Dezember 2013 63. Jahrgang Heft 261 Selbstverständnis der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein Die Burg Ludwigstein wurde von der deutschen Jugendbewegung, wie sie im Wandervogel ihren ersten Ausdruck fand, als Jugendburg und Erinnerungsmal an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Brüder wieder errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gedenken an dessen Gefallene und an die Opfer der Gewalt aus den Bünden mit einbezogen. Die Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e. V. ist Nachfolgerin der 1920 gegründeten Vereinigung zum Erwerb, Wiederaufbau und zur Erhaltung der Burg Ludwigstein bei Witzenhausen an der Werra. Die Burg steht der Jugend und den Älteren in Wahrung der Tradition der deutschen Jugendbewegung als Jugendherberge und Tagungsstätte offen; sie soll menschliche Begegnung, Sammlung und gemeinsame Erholung vermitteln. Die Burg ist Sitz des Archivs der deutschen Jugendbewegung. Um die Erreichung dieses Zieles auch für die Zukunft sicherzustellen, beschloss die Ordentliche Mitgliederversammlung der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e. V. vom 18. Juni 1966, das Eigentum an der Burg und dem Archiv der deutschen Jugendbewegung auf eine gemeinnützige Stiftung privaten Rechts zu übertragen, die den Namen „Stiftung Jugendburg Ludwigstein und Archiv der deutschen Jugendbewegung“ führt. Präambel der Vereinssatzung Impressum Ludwigsteiner Blätter Zeitschrift der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e. V. 63. Jahrgang, Heft 261 vom Dezember 2013 Satz, Layout, Druck und Versand: Martin Schott, Leidener Straße 135, 47839 Krefeld Redaktion: Sandra Büchsenschütz-Nothdurft, Tütthees 15, 47559 Kranenburg Florian Horst, Nahlstraße 10, 34117 Kassel Druck: Druckhaus Duisburg OMD GmbH, Duisburg (auf 100 % Recyclingpapier) Erscheinungsweise: vierteljährlich, Auflage: 550 Redaktionsschluss: für Heft 262 am 15. Februar 2014 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Titelmotiv: Gewitterstimmung über dem Ludwigsteiner Land; Foto: Carsten Deiters Bildnachweis: Burg: 25-29; Deiters: 9, 11, 20-21; Demmer: 30; Hermera: 44, 45; Horst: 4; Lentz: 31; Pflüger-Grone: 43; Schichl: 8; Schott: 6 I NHALT Inhalt der Ludwigsteiner Blätter, Dezember 2013 Meißnertreffen 2013 Die Jugend bestimmt sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HNA, Stefan Forbert 3500 Jugendbewegte zum Jubiläumslager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HNA Start der Ludwigsteiner Meißnerwochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . stk, HNA Meißner-Erklärung 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Meißnerlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Juliane Palm (kani) Fackel als Verbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfram Skupio, HNA Feuerfeier geht in Regen unter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zps, HNA Naturerleben gegen inneres Vereinsamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Forbert, HNA Stilles Gedenken im Fackelschein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zcc, HNA Ende und Anfang – Die Meißnernacht 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raphael Ferres 5 5 6 7 8 10 10 12 12 13 Burg aktuell Einschnitt auf Burg Ludwigstein . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Eisenträger, Roland Lentz, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Alexander Liebig, Jörg Zimmer Land friert Geld für Burg Ludwigstein vorerst ein . . . . . . . . . . . . . Stefan Forbert, HNA Hauptsorge gilt den Gästen der Burg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Forbert, HNA Burg Ludwigstein hat guten Ruf als Bildungsstätte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ahl, HNA Kein Platz für extremes Gedankengut . . . . . Maren Apel, MarktSpiegel Witzenhausen Auch Schritte zur Abgrenzung positiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Forbert, HNA Fahnen im Gedenkraum wurden eingerollt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bauhüttenkreis Brief an die Bünde . . . . . . . . . . . . . . Stiftungsvorstand, Kuratorium, Burgbetrieb, Jubi Stellungnahme zur Aussetzung der Nutzung durch jugendbewegte Gruppen . . . . . . . 15 16 16 17 18 19 20 22 24 VJL – Vereinigung Jugendburg Ludwigstein / Stiftungsvorstand Geleitwort zu dieser Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Horst Neu im Stiftungsvorstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Lentz Aus dem VJL-Vorstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Pflüger-Grone Protokoll der ordentlichen Mitgliederversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie Medow Ein ganz persönlicher Bericht zur OMV 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tatjana Wander Ein offener Brief an Holger Pflüger-Grone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tatjana Wander Jahresschlusswort 2013 des VJL-Vorstandes . . . . . . . Tatjana Wander, Matti Zimmer Hohe und runde Geburtstage 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialog der Bünde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VJL-Vorstand 4 31 31 33 41 43 44 45 46 Burg intern Neu auf der Burg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Ingrid Becker feiert 25-jähriges Dienstjubiläum . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Demmer 30 Veranstaltungen auf der Burg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 G ELEITWORT Lieber Leser, liebe Leserin, M eißner 2013 – was ein Fest, was für Freude und was für Folgen. Folgen für die Burg, den Burgbetrieb und unsere Mitarbeiter, das Ansehen der Burg. Reputationsverluste oder Imageschäden sind Begriffe, die das von Außen mit Hilfe renommierter Medien über die Burg verbreitete Bild deuten helfen. Eigentlich hat unser Burgbetriebsleiter einen dem rechten Lager zugehörigen Menschen des Burggeländes verwiesen – anläßlich des Marktes der Jugendbewegung. Ein Schritt, der einigen Kritikern der Burg nicht weit genug ging – es seien schließlich noch andere Neu-Rechte auf dem Markt unterwegs gewesen. Nur erkannte die offenbar niemand – wie auch, schließlich ist niemand mit verfassungsfeindlichen Symbolen oder Hetzschriften über das Burggelände gelaufen und hat Jugendliche oder Erwachsene zu irgendwelchen diesbezüglichen Taten verführt. Da nun also ein stiller Beobachter der Szenerie offenbar Kenntnis von diesen Personen hatte, fotografierte er diese und schrieb in einen Internet-Blog der renommierten Zeitung „Zeit-online“ seine Meinung über rechte Umtriebe auf der Burg. Im Internet blieb hängen: „Eklat um rechte Umtriebe auf Burg Ludwigstein“. Es hagelte Stornierungen von Klassenfahrten und anderen bereits gebuchten Veranstaltungen – einen Dialog mit der Burg zur Aufklärung der als belastbaren Vorwurf verstandenen Meinungsäußerung haben nur wenige gesucht. Diese Meinungsäußerung kann nur als effektheischend bezeichnet werden, eine faire Beleuchtung der Umstände hätte auch anders lauten können, zum Beispiel: Burgbetriebsleiter verweist Neu-Rechten des Geländes oder ähnlich. Nein, hier wurde 4 die negative Aussage gesucht und geschickt in die Medien lanciert. Auf der letzten Ordentlichen Mitgliederversammlung dann die dringend notwendige Aussprache der Versammelten. Es gab Stimmen, die auf die „Offene Burg – Eine Erklärung“ hinwiesen und ihre Offenheit als zu frei, zu offen, zu liberal kritisierten, die offenbar lieber eine stärkere Eingrenzung des Zugangsrechtes zur Burg bevorzugen. Freiheit? – Ja, aber für wen soll diese Freiheit gelten? – Für alle? Diese Frage bleibt zu klären. Schlussendlich blieb keine andere Lösung, als bündische Veranstaltungen für ein Jahr auszusetzen. In dieser Zeit wird ein professionell begleiteter Mediationsprozess vom Vorsitz der VJL zwischen den Bünden angestoßen – damit die Bünde unter sich klären können, was bündisch sein ausmacht, wer die „Bünde“ sind und was sie in einem Rechtsstaat an Freiheiten genießen – und anderen zugestehen können. Ein interessantes Jahr steht bevor, fordern wir für alle geltende und mitgetragene Lösungen! G ELEITWORT / M EISSNERTREFFEN Leider kommt die Berichterstattung über die durchaus positiven Erlebnisse und Ereignisse des Meißnerjahres dadurch etwas zu kurz. Das Lager in Frankershausen war großartig, die Meißnerfahrt hatte sehr viele schöne Aspekte und die Aktivitäten auf der Burg Ludwigstein haben gezeigt, dass 2013 dort Leben und Offenheit groß geschrieben wird. Zu guter Letzt wünscht das Redaktionsteam der Ludwigsteiner Blätter allen Lesern eine frohe Vorweihnachtszeit, gesunde und fröhliche Weihnachten und ein Gutes, Neues Jahr 2014. Viele Grüße, Florian Die Jugend bestimmt sich D as Meißnertreffen, dessen Vorbereitung in den letzten Zügen liegt, ist etwas ganz besonderes für die Jugend. Nach dem 1. Freideutschen Jugendtag im Oktober 1913 fanden erst zwei Jubiläumsfeiern statt- 1963 nach 50 Jahren und 1988 nach 75 Jahren. Jedes Mal überlegen sich die Köpfe der teilnehmenden Bünde eine Erklärung. In der Tradition des 1913 formulierten Anspruchs, dass die Jugend ihr Leben selbst bestimmen und gestalten will, wurden die Veränderungen in der Gesellschaft kritisch beleuchtet und mögliche Gefahren be- nannt. Dem wurden Vorschläge entgegengesetzt und neue Ziele festgelegt. So wird die Zusammenkunft von 3500 Menschen aus allen Ecken Deutschlands in der nächsten Woche nicht bloß ein fröhliches Pfadfinderlager mit Lagerfeuerromantik sein, sondern soll auch den Blick schärfen auf Schwerpunkte bei verantwortungsbewusstem Denken und Handeln für die nächsten 25 Jahre. Das ist so etwas wie eine Weichenstellung der Jugend. Dass diese direkt an unserem Hausberg erfolgt, sollte uns mit Stolz erfüllen. Stefan Forbert, HNA vom 27.9.2013 3500 Jugendbewegte zum Jubiläumslager Gedenktreffen zum Freideutschen Jugendtag 1913 am Alten Teich FRANKERSHAUSEN. Zum Mekka der Jugendbewegten aus ganz Deutschland wird der Alte Teich oberhalb von Berkatal- Frankershausen in der nächsten Woche. Bis zu 3500 Pfadfinder, Wandervögel und Waldläufer der Waldjugend ab 14 Jahren aus knapp 60 Bünden werden zum 1. Oktober erwartet. Die Gruppen errichten dann ihre Jurten genannten schwarzen Zelte. Für die Zeltstadt steht eine fünf Fußballfelder große Wiese zur Verfügung. Seit Beginn dieser Woche ist ein Team von 30 Freiwilligen bereits dabei, nicht nur das Areal für die Gruppe einzuteilen, sondern auch die Infrastruktur zu schaffen, damit die 3500 jungen Menschen bis zur Abreise am 6. Oktober sich waschen und verpflegen können. Es soll 90 mobile Toiletten geben, zum Zeltaufbau liegen 800 geschlagene Fichten und für die Lagerfeuer jede Menge Brennholz bereit. So wird auch eine Lager-Feuerwehr gebildet. Und 5 eine Sanitätsstation am Rande des Lagers ist stets mit Notarzt und Rettungsassistenten besetzt. Die Zeltstadt wird sechs Tage lang nicht nur als Wohnstatt, sondern auch als Veranstaltungsort für viel Programm dienen. Da wird beispielsweise gesungen und Theater gespielt. Im Mittelpunkt des Treffens steht die Feier des 1. Freideutschen Jugendtages, der 1913 auf der Hausener Hute am Westhang des Hohen Meißners stattfand. Da dort zum Schutz der Natur nicht mehr gezeltet werden darf, traf man sich schon zur 75-Jahr-Feier 1988 nicht mehr am historischen Ort, sondern am Alten Teich. Die Teilnehmer gehören zu Bünden, die sich in der Tradition der Jugendbewegung sehen. Jede hat eine eigene Geschichte, eigene Lebensformen und Ideen, Symbole und Visionen. Um diese Vielfalt kennenzulernen, ist die Öffentlichkeit eingeladen, sich ungezwungen ein Bild davon zu machen. Höhepunkt des Treffens ist am Freitag, 4. Oktober, ab 17 Uhr ein Festakt neben dem Lager. HNA vom 27.9.13 Start der Ludwigsteiner Meißnerwochen WITZENHAUSEN. Die Ludwigsteiner Meißnerwochen beginnen am Samstag, 28. September und enden mit der Meißnernacht am 13. Oktober. Dazu gibt es zum Start zwei Veranstaltungen in Witzenhausen: am Sonntag, 29. September, liest um 20 Uhr Dr. Robert Steigerwald im Sammelsurium Arends aus seiner sozialistischen Familienchronik „Haus im Sandweg“. Der inzwischen 89jährige wurde bekannt als führender Theoretiker der DKP und Gründer der MarxEngels-Stiftung. Über seinen aus Witzen- 6 hausen stammenden Schwiegervater, einem Meißnerfahrer von 1913, kam er mit dem linken Flügel der Jugendbewegung in Kontakt. Professor Arno Klönne, Verfasser des Standardwerks „Hitlerjugend und ihre Gegner“ wird Lesung und Gespräch begleiten. Am Montag, 30. September, zeigt das Capitol-Kino um 20 Uhr den Dokumentarfilm „Die Waldeck“ über Wandervogel und Falkbewegung auf der im Hunsrück gelegenen Jugendburg. stk, HNA vom 27.9.2013 M EISSNERTREFFEN 2013 Das Meißnerlager 2013 D ie Wochen und Monate vor dem Lager schienen nur so dahin zu rasen und wir konnten es kaum glauben, als es plötzlich Zeit war, zum Lagerplatz zu reisen. So vieles war noch zu tun, zu planen, vorzubereiten und zu besorgen; so manchem von uns wären 36-Stunden-Tage sehr willkommen gewesen. An Schlaf war fast nicht mehr zu denken. Doch kaum am Lagergrund angekommen, waren die Mühen der vergangenen Wochen vergessen: Ein gut gelauntes Helferteam war bereits 10 Tage vor Lagerbeginn bei strahlendem Sonnenschein vor Ort, um die Pläne auf dem Papier in die Tat umzusetzen: Der Lagerplatz wurde abgesteckt und das Helfer- und Orgalager mit Küche und sanitären Anlagen aufgebaut, Im Lagergrund steht Zelt an Zelt 8 ebenso die zentralen Zelte wie