Interne und externe Hemmnisse bremsen Innovationsfähigkeit der

INFORMATIONEN FÜR MITGLIEDSFIRMEN DES VCI
chemie
report
09/2015
A 3 Editorial Innovationen den Weg ebnen A 4 Weltklimagipfel VCI positioniert sich A 6 TTIP
Regulatorische Kooperationen im Fokus
A 7 Human-Biomonitoring Weitere Fortschritte beim BMUB/VCI-Projekt A 8 China
Weltgrößter Chemiemarkt im Wandel A
10 Nachhaltigkeit VCI führt Check durch
A 13 Mittelstand Wirtschaftsministerium startet Aktionsprogramm
A 15 Industrie 4.0 Experteninterview A
16 Biotechnologie Boom bei Medikamenten A 18 Fonds der Chemischen Industrie Thomas Wessel übernimmt Vorsitz
Neue Studie von IW Consult und Santiago
Interne und externe Hemmnisse bremsen
Innovationsfähigkeit der Chemie aus
Was muss getan werden, um Innovationen in der chemischen Industrie zu fördern? Was steht dem entgegen?
Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Studie von
IW Consult und der Unternehmensberatung Santiago im
Auftrag des VCI. Knapp 200 Unternehmen aus Deutschlands drittgrößter Branche hatten sich hieran beteiligt.
Das Ergebnis: In den Unternehmen muss vor allem die
Innovationskultur weiter gefördert werden. Gleichzeitig
gilt es, unnötige Bürokratie abzubauen und komplexe
Regulierungen zu vereinfachen. Dabei erschweren interne und externe Hürden die Forschung und Entwicklung
in der Chemie etwa im gleichen Maße.
„Deutschland ist ein guter Standort für die chemisch-pharmazeutische Industrie. Doch Länder wie China, Indien und Südkorea holen als Forschungsstandorte rasch auf. Unternehmen
und Politik müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Deutschland auch in Zukunft ein attraktiver, leistungsstarker Innovationsstandort bleibt“, sagte VCI-Präsident Marijn Dekkers bei
der Vorstellung der Studie „Innovationen den Weg ebnen“
vor Journalisten in Frankfurt.
Als größtes internes Hemmnis identifiziert die Studie die
innerbetriebliche Innovationskultur. Als Gründe gaben die
Firmen unter anderem eine zu hohe Zahl an Projekten, innerbetriebliche Bürokratie und lange Entscheidungswege
B
Der internationale Wettbewerbsdruck auff di
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Innovationen
chemie report
B an. Für gut ein Drittel sind die Abläufe zu wenig
auf solche Innovationen ausgerichtet, die einen Markt
komplett verändern können.
Die Autoren der Studie empfehlen eine klare und
langfristig angelegte Innovationsstrategie sowie ein
klares Produktportfolio. Und sie schlagen beispielsweise einen stärkeren Fokus auf disruptive Innovationen und neuartige Geschäftsmodelle vor. Eine auf
Innovationen ausgerichtete Unternehmenskultur muss
durch die Unternehmensleitung vorgelebt, Freiräume
müssen zur Verfügung gestellt und Personalsysteme
angepasst werden. Unternehmen sollen mehr Kooperationen wagen und sich an interessanten Start-ups
beteiligen.
09.2015
VCI-Präsident Marijn
Dekkers plädierte auf
der Pressekonferenz
für mehr gesellschaftliche Akzeptanz von
Innovationen: „Das ist
aber nichts, was sich
einseitig einfordern
lässt. Das ist etwas,
das wir kontinuierlich
im Dialog erarbeiten
müssen.“
SCHWACHSTELLE REGULIERUNG UND FINANZIERUNG
Eine weitere Kernaussage der Studie: Eine Mehrzahl der Unternehmen stuft die Komplexität der Regulierung in Deutschland höher ein als in anderen Nationen. Vor allem aufwendige Zulassungs- und Genehmigungsverfahren für Chemieprodukte und die damit
verbundenen Kosten überfordern den Mittelstand. Im
Detail zeigt die Studie, dass Zulassungs- und Genehmigungsverfahren für mehr als die Hälfte der Unternehmen
mit starken oder mittelstarken Innovationshemmnissen
verbunden sind. Regulatorische Hemmnisse belasten
dabei vor allem Pharma- und Pflanzenschutzunternehmen. Auch die europäische Chemikalienverordnung REACH erschwert Innovationen.
Um die Finanzierung von Innovationen – vor allem
im Mittelstand und bei Start-ups – zu stärken, halten
die Autoren der Studie eine steuerliche Forschungsförderung und eine unkomplizierte Projektförderung für
kleine und mittlere Unternehmen für genauso wichtig
wie bessere Finanzierungsmöglichkeiten von Unternehmensgründern durch Wagniskapital. Die Studie liefert
hierzu Fakten: Gut ein Drittel der Unternehmen empfinden eine fehlende steuerliche Forschungsförderung
als ein starkes oder mittleres Innovationshemmnis.
Nach der Finanzierung befragt, antwortete ein Fünftel
der Unternehmen, dass unterentwickelte Risikokapitalmärkte für sie ein Innovationshemmnis seien.
VCI-Präsident Dekkers (2. v.l.) mit der neuen Studie „Innovationen den
Weg ebnen“ neben VCI-Hauptgeschäftsführer Tillmann (2. v.r.) und
den Autoren Juan Rigall, Santiago (l.), und Roman Bertenrath, IW Consult (r.). Die Studie analysiert, welche Faktoren Innovationen in der
Chemie bremsen. Eine Kurz- und eine Langfassung stehen als
Download zur Verfügung unter: www.vci.de/innovationsstudie
EXTERNE FAKTOREN, DIE INNOVATIONEN HEMMEN
Bewertung nach Stärke der Belastung;
in einer Skala von 0–100 Punkten
MEHR GESELLSCHAFTLICHE AKZEPTANZ NÖTIG
Besonders beim Thema gesellschaftliche Akzeptanz besteht Handlungsbedarf, das belegen die Ergebnisse der Studie ebenfalls: Ein Drittel der Unternehmen
wünscht sich mehr politische und gesellschaftliche
Akzeptanz ihrer Innovationsleistung. „Das ist aber
nichts, was sich einseitig einfordern lässt. Das ist etwas,
das wir kontinuierlich im Dialog erarbeiten müssen“,
betonte Dekkers und sagte weiter: „Der öffentliche
Diskurs kann manchmal unbequem sein, aber er ist
unverzichtbar. Unternehmen, Verbände und Wissenschaft müssen mit der Bevölkerung einen frühzeitigen,
transparenten Austausch über neue Technologien
führen. Der Politik kommt dabei eine wichtige Rolle als
Moderator zu.“ mvz
2
Regulierung/Bürokratie
85
Fachkräfte
57
Gesellschaftliche Akzeptanz
53
Kooperationen
52
Finanzierung/Förderung
50
Regulierung und Bürokratie sind aus Sicht der Chemieunternehmen die größten externen Innovationshemmnisse. Fachkräftemangel wird ebenfalls als Problem gesehen.
Quelle: IW Consult und Santiago (2015)
09.2015
chemie report
Standpunkt / News
STANDPUNKT
Innovationen den Weg ebnen
Deutschlands Wohlstand hängt von der Wirtschaftsund Innovationskraft der heimischen Industrie ab. Sie
steuert fast ein Viertel zum Bruttosozialprodukt bei
und beschäftigt knapp sechs Millionen Frauen und
Männer in überdurchschnittlich gut
bezahlten Arbeitsplätzen. Innovationen erschließen neue Märkte und bringen den Unternehmen Wettbewerbsvorteile auf den globalen Exportmärkten. Innovative Produkte und Verfahren
erhalten und schaffen so qualifizierte
Arbeitsplätze. Viele asiatische Länder
wie China, Indien und Südkorea, aber
auch die USA haben dies erkannt und
setzen auf Wissenschaft und Technologie. Inzwischen kommen vierzig Prozent aller chemischen Erfindungen aus
Asien. Auf diese Entwicklungen müssen Unternehmen und Politik am Chemie- und Pharmastandort Deutschland
reagieren.
Ende sagen kann: Wir haben etwas gelernt. Gleichzeitig gilt es, die Kundenorientierung zu forcieren und
Kooperationen mit anderen Unternehmen oder Forschungsinstituten voranzutreiben. Der Austausch von
Wissen katalysiert die Entstehung von
neuen Produkten und Geschäftsmodellen.
Unternehmen brauchen zudem bessere Rahmenbedingungen, um die
internationale Wettbewerbsfähigkeit
der Branche und ihre Funktion als Innovationsmotor für die industriellen
Wertschöpfungsketten zu stärken. So
sollten wir unser gesetzliches Regelwerk auf Zweckmäßigkeit und Innovationsfreundlichkeit prüfen. Genehmigungs- und Zulassungsverfahren können entschlackt werden. Ein Mehr an
Regulierung führt nicht automatisch zu
einem Mehr an Sicherheit.
