Ansicht

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Praxis
Klex Wolf / Gerhard Sammer
CD-ROM:
Lösungsblatt
Schulstufen
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rein
groß
Intervalle
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klein
Unterrichtskonzept
Die Intervall-Lehre ist Basisstoff der
Lehrpläne. Leicht wird dabei übersehen,
dass das Sachgebiet grundsätzlich sehr
komplex ist und hohe Anforderungen an
die Schüler stellt.
ÜBERSICHT
Das Intervall zeigt sich in zwei sehr
unterschiedlichen Erscheinungsformen:
• Horizontal, das Erklingen von zwei
Tönen hintereinander: Die Spannung
und Charakteristik des jeweiligen
Intervalls besteht in der Distanz
zwischen zwei Melodietönen. Im Allgemeinen tritt beim Hören einer
Melodie das einzelne Intervall in den
Hintergrund zugunsten der Wahrnehmung einer melodischen Linie.
• Vertikal, das Erklingen von zwei
Tönen gleichzeitig als Baustein jedes
Akkords von zwei oder mehreren
Unterrichtssequenzen
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mip J o u r n a l 14 / 2005
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Horizontal und vertikal
• Arbeit mit einer ‚lebendigen Tonreihe‘ mit Boomwhackers oder
Klangstäben zum Erkennen und
Üben der Grobbestimmung von
Intervallen
• Einsatz des Notenbildes an der
Tafel zur Grobbestimmung
• Einsatz der Klaviatur zum Erlernen der Feinbestimmung
• Intervall-Quizshow zum hörenden Erkennen
• Spiel mit einer ‚lebendigen Klaviatur‘
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w.
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Das Wort stammt aus dem Lateinischen
(intervallum) und bedeutet Zwischenraum, Entfernung oder Abstand. Man
unterscheidet die Grundformen (reine,
große und kleine Intervalle) und abgeleitete Formen (verminderte und übermäßige Intervalle). Für eine Zusammenfassung siehe Infobox Intervalltabelle
S. 26.
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Für den Schulalltag ist es eine Herausforderung Intervalle nicht nur als
trockenen Lernstoff zu vermitteln sondern zu versuchen, den Schülern eine
lebendige Erfahrung im Umgang mit
Tonabständen zu ermöglichen. Wir
stellen Ihnen in diesem Beitrag einige
solcher Klassen-Spiele vor, ergänzend zu
dem in diesem Heft enthaltenen Lernspiel Click & Learn 4 (siehe S. 18–23).
Voraussetzung für die Arbeit mit Intervallen ist es, dass die Schüler grundlegende Kenntnisse im Notenlesen und
im Umgang mit einer Klaviatur haben.
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in
Was ist ein Intervall?
Tönen: Die Charakteristik des jeweiligen Intervalls besteht im Zusammenklang der (beiden) Töne. Ganz entscheidend für die Wahrnehmung
eines Zusammenklangs ist das Vorher
und Nachher, z. B. als Entspannung
oder Auflösung.
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Intervalle –
eine komplexe Thematik
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Die Intervall-Lehre dient als Grundlage für viele weiterführende Aspekte der Musikkunde, wie z. B. für die
Akkord- und Melodielehre. In Ergänzung der multimedialen Lernspiele von
Click & Learn 4 (siehe S. 18 bis 23) erfahren Sie hier Tipps zum lebendigen
Erarbeiten von Intervallen, die sich in der Klasse anwenden lassen.
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Erfahrungen mit Tonabständen
Grundlagen erarbeiten
(Grobbestimmung)
Lebendige Tonreihe
Stellen Sie acht Schüler vor der Klasse
auf. Diese halten der Reihe nach diatonische Boomwhacker-Röhren von C bis
C hoch so vor sich, dass die abnehmende
Größe deutlich zu sehen ist. Sollten
Sie keinen Boomwhacker-Satz haben,
nehmen Sie einzelne Xylofon- oder
Metallofonstäbe, die auf einen dünnen
Stift (eine Stricknadel) gesteckt oder an
einem Faden hängend befestigt werden.
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Abstände erkennen
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Grundfragen
Zeichnen Sie eine große Klaviatur mit
zwei Oktaven von a bis a 2 an die Tafel.
Noch besser ist es, wenn jeder Schüler
eine nach Vorlage selbst gebastelte
Klaviatur bereit hat. Diese kann man
bei vielen Gelegenheiten verwenden.