die Infojurte mit ihren Satelliten und unser Büro- und Besprechungszelt. In den folgenden Tagen wurden 90 Dixis angeliefert, Wasserschläuche verlegt, Waschstellen für die Teilnehmer aufgebaut, die Wanderhütte wurde zum Lagerhäuschen umfunktioniert, Bauzäune dienten als Begrenzung, eine SanStation mit Lagerfeuerwehr wurde eingerichtet, das Verkehrssystem installiert und nach und nach entstand ein imposantes Lagertor. Alle sahen dem Anreisetag nervös entgegen: Würde das Park-Leit-System mit den Shuttlebussen den Planungen standhalten? War die Beschilderung des Wanderweges vom nächsten Bahnhof ausreichend? War bei der Anmeldung in der In- M EISSNERTREFFEN fojurte alles bedacht worden? Hatten wir genügend Helfer für alle spontan anfallenden Aufgaben? Die Sorgen waren unbegründet, alles lief wie am Schnürchen. Die Infojurte brummte vom ersten Tag an bis tief in die Nacht und war von Anfang an durchgehend besetzt. Das Lager selbst untergliederte sich, wie schon 1988, in Foren, Zentren und einzelne größere Bünde, die das Programm gestalteten. Für eine bessere Orientierung wurden die einzelnen Angebote mit den Symbolen Kopf, Herz oder Hand versehen. Jedes der regionalen Foren hatte sich einen thematischen Schwerpunkt gesetzt, zu dem es in den vergangenen Jahren gearbeitet hatte. Darüber hinaus gab es überbündische Zentren, die sich mit der Meißnerformel, mit Musik, der christlichen Pfadfinderei, den überbündischen Projekten und auch mit dem schwierigen Thema „Tabubruch“ beschäftigten. Die Stimmung war phantastisch und auf dem zentralen Platz war immer was los: Volkstanz, Capoeira, Tauziehen, Musik, Gespräche, es wirbelte nur so um einen herum und man konnte den Blick über die Zeltstadt ins Tal genießen und das Lager aufnehmen, wo es am intensivsten war. Ein beeindruckender Festakt war schließlich die Krönung dieses Treffens zur 100. Wiederkehr des Ersten Freideutschen Jugendtages von 1913. Viele Generationen begegneten sich auf diesem Meißnerlager 2013, neue Freundschaften entstanden, alte wurden wiederbelebt. Viele kleinere Bünde nutzen die Gelegenheit, über den viel zitierten Tellerrand zu schauen. Wir können nur hoffen, dass diese Begegnungen vielversprechend waren, dass sie zukunftsträchtig sind, dass sie Lust machen auf mehr, dass die Suche nach Gemeinsamkeiten erfolg- 2013 Stilleben mit Jurtenkreuz: Schwarzzelt vor Himmelszelt reich verläuft, dass wichtiger ist, was uns vereint, als was uns trennt, damit diese Gemeinsamkeiten noch oft Anlass für viele weitere Treffen im Geiste des Meißners sein können. Obwohl Orgarunde und Helfer aus vielen unterschiedlichen Bünden zusammenkamen, um dieses Meißnerlager gemeinsam auf die Beine zu stellen, haben wir als Team hervorragend funktioniert. Viele haben sich tatsächlich auf dem Lagerplatz zum ersten Mal gesehen. Natürlich hatte auch jeder Verantwortungsbereich mit Widrigkeiten und kleineren Problemen zu kämpfen, aber gemessen an der gesamten Herausforderung, die wir gemeistert haben, tritt dies in den Hintergrund. Rückblickend sagen wir alle: Das Lager war ein voller Erfolg und der beste Beweis dafür, wie gut überbündische Zusammenarbeit gelingen kann. Juliane Palm, (kani) Wandervogel Uelzen Verantwortliche für die Presse- & Öffentlichkeitsarbeit und Lagervögtin Meißnerlager 2013 9 M EISSNERTREFFEN 2013 Fackel als Verbindung 100 Jahre Meißnertreffen: Viele der 3500 Jugendbewegten waren schon 1963 dabei FRANKERSHAUSEN. Nicht nur Jugendbewegte, sondern auch Landrat Stefan Reuß und Berkatals Bürgermeister Friedel Lenz sowie viele ehemalige Wandervögel, Bündische und Pfadfinder waren am Freitagabend auf die Wiese neben dem diesjährigen Meißnerlager gekommen, um dort gemeinsam den Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner vor 100 Jahren zu feiern. Zu Beginn des Festaktes entzündeten Wandervögel am Gedenkstein des Freideutschen Jugendtages an der Hausener Hute eine Fackel und brachten diese in einer rund zweistündigen Wanderung zur Festwiese. Der Platz des Jugendtages vor 100 Jahren ist heute Naturschutzgebiet, weshalb das Meißnerlager am Hang zwischen Frankershausen und Frankenhain stattfindet. Die Fackelwanderung aber sollte die Verbundenheit mit dem ehemaligen Ort des Lagers demonstrieren. Der erste Festredner Thomas Grothkopp gab einen kurzen Überblick über die Geschichte der Jugendbewegung in den letzten 100 Jahren, deren Bestandteil auch er ist. Grothkopp hatte als Neunjähriger bereits an der 50-Jahr-Feier 1963 teilgenommen und 25 Jahre später das Meißnerlager mitorganisiert. Zu Beginn seiner Rede rief er alle, die schon einmal am Meißnerlager vor 25 und 50 Jahren teilgenommen hätten, dazu auf aufzustehen. Selbst Rentner waren zum Festakt gekommen und ließen so die Geschichte der Jugendbewegung lebendig werden. 100 hölzerne Stelen bildeten einen Kreis um den Festplatz, jede versehen mit einer Jahreszahl und einem Loch für eine Fackel. Sieben Lieder sangen die Jugendbewegten gemeinsam, nach jedem Lied aber wurden Einzelne der teilnehmenden Pfadfinder- und Wandervogelbünde aufgerufen, die dann mit ihrer Fahne an der Stele mit dem Gründungsjahr ihres Bundes Aufstellung nahmen. Nachdem die Meißner-Erklärung für 2013 verlesen wurde und der Jahrhundertkreis geschlossen war, endete der Festakt mit dem Entzünden des Meißnerfeuers. Wolfram Skupio, HNA Witzenhausen Feuerfeier geht in Regen unter Wandervögel trotzen dem nassen Wetter HAUSEN. Es regnet in Strömen, alle Hoffnungen auf besseres Wetter erfüllen sich nicht. Die Feuerfeier am Samstag zum Jubiläum des 1. Freideutschen Jugendtages auf dem Hohen Meißner im Jahr 1913 war dann eine große Herausforderung für die 10 Organisatoren und Gäste. Abschrecken ließen sich die zahlreichen Teilnehmer nicht. Im Gegenteil: Sie trotzten dem nassen Wetter an der Hausener Hute und entzündeten die eine oder andere Fackel, auch wenn der Regen so manches Feuer M EISSNERTREFFEN schnell löschte. Auch ein Holzstoß war aufgeschichtet worden. Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr Hasselbach, die den Brandschutz übernahmen, waren jedoch skeptisch, ob es gelingen würde das Holz zu entzünden. Frank Pölert, pensionierter Lehrer aus Höxter, erinnerte bei einer kleinen Ansprache an die Feier vor 50 Jahren an gleicher Stelle. „Das Herbstwetter war damals gut, viel Sonne, etwa 3000 Teilnehmer, die in knapp 1000 Zelten, der sogenannten Kote, der Hausener Hute zu einem farbenfrohen und stimmungsvollen Bild verholfen haben.“ Gern dachte er an die Teilnahme des damaligen SPD-Politikers Carlo Schmid, der auch Wandervogel war. „Es wird leider immer schwieriger, Jugendliche neu für die Bewegung zu begeistern, die heutige Zeit bietet viele andere Abwechslungen“, sagte Pölert. „Ich bin als Lehrer vor über 30 Jahren mit meiner Schulklasse in drei Ta- 2013 gen von Höxter zum Hohen Meißner gewandert, wir alle hatten viel Spaß bei diesem Schulausflug.“ Gerd Kinder aus Melle, ebenfalls Teilnehmer vor 50 Jahren, erinnerte an viele Wandervögel aus Österreich, heute seien nur wenige übrig. Auch er sieht Probleme für die Zukunft durch weniger Jugendliche im Nachwuchs. Nach der Grenzöffnung 1989 kamen zwar Wandervögel aus Ostdeutschland hinzu, die Quote der Jugendlichen stieg etwas an, der Zulauf sei aber leider auch etwas zurückgegangen. Gern erinnert er sich, dass damals deutlich mehr gesungen wurde. „Die Verpflegung mussten wir selbst organisieren und natürlich auch transportieren“, so Kinder. „Das führt dazu, dass man sich auf leichte Lebensmittel wie Nudeln oder Reis konzentriert.“ zps, HNA Witzenhausen M EISSNERTREFFEN 2013 Naturerleben gegen inneres Vereinsamen Bünde bekennen sich zu Meißnerformel 1913 FRANKERSHAUSEN. Der Tradition folgend wurde zum Meißnertreffen 2013, 100 Jahre nach dem ersten Freideutschen Jugendtreffen, eine Erklärung formuliert. Sie wurde am Ende des Festaktes am Freitag bei Frankershausen verlesen. Bei einem Treffen im März 2013 hatten sich die Sprecher der teilnehmenden Jugendbünde auf die aktuelle Formulierung geeinigt. In der Erklärung bekräftigten die Bünde, dass die Meißnerformel von 1913 („Die freideutsche Jugend will nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, in innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten.“) in ihrer Beständigkeit „ein Kompass auf unserem Weg“ sei. Und die bündische Lebensweise werde die Gruppen im Sinne der Meißnerformel auch durch zukünftige Herauforderungen leiten. Dazu zähle heute schon die zunehmende Verlagerung von Begegnungen in den virtuellen Raum, die die Gefahr von Unverbindlichkeit und innerer Vereinsamung berge. „Dem stellen wir unsere selbstgewählte Verbindlichkeit und unser Bekenntnis zu Gruppe und Bund entgegen, die tatsächliches Erleben, Naturerfahrung und die persönliche Entwicklung fördern“, heißt es in der 2013-er Erklärung. Und weiter: „Veränderungen im Bildungswesen führen neben einer wachsenden zeitlichen Inanspruchnahme zu einer Herabwertung von Bildung zu einem bloßen Mittel zum Zweck.“ Daher sehen die Bünde als Aufgabe an, sich „der Einzigartigkeit unseres selbstbestimmten Bildungsansatzes hin zu innerer Haltung bewusst zu werden und ihn auch weiterhin als Gegenentwurf in die Gesellschaft zu tragen.“ Stefan Forbert, HNA Witzenhausen Stilles Gedenken im Fackelschein Bündische Jugend erinnert während der Meißnertage im Burghof an alle Kriegstoten BURG LUDWIGSTEIN. An die Avantgardisten der Freideutschen Jugendbewegung hat die bündische Jugend im Rahmen der Meißnertage erinnert. Das Gedenken der Toten des ersten Weltkrieges wurde im Hof der Burg Ludwigstein zu einer stimmungsvollen Feier im Fackelschein. beim 1. Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner vor hundert Jahren auf. „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr“, hatte er den Teilnehmern damals zugerufen. Doch dazu kam es nicht, weil im Oktober 1914 fast alle Wandervogelführer an der Front standen. Es war Krieg. Vor gut 200 Pfadfindern und Wandervögeln griff Stefan Schreiber als Organisator der Meißnerfahrt 2013 das Schlusswort des Schriftstellers Ferdinand Avanarius Dass sich damals fast alle Wandervögel mit der in den ersten Kriegsmonaten üblichen Begeisterung zu den Waffen gemeldet hätten, bedeutete nicht, dass 12 M EISSNERTREFFEN sie kriegslüstern gewesen sein, sagte der 35-Jährige, der als Angehöriger des Deutschen Pfadfinderbundes in Rabenau im Kreis Gießen zu Hause ist. Im Gegenteil: Die Deutsche Akademische Freischar, von der das erste Meißnertreffen ausgegangen sei, habe noch im Juli 1914 in einem Telegramm an den Kaiser darum gebeten, „die Jugend der ganzen Welt vor dem entsetzlichen Unglück eines Krieges zu schützen“ und alle Anstrengungen zur Erhaltung des Friedens zu unternehmen. Zu den Freiwilligen im August 1914 habe auch Enno Narten gehört, dem im Feldlager der Gedanke gekommen sei, 2013 nach dem Krieg den Ludwigstein als lebensvolles Denkmal für die gefallenen Wandervögel aufzubauen. Narten habe zu den wenigen überlebenden Führern des Bundes gehört. Enno Narten auch dabei Über 7000 Wandervögel seien aus dem Ersten Weltkrieg nicht zurückgekehrt. Ihnen, und allen Kriegstoten, galt das stille Gedenken, das von Liedern zu Gitarrenklängen umrahmt und mit einer Kranzniederlegung im Gedenkraum der mittelalterlichen Burg beendet wurde. zcc, HNA Witzenhausen Ende und Anfang – Die Meißnernacht 2013 H at sich was bewegt? Was hat uns bewegt?“ Unter diesem Motto sollte in der Meißnernacht 2013 Bilanz gezogen werden am Ende des bewegten und bewegenden Meißnerjahres. Nach den intensiven Wochen des Meißnerjubiläums finden sich am 12. Oktober etwa 30 Jugendbewegte aus verschiedensten Bünden auf dem Ludwigstein ein. Eine relativ kleine Schar, doch so ist für alle Platz in der Runde im großen Raum der neuen Jugendbildungsstätte. Angenehm gewärmt wird er nicht von einem Feuer, sondern allein von der durch die großen Fenster durchscheinenden Nachmittagssonne – die Passivhaustechnik zeigt ihre Wirkung. Fleißige Hände haben Blech um Blech an Kuchen gebacken, der die Gäste mit den Früchten des Burgbergs erfreut. Unter Stephan Sommerfelds routinierter Diskussionsleitung hören wir Berichte von drei Meißnerfesten. Kay Schweigmann-Greve stellt Weimar 2013 vor, ein Treffen, das sich in einer doppelten Tradition stellte, die des Meißnertreffens von 1913 und die des Arbeiterjugendtages, der 1920 in Weimar stattgefunden hat. Damals wie heute wurde das Treffen in Weimar zu Goethes Geburtstag veranstaltet. Über den Tag und die Teilnehmer hinaus will die „Weimarer Erklärung“ weisen. Reinhard Rau und andere erzählen von den Erlebnissen auf der Meißnerfahrt und den Angeboten beim Markt der Jugendbewegung, zu dem eine Vielzahl von Interessierten auch aus der Region gekommen war. Eindrucksvoll war für diese Fahrtengruppe besonders die Feuerrunde am historischen Lagerplatz, von der mehrere gern erzählen. Zum großen Meißnerlager bei Frankershausen erstattet kein Einzelner Bericht, viele der Anwesenden waren dort und so ergibt sich ein nahtloser Übergang 13 M EISSNERTREFFEN 2013 zum Gespräch. Viele Höhepunkte, aber auch ganz alltägliche Dinge, vieles Erfreuliche, aber auch die Beschäftigung mit den dunklen Punkten der Jugendbewegung haben ein denkwürdiges, vor allem aber ungeheuer buntes Großlager geschaffen. In der Zusammenschau aller drei Veranstaltungen wird erkennbar: Auf unterschiedliche Weise waren die Meißnertage für fast jeden eine lohnende, erlebnisreiche Zeit. Das Motto