■ TEST & TECHNIK Drecksarbeit: Bilgepumpen müssen auch unter schlechten Bedingungen einwandfrei arbeiten SchluckSpechte Fünf Bilgepumpen im Test Bilgepumpen mit integriertem Automatikschalter sind besonders für enge Bilgen mit wenig Platz gedacht. Doch was leisten die kompakten Wassersauger bei niedriger Spannungsversorgung und großer Förderhöhe? Ein Test von Gerald Sinschek 40 segeln 6/2007 B ilgepumpen mit integriertem Automatikschalter sind eine prima Entwicklung: Sie haben kompakte Abmessungen, passen in flache BilgenSümpfe und durch die eingebauten Schalter entfallen separate Geberkonstruktionen, die zusätzlichen Montageaufwand erfordern. So praktisch die Bilgepumpen erscheinen mögen: Im Falle eines Wassereinbruchs durch ein Leck kommen die getesteten Pumpen mit einer angegebenen Förderleistung von etwa 30 Litern pro Minute gegen die einströmenden Wassermassen nicht an. Schließlich fließen durch ein Leck von der Größe einer Zigarettenschachtel rund 2000 Liter pro Minute in den Rumpf einer Yacht. Aber welche Förderkapazität erbringen die Automatikpumpen tatsächlich? Und wie wirken sich Bordspannung und Förderhöhe auf die Leistung aus? Wenn die Yacht am Steg mit Landstrom versorgt ist und sich die Spannung nahe der 14-Volt-Grenze einpendelt, werden die Pumpen maximal versorgt und fördern tadellos. Doch wenn die Spannung auf rund 12 Volt absacken sollte, arbeiten auch die Kreiselpumpen deutlich langsamer. Und wenn der Abflussschlauch erst einen oder im Extremfall sogar 1,5 Meter über Saugniveau durch die Bordwand ins Freie stößt, geht die Förderleistung erst recht in die Knie. Im Test haben wir zwei Förderhöhen von einem und 1,5 Metern simuliert und mit einer variierenden Versorgungsspannung von knapp zwölf Volt, 12,8 Volt und 13,8 Volt verschiedene Situationen nachgestellt. Obwohl an Bord bei einer Restspannung um die 12 Volt eine Pumpe, die rund drei Ampère zieht, nicht mehr anlaufen würde. Spätestens jetzt müsste der Skipper die Maschine starten, um die Verbraucher-Spannung in den grünen Bereich zu bringen. Im Testaufbau konnten wir die Förderhöhe variieren. Das einstellbare Netzgerät von Voltcraft* lieferte variable Spannung Die unterschiedlichen Spannungen haben bei dem Vergleichswert von einem Meter Förderhöhe Differenzen von bis zu 15,6 Prozent ergeben. Mit 11,8 Volt hat die Die Förder-Propeller (hier die Bilgenpumpe von Johnson) haben einen Durchmesser von nur etwa drei Zentimetern (Bild links). Im Abflussstutzen der Pumpe steckt ein Rückschlagventil, das das Wasser daran hindert, in die Bilge zurückzulaufen „Sahara 750“ beispielsweise 23 Liter pro Minute gefördert, bei 13,8 Volt hingegen waren es 26,2 Liter. Dass dabei die Herstellerangabe von 30 Litern/min deutlich unter- Bei den Kabeln von Quick muss man auf die Farben achten. Die gelb-grüne „Erdung“ ist die zweite Plus-Leitung *Modell SPS 1525 PFC, 153 Euro, Conrad Electronic, Tel.0180/531 21 11, www.conrad.de 6/2007 segeln 41 ■ TEST & TECHNIK Im Sumpf der flachen Bilge einer modernen Fahrtenyacht ist nur Raum für kleine Pumpen (links). Alternativ muss die Pumpe weit entfernt vom Sumpf montiert werden. Ein