Das Hören von Intervallen ist als Teil der
Gehörbildung ein häufiges Tabu-Thema:
Wie soll man in einer großen Gruppe
Gehörbildung machen?
Die Aufbereitung von GehörbildungsAufgaben in Form von Multiple-ChoiceFragen hat sich in der Praxis besonders
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Feinbestimmung erlernen
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Die Klaviatur
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Intervall-Hören
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1. Der Lehrer fordert alle Schüler in der
Reihe auf nochmals ihre ‚Nummern‘
zu sprechen. Dazu gibt er Merkhilfen:
1 Daumen in die Höhe halten,
„prima!“
2 „Sekunde“; „Englisch: second“
3 „Englisch: third“ und „drei singen:
Terzett“
4 Kartenspiel: „Quartett“
5 „Quint: Fällt jemandem dazu etwas ein?“
6 „Sext, fast wie im Deutschen“
7 „September war der siebente
Monat der Römer, die das Jahr mit
dem März begannen.“
8 „Oktober war dann der achte
Monat.“
2. Zwei Schüler kommen nach vorn,
der Grundton und ein beliebiger
anderer Ton werden gespielt, zuerst
hintereinander, dann gleichzeitig.
Die Schüler nennen den Namen des
Intervalls mit dem musikalischen
Fachbegriff.
3. Die Schüler der Klasse nennen der
Reihe nach Intervallnamen und die
zwei betreffenden Schüler vorne
in der Reihe spielen das genannte
Intervall. Ausgangston ist immer der
Grundton.
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Auf der Kopiervorlage S. 27 müssen die
Schüler den richtigen Weg durch einen
Intervall-Sumpf finden, da die Brücke
von Prim zu Prim zerstört ist. Der einzig
sichere Weg durch den Sumpf führt
der Reihe nach von der Prim (Start) bis
zur Oktav und wieder zur Prim (Ziel).
So können die Schüler die Grobbestimmung der Intervalle spielerisch üben.
(Lösungsblatt siehe CD-ROM-Teil.)
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Arbeitsblatt
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1. Ein Schüler geht von einem ‚Ton‘
zum nächsten und ‚bespielt‘ ihn. Zu
jedem Ton spricht der Schüler laut
die jeweilige Nummer (von 1 bis 8).
2. Zwei Schüler kommen nach vorn:
Einer bringt Ton 1 (den Grundton)
zum Klingen, der andere sucht sich
irgendeinen anderen Ton aus. Zuerst
werden die beiden Töne hintereinander gespielt, dabei zählen die in der
Reihe aufgestellten Schüler laut ‚ab‘,
z. B.: „Eins“ (spielt), „zwei“, „drei“,
„vier“ (spielt). Der Lehrer bezeichnet
den Abstand der beiden Töne mit
dem „Intervall vier“.
Intervallnamen lernen & üben
Für den Schritt zur Feinbestimmung
der Intervalle mit Hilfe der Klaviatur
müssen die Schüler über die Funktion
von Kreuz- und -Vorzeichen und die
Lage der entsprechenden Töne auf der
Klaviatur Bescheid wissen.
Schreiben Sie in das Notenbild von
vorhin die Töne f1 und a1. Alle erkennen: Es ist eine Terz. Nun soll aber
ganz genau (wie mit einem Maßstab in
Millimetern) gemessen werden, wie
groß diese Terz ist. Dies geht am besten
an der Klaviatur: Von einer Taste zur
nächsten – unabhängig davon, ob diese
nächste Taste weiß oder schwarz ist –
ist es immer ein Halbtonschritt (HT).
Wie viele HT ist der Abstand zwischen f
und a? Es sind vier, also eine große Terz.
Nun setzen Sie ein Kreuzvorzeichen
vor das f. Die erneute Messung ergibt:
Von fis1 zu a1 sind es drei HT. Auf diese
Weise kann man nach und nach alle
Intervalle fein bestimmen. Am Anfang
empfiehlt es sich aber nur mit einigen
(zwei, drei) Intervallen zu arbeiten.
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Zeichnen Sie
große Notenlinien an die
Tafel und zeigen Sie wie in der Abbildung, wie man
auch im Notenbild Töne ‚abzählen‘
und Intervallnamen bestimmen kann,
nicht nur bei der ‚lebendigen Tonreihe‘.