für dieses Treffen ist erkennbar gut gewählt, die lebhafte Diskussion über Ziele und Ergebnisse, enttäuschte und erfüllte Erwartungen füllt den ganzen Nachmittag. Mit einem Abendbrot gestärkt brechen wir dann zur Nachtwanderung auf. Auf der Hausener Hute empfängt uns Regen am Gedenkstein. Fast trotzig klingt es, als die fackelbeschienene Runde dagegen „Wir wollen zu Land ausfahren“ in das Dunkel hinein singt. Nur wenige Worte werden gesprochen, ehe wir in Richtung Ludwigstein aufbrechen. Zügigen Schrittes geht es durch den nächtlichen Wald. Eine große Rede versucht niemand. Nach den langen, vollen Tagen der verschiedenen Meißnerfeste hängen viele Wanderer erst noch ihren eigenen Gedanken nach. Große Worte mögen später einmal daraus erwachsen. Für dieses Mal ergeben sich eher Gespräche zu zweit oder zu dritt. Tief in der Nacht erreichen wir wieder den inneren Burgring. „Wir haben den Berg erklommen“ klingt passend als Lied dazu an. Im Gedenkraum geht das Meißnerlicht, das hier seit dem vergangenen Jahr gebrannt hat, noch einmal still von Hand zu Hand. Zippo, der in der Jugendbildungsstätte viele Monate rund um dieses Jubiläum gearbeitet hat, fällt es nun zu, dieses Licht wieder zu löschen. Ein Ende? Ja – und nein. Im Lied „Nocturne“ spiegelt sich der Gedanke eines Abschlusses, der über sich hinaus wieder Neues verheißt. Der Tee, den einige Zurückgebliebene für uns gekocht haben, ist den Wanderern willkommene Stärkung. Manche gehen nun rasch und still zu Bett, andere belohnen sich in der Sauna für den Marsch durch die nasskalte Nacht. Und am Feuer unter dem großen Kamin singen einige noch bis zum Morgengrauen. Die Meißnernächte, die 2007 im Vorausblick auf das Jubiläum begonnen worden waren, hätten mit dieser eigentlich einen Abschluss haben sollen. Doch beim Frühstück am Sonntagvormittag sind sich die Meisten einig: Diese überbündische Gesprächsgelegenheit soll weiterleben. Am gleichen Termin, vielleicht mit etwas anderem Ablauf, und gerne mit noch weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr! Raphael Ferres Burg Ludwigstein/Meißner 2013 http://meissner-2013.de 14 Burg Ludwigstein/Geschichte B URG AKTUELL Mitteilungen für unsere Burggäste Einschnitt auf Burg Ludwigstein V on Seiten der überregionalen Presse sowie von verschiedenen Bünden wird der Burg Ludwigstein eine mangelnde Distanz nach „rechts“ vorgeworfen. Die negative Berichterstattung der vergangenen zwei Wochen hat für die Burg bis jetzt bereits einen schwerwiegenden Imageschaden zur Folge. Der Burgbetrieb ist in dieser Situation in seinem Fortbestand gefährdet. Als Reaktion auf diese Entwicklung hat sich der Stiftungsvorstand der Burg im Vorfeld der offiziellen Mitgliederversammlung der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein (VJL) an diesem Wochenende zu einem drastischen Schritt entschlossen: Ab sofort wird die Jugendburg Ludwigstein den Bünden – zunächst für die kommenden 12 Monate – als Begegnungsstätte nicht mehr zur Verfügung stehen. Um weiteren Schaden für die Burg abzuwenden, sind die auf der Burg engagierten Bünde aufgerufen, ihren Konflikt um die Jugendburg Ludwigstein zu klären und beizulegen. Sie sollen einvernehmlich festlegen, unter welchen Voraussetzungen die Burg Ludwigstein auch in Zukunft wieder die Begegnungsstätte der Jugendbewegung sein kann. Eine erste Initiative dazu ist von Seiten der Deutschen Waldjugend e. V. und dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e. V. in Form eines Antrages auf der offiziellen Mitgliederversammlung der VJL gestartet worden. Gemäß des Antrags ist der Vorstand der VJL aufgefordert, einen zielgerichteten, transparenten und ergebnisoffenen Dialog zwischen den die Burg tragenden Bünden zu initiieren. Der Antrag ist von den Mitgliedern der VJL angenommen worden und in voller Länge auf der Website der Burg unter „VJL“ veröffentlicht. Dies bedeutet im Einzelnen: – Die Institutionen der Burg – die VJL, die Jugendbildungsstätte und die Stiftung – werden keine überbündischen Veranstaltungen organisieren. – Es werden demnach ebenfalls keine Arbeitseinsätze und Bauhütten stattfinden. – Raumpatenschaften werden ausgesetzt. – Die Burg wird nicht als Ort für Veranstaltungen und Burgbelegungen der Jugendbewegung zur Verfügung stehen. – Besucher in Kluft sind in den nächsten 12 Monaten auf der Burg nicht willkommen. Die Arbeit der Jugendburg Ludwigstein basiert auf der grundlegenden Einsicht, dass demokratiefeindlichen Entwicklungen vor allem gelebte Demokratie und zivilgesellschaftliches Engagement entgegenwirken. Für extremistisches Gedankengut ist auf der Burg kein Platz. Wir bitten alle, diesen Beschluss zu respektieren. Eva Eisenträger, Roland Lentz, Alexander Liebig, Jörg Zimmer Der Stiftungsvorstand der Jugendburg Ludwigstein 2. November 2013 15 B URG AKTUELL Land friert Geld für Burg Ludwigstein vorerst ein Reaktion auf Vorwürfe, Jugendburg sei Rechtextremen-Treff BURG LUDWIGSTEIN. Die Jugendbildungsstätte Ludwigstein erhält derzeit kein Geld vom Land. Das hessische Sozialministerium will erst RechtsextremismusVorwürfe klären, die von einem freien Journalisten in einem Bericht aufgeworfen wurden. Der wurde unter anderem im InternetMagazin „Zeit online“ am Mittwoch veröffentlicht. Bis dahin würden alle Zuwendungen gestoppt und Entscheidungen über Investitionsförderungen ausgesetzt. In dem tendenziösen Bericht mit der Überschrift „Eklat um rechte Umtriebe auf Burg Ludwigstein“ listet der Journalist Jesko Wrede, der Rechtsextremismus als einen seiner Schwerpunkte nennt, eine Reihe von Zusammenhängen zwischen Personen und Gruppen mit der Burg auf, die mehr oder weniger zum rechtsextremen Spektrum gezählt werden. Insbesondere im Rahmen der Jubiläums-Veranstaltungen zum 1. Freideutschen Jugendtag 1913, die Anfang Oktober unter anderem auf der Jugendburg stattfanden, ergaben sich für den auch dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) in Berlin angehörenden Journalisten Anknüpfungspunkte, zu denen er die Verantwortlichen der Burg um Stellungnahme bat. Stiftungsvorsitzende Eva Eisenträger, Burgbetriebsleiter Selmar Sechtling und Geschäftsführer Stephan Sommerfeld von der Jugendbildungsstätte weisen dabei den Vorwurf, der Ludwigstein habe sich zu einem gern besuchten Ort für prominente rechte Publizisten entwickelt, als unzutreffend zurück. Die zwei von Wrede benannten Publizisten hätten die Burg ihres Wissens nach in den vergangenen zehn Jahren nur einmal besucht, konkret im Rahmen der Meißnerfahrt des Rings junger Bünde Hessen am 3. Oktober, heißt es in der Stellungnahme, die auch im Internet zu lesen ist. Ein erstes Gespräch mit dem Ministerium fand am Donnerstagnachmittag bereits in Wiesbaden statt. Stefan Forbert, HNA vom 25.10.2013 Hauptsorge gilt den Gästen der Burg Polizei zu Burg Ludwigstein: Kein Treffpunkt für Rechtsextreme BURG LUDWIGSTEIN. „Es gibt effektiv keine weitergehenden Erkenntnisse“ darüber, dass sich die Burg Ludwigstein zu einem Treffpunkt für Rechtsextreme entwickelt hat. Das sagte auf HNA-Anfrage Polizeidirektor Thomas Beck, der Chef der Polizeidirektion 16 Werra-Meißner. Einzig über einen Vorfall am 3. Oktober im Rahmen des Marktes der Jugendbewegung auf der Burg ist Beck informiert: Dabei erteilten die Veranstalter einem bekannten Rechtsextremisten einen Platzverweis, der mit Hilfe des Burgbetriebsleiters B URG durchgesetzt wurde. Dieser Vorfall wird in dem Zeit-online-Bericht auch erwähnt. „Extremisten sind vom Besuch der Jugendburg ausgeschlossen“, erklären Stiftungsvorsitzende Eva Eisenträger, Burgbetriebsleiter Selmar Sechtling und Geschäftsführer Stephan Sommerfeld von der Jugendbildungsstätte in ihrer Stellungnahme ausdrücklich. Und auch: In den zurückliegenden zehn Jahren seien Veranstaltungen der Burg „zu keiner Zeit von Neonazis besucht“ worden. Die drei Burg-Verantwortlichen rechnen damit, die Sache in Kürze bereits „aus der Welt zu haben“. Das sagte Eva Eisenträger am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung nach einem fast zweistündigen Gespräch in Wiesbaden. Das Sozialministerium habe noch Fragen geäußert. Diese werde man bald schriftlich beantworten. AKTUELL Wobei es ihnen weniger um das Geld vom Land geht. „In erster Linie geht es uns um unsere Gäste“, so Eisenträger, die einen Imageschaden für die Burg „durch die Kampagne“ des freien Journalisten Jesto Wrede sieht. Gruppen und Schulklassen dürften nicht das Gefühl haben, auf der Burg gebe es Probleme mit Rechtsextremismus. Ein großes Problem komme nur auf die Stätte zu, wenn Besucher ausbleiben. Von den Gästen sei man abhängig, nicht aber von Fördermitteln des Landes. Die regelmäßigen Zahlungen des Ministeriums seien übrigens nicht betroffen, sagte Eisenträger. Im Raum stehe vorerst ein Antrag, die Ausstattung des neuen Enno-Narten-Baus in fünfstelliger Höhe zu fördern. Stefan Forbert, HNA vom 25.10.2013 Burg Ludwigstein hat guten Ruf als Bildungsstätte Ludwigstein als Treffpunkt demokratischer Bünde BURG LUDWIGSTEIN. „Auf der Jugendburg Ludwigstein finden keine rechten Umtriebe statt. Wir fühlen uns seit jeher der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verpflichtet und richten unser gesamtes Handeln nach diesen Grundsätzen aus“. Das sagt Eva Eisenträger, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Jugendburg Ludwigstein und Archiv der deutschen Jugendbewegung angesichts der Vorwürfe, die der freie Journalist Jesko Wrede in einem tendenziösen Blog-Artikel auf der Internet-Seite des Magazins „Zeit“ aufwirft. Jesko Wrede begründe seine Aufforderung, einzelne Bünde auszugrenzen, mit den subjektiven Kriterien „völkisch“ und „völkisch-national“. „Das sind jedoch keine Begriffe, nach denen wir uns richten“, sagt Eisenträger. „Unsere objektiven Kriterien definieren sich durch den Rechtsstaat, das Jugendbildungsförderungsgesetz und die Satzung der Burg.“ Stephan Sommerfeld, Geschäftsführer der Jugendbildungsstätte, ergänzt: „Wrede spricht Kindern und Jugendlichen der von ihm kritisierten Bünde die Demokratiefähigkeit ab und erklärt sie zu einer Gefahr für unsere Gesellschaft.“ Bildungsarbeit müsse allen Menschen offen stehen. Kriterium sei nicht, ob die Eltern 17 B URG AKTUELL rechts oder links sind, sondern ob die Gruppen und ihre Mitglieder die Regeln der Jugendbildungsstätte als Treffpunkt aller demokratischen Jugendbünde akzeptieren. Entgegen der Aussage von Wrede stehe, dass die Jugendburg eine in den vergangenen Jahren stetig steigende Partizipation der Jugendbünde genießt. „Eine deutliche Sprache dafür sprechen die rund 45.000 Ehrenamtsstunden, die durch Bündische und Pfadfinder zur Errichtung des Enno-Narten-Baus erbracht wurden“, erklärt Eisenträger. Zudem habe die Burg ihren ausgezeichneten Ruf als Bildungsstätte stetig verbessert und ausgebaut. Bezeichnend hierfür seien die zahlreichen Auszeichnungen für die Jugendbildungsstätte. Zuletzt wurde sie zum zweiten Mal „ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ mit dem Projekt „Iphigenie auf Praxis“, in dem Migranten und Pfadfinder gemeinsam Abenteuer erleben. alh, HNA vom 25.10.2013 Kein Platz für extremes Gedankengut Jugendburg zieht Konsequenzen – Bünde werden ausgeschlossen WITZENHAUSEN. Vor wenigen Wochen wurden Vorwürfe laut, in denen der Jugendburg Ludwigstein mangelnde Distanz nach „rechts“ vorgeworfen wurde. Der Artikel „Eklat um rechte Umtriebe auf Burg Ludwigstein“! erschien bei der „ZEITONLINE“ und sorgte bei den Verantwortlichen der Burg für Turbulenzen. Hessens Sozialminister Stefan Grüttner hatte daraufhin sogar sämtliche finanzielle Zuwendungen bis zu einer Klärung der Verhältnisse auf der Burg eingefroren. Bünde werden ausgeschlossen Und jetzt reagieren die Burg-Chefs: „Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst. Für extremistisches Gedankengut ist auf der Burg kein Platz.