Die chemisch-pharmazeutische IndusEine neue Studie des VCI hat solche
trie investiert in Deutschland weit über
brancheninternen Schwachstellen und
Dr. Marijn E. Dekkers
zehn Milliarden Euro im Jahr in Forexterne Hemmnisse für Innovationen
Präsident des Verbandes der
schung und Entwicklung. Aber so
vom Labor bis zur Markteinführung
Chemischen Industrie (VCI)
wichtig FuE-Investitionen auch sind –
identifiziert. 190 Unternehmen haben
noch wichtiger ist, dass die Unternehan der Analyse mitgewirkt. Die Studie
men eine interne Innovationskultur etablieren. Wir zeigt Optionen auf, wie sich der Weg für mehr Innovabrauchen so etwas wie einen Kulturwandel in den tionen ebnen lässt. Jeder, der in Deutschland VerantUnternehmen. Wir müssen eine Kultur entwickeln, die wortung für die Innovationsfähigkeit der Branche trägt
es einfacher macht, innovativ zu sein, Neues auszupro- und Entscheidungen für die weitere Entwicklung des
bieren – in allen Geschäftsbereichen. Experimente Chemie- und Industriestandorts Deutschland trifft,
müssen nicht immer gelingen, es kommt auch auf den sollte sich mit den Ergebnissen und HandlungsempVersuch an. Es ist auch ein Ergebnis, wenn man am fehlungen dieser Studie auseinandersetzen.
Wussten Sie schon?
10,4 Milliarden Euro ...
... hat die chemisch-pharmazeutische Industrie im Jahr
2014 für Forschung und Entwicklung ausgegeben.
In den letzten zehn Jahren sind ihre Ausgaben für Forschung
und Entwicklung (FuE) um durchschnittlich 2,7 Prozent pro
Jahr gestiegen. Die chemisch-pharmazeutische Industrie
gehört zu den drei Branchen mit den höchsten Forschungsetats. 20 Prozent des FuE-Etats der Industrie bringt sie auf.
Deutschlands drittgrößter Industriezweig finanziert seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu über 95 Prozent
selbst und führt die Forschungstätigkeit zu 75 Prozent selbst
durch. Über 40.000 Beschäftigte arbeiten in den Laboratorien
an Forschungsprojekten. c
3
Klimapolitik
chemie report
09.2015
VCI veröffentlicht Position zum Weltklimagipfel Ende 2015 in Paris
195 Staaten ringen um ein Abkommen
erreichen, sind Reduktionsbeiträge aller
großen Emittenten notwendig, zumindest aber der G20-Staaten. Bislang
steht die EU mit einem sehr ehrgeizigen
Minderungsziel von 40 Prozent bezogen
auf das Basisjahr 1990 noch weitgehend
alleine. Während die EU vorgeprescht
ist, haben andere Staaten ihre Minderungsverpflichtungen nur schleppend
eingereicht. Diese bleiben weit hinter
dem zurück, was derzeit aus wissenschaftlicher Sicht erforderlich wäre, um
das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten.
Abkommen ist aber nicht gleich
Die COP 21 in Paris soll bringen, woran
die Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 Abkommen. Es kommt auf die Ausgestaltung an. Ob die UN-Klimakonferenz
noch scheiterte: Ein internationales Kliin Paris ein wirklicher Erfolg wird, hängt
maschutzabkommen, mit dem Staaten
aus Sicht der Chemie davon ab, ob
rechtlich verbindliche Emissionsminderungen eingehen, damit es vergleichbare folgende Punkte Eingang in ein AbAusgangsbedingungen für die Industrie kommen finden:
geben kann („level playing field“).
A Ein internationales KlimaschutzabUm das politisch vereinbarte Ziel
kommen muss zur Festlegung rechtlich
von maximal 2 °C Temperaturerhöhung
verbindlicher und vergleichbarer
noch mit einer aus wissenschaftlicher
Minderungsbeiträge zumindest in allen
Sicht akzeptablen Wahrscheinlichkeit zu wichtigen Emittentenländern führen.
2015 ist ein wichtiges Jahr für die
Klimapolitik: Ab Ende November
wird die internationale Staatengemeinschaft in Paris bei der 21. UNKlimakonferenz (COP 21) einen neuen
Anlauf zu einem internationalen Klimaschutzabkommen für die Zeit ab
2020 nehmen. Der VCI hat sich jetzt
schon dazu positioniert: Die deutsche Chemie erwartet von Paris,
dass neben der EU auch andere
Staaten Emissionen mindern.
Grundvoraussetzung für die Nachprüfbarkeit von Emissionen ist die
Festlegung eines einheitlichen und für
alle Staaten verpflichtenden Berichts-,
Mess- und Verifizierungswesens für
Treibhausgasemissionen.
A Mittelfristig muss ein nach gleichen
Regeln funktionierender globaler
Emissionshandel eingeführt werden,
mindestens jedoch auf Ebene der
G20-Staaten.
A Paris sollte die bestehenden flexiblen
Klimaschutzinstrumente aus dem
Kyoto-Protokoll erhalten und Nutzung
von internationalen Gutschriften in
einem einheitlichen (G20)-Emissionshandelssystem erlauben.
A Die Förderung weltweiter Technologieentwicklung unter Beachtung
geistiger Eigentumsrechte und ihres
wirksamen Schutzes durch ein Klimaschutzabkommen muss sichergestellt
sein.
A
Tara Nitz ([email protected])
Globaler Emissionshandel
Global noch viele weiße Flecken: Emissionshandel (ETS) und CO2-Besteuerung
Alberta
Manitoba
Ontario
BritischKolumbien
Washington
Oregon
Kalifornien
Norwegen
Dänemark Schweden
Island
Finnland
EU
UK
Irland
Québec
Frankreich
RGGI – Regional
Greenhousegas Schweiz
Initiative
Kasachstan
Südkorea
Ukraine
Japan
Türkei
China
Mexiko
Thailand
Brasilien
Rio de Janeiro
São Paulo
Chile
Australien
Südafrika
Emissionshandel existiert
tii
oder ist fest vorgesehen
CO2-Steuer existiert oder ist fest vorgesehen
Emissionshandel oder CO2-Steuer werden nur geprüft
CO2-Steuer existent/vorgesehen, Emissionshandel wird geprüft
Emissionshandel und CO2-Steuer existieren parallel
Quelle: World Bank, State and Trends of Carbon Pricing 2014.
4
Neuseeland
Damit das Paris-Abkommen eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der
Staaten fördert, ist es wichtig, die jeweils
kosteneffizientesten Maßnahmen für Treibhausgasreduktionen in allen Staaten zu
ergreifen. Dies kann am besten durch die
Weiterentwicklung des globalen Kohlenstoffmarktes (Emissionshandel) realisiert
werden, der überall nach gleichen Regeln
funktioniert. Bei richtiger Ausgestaltung
garantiert der Emissionshandel, dass Emissionen dort reduziert werden, wo es am
günstigsten ist. Dies führt auch zu einer
Gleichbehandlung der Industrie in allen
teilnehmenden Staaten, ohne Verzerrung
des Wettbewerbs.
Neben der EU haben nur wenige andere
Staaten einen Emissionshandel schon eingeführt. In mehreren Regionen ist dies
aber angedacht. Manche Staaten setzen
auch auf eine CO2-Besteuerung, teilweise
sogar parallel zum Emissionshandel (wie
zum Beispiel Frankreich).
09.2015
chemie report
Energiepolitik
Ein Diskussionsbeitrag vom VCI-Energieexperten Jörg Rothermel
Dekarbonisierung: (K)eine Welt ohne CO2
CO2-Emissionen um mehr als die Hälfte
erhöht. Geschuldet ist das vor allem
dem steigenden Energiebedarf einer
größeren und weiter entwickelten Weltbevölkerung. Nach politischen Vorgaben gesunken sind die Emissionen
nur in Europa. Dieser Trend wird sich im
Wesentlichen weiter fortsetzen, wie die
bisherigen Verpflichtungsbekundungen
weniger Staaten für die Klimakonferenz
in Paris zeigen. Die Länder, die ihre
Bereits die UN-Klimarahmenkonvention Emissionen bis 2030 tatsächlich absolut
senken wollen, bringen sehr viel weniger
von 1994 verfolgte das Ziel, „die Treibauf die Waage als die Staaten, deren
hausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, Ausstoß bis dahin weiter deutlich steigt.
das eine gefährliche vom Menschen ver- In Zahlen: Während EU, USA, Kanada
ursachte Störung des Klimasystems ver- und Co. bis 2030 2,6 Milliarden. Tonnen
weniger Treibhausgase als heute aushindert“. In späteren Klimakonferenzen
wurde dieses Ziel konkreter gefasst: Die stoßen wollen, verursachen China,
Treibhausgasemissionen sollten bis 2050 Mexiko und andere 5,6 Milliarden
Tonnen mehr. Schwellenländer wie
mindestens auf die Hälfte des Wertes
Indien oder der Mittlere Osten sind da
von 1990 zurückgeführt werden. Dies
noch nicht einmal eingerechnet. Diese
war „Dekarbonisierung“ avant la lettre.