angeschlossener Saugschlauch führt dann an die tiefste Stelle der Yacht (rechts) schritten wurde, war keine Ausnahme. Auch die anderen Hersteller, von Quick abgesehen, haben die Angaben geschönt. Ebenso große Auswirkung hat die Förderhöhe auf die Pumpleistung. Schon ein halber Meter mehr, den die Kreiselpumpe das Wasser empordrücken muss, lässt den Pegel in der Bilge schneller steigen. Auffallend hoch war die Differenz bei der Pumpe von Quick: Bei 12,8 Volt Spannungsversorgung förderte die Pumnpe 96 Liter pro Minute auf einen Meter Höhe, bei 1,5 Metern waren es nur noch 68 Liter. Das sind satte 34 Prozent weniger Förderleistung in einer Situation, in der es um jeden Liter geht. Wenn das Wasser im Sumpf der Bilge zu steigen beginnt, werden die Pumpen auf unterschiedliche Weise aktiviert. Die „RuleMate 750“ und das Modell von Attwood (Sahara 750) setzen auf klassische Schwimmerschalter, die in das Gehäuse integriert sind. Sie schwimmen auf und schließen ab einem bestimmten Niveau den Stromkreislauf. Voraussetzung bei diesen Auslösern ist die einwandfreie Funktion der Mechanik. Nicht jede Pumpe verfügt über eine manuelle Funktionsprüfung. Bei der „Sahara 750“ von Attwood kann der Schwimmerschalter über einen Drehknopf (links) von außen und ohne Demontage des Saugkorbes aktiviert werden. Einer der Sensoren der Quick-Pumpe. Sie liegen hoch und schalten erst bei 10 Zentimeter Wasserstand Haare oder sonstige aufschwimmende Verunreinigungen können die Schwimmer blokkieren, die Pumpe versagt ihren Dienst. Gründliche Reinigung des Saugkorbes und regelmäßige Kontrolle des Pumpenkreisels sind bei diesen Modellen besonders wichtig. Johnson und Quick setzen auf elektrische Schalter ohne bewegliche Teile. Bei der „Ultima 600“ misst ein Sensor das elektrische Feld der Pumpenumgebung. Verändern sich die Parameter durch Wasser oder aufgelegte Finger beim Funktionstest, springt Handauflegeverfahren: Die JohnsonPumpe springt an, wenn man zwei Finger an bestimmte Stellen des Gehäuses legt die Pumpe an. Quick hat am Pumpengehäuse zwei Sensoren angebracht, die durch steigendes Wasser den Stromkreis schließen. Der Schluckspecht von Allroundmarin springt vorsichtshalber alle paar Minuten an und schaltet sich bei fehlendem Gegendruck bald wieder aus. Ein ungewöhnlicher und auch störender Selbsttest. ■ TEST & TECHNIK Doppelter Schutz: Die Bilgepumpe „Rule-Mate 750“ hat zusätzlich zu dem großen Saugkorb aus Kunststoff noch ein feines Metall-Gitternetz zum Schutz vor Verschmutzung des Pumpen-Impellers. Zur Schwimmerkontrolle muss jedoch Werkzeug her Modell Hersteller/Vertrieb Sahara 750 Attwood/Plastimo, Tel. 06105/92 10 10, www.plastimo.de, Fachhandel 69,00 zwei Jahre 140x80x105mm 450 700 30 Rule Mate 750 Rule/Jabsco, Tel.040/535 37 30, www.jabsco.de Ultima 600 Johnson/Bukh-Bremen 1), Tel. 0421/53 50 70, www.bukh-bremen.de 119,00 zwei Jahre 120x60x105mm 420 700 31 maximal 3,0 A kurzzeitig ja einfach, es ist kein Werkzeug erforderlich wartungsfrei/ auf Anfrage Integrierter Schwimmerschalter mit Gelenk, der bei Wasserstand einen Kontakt schließt/möglich Förderleistung l/min bei 11,8V ein Meter Höhe 1,5 Meter Höhe