“ Daher habe sich am vergangenen Samstag der Stiftungsvorstand, allen voran Eva Eisenträger, der Vorsitzende des Kuratoriums und der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein (VJL) Holger Pflüger-Grone, der Geschäftsführer der Jugendbildungsstätte Stephan 18 Sommerfeld sowie der Burgbetriebsleiter Selmar Sechtling dafür entschieden, die Bünde für die kommenden zwölf Monate vom Burgbetrieb auszuschließen. „Wir schließen die Bünde nicht aus, weil sie unter Verdacht stehen, sondern weil wir die Zeit und den Raum brauchen, den Begegnungsort neu zu definieren“, so die Vorstände. Selbstverständlich würde die Burg als Beherbergungsbetrieb und Tagungsort allen weiteren Gästen, wie immer in vollem Umfang zur Verfügung stehen. Bisher haben mehr als 15.000 Gästen die Burg jährlich besucht. Großer Schaden für Burgbetrieb Vor allem dem Burgbetrieb habe die Diskussion extrem geschadet: Bereits jetzt habe man mit einem schweren Imageschaden und damit auch einem wirtschaftlichen Schaden zu kämpfen. „Der Beherbergungsbetrieb als solches, der sich zu großen Teilen auf nicht jugend- B URG bewegte Gästegruppen stützt, ist somit in seinem Fortbestand gefährdet“, so die Burgbetreiber. Um weiteren Schaden von der Burg abzuwenden, sah man sich zum Handeln gezwungen, so die Verantwortlichen der verschiedenen auf der Burg Ludwigstein beheimateten Institutionen: „Nach vielen Jahren erheblicher Bemühungen um die AKTUELL Burg Ludwigstein als Begegnungsort der Bünde und Verbände, die sich in der Tradition der Jugendbewegung verstehen, sollte der Konflikt um den Zugang zur Burg nicht länger auf Kosten des Burgbetriebes ausgetragen werden. Maren Apel, MarktSpiegel Witzenhausen vom 6.11.13 Auch Schritte zum Abgrenzen positiv Minister sieht erhebliche Vorwürfe entkräftet BURG LUDWIGSTEIN. Nicht nur die Gespräche mit Vertretern von Stiftung, Jugendbildungsstätte und Burgherberge der Jugendburg Ludwigstein und die von Ihnen vorgelegten Gegendarstellungen und Einschätzungen haben im hessischen Sozialministerium zu der Einschätzung geführt, dass die Rechtsextremismus-Vorwürfe ihrer Grundlage entbehren. Gewürdigt wird von Minister Stefan Grüttner auch, dass die Gremien der Jugendburg Schritte eingeleitet haben, um die eindeutige Abgrenzung zu rechten Tendenzen zu untermauern und für eine noch stärkere Sensibilisierung für das Thema zu sorgen. Die aktuell beantragte Mitgliedschaft im „Beratungsnetzwerk Hessen und Mobile Intervention gegen Rechtsextremismus“ sowie das Einrichten eines gemeinsamen Arbeitskreises von Kritikern und Befürwor- tern der Burg seien Vertrauen schaffende Maßnahmen, so Grüttner zum Ergebnis der Prüfung weiter. Zusätzlich hat die Vereinigung Jugendburg Ludwigstein aus sich heraus auf ihrer Mitgliederversammlung dazu entschlossen, die Burg für die nächsten zwölf Monate keinen Bünden zur Verfügung zu stellen. Dieser Zeitraum soll zur Neudefinition des Begegnungsorts genutzt werden und ein tragfähiges Konzept über den Zugang der Bünde zur Burg erarbeitet werden. Der Minister erklärte aber auch, dass es bei derart erheblichen Vorwürfen, die im Raum standen, geboten gewesen sei, bis zur Klärung die Mittel einzufrieren. Nun ist das Geld für die Jugendburg wieder freigegeben Stefan Forbert, HNA vom 9.11.2013 Der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe der Ludwigsteiner Blätter ist der 15. Februar 2014. 19 B URG AKTUELL Wehe dem, der keine Heimat hat In der Nacht nach dem Ausschluss der Bünde haben wir die Fahnen im Gedenkraum eingerollt und ins Archiv getragen. Wir sind gebeten worden zu erklären, warum wir das getan haben. A ls Bauhüttenkreis waren wir seit 2005 über Tage und Wochen, zwei von uns auch über Jahre, auf der Burg im Dienst. In dieser Zeit haben wir uns oft im Gedenkraum eingefunden. Wie für viele Ludwigsteiner ist der Gedenkraum für uns ein Ort der Besinnung und der inneren Einkehr. Als vor einigen Jahren die historischen Fahnen zu ihrem Erhalt ins Archiv verlagert werden mussten, nähten Einige aus den Raumpatengruppen Repliken, die an ihre Stelle traten. Angesichts der jugendbewegten Opfer von Krieg und Gewalt sollten sie auch vor dem Ungeist warnen, Gemeinschaft über Feindbilder zu rechtfertigen; dem Ungeist, der das jugendbewegte Ideal des aufbauenden Denkens und Handelns schon zweimal in sein Gegenteil verkehrt hat. Im Sinne der Meißnertreffen von 1913 und von 1963 haben uns die Fahnen im Gedenkraum dazu aufgerufen, im Rahmen des demokratischen Rechtsstaates für die innere Freiheit aller einzustehen, ihr Leben nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung und in innerer Wahrhaftigkeit zu gestalten. Auf den zahlreichen Bauhütten, an denen bis zu 170 Kinder und Jugendliche teilgenommen haben, durften wir erleben, wie im gemeinsamen Tun Grenzen überwunden und Leistungen erbracht wurden, die wir als Fachleute anfangs nicht für möglich gehalten hatten – von der Fachwerksanierung mit Langzeitarbeitslosen und straffällig gewordenen Jugendlichen bis hin zur Errichtung 20 des Enno-Narten-Baus in über 40.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden mit Mitgliedern aus mehr als 50 Jugendbünden. Wir waren überzeugt, dass das Erlebnis dieser offenen Begegnung, das Menschen mit Behinderungen und Gruppen aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturen einschloss, auch die Zweifler in den Bünden erreichen würde. Wir haben uns getäuscht. Dass der Ludwigstein kein Ort der Ausgrenzung sein kann, konnten ausgerechnet in den Bünden einige bis heute nicht akzeptieren. Sie haben nicht verstanden, wie weit der Bogen der Burg gespannt ist – von der Jugendbewegung in die Gesellschaft und von der Vergangenheit in die Zukunft. Der Ausschluss der Bünde von der Burg betrifft auch den Bauhüttenkreis als ein Gremium der Burg, dessen Mitglieder aus den unterschiedlichsten Bünden kommen. Er betrifft all jene, die die Burg aus den Bünden heraus mit gestaltet und den jugendbewegten Werten in den vergangenen Jahren zu neuem Glanz verholfen haben. In zigtausend freiwilligen Arbeitsstunden wurde Beachtliches geleistet. Aber wir haben gesehen, dass die Verteidigung des offenen Raums gegen die über die Medien geführten Angriffe aus den Reihen einiger Bünde im Wesentlichen der Burgmannschaft überlassen wurde. An dem Anspruch, für die Freiheit der anderen einzustehen, einander offen zu begegnen und Grenzen zu überwinden, statt neue aufzureißen, an diesem Anspruch, B URG der durch die Fahnen der einst verbotenen Bünde für jedermann greifbar war, sind die heutigen Bünde gescheitert. Deswegen verstehen wir diese – für uns sehr bittere – Entscheidung der Burgverantwortlichen. Als in der Nacht nach dem Ausschluss mehr und mehr Burgfreunde aus vielen verschiedenen Bünden zu uns in den Gedenkraum getreten sind, als wir die Fahnen schließlich stumm aus ihren Haltern genommen und aus dem Burgtor hinaus in den Bilsteinflügel getragen haben, da haben wir die Hoffnung auf den Neuanfang gespürt. Als Bauhüttenkreis fühlen wir uns dem Anspruch derer, denen wir auf der Burg gedenken, weiterhin verpflichtet. Wir danken dem Stiftungsvorstand und dem Burgwart für das Einverständnis, unserer Trauer durch das Entfernen der Fahnen aus dem Gedenkraum Ausdruck verleihen zu können – auch wenn dort nun eine sichtbare Lücke bleibt. Wir hoffen, dass AKTUELL wir diese Lücke in einem Jahr gemeinsam mit euch allen wieder schließen können. Die Mitglieder des Bauhüttenkreises: Dietrich Herr, Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Bauingenieur Johannes Kaltenecker, Pfadfinderschaft Grauer Reiter, Schreiner Benjamin Neunes, Wandervogel Lippe, Zimmermeister Dirk Osmers, Kanu-Jugend Witzenhausen, Bauingenieur Meike Pilsl, ehem. Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Dipl.-Ing. Architektur Klaus Pilsl, Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Elektroingenieur Dirk Pretzell, Fahrtenschaft Gralsritter, Tischlermeister Gunthard Stübiger, Fahrende Gesellen, Bauingenieur Thomas Wagner, Deutsche Waldjugend, Elektroniker Vereinsamt Die Krähen schrei’n und ziehen schwirren Flugs zur Stadt. Bald wird es schnei’n – wohl dem, der jetzt noch Heimat hat. Nun stehst du starr, schaust rückwärts, ach, wie lange schon. Was bist du Narr vor Winters in die Welt entfloh’n? Die Welt – ein Tor zu tausend Wüsten, stumm und kalt; wer das verlor, was du verlorst, macht nirgends halt. Nun stehst du bleich, zur Winterwanderschaft verflucht, dem Rauche gleich, der stets nach kälter’n Himmeln sucht. Flieg, Vogel, schnarr dein Lied im Wüstenvogelton. Versteck, du Narr, dein blutend Herz in Eis und Hohn. Die Krähen schrei’n und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei’n – weh dem, der keine Heimat hat. Friedrich Nietzsche 21 B URG AKTUELL Brief an die Bünde Trennung für ein Jahr – Aufarbeitung! Liebe Bünde der Jugendbewegung, liebe Burgfreunde, die Ereignisse der letzten beiden Wochen haben uns hart getroffen. Das Krisenmanagement nach allen Seiten hat uns an unsere Grenzen geführt. Manches ist dabei sicher nicht optimal gelaufen, aber es gab dabei oft keine Handlungsalternative. Nach den von Jesko Wrede veröffentlichten Anschuldigungen im Blogartikel erhielten wir auf der Burg, ebenso wie das Hessische Sozialministerium, zahlreiche Unterstützerschreiben. Es fanden aber auch sehr kritische Stimmen ihren Weg zu uns. Die Dynamik zwischen Befürwortern und Kritikern der offenen Burg war immens und hat den Burgbetrieb und den ehrenamtlichen Stiftungsvorstand sehr viel Kraft und Zeit gekostet. Wesentliche Teile der täglichen Arbeit blieben liegen. Die starke Polarisierung um die Definition, wer jugendbewegt ist und wer nicht, hat mit dem Ludwigstein einen Kristallisationspunkt erhalten, welcher der Burg massiven Schaden zugefügt hat. Die Burg will Ort der Begegnung sein, kein Schauplatz von Grabenkämpfen. Wenn beispielsweise von einem bunten Singewettstreit mit Konzert, Workshops, moldawischen Pfadfindern und 500 Bündischen am Ende nur die Diskussion um eine diffamierende Äußerung auf dem Parkplatz bleibt, ist ein Schlusspunkt erreicht. Uns allen wurde klar, dass der andauernde Konflikt um das Zugangsrecht der Bünde zur Burg einer einvernehmlichen Lösung bedarf. Die Burg alleine kann in diesem Klärungsprozess zurzeit keine zen22 trale Rolle übernehmen, da auch die Existenzsicherung des Burgbetriebes für den Erhalt der Arbeitsplätze zunächst Priorität haben muss. Aus diesem Grund möchten wir diese Fragestellung an die Bünde zurückgeben. Unser Beschluss vom ersten Novemberwochenende, Burg und Bünde für ein Jahr zu trennen, sichert allen Beteiligten die dafür notwendige Zeit. Diese Entscheidung war eine sehr schwere, besonders weil es diejenigen am allerhärtesten trifft, die sich mit ihrem Engagement für den Enno-Narten-Bau, das Beräunertreffen, die Bauhütten und vielen weiteren Veranstaltungen sehr stark mit der Burg identifizieren. In den letzten Jahren ist eine Verbundenheit zwischen Bünden und der Burg entstanden, wie sie es in der Burggeschichte schon lange nicht mehr gegeben hat. Ohne Euch ist die Burg nur eine Herberge – wir wollen, dass Ihr wiederkommt! Aber – in dieser freundschaftlichen Nähe auf der Burg haben wir vielleicht den Blick verloren für Vorbehalte und Fragen, denen wir noch mehr Raum und mehr Antworten hätten geben müssen. Die Kommunikation unseres Selbstverständnisses als geschützter Begegnungsraum hat nicht alle überzeugt. Wir treten nun einen Schritt zurück, um unseren bisherigen Weg zu analysieren und dann zu schauen, wie Burg und Bünde wieder zueinander finden können. Ein Jahr „keine Kluft“ auf der Burg soll keine Schuldzuweisung an die Bünde sein. Es heißt vielmehr, Burg und Bünde nutzen die Zeit, um jeweils mit der Unterstützung und Begleitung von Experten Klarheit zu schaffen. B URG Ein erster Impuls dazu ist von Seiten einiger Bünde in die Vereinigung Jugendburg Ludwigstein (VJL) hineingetragen worden. Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung (OMV) der VJL wurde der Antrag der Deutschen Waldjugend e.V. und dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. mit großer Mehrheit der über einhundert anwesenden Mitglieder und Mitgliedsbünde angenommen. Dieser fordert den Vorstand der VJL auf, einen „... zielgerichteten, transparenten und ergebnisoffenen Dialog zwischen den die Burg tragenden Bünden ...“ zu initiieren, „... um Schaden von der Burg abzuwenden und die Identifikation der Bünde mit der Jugendburg Ludwigstein zu verbessern“. In diesem Sinne hat die Mitgliederversammlung der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein einen Prozess angestoßen, der die Bünde in einem demokratischen Plenum und mit externer Moderation zu einer Lösung dieses Konfliktes führen soll. Dafür sind wir dankbar. Auch wir als Burgverantwortliche in den einzelnen Gremien wollen die vergangenen Jahre mit Hilfe professioneller Unterstützung aufarbeiten. Wir möchten für uns und unsere Mitarbeiter ein Ort sein, der über Stabilität verfügt, ein Begegnungsort, der nicht jederzeit durch persönliche Meinungsverschiedenheiten gefährdet ist. Bis Ende nächsten Jahres wünschen wir uns, über ein tragfähiges Konzept zum Erhalt der Burg als jugendbewegte Begegnungsstätte zu verfügen, welche den Blick über den Tellerrand ermöglicht und frei vom Verdacht bleibt, politischen Extremismus zu tolerieren. Vor diesem Hintergrund ist die erfolgte Wiederfreigabe der Fördermittel des Hessischen AKTUELL Sozialministeriums von existenzieller Bedeutung für die Burg. „Angesichts der mit den Vertretern der Jugendbildungsstätte Ludwigstein gGmbH, der Stiftung und der Burgherberge Jugendburg Ludwigstein geführten Gespräche und den von Seiten der Burg vorgelegten detaillierten Gegendarstellungen und Einschätzungen teilte der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner am Donnerstag mit, dass die Burg auch unter Einholung externer Auskünfte über verschiedene Bünde überzeugend darlegen konnte, dass eine „rechte Milieubildung“ weder befördert noch toleriert werde.“ Was bedeutet nun aber die Trennung von Bünden und Burg für ein Jahr genau? Wenn jemand auf Durchreise in Kluft zu Besuch kommen will, muss er sich nicht am Burgberg umziehen. Es geht schlicht darum, dass es für ein Jahr keine Veranstaltungen von Pfadfinder-, Wandervogel-, Jungenschafts- und anderen jugendbewegten Gruppen gibt. Wir bitten Euch um die Respektierung dieses Beschlusses. Das Archiv der deutschen Jugendbewegung bleibt von der Regelung ausgenommen. Gruppen oder Einzelpersonen, die im Archiv forschen oder tagen wollen, können sich auch auf der Burg als Übernachtungsgäste einmieten. Ebenso wird die Arbeit des überbündischen Arbeitskreises „Schatten der Jugendbewegung“ weiterlaufen. Dessen Veranstaltungen werden während dieses einen Jahres allerdings nicht auf der Burg stattfinden. Veröffentlichungen, Informationen und Kontakte dazu werden aber weiterhin auf der Homepage der Jugendburg einsehbar sein. Darüber hinaus hat es in den vergangenen Tagen noch zwei Neuerungen im Stiftungsvorstand gegeben: Eva Eisenträger 23 B URG AKTUELL wird nicht wie geplant ausscheiden, sondern bleibt als Vorsitzende weiterhin dabei. kani (Juliane Palm) aus dem Wandervogel Uelzen ist in dieser Situation als neues Vorstandsmitglied hinzugekommen. Mit ihr hat die Jugendbewegung eine weitere Stimme im Vorstand – das ist gerade jetzt besonders wichtig. Wir haben versprochen, die Burg für die Bünde offen zu halten und wir werden als Burgverantwortliche daran arbeiten, einen Weg zu finden, um unser Versprechen einzuhalten. Und wir bitten Euch, dieses Jahr zu nutzen, um Euren Weg zu finden. 