Staaten werden zwar auch erheblich effiEng zusammen mit diesem Schlagzienter, nur reicht das nicht aus, um die
wort hängt das Zwei-Grad-Ziel: Eine
Mehremissionen aus dem notwendigen
Erwärmung der Atmosphäre um mehr
als 2 °C lässt sich laut der wissenschaftli- Wirtschaftswachstum auszugleichen. Bis
also eine Dekarbonisierung irgendwann
chen Einschätzung des Weltklimarates
greifen kann, wird die Karbonisierung
(IPCC) nur verhindern, wenn die Emissionen von CO2 (aus der Nutzung der fos- weitergehen.
silen Kohlenstoffquellen Kohle, Öl und
Gas) und weiterer Treibhausgase (wie
SICHT DER CHEMIEINDUSTRIE
Lachgas oder Methan) weitgehend verFür die chemische Industrie hätte
mieden werden. Allerdings: Schon heute eine vollständige Dekarbonisierung
liegt die Treibhausgas-Konzentration in
erhebliche Folgen. Einerseits wegen
der Atmosphäre über dem Wert, den
ihrer Stellung als energieintensive Indusdie Wissenschaft für das Zwei-Grad-Ziel trie: Den größten Teil der Emissionsfür notwendig hält. Dazu kommt: Die
senkung müsste nämlich zunächst der
Emissionen werden in nächster Zukunft
Energie- und Treibstoffsektor erbringen,
nicht etwa sinken, sondern besonders
der für über 80 Prozent der CO2-Emissidurch den Nachholbedarf der sich entonen aus fossilen Kohlenstoffträgern
wickelnden Länder noch erheblich anstei- verantwortlich ist. Dies wäre mit erhebligen. Übrigens trotz aller Anstrengungen chen Kosten verbunden, die sich in der
der EU, die sich als einzige Weltregion
Branche als höhere Energiekosten nieein ehrgeiziges und noch dazu sehr
derschlagen könnten.
teures Klimaschutzregime auferlegt hat.
Aber auch die Produktion ist
Um die Treibhausgase in der Atmobetroffen: Denn fossile Kohlenstoffsphäre auf den nötigen, niedrigeren
träger sind in Form von Erdöl, Gas und
Wert zurückzuführen, müsste ihr Aus– weltweit sogar wieder zunehmend –
stoß weltweit über eine lange Zeit aufKohle die wichtigsten Rohstoffe für die
hören. Sind wir global auf dem Weg
Chemie. Unsere Branche verheizt den
dorthin? Eindeutig: Nein!
Kohlenstoff aber nicht, sondern stellt
Seit Anfang der 90er-Jahre haben
daraus Produkte her, welche die Gesellsich gerade die jährlichen weltweiten
schaft will und braucht. Alternativen zu
Seit dem G7-Gipfel in Elmau im Juni
dieses Jahres geistert ein vermeintlich neues Wort durch die Welt: Dekarbonisierung. Es steht als Synonym für die vollständige Vermeidung
von durch den Menschen verursachten Treibhausgasen. Viele halten die
Beschlüsse von Elmau für revolutionär: dabei ist ihr Inhalt gar nicht
neu.
fossilen Rohstoffen gibt es in begrenztem Umfang: Nachwachsende Rohstoffe
aus Biomasse decken heute schon circa
13 Prozent des Rohstoffbedarfs der
organischen Chemie in Deutschland ab.
Andere Rohstoffe liegen in der Forschungs- und Entwicklungspipeline: So
lässt sich auch CO2 selbst als Rohstoff
nutzen, allerdings bislang nur sehr begrenzt. Ob diese Projekte eine Zukunft
haben, wird vom Markt bestimmt und
lässt sich derzeit schwer abschätzen.
Hier gilt es, zu beobachten, wie sich die
Rohstoffsituation für die Chemie im Sog
der Dekarbonisierung des Energie- und
Treibstoffsektors ändern wird.
Dekarbonisierung ist also nichts
grundlegend Neues. Offen bleibt, wie
sie überhaupt umgesetzt werden soll
und kann. Im Medienhype rund um
Elmau wurde kaum thematisiert, dass es
noch keine Konzepte gibt, die eine globale Dekarbonisierung als realistisch
erscheinen lassen.
Dr. Jörg Rothermel ([email protected])
Der neue VCI-Politikbrief
In Kürze verhandeln die UN-Mitglieder über ein Klimaabkommen
ab 2020. Die Erwartungen sind
hoch – auch in der chemischen
Industrie. Der VCI wirbt für eine
Klimapolitik „aus einem Guss“:
http://bit.ly/vci-politikbrief-klima
5
TTIP – Transatlantisches Freihandelsabkommen
chemie report
09.2015
TTIP-Artikelserie, Teil 7: Regulatorische Kooperation
Neuland in Handelsabkommen
Regulierungen zu erreichen. Bestrebungen, die Chemie aus
dem horizontalen Kapitel auszunehmen, lehnt der VCI ab. Die
Zusammenarbeit bei künftigen Regulierungen würde sonst
deutlich erschwert.
Das chemiespezifische Kapitel im Kapitel zur sektoralen
regulatorischen Kooperation enthält konkrete Vorschläge zur
Zusammenarbeit. Es gibt aber keine automatische gegenseitige Anerkennung von Regulierungen. Nur wenn Schutzstandards vergleichbar effektiv sind, kann eine gegenseitige
Anerkennung verhandelt werden. Die ChemikalienregulieRegulatorische Kooperation ist besonders zwischen wirtschaftlich hoch entwickelten Staaten mit einem ähnlich hohen rungen sind jedoch unterschiedlich. REACH garantiert einen
höheren Schutz für Umwelt und Gesundheit als TSCA in den
Regulierungsniveau sinnvoll. Denn unterschiedliche gesetzUSA. Eine gegenseitige Anerkennung ist derzeit nicht mögliche Regelungen sind für Handel treibende oder investielich. Für die regulatorische Kooperation im Chemiesektor gibt
rende Unternehmen kostspielig. Verschiedenen Studien
es aber trotzdem einige wichtige Ansatzpunkte. Sie zielen auf
zufolge liegt ein großes Wohlfahrtspotenzial von TTIP in der
eine engere, effizientere und bessere Zusammenarbeit zwiregulatorischen Kooperation. Es unterscheidet sich aber je
schen den Regulierungsbehörden in den USA und in der EU
nach Sektor. Die regulatorische Kooperation soll in einem
übergreifenden, horizontalen Kapitel und in einem bestimmte ab. Die Vorschläge der EU-Kommission umfassen die gemeinsame Priorisierung von Chemikalien für die Bewertung und
Sektoren umfassenden Kapitel geregelt werden.
Bei der horizontalen regulatorischen Kooperation handelt einen verstärkten Datenaustausch zwischen den Agenturen.
Darüber hinaus wäre eine einheitliche Anwendung des interes sich um die Verpflichtung, den transatlantischen Partner
nationalen Einstufungs- und Kennzeichnungssystems für Cheüber geplante neue Gesetzgebungen zu informieren und zu
mikalien ein möglicher Ansatzpunkt.
konsultieren. Es soll eine Verpflichtung zum Dialog geben,
Die regulatorische Kooperation bietet EU und USA die
aber keine Verpflichtung, gemeinsame Ergebnisse zu erzielen.
Chance, sich gemeinsam für neue, hohe und moderne StanEs geht um prozedurale Anforderungen wie Transparenz,
dards einzusetzen – etwa im Umwelt- und Verbraucherschutz.
Konsultation und Verantwortungszuordnung. Beide Seiten
Diese Standards könnten aufgrund der Marktmacht globalen
bauen hier auf bereits etablierte Praktiken auf. Aus Sicht des
VCI sollten die Bestimmungen des horizontalen Kapitels auch Vorbildcharakter haben.
für künftige Regulierungen im Chemiesektor gelten. Auch bei Ulrike Schmülling ([email protected]), udj
sensiblen Regulierungsthemen sollte zumindest der ernsthafte Versuch unternommen werden, langfristig kompatiblere
TTIP betritt Neuland: Zum ersten Mal soll ein Freihandelsabkommen ein ehrgeiziges Kapitel zur regulatorischen Zusammenarbeit enthalten. Dadurch sollen die
jeweiligen Regulierungen besser vereinbar gestaltet
werden – ohne Abstriche beim Schutzniveau. Dafür soll
es im Abkommen neben allgemeinen („horizontalen“)
Bestimmungen auch sektorale Kapitel (darunter für
den Chemiesektor) geben.
6
Weniger Demokratie durch regulatorische Kooperation?
Neues VCI-Papier „Fakten zu TTIP“
Die Regierungen und Behörden informieren die jeweils andere
Seite über geplante neue Regulierungen. Beide Seiten legen
dann gemeinsam fest, bei welchen Regulierungen sie zusammenarbeiten und bei welchen nicht. Nur wenn die Zusammenarbeit im gegenseitigen Interesse ist, wird mit dem Ziel
verhandelt, die Regulierungen so kompatibel wie möglich zu
gestalten. Es gibt aber keine Verpflichtung zur Angleichung.
Beide Seiten können jederzeit neue Gesetze erlassen. Die
regulatorische Zusammenarbeit führt zunächst nur zur Information des transatlantischen Partners und zur Aufforderung, Stellung zu beziehen. Gesetze und Regulierungen werden
weiterhin im jeweiligen Gesetzgebungsprozess verabschiedet,
der durch TTIP nicht verändert wird.
