Georg Patzer Klett Verlag Stuttgart Düsseldorf Leipzig Autor: Georg Patzer © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Gotthold Ephraim Lessing www.klett-verlag.de Lektüre easy Nathan der Weise von Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 1 Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Datensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich Auflage 4. 3. 2. 1. | 2004 2003 2002 2001 Die letzten Zahlen bezeichnen jeweils die Auflage und das Jahr des letzten Druckes. Dieses Werk folgt der reformierten Rechtschreibung und Zeichensetzung. Ausnahmen bilden Texte, bei denen künstlerische, philologische oder lizenzrechtliche Gründe einer Änderung entgegenstehen. Umschlagabbildung: BPK, Berlin Alle Rechte vorbehalten © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2001 Internetadresse: http://www.klett-verlag.de/klett-lerntraining E-Mail: [email protected] Umschlaggestaltung: Bayerl & Ost, Frankfurt / Main Innengestaltung: Kirsten Brückmann, Stuttgart DTP: Bettina Herrmann, Stuttgart Druck: Wilhelm Röck, Weinsberg ISBN: 3-12-928095-2 Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Nach folgender Textausgabe wird zitiert: Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise, Stuttgart (Reclam) 2000. 2 www.klett-verlag.de Inhalt ■ Der Inhalt in Kürze – 4 ■ Überblick über den Aufbau des Stücks – 5 ■ Die Personen – 24 Nathan / Recha / Daja / Der Tempelherr / Saladin / Sittah / Al-Hafi / Der Patriarch / Der Klosterbruder / Das Gefüge der Personen ■ Themen – 35 „Nathan der Weise“ als Drama der Aufklärung / Die Erziehung zur Einsicht / Der Dialog als erzieherisches Mittel / Praktische Vernunft und Gefühl / Handeln als Ausdruck von Vernunft und Unvernunft / „Menschen“ und „Freunde“ / Die Liebe / Religion und Toleranz / Die Ringparabel ■ Stil und Aufbau – 56 Tragödie oder Komödie / Aufbau / Versform / Sprache und Dialogform / Poetische Struktur ■ Lessings Leben und Werk – 63 ■ Literaturverzeichnis – 64 Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. ■ Der Gang der Handlung – 7 3 Es geht um den reichen jüdischen Kaufmann Nathan, der in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge lebt. Damals lebten Juden, Christen und Moslems in dieser für alle drei heiligen Stadt, die Oberherrschaft hatte Sultan Saladin, das Stück spielt während einer Zeit des Waffenstillstands. Bei der Rückkehr von einer Geschäftsreise erfährt Nathan vom Brand seines Hauses und der Rettung seiner Tochter Recha durch den Tempelherrn. Der, vom Sultan wegen der Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Bruder Assad begnadigt, wirft sich vor, dass er eine Jüdin gerettet hat, verliebt sich aber in sie und will sie heiraten. Der Sultan möchte von Nathan Geld borgen und stellt ihm zur Probe die Frage, welche Religion die wahre sei. Nathan erzählt als Antwort die Parabel von den drei Ringen und bringt damit den Sultan zur Einsicht in die Humanität. Die christliche Gesellschafterin Daja erzählt dem Tempelherrn, dass Recha eigentlich eine Christin ist, Recha verrät sie, dass Nathan nicht ihr richtiger Vater ist. Sie will, dass der Tempelherr sie und Recha nach Europa bringt. Der christliche Patriarch sagt, ein Jude, der eine Christin als Jüdin aufzieht, gehört auf den Scheiterhaufen. Nathan erfährt den Namen des Tempelherrn, bekommt ein Buch von Rechas Vater in die Hand, erkennt die Verhältnisse, nach denen Recha, der Tempelherr und der Sultan miteinander verwandt sind, und führt die Personen zu einem glücklichen Ende zusammen. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Gotthold Ephraim Lessing erzählt in seinem Stück „Nathan der Weise“ eine Geschichte aus einer fernen Zeit, aber gleichzeitig stellt er in historischem Gewand auch Zustände seiner Zeit dar. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Der Inhalt in Kürze 4 Im 2. Aufzug, der Steigerung oder Entwicklung, treten der Sultan Saladin und seine Schwester Sittah auf, und Nathan beginnt mit der Erziehung des Tempelherrn. Der Derwisch verabschiedet sich. Die Wende oder Peripetie im 3. Aufzug zeigt eine mögliche Lösung. Der christliche Tempelherr könnte das jüdische Mädchen Recha heiraten und Nathan dem Sultan mit Geld aushelfen, aber neue Schwierigkeiten, die Zurückweisung der Werbung durch Nathan und der Verrat Dajas führen zu neuen Verwicklungen. Die Erzählung der Ringparabel führt zu einer anderen Wende. Die Umkehr oder Krise im 4. Aufzug führt fast zu einem tragischen Schluss, als der Tempelherr Nathan beim Patriarchen denunziert und ihn beim Sultan anklagt. Nathan erzählt, dass Christen vor vielen Jahren seine Familie brutal ermordet haben. In der Umkehr wird aber auch der harmonische Schluss angekündigt: Der Klosterbruder erinnert Nathan daran, dass er ihm einmal ein Kind gebracht hat, und verhilft ihm so zur Erkenntnis der wahren Verhältnisse. Die Lösung im 5. Aufzug, dass Sultan, Tempelherr und Recha verwandt sind, leitet über zum harmonischen Schluss. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Im 1. Aufzug, der Einleitung oder Exposition, werden die wichtigsten Personen vorgestellt, Nathan und der Tempelherr, Recha, Daja und der Derwisch Al-Hafi treten auf. Die unmittelbare Vorgeschichte wird erzählt, die Konflikte werden genannt: die Geldnot Saladins, die Bedrohung Nathans, das Verhältnis zwischen Juden, Christen und Moslems in Jerusalem und das Missverhältnis von Schwärmerei und Vernunft. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Überblick über den Aufbau des Stücks 5 Inhalt/Themen 1. Aufzug Exposition/ Einleitung Die Personen werden vorgestellt, Nathan, Recha, Daja, der Tempelherr und der Derwisch treten auf, die unmittelbare Vorgeschichte wird erzählt, die Konflikte werden gezeigt, die Themen angerissen. 2. Aufzug Steigerung/ Entwicklung Der Sultan Saladin und seine Schwester treten auf, Nathan beginnt mit der Erziehung des Tempelherrn, der Derwisch verabschiedet sich. 3. Aufzug Peripetie/ Wende Als mögliche Lösung aus dem Konflikt wird die Heirat zwischen dem Tempelherrn und Recha gezeigt. Neue Schwierigkeiten treten auf. Nathan weist die Werbung des Tempelherrn zurück, Dajas Verrat führt zu einer neuen Bedrohung; Nathan erzählt die Ringparabel. 4. Aufzug Umkehr/Krise Der Tempelherr denunziert Nathan beim Patriarchen und klagt ihn beim Sultan an, der Klosterbruder hilft, die Vorgeschichte Nathans wird erzählt. 5. Aufzug Lösung Autor: Georg Patzer Der harmonische Schluss: Recha, der Tempelherr und der Sultan sind miteinander verwandt. Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Abschnitt © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Aufzug 6 www.klett-verlag.de Die Personen Nathan, ein jüdischer Kaufmann Recha, seine angenommene Tochter, eine Christin Daja, die Gesellschafterin Rechas, eine Christin Curd von Stauffen, ein junger Tempelherr und Christ Saladin, Sultan von Ägypten und Syrien Sittah, Saladins Schwester Al-Hafi, ein Derwisch, Schatzmeister des Sultans Der Patriarch von Jerusalem Ein Klosterbruder Mehrere Boten Vorgeschichte Die Vorgeschichte der Handlung, die erst während des Stücks erzählt wird, ist wichtig für das Verständnis und den Ablauf. Vor allem die drei guten Taten sind die Voraussetzung für das glückliche Ende. Die Vorgeschichte beginnt damit, dass Assad, der Bruder des Sultans, sich in eine Christin verliebt und ihr nach Europa folgt. Bei der Geburt der Tochter stirbt die Frau; vor einer Schlacht, in der er sterben wird, gibt Assad die kleine Recha zu Nathan. Drei gute Taten der Vorgeschichte sind für das Stück wichtig. Die erste gute Tat: Nathan nimmt Recha als seine Tochter an, obwohl Christen gerade seine ganze Familie lebendig verbrannt haben. Die zweite gute Tat, achtzehn Jahre später: Der Sultan begnadigt den Tempelherrn, weil er ihn an seinen Bruder erinnert. Die dritte gute Tat der Vorgeschichte: Der Tempelherr rettet Recha aus einem brennenden Haus. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Der Gang der Handlung 7 1. Auftritt (Flur in Nathans Haus) Nathan kommt zurück und erfährt von der Rettung seiner Tochter. Der reiche jüdische Händler Nathan kommt von einer Geschäftsreise aus Babylon zurück nach Jerusalem. Daja, die christliche Gesellschafterin seiner Pflegetochter Recha, erzählt ihm vom Brand seines Hauses. Er hat bereits davon erfahren, es kümmert ihn wenig – wäre es abgebrannt, „hätten wir ein neues uns / Gebaut und ein bequemeres.“ (16/17) Daja erzählt ihm aber, dass Recha nur knapp dem Tod entgangen ist und noch unter Schock steht. Gerettet wurde sie von einem jungen Tempelherrn: „Ohn’ alle / Des Hauses Kundschaft, nur von seinem Ohr / Geleitet, drang, mit vorgespreiztem Mantel, / Er kühn durch Flamm’ und Rauch der Stimme nach, / die uns um Hülfe rief.“ (98ff.) Danach verschwand er wieder. Daja kennt inzwischen seine Geschichte: Er ist gefangen genommen und vom Sultan Saladin begnadigt worden, sie trifft ihn auch mehrfach am Heiligen Grab, wo er sie immer verspottet. Recha aber hält ihn für ihren Schutzengel: „Es sei ihr Tempelherr, / Kein irdischer und keines irdischen; / Der Engel einer, deren Schutz sich / Ihr kleines Herz, von Kindheit auf, so gern / Vertrauet glaubte, sei aus einer Wolke (...) Um sie geschwebt, mit eins als Tempelherr / Hervorgetreten.“ (144ff.) Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de 1191, zur Zeit der Kreuzzüge. Der reiche Jude Nathan kommt von einer Geschäftsreise zurück nach Jerusalem und erfährt, dass seine Tochter Recha beim Brand seines Hauses fast verbrannt wäre. Ihr Retter, ein von Saladin begnadigter christlicher Tempelherr, weist den Dank Nathans, eines Juden, zurück. Recha denkt zunächst, er wäre ein Engel und ihre Rettung ein Wunder, Nathan überzeugt sie, dass er ein Mensch war. Der Derwisch Al-Hafi ist Schatzmeister bei Sultan Saladin geworden. Der Tempelherr weist die Bitte des Patriarchen, den Sultan zu ermorden, als Zumutung zurück. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 1. Aufzug 8 3. Auftritt Nathan redet mit dem Derwisch Al-Hafi. Der Derwisch (muslimischer Bettelmönch) Al-Hafi begrüßt seinen alten Freund Nathan, etwas unsicher, wie der ihn empfängt, da er inzwischen Schatzmeister des Sultans (Desterdar) geworden ist. Nathan beruhigt ihn: „Wenn dein Herz / Noch Derwisch ist, so wag ich’s drauf. Der Kerl / Im Staat, ist nur dein Kleid.“ (392ff.) Sie loben Saladin wegen seiner Sorge für die Armen. Al-Hafi bittet Nathan um seine Unterstützung, das Amt des Schatzmeisters zu führen. Nathan ist unentschlossen und sagt: „Al-Hafi Derwisch ist zu allem, / Was ich ver- Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Nathan diskutiert mit Recha und Daja über Wunder. Recha klagt über die lange Abwesenheit von Nathan, den sie mit „mein Vater“ (169) anredet. Sie schwärmt, ein Engel habe sie gerettet. Nathan erklärt, auch das alltägliche Wirken Gottes im normalen Leben sei schon ein Wunder, es sei doch auch ein Wunder, wenn ein richtiger Tempelherr sie gerettet hätte. „Der Wunder höchstes ist, / Dass uns die wahren, echten Wunder so / Alltäglich werden können, werden sollen.“ (215ff.) Für Recha bedeutet die Begnadigung des Tempelherrn durch Saladin nur, dass er kein richtiger Tempelherr sein könne: „Er schien es nur.“ (238) Daja erzählt, dass Saladin ihn begnadigt habe, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad sehr ähnlich sehe. Nathan findet es töricht, unnötig und schädlich, an Wunder und Engel zu glauben: „Ihr könnt ihm danken; zu ihm seufzen, beten; / Könnt in Entzückung über ihn zerschmelzen; / Könnt an dem Tage seiner Feier fasten, / Almosen spenden. – Alles nichts.“ (308ff.) Seinen Mitmenschen dagegen kann man Gutes tun. Gott sei man durch schwärmerische Gebete oder die Errettung durch einen Engel nicht näher, das sei Unsinn oder Gotteslästerung. Als Daja und Recha sagen, ihr Retter sei auch wie ein Engel verschwunden, stellt Nathan ihnen vor, er sei vielleicht krank geworden, vielleicht habe er das Klima nicht ertragen, sei ohne Freunde und Geld „ein Raub der Schmerzen und des Todes.“ (341) Jetzt erst versteht Recha und ist erschüttert. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 2. Auftritt 9 www.klett-verlag.de mag, mir stets willkommen. – Aber / Al-Hafi Desterdar des Saladin, / Der – dem –“ (439ff.) Der Derwisch hat sich geschmeichelt gefühlt, als der Sultan ihm dieses wichtige Amt anvertraute. Jetzt verurteilt er seine Verblendung, die ihm vorgespiegelt hatte, den Armen helfen zu können, indem er einigen wenigen ein Almosen gibt, während so viele weiter hungern müssen. Lieber wäre er wieder bei seinem Orden. Daja hat den Tempelherrn wieder gesehen. Daja, die den Tempelherrn wieder gesehen hat, bittet Nathan, ihn aufzusuchen. Als Nathan sagt, es wäre schicklicher, der Tempelherr komme zu ihm, antwortet Daja: „Er kömmt zu keinem Juden,“ (528) worauf Nathan unverzüglich sagt: „Geh, ich komme gleich dir nach.“ 5. Auftritt (auf einem Platz mit Palmen) Der Tempelherr redet mit dem Klosterbruder. Der Klosterbruder fragt den Tempelherrn, ob er bereit wäre, einen Brief seines Herrn, des Patriarchen von Jerusalem, an den christlichen König Philipp zu übergeben oder für ihn zu spionieren und eine Truppe von christlichen Meuchelmördern anzuführen, die Saladin beseitigen wollen. Der Tempelherr lehnt es ab, seinen Lebensretter zu verraten, obwohl der Patriarch ihm Gotteslohn verspricht. Der Klosterbruder ist sehr zufrieden mit der Antwort, da er ihn nur auf ausdrücklichen Befehl gefragt hat, es aber selbst verabscheut. 6. Auftritt Daja versucht, den Tempelherrn einzuladen. Daja bittet den Tempelherrn, Nathan zu besuchen, den sie als Rechas Vater vorstellt, als reichen, weisen und guten Menschen, der ihn für die Rettung seiner Tochter belohnen möchte. Der Tempelherr lehnt ab: „Auch lasst / Den Vater mir vom Halse. Jud’ ist Jude.“ (775f.) Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 4. Auftritt 10 Sultan Saladin redet mit seiner Schwester Sittah über die Christen, die sie für intolerant hält; sie beschließen, sich Geld von Nathan zu leihen. Nathan schließt Freundschaft mit dem Tempelherrn, der ihm seinen Namen verrät. Al-Hafi verabschiedet sich, weil er wieder zu seinem Bettelorden zurückkehren will. www.klett-verlag.de 2. Aufzug (im Palast Saladins) Saladin redet mit Sittah über Politik. Sultan Saladin spielt mit seiner Schwester Sittah Schach. Saladin ist zerstreut, denn er macht sich Sorgen um den Waffenstillstand. Eigentlich wollte er seine Schwester Sittah mit dem Bruder von Richard Löwenherz vermählen und Richards Schwester mit seinem Bruder Melek, um eine dauerhafte Verbindung zwischen den Völkern zu schaffen. Sittah hält ihn für gutgläubig: „Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht kennen. / Ihr Stolz ist: Christen sein; nicht Menschen.“ (868) Sie verlangen nämlich, dass beide zum Christentum übertreten müssten, und sie wollen die unter christlicher Verwaltung stehende Stadt Acca, die Richards Schwester in die Ehe einbringen müsste, nicht an den Sultan übergeben. Saladin berichtet von den Geldsorgen seines Vaters, der im Libanon die Kriegs- und Staatskasse verwaltet. 2. Auftritt Saladin hört von Nathan. Al-Hafi kommt, um Nachricht über das erwartete Geld aus Ägypten zu erhalten, aber auch der Sultan weiß nichts darüber. Al-Hafi verrät ihm, dass Sittah schon seit einiger Zeit mit eigenem Geld den Hof finanziert. Saladin bittet ihn, Geld zu borgen, am besten bei Nathan. Al-Hafi verschweigt, dass er ihn schon gefragt hat und behauptet, er würde nicht verleihen, damit er immer Geld zum Verschenken habe. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 1. Auftritt 11 Sittah erklärt, man könne es doch mit Nathan versuchen. Sittah erzählt ihrem Bruder, wie reich Nathan ist. Sie hat auch erkannt, dass Al-Hafi nur verlegen war, als er auf Nathan angesprochen wurde. Deswegen möchte sie es selbst bei Nathan versuchen. www.klett-verlag.de 3. Auftritt (vor dem Haus Nathans) Nathan und Recha warten auf Daja. Nathan und Recha warten unruhig auf die Rückkehr Dajas, die ihnen erzählt, der Tempelherr sei heute wie immer. 5. Auftritt Nathan freundet sich mit dem Tempelherrn an. Nathan spricht den Tempelherrn an, der sich den Dank für seine Tat verbittet. Als Kreuzritter sei es seine Pflicht, den Bedürftigen beizustehen. Mit den Worten „wenn’s auch nur / Das Leben einer Jüdin wäre“ (1219) beleidigt er gleichzeitig Nathan, der so tut, als würde er nur das Großherzige und die Bescheidenheit verstehen, mit der der Tempelherr den Dank scheinbar abwehrt. Als Nathan ihm Geld anbietet, reagiert der Tempelherr abweisend; als Nathan seine Rettungstat höher einschätzt als seine ablehnenden Worte, wird er nachdenklicher. Sie reden über die Güte von Menschen, die es in allen Ländern gibt, der Tempelherr berichtet seinen Abscheu vor dem Stolz des „auserwählten Volkes“, den auch Christen und Moslems haben. Sie schließen Freundschaft, als sie erkennen, dass sie geistesverwandt sind: „Sind Christ und Jude eher Christ und Jude, / Als Mensch? Ah, wenn ich einen mehr in Euch / Gefunden hätte, dem es g’nügt, ein Mensch / Zu heißen!“ (1310ff.) Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 4. Auftritt 12 Daja kommt dazu. Daja stürzt aus dem Haus und sagt, der Sultan wünsche Nathan zu sprechen. www.klett-verlag.de 6. Auftritt Der Tempelherr nennt seinen Namen. Nathan fragt nach dem Namen des Tempelherrn: „Curd von Stauffen.“ (1377) Nathan wundert sich, er bedenkt das seltsame Zusammentreffen, dass sein alter Freund Wolf von Filnek ihm sehr ähnlich war, was ihm erst jetzt auffällt: „Wie solche tiefgeprägte Bilder doch / Zuzeiten in uns schlafen können, bis / Ein Wort, ein Laut sie weckt.“ (1396ff.) 8. Auftritt Nathan deutet etwas an. Daja fragt, da sie nicht die ganze Unterhaltung mitbekommen hat, wann sie den Tempelherrn wieder erwarten können. Nathan bittet Daja um Diskretion. 9. Auftritt Al-Hafi verabschiedet sich. Al-Hafi kommt, um Nathan vor dem Sultan zu warnen, der ihn zum Schatzmeister machen und von ihm Geld borgen will, ohne gleichzeitig seinen Rat anzunehmen. Er erzählt von dem Schachspiel, das Saladin verloren gab, es aber noch hätte gewinnen können. Schließlich lädt er ihn ein, mit ihm an den Ganges zu den Derwischen zu gehen, er sei der Einzige, der würdig dazu sei. Als Nathan ablehnt, verabschiedet sich Al-Hafi. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 7. Auftritt 13 Recha begegnet dem Tempelherrm, der sich sofort in sie verliebt. Saladin stellt Nathan eine Falle, um ihn zu demütigen. Nathan erzählt die Parabel von den drei Ringen, die den Sultan zur Einsicht bringt. Sie schließen Freundschaft. Daja verrät dem Tempelherrn, dass Recha nicht die Tochter Nathans ist, sondern von Geburt her eine Christin. www.klett-verlag.de 3. Aufzug (in Nathans Haus) Daja deutet ein Geheimnis an. Recha wünscht sich, der Tempelherr wäre schon da. Daja wünscht sich, sie könnte mit ihnen nach Europa fliehen, aber Recha sieht ihre Heimat in Jerusalem. Daja deutet an, sie wisse etwas, aber sie könne es nicht sagen. Recha tadelt sie, weil sie Nathans Lehren nicht annimmt, die Vernunft und das Wissen, dass ein Gott nicht jemandem gehöre, wie es die Christen meinen: „Du hast doch wahrlich deine sonderbaren / Begriffe! ,Sein, sein Gott! für den er kämpft!‘ / Wem eignet Gott? was ist das für ein Gott, / Der einem Menschen eignet? der für sich / Muss kämpfen lassen?“ (1554ff.) 2. Auftritt Recha und der Tempelherr begegnen sich. Der Tempelherr tritt ein, Recha sinkt ihm vor die Füße und dankt Gott noch einmal, nicht aber dem Mann, der sie errettet hat, sie später immer abwies und als Jüdin beschimpfte: „Tempelherren, / Die müssen einmal nun so handeln; müssen / Wie etwas besser zugelernte Hunde, / Sowohl aus Feuer, als aus Wasser holen.“ (1619ff.) Er entschuldigt sich und ist wie erstarrt. Als er erzählt, dass er auf dem Berg Sinai war, möchte Recha wissen, ob es wirklich mühsamer sei, von ihm herabzusteigen als hinauf. Aber er ist nur noch verwirrt und eilt davon, als er hört, dass Nathan noch nicht da ist. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 1. Auftritt 14 Der Tempelherr ist verliebt. Daja deutet an, dass der Tempelherr verliebt ist, und auch Recha ist unruhig. www.klett-verlag.de 3. Auftritt (in Saladins Audienzsaal) Sittah redet mit Saladin. Saladin beklagt, dass er mit Nathan listig umgehen soll, weil er ihm Geld abluchsen will. Sittah freut sich auf das Vergnügen, zu beobachten, wie Nathan sich herausreden oder befreien wird. 5. Auftritt Saladin fragt Nathan nach der wahren Religion. Nathan belehrt den Sultan, dass nur das Volk ihn, nicht aber er selber sich den Weisen nennt. Aber man kann sich ja auch täuschen: „Wenn dem Volke weise / Nichts weiter wär als klug? und klug nur der, / Der sich auf seinen Vorteil gut versteht?“ (1807ff.) Aber der Sultan will weder Waren von ihm noch Nachrichten aus den bereisten Ländern, sondern Antwort auf die Frage: „Was für ein Glaube, was für ein Gesetz / Hat dir am meisten eingeleuchtet?“ (1840f.) Saladin geht davon aus, dass von den drei Religionen nur eine die wahre sein kann, und meint, Nathan wäre nicht einfach aus Bequemlichkeit bei dem Glauben geblieben, den er von Geburt an habe. Er lässt Nathan einen Augenblick allein und sucht seine Schwester. 6. Auftritt Nathan überlegt. Nathan überlegt: „Wunderlich (...) Was will der Sultan? was? ich bin / Auf Geld gefasst; und er will – Wahrheit. Wahrheit!“ (1865ff.) Er mahnt sich zur Vorsicht und hat dann den rettenden Einfall: „Nicht die Kinder bloß, speist man / Mit Märchen ab. – Er kömmt. Er komme nur!“ (1889f.) Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 4. Auftritt 15 Als Saladin fragt, ob das alles sei, entschuldigt sich Nathan; er habe sich nicht getraut, die Ringe „zu unterscheiden, die / Der Vater in der Absicht machen ließ, / Damit sie nicht zu unterscheiden wären“. (1967ff.) Saladin dringt auf die offensichtlichen Unterschiede der Religionen, Nathan antwortet, es sei doch auch eine Frage des Glaubens, und natürlich würde jeder seinen Vorfahren am ehesten glauben, er seinen jüdischen, Saladin seinen muslimischen. Nathan erzählt weiter von den Ringen: Jeder Sohn schwor, den Ring vom Vater bekommen zu haben, der ihm damit den Vorrang eingeräumt habe. Eher als den Vater würden sie die Brüder der Lüge verdächtigen. Der Richter verlangte daraufhin den toten Vater zu sprechen, weil er der Einzige sei, der die Sache aufklären könnte. Sein nächster Schluss: Da der Ring die Macht habe, den Träger beliebt zu machen, müssten zwei der Brüder den dritten lieben. Da das nicht der Fall war, könne der wahre Ring nur verloren gegangen sein. Der Richter rät allen drei Brüdern, dem Ring nachzueifern, mit Sanftmut, Verträglichkeit, Güte und Ergebenheit in Gott. Ein späterer Richter werde entscheiden, welcher Ring der richtige sei, wenn man die Taten der Brüder vergleichen werde: „Und wenn sich dann der Steine Kräfte / Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern: / So lad ich über tausend Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Nathan erzählt die Ringparabel. Nathan erzählt Saladin seine Geschichte, die Parabel vom Ring. Dieser Ring hat „die geheime Kraft, vor Gott und Menschen angenehm zu machen, wer / In dieser Zuversicht ihn trug.“ (1915ff.) Der Ring wurde vom Vater immer auf den liebsten Sohn vererbt, der der Herr des Hauses wurde, bis ein Vater sich nicht entscheiden konnte, welchen von den drei Söhnen er am meisten liebte. So versprach er jedem den Ring. Als er alt wurde, ließ er heimlich zwei weitere, identische Ringe machen, gab jedem der Söhne einen und starb. Die Söhne stritten sich, wer den echten Ring hatte, aber es konnte nicht bewiesen werden: „Man untersucht, man zankt, / Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht / Erweislich; – Fast so unerweislich, als / Uns itzt – der rechte Glaube.“ (1961ff.) © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 7. Auftritt 16 Saladin ist bestürzt und bittet Nathan um seine Freundschaft. Nathan bittet aber noch darum, ihm mit Geld aushelfen zu können, da er fast zu viel davon hat. Er werde den jungen Tempelherrn mit dem Geld schicken. Nathan erzählt, er hätte seine Tochter gerettet, und Saladin fällt wieder ein, dass er seinem Bruder Assad so ähnlich gesehen habe. www.klett-verlag.de tausend Jahre, / Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird / Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen, / Als ich; und sprechen.“ (2048ff.) (unter den Palmen) Der Tempelherr redet von seiner Liebe. Der Tempelherr wartet auf Nathan, ist in Recha verliebt. „Ist das nun Liebe: / So – liebt der Tempelritter freilich, – liebt / Der Christ das Judenmädchen freilich.“ (2129ff.) 9. Auftritt Der Tempelherr hält um Rechas Hand an. Nathan erzählt dem Tempelherrn, dass Saladin ihn sehen will und fragt ihn, ob er Recha gesehen habe. Der Tempelherr sagt, sie gefalle ihm sehr, aber er wolle sie nie wieder sehen, es sei denn, er bekäme sie zur Frau. Nathan weist die Werbung zurück, er will erst mehr wissen von seinem Vater. Er selbst habe einen Conrad von Stauffen gekannt. Der Tempelherr sagt, sein Vater habe Conrad geheißen, und er sei, wie Nathans Conrad, Tempelherr gewesen. 10. Auftritt Daja erzählt, dass Recha keine Jüdin ist. Der Tempelherr verrät Daja, dass er Recha liebt, sie verrät ihm, dass Recha nicht eine Jüdin, sondern eine getaufte Christin und Nathan nicht ihr Vater ist. Der Tempelherr ist erstaunt, dass Nathan sie als Jüdin erzogen und ihr nie gesagt hat, dass sie eine Christin ist. Daja will vom Tempelherrn mit Recha nach Europa genommen werden. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 8. Auftritt 17 1. Auftritt Der Tempelherr redet mit dem Klosterbruder. Der Tempelherr sucht den Patriarchen auf, um sich von ihm einen Rat geben zu lassen. Der Klosterbruder, den er trifft, rät ihm ab. 2. Auftritt Der Patriarch ist ein Judenfeind. Der Patriarch verlangt vom Tempelherrn Gehorsam. Der Tempelherr erzählt ihm den Fall vom Juden Nathan und seiner christlichen Tochter als hypothetisch. Der Patriarch sagt, so ein Jude gehöre auf den Scheiterhaufen: „Tut nichts, der Jude wird verbrannt!“ (2546) Als der Tempelherr ihm den Namen nicht sagt und gehen will, droht der Patriarch damit, zum Sultan zu gehen. 3. Auftritt (ein Zimmer in Saladins Palast) Saladin denkt an seinen verstorbenen Bruder Assad. Sittah hat das Bild des verstorbenen Bruders von Saladin gefunden, er bestaunt noch einmal die Ähnlichkeit mit dem Tempelherrn. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Der Tempelherr redet mit dem Patriarchen, der Judenhass predigt. Der Sultan ermahnt den Tempelherrn. Der Klosterbruder erzählt Nathan davon, dass er ihm vor achtzehn Jahren ein kleines Mädchen gebracht hat und erinnert sich an handschriftliche Aufzeichnungen. Nathan erzählt ihm von den Gräueltaten der Christen an den Juden. Daja erzählt Recha, dass sie nicht Nathans Tochter ist. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 4. Aufzug 18 5. Auftritt Ein Gerücht wird ausgesprochen. Sittah spricht ihren Verdacht aus, dass Saladins Bruder Assad auch bei christlichen Frauen sehr beliebt war, und bedauert, dass Saladin den Tempelherrn nicht gefragt hat, wer seine Mutter war. Es gab schon Gerüchte, gesteht Saladin. Sittah ist neugierig auf Recha und will sie in den Palast holen lassen. 6. Auftritt (in Nathans Haus) Nathan will die Fakten wissen. Nathan und Daja mustern die neuen Waren, die Nathan mitgebracht hat. Daja dringt darauf, dass er Recha dem Tempelherrn zur Frau gibt, er mahnt zur Geduld. Er muss zuerst noch mehr Fakten kennen, aber er muss vorsichtig sein, um den Tempelherrn nicht unnötig zu verdächtigen und damit zu verprellen. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Saladin ermahnt den Tempelherrn. Der Tempelherr dankt Saladin für die Begnadigung und verspricht, in seine Dienste zu treten. Er beschwert sich über Nathan, der ihm seine Tochter nicht sofort zur Frau geben will, und erzählt, dass Recha nicht Nathans Tochter ist, sondern eine Christin. Saladin ermahnt ihn, ruhig zu sein, als er sich judenfeindlich ereifert: „Der tolerante Schwätzer ist entdeckt. / Ich werde hinter diesen jüd’schen Wolf / Im philosoph’schen Schafpelz, Hunde schon / Zu bringen wissen, die ihn zausen sollen!“ (2779ff.) Der Tempelherr gesteht, schon beim Patriarchen gewesen zu sein. Saladin bittet ihn, Nathan zu suchen, damit sie sich gemeinsam aussprechen können, da auch Nathan ein Freund ist. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 4. Auftritt 19 8. Auftritt Daja spinnt ihre Intrigen weiter. Daja berichtet Nathan, dass Recha in den Palast des Sultans bestellt wurde, und fürchtet, dass sie eine der Frauen des Sultans werden soll. Sie beschließt, Recha selbst zu sagen, dass sie nicht Nathans Tochter ist. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Der Klosterbruder und Nathan erzählen ihre Geschichte. Der Klosterbruder warnt Nathan vor dem Patriarchen, der einen Juden sucht, der eine Christin als Tochter erzieht. Er erinnert sich, dass er selbst Nathan vor achtzehn Jahren, als er noch Reitknecht war, ein wenige Wochen altes Mädchen gebracht hat. Die Mutter war kurz zuvor gestorben, der Vater, Wolf von Filnek, musste plötzlich nach Gazza und starb in der Schlacht. Nathan erzählt ihm, wie die Christen damals alle Juden seiner Heimatstadt ermordet haben, auch seine Frau und seine sieben Söhne wurden lebendig verbrannt. Er trauerte damals und schwor Rache, bis sich die Vernunft wieder meldete. In dem Augenblick kam der Reitknecht und brachte das Mädchen, das er als seine eigene Tochter annahm. Nathan ist jetzt bereit, sie gehen zu lassen, aber nur zu jemandem, der ältere Rechte hat, also ein Blutsverwandter ist. Der Klosterbruder kennt ihre Verwandschaft aber nicht. Als Nathan fragt, ob die Mutter nicht eine Frau von Stauffen gewesen sei, und ihr Bruder Conrad hieße und ein Tempelherr gewesen sei, bejaht er es. Dem Klosterbruder fällt jetzt ein, dass er noch ein Buch von ihrem Vater hat, in das dieser auf Arabisch hinein geschrieben hat. Er geht es holen. Nathan möchte noch wissen, wer dem Patriarchen das Geheimnis verraten hat. Er verdächtigt Daja. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 7. Auftritt 20 Saladin bekommt endlich Geld aus Ägypten. Der Tempelherr erzählt Nathan, dass er mit dem Patriarchen über ihn geredet hat, Nathan hält ihn hin. Recha sagt, dass Nathan stets ihr richtiger Vater bleiben werde. Nathan klärt schließlich alles auf. Alle umarmen sich vor Freude. www.klett-verlag.de 5. Aufzug (in Saladins Palast) Saladin bekommt Geld aus Ägypten. Saladin erhält den lange erwarteten Tribut aus Ägypten. 2. Auftritt Saladin schickt Geld zu seinem Vater. Ein Beamter berichtet Saladin, dass der Geldtransport sich verspätet hat, weil er erst die Niederschlagung von Unruhen abwarten musste. Saladin bittet ihn, sofort Geld zu seinem Vater in den Libanon zu bringen, aber wegen der Kreuzritter vorsichtig zu sein. 3. Auftritt (vor Nathans Haus) Der Tempelherr hat gelernt, dass Nathan der wahre Vater ist. Der Tempelherr ist immer noch verliebt und mit Nathan beleidigt, weiß aber auch, dass Nathan Rechas wahrer Vater bleibt: „Ach! Rechas wahrer Vater / Bleibt, trotz dem Christen, der sie zeugte – bleibt / In Ewigkeit der Jude.“ (3249ff.) Als er sieht, dass Nathan mit dem Klosterbruder spricht, fürchtet er, dass der ihm von seinem Gespräch mit dem Patriarchen erzählt. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 1. Auftritt 21 Der Klosterbruder erzählt Nathan vom Tempelherrn. Der Klosterbruder erzählt, dass ein Tempelherr den Patriarchen aufgehetzt hat, das könne nur „ihr“ Tempelherr sein, weil kein anderer in Jerusalem ist. Nathan will es nicht glauben, aber der Klosterbruder sagt: „Doch was man ist, und was / Man sein muss in der Welt, das passt ja wohl / Nicht immer.“ (3312ff.) www.klett-verlag.de 4. Auftritt Der Tempelherr erzählt von seinem Gespräch mit dem Patriarchen, Nathan verwirrt ihn. Der Tempelherr gesteht Nathan die ganze Geschichte: dass er von Rechas christlicher Herkunft erfahren hat; dass er beschlossen hat, Nathan anzuschwärzen, aber seinen Namen dann doch nicht genannt hat. Jetzt bittet er Nathan, sie ihm zur Frau zu geben, da der Patriarch nicht wagen würde, ihm seine Frau wegzunehmen. Nathan sagt, dass er ja nie geleugnet hat, dass Recha nur seine Pflegetochter ist. Er habe aber jetzt Verwandte gefunden, besonders einen Bruder, der jetzt über sie bestimmen könnte. Er sei ein braver Mann, aber Nathan kennt ihn noch nicht genau. Der Tempelherr ist verwirrt, Nathan lädt ihn ein, mit ihm zum Sultan zu gehen, Recha sei bei ihm, und auch Rechas Bruder würde man dort treffen. 6. Auftritt (in Sittahs Harem) Recha redet mit Sittah. Recha gesteht, dass sie nur wenig lesen kann, das meiste, was sie gelernt hat, habe sie von Nathan. Unter Tränen fürchtet sie, vielleicht einen anderen Vater aufgedrängt zu bekommen, den sie nicht kennt. Daja hat ihr bei einer verlassenen Marienkapelle kurz zuvor erzählt, dass Nathan nicht ihr richtiger Vater ist. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 5. Auftritt 22 8. Auftritt Es löst sich alles auf. Saladin begrüßt Nathan und sagt ihm, er könne das geliehene Geld wieder haben. Nathan wendet sich erst Recha zu, um sie zu trösten. Der Tempelherr ist trotzig, weil er sieht, dass alle zu Nathan halten, aber Saladin führt die beiden zusammen. Nathan sagt, er möchte zuerst mit Rechas Bruder sprechen. Keiner weiß, wovon er redet, der Tempelherr ist verbittert. Nathan geht freundschaftlich auf den Tempelherrn zu und sagt ihm, dass er nicht nur Curd von Stauffen heißt, sondern auch Leu von Filnek. Er erzählt, wie es zu dem Durcheinander kam: Seine Mutter war eine Frau von Stauffen, sein wahrer Vater nannte sich Wolf von Filnek, aber er war kein Deutscher, sondern nur mit der Mutter kurze Zeit vermählt. Ihr Bruder, ein Tempelritter namens Conrad von Stauffen, hat den jungen Curd erzogen und adoptiert, als die Eltern ihn in Deutschland zurückließen, aber die beiden hatten noch eine Tochter namens Blanda von Filnek, die beim Tod des Vaters in Nathans Obhut kam, weil der Vater mit ihm befreundet war. Diese Blanda ist Recha, und er ist also Rechas Bruder. Saladin fragt Nathan, wo dieser Vater von Filnek herstammt, Nathan zeigt ihm das Buch, das er vom Klosterbruder bekommen hat. Saladin erkennt die Handschrift seines Bruders und sieht, dass die beiden die Kinder seines Bruders sind und er also ihr Onkel ist. Alle umarmen sich vor Freude. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Recha bittet Saladin um Schutz. Recha bittet Saladin, einzuschreiten: „Noch weiß ich nicht, wer sonst mein Vater / Zu sein verlangt; – verlangen kann. Will’s auch / Nicht wissen. Aber macht denn nur das Blut / Den Vater? nur das Blut?“ (3651ff.) Sie bittet ihn um Schutz. Saladin will wissen, woher sie diese Information hat. Recha erzählt, dass Daja es von ihrer sterbenden Amme erfahren haben will. Saladin beruhigt sie und bietet sich als ihr Vater an, wenn sie das will. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. 7. Auftritt 23 www.klett-verlag.de Die Personen Verwandtschaftsverhältnisse Conrad von Stauffen Conrads Schwester Curd von Stauffen Leu von Filnek Tempelherr Familie des Sultans Assad Wolf v. Filnek Sittah Saladin Blanda von Filnek Recha Nathan Die Hauptperson des Stücks ist Nathan. Er wird als reicher Kaufmann vorgestellt. Er ist so reich, dass es ihm egal ist, wenn sein Haus abbrennt, er kann sich sofort ein neues und schöneres bauen. Gleichzeitig wird er als emotionaler und großzügiger Mensch gezeigt, der sich Sorgen um seine Tochter macht, die ihm mehr wert als sein Reichtum ist. Als er dem Retter seiner Tochter begegnet, macht er klar, dass er alles tun würde, um ihn zu belohnen. (II, 5) Auch seinem Freund Al-Hafi verspricht er, als Bürge vor dem Sultan aufzutreten (II, 9). Dem Sultan stellt er, nachdem er sich mit ihm angefreundet hat, sein Vermögen zur Verfügung (III, 7). Seine Emotionalität zeigt sich in der Sorge um seine angenommene Tochter Recha, deren Erziehung er auf sich nimmt. Als Kleinkind hat er sie zu sich genommen, sie an Kindes statt aufgezogen und ihr sogar eine christliche Gesellschafterin gegeben, obwohl sie als Jüdin erzogen wurde. Er versucht, ihr ein vernunftbetontes Denken beizubrin- Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. von Stauffen 24 Nathan wird als gläubiger Mensch geschildert, auch wenn Lessing die spezifisch jüdischen Grundlagen seines Glaubens nie erwähnt; er glaubt an Gott und die Vorsehung, und dass er Wunder nicht gegen die Naturgesetze bewirkt, sondern im Einklang mit ihnen. Er wendet sich deswegen gegen Schwärmerei und übertriebenen Wunderglauben. Für ihn zeigt sich die Religion im Handeln, nicht im Beten. Auch die Vernunft gehört für Nathan mit zum Glauben: In der Geschichte, die er dem Klosterbruder erzählt, ist es die Stimme der Vernunft, die ihn zum Glauben zurückführt. Als Jude ist Nathan Angehöriger einer Gruppe, die sich durch Wohlstand und kulturelle Leistungen zwar Anerkennung erkämpft hat, aber auch im 18. Jahrhundert, als Lessing „Nathan der Weise“ schrieb, noch benachteiligt ist. Es gab keine Gleichberechtigung für sie, wenige konnten sich den Status eines „Schutzjuden“ erkaufen, aber dieses Privileg jederzeit verlieren. Juden durften kein Handwerk ausüben, oft mussten sie in einem Ghetto leben, manchmal auch eine besondere Kleidung oder einen „Judenstern“ tragen. Immer wieder gab es Ausschreitungen und Massenmorde. Das gängige Vorurteil war eine Mischung aus Hass, Neid und religiösem Fanatismus, die Kirchen schürten böswillig Legenden von Ritualmorden, Hostienmissbrauch und Christusmord. Nathans Angst vor dem Sultan hatte also Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Nathan wird als realistisch denkender und vor allem handelnder Mensch charakterisiert, der seine Mitmenschen im Gespräch zu erziehen versucht. Er trifft sich mit ihnen auf gleicher Ebene und predigt nicht, sondern argumentiert. Nathan provoziert sie und spricht zugleich ihre Gefühlswelt an, versucht Rechas Mitleid zu erwecken (I, 2), zeigt offen seine Rührung, als er den Brandfleck im Mantel des Tempelherrn entdeckt (II, 5) und versetzt den überlegenen Saladin in die Rolle des Richters (III, 7). Durch diese Identifikation wird Saladin dazu gebracht, den Unsinn seiner Frage einzusehen. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. gen und erzieht sie zwar religiös, aber nicht dogmatisch und nicht aus Büchern, sondern durch Gespräche, wie Recha erzählt (V, 4). 25 Recha Rechas Mutter war eine Schwester des Tempelherrn Conrad von Stauffen. Mit Saladins Bruder Assad, der zum Christentum übertrat und sich Wolf von Filnek nannte, hatte sie einen Sohn (Curd) und eine Tochter (Recha), bei deren Geburt sie starb. Assad alias Wolf von Filnek hat vor einer Schlacht, die er nicht überlebte, seinen Reitknecht gebeten, das sehr junge Mädchen bei Nathan unterzubringen. Sie kennt ihre Herkunft nicht und hält sich für Nathans Tochter. Als sie erfährt, dass sie es nicht ist, ist sie zuerst erschüttert (V, 6), bittet aber den Sultan als Herrscher von Jerusalem: „Nicht mehr, nicht weniger, / Als meinen Vater mir zu lassen; und / Mich ihm! – Noch weiß ich nicht, wer sonst mein Vater / Zu sein verlangt; – verlangen kann. Will’s auch / Nicht wissen. Aber macht denn nur das Blut / Den Vater? nur das Blut?“ (V, 7, 3649ff.) Recha ist noch jung und schwärmerisch veranlagt, hat aber auch einen ironischen Humor, der in der Unterhaltung mit dem Tempelherrn erkennbar wird: Sie will nichts von der Heiligkeit des Berges Sinai wissen, wie er denkt, sondern, ob er schwierig zu besteigen sei. (III, 2) Trotzdem macht sie ernsthaft klar, dass sie ihm ihr ganzes Leben lang dankbar sein wird. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Nathans größte menschliche Leistung ist die Abkehr von der Rache und seine Rückkehr zur Humanität, nachdem die Christen seine gesamte Familie (Frau und sieben Söhne) lebendig verbrannt haben. Die erste gute Tat der Vorgeschichte, die Aufnahme des Kindes (IV, 7) direkt danach, ist die Voraussetzung für die gesamte weitere Geschichte. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. einen sehr lebensbedrohlichen Hintergrund, der noch zu Lessings Zeit zu spüren war. 26 Daja Daja ist die Witwe eines Kreuzfahrers, sie ist Gesellschafterin Rechas. Sie leidet darunter, dass sie, als überzeugte Christin, Nathan verehrt und ihm versprochen hat, das Geheimnis um Rechas Herkunft zu wahren, aber eigentlich möchte sie, dass auch Recha als Christin lebt. Am liebsten würde sie mit ihr nach Europa zurückkehren. Daja benutzt den Tempelherrn, um ihr Ziel zu erreichen und verrät ihm das Geheimnis (III, 10), so dass er Recha (und Daja) aus dem jüdischen Haushalt herausholen könnte. Die Lebensgefahr für Nathan scheint ihr unwichtig zu sein. Ebenso verrät sie an einem christlichen Altar in einer Ruine Recha das Geheimnis und stürzt sie so in tiefe Verwirrung. Auch das scheint ihr nicht so wichtig zu sein wie der christliche Glaube. Recha bringt die Beurteilung Dajas auf den Punkt: „Ja, du kennst / Wohl diese gute böse Daja nicht? / Nun, Gott vergeb’ es ihr! belohn’ es ihr! / Sie hat mir so viel Gutes, – so viel Böses / Erwiesen! (...) Ach! die arme Frau, – ich sag dir’s ja – / Ist eine Christin; – muss aus Liebe quälen; – / Ist eine von den Schwärmerinnen, die / Den allgemeinen, einzig wahren Weg / Nach Gott, zu wissen wähnen!“ (V, 6, 3573ff. – 3585ff.) Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. In den Unterhaltungen mit Daja und Sittah wird klar, dass Recha zwar wenig Wissen besitzt, aber doch, trotz gelegentlicher Schwärmerei, einen humanistisch geprägten Glauben, der den Führungsanspruch der Christen ablehnt. Sie ist dankbar für die Grundlage der Vernunft, die sie Nathan verdankt. In Recha treffen sich alle Religionen, die es in Jerusalem gibt. Sie ist die Tochter eines zum Christentum übergetretenen Moslems und einer Christin, Nichte eines Moslems, von einem Juden im Geist der Humanität erzogen. 