Brandschutztechnische Ertüchtigung von Beton Baulicher Brandschutz Betonüberdeckung, explosive Abplatzung (Spalling) Grundlagen Der Baustoff Beton ist aus dem Bauwesen nicht mehr wegzudenken. Als Tragwerk oder Gestaltungselement findet er weitreichende Verwendung. Dank seinen Eigenschaften wird Beton häufig auch als Bauteil mit Brandschutzanforderung eingesetzt. Dabei gilt es, einige Kriterien zu beachten. Brandschutzanforderungen an Betonbauteile In den häufigsten Fällen werden Betonbauteile mit Brandschutzanforderungen als tragende Bauteile (R) oder als tragende und raumabschliessende Bauteile (REI) eingesetzt. Tragende Bauteile (R) sind meist Stützen oder Träger. Diese müssen so ausgeführt werden, dass die Tragfähigkeit des Bauwerkes auch im Brandfall während der geforderten Feuerwiderstandsdauer gewährleistet ist. Tragende und raumabschliessende Bauteile (REI) aus Beton sind meistens Decken und Wände. Zusätzlich zur Tragfähigkeit muss hier sichergestellt werden, dass im Brandfall während der geforderten Feuer-widerstandsdauer auch raumabschliessende Kriterien erfüllt werden. Diese sind erfüllt, wenn während der geforderten Feuerwiderstandsdauer im benachbarten Brandabschnitt keine Flammen auftreten (Raumabschluss (E)) und die Temperatur nicht übermässig ansteigt (Wärmedämmung (I)). Raumabschliessende Anforderungen (EI) an Betonbauteile VKF definiert gemäss SIA 262 minimale Bauteilabmessungen zum Erfüllen der raumabschliessenden Kriterien. Aus Erfahrung ist bekannt, dass Betonbauteile (z.B. Wände oder Decken) in einer bestimmten Dicke, während einer bestimmten Dauer den Feuerübergang in einen anderen Brandabschnitt verhindern können. Je dicker ein Betonbauteil, desto länger hält es einem Brand stand. Tragende Anforderungen (R) an Betonbauteile Beton zeichnet sich besonders durch seine Druckfestigkeit aus. Zugspannungen hingegen kann er nur in geringem Umfang aufnehmen. Betonbauteile werden daher in der Regel als Stahlbeton hergestellt, indem dort, wo mit Zugspannungen zu rechnen ist, Bewehrungsstahl in Form von Stäben oder Matten eingelegt wird. Im Brandfall darf sich der Bewehrungsstahl nicht übermässig erwärmen. Andernfalls würde er erweichen, d.h. seine Festigkeitswerte verlieren. Dadurch würde die Tragfähigkeit des Betonbauteils herabgesetzt, sodass es frühzeitig kollabieren könnte. Um dies zu verhindern, muss Bewehrungsstahl eine minimal geforderte Betonüberdeckung aufweisen. Der Stahl liegt folglich nicht direkt an der beflammten Oberfläche, sondern im Inneren des Betonbauteils. Im Brandfall wirkt der Beton zwischen dem Feuer und dem Stahl wie ein Kühlmantel und verhindert die übermässige Erwärmung des Stahls. Je dicker der Kühlmantel, desto weniger wird der Stahl erwärmt und desto länger hält die Konstruktion dem Feuer stand. c Der Kühlmantel wird Bewehrungsüberdeckung, Stahl- oder Eisenüberdeckung oder Betonüberdeckung genannt. Die minimal erforderliche Bewehrungsüberdeckung in Abhängigkeit der Feuerwiderstandsdauer ist in SIA 262 festgelegt und wird vom VKF so übernommen. Dabei wird festgehalten, dass die minimalen Bewehrungsüberdeckungen ohne Berücksichtigung des Abplatzverhaltens des Betons gelten. D.h. der Überdeckungsbeton darf im Brandfall nicht abplatzen. Explosives Abplatzen (Spalling) „Explosives Abplatzen“ ist ein Phänomen, welches im Brandfall auftreten kann, aber zwingend verhindert werden muss. Aufgrund der Hitze verdampft Feuchte aus dem Beton und dringt tiefer in den Beton ein. In kühleren Schichten des Betons (Randzone) kondensiert der Dampf wieder und bildet als Wasser sozusagen eine Dampfsperre. Dadurch steigt der Dampfdruck innerhalb des Betons bis ganze Betonschichten von ca. 2 bis 6 cm Dicke durch sogenanntes „explosives Abplatzen“ (engl. = Spalling) förmlich abgesprengt werden können. Wenn dies geschieht, kann der Betonbauteil seine Brandschutzeigenschaften verlieren. Durch das explosive Abplatzen wird die Bewehrungsüberdeckung reduziert oder der Stahl liegt sogar frei und ist dem Feuer ungeschützt ausgesetzt. Dadurch wird die Tragfähigkeit des Betonbauteils herabgesetzt, was fatale Folgen haben kann. Betonsanierung / Wiederherstellung von Betonüberdeckung, Bewehrungsüberdeckung Normalerweise gelten im Hochbau die minimal erforderlichen Bewehrungsüberdeckungen gemäss VKF resp. SIA 262. Im Tiefoder Tunnelbau können aber auch andere Überdeckungen gemäss statischer Berechnung der Bauingenieure gefordert werden. Im Laufe der Lebensdauer eines Bauwerkes können Nutzungsänderungen, neue Vorschriften oder auch blosse Abnutzung dazu führen, dass die aktuelle Bewehrungsüberdeckung nicht mehr ausreichend ist. In solchen Fällen können Betonbauteile durch Bekleiden mit Promatect-Brandschutzplatten oder durch Applikation von Spritzputz von Promat ertüchtigt werden. Die Promat-Produkte ersetzen die fehlende Bewehrungsüberdeckung und stellen sicher, dass Bewehrungsstahl im Brandfall nicht überhitzt. Dadurch bleibt die Tragfähigkeit des Betonbauteils aufrechterhalten. Verhindern von Explosivem Abplatzen (Spalling) Tendenziell neigt hochfester Stahlbeton eher zu explosivem Abplatzen als Normalbeton. Dabei spielen neben der Betonqualität auch die Oberflächentemperatur sowie die Innentemperaturen des Betonbauteils eine grosse Rolle. Ausführliche Versuchsreihen in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich haben bewiesen, dass explosive Abplatzungen durch Bekleidung mit Promatect-H-Brandschutzplatten effektiv verhindert werden können. Die ursprüngliche Bauteildicke und angebrachte Bewehrungsüberdeckung bleiben dadurch erhalten. Eine übermässige Erwärmung des Bewehrungsstahls wird verhindert und das Betonbauteil behält auch im Brandfall seine Tragfähigkeit und - wenn gefordert - auch seine raumabschliessenden Eigenschaften. d c 2 Promat AG · Switzerland • Telefon 052 320 94 00 · Fax 052 320 94 02 • E-Mail [email protected] · Internet www.promat.ch 11.15 c c Brandschutz für Stahlbeton Bauteildicke und Betonüberdeckung RF 1 820 Te c h n i s c h e D a t e n 1 2 3 4 5 5 PROMATECT®-Bekleidung zugelassene Dübel und Schraube ≥ M6 Promat®-Spachtelmasse Stahldrahtklammern Stahlbetonkonstruktion Amtliche Nachweise: 1 Prüfzeugnisse und Gutachten Allgemeine Hinweise Bauteile aus Beton, die ihre Brandschutzanforderungen nicht erfüllen, weil die Bauteildicke oder die Bewehrungsüberdeckung zu gering sind, können durch Bekleidung mit Promatect®-Brandschutzplatten oder durch Applikation von Spritzputz von Promat wirtschaftlich saniert werden. Dabei kann eine 20 mm dicke Betonschicht durch eine Bekleidung von 10 mm Promatect®-H oder Promatect®-L ersetzt werden. Beispiel: Eine Bewehrungsüberdeckung von 10 mm entspricht nicht der Brandschutzanforderung R90, dazu müsste sie 30 mm betragen. Durch eine Bekleidung mit 10 mm Promatect®-H (entspricht 20 mm Beton) würde die rechnerische Bewehrungsüberdeckung 30 mm Beton betragen und der Bauteil würde die Brandschutzanforderung R90 erfüllen. 