoren finden, weshalb es hier zu einer Art Small-CapEffekt kommt. Für Frontier Märkte gilt das übrigens ebenfalls. Für Investoren, die sich dieses Risiko einkaufen können, ist das sehr interessant. Und Investoren, die eher in den traditionelleren Bereichen unterwegs sein müssen, kommen meiner Meinung nach um Hochzinsanleihen nicht herum. Aber auch da muss man genau hinschauen, da man sehr schnell ökonomische Risiken im Portfolio kumuliert, die man so gar nicht auf dem Radar hatte. Hier sollte man sich nicht nur auf die historischen Korrelationen verlassen, sondern wirklich nach vorne gerichtet in die Portfolios schauen, und analysieren, was Manager dort gerade für Themen spielen. Dann sieht man, wie die einzelnen Portfoliomanager ihre Ziele erreichen, mit welchen Risikofaktoren, mit welchen Performancetreibern. Und was sicherlich noch einmal eine größere Rolle spielen wird, sind alternative Wege, Erträge zu erzielen. „Das Charmante an den Frontier Markets hat sich in der jüngsten Vergangenheit gezeigt“ Sascha Rehbein | Weberbank • HARALD EGGERSTEDT, TOWERS WATSON: Auch ich bin der Meinung, Investoren sollten High Yield besetzen, aber aktiv gemanagt und nicht unbedingt in den allerniedrigsten Rating-Kategorien. Hier sollte man auch komplexere Investments zulassen, wie Nachrangpapiere bis hin zu CoCos. Solche Nachrangpapiere sind natürlich etwas komplex zu preisen, aber hier gibt es gute Möglichkeiten, günstig Papiere aufzusammeln, die risikoaverse Investoren nicht haben wollen oder dürfen. Ich sehe auch Spielraum bei strukturierten ABS-Papieren, deren Ruf ja sehr stark gelitten hat wegen der letzten Krise. Zum Teil sind die mittlerweile aber leider schon wieder recht teuer. • LENNART SEGLER, HAUCK & AUFHÄUSER PRIVATBANKIERS: Ich sehe zahlreiche Opportunitäten. Die Emerging und Frontier Markets sind ein interessantes Thema, wobei hier die Währungsrisiken zu beachten sind. Cat Bonds sind ein weiteres Thema, wobei dieser Nischenmarkt schon stark nachgefragt wird und nicht mehr so attraktiv erscheint. Weitere Segmente wie Mittelstandsanleihen und CITYWIRE.DE 13 FIXED INCOME CoCo-Anleihen können ebenfalls interessant sein. Alle Segmente aber sind geprägt durch unterschiedliche Risiken und müssen aktiv selektiert und allokiert werden. Absolute-Return-Ansätze, die Derivate einsetzen, können ein Core-Portfolio ebenso sinnvoll ergänzen. • THOMAS HERBERT, ODDO MERITEN: Ich würde nach wie vor den Schwerpunkt darauf legen, ein möglichst diversifiziertes Portfolio aufzubauen. Sicherlich sind Themen wie Frontier Markets interessant, aber für einen größeren institutionellen Investor muss man sich unbedingt auch die Kapazitätsgrenzen anschauen. Das Thema Asset-Based-Lending sollte in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Hier lohnt sich unter Umständen eine frühzeitige Positionierung. Abwägen sollte man aber auch, wo ökonomisch die Grenzen der Diversifikation liegen, insbesondere auch im Hinblick auf interne Ressourcen. Modulare oder sogenannte Core-Satellite-Ansätze können hier bei der Portfoliokonstruktion helfen. Nach vorne schauend denke ich, dass wir in der zweiten Hälfte des Kredit-Zyklus sind. Ob wir jetzt schon im letzten Viertel oder im letzten Achtel sind, wissen wir nicht. Es ist jedoch ein sehr attraktives Umfeld für Könner der Alphaselektion. Über die nächsten Quartale werden wir jede Menge Gelegenheiten bekommen, über Selektion attraktive Erträge zu erzielen. Investoren, die selbst nicht groß genug sind, das zu tun und die keine Expertise dafür haben, sollten sich auch im Hinblick auf die taktische Allokation stärker beraten lassen. Da kann es durchaus sinnvoll sein, bei Hochzinsanleihen ein defensiveres Managerprofil zu wählen und dafür aktiver die bestehenden Durations- und Marktrisiken zu managen. Ein Grundpfeiler bleibt die Diversifikation, allerdings nicht nur nach Assetklassen sondern auch nach Management Style. • 14 NOVEMBER 2015 „Sicherlich sind Themen wie Frontier Markets interessant, aber für einen größeren institutionellen Investor muss man sich unbedingt auch die Kapazitätsgrenzen anschauen.