10. November 2013 Eva, Roland, Jörg, Alex, kani für die Stiftung Holger für das Kuratorium Selmar für den Burgbetrieb Stephan für die Jugendbildungsstätte Stellungnahme zur Aussetzung der Nutzung der Burg Ludwigstein durch jugendbewegte Gruppen A uf Grund der Berichterstattung der letzten Wochen ist der Jugendburg Ludwigstein ein großer Schaden entstanden. Der Stiftungsvorstand beschloss daher, die Jugendburg Ludwigstein zunächst in den kommenden zwölf Monaten nicht mehr als Ort der Begegnung für jugendbewegte und bündische Gruppen zur Verfügung zu stellen. Wir, als Mitglieder der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein aus den Bünden, verstehen diese drastische und für uns sehr schmerzhafte Entscheidung und tragen sie mit, um weiteren Schaden von der Burg abzuwenden. Als Jugendbewegte stehen wir, genau wie die Jugendburg Ludwigstein, selbstverständlich für gelebte Demokratie und zivilgesellschaftliches Engagement. Extremistisches Gedankengut hatte und hat auch nach unserer Meinung keinen Platz an diesem Begegnungsort. 24 Deshalb werden wir in den folgenden zwölf Monaten die im Raum stehenden Vorwürfe klären und Missverständnisse ausräumen. Unser Ziel und Wunsch ist es, den Ludwigstein als Begegnungsstätte der Jugendbewegung zu erhalten. Burg Ludwigstein, den 3.11.2013 Gerrit Hußmann Stefanie Wilke (Alpi) Ulrich Jakesch (Wusel) Jennifer Sechtling (Anneh), Wandervogel Lippe – Mädchenbund Sven Stemmer, Wandervogel Lippe – Jungenbund Björn und Juliane (Jule) Rusinowski Susanne und Stefan Weis Kurt Ternes (sadarji), Pfadfinderschaft Grauer Reiter Georg Janzen (Gjorde), Wandervogel Nifelgau B URG INTERN Neu auf der Burg Moin, mein Name ist Fynn Walter, ich bin 19 Jahre alt und einer von fünf neuen Bundesfreiwilligen auf der Burg. Nachdem ich in diesem Jahr mein Abitur gemacht habe, wollte ich einmal „raus“ und etwas Neues kennenlernen. Wichtig ist mir die praktische Erfahrung im Arbeitsalltag, bevor es mit einem Studium weitergeht. Die Burg habe ich durch einen guten Freund, welcher selber hier BFDler war, kennengelernt, der mein Interesse für die Stelle als BFDler hier auf der Burg geweckt hat. Die ersten Eindrücke konnte ich schon sammeln und bin nun mit Begeisterung dabei. Ich freue mich auf ein hoffentlich abwechslungsreiches Jahr mit vielen neuen Erfahrungen und einem Leben in einer Wohngemeinschaft. Hey, ich heiße Lea-Sophie Heinz, bin 19 Jahre alt und seit September eine der Bundesfreiwilligen auf der Burg Ludwigstein. Ursprünglich komme ich aus der Nähe von Koblenz und habe dort in diesem Jahr mein Abitur abgelegt. Auf der einen oder anderen überbündischen Aktion wie bei der Meißnernacht lernte ich die schöne Burg und deren nette Atmosphäre kennen und schätzen, so dass ich recht bald beschloss, ihr ein Jahr meines Lebens zu widmen. Verstärkt wurde diese Entscheidung durch ein paar abenteuerliche wie lehrreiche Probearbeitstage, die ich zusammen mit Lukas und einer lustigen Truppe von nun Ex-Zivis hier verbrachte. Der erste Monat meines Dienstes ist nun auch schon rasch vergangen und ich bereue meinen Entschluss keineswegs. Verschiedene interessante Menschen lassen hier keine Langeweile aufkommen, ob es sich nun um Gäste, Mitbewohner oder Vorgesetzte handelt. Die Burg in ihrem Herbstkleid trägt ihr Übriges zur guten Stimmung bei. Da man hier auch selten ahnt, was der Tag an Überraschungen bereit hält, sehe ich auch den kommenden Monaten mit Spannung entgegen. 25 B URG INTERN Hallo, ich heiße Christin Koch und arbeite als Praktikantin auf der Burg. Zurzeit habe ich dieselben Aufgaben wie die anderen BFDler und lebe auch zusammen mit den anderen Freiwilligen auf dem Ludwigstein. Bis Dezember ist hier also mein neues Zuhause: Kilometer weit weg von der Gegend um Nürnberg herum, wo ich eigentlich wohne. Bewusst habe ich mich dazu entschieden, weiter weg von Zuhause zu arbeiten, um einmal komplett neu anzufangen ohne jemanden zu kennen. So etwas kann man nur weit weg von Freunden und Familie ausprobieren. Wie viele hier bin auch ich bündisch geprägt. Seit elf Jahren bin ich beim BdP aktiv und habe dort schon viel erlebt. Gerade deshalb finde ich es so interessant, auf dieser Burg zu sein. So bekomme ich noch mehr Eindrücke von den verschiedenen Gruppen der Jugendbewegung und kann Kontakte zu vielen verschiedenen Bünden aufbauen. Ein Pfadfinder brachte mich auch auf die Burg Ludwigstein, als ich auf der Suche nach einer Beschäftigung für die Zeit nach dem Abitur war. Weil ich nicht sofort studieren und erst einmal Erfahrungen in der Arbeitswelt machen wollte, begann also Ende September meinen Weg in Richtung Burg ... Bisher gefällt es mir sehr gut hier. Die Arbeit ist trotz des obligatorischen Spülens immer abwechslungsreich und durch das viele Treppensteigen und Herumlaufen eher ein gutes Training. Moin, ich bin Torben Lüth, komme aus einem kleinen Dorf bei Kiel in SchleswigHolstein und habe dieses Jahr mein Abitur gemacht. Direkt danach wollte ich nicht sofort mit meiner Ausbildung anfangen, weshalb ich auf der Burg nun Bundesfreiwilligendienst leiste. Weil ich jugendbewegt bin, war ich schon vorher einige Male auf dem Ludwigstein zur Bauhütte oder bündischen Festen und mir hat es jedes Mal sehr viel Freude bereitet, hier zu sein. Wir sind zu fünft im Bundesfreiwilligendienst und verstehen uns sehr gut ... Deshalb ist hier ausgelassene Stimmung und das Jahr mit uns wird großartig werden. 26 B URG Heyho, ich bin Lukas Becherer (19 Jahre), einer von fünf neuen Bundesfreiwilligen auf der schönen Burg Ludwigstein. Durch meine langjährige Mitgliedschaft in der Pfadfinderschaft Süddeutschland (PSD), war es nur eine Frage der Zeit, bis es mich schließlich zur Sommerbauhütte 2012 zum ersten Mal hierhin verschlug. Sofort war es um mich geschehen und ich dachte darüber nach, der Burg nach meinem Abitur einen längeren Lebensabschnitt zu widmen und meinen Freiwilligendienst hier anzutreten. An meinem Probearbeitstag lernte ich die nun ehemaligen Freiwilligen und einige hauptamtliche Mitarbeiter kennen und entschloss mich endgültig zu einem Jahr auf dem Ludwigstein. Die freundliche Atmosphäre, das Leben mit den anderen Freiwilligen und nicht zu- INTERN letzt der Ausblick auf das schöne Werratal sind für mich die Dinge, die diese alte Burg so besonders machen und mich gespannt auf das nächste Jahr blicken lassen. Hallo, mein Name ist Jonas Bressler. Am 15. Oktober habe ich meinen freiwilligen Dienst auf der Jugendburg Ludwigstein angetreten. Nun möchte ich mich kurz vorstellen: Ich bin 18 Jahre alt und habe im Frühjahr 2013 mein Abitur geschafft. Ich komme aus der kleinsten Großstadt Deutschlands, Paderborn in Nordrhein-Westfalen. Ich kannte die Burg vorher noch nicht. Gefunden habe ich sie auf der Suche nach einer interessanten Stelle für mein freiwilliges Jahr. Da ich noch nicht weiß, was ich studieren möchte, erhoffe ich mir von dem Jahr viele neue Eindrücke und Erfahrungen. Stellenangebote auf Burg Ludwigstein für Praktiker, Bufdi, FJD, FÖJ, Ausbildungen 27 B URG INTERN Hallo, mein Name ist Markus Zimmermann und ich leiste seit dem 1. September 2013 meinen Freiwilligendienst auf der Burg Ludwigstein. Für mich stand schon während der Schulzeit fest, dass ich nach dem Abitur nicht gleich studieren möchte. Und da ich ohnehin mit dem Gedanken gespielt habe, eine handwerkliche Ausbildung zu machen, habe ich mich schlussendlich dazu entschieden ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege zu machen, um einen Einblick in handwerkliche Tätigkeiten zu bekommen. Ich habe mich für die Burg als Einsatzstelle beworben, da ich nach meinem erstmaligen Besuch von der Umgebung und dem gemeinsamen Leben mit den anderen Freiwilligen auf der Burg begeistert war. Ursprünglich komme ich aus Rodenbach bei Hanau und bin selber auch Pfadfinder, was natürlich ein weiterer Grund war, hier auf die Burg zu kommen. Moinmoin, ich bin Klaas Hurling, 18 Jahre jung und einer der beiden neuen Freiwilligen in der Denkmalpflege hier auf dem Ludwigstein. Doch warum eigentlich die Burg? Nach dem Abi wollte ich ein freiwilliges Jahr machen, von einem Freund bei den Pfadfindern bekam ich den Tipp, mir doch mal die Burg anzuschauen. Schon die Internetpräsenz überzeugte mich restlos, sodass ich mich einfach mal auf einen Bundesfreiwilligendienst und ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege bewarb. Im Nachhinein (soweit ich das zumindest bis jetzt beurteilen kann) bin ich ganz froh darüber, dass ich FJD und kein Zivi geworden bin ... Wie schon erwähnt, bin ich Pfadfinder im Stamm Parzival Oldenburg (BdP), wo ich dreieinhalb Jahre lang als Meutenführer aktiv war. 28 Ich freue mich auf ein spannendes und interessantes Jahr auf der Burg. Ich möchte neue Erfahrungen machen, viel im handwerklichen Bereich lernen und mit den anderen Freiwilligen die Chaos-WG „Ziviflur“ meistern! B URG INTERN ich denn genau machen wollte, war ich mir überhaupt nicht sicher. FSJ, Au-pair, work&travel …? Nachdem ich mich mit einem Bekannten über sein FÖJ unterhalten hatte, sah die Sache schon besser aus, ich war begeistert. Spontan fuhr ich zur Info- und Kontaktbörse des Naturschutzzentrums Hessen und entdeckte dort den Infostand der Burg. Hallo zusammen, mein Name ist Friederike Roy und ich bin seit dem 1. September die neue FÖJlerin auf Burg Ludwigstein. Ursprünglich komme ich aus Usingen in der Nähe von Frankfurt und habe dort auch dieses Jahr mein Abitur gemacht. Dass ich nach der Schule erstmal ein Jahr Pause vom Lernen brauchte, war mir relativ früh klar. Bei der Frage danach, was Da ich seit 2002 beim BdP Stamm Hattstein aktiv bin, war mir die Burg Ludwigstein ein Begriff, dass man dort auch ein Freiwilliges Jahr machen konnte, überraschte mich. Nach einem Gespräch mit dem technischen Leiter Mario Groß und meiner Vorgängerin Sophia Streit trug ich mich in die Interessentenliste ein. Wenig später wurden meine Unterlagen angefordert und ich zu einem Besuch eingeladen. Im Juni hatte ich meinen unterschriebenen Vertrag in den Händen. Ich freue mich sehr darüber, hier sein zu dürfen und bin gespannt darauf, was dieses Jahr noch alles bringen wird. Hallo, ich heiße Melanie Giebl und bin 19 Jahre alt. Ich lebe mit meiner Familie, Eltern und zwei Schwestern, in Großalmerode/ Laudenbach. Zu uns gehört noch unser Hund namens Sammy. In der Freizeit gehe ich viel mit ihm spazieren. Zu meinen Hobbys gehören Tischtennis spielen und Ski fahren. Tischtennis spiele ich zusammen mit meinem Freund in seinem Verein in Fürstenhagen. Mit meiner Familie fahre ich fast jedes Jahr nach Österreich zum Ski fahren, was ich auch schon als kleines Kind gelernt habe. Meine Grundschulzeit habe ich in der Meißnerlandschule in Walburg absolviert. Den Realschulabschluss bekam 29 B URG INTERN ich dann in der Gesamtschule Großalmerode. In meiner Freizeit koche und backe ich sehr gerne mit und für meine Familie. Das hat mich auch dazu bewegt, eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin auf der Jugendburg Ludwigstein zu beginnen. In die- sem Beruf kann ich meine Fähigkeiten gut umsetzten und auch gleichzeitig mein Hobby bzw. Freizeitvergnügen ausführen. Es gefällt mir sehr gut auf der Burg. Es macht Spaß mit einem so netten Team zusammen zu arbeiten. Ein Viertel-Jahrhundert dabei S ie hat eine ganze Ära in der Hauswirtschaft geprägt – am 1. November feiert Ingrid Becker ihr 25-jähriges Dienstjubiläum auf der Jugendburg Ludwigstein. 