Auch bei der Revision bestehender Gesetze wird der transatlantische Partner informiert und konsultiert. Genau wie bei neuen
Regulierungen gibt es aber keinen Zwang zur Kooperation.
Der VCI hat ein neues, dreiseitiges Papier veröffentlicht, in
dem die in der öffentlichen Diskussion gegen TTIP vorgebrachten zentralen Argumente aufgegriffen und gewürdigt
werden. Der Fokus liegt dabei auf den kritischen Fragen, mit
denen die chemische Industrie immer wieder konfrontiert wird
und die auch die gesamte Diskussion prägen.
https://bit.ly/TTIP-Fakten
09.2015
chemie report
Chemikaliensicherheit
Neue Messmethoden für Chemikalien im menschlichen Körper
Weitere Fortschritte beim Human-Biomonitoring
Gemeinsam mit dem VCI lässt das
Bundesumweltministerium (BMUB)
neue Methoden zur Messung von Chemikalien im menschlichen Körper
entwickeln. Im Fokus des HumanBiomonitorings stehen Substanzen,
die von der Bevölkerung möglicherweise vermehrt aufgenommen werden oder die eine besondere Gesundheitsrelevanz haben könnten.
Die Kooperation des Umweltministeriums mit dem VCI läuft seit 2010. Jedes
Jahr werden neue Stoffe ausgewählt, für
die erstmals Nachweismethoden für das
Human-Biomonitoring entwickelt
werden sollen. Bis 2020 soll es für bis zu
50 Stoffe neue Analysemethoden
geben.
Human-Biomonitoring liefert wissenschaftlich fundierte Daten zur Belastung
der Bevölkerung mit Chemikalien aus
Verbraucherprodukten. Durch die Messungen lässt sich feststellen, ob und in
welchem Ausmaß Stoffe vom menschlichen Körper aufgenommen werden,
ob es in der Bevölkerung Gruppen mit
hohen Belastungen gibt und ob chemikalienrechtliche Regelungen zum
gewünschten Rückgang geführt haben.
Bisher muss hier allzu oft auf modell-
hafte Annahmen zurückgegriffen
werden, mit denen gesundheitliche
Risiken leicht über- oder unterschätzt
werden. Die toxikologisch-gesundheitliche Bewertung der gefundenen Konzentrationen übernimmt die HumanBiomonitoring-Kommission – ein unabhängiges Expertengremium beim
Umweltbundesamt. Das Vorkommen
eines Stoffes im Organismus bedeutet
noch nicht, dass dieser als gesundheitlich relevant angesehen werden kann.
VIER NEUE STOFFE AUSGEWÄHLT
Bei den nun für 2015 ausgesuchten
Stoffen handelt es sich um Climbazol,
Octisalate, 7-Hydroxycitronellal und
UV 328. Diese werden als Anti-Schuppenmittel, Sonnenschutzmittel, Riechstoff und als UV-Absorber in Kunststoffen eingesetzt. Die Auswahl der
Stoffe basiert auf den Empfehlungen
eines hochrangig besetzten Expertenkreises aus Wissenschaft und Forschung, der Industrie und einschlägigen
Fachbehörden.
Insgesamt konnten seit 2010 neue
Methoden für die zehn Stoffe DINCH,
DPHP, MDI, HBCD, 4-Nonylphenol,
4-tert-Octylphenol, NMP, NEP, 2-MBT
und 4-MBC erarbeitet werden. Weitere
Methoden sind in Arbeit. Die neuen Analysemethoden werden von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft als unabhängigem Expertengremium validiert. Bei
allen im Projekt ausgewählten Stoffen handelt es sich um Substanzen, die in Verbraucherprodukten eingesetzt werden, zum
Beispiel als Weichmacher für Kunststoffe,
als UV-Filter in Kosmetika, als Lösemittel
oder Flammschutzmittel.
ANWENDUNG IN DER PRAXIS
Die neuen Messmethoden werden
nun im Rahmen von zwei Reihenuntersuchungen angewendet: im neuen
Umwelt-Survey des Umweltbundesamtes und an Proben der Umweltprobenbank. Erste Ergebnisse liegen dazu
voraussichtlich erst 2018, nach Abschluss
der Studie, vor. Für die Entwicklung der
Nachweisverfahren hat der VCI die Verantwortung übernommen und wird
dabei vom oben genannten hochrangig
besetzten Expertenkreis unterstützt und
beraten. Für die Anwendung der
Methoden liegt die Verantwortung beim
BMUB, das hier eng mit dem Umweltbundesamt zusammenarbeitet. Zu einzelnen Methoden gibt es bereits wissenschaftliche Veröffentlichungen.
Dr. Evelyn Roßkamp ([email protected])
Welche
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7
Wirtschafts- und Marktanalysen
chemie report
09.2015
VCI-Workshop „China: Chemiemarkt der Zukunft“
Wann? 14. Oktober 2015, Beginn: 9.30 Uhr
Wo? Bei KPMG am Flughafen Frankfurt/Main
A Zielgruppe: VCI-Mitgliedsunternehmen
A
A
Der Workshop möchte über den wichtigen Chemiemarkt China informieren und richtet sich sowohl an
mittelständische als auch an Großunternehmen. Die
Teilnehmer können mit Experten über aktuelle Entwicklungen diskutieren und Erfahrungen austauschen.
Am Vormittag werden Referenten über ihre Einschätzung des Chemiemarktes und -standortes China
berichten. Am Nachmittag sind unter anderem die
Rolle des Landes im Welthandel sowie die Chemikaliengesetzgebung vor Ort Thema.
In China sind die
Zeiten ungebremsten
Wachstums vorbei. Die
Wirtschaftsentwicklung
normalisiert sich.
VCI-Mitglieder erhalten in Kürze eine Einladung.
Außerdem sind Anmeldungen über die VCI-Website
möglich: http://bit.ly/VCIWS-Chemiemarkt-China
Nachlassende Dynamik auf dem weltgrößten Chemiemarkt
China auf dem Weg in die „neue Normalität“
Nach zwei Jahrzehnten ungebremsten Wachstums gibt es Turbulenzen
an der chinesischen Börse. Der Yuan
wurde abgewertet. Außerdem zeigen
schwache BIP-Wachstumsraten die
Grenzen des chinesischen Wachstumsmodells. Im weltgrößten Chemiemarkt könnte deshalb in Zukunft die
Nachfrage abflauen.
Chinas Wirtschaft hat die starke Abhängigkeit von Investitionen und Exporten
noch nicht überwunden. Die Abflachung
der chinesischen Wachstumsraten
kommt in diesem Zusammenhang nicht
unerwartet. Sie sind Teil der von Chinas
Präsident Xi Jinping ausgerufenen
„neuen Normalität“. Vor allem die Investitionen sollen in Zukunft nicht weiter so
stark wachsen. Allein in der chinesischen
Chemie- und Pharmabranche hatte sich
das jährliche Investitionsvolumen von
2004 bis 2014 auf über 91 Milliarden
Euro versiebenfacht.
Nun muss in China der Binnenkonsum angekurbelt und der Dienstleis-
8
tungssektor gestärkt werden. Der
Umbau der Wirtschaft geht aber nur
langsam voran. Die Regierung in Peking
muss den Balanceakt vollbringen, notwendige Reformen durchzusetzen, ohne
die Wachstumsdynamik zu stark abzubremsen. Deshalb werden wahrscheinlich auch in Zukunft konjunkturfördernde
Maßnahmen durchgeführt. Insbesondere eine expansive Geldpolitik, zu der
auch die Abwertung des Yuan gehört,
soll die Konjunktur stützen. Denn in den
vergangenen Jahren schmolz unter
anderem mit der Aufwertung der chinesischen Währung der Preisvorteil auf
den Weltmärkten dahin. Vom schwachen
Yuan erhofft man sich in Peking Impulse
für das Auslandsgeschäft.
KONKURRENZ IN DER CHEMIE STEIGT
Noch ist der Aufwärtstrend in der
Chemie intakt. Die abnehmende
Dynamik in der chinesischen Industrie
zeigt aber, dass auch das Wachstum in
der Chemie kein „Selbstläufer“ mehr ist.
Die 179 Tochtergesellschaften deutscher
Chemieunternehmen in China und die
deutschen Exportfirmen kämpfen nicht
nur mit der langsamer wachsenden Konjunktur sondern auch mit einem zunehmenden Wettbewerbsdruck. Vor allem
in der Grundchemie stehen ausländische Betriebe immer häufiger in einem
harten Preiswettbewerb mit staatlichen
Chemiekonzernen.
Trotz der Abkühlung der konjunkturellen Dynamik und des intensiven Wettbewerbs sind die langfristigen Perspektiven für die Chemie aber dennoch
weiterhin gut. Die wachsende Mittelschicht passt sich in vielfältiger Weise
westlichen Lebens- und Konsumgewohnheiten an. Zusätzliche Impulse
kommen aus einer steigenden Attraktivität der Städte. Die hohen Investitionen
der Branche werden ebenfalls weiter
zunehmen, aber wahrscheinlich weniger
dynamisch. Daher wird die Chemienachfrage und damit auch die Produktion
von Chemikalien vor Ort in Zukunft
weiter wachsen.