1 2 Detail A Die Befestigung der Bekleidung erfolgt direkt in den Stahlbetonbzw. Spannbetonbauteilen. Pro m2 sind mindesten 4 Befestigungspunkte/m2 mit zugelassenen Metallspreizdübeln ≥ M6 auszuführen. Detail B Betonstützen werden mit PROMATECT® Brandschutzplatten lose bekleidet und an den Plattenecken mit Stahldrahtklammern im Abstand von 100 mm verbunden. Die Plattendicke längs zur Stahldrahtklammern beträgt mind. 15 mm. Horizontale Plattenstösse sind zweiseitig mit zugelassenen Dübel und Schrauben direkt in den Beton zu befestigen. 2 3 Detail C Betonunterzüge sind gemäss Detail C auszuführen. Die Ecken sind mit Stahldrahtklammern im Abstand von 100 mm zu schliessen. Die Plattendicke längs zur Stahldrahtklammern beträgt mind. 15 mm. 5 1 Decke A - Betondecken 1 5 2 1 Plattendicke d Stahldrahtklammern Länge 10 mm ≥ 38 mm 15 mm ≥ 44 mm 20 mm ≥ 50 mm 5 4 1 d ≥ 15 mm 4 Alternative Spritzputz Statt mit Bekleidungen kann alternativ mit Spritzputz die minimale Bewehrungsüberdeckung erreicht werden. 1 d ≥ 15 mm 11.15 Detail B - Betonstützen Detail C - Betonträger Promat AG · Switzerland • Telefon 052 320 94 00 · Fax 052 320 94 02 • E-Mail [email protected] · Internet www.promat.ch 3 Brandschutz für hochfesten Beton explosive Abplatzungen (Spalling) RF 1 821 Te c h n i s c h e D a t e n 1 PROMATECT®-H 2 Direktmontageschraube FN69 ≥ 7.5 x 42 mm, Abstand ≤ 500 mm, oder Stahl-Deckelnagel ≥ 6 x 43 mm (Tabelle 2) 3 Stahldrahtklammern (Tabelle 3), Abstand ca. 100 mm 4 Hochfester Beton (≥ C55 - ≤ C115) 4 Amtliche Nachweise: 1 ETH Prüfbericht nach ETK Allgemeine Hinweise Damit Bauteile aus hochfestem Stahlbeton ihre Brandschutzeigenschaften behalten, muss explosives Abplatzen (Spalling) verhindert werden. Dies kann durch Bekleiden mit Promatect®-HBrandschutzplatten erfolgen. Die maximal zulässigen Oberflächen- oder Bewehrungstemperaturen, an denen keine Abplatzungsgefahr herrscht, sind bauseits vom Ingenieur oder vom Betonlieferanten festzulegen. Die erforderliche Bekleidungsdicke mit Promatect®-H zum Einhalten von verschiedenen Temperaturen ist in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1 1 Zeitdauer Temperatur 2 ≤ 500 Betonoberfläche d ≥ 15 mm 250° C 90 min. ≥ 33 mm Armierungseisen d ≥ 10 mm 250° C ≥ 33 Detail A Die PROMATECT®-H Brandschutzplatten werden im Abstand ≥ 500 mm mit Direktmontageschrauben oder Stahl-Deckennägel (2) direkt in den Beton befestigt. Die minimale Befestigungstiefe im Beton beträgt 33 mm. 2 1 Befestigungstiefe im Beton Betonoberfläche d ≥ 18 mm 200° C ≤ 500 ≤ 500 Material PROMATECT®-H 2 4 Detail A - Betondecke 3 2 1 Detail B Betonstützen werden mit PROMATECT®-H Brandschutzplatten lose bekleidet und an den Plattenecken mit Stahldrahtklammern (3) im Abstand von 100 mm verbunden. Die Plattendicke längs zur Stahldrahtklammern (3) beträgt mind. 15 mm. Horizontale Plattenstösse sind zweiseitig mit Direktmontageschrauben oder Stahl-Deckennägel (2) direkt in den Beton zu befestigen. Detail C Betonunterzüge sind gemäss Detail C auszuführen. Die Ecken sind mit Stahldrahtklammern (3) im Abstand von 100 mm zu schliessen. 4 Tabelle 2 1 d ≥ 15 mm Plattendicke d Direktmontageschraube Länge Deckennagel Länge 10 mm ≥ 42 mm ≥ 43 mm 15 mm Detail B - Betonstütze ≥ 48 mm 18 mm ≥ 52 mm 20 mm ≥ 51 mm ≥ 53 mm Tabelle 3 1 4 2 3 Plattendicke d Stahldrahtklammern Länge 10 mm ≥ 38 mm 15 mm ≥ 44 mm 18 mm ≥ 44 mm 20 mm ≥ 50 mm 1 d ≥ 15 mm 4 Promat AG · Switzerland • Telefon 052 320 94 00 · Fax 052 320 94 02 • E-Mail [email protected] · Internet www.promat.ch 11.15 Detail C - Betonunterzug
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