1988 begann Ingrid Becker ihre Tätigkeit als Ausbildungsleiterin und stellvertretende Hauswirtschaftsleiterin, am 1. August 1990 übernahm sie dann die Führung der Hauswirtschaft. Seitdem hat sie rund 40 Auszubildende erfolgreich durch Lehre und abschließende Prüfung geführt. Etwa 4600 Mal – so hat sie es einmal grob überschlagen – hat sie in ihrer Zeit den Burgberg erklommen. Seit Anfang Dezember 2011 genießt Ingrid Becker bereits die Ruhephase ihrer Altersteilzeit – wobei ihre Enkeltöchter dafür sorgen, dass diese Phase nicht zu ruhig wird. Nicole Demmer Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt. Ein Mensch, der immer für uns da war, lebt nicht mehr. Was uns bleibt sind Liebe, Dank und Erinnerung an viele schöne Jahre. Wir gedenken unserer Verstorbenen Günther Bauwe, Halberstadt 30 * 24.11.1913, < Sommer 2013, 99 Jahre S TIFTUNGSVORSTAND / VJL Neu im Stiftungsvorstand: Roland Lentz I m September wurde ich neu in den Stiftungsvorstand der Stiftung Jugendburg Ludwigstein gewählt. Dort werde ich mich u.a. mit dem spannenden und herausfordernden Bereich der Finanzen auseinandersetzen. Ich bin gespannt und neugierig auf die bevorstehenden Aufgaben, die ich gerne voller Engagement erfüllen möchte, um die Burg Ludwigstein als einen Ort der Begegnung und des Miteinanders zu erhalten und weiter zu entwickeln. Auf die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten der Stiftung sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Burg freue ich mich besonders. Der Ludwigstein ist für mich seit meiner Jugend bedeutsam und hat mich immer in seinem Bann gehalten aufgrund unzähliger Zeltlager durch meine Zeit beim Deutschen Pfadfinderbund Mosaik in Bad Sooden-Allendorf, die später folgende Mitgliedschaft in der VJL, die Teilnahme an vielen Aktionen auf der Burg sowie das interessierte Verfolgen der Entstehung des Dritten Ringes. Mit meiner Frau (unsere Hochzeitsfeier fand im Rittersaal der Burg statt) und meinen beiden Kindern lebe ich in Eschwege und bin beim Werra-Meißner-Kreis in Eschwege als stellvertretender Fachbereichsleiter für Finanzen beschäftigt. In meiner Freizeit bin ich gerne draußen, entweder bei Aktionen mit meiner Familie, bei längeren Touren auf dem Fahrrad oder in unserem großen Garten, wo ich viel gestalte bzw. baue. Roland Lentz Aus dem VJL-Vorstand Die Vorstandsarbeit 2013 – von ernüchternd bis spannend E her nüchtern und mit viel Fleiß beschäftigte uns die Umwandlung von Kontonummern und Bankleitzahlen in Internationale Kontonummern (IBAN) und Internationale Bankleitzahlen (BIC); ein zwingendes MUSS zur Fortführung des ansonsten arbeitserleichternden Einzugsverfahrens der Mitgliedsbeiträge. Einen Dank an Kathi an dieser Stelle für die Geduld und Fleißarbeit. Mit einem herzlichen Dank an die Organisationsteams der beiden Familienwochen (Ostern und November), der drei Pfingsttreffen (Pfingsttagung, Familien und djl), des Kirschenfestes und der Novembergespräche blicken wir auf ein 31 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN vielfältiges Angebot zum Treffen, Singen, Tanzen, Wandern, inhaltlichen Austauschs und Kuchenbacken zurück. Dass wir alle pünktlich zum Ende eines jeden Quartals die Ludwigsteiner Blätter in den Händen halten dürfen, haben wir dem unermüdlichen Einsatz im Stillen von Martin Schott, Florian Horst und Sandra Büchsenschütz-Nothdurft zu verdanken. Anregungen zur Gestaltung, wie z.B. ein einleitendes Geleitwort, wurden umgesetzt. Nicht oft genug kann an jede und jeden Einzelnen von euch, der geneigten Leserschaft, appelliert werden, die Redaktion weiterhin mit Berichten von der Burg oder Fahrten zu unterstützen. Die Möglichkeiten zum Einlagern von Spielen, Jurten, Sitzgarnituren, Kuchenbackutensilien, Kaffeemaschinen und lauter wichtigen Dingen im „VJL-Keller“ des Enno-Narten-Baus erleichtert unseren Gruppen die Organisation und erspart den alljährlichen Transport zur Burg. Dank der Sommerbauhütte hat dieser Keller nun auch eine abschließbare Tür und ist somit vollwertig als Lagerraum nutzbar. Geschichtlich passend zum Beginn des Meißnerlagers und dem 100-jährigen Jubiläum des Freideutschen Jugendtages auf dem Hohen Meißner begann am 01.10.2013 die auf 25 Jahre mit der Stiftung vereinbarte Nutzung des Kellerraumes durch die VJL. Damit konnten wir jahrzehntelange Provisorien mit dem feuertechnisch verbotenen Lagern auf diversen Dachböden oder dem Vollstellen des Vereinigungszimmers beenden. Am 20.09.2013 hat die VJL 20 Geschäftsanteile vom RjB erworben. Die VJL ist nun mit 31 von 50 Geschäftsanteilen Mehrheitsgesellschafter der Ju- 32 gendbildungsstätte Ludwigstein gGmbH. Der RjB hält 11 und eine Privatperson 8 Anteile. Damit gewährleisten wir nachhaltig unseren Satzungszweck der „Förderung der Jugendarbeit und Jugendbildung auf Burg Ludwigstein im Sinne der deutschen Jugendbewegung“. Zu den vielfältigen Vorbereitungen und Erlebnissen des Meißnertreffens und der Meißnerfahrt aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Ersten Freideutschen Jugendtages auf dem Hohen Meißner wurde und wird ausführlich an anderer Stelle berichtet. Vom 28. September bis zum 13. Oktober 2013 fanden dazu die Meißnerwochen auf Burg Ludwigstein mit einem umfangreichen Programmangebot statt – für viele von uns und euch sicherlich das wichtigste Ereignis in diesem Jahr. Das Jahr 2013 war darüber hinaus auch von zahlreichen personellen Veränderungen geprägt. Aus dem Stiftungsvorstand verabschiedeten sich zum 21.09.2013 Matthias Leese (hoettges) sowie Hans Martin Behr (Hannes). Matthias hat mit viel Engagement seit November 2007 das Ressort Bau und Technik geleitet und Hannes seit März 2009 fachkundig die Arbeiten am Enno-Narten-Bau mit Einbau und Anschluss der Holzpelletheizung unterstützt. Herzlichen Dank an euch zwei! Eva Eisenträger, seit September 2006 im Stiftungsvorstand zuständig für Personal und Finanzen sowie Stiftungsvorstandsvorsitzende, wollte sich nach 7 Jahren eigentlich zum 01.11.2013 aus dem Stiftungsvorstand verabschieden. Ihr haben wir ein außerordentlich gutes Betriebsklima, die Meisterung der wahrlich nicht einfachen Finanzsituation bis VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN hin zum ehrenamtlich verantwortlichen Begleiten des Enno-Narten-Baus zu verdanken. Aufgrund der außerordentlichen Vorwürfe um die „offene Burg“ und die dadurch ausgelösten Existenzprobleme für Burgbetrieb und Stiftung, wird Eva dem Stiftungsvorstand als Stiftungsvorstandsvorsitzende auch weiterhin noch angehören. Vielen Dank! Für den Finanzbereich im Stiftungsvorstand konnten wir Roland Lentz gewinnen. Seine Vorstellung findet ihr auch in diesem Heft. Aus dem Vereinigungsvorstand hat sich zur OMV 2013 Heiko Meserle, der seit 2004 auch verlässlich die Mitgliederverwaltung führt, als stellvertretender Kurator für die VJL-Kassenwartstelle verabschiedet. Seine jahrelange strukturelle Zuarbeit hat uns und mir die Vorstandsarbeit erleichtert; vielen Dank! Neu als stellvertretender Kurator für die VJL-Kassenwartstelle wurde Jörg Rothhämel gewählt. Als Team an der Spitze des neuen VJL-Vorstandes verstehen sich die bei der OMV gewählte/n Tatjana Wander (VJL-Vorsitzende) und Matti Zimmer (stellvertretender Kurator für die VJLVorsitzende). Im 20. „Amtsjahr“, nach 5 Jahren als VJL-Kuratoriumsersatzmitglied für die VJL-Schriftführerstelle und 15 Jahren im VJL-Vorstand (davon 3 Jahre als Kassenwart und 12 Jahre als Vorsitzender) verabschiede ich mich nach einjähriger Ankündigung ebenfalls zur OMV 2013 aus dem VJL-Vorstand. Als VJL-Gründungsgesellschafter der Jugendbildungsstätte hatte ich in der Gesellschafterversammlung zunächst Unterstützung durch Dorle Wiechmann bis Matti Zimmer schließlich unsere VJL-Gesellschafteraufgaben übernahm. Seit 2001 schenkt mir das Kuratorium das Vertrauen als Kuratoriumsvorsitzender. Als neu gewählter Kurator bleibe ich dem Kuratorium als Kuratoriumsvorsitzender erhalten. Peter Kretschmer bleibt auch weiterhin stellvertretender Kurator für den VJL-Kuratorenposten, was mich angesichts seiner Finanzkompetenz sehr freut. Ich bedanke mich bei Allen, die mich unterstützt, hilfreich kritisiert, durch die wirklich schwierigen Zeiten 2001 bis 2003 begleitet und mir vertraut haben. Holger Pflüger-Grone Protokoll der ordentlichen Mitgliederversammlung der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e.V. 02. November 2013, Burg Ludwigstein, Meißnersaal Beginn: 14:07 Uhr Die Veranstaltung wird mit einem gemeinsamen Lied eröffnet. Anschließend wird der verstorbenen Mitglieder gedacht. TOP 1: Begrüßung, Beschlussfähigkeit, Protokoll, Tagesordnung Annahme des Protokolls der OMV vom 03.11.2012 Im Saal sind 143 Stimmen und die Versammlung ist somit beschlussfähig. 33 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Es sind im Saal 7 Gäste anwesend. Die Mitgliederversammlung beschließt, dass diese im Saal bleiben können. Zur Mitgliederversammlung ist fristgerecht in den Ludwigsteiner Blättern (LB) Nr. 260 geladen worden. Marie Medow wird zur Erstellung des Protokolls gewählt. Die Tagesordnung wird einstimmig angenommen. Das Protokoll des vorangegangenen Jahres, für alle Mitglieder in den Ludwigsteiner Blättern Dez/2012 einsehbar, wird einstimmig angenommen. TOP 2: Bericht des Vorstandes und des Archivreferenten Der im letzten Jahr erstellte Burgkalender 2013 hat sich leider nicht so gut verkauft, dass von den Erlösen eine Auflage 2014 finanziert werden könnte. Die Mitgliederzahlen sind, wie auch schon im letzten Jahr, rückläufig. Es gibt zwar auch stetig neue Mitgliedschaften, diese gleichen den Rückgang aber nicht aus. Hellmuth-Behrendes-Fond: Das Grundstück ist mittlerweile verkauft, aber die Abwicklung läuft immer noch an. Die intensive Bautätigkeit am Enno-Narten-Bau ist weitestgehend abgeschlossen, auch wenn immer noch viel daran gearbeitet wird. So ist jetzt zum Beispiel der „Fahrstuhl“ fertig. Vor dem Bau stehen derzeit 3 Stelen vom Festakt des Meißner-Lagers 2013. 1920 ist im Besitz der VJL, die Jahreszahlen 1913, 1963 und 1988 kommen ins Archiv. Eine Idee für die Gestaltung ist noch nicht ganz klar. Der von der VJL angemietete Kellerraum ist nun endgültig fertig und bezogen. Der Schlüssel ist für VJL-Veranstalter im Burgbüro deponiert. Die Mietzeit begann mit der endgültigen Fertigstellung (Tür, usw.) am 01.10.2013 und endet in 25 Jahren. Holger spricht dem Team der Ludwigsteiner Blätter seinen Dank aus und lobt ihre Arbeit. Der VJL-Vorstand und das Kuratorium sind ihren satzungsgemäßen Aufgaben nachgekommen und haben sich zu den regulären wie auch zu außerordentlichen Sitzungen getroffen. Zwischen den Sitzungen fand ein kontinuierlicher Abgleich per Email und Telefon statt. Gemäß dem auf der letztjährigen OMV, 2012, gefällten Beschluss, hat die VJL dem RjB Anteile an der Jugendbildungsstätte abgekauft. Die VJL besitzt nun 31 von 50 Anteilen und ist somit Hauptanteilseigner. Holger berichtet weiter von den seit der letzten OMV durchgeführten Veranstaltungen der VJL: – Novembergespräche 2012 mit dem Thema „Afghanistan“, Jan Wollny. – Beräunertreffen, 500 Teilnehmer, ausführlich in den Ludwigsteiner Blättern berichtet. 34 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN – Familienwoche zu Ostern/ Pfingsttreffen/ Kirschenfest – parallel zur OMV finden Novembergespräche statt mit dem Thema „Bauen in der Jugendbewegung“. Die durchgeführten Bauhütten tragen im Wesentlichen zum Burgerhalt bei. Ohne diese gäbe es den Enno-Narten-Bau und die Kernburgsanierung nicht. Es wird angekündigt, dass 2014 wieder über Ostern die nächste Familienwoche stattfindet, diesmal mit dem Thema „Jahrmarkt“. Bericht des Archivkurators. Da Herbert Reyer wie auch sein Stellvertreter Sven Reiß abwesend sind, verliest Holger den Bericht für Herbert. ‚Meine Aufgabe als Archivreferent der Vereinigung ist klar definiert: Zum einen verstehe ich mich als Gewährsmann, der für die Mitglieder der VJL die Archivarbeit im Blick behält. Ich habe folglich nur eine beobachtende und informierende, aber keine gestaltende Funktion. Ein Eingriffs- und Steuerungsrecht steht ausschließlich dem eigens eingerichteten Verwaltungsrat zu, dem der Direktor des Staatsarchivs Marburg angehört und der auch die Fachaufsicht über unser Archiv ausübt. Das ist so im Depositalvertrag zwischen der Stiftung und dem Land Hessen geregelt. – Dem „Verwaltungsrat“ gehört vom Stiftungsvorstand Alexander Liebig an. Der wissenschaftliche Beirat des Archivs besteht aus 9 Personen, die vom Verwaltungsrat jeweils für 3 Jahre berufen werden. Den Vorsitz hat Frau Dr. Barbara Stambolis, von der wir ja schon öfter in den Ludwigsteiner Blättern lesen konnten. Der Beirat begleitet das Archiv inhaltlich und plant die Tagungen auf der Burg. Ich habe mich bislang nicht wissenschaftlich mit dem Archiv und seinen Unterlagen beschäftigt. Meine Forschungsschwerpunkte liegen auf ganz anderen Gebieten. Aber im zurückliegenden Jahr nun habe ich mich doch einmal als Forscher ins Archiv gesetzt und an zwei Tagen recherchiert, was das Archiv an Unterlagen zu jugendbewegten Gruppen in Hildesheim zu bieten hat. Ich bin ganz hervorragend betreut und bedient worden, sowohl von der Leiterin Frau Rappe-Weber als auch von der neuen Archivarin Frau Elke Hack. Elke Hack hat übrigens im Oktober 2011 die Archivarsstelle antreten können. Die Leiterin, Frau Rappe-Weber, konnte im Juli 2012 ihr 10jähriges Dienstjubiläum feiern. Im Juni 2002 trat sie damals ihr Amt an. Unter ihrer Führung hat sich das Archiv erfreulich gut entwickelt. Bemerkenswert ist, dass das Archiv insgesamt betrachtet nunmehr seit 90 Jahren besteht (gegründet 1922) – unterbrochen nur durch die unseligen 12 Jahre des Dritten Reichs. 