Der Reihe nach dürfen nun Schüler
Noten in diese Notenlinien schreiben
und die Klasse muss den Intervallnamen
herausfinden. Die Intervalle können
auch abwärts gehen.
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Grobbestimmung mit Notenbild
Die Boomwhackers werden durch
Schlagen in die andere Hand zum
Klingen gebracht, die Klangstäbe durch
Anschlagen mit einem Schlägel.
Wechseln Sie nach einiger Zeit die
Schüler in der ,Tonreihe‘ gegen andere
aus der Klasse aus.
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Praxis
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Spielvarianten
bewährt: Es ist sehr schwer ein ‚isoliertes‘ Intervall zu erkennen und es entspricht auch nicht der elementaren
Musikwahrnehmung. Besteht aber z. B.
die Auswahl zwischen drei Intervallen,
so spürt auch ein ungeübter Hörer die
unterschiedlichen Energien, die den
Tonabständen innewohnen. Die Entscheidung kann so stärker aus dem
musikalischen Empfinden erfolgen. Da
Gehörbildung meist mit Tongedächtnis
zu tun hat, stellen wir im Folgenden
einige Spielvarianten dieser Art vor.
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Rollenzuweisung
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Acht oder zwölf Schüler übernehmen
die Rolle einer Klaviertaste (8 Schüler = ‚weiße Tasten‘ oder 12 Schüler
in diatonischer Reihe vorkommende Intervalle
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seltener verwendet
eher ungebräuchlich
Halbtonschritte
0
1
2
Prim(e)
r1
ü1
dü1
Sekund(e)
v2
k2
dv3
Terz
Quart(e)
3
4
g2
ü2
dü2
v3
k3
dv4
Quint(e)
5
6
g3
ü3
dü3
v4
r4
ü4
dv5
v5
dv6
Sext(e)
7
8
9
r5
ü5
dü5
v6
k6
dv7
Oktav(e)
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Dezim(e)
10
11
12
13
g6
ü6
dü6
v7
k7
dv8
14
g7
ü7
dü7
v8
r8
ü8
dü8
dv9
v9
k9
g9
15
16
dü4
Septim(e)
Non(e)
ww
w
Intervalltabelle
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1. Der ‚Pianist‘ spielt Intervalle, die ihm
von den Zuhörern genannt werden,
einmal als Tonfolge und einmal als
Zusammenklang.
2. Die ‚Klaviertasten‘ müssen den Ton
nicht nur spielen, sondern auch
singen: einmal als Tonfolge, einmal
als Zusammenklang (gleichzeitiges
Spielen als Hilfe ist erlaubt). Die
Klasse kann beim Singen helfen.
3. Der ‚Pianist‘ spielt am lebendigen
Klavier eine einfache Melodie (3, 4
oder 5 Töne). Einer der Zuhörer muss
die Melodie anschließend aus dem
Gedächtnis nachspielen.
4. Eine Melodie entsteht dadurch, dass
ein Schüler am lebendigen Klavier
nur ein Intervall spielt, der nächste
Schüler (aus der Zuhörergruppe) dieses Intervall durch einen weiteren
Ton ergänzt usw. Jeder neue Spieler
muss dabei auch die zuvor gespielten
Töne wiederholen. Dadurch entsteht
bei dieser Gedächtnisübung eine stets
länger werdende Melodie.
5. Der Lehrer spielt am lebendigen
Klavier den Anfang eines bekannten
Liedes, das die Klasse erraten soll.
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in
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Das ‚lebendige Klavier‘
Spielvarianten
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Zum hörenden (Wieder-)Erkennen der
Intervalle eignet sich auch eine Liste, in
die bestimmte Intervalle eingetragen
werden und daneben Lieder, die mit diesen Intervallen beginnen. Sogar ungewöhnliche Intervalle lassen sich so in
Erinnerung rufen, z. B. die übermäßige
Quart in Maria aus der West Side Story.
Solche Liederlisten kann jeder Schüler
für sich führen, oder man macht eine
Klassen-Liederliste.
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Erweiterung: Liederliste
g.
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w.
