▲ lin g. co m Praxis Klex Wolf / Gerhard Sammer CD-ROM: Lösungsblatt Schulstufen 5 6 7 8 9 10 he lb rein groß Intervalle ww w. klein Unterrichtskonzept Die Intervall-Lehre ist Basisstoff der Lehrpläne. Leicht wird dabei übersehen, dass das Sachgebiet grundsätzlich sehr komplex ist und hohe Anforderungen an die Schüler stellt. ÜBERSICHT Das Intervall zeigt sich in zwei sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen: • Horizontal, das Erklingen von zwei Tönen hintereinander: Die Spannung und Charakteristik des jeweiligen Intervalls besteht in der Distanz zwischen zwei Melodietönen. Im Allgemeinen tritt beim Hören einer Melodie das einzelne Intervall in den Hintergrund zugunsten der Wahrnehmung einer melodischen Linie. • Vertikal, das Erklingen von zwei Tönen gleichzeitig als Baustein jedes Akkords von zwei oder mehreren Unterrichtssequenzen co g. lin 24 mip J o u r n a l 14 / 2005 ww w Horizontal und vertikal • Arbeit mit einer ‚lebendigen Tonreihe‘ mit Boomwhackers oder Klangstäben zum Erkennen und Üben der Grobbestimmung von Intervallen • Einsatz des Notenbildes an der Tafel zur Grobbestimmung • Einsatz der Klaviatur zum Erlernen der Feinbestimmung • Intervall-Quizshow zum hörenden Erkennen • Spiel mit einer ‚lebendigen Klaviatur‘ m om ww w. he Das Wort stammt aus dem Lateinischen (intervallum) und bedeutet Zwischenraum, Entfernung oder Abstand. Man unterscheidet die Grundformen (reine, große und kleine Intervalle) und abgeleitete Formen (verminderte und übermäßige Intervalle). Für eine Zusammenfassung siehe Infobox Intervalltabelle S. 26. m Für den Schulalltag ist es eine Herausforderung Intervalle nicht nur als trockenen Lernstoff zu vermitteln sondern zu versuchen, den Schülern eine lebendige Erfahrung im Umgang mit Tonabständen zu ermöglichen. Wir stellen Ihnen in diesem Beitrag einige solcher Klassen-Spiele vor, ergänzend zu dem in diesem Heft enthaltenen Lernspiel Click & Learn 4 (siehe S. 18–23). Voraussetzung für die Arbeit mit Intervallen ist es, dass die Schüler grundlegende Kenntnisse im Notenlesen und im Umgang mit einer Klaviatur haben. el bl in Was ist ein Intervall? Tönen: Die Charakteristik des jeweiligen Intervalls besteht im Zusammenklang der (beiden) Töne. Ganz entscheidend für die Wahrnehmung eines Zusammenklangs ist das Vorher und Nachher, z. B. als Entspannung oder Auflösung. .h lb lin g. Intervalle – eine komplexe Thematik g. co co m ww Die Intervall-Lehre dient als Grundlage für viele weiterführende Aspekte der Musikkunde, wie z. B. für die Akkord- und Melodielehre. In Ergänzung der multimedialen Lernspiele von Click & Learn 4 (siehe S. 18 bis 23) erfahren Sie hier Tipps zum lebendigen Erarbeiten von Intervallen, die sich in der Klasse anwenden lassen. w Erfahrungen mit Tonabständen Grundlagen erarbeiten (Grobbestimmung) Lebendige Tonreihe Stellen Sie acht Schüler vor der Klasse auf. Diese halten der Reihe nach diatonische Boomwhacker-Röhren von C bis C hoch so vor sich, dass die abnehmende Größe deutlich zu sehen ist. Sollten Sie keinen Boomwhacker-Satz haben, nehmen Sie einzelne Xylofon- oder Metallofonstäbe, die auf einen dünnen Stift (eine Stricknadel) gesteckt oder an einem Faden hängend befestigt werden. m Abstände erkennen co Grundfragen Zeichnen Sie eine große Klaviatur mit zwei Oktaven von a bis a 2 an die Tafel. Noch besser ist es, wenn