35 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Eine ganz erfreuliche Nachricht konnte man schon in den Ludwigsteiner Blättern lesen: Dass das Archiv von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine gewaltige Summe an Fördermitteln erhält, nämlich in 2 Jahren insgesamt rund 190.000 Euro für die Erschließung und Digitalisierung von rund 40.000 Fotos des Wandervogel-Fotografen Julius Groß. Stiftung Dokumentation der Jugendbewegung Der Archivreferent der Vereinigung gehört kraft Amtes dem Vorstand der „Stiftung Dokumentation der Jugendbewegung“ an. Vom Stiftungsvorstand gehört Alexander dem Vorstand an. Die besondere Handlungsfähigkeit dieser Stiftung besteht z.Zt. darin, dass neben den mäßig fließenden Zinserträgen (Stiftungskapital ca. 70.000 Euro) mehrere zweckbestimmte größere Spenden zur Verfügung stehen. Ich habe darüber schon letztes Jahr berichtet. Mit diesen Mitteln konnten im zurückliegenden Jahr bis heute vor allem Personalkosten (Mitarbeiter auf Zeit) für diverse Archiv-Projekte übernommen werden. Außerdem wurden diverse Druckkosten-Zuschüsse bewilligt. Stiftungsvorstand: Holger berichtet über personelle Veränderungen im Stiftungsvorstand. Höttges beendete nach 2 Wahlperioden turnusgemäß sein Amt. Holger bedankt sich stellvertretend für die VJL für seine langjährige Tätigkeit und überreicht ihm eine Auflaufform mit Stiftungslogo. Hannes ist ebenfalls ausgeschieden. Er wurde bereits auf der letzten Kuratoriumssitzung im September verabschiedet. Besonderer Dank gilt Eva, die als Vorsitzende ebenfalls aus dem Amt scheidet. Ihr wird ein Kirschbaum überreicht, der auf der Burg einen Platz finden wird. Für die nächste Zeit wird es einen 5-köpfigen Vorstand geben, der sich den dringenden aktuellen Problemen um die Vorwürfe zur „Offenen Burg“ widmen muss, um wirtschaftlichen Schaden und weiteren Imageschaden von der Burg abzuwenden. Neu in den Stiftungsvorstand gewählt wurde Roland Lentz. Er stellt sich kurz vor und wird sich im Vorstand vorwiegend um die Finanzen kümmern. Eva bleibt aufgrund der aktuellen Probleme dem Stiftungsvorstand bis auf weiteres erhalten. Ebenfalls neu in den Stiftungsvorstand gewählt wurde kani, Juliane Palm. Sie stellt sich kurz vor und wird sich ab März 2014 um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Die beiden neuen Mitglieder werden gebeten sich in den nächsten Ludwigsteiner Blättern vorzustellen. 36 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Stellvertretend für die VJL dankt Holger den Mitarbeitern der Burg, denen der Jugendbildungsstätte, den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, den Mitarbeitern des Archivs, den Organisatoren der VJL-Veranstaltungen sowie den Kuratoriums- und Vorstandsmitgliedern. Kathi Labrenz stellt den Haushaltsabschluss 2012 vor. Dank des Grundstückverkaufs mit rund 73.500,00 € gab es 2012 recht hohe Einnahmen. Die Beitragszahlungen sind konstant. Die hohen Portokosten sind durch Nachportozahlungen beim Versand der Ludwigsteiner Blätter entstanden. Hohe Rechtskosten sind Folge der Grundstücksverkäufe. Die jährlich bereitgestellten Mittel für Veranstaltungen werden von den jeweiligen Veranstaltern kaum abgefragt. Der höchste Posten hier ist das Beräunertreffen und ein Zuschuss für die Vorbereitungstreffen des Meißner-Lagers. Die Einlage für den Depositalvertrag wurde vergessen auszuzahlen, diese fällt daher in 2013 doppelt an. Das Jahr 2012 wurde mit 8.000,00 € (bereinigt um die 5.000,00 € Einlage – tatsächlich sind es rund 13.000,00 €) positiv abgeschlossen. Die Versammlung dankt Kathi für ihre solide Arbeit. TOP 3: Bericht der Revisoren und Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2012 Die beiden Revisoren Jörg und Jasmin berichten von einer ordentlich geführten Kasse ohne Unklarheiten und haben keinerlei Beanstandungen, weshalb sie die Entlastung des Gesamtvorstandes beantragen. Sie leiten die Abstimmung über die Entlastung. Bei 4 Enthaltungen und keinen Gegenstimmen wird der Gesamtvorstand entlastet. TOP 4: Genehmigung des Haushaltsplanes für das Jahr 2014 Kathi Labrenz stellt den Haushaltsplan 2014 vor. Wichtig für 2014 wird auch für die VJL die SEPA-Umstellung. Es wird wenig Veränderungen geben. Die Veranstaltungen bleiben als Fehlbedarfsfinanzierung bestehen, unabhängig davon wie viel sie abrufen. Änderungsantrag von Stephan Sommerfeld: Die bereitgestellten Beträge für die Jugendbildungsstätte, das Beräunertreffen und die Meißnernacht sollen, wenn möglich bzw. nötig, für die Finanzierung eines offenen 37 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Gesprächskreises über das weitere Verfahren zur ‚offenen Burg’ zur Verfügung gestellt werden. Der Antrag wird bei wenigen Enthaltungen angenommen. Der Haushaltsplan 2014 mit eben beschlossener Änderung wird bei einer Enthaltung angenommen. TOP 5: Wahlen Kathi informiert die Versammlung über die Vorschläge des VJL-Vorstandes zum Tagesordnungspunkt Wahlen. Holger erhält auf seine Nachfrage die Zustimmung der Anwesenden, die Versammlung bis zum Ende zu leiten bzw. nach der Wahl einer/s neuen Vorsitzenden zu moderieren. Wahlleitung: Holger Pflüger-Grone VJL Vorsitzende/r und Ersatzmitglied Ende Amtszeit: Holger Pflüger-Grone und Matti Zimmer Vorschläge: Tatjana Wander und Matti Zimmer Anmerkung der beiden Vorgeschlagenen, beide stehen hinter dem Konzept der ,offenen Burg’ Bitte von Regina: die VJL wieder mehr mit Inhalt und Leben innerhalb des Vereins zu füllen. Beiden Vorgeschlagenen ist dies auch ein dringendes Anliegen. Es wird der Antrag auf geheime Wahl gestellt. Für den Antrag stimmen weniger als ein Zehntel der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder, daher wird er von der Versammlung nicht angenommen. Tatjana Wander wird mit 14 Enthaltungen gewählt. Sie nimmt die Wahl an. Matti Zimmer wird bei 9 Enthaltungen gewählt. Er nimmt die Wahl an. Wahlleitung: Jörg Rothhämel VJL-Kurator/in und Ersatzmitglied: Ende Amtszeit: Tatjana Wander und Peter Kretschmer Vorschläge: Holger Pflüger-Grone und Peter Kretschmer Holger Pflüger-Grone wird bei 15 Enthaltungen gewählt und nimmt das Amt an und bedankt sich für das ihm damit entgegengebrachte Vertrauen. Peter Kretschmar wird bei 4 Gegenstimmen und 10 Enthaltungen wiedergewählt und nimmt die Wahl an. Wahlleitung: Holger Pflüger-Grone 38 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Ersatzmitglied VJL-Kassenwart bis zum Ende der Amtszeit Heiko Meserle: Heiko Meserle legt sein Amt vor Ende der Amtszeit nieder. Vorschläge: Jörg Rothhämel Jörg Rothhämmel stellt sich der Versammlung vor. Er wird bei 3 Enthaltungen gewählt und nimmt die Wahl an. Florian Horst und Tatjana Wander bedanken sich im Namen der VJL bei Holger Pflüger-Grone für seine langjährige, wichtige und kontinuierliche Arbeit und seinen unermüdlichen Einsatz für die Belange der Burg. Wahlleitung: Holger Pflüger-Grone Revisor/in Ende der Amtszeit Jörg Rothhämel bzw. keine Wiederwahlmöglichkeit wegen Annahme eines anderen Amtes. Vorschläge: Sabrina Bansleben Sabrina wird mit 11 Enthaltungen und 2 Gegenstimmen gewählt und nimmt die Wahl an. TOP 6: Anträge Es liegt ein Antrag der Deutschen Waldjugend e.V. und des Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. über das weitere Verfahren zur „Offenen Burg“ vor. Es entsteht eine rege, aber sachliche und konstruktive Diskussion. Allen Beteiligten geht es darum, einen für alle vertretbaren Kurs zu finden. Wegen des hohen Beratungsbedarfs gibt es um 15:50 Uhr eine Pause, die bis 16:30 Uhr dauert. Im Anschluss wird die Diskussion weitergeführt. In deren Verlauf sich Annäherungen abzeichnen. Die Antragsteller möchten über die an sie herangetragenen Punkte beraten und bitten erneut um eine kurze Pause. Die Antragsteller nehmen die in der Diskussion vorgetragene Anliegen in ihren Antrag auf und verlesen im Anschluss der Pause den überarbeiteten Antrag, der wie folgt lautet: „Antrag an die OMV der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein am 02.11.2013 Präambel: Die Antrag stellenden Bünde Deutsche Waldjugend e.V. und der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. sehen mit großer Sorge den Bestand der Jugendburg Ludwigstein als überbündischen Begegnungsort bedroht. Ein „weiter so wie bisher“ sowohl seitens der Befürworter/innen, als auch der Kritiker/innen der „Offenen Burg“ bzw. ihrer Handhabung wird die aktuelle Situation nicht verbessern. Deshalb empfiehlt die OMV: 39 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Der VJL-Vorstand möge einen zielgerichteten, transparenten und ergebnisoffenen Dialog zwischen den die Burg tragenden Bünden initiieren. Ziel ist es, Schaden von der Burg abzuwenden und die Identifikation letztgenannter Bünde mit der Jugendburg Ludwigstein zu verbessern. Der Vorstand der VJL lädt einmalig jeweils einen/eine offiziellen Vertreter/in der in der VJL, beim Enno-Narten-Bau bzw. als Raumpaten vertretenen Bünde zu einem Auftakttreffen ein. Diese Versammlung gibt sich eine Geschäftsordnung. Ein entsprechender Vorschlag wird von den Moderator/innen erarbeitet. Die Versammlung hat die Möglichkeit, mit einfacher Mehrheit Vertreter/innen weiterer, nicht in der VJL vertretener Bünde hinzuzuziehen. Ihre Aufgabe ist es, ein tragfähiges Konzept über den Zugang der Bünde zur Burg zu erarbeiten. Dieses soll 2014 der OMV vorgelegt werden. Der Dialog wird durch eine nicht den beteiligten Bünden zugehörige, professionelle Fachkraft moderiert. Der Dialog findet bewusst nicht in den Räumen der Burg Ludwigstein statt. Die Vertreter der Bünde kommunizieren wertschätzend und auf Augenhöhe nach fairen und demokratischen Grundsätzen. Antragsteller/innen: Deutsche Waldjugend e.V. Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. “ Es gibt 2 Verständnisnachfragen aus der OMV an die Antragsteller, die wie folgt seitens der Antragsteller geklärt werden können: Finanzierung: Die Initiatoren des Antrags sind sich bewusst, dass die Kosten deutlich höher sein werden als die von der OMV in Aussicht gestellten 1.400 €. Die antragstellenden Bünde kümmern sich um die weitere Finanzierung. Auswahl der Moderation: Obliegt dem VJL-Vorstand. Der Antrag wird mit 21 Enthaltungen und 16 Gegenstimmen angenommen. Es gibt keine weiteren Anträge. TOP 7: Verschiedenes Die nächsten beiden Termine für die OMV sind: Termin OMV 2014 – 08.11.2014 Termin OMV 2015 – 07.11.2015 Kathi wirbt für zweckgebundene Spenden, um aus dem Mitgliederkreis der VJL den ‚moderierten Dialog’ über die im Haushalt umgeschichteten 1.400 € hinaus finanziell unterstützen zu können. 40 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Christian Blum wirbt für breite und konstante Unterstützung der Burg in Hinblick auf Reputation und Finanzen; insbesondere für Gästeakquise aus dem eigenen persönlichen Umfeld. Zum Abschluss wird ‚Die Gedanken sind frei’ gesungen. Um 17:40 Uhr wird die Sitzung beendet. Für das Protokoll: gez. Marie Medow Für die Versammlungsleitung: gez. Holger Pflüger-Grone Von fliegenden Fetzen, emotionaler Betroffenheit und einem konstruktiven Klima Ein ganz persönlicher Bericht zur OMV 2013 I ch muss gestehen, dass ich von den aktuellen Turbulenzen um „rechts“ auf der Burg gar nichts mitbekommen habe, bis ich über den Kuratoriumsverteiler die Gegendarstellung der Stiftung zur Anfrage von Jesko Wrede erhalten habe. „Oh nein, nicht schon wieder!“, habe ich gedacht. War aber naiv genug zu glauben, dass wir dieses „Problem“ würden zügig klären können. Dann haben sich die Ereignisse überschlagen und plötzlich stand da eine für die Burg existentielle Gefährdung im Raum. Mit all den potentiellen Konsequenzen bis hin zur Schließung der Burg. Was das bedeuten würde, wurde mir erst nach und nach bewusst: Die Gefahr, dass ich „meine“ geliebte Burg als Ort einer starken emotionalen Verbundenheit verlieren könnte, dass ich Ostern nach mehr als 30 Jahren nicht auf der Burg im Rahmen der Familienwoche würde feiern können (wie geht das eigentlich?) und Pfingsten nicht im Zelt frieren und über vermatschte Wiesen würde laufen können. Dass eine Vielzahl von Arbeitsplätzen bedroht wäre, darunter viele von Menschen, die seit sehr vielen Jahren der Burg treu sind. Darüber, dass dann die Burg nicht mehr als Begegnungsstätte für „die Bünde“ zur Verfügung stünde, die vor allem in den letzten Jahren das Gesicht des Ludwigstein so intensiv geprägt haben. Ja und darüber, dass mein Kontakt in diese „Szene“, die mir oft so fremd ist und mich doch so fasziniert, dann vermutlich weitgehend abreißen würde. Gleichzeitig war es mir völlig unverständlich, wie es möglich war, dass gerade die Jubi mit Stephan Sommerfeld so stark in die Schusslinie geraten war, deren enormes (und mehrfach ausgezeichnetes) Engagement in Sachen demokratischer Bildung für mich beispielhaft ist und jeden Verdacht einer rechten Gesinnung eigentlich von selbst ausschließt. Mit diesen Gedanken und Gefühlen fuhr ich also freitags auf die Burg. Selbstredend traf sich das Kuratorium noch an diesem Abend zu einer Besprechung. Sonst hat der Freitagabend für uns eher einen informellen Charakter und wir tauschen uns im VJL-Zimmer bei dem einen oder 41 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN anderen Glas Weine zu den verschiedenen Themen aus. Diesmal trafen wir uns im Archivraum, wo wir regelmäßig zu den Kuratoriumssitzungen tagen und ohne dass dies abgesprochen worden wäre, brachte niemand einen Wein mit ... An diesem Abend wurden wir Kuratoriumsmitglieder zum ersten Mal nach einer Einschätzung gefragt, wie es wäre, die Bünde für ein Jahr vom Ludwigstein auszuschließen. Dies erschien mir so unmöglich, weil ich mir das gar nicht ausmalen konnte und wollte und doch war es schon wenige Stunden später zur traurigen Gewissheit geworden. Der Samstagvormittag begann jedoch zunächst sehr interessant und spannend mit sehr persönlichen Berichten von Nils zur Meißnerfahrt und von kani zum Meißnerlager, die einem eine Idee davon vermittelten, welche Dimensionen die Veranstaltungen in alle möglichen Richtungen hatten. Wie angekündigt, kamen um 11.00 Uhr der Stiftungsvorstand, Selmar Sechtling und Stephan Sommerfeld hinzu – eine große Anspannung und Betroffenheit war ihnen deutlich anzumerken. Zusehends füllte sich der Raum mit Bündischen. Als Eva den Beschluss des Stiftungsvorstandes mitteilte, alle Bünde für ein Jahr von der Burg auszuschließen, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Ich hatte mit einem Tumult gerechnet, mit Wut und Trotz – aber dies blieb völlig aus. Mehrere Bündische äußerten ihr Verständnis für den Entschluss