Carolina Hupfer ([email protected])
09.2015
chemie report
Wirtschafts- und Marktanalysen
ENTWICKLUNG DER DEUTSCHEN CHEMIEPRODUKTION
Index 2010 = 100, saisonbereinigt
10
3,4
110
INDIKATOREN ZUR DEUTSCHEN CHEMIEINDUSTRIE
2. Quartal 2015
105
100
5
0
Produktion,,
ssaisonbereinigt
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Veränderung
n
ggü. Vorjahr
g
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95
–10
2012
2013
Produktion
2014
+ 3,4
ohne Pharma
– 0,9
– 0,1
+ 0,9
– 2,6
Umsatz
+ 0,4
+ 2,3
Umsatz Inland
– 0,6
– 1,2
Umsatz Ausland
+ 0,7
+ 4,7
Quartal
1/2015
Quartal
2/2015
84,1
83,5
Kapazitätsauslastung
(in Prozent)
Chemie (inkl. Pharma)
2015
Aufwärtstrend: Die Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist im zweiten Quartal weiter gestiegen. Das
kräftige Plus ist überwiegend dem Pharmageschäft geschuldet.
Quellen: Statistisches Bundesamt, VCI
+ 1,6
Erzeugerpreise
–5
90
2011
Veränderung in Prozent
zum Vorquartal
zum Vorjahr
Service: Den VCI-Quartalsbericht 2/2015 finden Sie auf
www.vci.de im Bereich „Die Branche“, Rubrik „Wirtschaftliche
Lage“, zum Download. Direktlink: http://bit.ly/VCIQB22015
Quellen: Statistisches Bundesamt, VCI, ifo-Institut
Die wirtschaftliche Lage der Branche im 2. Quartal 2015
Chemiegeschäft wächst in kleinen Schritten
Die chemisch-pharmazeutische
Industrie in Deutschland hat ihren
Wachstumskurs im zweiten Quartal
2015 moderat fortgesetzt. Das geht
aus dem aktuellen Quartalsbericht
hervor, den der VCI Anfang September veröffentlicht hat.
Dank des starken Pharmageschäfts ist
die deutsche Chemieproduktion von
April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal erneut gestiegen. Die Preise für
Chemikalien stabilisierten sich. Der
Umsatz der Branche konnte durch das
Auslandsgeschäft insgesamt zulegen.
Besonders positiv entwickelte sich der
Handel mit Kunden in Übersee – vor
allem die Ausfuhren in die USA legten
kräftig zu. Die Exporte profitierten vom
günstigen Verhältnis zwischen Euro und
Dollar. Auch auf dem wichtigsten
Exportmarkt Europa wurden die Verkäufe ausgeweitet.
VCI-Präsident Marijn Dekkers
erklärte zur konjunkturellen Entwicklung
der Branche: „Der Aufwärtstrend wird
aktuell vom Pharmageschäft getragen.
Insgesamt erwarten wir für die zweite
Jahreshälfte ein leichtes Wachstum. Der
schwache Euro begünstigt das Auslandsgeschäft. Rückenwind erhält das
Chemiegeschäft auch durch die niedrigen Ölpreise. Gleichzeitig lässt jedoch
die Wirtschaftsdynamik im weltgrößten
Chemiemarkt China nach.“
Prognose: Für 2015 rechnet der VCI
unverändert mit einem Anstieg der Chemieproduktion um 1,5 Prozent. Während
die Chemikalienpreise um 2,5 Prozent
sinken werden, steigt der Branchenumsatz voraussichtlich um 1 Prozent auf
192,7 Milliarden Euro.
Produktion: Die Chemieproduktion
ist im zweiten Quartal 2015 um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal
gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr
beträgt der Zuwachs sogar 3,4 Prozent.
Die Kapazitäten der Chemiebranche
waren mit 83,5 Prozent ausgelastet.
Erzeugerpreise: Das erste Mal seit
drei Quartalen stiegen die Preise für
Chemieprodukte von April bis Juni
wieder. Sie verteuerten sich um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahr waren sie aber immer
noch um 2,6 Prozent günstiger.
Umsatz: Nach einem Minus zum
Jahresanfang konnte der Branchenumsatz im zweiten Quartal wieder zulegen.
Die Erlöse der Chemieunternehmen
stiegen im Vergleich zum Vorquartal um
0,4 Prozent und im Vergleich zum Vorjahr
um 2,3 Prozent. Treiber dieser Entwicklung war das starke Auslandsgeschäft.
Beschäftigung: Die Zahl der
Arbeitsplätze in der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist im zweiten
Quartal 2015 im Vergleich zum Vorquartal konstant geblieben. Die Branche
beschäftigt damit im Moment 447.000
Mitarbeiter. cla
9
Nachhaltigkeit
chemie report
09.2015
Nachhaltiger Verband
VCI will Chemie3-Leitlinien leben
Der VCI hat im Juli den Chemie3Nachhaltigkeits-Check durchgeführt
und sieben Verbesserungsprojekte
beschlossen.
Mit den Chemie3 -Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in
Deutschland wirbt der VCI bei seinen
Mitgliedsunternehmen dafür, sich mit
Nachhaltigkeit als Zukunftsthema auseinanderzusetzen und diese in der
Unternehmensstrategie zu verankern.
Ein wichtiges Instrument dafür ist der
Chemie3 -Nachhaltigkeits-Check, den
VCI, IG BCE und BAVC gemeinsam mit
der Trifolium Beratungsgesellschaft entwickelt haben. Mit dem Check können
die Unternehmen Stärken und Schwächen in Sachen Nachhaltigkeit identifizieren und bei Bedarf Verbesserungsmaßnahmen entwickeln. Doch was heißt
das für den Verband selbst? Wie nachhaltig ist er? Um das herauszufinden, hat
der VCI im Juli den Chemie3 -Nachhaltigkeits-Check durchgeführt.
„Unser Ziel war es, die Bedeutung
von Chemie3 für die VCI-Geschäftsstelle
herauszuarbeiten“, sagt VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. „Der Check
hilft uns, die Erwartungen unserer Mitglieder sowie unserer Gesprächspartner
aus Politik und Gesellschaft an den VCI
aufzugreifen. Und wir wollten auch herausfinden, was die Vorteile des Checks
sind und wie er funktioniert“, so Tillmann weiter. Dazu wurden mit Führungsmannschaft und Mitgliedern der
Mitarbeitervertretung zwei Workshops
durchgeführt, die Thomas Merten,
Geschäftsführer der Trifolium Beratungsgesellschaft, moderierte.
Mitglieder ermutigen, den Check durchzuführen“, fasst Tillmann zusammen.
Hier die sieben beschlossenen Projekte:
A Entwicklung einer Verbandsstrategie
unter besonderer Berücksichtigung
der Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die
chemische Industrie in Deutschland.
A Stärkere Berücksichtigung der
Chemie3 -Leitlinien bei der Positionierung und Gremienarbeit.
A Nachhaltigkeits-Berichterstattung des
Verbandes.
SIEBEN PROJEKTE BESCHLOSSEN
Im ersten Workshop untersuchten
A Themenbezogene Stakeholderdie Teilnehmer in der sogenannten
Dialoge/Kriterien für den Dialog.
„Wesentlichkeitsanalyse“, welche Hand- A Berücksichtigung der Chemie3 -Leitlilungsfelder für den Verband besonders
nien in der Advocacy- und Kommuniwichtig sind. 18 Handlungsfelder wurden
kationsarbeit.
als relevant identifiziert. Im zweiten
A Personalpolitik, Führungs- und
Workshop ging es darum, wie der VerUnternehmenskultur.
band bei diesen Handlungsfeldern aufA Gesundheitsmanagement.
gestellt ist. Insgesamt haben die TeilJörg-Olaf Jansen ([email protected])
nehmer 30 Verbesserungspotenziale
identifiziert und anschließend priorisiert.
Das Ergebnis: Sieben Projekte werden in
den nächsten 12 bis 18 Monaten konzipiert und umgesetzt. „Wir wollen einen
Service:
nachhaltigen VCI, der die Chemie3 -LeitMehr Informationen zu Chemie3 und
linien lebt und damit die bestmöglichen
dem Nachhaltigkeits-Check finden Sie
Voraussetzungen für eine erfolgreiche
im Mitgliederbereich auf
Interessenvertretung seiner Mitglieder
www.chemiehoch3.de
schafft. Und wir wollen damit unsere
Wie relevant ist ein bestimmtes Handlungsfeld für die Stakeholder des VCI und für den Verband
selbst? Dazu konnten die Teilnehmer die Wertung 1 (unwesentlich) bis 4 (sehr wichtig) vergeben.
10
30 Verbesserungspotenziale identifizierten die
Teilnehmer im zweiten Workshop und nahmen
anschließend eine Priorisierung vor.
09.2015
chemie report
Kapitelzeile
AUCH IN SACHEN
NACHHALTIGKEIT GILT:
BLOSS NICHT DURCHDREHEN.
WIR HELFEN IHNEN DABEI.