27 Der Tempelherr hat zwar Recha ohne zu überlegen aus dem brennenden Haus gerettet, lehnt aber den Dank eines Juden ab: „Er kömmt zu keinem Juden,“ berichtet Daja (I, 4, 528) von seinen Vorurteilen. Diese Vorurteile mildern sich erst im Gespräch mit Nathan, den er zuerst schroff mit „Jude“ anredet, bis er ihn endlich, gerührt über Nathans Gefühlstiefe, mit Namen anspricht (II, 5). Erst als er merkt, dass Nathan eine Gesinnung hat, die seiner christlichen ähnlich ist, beginnt er sich mit ihm anzufreunden. Er verurteilt die christliche Intoleranz, die sich über alle anderen Religionen erhebt und merkt nicht, dass er selbst sich auch zuweilen so verhält. Als er Recha begegnet (III, 2), beginnt er sich in sie zu verlieben, ist verwirrt und kann sich nur durch Flucht aus seiner Verwirrung retten. In einem langen Monolog begründet er seine neue Rolle als Verliebter für sich: „Sie sehn, / Die ich zu sehn so wenig lüstern war, – / Sie sehn, und der Entschluss, sie wieder aus / Den Augen nie zu lassen – Was Entschluss? (...) Ist das nun Liebe: / So – liebt der Tempelritter freilich (...). – Hm! / Was tut’s? – Ich habe in dem gelobten Lande, – / Und drum auch mir gelobt auf immerdar! – / Der Vorurteile mehr schon abgelegt.“ (III, 8, 2119ff. – 2129ff.) Aber diese Verliebtheit führt ihn nicht zu weniger Vorurteilen, sondern zu mehr Verwirrung, als er von Nathan nicht freudig als Schwiegersohn Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Der Tempelherr ist der Sohn von Saladins Bruder Assad. Der nannte sich Wolf von Filnek, eigentlich heißt der Tempelherr also Leu von Filnek. Aber er wurde vom Bruder seiner Mutter adoptiert, der ihn als Curd von Stauffen aufzog. Er wurde mit zwanzig anderen Kreuzrittern gefangen genommen, aber vom Sultan begnadigt. Da er bisher nur die Feindschaft zwischen Moslems und Christen kannte, ist er erschüttert und weigert sich, als der Patriarch ihn bittet, den Sultan zu hintergehen oder gar zu überfallen und zu ermorden. Dabei spielen ritterlicher Dank gegenüber seinem Lebensretter und eine Ahnung von wirklichem Christentum eine Rolle: „Natur, so leugst du nicht! So widerspricht / Sich Gott in seinen Werken nicht!“ (I, 6, 709f.) © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Der Tempelherr 28 Auch bei der Autorität Saladin sucht er Hilfe und Rat. Auch hier zeigt er intolerante Züge, als er hasserfüllt sagt: „Woll’ oder wolle nicht! Er ist entdeckt. / Der tolerante Schwätzer ist entdeckt! / Ich werde hinter diesen jüd’schen Wolf / Im philosoph’schen Schafpelz, Hunde schon / Zu bringen wissen, die ihn zausen sollen!“ (IV, 4, 2778ff.) Wegen dieser unverhüllten Hetze wird er von Saladin scharf zurecht gewiesen: „Sei ruhig, Christ!“ (2783 und 2786) Im zweiten Monolog (V, 3) ist der Tempelherr ruhiger, er sieht ein, dass Nathan Recha nicht geraubt, sondern als Tochter erzogen hat, und er erkennt, wie gefährlich der Patriarch ist. Trotzdem kommen ihm seine stürmischen Gefühle für Recha in die Quere. Er verliert mehrmals seine Beherrschung, als Nathan einen weiteren Bruder Rechas ankündigt. Am Schluss muss er akzeptieren, dass Recha seine Schwester ist. Im Stück ist der Tempelherr der interessanteste und lebendigste Charakter. Zwischen Gefühl und Vernunft, zwischen Vorurteil und Einsicht schwankt er hin und her. Er ist von der Erziehung her Christ, Sohn eines zum Christentum übergetretenen Moslems, Neffe eines Moslems und Bruder einer jüdisch erzogenen Christin. An ihm werden auch die dramatischen und tragischen Elemente des Stücks am deutlichsten. Seine Impulsivität wird zum Anstoß des Guten wie des Gefährlichen im Stück. Durch seine Leidenschaftlichkeit freundet er sich sowohl mit Nathan als auch mit dem Sultan an, durch sie gefährdet er Nathans Existenz und Leben noch bis in die Schlussszene hinein, durch seine leidenschaftliche Liebe beschwört er die Gefahr des Inzest herauf. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. begrüßt, sondern hingehalten wird. Er wird sogar zu einer tödlichen Gefahr für Nathan, als er Rat beim Patriarchen sucht und Nathan fast denunziert. Er zeigt damit, dass seine Toleranz noch äußerlich ist und er noch die Eingliederung in eine Gruppe und die Unterordnung unter eine Autorität sucht. Der offene Hass des Patriarchen stößt ihn zurück; er lernt daraus, dass er kein „richtiger“, d. h. intoleranter Christ mehr sein kann. 29 www.klett-verlag.de Zudem ist der Tempelherr ein Melancholiker. Die innere Leere und der Lebensüberdruss, aus denen heraus er sich in das brennende Haus wirft, kennzeichnen ihn bereits am Anfang des Stücks. Er steckt in einer Krise, die seine religiöse Identität, seine Gefühlswelt und seine Zukunft als Tempelritter und Mann betreffen, er findet sich zwischen den Religionen, seinen Pflichten und seinen Gefühlen zerrissen: „Ich bin ein junger Laffe, / Der immer nur an beiden Enden schwärmt; / Bald viel zu viel, bald viel zu wenig tut – “ (V, 5, 3401ff.) Saladin wird nur im privaten Bereich gezeigt, aber er ist als unumschränkter, auch willkürlicher Herrscher gekennzeichnet: Er wartet auf die Tributzahlungen, die zeigen, wie mächtig er nach außen ist; er kann den Tempelherrn begnadigen, ohne es begründen zu müssen, und er ist untergründig auch eine Lebensgefahr für Nathan, der weiß, dass er auf die Fangfrage sehr schlau antworten muss. Für sich selbst ist Saladin anspruchslos: „Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd, – und Einen Gott! / Was brauch ich mehr?“ (II, 2, 990f.) Mit Geld allerdings kann er nicht recht umgehen. Gegenüber Bettlern ist er sehr großzügig, seine Schwester muss heimlich von ihrem Geld den Haushalt bestreiten. Er träumt von einem toleranten Zusammenleben mit den Christen, weiß aber auch, dass das nur ein Traum bleiben wird. Erst Nathans Erzählung von den Ringen macht Saladin zu einem aufgeklärten Fürsten, der, emotional ergriffen und einsichtig geworden, seinen Irrtum erkennt. Er schließt mit Nathan Freundschaft (III, 7), unterstützt auch die christlichen Pilger (IV, 3), verspricht, mit dem Geld sorgsamer umzugehen und weist den Tempelherrn zurecht, als der ihn gegen den Juden Nathan aufhetzen will. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Saladin, Sultan von Ägypten und Syrien 30 www.klett-verlag.de Mit ihm greift Lessing auch das Problem der Geldverschwendung auf, das im 18. Jahrhundert sehr drängend war. Die meisten Fürsten waren für ihre opulenten und teuren Feste bekannt, während für Wichtiges und soziale Leistungen kein Geld da war. Sittah ist so klug wie ihr Bruder. Mit ihr bespricht er seine Probleme, sie diskutiert mit ihm auch theologische Probleme, sie sorgt für das nötige Geld im Haushalt, sie stellt auch die Falle für Nathan, um ihn besser um Geld angehen zu können. Sie ist außerdem skeptischer als Saladin, was die Toleranz der Christen betrifft. Sittah scheint die Vertreterin der Klugheit gegenüber der menschlichen Weisheit zu sein, gebildet, skeptisch, aufgeklärt, aber sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Recha charakterisiert sie so: „Vor Sittah gilt kein Winseln, kein / Verzweifeln. Kalte ruhige Vernunft / Will alles über sie allein vermögen. / Wes Sache diese bei ihr führt, der siegt.“ (V, 6, 3563) Sittah fällt neben dem etwas schwärmerischen und ungebildeten Mädchen Recha es und der intriganten Daja aus dem Rahmen. Es ist etwas Besonderes, dass sie lesen und schreiben kann und trotzdem, wie Recha es ausdrückt, unverkünstelt geblieben ist, während Recha ihre Bildung aus den Worten ihres Vaters gewonnen hat. (V, 6) Damit nimmt Sittah eine Sonderstellung in diesem Männerdrama (und auch in anderen Dramen der Zeit) ein; interessanterweise gehört sie dem Islam an, also einer fremden Religion. Sie verkörpert im Stück die Frauen, die sich im 18. Jahrhundert langsam zu emanzipieren begannen. Lange haben sie nur im privaten Bereich eine wenn auch oft entscheidende Rolle gespielt. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Sittah, Saladins Schwester 31 Getrieben wird er von seiner Religion: „Warum man ihn recht bittet, / Und er für gut erkennt: das muss ein Derwisch.“ (I, 3, 386f.) Dieser sittlichen Verantwortung wollte er sich nicht entziehen. Er flieht erst, als er merkt, dass er auch Nathan zu schaden droht. (II, 9). Trotz aller positiver Zeichnung der Figur, die mit ihrer Impulsivität auch komische Elemente in das Stück bringt, wollte Lessing nicht die kontemplative Einsamkeit, sondern das aktive Leben als Idealbild vorstellen. Der Patriarch von Jerusalem Der Patriarch von Jerusalem ist das Oberhaupt der Christenheit in Jerusalem. Er ist ein dogmatischer und intriganter Kirchenfürst, der den Waffenstillstand zwischen den Christen und den Moslems verhindern will und auch vor Mord nicht zurückschreckt. Der Patriarch vertritt einen aggressiven Judenhass und eine kirchliche Machtpolitik, Moral spielt bei ihm keine Rolle. Der Schlüsselsatz, der ihn charakterisiert, ist das dreifache „Tut nichts! der Jude wird verbrannt!“ (IV, 2, 2546) Aber er spielt seine Macht nicht immer offen aus, sondern versucht, sich mit dem Sultan gut zu stellen, als er merkt, dass der Tempelherr gerade zu ihm gehen will. Der Patriarch ist im Stück ohne guten Kern. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Al-Hafi ist Angehöriger eines Bettelordens und als solcher vom Sultan gebeten worden, als Schatzmeister zu fungieren. Er erkennt den inneren Widerspruch, der Saladin dazu bringt, als reicher Ausbeuter einzelnen Armen helfen zu wollen, gleichzeitig aber Steuern und Abgaben zu erpressen und Gottes Milde nachzuäffen, ohne dessen unerschöpflichen Reichtum zu besitzen. AlHafi erkennt auch seine eigene Eitelkeit, die ihn zur Annahme des Angebots getrieben hat, obwohl er weiß, dass die Arbeit sinnlos ist und er mit unzureichenden Mitteln Gutes tun muss. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Al-Hafi, ein Derwisch, Schatzmeister des Sultans 32 Es zeigt sich, dass der Klosterbruder den Schlüssel für die Auflösung hat: Er war Knecht bei Wolf von Filnek und hat Recha zu Nathan gebracht. Außerdem hat er ein Gebetbuch von ihm mit handschriftlichen Anmerkungen, in denen der Sultan die Schrift seines Bruders erkennt. Sowohl Nathan als auch der Tempelherr halten den Klosterbruder für etwas einfältig, aber er besitzt eine natürliche, einfache und menschliche Logik, die stets das Beste will und nicht nach Herkunft oder Ansehen fragt. Nur das Gehorsamsgelübde bindet ihn an die Institution der Kirche, er wartet darauf, dass er sich wieder zurückziehen kann. Das Gefüge der Personen Die Personen sind vor allem durch ihre Religionen charakterisiert: zwei Juden (Nathan und Recha), drei Moslems (Saladin, Sittah, Al-Hafi), drei Christen (Tempelherr, Patriarch, Daja). Auf der sozialen Ebene treffen sich Bürger, Adel, Kirche und der niedere Stand. Ausgangspunkt der Geschichte ist der Kampf der Religionen untereinander; aber im Stück geht es eher um die Entwicklung einer toleranten Haltung im Umgang miteinander. Vor allem Nathan ist der Lehrer, alle anderen lernen von ihm, bis es am utopischen Schluss zu einer Gesellschaft kommt, an deren Spitze der aufgeklärte Sultan steht. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Der Klosterbruder ist als Kriegsknecht nach Palästina gekommen, hat sich aber als frommer Eremit in die Wüste zurückgezogen. Von Räubern vertrieben, wird er vom Patriarchen als Werkzeug benutzt, da er ihm Gehorsam schuldig ist. Er unterläuft aber diesen Gehorsam, indem er seinen Abscheu vor dessen Plänen deutlich macht und betont, dass nicht er, sondern der Patriarch sie ihm aufgetragen hat (I, 5, 712ff.). Er warnt den etwas naiven Tempelherrn vor den Ratschlägen des Patriarchen, und statt für den Patriarchen den Juden ausfindig zu machen, der ein Christenmädchen aufzieht, warnt er auch Nathan. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Der Klosterbruder 33 Die Nebenfiguren haben die Funktion, wichtige Motive anzustoßen und die Handlung weiterzutreiben: Al-Hafi führt in die Geldsorgen des Sultans ein, was zu dem Anschlag auf Nathan führt und damit zur zentralen Ringparabel; Sittah initiiert den Versuch der Übertölpelung Nathans und damit die Erzählung der Ringparabel; Daja verrät das Geheimnis um Rechas Herkunft; der Klosterbruder bringt den letzten Beweis für die Herkunft Rechas und des Tempelherrn und gibt Nathan Gelegenheit, die Vorgeschichte zu erzählen, den Mord an seiner Familie und das Wiedererwachen der Vernunft; Daja zeigt, wohin Rechtgläubigkeit ohne Menschlichkeit führen kann. Insgesamt ist die Geschichte, die im Stück erzählt wird, durch viele Zufälle unwahrscheinlich, wenn auch nicht unglaubwürdig. Es zeigt sich für Nathan vor allem das Wirken der Vorsehung, die mitten im Krieg und in der Verwirrung durch die Religionen und Kulturen eine Familie zusammenführt und die Toleranz fördert. Selbst der Patriarch spielt dabei eine Rolle: „Dank sei dem Patriarchen.“ (V, 5, 3449) Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Außer Nathan und dem unbelehrbaren Patriarchen sind alle anderen Personen gemischte Charaktere: Daja, die gut und böse ist; Recha, die schwärmerisch, aber gut ist; der Derwisch und der Klosterbruder, die sich nur notgedrungen in die Welt fügen, aber lieber als Einsiedler leben würden; Sittah und vor allem der Sultan, die von Nathan lernen, ihre Macht nicht zu missbrauchen, und der Tempelherr vor allem, der am meisten lernt. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Als Gegenpol steht der Patriarch außerhalb des Personengefüges. Er ist gefährlich, aber es gibt keine direkte Auseinandersetzung mit ihm. 34 www.klett-verlag.de Themen „Nathan der Weise“ als Drama der Aufklärung Vor allem die Toleranz ist das Thema des Stücks. Kritik an der Religion und an der Judenfeindlichkeit werden in „Nathan der Weise“ immer wieder angesprochen und diskutiert und haben in Nathan den wichtigsten Fürsprecher, der die anderen Personen in seinem Sinn beeinflusst und erzieht. Insofern ist „Nathan der Weise“ ein Drama der Aufklärung. Die Aufklärung im 18. Jahrhundert wandte sich nicht nur gegen religiöse Intoleranz, sondern diskutierte auch Fragen der Erziehbarkeit des Menschen, man stellte sich die Frage nach der Erkenntnis und Selbsterkenntnis, man kritisierte die staatliche Willkür und forderte politische Demokratie. Der Philosoph Immanuel Kant hat die Ideen in einer knappen Formulierung zusammengefasst: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. (…) Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ (Kant, S. 53) Auch diese Probleme werden in „Nathan der Weise“, wenn auch oft nur vermittelt, angesprochen. Auch der Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl, zwischen Kopf und Herz, zwischen Liebe und Pflicht ist ein Thema in Lessings Stück, das den Tempelherrn, aber auch Recha und Nathan betrifft. Hier spielen vor allem die verschiedenen Formen der Liebe – christliche, väterliche, Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Lessings Stück „Nathan der Weise“ ist kein Geschichtsdrama, in dem eine ferne Zeit dargestellt werden soll. Die ferne Zeit ist nur die Folie, auf der die Geschichte spielt. 