und unterstützen ihn. Viele waren den Tränen nahe oder konnten sie nicht zurück halten, ließen ihnen freien Lauf. Die darauf folgende Diskussion heizte sich immer mehr auf, fast schien es, als gäbe es einen Graben 42 zwischen den beiden Seiten des Meißnersaales. Die Fronten schienen immer stärker zu verhärten, es gab teils unschöne Schlagabtausche, es flogen die sinnbildlichen Fetzen. Als ich zum Mittagessen ging, hatte es mir den Appetit verschlagen. Auch ich kämpfte mit den Tränen und war ratlos, wie es unter diesen Umständen weiter gehen sollte. Mit entsprechend gemischten Gefühlen ging ich zur OMV. Die Atmosphäre hatte jedoch nur noch wenig von der des Vormittags. Nachdem die Wahlen abgeschlossen waren, brachten die Waldjugend und der BdP unter „Verschiedenes“ ihren gemeinsamen Antrag ein, wie ein Prozess zur Bewältigung der Situation und ein Wiederkommen der Bünde auf die Burg aus ihrer Sicht gestaltet werden könnten. Die sich daran entzündende Diskussion blieb aber im genauen Gegenteil zum Vormittag von allen Seiten konstruktiv. Schließlich wurde der Antrag mit Hilfe von Beteiligten aus allen „Lagern“ und unter Einbindung des (neuen) VJL-Vorstands solange umformuliert, bis er die breite Zustimmung der anwesenden Mitglieder fand. Nach der vormittags so verfahrenen Situation entstand nachmittags plötzlich ein ganz anderes Klima – ein Klima, das für mich ein gutes Fundament für das schwierige Jahr, das nun bevorsteht, bilden kann. So bin ich letztlich mit einem vertrauensvollen Gefühl wieder nach Hause gefahren, dass wir uns in einem Jahr wieder alle dort treffen können. Mit all unseren Unterschiedlichkeiten und dem uns einenden Motiv – der Burg. Tatjana Wander VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Große Fußstapfen Ein offener Brief Lieber Holger, wir kennen uns durch die Familienwoche nun schon sehr viele Jahre. Auch dort hast Du Dich immer stark engagiert. Du hast jahrelang das Tanzen geleitet, warst immer mit Beiträgen am Bunten Abend vertreten, hast Arbeitswochenenden und -wochen mit Familienwöchnern auf dem Ludwigstein organisiert, um nur einiges zu nennen. Vor rund 20 Jahren hast Du angefangen, dann auch im VJL-Vorstand/Kuratorium aktiv zu werden. Wie oft haben wir Ostern oder Pfingsten schmunzelnd, interessiert oder auch leicht genervt während einer netten Plauschrunde abends am Speisesaalfeuer oder auf der Zelterwiese deinen Versuchen gelauscht, uns für die VJL-Vorstandsarbeit zu gewinnen. Meistens ohne Erfolg für Dich. Aber Deiner Beharrlichkeit ist es zu Verdanken, dass ich mich irgendwann habe breitschlagen lassen, mich der Wahl zur freien Kuratorin zu stellen. Das war vor – ich glaube – 9 Jahren. Seither arbeiten wir gemeinsam im Kuratorium für die Burg und haben manchmal ruhigere im Wesentlichen aber anstrengende und aufreibende Jahre zusammen dort verbracht. Florian hat das in seiner Rede bei der OMV sehr schön deutlich gemacht. In all den Jahren hattest Du immer die Doppelbelastung aus VJL-Vorsitz UND Kuratoriumsvorsitz. Für Außenstehende ist das Geflecht aus VJL, Stiftung (Kuratorium) und Jubi nur schwer durchschaubar. Deshalb können auch nur die wenigsten tatsächlich nachvollziehen, was Du da die ganzen Jahre geleistet hast. Manchmal kann man sich schon wundern, dass Du noch nicht geschieden bist und Deine Söhne für Dich ein Dauerzimmer auf der Burg gemietet haben. Mein Dank an die- ser Stelle deshalb nicht nur an Dich, sondern auch an Euch, Marion, Johannes und Richard, die ihr in all den Jahren Holger in seiner Arbeit unterstützt und viele Familienstunden auf ihn verzichtet habt! Diese Doppelbelastung war es unter anderem, die uns alle davon abhielt, in Deine Fußstapfen zu treten. Nun folge ich Dir „nur“ auf dem Posten des VJL-Vorsitzes – zum Glück! Und zum Glück gemeinsam mit Matti. Es sind große Fußstapfen, in die ich bzw. wir da treten. Aber sie haben bereits viele Trampelpfade angelegt, auf denen es sich nun erstmal recht bequem weiter gehen lässt, um von hier neue Pfade anzulegen und eigene Fußspuren zu hinterlassen. Lieber Holger, ich danke Dir auch im Namen der VJL für Dein unermüdliches Engagement und freue mich, dass wir im Kuratorium weiter zusammen arbeiten werden! Herzliche Grüße Tatjana 43 VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Jahresschlusswort 2013 des VJL-Vorstandes Liebe Mitglieder der VJL, als wir beide uns entschieden haben, gemeinsam für den Vorsitz der VJL zu kandidieren, schienen die VJL und die Stiftung, in die wir als Kuratoren ja involviert sind, in einem vergleichsweise ruhigen Fahrwasser zu sein: Der Enno war soweit fertiggestellt, dass eine Nutzung möglich ist, die Finanzen der Burg waren zwar noch bei weitem nicht stabil aber auf einem guten Weg, die Grundstücksangelegenheiten der VJL waren weitgehend abgeschlossen, die Stimmung war gut. Es geht also vorrangig um das „einfache Tagesgeschäft“ und darum, wie wir das Leben in der VJL noch aktiver und übergreifender gestalten können – dachten wir. Nun haben sich die Ereignisse rund um den Ludwigstein in den letzten zwei Wochen vor der OMV überschlagen, es gab große Turbulenzen, die Burg ist möglicherweise in ihrer Existenz als Begegnungsstätte bedroht und vieles, was der Enno an Zusammenführung, an Kommunikation und Gemeinschaft geschaffen hat, gleich mit. Ein Jahr auf der Burg ohne Bündische? Was für eine unglaubliche Vorstellung! Keine Winterbauhütte im Januar? Kein Beräunertreffen im März? Manchmal 44 scheint uns das alles wie in einem schlechten Film oder einem bösen Traum. Gemäß dem Auftrag aus der OMV, einen zielgerichteten, transparenten und ergebnisoffenen Dialog zwischen den die Burg tragenden Bünden zu initiieren, sind wir dabei diesen Prozess in Gang zu setzen. Das Ganze hält uns jedoch nicht davon ab, weiterhin an das Leben in der VJL zu denken. Wir hoffen Euch spätestens im Frühjahr einen Vorschlag machen zu können, wie wir unser Vereinigungsleben noch aktiver und hoffentlich auch übergreifender gestalten können. Erste Ideen haben wir bereits. Wenn ihr hierzu noch Anregungen und Vorschläge habt, lasst es uns gerne wissen. Wir wünschen uns, allen auf der Burg engagierten Bünden und allen anderen VJL-Mitgliedern, dass wir nächstes Jahr an dieser Stelle über einen fairen und erfolgreichen Verlauf der Bemühungen der Bünde berichten können und sich gleichzeitig unsere Vereinigung in ihrer vollen Bandbreite immer weiter entfaltet. Euch allen einen guten Start in das Neue Jahr! Für den VJL-Vorstand Tatjana Wander und Matti Zimmer VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN Hohe und runde Geburtstage 2014 70 Dr. Karl Bühler Gisela Goette Eva Maria Auer Dr. Frieder Luthardt Hildegard Heinrich Wolfgang Moeller Ina Matern Ursula Meier Uwe Urban 07.12.1944 29.10.1944 14.10.1944 13.09.1944 12.09.1944 09.07.1944 21.04.1944 12.04.1944 11.02.1944 75 Karin Wollny Tilman Zülch Ines Zülch Dr. Manfred Nimax Harald Goette Ludwig Gernhardt Helge Karnagel Frank-Dietrich Pölert Christa Flader Gerhard Neudorf Dr. Eike Rachor 28.09.1939 02.09.1939 02.09.1939 22.07.1939 14.07.1939 23.04.1939 20.04.1939 04.03.1939 19.02.1939 30.01.1939 25.01.1939 80 Waltraud Siebeneicker Volker Jandt Barbara Eichert Uwe Schlösser Elfriede Lange Helga Palmer 17.12.1934 04.09.1934 07.08.1934 24.07.1934 25.05.1934 16.01.1934 85 Charlotte Kaempf Gisela Seifert Hans-Dieter Roethe 11.09.1929 26.08.1929 20.04.1929 86 Günter Wiechmann Thea Harder Elisabeth Stocks 20.07.1928 24.06.1928 13.05.1928 87 Prof. Dr. Staffan Helmfrid 13.12.1927 Hildegard Brune 17.11.1927 Franz Ganslandt 27.06.1927 Marta Herrmann 29.05.1927 Elisabeth Narten 14.03.1927 Benno Kesting 09.01.1927 88 Dr. Helga Raape Helga Wiechmann Marlis Nahme Irma Meier 10.12.1926 14.09.1926 29.07.1926 15.03.1926 89 Brunhilde Jablonowski Antje Helmfrid 18.12.1925 26.06.1925 90 Hans-Dieter Nahme Anneliese Förster 22.09.1924 06.04.1924 91 Gertrud Pautze Otto Meyer Ursula Tätsch 21.11.1923 21.06.1923 28.03.1923 92 Irmgard Roth Ursula Eickhoff 29.05.1922 22.04.1922 96 Ursula Horstmann Margarete Ortenburger 05.09.1918 30.03.1918 97 Eva Hartmann 29.10.1917 98 Gertraud Otto 29.07.1916 99 Hildegard Pusch Paul Richter 27.12.1915 21.01.1915 100 Edith Weiß 18.05.1914 101 Gerda Zeller 19.01.1913 45 B URGTERMINE / VJL – V EREINIGUNG J UGENDBURG L UDWIGSTEIN 12.-21.4.14 VJL-Familienwoche, Thema „Jahrmarkt“ weitere Informationen auf: www.familienwoche.de 7.-9.6.14 Pfingsttagung Informationen gibt es im Burgbüro unter 05542-501710 oder unter Dialog der Bünde – Initiierung durch den VJL-Vorstand Liebe Burgfeunde, direkt in den Tagen nach der OMV haben wir mit den Planungen eines ersten Treffens begonnen. Es stellte sich schnell heraus, dass es schwieriger als erhofft war, Moderation, Ort und Termin mit der gebotenen Neutralität zu finden und zu koordinieren. Zwischenzeitlich sind wir auf einem guten Weg, können Euch aber noch keine endgültigen Details nennen. Ziemlich sicher kristallisiert sich jedoch als Termin das Wochenende 7.-9.2.14 heraus. Dies vorab damit ihr besser planen könnt. Außerdem berücksichtigt bitte, dass Kosten für Unterkunft und Verpflegung anfallen werden. Genaue Informationen erhaltet ihr mit der endgültigen Einladung, die wir Anfang Januar an die im OMV-Beschluss genannten Bünde verschicken werden. Wir wünschen Euch allen eine schöne Weihnachtszeit. Kommt gut ins neue Jahr! Viele Grüße der VJL-Vorstand Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder Maximilian (corleone) Bröker, Henstedt-Ulzburg Katharina Papenfoht, Königswinter Torsten Bentfeld, Harrislee Jan Wehenkel, Holzminden regelmäßige Termine: dienstags, 19.30 – 21.00 Uhr: mittwochs, 19.00 – 21.00 Uhr: sonntags, 13, 14 und 15 Uhr: 46 Matthias (magges) Grüllich-Mack, Zaberfeld Michael (typ) Friedrich, München Georg (Gjorge) Janzen, Vettweiß Hagen Echzell, Holzminden Singen an der Feuerstelle im Speisesaal Tänze der Völker im Meißnersaal für Schulklassen und/oder auf Anfrage Burgführungen April bis Oktober oder auf Anfrage ADRESSEN UND KONTEN Vereinigung Stiftung Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e.V. Burg Ludwigstein, 37214 Witzenhausen Homepage: www.ludwigstein.de Vereinsvorstände (zugleich Kuratoren) Vorsitzende: Tatjana Wander Schillerstraße 18, 34260 Kaufungen Tel. (0 56 05) 9 39 29 42 Stiftung Jugendburg Ludwigstein und Archiv der deutschen Jugendbewegung Burg Ludwigstein, 37214 Witzenhausen Homepage: www.burgludwigstein.de Schriftführer: Florian Horst Nahlstraße 10, 34117 Kassel Kassenführerin: Katharina Labrenz Junkerholweg 28, 24939 Flensburg Tel. (01 77) 7 44 12 37, Stiftungskuratorium Vorsitzender: Holger Pflüger-Grone (s. links) Das Kuratorium hat sieben Mitglieder. Die Vereinigung ist durch ihre drei Vorstände, den Archivreferenten und den freien Kurator vertreten, der Ring junger Bünde durch Thiemo Gerbich und Tim Brandes. Stiftungsvorstand Vorsitzende: Eva Eisenträger Martha-Eberhard-Straße 2, 37269 Eschwege Tel. (0 56 51) 7 63 81, Archivreferent (zugleich Kurator) Prof. Dr. Herbert Reyer Ludwig-Uhland-Straße 22, 31137 Hildesheim Freier Kurator Roland Lentz Magnolienweg 41, 37269 Eschwege Tel. (0 56 51) 302-22 20 Holger Pflüger-Grone Am Altersheim 12, 37213 Witzenhausen Tel. (0 55 42) 7 27 59, Alexander Liebig Am Papenberg 3, 37075 Göttingen Tel. (01 60) 7 55 32 27, Beirat: N.N. Geschäftsstelle u. Mitgliederbetreuung Juliane Palm Vor Mönchsgarten 4, 21339 Lüneburg Burgbote / Mitgliedsanträge Heiko Meserle Augustenstraße 39 B, 70178 Stuttgart Jörg Zimmer Stiekelkamp 20, 26125 Oldenburg Tel. (04 41) 80 06 30 40, Jubiläen und Ehrungen Caroline Hartge Lübecker Str. 3, 30823 Garbsen Tel. (0 51 37) 87 67 98, Burgbüro Tel. (0 55 42) 50 17 10 Burgbetriebsleiter Selmar Sechtling Konto der Vereinigung VJL, Sparkasse Werra-Meißner BLZ 522 500 30, Konto-Nr. 50 01 83 73 IBAN: DE07 5225 0030 0050 0183 73 BIC: HELADEF1ESW für Mitgliedsbeiträge, Ludwigsteiner Blätter, Spenden an die Vereinigung und das Archiv Mitgliedsbeiträge der Vereinigung Einzelmitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Familien (Ehepaare) . . . . . . . . . . . . . . 70 Schüler, Studenten, Jugendliche . . . . 20 Korporative Mitglieder bis 100 Mitgl. 110 bis 500 Mitgl. 140 über 500 Mitgl. 250 Ludwigsteiner Blätter Euro Euro Euro Euro Euro Euro Redaktion: s. Impressum; Einzelheft im Direktverkauf: 1,50 Euro, im Versand: 3,50 Euro, Jahresabo: 12 Euro (für Mitglieder im Beitrag). Einzahlungen auf das Konto der Vereinigung (Verwendung: LB) Tel. (0 55 42) 50 17 15 Konto der Stiftung (nicht für Mitgliedsbeiträge) Sparkasse Werra-Meißner BLZ 522 500 30, Kto. 50 01 13 94 IBAN: DE66 5225 0030 0050 0113 94 BIC: HELADEF1ESW Archiv Leiterin: Dr. Susanne Rappe-Weber Archiv der deutschen Jugendbewegung Tel. (0 55 42) 50 17 20, Fax 50 17 23 Jugendbildungsstätte Geschäftsführer: Stephan Sommerfeld Jugendbildungsstätte Ludwigstein gGmbH Tel. (0 55 42) 50 17 30, Fax 50 17 34, www.burgludwigstein.de Die drei Spatzen In einem leeren Haselstrauch, da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch. Der Erich rechts und links der Franz und mittendrin der freche Hans. Sie haben die Augen zu, ganz zu, und obendrüber, da schneit es, hu! Sie rücken zusammen dicht an dicht, so warm wie Hans hat’s niemand nicht. Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch. Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch. Christian Morgenstern (1871-1914)
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