Jetzt den Chemie3 Nachhaltigkeits-Check machen.
Mehr unter www.chemiehoch3.de
Hans-Martin Lohmann, Geschäftsführer bei der
W. Neudorff GmbH KG:
„Der Check hat uns gezeigt, dass wir ökologisch
gut aufgestellt sind, aber noch mehr für Qualifikation
und die Entwicklung einer mitarbeiterorientierten
Unternehmenskultur tun können.“
Unser Nachhaltigkeits-Check unterstützt Sie auf Ihrem
Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Sichern Sie sich eine
von 50 kostenfreien Beratungen zum Check.
Rufen Sie an unter 069 2556-1527.
Chemie3 – eine Initiative von VCI, IG BCE und BAVC
11
Mittelstandsinformation
chemie report
09.2015
Mittelstandskommunikation im Fokus
Mittelständler in Deutschland konzentrieren sich bei ihrer
Unternehmenskommunikation vorrangig auf Kunden, Mitarbeiter und marktorientierte Ziele. Dazu gehören Themen wie
Kundengewinnung, Produktentwicklung oder die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Gesellschaftsorientierte Kommunikation ist weniger relevant. Zu diesem Ergebnis kommt
eine Studie der Universität Leipzig, für die die Kommunikationsverantwortlichen von 310 mittelständischen Betrieben
mit maximal 499 Mitarbeitern und einem Umsatz von bis zu
50 Millionen Euro befragt wurden.
Laut der Studie betrachten 77 Prozent der Studienteilnehmer Kommunikation und öffentliche Meinung als unverzichtbar für den Unternehmenserfolg. Dabei gaben aber nur
63 Prozent an, dass aktive Kommunikationsarbeit innerhalb
ihres Unternehmens einen hohen Stellenwert besitzt. 40 Prozent der befragten Unternehmen verfügen gleichzeitig weder
über eine Kommunikationsabteilung noch über ein festes
Budget für dieses Themengebiet.
Die kommunikative Zuständigkeit liegt laut der Studie
überwiegend (52,6 Prozent) bei der Geschäftsführung. Vor
allem in kleineren Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern
ist Kommunikation „Chefsache“ (63,3 Prozent).
Professionalisierungsbedarf für mittelständische Betriebe
sieht die Universität Leipzig vor allem bei der strategischen
Planung und bei formal organisierter Kommunikationsarbeit.
Besonders genannt werden die Bereiche Arbeitgeberkommunikation, Digitalisierung und internationale Kommunikation. c
RAHMENBEDINGUNGEN FÜR KOMMUNIKATION
Wichtigste Herausforderungen für die Unternehmensführung,
Angaben in Prozent
Gewinnung und Bindung
von Kunden
82,3
Entwicklung neuer Produkte
oder Dienstleistungen
63,5
Motivation und Führung
von Mitarbeitern
61,6
Erschließung neuer
Geschäftsfelder
56,5
Gewinnung von Fachkräften
47,1
Umgang mit Veränderungen
im Unternehmen
41,6
Internationalisierung
31,3
Akzeptanz und Wertschätzung
des unternehmerischen Handelns
30,6
Umgang mit neuen Wettbewerbern
30,0
Digitalisierung von Wirtschaft
und Gesellschaft
29,7
Unternehmensfinanzierung
25,8
Quelle: Universität Leipzig,
Studie Mittelstandskommunikation 2015
DIE VCI-EINKAUFSKOOPERATIONEN IM ÜBERBLICK
Die Chemie Wirtschaftsförderungs-GmbH bietet 18 Einkaufskooperationen an. Mitglieder des VCI und seiner Fachverbände
können in diesen Bereichen durch die Bündelung von Nachfragemengen Tarifvorteile von teilweise mehr als 20 Prozent gegenüber
Warenkreditversicherung
Absicherung politisches Risiko
Top-Up Police
Luft- und Seefracht
Speditionsdienstleistungen
12
den üblichen Einkaufspreisen erzielen. Bei Interesse können Sie
sich direkt an Sabine Knirsch wenden. Sie erreichen sie über
Telefon 069/2556-1653 oder per E-Mail an [email protected]. Alle
Informationen auch online unter www.einkauf.vci.de
Betriebs- / Lager- / Büroausstattung
Arbeitsschutz / Sicherheitsbedarf
Berufsbekleidung
Umweltschutz und -technik
Bürobedarf
Paket- und Expressdienste
Versicherungs-Komfort-Police für
betriebliche Versicherungen
Einkaufsoptimierung
Kfz-Beschaffung: für Mitgliedsfirmen, Mitarbeiter und Angehörige
Mitarbeitervorteile:
für Mitgliedsfirmen und Mitarbeiter
Energie: Strom / Gas
Kfz-Benchmarking
Media / Anzeigenschaltung
09.2015
chemie report
Mittelstandsinformation
Bundeswirtschaftsministerium startet
Aktionsprogramm „Zukunft Mittelstand“
KURZNACHRICHTEN
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat im Juli 2015 ein
Aktionsprogramm seines Ministeriums mit dem Titel „Zukunft
Mittelstand“ vorgestellt. In insgesamt zehn Handlungsfeldern
will das Ministerium aktiv werden oder Projekte gemeinsam
mit Partnern aus Politik und Wirtschaft initiieren, um den Mittelstand in Deutschland zu stärken.
Der Minister betont die überaus große Bedeutung des
deutschen Mittelstands: Deutschlands wirtschaftliche Stärke
sei die Stärke der mittelständischen Unternehmen, die knapp
60 Prozent der Arbeitsplätze hierzulande stellen und mehr als
80 Prozent aller Auszubildenden aufnehmen. Sie seien
außerdem innovativ und weltmarktorientiert. Damit der Mittelstand auch angesichts großer, vor ihm liegender Herausforderungen zukunfts- und wettbewerbsfähig bleibe, habe das
Ministerium das Aktionsprogramm mit verschiedenen Maßnahmen aufgelegt.
Neue Website zur REACH-Zulassung
DIE ZEHN HANDLUNGSFELDER
Die CLP-Verordnung regelt neben der Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung gefährlicher
Stoffe und Gemische auch die Pflichten für Mitteilungen an Giftinformationszentren. Eine neue VCIWebseite auf der mitgliederexklusiven ServicePlattform REACH und CLP informiert nun über
Meldeverpflichtungen, Übergangsregelungen und
den Sachstand zu einer europäischen Regelung.
A Unternehmergeist
fördern
A Gründungs- und Wachstumsfinanzierung verstärken sowie
die Unternehmensfinanzierung sichern
A Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs unterstützen
A Bessere Rechtssetzung und Bürokratieabbau vorantreiben
A Digitalisierung nutzen und gestalten
A Innovationskraft stärken
A Chancen der Globalisierung nutzen
A Europäische Mittelstandspolitik mitgestalten
A Mittelstand in strukturschwachen Regionen stärken
A Neue Geschäftsfelder im Rahmen der Energiewende
entwickeln
Gemeinsam mit den Spitzenorganisationen der deutschen Wirtschaft BDI, DIHK und ZDH hat das Ministerium am
23. Juli 2015 in einer gemeinsamen Erklärung zunächst einen
Maßnahmenkatalog für die Themen Stärkung des Unternehmergeistes, Digitalisierung im Mittelstand, Finanzierung,
Fachkräftesicherung und Bürokratieabbau vorgestellt. Dieser
wird in den kommenden Monaten in vier Regionalkonferenzen
im Dialog mit Wirtschaftsvertretern diskutiert. Die Ergebnisse
des Dialogs werden auf einem Mittelstandsgipfel im Bundeswirtschaftsministerium im Frühjahr 2016 vorgestellt und
bewertet. Martin Stuhl ([email protected])
Eine neue Website der ECHA gibt Unternehmen in acht Schritten Empfehlungen für die Beantragung einer Zulassung unter REACH. Unter dem
Titel „How to apply for authorisation“ erhalten
Betroffene einen Überblick über die wichtigsten
Punkte, zum Beispiel wie der Antrag in REACH-IT
einzureichen ist und wie sich Unternehmen in den
Entscheidungsfindungsprozess einbringen können.
Service: Die neue ECHA-Website finden Sie hier:
http://echa.europa.eu/applying-for-authorisation/
Informationen zu Meldungen an
Giftinformationszentren
Service: Link zur Webseite auf der VCI-ServicePlattform REACH und CLP (Login erforderlich):
http://bit.ly/News_Giftinformationszentren
VCI-Infoblatt zur CSR/ES Roadmap
Die CSR/ES Roadmap ist ein Aktionsplan zur
Verbesserung der Qualität von Stoffsicherheitsberichten und Expositionsszenarien unter REACH.
Eine neue Webseite auf der VCI-Service-Plattform
REACH und CLP und ein neues Infoblatt informieren über Ziele, Umsetzung und Ergebnisse.
Service: Das Infoblatt im PDF-Format downloaden:
http://bit.ly/VCI-Infoblatt_CSRESRoadmap
VCI-Infoblatt zur Stoff-Beschränkung
Durch Beschränkungen unter REACH können
die Herstellung, die Vermarktung und die Verwendung eines Stoffes eingeschränkt oder auch vollständig verboten werden. Das neue Infoblatt erläutert den Ablauf des Beschränkungsverfahrens und
gibt Hinweise zur Beteiligung von Unternehmen.