Die bessere, weil unempfindlichere Lösung ist eine kräftige elektrische Pumpe (ab ca. 200 Euro), die außerhalb der Bilge befestigt wird. In den Bilgensumpf reichen nur der Saugschlauch und Kontakte, die die Pumpe aktivieren. Die fünf Lenzpumpen dienen also in Verbindung mit einem zwischengeschalteten optischen und akustischen Meldesystem primär als Alarmgeber bei Wassereinbruch, etwa durch den abgesprungenen Schlauch eines Seeventils oder ein offenses Fenster. Denn wenn es aus dem Schaltpanel im Salon heult und blinkt, kann der Skipper schnell Gegenmaßnahmen ergreifen. Artnr. 9446 Quick/Schwenckner, Tel. 04152/845 50, www.schwenckner.de 61,88 drei Jahre 150x85x105mm 480 700 32 Artnr. 563182 TMC Magnetics/ Allroundmarin, Tel. +43 (0)2236/64 67 60, www.allroundmarin.com 53,00 zwei Jahre 130x110x140mm 600 900 38 maximal 4,0 A kurzzeitig ja die zwei Siebe sind leicht zugänglich wartungsfrei, Saugkorb: ca. 15,00 € Integrierter Schwimmerschalter ohne Gelenk, der bei Wasserstand einen Kontakt schließt/möglich maximal 2,5 A kurzzeitig ja einfach, es ist kein Werkzeug erforderlich wartungsfrei/ auf Anfrage Mikroelektrische Felder verändern sich bei Wassereinbruch und die Pumpe springt an/möglich maximal 4,0 A kurzzeitig ja einfach, es ist kein Werkzeug erforderlich wartungsfrei/keine Ersatzteile erhältlich Die Pumpe springt alle 10 Minuten kurz an und schaltet sich wieder aus, wenn kein Wasser da ist maximal 3,9A kurzzeitig ja nur mit Werkzeug möglich 23,0 20,8 23,6 21,6 20,0/11,6 (mit RS-Ventil) 18,3/10,2 (mit RS-Ventil) 24,4 21,4 86,0 58,8 bei 12,8V ein Meter Höhe 1,5 Meter Höhe 24,6 24,2 24,2 23,2 21,9/13,6 (mit RS-Ventil) 19,5/10,6 (mit RS-Ventil) 25,4 25,0 96,0 68,0 bei 13,8V ein Meter Höhe 1,5 Meter Höhe 26,2 25,8 26,4 25,2 23,7/14,4 (mit RS-Ventil) 21,2/13,4 (mit RS-Ventil) 28,2 27,6 98,8 78,0 Kommentar Die günstige Pumpe macht einen soliden Eindruck, lässt sich einfach überprüfen und bringt eine durchschnittliche Förderleistung Die kleinste, aber vergleichsweise teuerste Pumpe überzeugt durch ihre kompakten Abmessungen. Die Förderleistung ist in Ordnung Mit Rückschlagventil leistet die Pumpe nur etwa die halbe Fördermenge. Die Aktivierungsautomatik ist wenig störanfällig, die Förderleistung ist ok Die Kontrollautomatik der Bilgepumpe ist störend, die Förderleistung akzeptabel. Allerdings wirkt die TMC nicht sehr wertig, Ersatzteile gibt es keine Die Förderleistung der hohen Pumpe ist sehr gut, der Schalter verschleißfrei. Recht kompliziert ist jedoch die Reinigung von Sieb und Impeller Bewertung ●●●● ●●●● ●●●● ●● ●●● Preis/€ Garantie Abmessung/LxBxH Gewicht/g Kabellänge/mm Förderleistung* l/min Stromaufnahme* Trockenlauffest* Manuell schaltbar Siebreinigung Wartung/ Ersatzteile Schaltertyp/ manuelle Funktionsprüfung 199,90 zwei Jahre 140x140x235mm 2400 950 96 wartungsfrei/ auf Anfrage Wenn zwei Kontaktfelder an der Außenseite benetzt werden, läuft die Pumpe an/nein ●●●●● sehr gut ●●●● gut ●●● befriedigend ●● ausreichend ● mangelhaft 44 segeln 6/2007 * Herstellerangaben 1) sowie Allpa, Tel. 0031-(0)24/377 77 73 , www.allpa.nl
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