jeder Schüler eine nach Vorlage selbst gebastelte Klaviatur bereit hat. Diese kann man bei vielen Gelegenheiten verwenden. Das Hören von Intervallen ist als Teil der Gehörbildung ein häufiges Tabu-Thema: Wie soll man in einer großen Gruppe Gehörbildung machen? Die Aufbereitung von GehörbildungsAufgaben in Form von Multiple-ChoiceFragen hat sich in der Praxis besonders g. co Feinbestimmung erlernen g. co m ww w .h el bl in he lb lin Die Klaviatur ww w. w Intervall-Hören g. 1. Der Lehrer fordert alle Schüler in der Reihe auf nochmals ihre ‚Nummern‘ zu sprechen. Dazu gibt er Merkhilfen: 1 Daumen in die Höhe halten, „prima!“ 2 „Sekunde“; „Englisch: second“ 3 „Englisch: third“ und „drei singen: Terzett“ 4 Kartenspiel: „Quartett“ 5 „Quint: Fällt jemandem dazu etwas ein?“ 6 „Sext, fast wie im Deutschen“ 7 „September war der siebente Monat der Römer, die das Jahr mit dem März begannen.“ 8 „Oktober war dann der achte Monat.“ 2. Zwei Schüler kommen nach vorn, der Grundton und ein beliebiger anderer Ton werden gespielt, zuerst hintereinander, dann gleichzeitig. Die Schüler nennen den Namen des Intervalls mit dem musikalischen Fachbegriff. 3. Die Schüler der Klasse nennen der Reihe nach Intervallnamen und die zwei betreffenden Schüler vorne in der Reihe spielen das genannte Intervall. Ausgangston ist immer der Grundton. ww m Auf der Kopiervorlage S. 27 müssen die Schüler den richtigen Weg durch einen Intervall-Sumpf finden, da die Brücke von Prim zu Prim zerstört ist. Der einzig sichere Weg durch den Sumpf führt der Reihe nach von der Prim (Start) bis zur Oktav und wieder zur Prim (Ziel). So können die Schüler die Grobbestimmung der Intervalle spielerisch üben. (Lösungsblatt siehe CD-ROM-Teil.) m Arbeitsblatt ww w. 1. Ein Schüler geht von einem ‚Ton‘ zum nächsten und ‚bespielt‘ ihn. Zu jedem Ton spricht der Schüler laut die jeweilige Nummer (von 1 bis 8). 2. Zwei Schüler kommen nach vorn: Einer bringt Ton 1 (den Grundton) zum Klingen, der andere sucht sich irgendeinen anderen Ton aus. Zuerst werden die beiden Töne hintereinander gespielt, dabei zählen die in der Reihe aufgestellten Schüler laut ‚ab‘, z. B.: „Eins“ (spielt), „zwei“, „drei“, „vier“ (spielt). Der Lehrer bezeichnet den Abstand der beiden Töne mit dem „Intervall vier“. Intervallnamen lernen & üben Für den Schritt zur Feinbestimmung der Intervalle mit Hilfe der Klaviatur müssen die Schüler über die Funktion von Kreuz- und -Vorzeichen und die Lage der entsprechenden Töne auf der Klaviatur Bescheid wissen. Schreiben Sie in das Notenbild von vorhin die Töne f1 und a1. Alle erkennen: Es ist eine Terz. Nun soll aber ganz genau (wie mit einem Maßstab in Millimetern) gemessen werden, wie groß diese Terz ist. Dies geht am besten an der Klaviatur: Von einer Taste zur nächsten – unabhängig davon, ob diese nächste Taste weiß oder schwarz ist – ist es immer ein Halbtonschritt (HT). Wie viele HT ist der Abstand zwischen f und a? Es sind vier, also eine große Terz. Nun setzen Sie ein Kreuzvorzeichen vor das f. Die erneute Messung ergibt: Von fis1 zu a1 sind es drei HT. Auf diese Weise kann man nach und nach alle Intervalle fein bestimmen. Am Anfang empfiehlt es sich aber nur mit einigen (zwei, drei) Intervallen zu arbeiten. he lb Zeichnen Sie große Notenlinien an die Tafel und zeigen Sie wie in der Abbildung, wie man auch im Notenbild Töne ‚abzählen‘ und Intervallnamen bestimmen kann, nicht nur bei der ‚lebendigen Tonreihe‘. Der Reihe nach dürfen nun Schüler Noten in diese Notenlinien schreiben und die Klasse muss den Intervallnamen herausfinden. Die Intervalle können auch abwärts gehen. lin g. co Grobbestimmung mit Notenbild Die Boomwhackers werden durch Schlagen in die andere Hand zum Klingen gebracht, die Klangstäbe durch Anschlagen mit einem Schlägel. Wechseln Sie nach einiger Zeit die Schüler in der ,Tonreihe‘ gegen andere aus der Klasse aus. lin om ▲ Praxis 14 / 2005 mip J o u r n a l 25 ▲ Spielvarianten bewährt: Es ist sehr schwer ein ‚isoliertes‘ Intervall zu erkennen und es entspricht auch nicht der elementaren Musikwahrnehmung. Besteht aber z. B. die Auswahl zwischen drei Intervallen, so spürt auch ein ungeübter Hörer die unterschiedlichen Energien, die den Tonabständen innewohnen. Die Entscheidung kann so stärker aus dem musikalischen Empfinden erfolgen. Da Gehörbildung meist mit Tongedächtnis zu tun hat, stellen wir im Folgenden einige Spielvarianten dieser Art vor. lb lin g. co ww w. Rollenzuweisung .h Acht oder zwölf Schüler übernehmen die Rolle einer Klaviertaste (8 Schüler = ‚weiße Tasten‘ oder 12 Schüler in diatonischer Reihe vorkommende Intervalle om seltener verwendet eher ungebräuchlich Halbtonschritte 0 1 2 Prim(e) r1 ü1 dü1 Sekund(e) v2 k2 dv3 Terz Quart(e) 3 4 g2 ü2 dü2 v3 k3 dv4 Quint(e) 5 6 g3 ü3 dü3 v4 r4 ü4 dv5 v5 dv6 Sext(e) 7 8 9 r5 ü5 dü5 v6 k6 dv7 Oktav(e) m Dezim(e) 10 11 12 13 g6 ü6 dü6 v7 k7 dv8 14 g7 ü7 dü7 v8 r8 ü8 dü8 dv9 v9 k9 g9 15 16 dü4 Septim(e) Non(e) ww w Intervalltabelle w 1. Der ‚Pianist‘ spielt Intervalle, die ihm von den Zuhörern genannt werden, einmal als Tonfolge und einmal als Zusammenklang. 2. Die ‚Klaviertasten‘ müssen den Ton nicht nur spielen, sondern auch singen: einmal als Tonfolge, einmal als Zusammenklang (gleichzeitiges Spielen als Hilfe ist erlaubt). Die Klasse kann beim Singen helfen. 3. Der ‚Pianist‘ spielt am lebendigen Klavier eine einfache Melodie (3, 4 oder 5 Töne). Einer der Zuhörer muss die Melodie anschließend aus dem Gedächtnis nachspielen. 4. Eine Melodie entsteht dadurch, dass ein Schüler am lebendigen Klavier nur ein Intervall spielt, der nächste Schüler (aus der Zuhörergruppe) dieses Intervall durch einen weiteren Ton ergänzt usw. Jeder neue Spieler muss dabei auch die zuvor gespielten Töne wiederholen. Dadurch entsteht bei dieser Gedächtnisübung eine stets länger werdende Melodie. 5. Der Lehrer spielt am lebendigen Klavier den Anfang eines bekannten Liedes, das die Klasse erraten soll. el bl in he Das ‚lebendige Klavier‘ Spielvarianten ww m Zum hörenden (Wieder-)Erkennen der Intervalle eignet sich auch eine Liste, in die bestimmte Intervalle eingetragen werden und daneben Lieder, die mit diesen Intervallen beginnen. Sogar ungewöhnliche Intervalle lassen sich so in Erinnerung rufen, z. B. die übermäßige Quart in Maria aus der West Side Story. Solche Liederlisten kann jeder Schüler für sich führen, oder man macht eine Klassen-Liederliste. m Erweiterung: Liederliste g. co w. ww Die Intervall-Quizshow Unser Spiel erfolgt in Anlehnung an die gleichnamige, allgemein bekannte Fernsehshow für Kinder „Eins, zwei oder drei …!