35 www.klett-verlag.de geschwisterliche und romantische – eine Rolle. Die „Schwärmerei“ war ein Begriff, der bei vielen Autoren der Zeit immer wieder vorkommt, Schwärmerei im Gegensatz zu einer erwachsenen Form der Weltsicht wird immer wieder kritisiert oder lächerlich gemacht. Vor allem die Figur des Nathan verkörpert das Ideal der Aufklärung: Nicht die feste Meinung, nicht die Predigt von unumstößlichen Wahrheiten prägt ihn, sondern sein Bemühen, im Dialog und durch Nachdenken die Welt zu erfassen und sich und seine Umgebung zur Erkenntnis und zur Vernunft zu führen. In diesem Sinn ist Nathan ein großer Erzieher zu allererst von sich selbst. Im 4. Aufzug erzählt er dem Klosterbruder, wie er nach den Morden an seiner Familie getrauert hat, hasserfüllt und rachsüchtig war, bis er zur Einsicht kam: „Ihr wisst wohl aber nicht, dass wenig Tage / Zuvor, in Gath die Christen alle Juden / Mit Weib und Kind ermordet hatten; wisst / Wohl nicht, dass unter diesen meine Frau / Mit sieben hoffnungsvollen Söhnen sich / Befunden, die in meines Bruders Hause, / Zu dem ich sie geflüchtet, insgesamt / Verbrennen müssen (...) Als / Ihr kamt, hatt ich drei Tag’ und Nächte in Asch’ / Und Staub vor Gott gelegen, und geweint. – / Geweint? Beiher mit Gott auch wohl gerechtet, / Gezürnt, getobt, mich und die Welt verwünscht; / Der Christenheit den unversöhnlichsten / Hass zugeschworen – (...) / Doch nun kam die Vernunft allmählig wieder. / Sie sprach mit sanfter Stimm’: ‘Und doch ist Gott! / (...) Komm! übe, was du längst begriffen hast (...)’.“ (IV, 7, 3038ff.) Nathan erzieht auch fast alle anderen Personen des Stücks. Recha bringt er dazu, einzusehen, dass nicht ein Engel, sondern ein Mensch sie gerettet hat, und es nützlicher ist, diesem Menschen zu helfen als zu den Engeln zu beten (I, 2). Er macht ihr begreiflich, dass es nicht ein Wunder in ihrem religiös-schwärmerischen Sinn war, dass der Tempelherr gerade anwesend war, sondern ein alltägliches Wunder des Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Die Erziehung zur Einsicht 36 www.klett-verlag.de Lebens: „Des Wunder höchstes ist, / Dass uns die wahren, echten Wunder so / Alltäglich werden können, werden sollen.“ (I, 2, 217 ff.) Er führt den Sultan zur Einsicht, dass es keinen Glauben gibt, der über den anderen steht, indem er ihm die Ringparabel erzählt. „Bei dem Lebendigen! Der Mann hat Recht. / Ich muss verstummen“, (III, 7, 1991f.) sagt der Sultan abschließend. Die schwierigste Erziehungsaufgabe für Nathan ist der christliche und etwas naive und vernagelte Tempelherr. Anfangs glaubte er noch, es sei für ihn als Christ (trotz des Gebots der Nächstenliebe) falsch, eine Jüdin zu retten, deswegen ist er so abweisend gegenüber Recha, Daja und Nathan (I, 1). Schlimmer noch sei es, sich in eine Jüdin zu verlieben, deswegen ist er so verwirrt (III, 2 und 3). Geradezu sträflich sei es, dass der Jude Nathan eine Christin erzieht, deswegen denunziert er ihn beim Patriarchen, allerdings ohne seinen Namen zu nennen (IV, 2). Erst durch den Umgang mit Nathan lernt der Tempelherr, nicht das Dogma des Patriarchen, sondern die aufgeklärte Toleranz als Heilmittel gegen seine Verschlossenheit und Verwirrung zu akzeptieren. Dabei bekommt Nathan Hilfe durch Saladin, der den Tempelherrn freundlich, aber bestimmt mahnt, sich von seinem Fanatismus zu lösen: „Sei ruhig, Christ.“ (IV, 4, 2783). Als Nathan und Recha sich seiner stürmisch geforderten Heirat verweigern, ist er verbittert und unterstellt Nathan betrügerische Absichten. Erst die letzte Aufklärung der Verwandtschaftsverhältnisse durch Nathan führt den Tempelherrn zur Einsicht in seine Beschränkungen. Nur vier Personen bleiben von der Erziehung durch Nathan ausgeschlossen, allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Daja, Sittah, der Patriarch und der Klosterbruder. Während der Patriarch keinen Umgang mit Nathan hat und auch vor der Tötung Nathans nicht zurückschrecken würde, ist der Klosterbruder zwar wegen seines Gehorsamsgelübdes gezwungen, ihm zu dienen, aber froh, als der Tem- Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Den muslimischen Derwisch bringt Nathan dazu, seine Position als Schatzmeister des Sultans noch einmal zu überdenken. Der Derwisch löst das Dilemma dadurch, dass er den Posten aufgibt und wieder zu seinen Brüdern am Ganges zurückkehrt (II, 9). 37 Im Schlussbild des Stücks zeigt Lessing, dass die Erziehung im Sinn der Aufklärung gelungen ist. Es ist nicht nur eine private, sich zwischen Freunden abspielende, sondern auch eine politische, utopische Lösung. Durch die stille Umarmung über Standes- und Geschlechtsgrenzen hinweg malt Lessing das symbolische Bild einer Gesellschaft, in der die Mitglieder zwar verschieden sind (Juden, Moslems, Christen – Männer, Frauen – Händler, Ritter – Bürger, Adlige), aber als Menschen gleiche Rechte haben und vor allem in Freundschaft miteinander leben. Damit hat die auf Vernunft beruhende Erziehung Nathans, eines aufgeklärten Bürgers, beim Adel (Tempelherr), dem Fürsten (Saladin) und beim niederen Klerus (Klosterbruder und Derwisch) gewirkt. Die Forderung der französischen Revolution nach „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ scheint hier vorweggenommen. Zwar ist immer noch deutlich, dass Saladin die Macht hat, auch über Leben und Besitz seiner Untertanen zu befehlen, aber seine aufgeklärte Einsicht in die Rechte des Menschen verhindern einen Missbrauch. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. pelherr den Mordauftrag ablehnt. Er ist schon, trotz seines festen Glaubens, ein aufgeklärter, zwar nicht gebildeter, aber aus dem Herzen heraus toleranter Mensch. Sittah hat kaum Kontakt mit Nathan und bleibt von der Erziehung ausgeschlossen. Dajas einziger Wunsch ist es, in den Westen zurückzukehren; sie leidet unter ihrem Gewissen, das zwar Nathans Güte anerkennt, aber sie hängt doch dem Christentum als dem einzigen wahren Glauben an und schreckt auch vor Intrigen und Vertrauensbrüchen nicht zurück. Argumenten ist sie nicht zugänglich. 38 Zwischen dem Sultan und Nathan, Nathan und Recha, dem Sultan und dem Derwisch, dem Tempelherrn und dem Klosterbruder gibt es in „Nathan der Weise“ keine offen ausgespielte Befehlsgewalt, selbst der Derwisch kann ohne negative Konsequenzen seine wichtige Stellung beim Sultan aufgeben. Die Menschen verkehren in offenem Dialog. Auffällig ist, dass sich vor allem die Christen von den anderen absondern. Der Tempelherr ist anfangs abweisend gegenüber den Bemühungen, ihm für die Lebensrettung zu danken und ihn einzuladen, der Patriarch fordert sofort die tödliche Bestrafung des Juden (IV, 2) und plant einen Anschlag auf den Sultan, obwohl es einen Waffenstillstand gibt. Der Patriarch hat im Stück nur mit dem Tempelherrn Kontakt und mit dem Klosterbruder, der ihm untersteht. Weder Nathan noch der Sultan reden mit ihm (oder er mit ihnen). So wird der Kontakt zwischen Nathan und dem Tempelherrn zu etwas Besonderem. Immer wieder versucht der Tempelherr, von seinen Gefühlen von Liebe (zu Recha) und Wut (über Nathan) übermannt, den Kontakt abzubrechen, fällt in alte Vorurteile zurück, wird aber immer Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Nicht in Lehrpredigten von oben herab, auch nicht durch längere Monologe (mit den wenigen Ausnahmen der Ringparabel in III, 7 und dem Gedankengang des verwirrten Tempelherrn in III, 8), sondern vor allem durch Dialoge wird das Erziehungsziel, die Einsicht in die Toleranz, erreicht. Schon der griechische Philosoph Sokrates hat den Dialog, in dem er vor allem Fragen stellt und auf die Antworten eingeht, als hervorragendes Mittel zur Einsicht benutzt. Lessing geht in seinem Stück „Nathan der Weise“ noch etwas weiter, indem er die Dialogpartner gleichberechtigt miteinander reden lässt. Selbst der Tempelherr hört sich die Hasspredigt des Patriarchen an, kann sie aber nicht akzeptieren. Dabei spielt das soziale Gefälle keine große Rolle, wenn es auch mitunter bedrohlich im Hintergrund lauert. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Der Dialog als erzieherisches Mittel 39 Der Dialog zwischen den Personen endet entweder durch Flucht (AlHafis zu seinem Orden), durch Verweigerung (des Tempelherrn, die Mordpredigt des Patriarchen anzuhören) oder, am Ende des Stücks, in der harmonischen Lösung: „Unter stummer Wiederholung allerseitiger Umarmungen fällt der Vorhang.“ Damit hört die Sprache auf, die ihr Ungenügen eingestehen muss, und es regiert nur noch das Gefühl. Am deutlichsten bricht der Patriarch aus diesem Dialog aus, er predigt den Tod des Juden und befiehlt den Bruch des Waffenstillstands und die Ermordung des Sultans. Statt zu argumentieren und auf Gegengründe einzugehen, sagt er: „Tut nichts, der Jude wird verbrannt!“ (IV, 2, 2553 und öfter) und bedroht sogar den Tempelherrn mit Sanktionen: „Den Bösewicht, / Den Juden mir nicht nennen? – mir ihn nicht / Zur Stelle schaffen? – O da weiß ich Rat! Ich geh sogleich zum Sultan.“ (IV, 2, 2567ff.) Aber auch Daja ist dialogisch kaum zu helfen. Sie verschwindet im Stück einfach irgendwann und ist, wie der Patriarch, von der Harmonie am Schluss ausgeschlossen. Praktische Vernunft und Gefühl Die Epoche der Aufklärung war nicht nur rein vernunftbestimmt. Schon vor der Bewegung des „Sturm und Drang“ mit ihren heftigen Gefühlsaufwallungen war die so genannte „Empfindsamkeit“ wichtig, eine literarische Strömung aus England, die ein durch die Vernunft gemäßigtes, aber tiefes und reiches Gefühlsleben zum Ausdruck bringen wollte. Freundschaft war ein wichtiger Topos, oft wichtiger als Ehe oder Liebe, „die schöne Seele“ galt es, auf allen Gebieten zu entwickeln, und selbst frivole, sexuell getönte Klänge gab es zu hören. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. wieder einsichtig. Vor allem die Gespräche mit Nathan bringen ihn dazu, von einem hierarchischen Verhältnis zu einem gleichberechtigten zu kommen, von seiner Überzeugung, dass er als Vertreter der „wahren Religion“ über die anderen bestimmen und Recha notfalls auch gewaltsam von ihrem Pflegevater trennen könnte, zu einem Verhältnis von Mensch zu Mensch zu gelangen. 40 Das gilt vor allem für den Tempelherrn, der verwirrt ist, weil sein christlicher Glaube seinen Gefühlen für eine vermeintliche Jüdin widerspricht. Seine Beziehung zum Sultan wird erschüttert durch ein Gefühl, dass er dessen verstorbenem Bruder nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich ähnlich ist: „Ach, wenn ich wüsste, / Wie Assad, – Assad sich an meiner Stelle / Hierbei genommen hätte!“ (IV, 4, 2787ff.) Auch Recha wird aus ihrer rein gefühlsmäßigen Schwärmerei erst herausgerissen, als Nathan ihr vorstellt, dass ihr Retter krank sein und Hilfe brauchen könnte: „Begreifst du aber, / Wie viel andächtig schwärmen leichter, als / Gut handeln ist? wie gern der schlaffste Mensch / Andächtig schwärmt, um nur, – ist er zuzeiten / Sich schon der Absicht deutlich nicht bewusst – / Um nur gut handeln nicht zu dürfen?“ (I, 2, 395ff.) Handeln als Ausdruck von Vernunft und Unvernunft Diese Mischung zeigt sich in „Nathan“ nicht in Gefühlsausbrüchen oder Gedankengängen, sondern vor allem im Handeln. Zwar sind die meisten und wichtigsten Handlungen am Anfang des Stücks schon geschehen und werden als Vorgeschichte erzählt: die Ermordung von Nathans Familie, die Übergabe des Kleinkinds an Nathan, die Begnadigung des Tempelherrn, der Brand des Hauses und die Rettung Rechas. Aber es gibt genug zu tun. Vor allem Nathan handelt gradlinig und hartnäckig vom Anfang der Verwirrungen bis zu ihrer Auflösung. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Auch in Lessings „Nathan der Weise“ spielen die Gefühle der Figuren eine wichtige Rolle, manchmal treiben die Liebesaufwallungen des Tempelherrn, die Schwärmerei Rechas, aber auch die väterlichen und töchterlichen Gefühle Nathans und Rechas die Handlung mehr voran als die vernunftbedingten Unterhaltungen. 41 Beim Tempelherrn zeigt sich, dass Taten, ohne Vernunft und wohltemperiertes Gefühl durchgeführt, durchaus zum Schlimmen führen können. Zwar hat er das Angebot des Patriarchen, Saladin zu ermorden, abgelehnt, aber seine Denunziation gegenüber dem Patriarchen hätte zum Tod Nathans führen können. Sein ungestümes Drängen nach einer ehelichen Verbindung mit Recha hätte zum Inzest geführt. Auch Dajas Handlungen sind nicht von Vernunft getragen, sondern nur vom Wunsch, Jerusalem verlassen und nach Europa, in ihre christliche Heimat, zurückkehren zu können. Auch diese Handlungen, vor allem der Bruch ihres Versprechens, über Rechas Herkunft zu schweigen, hätten Böses für Recha und Nathan bewirken können. Auch der Derwisch ist ein impulsiver Mensch, der aus dem Gefühl heraus handelt. Anfangs noch geschmeichelt von Saladins Vertrauen, sieht er seinen Wahn ein und flieht zu seinem Orden. Aber er lehnt es ab, sich mit Nathan darüber zu unterhalten oder ruhig zu überlegen. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Der Beweis für den Besitz des richtigen Rings zeigt sich für Nathan in der Parabel darin, dass man gütig handelt: „Es strebe von euch jeder um die Wette, / Die Kraft des Steins in seinem Ring’ an Tag / Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut, / Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, / Mit innigster Ergebenheit in Gott, / Zu Hülf!“ (III, 7, 2041ff.) Als der Sultan ihn schon als Freund entlassen will, drängt Nathan ihm Geld auf, das der Sultan dringend benötigt. In der Unterhaltung mit dem Klosterbruder zeigt sich Nathans Wahlspruch am deutlichsten: „Hier braucht’s Tat!“ (IV, 7, 3971) In dieser Situation sagt er sogar, er wäre fähig, die geliebte Tochter zu ihrem eigenen Schutz wegzugeben, wenn es nötig ist. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Schon am Anfang des Stücks, als Recha von einem Engel schwärmt, besteht Nathan darauf, den Retter zu suchen und, wenn er krank oder in Not ist, zu pflegen und zu unterstützen. 