Bürokr
Bür
ok ati
okr
a eabbau ist Teil des neuen
at
Aktion
Ak
Akt
ionspr
ion
sprogr
ogramm
ogr
amm
ms Mitt
Mitt
ittels
e tand.
el
els
Service: Das Infoblatt im PDF-Format downloaden:
http://bit.ly/VCI-Infoblatt_Beschraenkung_REACH
13
Dialog
chemie report
09.2015
Neues von der Initiative „Chemie im Dialog“ (CID)
Social Media Newsroom zur Chemie gestartet
Die Kampagne „Ihre Chemie. Freuen
Sie sich auf die Zukunft.“ hat seit
Kurzem einen Social Media Newsroom. Damit wird das Informationsangebot über Printanzeigen und die
bestehenden Online-Aktivitäten hinaus erweitert.
Auf der Internetpräsenz www.ihrechemie.de präsentiert Deutschlands
drittgrößte Branche seit Kurzem ein
umfangreiches Informationsangebot aus
der Welt der Chemie, das sich aus dem
Inhalt der Social-Media-Kanäle der CIDMitgliedsunternehmen sowie der MaxPlanck- und der Fraunhofer Gesellschaft
speist. Damit fasst erstmals ein Social
Media Newsroom die Themen einer
ganzen Branche zusammen und zeigt
die hohe Relevanz von Produkten und
Leistungen der chemischen Industrie
für unseren Alltag: Von Freizeit und
Gesundheit über Mobilität und Multimedia bis hin zu Umwelt- und Energiefragen können sich Nutzer auf einen
Blick eine große Themenvielfalt
erschließen. Die Informationen sind
topaktuell und werden im Newsroom
thematisch und nach Beitragsart sortiert
angeboten. Über Links können die
Nutzer die vollständigen Originalbeiträge erreichen.
„Mit dem neuen Social Media Newsroom machen wir unser Informationsangebot noch zugänglicher und attraktiver
für den Nutzer. Um dieses breite Themenspektrum zu gewährleisten, durchforstet ein Suchroboter die Seiten der
Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie Facebook, YouTube und
Twitter. Anschließend stellt er die Informationen chronologisch im Newsroom
bereit“, erklärt Stefan Hilger, Geschäftsführer der Initiative Chemie im Dialog.
macht. Alle Kampagnenmotive sind als
Printanzeigen in publikumsnahen Titeln
wie „Stern“, „Spiegel“ oder „Zeit“ und
auf verschiedenen Internet-Portalen präsent. Das aktuelle Motiv heißt „Die
Chemie sorgt dafür, dass Deutschland
vorankommt.“ Online verlinken die
Motive in Form von großflächigen Werbebannern auf die Website www.ihrechemie.de. Hier laden Quiz- und Umfragekacheln sowie Bewegtbildbühnen die
Nutzer zum Klicken und Entdecken ein.
Seit diesem Jahr ist die Online-Werbung
zusätzlich auch auf YouTube zu sehen.
Die CID ist ein Zusammenschluss
von 18 Firmen und fünf Verbänden, darunter der VCI, um gemeinschaftlich für
die chemische Industrie zu werben.
Yvonne Weil ([email protected])
LEISTUNGEN DER BRANCHE ZEIGEN
Die Kampagne „Ihre Chemie.
Freuen Sie sich auf die Zukunft.“ zeigt
bereits in ihrem fünften Jahr, wie Chemie
unseren Alltag begleitet – und durch
ihre vielfältigen Leistungen das Leben
sicherer, komfortabler und gesünder
Service:
Der Social Media Newsroom von
„Ihre Chemie“ ist online zu finden:
www.ihre-chemie.de/newsroom.html
So sie
ie
eht
h der neue Soc
S ial Media
Newsro
New
sroo
om von „Ihre Chemie“ aus.
14
09.2015
chemie report
Industriepolitik
chemie report-Interview
„Viele fragen noch, ob sie Industrie 4.0 brauchen“
„Bei Industrie 4.0 werden
Produktionsprozesse durch
Internet-Technologie einfacher
und reaktionsfähiger.“
Professor Dr. Carlo Simon, Vizepräsident für
Forschung und Lehre sowie Dekan des Fachbereichs Wirtschaftsinformatik, Provadis School
of International Management and Technology.
Welche neuen Geschäftsmodelle ergeben sich für
Unternehmen durch Industrie 4.0? Damit beschäftigt
sich die Provadis Hochschule im Frankfurter Industriepark Höchst. Ein
Gespräch mit Vizepräsident und Wirtschaftsinformatiker Carlo Simon.
chemie report: Das Schlagwort Industrie 4.0 ist in
aller Munde. Was ist das?
Prof. Simon: Es gibt viele
Definitionen. Sie haben
gemeinsam, dass man mit
Industrie 4.0 versucht, die
industrielle Fertigung von der
Produktion bis zur Auslieferung durch Internet-Technologien einfacher und reaktionsfähiger zu machen.
Der Automatisierungsgrad in
der Industrie ist aber schon
sehr hoch. Was ist das Neue?
Maschinen und Fabriken
interagieren heute nur wenig
miteinander. Dadurch reagieren sie nicht auf Verzögerungen oder gesteigerte Anforderungen. Läger zwischen den
Produktionsschritten sind
dann nicht sinnvoll integriert.
Mit Industrie 4.0 kann die Flexibilität der Produktion weiter
gesteigert werden. Das ermöglicht auch eine stärkere Indivi-
dualisierung von Produkten.
Die ist heute schon in der
Automobilindustrie sehr verbreitet. In der Pharmabranche
zeichnet sich der Trend zur
individualisierten Medizin ab,
mit hohem Nutzen für die einzelnen Patienten. Die Massenproduktion in Chemie und
Pharma ist dafür aber noch
nicht ausgelegt.
Wie kann ein Unternehmer
die Produktion auf Industrie
4.0 vorbereiten? Reichen
Internet-Schnittstellen?
Nicht nur. Ich muss wissen,
wie die Produktionskette aussieht und wo ich Puffer reduzieren kann. Dann muss ich
wissen, welche Verknüpfungen ich in meiner Produktionsstraße schaffen müsste,
damit die Maschinen ihre PufWie kann sich die chemisch- fer wechselseitig kennen und
pharmazeutische Industrie
ihre Produktion entsprechend
auf Industrie 4.0 einstellen? hoch- oder runterfahren. Vor
Sie muss selbstkritisch nach
der praktischen Umsetzung
Engpässen fragen und danach, steht außerdem die Frage: Wie
wie diese durch adaptive
können Maschinen so verProduktionsflüsse ausgegliknüpft werden, dass man sie
chen oder vermieden werden
nicht von außen hacken kann.
können. Die zweite Frage zielt
auf die Geschäftsmodelle: Wie In den USA haben Hacker
können kleine Chargen durch vor Kurzem bei einem Auto
eine höhere Produktdifferenvia Internet den Motor
zierung das eigene Angebot
lahmgelegt. Können die Cheerweitern und gleichzeitig die
miebetriebe ihre hohen
Produktion stärker auslasten? Sicherheitsstandards in
einer Industrie 4.0 halten?
Nennen Sie bitte ein Beispiel. Meiner Einschätzung nach ja.
Man findet heute in Baumärk- Wir müssen aber sehr vorsichten 3-D-Drucker für unter
tig sein, dass wir Kunden1.000 Euro. Wenn ich Herstel- wünsche nicht über die
ler von Kunststoffen wäre,
Sicherheit stellen. Im genanndann würde ich den dort entten Beispiel wurde der dritte
stehenden Massenmarkt
Schritt nicht gründlich
bedienen, etwa mit Kunststof- gemacht. Allerdings gab es
fen, die glitzern oder leuchten. auch früher schon Fälle, wo
Hier wird die Geschwindigkeit sich Hacker in Industrieanlaentscheiden, wer diesen neuen gen reingehackt haben. Das
Markt zuerst besetzen kann.
Auto-Hacking bietet nun die
Chance für die produzierende
Industrie, solche Risiken zu
vermeiden. Es ist jetzt ein
neues Bewusstsein dafür da,
dass ich sichere Schnittstellen
brauche.
Man muss Sicherheit nur
konsequent mitdenken, und
dann kann Industrie 4.0
sicher werden?
Ja. Viele hören schon beim
zweiten der drei Planungsschritte auf und nehmen die
Sicherheit nicht ernst genug.
Ist die Entwicklung zu Industrie 4.0 unausweichlich?
Es gibt viele Akteure und
Unternehmen weltweit, die die
Entwicklung vorantreiben. Es
gibt auch viele Regionen, in
denen Fragen der Effizienz
über die der Sicherheit gestellt
werden. In Deutschland
haben wir den Anspruch, Effizienz mit Sicherheit zu verbinden. Und wir haben die
Chance, gute Pilotprojekte
frühzeitig umzusetzen. Daraus könnten weltweite Exportschlager werden.
Letzte Frage. Bitte vervollständigen Sie diesen Satz:
Im Jahr 2030 ist Industrie
4.0 in Deutschland …?