“. Dazu werden die Tische und Stühle an den Rand des Klassenraums geschoben. In der Mitte stellt man drei Tische oder Stühle auf, auf die man ein Kärtchen mit einer Intervallbezeichnung legt. Auf jedem der drei Möbel liegen außerdem einige Bonbons. Bilden Sie mehrere möglichst gleich große Gruppen von drei bis sechs Schülern, diese bestimmen einen Vertreter. Spielen Sie eines der aufgelegten Intervalle vor. Nun dürfen sich die Gruppen kurz beraten, dann stellt sich der Gruppenvertreter vor das Kärtchen, das die Gruppe für zutreffend erachtet hat. Nach einem akustischen Zeichen darf der Platz nicht mehr gewechselt werden und der Lehrer gibt die Auflösung. Im Fall der richtigen Wahl darf der Gruppenvertreter ein Bonbon als ‚Gruppenguthaben‘ mitnehmen. Nach Ende des Spiels wird die Siegergruppe durch Abzählen der Bonbons ermittelt. = chromatische Tonleiter: Hier treten die ‚schwarzen Tasten‘ etwas hinter die weißen zurück). Die anderen sind Zuhörer. Je nach Ausstattung der Schule bekommt jeder Schüler (bzw. jede ‚Taste‘) den dazugehörigen Ton als Klangstab oder Boomwhacker zugewiesen. Als Töne könnten auch mit Wasser gefüllte Gläser oder Flaschen dienen, die man stimmt, indem man sie passend anfüllt. Die ‚Töne‘ stellen sich der Reihe nach auf. Ein Schüler (‚Pianist‘) erhält nun die Aufgabe, auf diesem ungewöhnlichen Instrument – einem ‚lebendigen‘ Klavier – zu spielen: Ein Ton bzw. eine ‚Taste‘ wird dabei durch leichtes Antippen der Schulter eines Schülers ausgelöst, der dann seinen Klangstab/Boomwhacker zum Klingen bringt. Zuhörer und Spieler müssen rechtzeitig gewechselt werden! he lb 1. Der Lehrer legt im ganzen Spiel nur die drei Intervalle auf, die besonders geübt werden sollen. 2. Der Lehrer wechselt die Intervallkärtchen nach jedem Spielzug. 3. Eines der drei Intervalle ist ein so genanntes ‚X-Intervall‘. Das X steht dabei für ein beliebiges Intervall (außer den beiden anderen vorgegebenen Tonabständen). 4. Die Schüler, die das richtige Intervall erraten haben, bekommen das Bonbon erst dann, wenn sie den jeweiligen Tonabstand auch richtig auf einem Instrument (Stabspiel, Klavier, Blockflöte etc.) gespielt haben. Der Spielleiter gibt den Anfangston vor. Allerdings sollten dann die Gruppenvertreter immer wechseln. lin g. co m Praxis dv10 v10 ü9 dü9 k10 g10 Klex Wolf ist Instrumentalpädagoge und Gymnasiallehrer, Komponist und Instrumentalist. Publikation im Eigenverlag: Das Forschungslabor für Musik, eine Allgemeine Musiklehre für Kinder ab 11 Jahren. 26 lin g. co r = rein, g = groß, k = klein, ü = übermäßig, v = vermindert, dü = doppelt übermäßig, dv = doppelt vermindert mip J o u r n a l 14 / 2005 Gerhard Sammer siehe Seite 21. ▲ Sept Quint Oktav he lb Quart Terz Sekund w. Prim Ziel ww Start Sekund ww Prim m g. co el bl in g. lin © by Helbling, Rum / Innsbruck co m om ww w .h ww w. he lb lin g. co m Prim Kopiervorlage Sext Arbeitsblatt: Intervall-Sumpf Suche den einzig sicheren, aber beschwerlichen Weg durch den Intervall-Sumpf. Du musst dabei von Intervall zu Intervall springen: der Reihe nach von der Prim bis zur Oktav und wieder zurück zur Prim (Prim > Sekund > Terz … Oktav > Sept … > Prim). Dabei darfst du nur von einem Feld zum Nachbarfeld, aber auch diagonal springen. Schreib unter jedes Intervall die richtige Bezeichnung und zeichne den richtigen Weg mit einem Stift ein. w Intervall-Sumpf lin g. co m Praxis 14 / 2005 mip J o u r n a l 27
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