42 Für dieses Humanitätsideal Lessings ist Nathan die Leitfigur. In vielen Beispielen zeigt er den gelungenen Ausgleich der Extreme. Selbst als seine Familie ermordet wird, kehrt er vom Hass zur Menschlichkeit zurück, und seinen Reichtum sieht er auch als Verpflichtung zur Hilfe anderer an. Die Schlüsselworte für Nathan wie auch für viele andere Autoren der Aufklärung sind „Freund“ und „Mensch.“ Für Nathan steht der Mensch höher als die Religionszugehörigkeit oder das Amt, er ist verbindender als alles Trennende. Schon als Recha sich in Schwärmereien über ihren rettenden Engel verliert, weist Nathan sie auf den vielleicht leidenden Menschen hin, dem geholfen werden könne und müsse (I, 2). Der Derwisch kann sein Menschsein am besten in seinem Orden verwirklichen, nicht unter den Menschen, mit ihm trifft sich Nathan über die Grenzen der Religionen hinweg: „Ich fürchte, / Grad unter Menschen möchtest du ein Mensch / Zu sein verlernen. / (Derwisch:) Recht, das fürcht ich auch. / Lebt wohl!“ (I, 3, 495ff.) Und bei seinem Abschied sagt der Derwisch: „Am Ganges, / Am Ganges nur gibt’s Menschen.“ (II, 9, 1491f.) Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de 1777, zwei Jahre vor dem „Nathan“, veröffentlichte Lessing den ersten Teil seiner Schrift „Die Erziehung des Menschengeschlechts.“ Sie ist ein theoretischer Abriss dessen, was er im „Nathan“ als Stück erzählt, eine der ersten geschichtsphilosophischen Schriften Deutschlands. Lessing beschreibt Judentum und Christentum als Religionen, die es durch die Aufklärung zu überwinden gilt. In vielen Metaphern spricht er von der Aufklärung wie von einer Erziehung von Kindern, die noch einer offenbarten Religion anhängen. Als nächste Stufe gibt es die Vernunfterkenntnis, die die Offenbarung als sinnliches Erleben übersteigt, aber selbst auch sinnliche Elemente beinhaltet. Wichtig ist vor allem, dass man das, was das Christentum ins Jenseits verlegt, schon im Diesseits verwirklicht, eine Art Paradies auf Erden, durch tätige Humanität mit den Mitteln der Aufklärung. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. „Menschen“ und „Freunde“ 43 Die engere Beziehung zwischen Nathan und dem Tempelherrn beginnt mit dem Wort „Freund“. Anfangs hat der Tempelherr Nathan noch als Jude beschimpft: „Der reichre Jude war / Mir nie der bessre Jude.“ (II, 5, 1232f.) Und: „Auch lasst / Den Vater mir vom Halse. Jud’ ist Jude.“ (I, 6, 775f.) Dann aber ist er ergriffen, als er die dankbaren Tränen Nathans bemerkt. Nach einer längeren Diskussion über Judentum und Christentum merken sie, dass sie beide die „fromme Raserei, / Den bessern Gott zu haben,“ (II, 5, 1297f.) verabscheuen. Nathan ruft begeistert aus: „Sind Christ und Jude eher Christ und Jude, / Als Mensch? Ah! wenn ich einen mehr in Euch / Gefunden hätte, dem es g’nügt, ein Mensch / Zu heißen!“ (II, 5, 1310ff.) Der Tempelherr ruft: „Wir müssen, müssen Freunde werden“ (II, 5, 1318) und Nathan antwortet: „Sind / Es schon.“ (II, 5, 1319f.) Erst im Verlauf dieser Unterhaltung redet der Tempelherr den alten Nathan nicht mehr mit der Bezeichnung „Jude“, sondern mit seinem Namen an: „Aber, Jude – / Ihr heißet Nathan? – Aber, Nathan – Ihr / Setzt Eure Worte sehr – sehr gut – sehr spitz – / Ich bin betreten.“ (II, 5, 1258ff.) Damit macht er aus dem schemenhaften Vertreter eines Volkes eine Einzelperson. Später, als er wütend auf ihn ist, fällt er wieder in judenfeindlichen Jargon zurück: „Ich werde hinter diesen jüd’schen Wolf / Im philosoph’schen Schafpelz, Hunde schon / Zu bringen wissen, die ihn zausen sollen!“ (2780ff.) Nathan dagegen sagt noch zum Klosterbruder, als der ihm erzählt, ein Tempelherr habe beim Patriarchen gegen einen Juden gehetzt: „Und diesen kenn ich. Dieser ist mein Freund. / Ein junger, edler, offner Mann!“ (V, 4, 3309f.) Die Freundschaft zwischen dem Sultan und Nathan beginnt mit der Erzählung der Ringparabel, nach der Saladin, erschüttert von der Wahrheit, bescheiden wird und Nathan bittet: „Aber sei mein Freund.“ (III, 7, 2060) Auch zwischen Saladin und dem Tempelherrn stiftet die Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Auch der Klosterbruder, der Nathan vor achtzehn Jahren die kleine Recha gebracht hat, erweist sich vor allem als Mensch. Seine Abscheu vor den Ideen des Patriarchen ist so groß wie seine Freude darüber, dass auch der Tempelherr diese Ideen verabscheut. Er wird, nicht nur aus Gründen der christlichen Hierarchie, oft „Bruder“ genannt. 44 Die Liebe Von der Liebe gibt es verschiedene Formen und Auffassungen, die mystische Gottesliebe, die Nächstenliebe, die geschwisterliche, die Eltern-Kind-Liebe, die sexuelle Liebe. Sie alle werden im Stück in unterschiedlichem Maße und verschiedenen Formen vorgestellt oder angesprochen. Es zeigt sich, dass die Liebe nicht so eine große Rolle spielt wie die Freundschaft. Die religiöse Liebe zu Gott zeigt sich nur vermittelt, beim Derwisch, der wieder zu seinem Bettelorden fliehen will, oder beim Klosterbruder, der erzählt, dass er eigentlich ein Einsiedler ist. Ein Beispiel für die Nächstenliebe ist Nathan, der nach den Morden ein fremdes, christliches Kind aufnimmt, es als sein eigenes aufzieht und ihm sogar eine christliche Gesellschafterin beigibt und freimütig Almosen gibt. Auch der Tempelherr gibt ein Beispiel für Nächstenliebe, als er in die Flammen springt, um eine Fremde vor dem Tod zu retten, und der Sultan, der die Armen unterstützen will (was zwar eine Pflicht im Islam ist, der man sich aber auch entziehen könnte). Fast alle Hauptfiguren spüren eine gewisse Anziehung von den anderen, da sie miteinander verwandt sind, was sie aber erst spät erfahren. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Der Begriff des Menschen als Gegensatz zu einer Religionszugehörigkeit wird u.a. von Sittah benutzt, die den Tempelherren Lüge und Betrug vorwirft. Sie sagt zu ihrem Bruder: „Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht kennen. / Ihr Stolz ist: Christen sein; nicht Menschen.“ (II, 1, 868) Das Stück zeigt in der Person des Patriarchen, der trotz des Waffenstillstands Überfälle plant, dass sie Recht hat, den meisten Christen gilt das Christentum mehr als Menschlichkeit, Freundschaft, Verträge und Versprechen. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Freundschaft einen religionsübergreifenden Bund. Zwar ermahnt Saladin ihn mit „sei ruhig, Christ!“, als er ausfällig wird (IV, 4, 2783 und 2786), versucht aber sofort zu vermitteln: „Indes, er ist mein Freund, und meiner Freunde / Muss keiner mit dem andern hadern.“ (2796) 45 Auch Recha sagt zum Sultan, Nathan werde immer ihr wahrer Vater bleiben, Saladin möge ihr versprechen, „Nicht mehr, nicht weniger, / Als meinen Vater mir zu lassen; und / Mich ihm! – Noch weiß ich nicht, wer sonst mein Vater / Zu sein verlangt; – verlangen kann. Will’s auch / Nicht wissen. Aber macht denn nur das Blut / Den Vater? nur das Blut?“ (V, 7, 3649ff.) Saladin stimmt ihr zu: „Jawohl: das Blut, das Blut allein / Macht lange noch den Vater nicht! macht kaum / Den Vater eines Tieres! gibt zum höchsten / Das erste Recht, sich diesen Namen zu / Erwerben!“ (3662ff.) Und Nathan hat sich dieses Recht durch die jahrzehntelange Fürsorge erworben. Sexuell gefärbte Liebe schwingt zwischen den beiden jugendlichen Helden mit. Vor allem der Tempelherr ist in Recha verliebt und wirbt heftig um sie, und auch Recha ist etwas unruhig, spürt aber nicht mehr als eine Sympathie; einmal sagt sie: „Er wird / Mir ewig wert; mir werter, als / Mein Leben bleiben: wenn auch schon mein Puls / Nicht mehr bei seinem bloßen Namen wechselt; / Nicht mehr mein Herz, sooft ich an ihn denke, / Geschwinder, stärker schlagt.“ (III, 3, 1718ff.) Mit diesem Detail spricht Lessing ein Tabu an, das bis heute noch wirksam ist, die inzestuöse Liebe zwischen Geschwistern, die sich in seinem Stück in geschwisterlicher Liebe auflöst. Schon bei den Griechen wurde Inzest von den Göttern hart bestraft, Ödipus, der unwissentlich seine Mutter heiratete, stach sich die Augen aus. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Am engsten aber sind Nathan und Recha miteinander verbunden, obwohl sie nicht blutsverwandt sind. Sie redet ihn stets mit „Vater“ an, und, kurz bevor sich das Durcheinander auflöst, sagt Nathan in einem Stoßseufzer: „Ich bliebe Rechas Vater / Doch gar zu gern! Zwar kann ich’s denn nicht bleiben, / Auch wenn ich aufhör, es zu heißen? – Ihr, / Ihr selbst werd ich’s doch immer auch noch heißen, / Wenn sie erkennt, wie gern ich’s wäre.“ (IV, 7, 2912ff.) Dem Klosterbruder sagt er, mit einer Anspielung auf seine sieben ermordeten Kinder: „Ob der Gedanke mich schon tötet, dass / Ich meine sieben Söhn’ in ihr aufs Neue / verlieren soll: – wenn sie von meinen Händen / Die Vorsicht wieder fodert, – ich gehorche!“ (IV, 7, 3074ff.) Damit zeigt er, dass ihm ihr Wohl mehr wert ist als sein Recht. 46 In „Nathan der Weise“ löst sich alles friedlich auf, zwar mit Gefühlen besetzt, aber ohne große Aufwallungen. Dem Schlussbild hat Lessing die Regieanweisung gegeben: „Unter stummer Wiederholung allerseitiger Umarmungen fällt der Vorhang.“ Damit zeigt sich nicht nur die Gleichheit aller beteiligten Menschen – Nathan, Recha, der Tempelherr, Saladin und Sittah –, sondern auch die Aufhebung aller allzu heftigen Gefühle wie das erotische Begehren es mit sich bringt, in eine gleichgestimmte, familiäre Heiterkeit. Da sie mit Ausnahme Nathans alle miteinander verwandt sind, verbietet sich jede Erotik von selbst und Nathan ist als Rechas Adoptivvater akzeptiert. www.klett-verlag.de Außerdem sind am Schluss alle Probleme gelöst: Der Sultan hat wieder Geld, Nathan muss nicht befürchten, der Tochter beraubt oder verbrannt zu werden, der Derwisch ist bei seinen Glaubensbrüdern, Recha hat nicht nur ihren Vater noch, sondern sogar noch einen Bruder, Onkel und Tante, der Sultan und seine Schwester haben ebenso Nichte und Neffe gefunden. Damit gleitet der Schluss in seiner stummen Familiarität ein wenig in ein allgemeines Menschlichkeitspathos ab. Einzig Nathan bleibt trotz seiner harmonieschaffenden Leistungen außerhalb der neu geschaffenen Familie. Der einzige wirkliche Jude des Stücks bleibt am Schluss der Außenseiter. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Religion und Toleranz Toleranz war das Schlüsselwort für die Aufklärung. Die langsam beginnende naturwissenschaftliche Forschung hatte gezeigt, dass es keine geoffenbarten Wahrheiten gibt, dass vieles von dem, was in der Bibel stand, z. B. die Gestalt der Erde, auf einem früheren Wissensstand beruhte. Damit begann sich auch die Erkenntnis durchzusetzen, dass es nicht mehr nur eine wahre Religion gab und man die anderen Religionen ebenso tolerieren müsse. Im 17. und 18. Jahrhundert kam so die Vorstellung auf, Gott habe die Welt erschaffen und sie nach vernünftigen Gesetzen geordnet. Der Mensch sei danach in der Lage, sowohl gläubig zu sein als auch über die Vernunft die Weltgesetze zu erkennen. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 47 Reimarus behauptete, die reine Lehre Christi enthalte „eine vernünftige, praktische Religion“ (Sedding, S. 53), erst die Apostel und spätere Christen hätten das Christentum verfälscht. Er schloss aus der Widersprüchlichkeit der vier Evangelien, dass es keine Offenbarung gegeben hat. Außerdem versuchte er zu beweisen, dass die Wunder nicht geschehen sein könnten und die Auferstehung Jesu ein Betrug der Apostel gewesen sei. Vor allem der Hamburger Hauptpastor Melchior Goeze griff die Schriften scharf an. Die Wunder versuchte er naturwissenschaftlich zu erklären, den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer z. B. durch einen starken Ostwind. Lessing kritisierte in mehreren Schriften, die als „Anti-Goeze“ bekannt wurden, Goezes Theologie und versuchte, eine historische Bibelkritik gegen die Buchstabengläubigkeit zu etablieren. Er schrieb in seinem Vorwort: „Der Buchstabe ist nicht der Geist; und die Bibel ist nicht die Religion. Folglich sind Einwürfe gegen den Buchstaben, und gegen die Bibel, nicht eben auch Einwürfe gegen den Geist und gegen die Religion.“ (Sedding, S. 55) Der Streit wurde in ganz Deutschland verfolgt. Vor allem Lessing als Herausgeber wurde angegriffen, da man den ursprünglichen Verfasser, den er verschwieg, nicht kannte. Der Herzog von Braunschweig verbot Lessing schließlich die Weiterführung der Debatte, Lessing ließ seine nächste Antwort im „Ausland“, in Hamburg und Berlin, drucken. Nach einem schärferen Verbot wählte Lessing das Theater, um seine Position darzulegen. www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Unmittelbarer Anlass für „Nathan der Weise“ war eine Auseinandersetzung Lessings, die als „Fragmentenstreit“ bekannt wurde. Der Hamburger Orientalist Hermann Samuel Reimarus, ein Freund von Lessing, hatte eine „Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“ geschrieben, sie aber nicht veröffentlicht. Lessing gab sie nach seinem Tod als „Fragmente eines Ungenannten“ 1774 und 1777/78 in Auszügen heraus, getarnt als Funde aus der Bibliothek in Wolfenbüttel, die er leitete. Für den Streit um die „wahre Religion“ stehen im Stück die drei großen Offenbarungsreligionen Judentum, Christentum und Islam mit ihren Vertretern. Aber „Nathan der Weise“ geht über eine einfache Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 48 www.klett-verlag.de Lehrdichtung oder Polemik hinaus, es zeigt zwar auch Vertreter der Religionen, und es geht auch bei ihnen um die Frage, welche Religion die „wahre“ sei. Aber darüber hinaus stehen glaubwürdige Charaktere auf der Bühne, und auch die wirkungsvolle Bildersprache wirkt für sich. Das Christentum repräsentieren Daja, der Patriarch, der Tempelherr und der Klosterbruder, den Islam der Derwisch, der Sultan und seine Schwester, das Judentum Nathan selbst und Recha. Während der Islam nur indirekt beschrieben wird, durch die Freigebigkeit des Sultans, seine Bereitschaft, sich andere Positionen anzuhören und mit den christlichen Angreifern einen Waffenstillstand und sogar einen Frieden zu schließen, verkörpern die Vertreter des Christentums unterschiedliche Positionen. Der Patriarch ist ein Machtmensch mit einem Glauben, in dem auch die Verbrennung der Juden seinen Platz hat, die er notfalls mit der Hilfe des Sultans durchsetzen will, den er andererseits als Heiden bekämpft. Vertragsbruch, Verrat und Mord rechtfertigt er mit den Worten: „Nur, – meint der Patriarch, – sei Bubenstück / Vor Menschen, nicht auch Bubenstück vor Gott. (...) Doch bliebe, – meint / Der Patriarch, – noch immer Saladin / Ein Feind der Christenheit (...).