“ Thomas Herbert | Oddo Meriten Asset Management GmbH Citywire Magazin wird von Citywire Financial Publishers Ltd. (“Citywire ) herausgegeben. 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Kein Vertrauensschutz 2.1 Sie sind für Ihre eigenen Investmententscheidungen allein verantwortlich und es liegt in Ihrer Verantwortlichkeit, die Geeignetheit und Verlässlichkeit aller diesbezüglichen Informationen zu bewerten und eine eigene Beratung diesbezüglich einzuholen. Sie erkennen an, dass jedwede Information, die in den Inhalten gegeben wird, sich nicht auf Ihre besonderen Umstände beziehen kann. Diese Umstände variieren und Sie sollten eine eigene unabhängige Beratung darüber einholen, ob diese in Bezug auf eine Investmententscheidung oder eine Investmentart, die in den Inhalten genannt sein könnte, geeignet sind. 2.2 Die Performance-Analysen der Fondsmanager und Bewertungen, die in den Inhalten gegeben werden, sind die Meinungen von Citywire zum jeweiligen Datum an dem sie mitgeteilt werden und stellen keinerlei Empfehlungen zum Kaufen, Halten oder Verkaufen eines Investments dar oder dazu, eine sonstige Investitionsentscheidung zu treffen. Die Meinungen und Analysen von Citywire sprechen in keinem Fall die Geeignetheit eines Investments für einen bestimmten Zweck oder eine Anforderung an und können nicht als Basis für eine Investmententscheidung dienen. 2.3 Personen, die keine professionelle Erfahrung mit der Teilnahme an nicht-regulierten kollektiven Anlagemodellen haben, sollten sich nicht auf Materialien, die sich auf solche Modelle beziehen, verlassen. 2.4 Die Performance eines Investments in der Vergangenheit ist keine Richtschnur für die Performance in der Zukunft. Preise der Investitionen können sowohl fallen als auch ansteigen. 2.5 Personen, die mit Citywire in Verbindung stehen oder von ihr angestellt sind, können – jetzt oder auch zukünftig – Stellungen in dieser Publikation genannten Investments haben. 2.6 Die Citywire Financial Publishers Ltd. agiert auf einer Richtlinie der Unabhängigkeit in Bezug auf Angelegenheit, in denen die jeweiligen Betreiber ein wesentliches Interesse oder einen Interessenkonflikt haben. 3. 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Als Spezialist für die europäischen Märkte bietet Oddo Meriten Asset Management seinen Kunden eine einzigartige Auswahl an leistungsstarken Anlagelösungen in den wichtigsten Anlageklassen, darunter europäische Aktien, Unternehmensanleihen, Wandelanleihen und Asset-Allocation-Strategien. Spezialist für europäische Märkte Unsere tiefen Einblicke in die Dynamik der Märkte Frankreichs und Deutschlands, die knapp 50% des BIP der Eurozone auf sich vereinen, verschaffen uns einen Vorsprung, um in europäischen Aktien- und Rentenportfolios Mehrwert zu generieren. Intern erstellte fundamentale & quantitative Analysen Profunde Kenntnis der Unternehmen durch unsere intern erstellten Fundamentalanalysen. Unsere selbstentwickelten auf MomentumFaktoren basierenden quantitativen Modelle vermitteln Ihnen tiefe Einblicke in Markttrends. Experte für Asset-Allocation-Strategien Nachweislich lange und erfolgreiche Erfahrung in der Allokation zwischen Anlageklassen und Regionen weltweit. Performance gepaart mit konsequenter Risikosteuerung Unser Ziel ist es, den jeweiligen Vergleichsindex kontinuierlich zu schlagen und eine Performance im oberen Quartil der Vergleichsgruppe zu erzielen, dabei halten wir die Risiken und die Portfoliorichtlinien stets genauestens im Blick. Erfahren Sie mehr www.meriten.de / www.oddomeriten.eu
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