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Die Intervall-Quizshow
Unser Spiel erfolgt in Anlehnung an die
gleichnamige, allgemein bekannte Fernsehshow für Kinder „Eins, zwei oder
drei …!“. Dazu werden die Tische und
Stühle an den Rand des Klassenraums
geschoben. In der Mitte stellt man drei
Tische oder Stühle auf, auf die man ein
Kärtchen mit einer Intervallbezeichnung
legt. Auf jedem der drei Möbel liegen
außerdem einige Bonbons.
Bilden Sie mehrere möglichst gleich
große Gruppen von drei bis sechs Schülern, diese bestimmen einen Vertreter.
Spielen Sie eines der aufgelegten Intervalle vor. Nun dürfen sich die Gruppen
kurz beraten, dann stellt sich der
Gruppenvertreter vor das Kärtchen, das
die Gruppe für zutreffend erachtet hat.
Nach einem akustischen Zeichen darf
der Platz nicht mehr gewechselt werden
und der Lehrer gibt die Auflösung.
Im Fall der richtigen Wahl darf
der Gruppenvertreter ein Bonbon als
‚Gruppenguthaben‘ mitnehmen. Nach
Ende des Spiels wird die Siegergruppe
durch Abzählen der Bonbons ermittelt.
= chromatische Tonleiter: Hier treten
die ‚schwarzen Tasten‘ etwas hinter die
weißen zurück). Die anderen sind Zuhörer. Je nach Ausstattung der Schule
bekommt jeder Schüler (bzw. jede ‚Taste‘)
den dazugehörigen Ton als Klangstab
oder Boomwhacker zugewiesen.
Als Töne könnten auch mit Wasser
gefüllte Gläser oder Flaschen dienen,
die man stimmt, indem man sie passend
anfüllt.
Die ‚Töne‘ stellen sich der Reihe nach
auf. Ein Schüler (‚Pianist‘) erhält nun die
Aufgabe, auf diesem ungewöhnlichen
Instrument – einem ‚lebendigen‘ Klavier
– zu spielen: Ein Ton bzw. eine ‚Taste‘
wird dabei durch leichtes Antippen der
Schulter eines Schülers ausgelöst, der
dann seinen Klangstab/Boomwhacker
zum Klingen bringt. Zuhörer und Spieler
müssen rechtzeitig gewechselt werden!
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lb
1. Der Lehrer legt im ganzen Spiel nur
die drei Intervalle auf, die besonders
geübt werden sollen.
2. Der Lehrer wechselt die Intervallkärtchen nach jedem Spielzug.
3. Eines der drei Intervalle ist ein so
genanntes ‚X-Intervall‘. Das X steht
dabei für ein beliebiges Intervall
(außer den beiden anderen vorgegebenen Tonabständen).
4. Die Schüler, die das richtige Intervall
erraten haben, bekommen das
Bonbon erst dann, wenn sie den jeweiligen Tonabstand auch richtig auf
einem Instrument (Stabspiel, Klavier,
Blockflöte etc.) gespielt haben. Der
Spielleiter gibt den Anfangston vor.
Allerdings sollten dann die Gruppenvertreter immer wechseln.
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Praxis
dv10 v10
ü9
dü9
k10 g10
Klex Wolf ist Instrumentalpädagoge und Gymnasiallehrer, Komponist und Instrumentalist.
Publikation im Eigenverlag: Das Forschungslabor
für Musik, eine Allgemeine Musiklehre für
Kinder ab 11 Jahren.
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r = rein, g = groß, k = klein, ü = übermäßig, v = vermindert, dü = doppelt übermäßig, dv = doppelt vermindert
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Gerhard Sammer siehe Seite 21.
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Sept
Quint
Oktav
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Quart
Terz
Sekund
w.
Prim
Ziel
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Start
Sekund
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Prim
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© by Helbling, Rum / Innsbruck
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Kopiervorlage
Sext
Arbeitsblatt: Intervall-Sumpf
Suche den einzig sicheren, aber beschwerlichen Weg durch den Intervall-Sumpf.
Du musst dabei von Intervall zu Intervall
springen: der Reihe nach von der Prim bis zur
Oktav und wieder zurück zur Prim (Prim >
Sekund > Terz … Oktav > Sept … > Prim). Dabei
darfst du nur von einem Feld zum Nachbarfeld,
aber auch diagonal springen. Schreib unter
jedes Intervall die richtige Bezeichnung und
zeichne den richtigen Weg mit einem Stift ein.
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Intervall-Sumpf
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Praxis
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