“ (I, 2, 686 ff.) Mit dem Patriarchen ist nicht zu diskutieren, denn er verbiegt die Logik, wie es ihm passt: „Denn ist / Nicht alles, was man Kindern tut, Gewalt? – / Zu sagen: – ausgenommen, was die Kirch’ / An Kindern tut.“ (IV, 2, 2540) Der Patriarch bedroht den Tempelherrn und Nathan mit Sanktionen, um seine Machtposition durchzusetzen. Von den Inhalten des Christentums ist bei ihm keine Rede. Daja, die Gesellschafterin Rechas, spielt nur eine kleine Rolle im Stück. Sie erweist sich bereits in der Anfangsszene als bestechlich und bricht ihren Schwur, das Geheimnis um Rechas Herkunft zu verschweigen, als sie sich Vorteile erhofft. Ihre Religion ist eher oberflächlich, die tieferen Glaubensgrundsätze sind ihr nicht so wichtig wie ihr persönlicher Vorteil. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Christentum 49 Der Klosterbruder ist durch die Mitgliedschaft in einem Orden zum Gehorsam verpflichtet und muss Intrigen spinnen, er ist aber ein wahrer, wenn auch naiver Christ, der die Religionen der anderen akzeptiert. Islam Der Islam wird vom Derwisch, dem Sultan und seiner Schwester verkörpert. Er ist im Stück blasser als das Christentum, von den Glaubenssätzen wird nur der Glaube an den einen Gott und die Freigebigkeit durch Almosen erwähnt, die den Sultan zu ruinieren droht. Judentum Das Judentum wird überhaupt nicht dargestellt, obwohl Nathan als Jude bezeichnet wird. Weder die Speisevorschriften der Kaschrut, noch das Glaubensbekenntnis, die Thora oder der Talmud spielen eine Rolle. Wichtig ist für Lessing ganz offensichtlich vor allem Nathans soziale Stellung und seine menschliche Qualität. Nathan ist zwar ein reicher Kaufmann und entspricht damit dem gängigen Vorurteil, aber er wird auch als „weise“ bezeichnet, was ihn zu einer guten Figur im Mittelpunkt des Schauspiels macht; er vermittelt die Positionen und nimmt durch seine Erziehung vor allem eine aufklärerische Funktion ein. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Der Tempelherr verkörpert das Dilemma des Christen; er schwankt zwischen einer tiefempfundenen Gläubigkeit und den gepredigten Glaubenssätzen und Gehorsamsanmutungen des Patriarchen. Zwar anerkennt der Tempelherr den Patriarchen als Lehrer, weigert sich aber schließlich, seinen Ratschlägen (und Befehlen) zu folgen. Eher folgt er seinem Herzen, das ihm nach den Gesprächen mit Nathan und dem Klosterbruder zur Toleranz rät. 50 Nathan ist kein Atheist, es gibt Beispiele, die seine Religiosität belegen. Vor allem sein Bericht über den Mord an seiner Familie, macht seine Wurzeln im Glauben deutlich: Als / Ihr kamt, hatt ich drei Tag’ und Nächte in Asch’ / Und Staub vor Gott gelegen, und geweint. – / Geweint? Beiher mit Gott auch wohl gerechtet, / Gezürnt, getobt, mich und die Welt verwünscht; / Der Christenheit den unversöhnlichsten / Hass zugeschwören – (...) / Doch nun kam die Vernunft allmählig wieder. / Sie sprach mit sanfter Stimm’: ,Und doch ist Gott! / (...) Komm! übe, was du längst begriffen hast (...)‘ “. (IV, 7, 3038ff.) Für Nathan ist Gott der Lenker des Schicksals, ein freies Leben ist für ihn nur möglich im Einklang mit dem Willen Gottes: „Ich stand! und rief zu Gott: ich will! / Willst du nur, dass ich will!“ (IV, 7, 3058f.) Dazu braucht es aber keine Wunder, schon das wunderbar Scheinende wie die Rettung der Jüdin Recha durch den christlichen Tempelherrn reicht als Wunder völlig aus, um die Welt harmonisch zu gestalten, wie es im Stück letztendlich geschieht. Schon das ist eine Offenbarung Gottes, der in der Welt wirkt. Auch die Vernunft ist in Gottes Plan enthalten, die als personifizierte Stimme erscheint und Nathan mit sanfter Stimme auf Gott hinweist. Diese Szene spielt auf die Theorie der „Theodizee“ des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) an, der meinte, dass nur Gott dem Menschen den Willen geben könne, im Guten auszuharren und sein Herz der Gnade nicht zu verschließen. Metaphysisch ist bei Leibniz der gute Wille und das Geschick des Menschen vorbestimmt. Wir sind aufgerufen, diesen mutmaßlichen Willen zu erfüllen, also das Gute anzustreben, auch wenn wir manchmal zum Scheitern verdammt scheinen, aber wir wissen eben nicht, ob wir zum Guten oder zum Schlechten vorherbestimmt sind. Leibniz grenzt die Vorbestimmtheit Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Damit ist Nathan der Vertreter einer aufgeklärten Religionsauffassung, die einen Einklang zwischen religiösem Glauben und Vernunftdenken anstrebte. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Vernünftige Religion 51 Die Familienzugehörigkeit der Personen im Stück bewirkt, dass das Stück auf dieses Ziel hin läuft und es erreicht. Am Anfang steht das vage Erkennen des Sultans, als er das Gesicht des Tempelherrn sieht. Danach kann der Tempelherr Recha retten; als sie sich sehen, wird sie etwas distanzierter, er etwas unruhiger. Oft vergleicht er sich mit dem Sultan und dessen toten Bruder. Die Ringparabel Vor allem in der Ringparabel wird Nathans Religionsauffassung deutlich. Die Parabel von den drei Ringen ist deshalb das Kernstück des Stücks „Nathan der Weise“. Nathan muss sie erzählen, um sich zu verteidigen, denn Sittah hatte die Frage, die der Sultan ihm stellt, als eine Falle gemeint, um Nathan zu demütigen und einfacher an sein Geld kommen zu können. Auch wenn der Sultan seine Macht im Stück nicht direkt ausübt, ist er doch Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Für Nathan ist der Sinn des Lebens, dass der Mensch dem Menschen nicht ein Wolf (wie ein bekanntes Sprichwort sagt), sondern ein Mensch ist. Die Entwicklung der Humanität ist wichtig, gerade in der Verzweiflung, in der sich Nathan befindet, muss er sich zur Menschlichkeit und zum Guten entschließen: „Doch war auch Gottes Ratschluss das!“ sagt er (IV, 7, 3054). Die rechte Einsicht wird so in der Verzweiflung zum Schwersten, das der Mensch leisten kann. Lessing betont im Gegensatz zu Leibniz, dass der Mensch die Verwirklichung des Guten beeinflussen kann. Die „beste aller möglichen Welten“, wie Leibniz sie bezeichnet hat, ist für Lessing eine, die der Mensch erst noch erschaffen muss. Das ist seine ethische Aufgabe. Das widerspricht fundamental dem lutherischen Glauben von der bösen Natur des Menschen, der durch die Erbsünde verdammt ist und erst durch die Erlösung durch Christus gerettet werden kann. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. vom so genannten „Fatum Mahometanum“, der sklavischen Schicksalsergebenheit, ab. Sowohl in der Konsequenz der Ringparabel als auch im Ausruf Nathans „Willst du nur, dass ich will“ ist also die Theodizee Leibniz’ und die ethische Konsequenz enthalten. 52 Die Ringparabel handelt von einem Mann, der „einen Ring von unschätzbarem Wert“ (III, 7, 1912) besitzt. Der Stein „hatte die geheime Kraft, vor Gott / Und Menschen angenehm zu machen, wer / In dieser Zuversicht ihn trug.“ (III, 7, 1915ff.) Dieser Ring wurde in seiner Familie immer auf den geliebtesten Sohn vererbt, der stets der Vorstand des Hauses wurde. Das ging so, bis ein Vater seine drei Söhne gleich liebte und sich nicht entscheiden konnte, wem er den Ring vermachen sollte; er wollte keinen kränken und fertigte zwei gleich aussehende Ringe an. Als er starb, gab er jedem von ihnen einen Ring, den er jeweils als den wahren ausgab. Jeder der drei Söhne wollte, als Ringträger, Herr des Hauses sein: „Man untersucht, man zankt, / Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht / Erweislich.“ (III, 7, 1961ff.) Genauso wenig ist der rechte Glauben erweislich, fährt Nathan fort, denn darum ging es ja in der Frage des Sultans. Der Sultan ermahnt ihn, nicht mit ihm zu spielen, und fragt, ob sich die Religionen nicht unterscheiden würden. Nathan antwortet, dass sich alle drei Religionen auf Geschichte und Überlieferungen gründen, die geglaubt werden müssten, und natürlich würde man den eigenen Lehrern und Vorfahren am ehesten glauben. Aber er macht zweimal un- Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Nathan spricht die Gefahr an, in der er sich befindet: „Zwar der Verdacht, dass er die Wahrheit nur / Als Falle brauche, wäre auch gar zu klein! – / Zu klein? – Was ist für einen Großen denn / Zu klein?“ (III, 6, 1887ff.) Und er wägt ab, was er dem Sultan auf seine Frage antworten kann: „Ich muss / Behutsam gehen! – Und wie? wie das? – So ganz / Stockjude sein zu wollen, geht schon nicht. – / Und ganz und gar nicht Jude, geht noch minder. / Denn, wenn kein Jude, dürft er mich nur fragen, / Warum kein Muselmann? – Das war’s! Das kann / Mich retten! – Nicht die Kinder bloß, speist man / Mit Märchen ab.“ (III, 6,1883ff.) Die Geschichte, die er ihm erzählt, ist als Illustration des wahren Glaubens gedacht, nach dem der Sultan ihn gefragt hat. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. der absolute Herrscher Jerusalems und kann auch über das Leben und das Eigentum des Juden Nathan gebieten. 53 Damit hat Nathan wieder zur Frage des Sultans zurückgeleitet und fragt ihn, ob er dieser Richter sein wolle, der die einzige wahre Religion bestimmen wolle. Der Sultan ist bestürzt, sieht seine fast gotteslästerliche Anmaßung ein und bittet Nathan um seine Freundschaft. Es geht Lessing nicht um die äußerlichen Formen der Religionen, die auch kulturell gewachsen sind und sich schon oft geändert haben. Es geht ihm um den inneren Kern aller Religionen und um die aktive Toleranz. Das bedeutet nicht, dass man seine Religion aufgeben oder eine allumfassende Religion für alle schaffen müsse. Es bedeutet, dass man in seiner Religion lebt, sich in ihr um größtmögliche persönliche Vervollkommnung bemüht und gleichzeitig alle anderen Religionen akzeptiert, mit ihnen im Dialog steht, ihre Andersartigkeit erkennt und anerkennt. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Nathan kehrt nach dieser Abschweifung zur Geschichte zurück. Die Söhne zerstritten sich, jeder schwor, dass der Vater ihm versichert habe, den wahren Ring weiter zu geben, was ja auch stimmt. Der Richter, zu dem sie gingen, meint, der Ring habe doch die Zauberkraft, den Träger beliebt zu machen. Man müsse also nur nachprüfen, wer von den drei Brüdern am beliebtesten sei. Da sich erwies, dass jeder der drei nur sich selbst am meisten liebte, schloss der Richter: „O so seid ihr alle drei / Betrogene Betrieger! Eure Ringe / Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring / Vermutlich ging verloren. Den Verlust / Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater / Die drei für einen machen.“ (III, 7, 2023ff.) Sein Rat war, zu bedenken, dass der Vater wohl alle drei gleich geliebt habe, und mit aller Kraft dem Ring und seiner Macht, den Träger beliebt zu machen, nachzueifern: Jeder „komme dieser Kraft mit Sanftmut / Mit herzlichster Verträglichkeit, mit Wohltun, / Mit innigster Ergebenheit in Gott, / Zu Hülf!“ (III, 7, 2045ff.) Dann werde sich nach vielen Generationen schon zeigen, welcher Ring der echte gewesen ist, und ein weiserer Richter werde das Urteil sprechen. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. missverständlich klar, dass das natürlich für alle gilt, für Juden, Moslems und Christen. (III, 7, 1886 und 1889f.) 54 Nathan selbst hat schon einen wichtigen Beitrag zur aktiven Toleranz geleistet, indem er den christlichen Mördern seiner Familie nicht hasserfüllt gegenüber tritt, sondern Recha aufnimmt, ihr später eine christliche Gesellschafterin gibt und im Stück die Verachtung des Tempelherrn erträgt. Zudem ist er ein Freund des muslimischen Derwischs Al-Hafi und gewinnt auch die Freundschaft des christlichen Klosterbruders und des muslimischen Sultans. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Nathan spricht auch an dieser zentralen Stelle des Stücks nicht von einer innerlichen Gläubigkeit, sondern wiederum vom guten und richtigen Handeln. Sanftmut, Verträglichkeit, Wohltun sind die Forderungen, die er in der Parabel an die drei Brüder richtet. Damit ist die Fragestellung selbst schon von einer theologischen Ebene zur ethisch-praktischen abgewandelt. 55 www.klett-verlag.de Tragödie oder Komödie „Nathan der Weise“ wurde von Lessing ausdrücklich als „dramatisches Gedicht“ bezeichnet. Er wollte damit klarstellen, dass es weder eine Komödie noch eine Tragödie ist. Eine Komödie sollte die Menschen durch Lachen bessern, eine Tragödie durch Erregung von Mitleid und Furcht. Der Leipziger Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched hatte diese Theorie zu Beginn des 18. Jahrhunderts (unter Rückgriff auf die Poetik des Aristoteles) durchgesetzt. Tragödien mussten nach der so genannten „Ständeklausel“ unter Königen und Fürsten spielen, eine hohe Sprache und ein hohes Thema haben, Komödien sollten unter Bürgern spielen und in einfacher Sprache verfasst sein. Nach dem Gesetz der drei Einheiten musste ein Stück einen Handlungsstrang haben, an einem Schauplatz und in einem genauen Zeitablauf spielen. Auch Lessing war als Dramenautor und -theoretiker in Theorie und Praxis beschlagen. Seine Abhandlungen über das Lustspiel (1754) und die „Hamburgische Dramaturgie“ (1767/69) zeigen, wie er diese allzu starre Form weiterentwickelte. Nach englischem Vorbild schrieb er 1767 das erste bürgerliche Trauerspiel, „Minna von Barnhelm“, und ließ in dem in Prosa geschriebenen Stück „Emilia Galotti“ Adel und Bürgertum gleichberechtigt aufeinander treffen. In seinem letzten Stück, „Nathan der Weise“, verschwimmen nicht nur die Gattungsgrenzen, sondern auch die Grenzen zwischen den Ständen. Dabei hat das Stück Elemente aus Komödie und Tragödie. Die witzigen Auftritte von Al-Hafi, der zuerst erregt und stolz seine neue Position vorstellt, später ebenso erregt und impulsiv die Stelle verlässt; die ironischen und verschmitzten Einfälle des Klosterbruders; die manchmal ironischen Aufklärungen Nathans bei Daja, Recha, Al-Hafi und dem Tempelherrn; die geschwätzige Zofe Daja; die ins Lächerli- Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Stil und Aufbau 56 Der Untertitel des Stücks lautet deshalb „ein dramatisches Gedicht“, da es weder das eine noch das andere ist und nicht in den tradierten Formenkreis einzuordnen ist. Gerade die historische und utopische Distanzierung des Stücks verlangt zwingend die komischen und die tragischen Elemente. Die ständige Bedrohlichkeit, die ironischen Einsprengsel und der märchenhafte Schluss bewirken so eine stärkere innere Beteiligung des Zuschauers und Lesers. Aufbau Die drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung werden von Lessing gewahrt. Das Stück spielt in Jerusalem, wenn auch an mehreren Orten, es spielt an einem Tag, beginnt mit der Ankunft Nathans und endet mit den Umarmungen der neuen Familie, wodurch die Handlung zu einem sinnvollen Abschluss gefunden hat. Aber durch die Erzählungen im Stück wird die Einheit gleichzeitig aufgebrochen. Man erfährt von der knapp zwanzigjährigen Vorgeschichte, der Liebe zwischen Saladins Bruder Assad und seiner Frau von Stauffen, dem Mord an Nathans Familie und der Aufnahme Rechas bei Nathan. Ebenso wird die Rettung Rechas durch den Tempelherrn erzählt. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Dagegen steht der blutige Hintergrund des Stücks. Die Kreuzzüge und die Judenfeindlichkeit, die tödliche Bedrohung Nathans durch den Tempelherrn und den Patriarchen, aber auch die im Hintergrund schwelende Bedrohung durch Saladin und Sittah, die ihm eine Falle stellen, sind Elemente aus einer Tragödie. Noch bis zum Schluss könnte der Ausgang durch die unüberlegten Ausbrüche des Tempelherrn tragisch sein. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. che gehende Engelsschwärmerei Rechas: Das alles trägt durchaus lustspielhafte Züge. Zudem sind der Jude in der Hauptrolle und der Patriarch noch aus dem Typenarsenal der so genannten Sächsischen Typenkomödie gegriffen. 57 Versform Lessing schrieb „Nathan der Weise“ in Versen, aber er benutzte nicht den aus Frankreich her gebräuchlichen, gereimten Alexandriner, sondern den reimlosen fünffüßigen Jambus, den so genannten „Blankvers“. Lessings Vorbild war William Shakespeare, der viele seiner Stücke in diesem sehr natürlich fließenden und trotzdem gebundenen Vers schrieb. Nach Lessings Vorbild wurde der Blankvers vor allem bei Goethe und Schiller und ihren Nachfolgern als klassische Form eingeführt. Die in einem Vers vorkommende fünfmalige Ablösung von unbetonter mit betonter Silbe bei festem Metrum gibt der Sprache eine bindende Form, sie ist aber gleichzeitig dynamisch und abwechslungsreich: „Er íst es! Náthan – Gótt sei éwig Dank, / Dass Íhr doch éndlich éinmal wíederkómmt.“ (I,1, 1f.) klingt es in den ersten beiden Versen. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Der Aufbau des Stücks mit seinen fünf Aufzügen ist klassisch gestaltet. In der Einleitung (Exposition) werden Nathan und der Tempelherr vorgestellt, ihre unmittelbare Vorgeschichte erzählt und die Konflikte gezeigt: die Geldnot Saladins, die Bedrohung Nathans durch ihn, das Verhältnis zwischen Juden, Christen und Moslems in Jerusalem, die Diskrepanz zwischen Schwärmerei und Vernunft. Die Steigerung (Entwicklung) stellt Saladin und seine Schwester vor, und Nathan beginnt mit der Erziehung des Tempelherrn, während Al-Hafi sich verabschiedet. Die Wende (Peripetie) zeigt eine mögliche Lösung, in der der christliche Tempelherr das jüdische Mädchen Recha liebt und heiraten und Nathan dem Sultan mit Geld aushelfen könnte. Aber neue Schwierigkeiten, die Zurückweisung der Werbung durch Nathan und der Verrat Dajas, dass Recha keine Jüdin ist, bringen neue Verwicklungen. Die Umkehr (Krise) führt fast zu einem tragischen Schluss, als der Tempelherr Nathan erst beim Patriarchen, dann beim Sultan denunziert. Die Lösung, dass Sultan, Tempelherr und Recha verwandt sind, führt zum harmonischen Schluss. 58 Eine erste Auflösung des starren Verses gelingt ihm durch das Enjambement (Zeilensprung), den Fluss des Satzes über das Ende des Verses hinaus: „So hätte / Ich keines Hauses mehr bedurft. – Verbrannt / bei einem Haare! – Ha, sie ist es wohl!“ (I, 1, 22ff.) Der Satz endet nicht am Ende des Verses, sondern häufig mitten in der Zeile. Das lockert die Rede auf und verhindert ein sprachliches und gedankliches Deklamieren. Häufig gibt es mitten im Vers einen Sprecherwechsel (Stichomythie), der Dialog wird dadurch lebendig, die Menschen antworten schnell und sprechen nicht in wohlgesetzter rhythmisierter Prosa, sondern in Alltagssprache. „Ich fürchte, / Grad unter Menschen möchtest du ein Mensch / Zu sein verlernen. / (Derwisch:) Recht, das fürcht ich auch. / Lebt wohl! (Nathan:) So hastig? – Warte doch, Al-Hafi.“ (I, 4, 497ff.) Das Tempo des Stücks wird durch Unterbrechungen noch gesteigert: „(Nathan:) Verzeihet, edler Franke (...) (Tempelherr:) Was? (Nathan:) Erlaubt (...) / (Tempelherr:) Was, Jude? was? (Nathan:) Dass ich mich untersteh, / Euch anzureden.“ (II, 5, 1198ff.) Mit diesem Sprecherwechsel zeigt Lessing vor allem die noch beherrschten, aber aufgewühlten Gefühle. Auch das war Mitte des 18. Jahrhunderts in der deutschen Dramatik noch undenkbar. Eine andere Besonderheit ist die Betonung einzelner Schlüsselwörter nicht nur durch Wiederholungen, sondern auch durch die Versführung und durch betonte Pausen. So beginnt Daja mitten in einem Vers ihren Einwand „Mein Gewissen (...)“ (I, 1,39), Nathan unterbricht sie: „Daja, lass / Vor allen Dingen dir erzählen (...)“ und Daja unterbricht wiederum ihn: „Mein / Gewissen, sag ich (...)“ Auch das unterbricht Nathan Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Aber Lessing variiert die Form und sprengt damit die Tradition, dass der Vers auch gleichzeitig eine gedankliche und syntaktische Einheit sein müsse. Für ihn bedeutet diese Einteilung ein zu strenger Rhythmus und eine Einengung im dramatischen Fluss. Lessing führt die Dramensprache an die natürliche, wenn auch gehobene Alltagssprache heran. Durch Einschübe, Wiederholungen und Brüche lockert er das enge Korsett der Tradition. 59 Sprache und Dialogform Die Sprache des Stücks ist lebendig und bildhaft, denn in ihr muss die Handlung transportiert werden. Es passiert ja fast nichts im Stück, wie es z. B. bei Shakespeare der Fall ist, sondern es wird fast alles erzählt. Durch Erzählen treten die Missverständnisse auf und werden durch sie wieder ausgeräumt. Selbst die verworrenen Familienverhältnisse lösen sich durch Erzählungen und detektivische Denkarbeit an wenigen Indizien. Auch Erkenntnisse der Personen werden meist in Sprache und nicht in Handlung umgesetzt. Die Lebendigkeit und Wirksamkeit des Stücks gelingt durch die starke Bildlichkeit der Sprache und ihre Einfachheit und Direktheit. Obwohl in „Nathan der Weise“ Personen aus sehr unterschiedlichen Schichten auftreten, ist ihre Sprache einander angeglichen. Alle Personen haben die gleiche Sprachkompetenz, von der Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Eine Verlangsamung des Gedanken- und Spielflusses erreicht Lessing durch häufige Sprechpausen, die im Text durch Gedankenstriche markiert sind. Hier wird das Innehalten der Personen gezeigt, die überlegen müssen, verblüfft oder ratlos sind. Zwar zeigen die Gedankenstriche manchmal auch an, dass sich in der Szene etwas tut und der Dialog durch eine Handlung unterbrochen wird. Aber ihr eigentlicher Sinn greift tiefer: Die Gedankenstriche weisen darauf hin, dass die gedanklichen Zusammenhänge nicht mit den einzelnen Versen übereinstimmen, sondern dass sie länger sein können, aber auch kürzer als der Vers, dadurch bekommt die Sinneinheit gegenüber dem Vers eine größere Betonung. So wechseln sich schnelle, emotional aufgewühlte Dialoge mit häufigen Unterbrechungen und Sprecherwechseln ab mit ruhigeren Passagen, in denen Monologe gesprochen werden oder Dialoge mit längeren, überlegteren Sätzen. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. mit einem längeren Einschub, bis Daja später wieder insistiert und erst durch Geschenke zum Schweigen zu überreden ist. 60 Zwei Dialogformen können unterschieden werden. Der offene Dialog zwischen Gleichgesinnten wie Nathan und dem Derwisch oder dem Klosterbruder zeigt einen freien Austausch von Gedanken, eine Offenheit der Gefühle und die Bereitschaft, kritisch miteinander umzugehen. Vor allem die Dialoge mit dem Derwisch sind komisch und brüderlich zugleich, die übertriebene Reaktion des Derwisch, aber auch die ironischen Bemerkungen Rechas gegenüber dem Tempelherrn (III, 2) erinnern an Lustspiele. Als Lehrdialoge kann man die Gespräche bezeichnen, in denen Toleranz vermittelt werden soll. Sie stehen im Vordergrund des Stücks, die Unterhaltung Nathans mit Recha über ihre Schwärmerei (I, 2), seine Begegnungen mit dem Tempelherrn (II, 5 und III, 9) und Saladin (III, 5 und III, 7) und der Dialog Saladins mit dem Tempelherrn (IV, 4). Verstand und Gefühl werden angesprochen, das Ziel ist stets, eine größere Einsicht beim starrsinnigen Gegenüber zu erreichen. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Lessing wollte damit die grundsätzliche Gleichheit der Menschen zeigen, die sich nur durch ihren Glauben und ihre Bereitschaft, Toleranz zu üben, unterscheiden. So können sie auf gleicher Stufe miteinander reden und ihre Unterschiede jenseits von Sprachgrenzen zeigen. Lessings „Nathan“ grenzt sich so bewusst von naturalistischen oder volkstümlichen Dramen ab. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. christlichen Daja, der einfachen Gesellschafterin, über Recha, dem ungebildeten Mädchen, bis hin zum alten, erfahrenen Juden Nathan, dem gebildeten Sultan Saladin und seiner Schwester. 61 Selbst die Ring-Parabel, die im Zentrum von „Nathan“ steht, zielt auf eine Offenheit, wenn sie darauf hinläuft, dass der „rechte Ring“ nicht nachzuweisen ist. Zwar lassen sich Nathans religiöse Erfahrungen mit der Ring-Parabel und der Erzählung von seiner persönlichen Erschütterung nicht genau und bis in letzte Einzelheiten ausdeuten, aber das Bild, das er damit aufwirft, ist deutlich genug: dass der Sultan (bzw. der Klosterbruder oder der Leser) erschüttert ist, eine Wendung in seinem Charakter erfährt und auch danach handelt, und dass sich die Geschichte noch dem heutigen Leser genau einprägt. Während die individuelle religiöse Erfahrung also nicht genau darzustellen ist, kommen die Bilder, die Nathan benutzt, nahe genug an das, was im dialogischen Miteinander notwendig ist. Damit wird das Versagen der Sprache vor der Religion von Lessing zwar benannt, aber er bietet den poetischen Ausweg über Bilder, die zwar nicht genau sind, aber einen emotionalen Dialog bewirken können. Auch hier tritt wieder die Toleranz vor dem Ungenauen, Unbestimmten und nicht Erfassbaren in den Vordergrund, die Akzeptanz des Anderen, Fremden und Unverständlichen. Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de Der Versuch Lessings, Gefühl und Verstand, Skepsis und Gläubigkeit gleichzeitig anzusprechen, ist auch in der Form gelungen. Nicht die Eindeutigkeiten von Lehrerzählungen, wie sie im z. B. Neuen Testament vorkommen, sondern Paradoxa und Mehrdeutigkeiten beherrschen das Stück. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Poetische Struktur 62 Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 www.klett-verlag.de 22.1.1729 Geburt in Kamenz, Sohn eines lutherischen Pfarrers 1746 Studium der Theologie, Philosophie und Medizin in Leipzig 1748 Übersiedlung nach Berlin, Redakteur der „Vossischen Zeitung“; Uraufführung „Der junge Gelehrte“ 1749 Uraufführung „Die Juden“; „Der Freigeist“ 1752 Magisterexamen in Wittenberg 1755 Freundschaft mit Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai; Uraufführung „Miss Sara Sampson“ 1760 Sekretär des Generals von Tauentziehn in Breslau 1767 Theaterkritiker und Dramaturg für das Nationaltheater Hamburg; „Hamburgische Dramaturgie“; Uraufführung „Minna von Barnhelm“ 1769 „Wie die Alten den Tod gebildet“ 1770 Leiter der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel 1772 Uraufführung „Emilia Galotti“ 1776 Heirat mit Eva König; Ernennung zum Hofrat 1778 Tod seiner Frau; Streit mit Hauptpastor Goeze; Publikationsverbot 1779 „Nathan der Weise“ (Uraufführung 1783) 1780 „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ 15.2.1781 Tod Lessings in Braunschweig © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Lessings Leben und Werk 63 Albrecht, Wolfgang: Gotthold Ephraim Lessing, Stuttgart/Weimar (Metzler) 1997. Bark, Joachim: Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise. Texte und Materialien, Stuttgart (Klett) 1981. www.klett-verlag.de Literaturverzeichnis Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Deutung und Dokumentation, Frankfurt a.M./Berlin (Ullstein ) 1966. Düffel, Peter von: Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise. Erläuterungen und Dokumente, Stuttgart (Reclam) 2000. Fick, Monika: Lessing-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/ Weimar (Metzler) 2000. Kant, Immanuel: Werke in zwölf Bänden, hrsg. v. Wilhelm Weischedel, Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1977, Bd 11. Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, München (dtv) 2001. Sedding, Gerhard: Gotthold Ephraim Lessing, „Nathan der Weise“. Lektürehilfen, Stuttgart (Klett) 1999. Sepp, Angelika: Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise, Hollfeld (Beyer) 1998. Vovelle, Michel: Der Mensch der Aufklärung, Frankfurt (Fischer) 1998. Internetseiten (die Suchmaschine „google.com“ findet über 5700 Seiten über Lessing): http://www.gutenberg.aol.de/autoren/lessing.htm http://www.xlibris.de/Autoren/Lessing/Lessing.htm http://www.sharelook.de/Bildung/Literatur/Schriftsteller/L/ Gotthold_Ephraim_Lessing.html Autor: Georg Patzer Seite aus: Nathan der Weise Klett-Nr: 3-12-928095-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Barner, Wilfried u.a.: Lessing. Epoche – Werk – Wirkung, München (Beck) 6. Aufl. 1998. 64
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