... Normalität!
Das Gespräch führte Oliver Claas.
15
Biotechnologie
chemie report
09.2015
Aktueller Report von BCG und vfa bio
Medizinische Biotechnologie boomt
Der aktuelle Report zur Lage der
medizinischen Biotechnologie in
Deutschland liegt vor. Die jährliche
Studie wurde von The Boston Consulting Group (BCG) für vfa bio erstellt
und umfasst alle Aktivitäten der
medizinischen Biotechnologie, von
Start-ups bis zu Großunternehmen.
Die medizinische Biotechnologie in
Deutschland ist weiter auf Wachstumskurs. Insgesamt arbeiten rund 390
Unternehmen in dieser Branche, vom
Start-up bis zum Großkonzern. 2014
betrug der Umsatz mit Biopharmazeutika 7,5 Milliarden Euro – ein reales
Wachstum von sieben Prozent gegenüber 2013. Ihr Anteil am Gesamtpharmamarkt liegt mittlerweile bei 22 Prozent.
Kontinuierlich arbeiten die Unternehmen in verschiedensten Anwendungsgebieten an neuen Medikamenten. Dabei stechen die Bereiche
Immunologie, Onkologie und Stoffwechsel besonders heraus. In der Immunologie machen Biopharmazeutika
73 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Bei
der Behandlung von Krebs oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes liegt
der Anteil jeweils bei knapp 40 Prozent.
Die wachsende Bedeutung von Biopharmazeutika spiegelt sich laut der vfa
bio/BCG-Studie auch in der hohen Zahl
der Neuzulassungen wider. Allein 2014
wurden in Deutschland 14 Biopharma-
14 Biopharmazeutika wurden verr
gangenes Jahr in Deutsch
chland
zugelassen. Damit können
en hier
nun 179 Arzneimitt
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37 Wirkk
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hil
dertter
Org
rgani
anisme
men hergestellt werd
den.
16
zeutika zugelassen. Sie stellten damit
30 Prozent aller Neuzulassungen – ein
Anteil, der wie auch im Jahr zuvor weit
über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag. Derzeit sind in
Deutschland 179 Arzneimittel mit 137
Wirkstoffen zugelassen, die mithilfe
gentechnisch veränderter Organismen
hergestellt werden. Bei der Wirkstoffproduktion von Biopharmazeutika
belegt Deutschland einen Spitzenplatz:
Nur in den USA wurden 2014 mehr biopharmazeutische Wirkstoffe hergestellt.
NEUE MEDIKAMENTE IN DER PIPELINE
Diese gute Ausgangslage nutzen
die Unternehmen. Kontinuierlich investieren sie in die Grundlagenforschung.
Biopharmazeutika haben bereits in
vielen Anwendungsgebieten die Therapie revolutioniert und sind heute nicht
mehr wegzudenken. Darüber hinaus
befinden sich viele Biopharmazeutika in
der Pipeline und könnten Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten bringen,
für die es nach wie vor einen hohen
medizinischen Bedarf gibt. So hat sich
die Pipeline mit Biopharmazeutika im klinischen Entwicklungsstadium in den vergangenen zehn Jahren auf 604 mehr als
verdoppelt.
Die Unternehmen arbeiten unter
anderem an Orphan Drugs, also Medikamenten für seltene Erkrankungen, von
denen in der EU nicht mehr als fünf Pati-
enten unter 10.000 Personen betroffen
sind. Diese wurden lange Zeit von der
Forschung vernachlässigt, geraten aber
zunehmend in den Fokus: Inzwischen
handelt es sich bei einem Fünftel der
jährlich neu zugelassenen Medikamente
um Orphan Drugs.
DEN RICHTIGEN RAHMEN SETZEN
Diese Innovationskraft gilt es zu
sichern und weiter zu stärken. Die Politik
hat die Bedeutung der medizinischen
Biotechnologie erkannt und unterstützt
die Branche schon heute mit einer Reihe
von Förderinstrumenten.
In seinem Bericht fordert vfa bio
aber weiter verbesserte Rahmenbedingungen, sodass hierzulande die Unternehmen mehr Planungssicherheit und
ein international wettbewerbsfähiges
Umfeld für ihre hohen Investitionen in
Forschung und Entwicklung vorfinden.
Dafür sollten unter anderem eine steuerliche Forschungsförderung eingeführt
und die steuerlichen Regeln für KMU
und Wagniskapitalfirmen verbessert
werden. Dr. Sabine Sydow ([email protected])
und Dr. Marie-Luise Roth ([email protected])
Service:
Den Report „Medizinische Biotechnologie in Deutschland“ von BCG und
vfa bio finden Sie hier zum Download:
http://bit.ly/Med-Biotech-2015
09.2015
chemie report
Nanomaterialien
Arbeitsschutz: Neue OECD-Hilfen zu Arbeitsschutz bei Nanomaterialien
Aufspüren kleinster Teilchen muss über Stufen gehen
Die OECD hat kürzlich eine wegweisende Publikation zum Arbeitsschutz
beim Umgang mit Nanomaterialien
veröffentlicht. Diese stützt sich auf
ein Stufenmodell, das Behörden,
Wissenschaft und Chemieindustrie
gemeinsam entwickelt haben.
„Ein mehrstufiger Ansatz zur Expositionsermittlung und -bewertung nanoskaliger Aerosole, die aus synthetischen
Nanomaterialien in die Luft am Arbeitsplatz freigesetzt werden.“ Hinter diesem
sperrigen Titel verbirgt sich ein Strategiepapier, das die chemische Industrie
gemeinsam mit mehreren führenden
deutschen Institutionen erarbeitet hat.
Initiiert hatte das Projekt der VCI. Das
Ziel: Praktikern in Industrie und Behörden soll beim Arbeiten mit Nanomaterialien ein Werkzeug an die Hand
gegeben werden, um eine mögliche
Exposition durch luftgetragene Nanopartikel am Arbeitsplatz messen, das
Risiko bewerten und daraus Maßnahmen für ein Höchstmaß an Sicherheit
am Arbeitsplatz ableiten zu können.
Auf Grundlage dieses Strategiepapiers hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) jetzt ein wegweisendes Papier
als Hilfe zur Umsetzung des Arbeitsschutzes beim Umgang mit Nanomaterialien publiziert. Und damit eine international auf hohem Niveau harmonisierte Grundlage für eine weltweit
sichere Handhabung von Nanomaterialien gelegt.
intensiv eingebunden. Um die Mini-Teilchen verantwortungsvoll zu handhaben,
ist eine effiziente, zuverlässige und zugleich auch pragmatische Beurteilung
der Exposition ein entscheidendes Element. Hierfür haben die ArbeitsschutzExperten aus Industrie, Wissenschaft
und Behörden mit ihrem MehrstufenModell ein Instrument geschaffen, das
sich sowohl für kleine und mittlere Unternehmen als auch für weltweit tätige
Großunternehmen eignet: Sie können
mithilfe dieses Modells adäquate Maßnahmen für den Arbeitsschutz ableiten.
Aus Sicht des VCI könnte dieses
international abgestimmte Vorgehen
zum sicheren Umgang mit Nanomateria-
Kontakt:
Dr. Stefan Engel
E-Mail: [email protected];
Dr. Martin Reuter
E-Mail: [email protected]
STUFENMODELL ZUR EXPOSITIONSERMITTLUNG UND BEWERTUNG
Stufe 1 – Informationsermittlung
Fall A und B
Ja
Kann die Freisetzung von nanoskaligen
Aerosolen aus ENM in der Arbeitsplatzumgebung bei Produktion, Handhabung
und Verarbeitung nach bestem Wissen
und Gewissen ausgeschlossen werden?
?
Nein
Stufe 2 – Orientierende Expositionsermittlung und -bewertung
(z. B. CPC)
Fall C, D und E
Standardisierte
Gefährdungsbeurteilung
durchführen
Ja
Gibt es einen verbindlichen
Arbeitsplatzgrenzwert?
?
Nein
Nein
?
Nein
?
Ist der Beobachtungswert
überschritten?
Ja
Ja
Wurde eine signifikante Erhöhung
gegenüber der Aerosolhintergrundkonzentration festgestellt?
Stufe 3 – Eingehende Expositionsermittlung und -bewertung
(z. B. SMPS, CPC, Filterproben und nachgeschaltete Analytik)
Fall F und G
Nein¹
?
ENGAGEMENT DER CHEMIE
National und international hat sich
die deutsche Chemie im Rahmen von
Responsible Care stets für eine sichere
Entwicklung der Nanotechnologie eingesetzt. Passende organisatorische
Maßnahmen sowie hohe Arbeitsschutzstandards sind für die Branche daher
selbstverständlich. Hierfür hatte der VCI
beispielsweise bereits 2007 mit dem
Bundesinstitut für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin den „Leitfaden zum verantwortungsvollen Umgang mit Nanomaterialien am Arbeitsplatz“ formuliert.
Auch Stakeholder waren im Vorfeld
lien künftig auch als Vorbild für den
Umgang mit anderen modernen Technologien dienen. Denn mit dem deutschen Strategiepapier und der OECDPublikation ist es gelungen, Konsens
zwischen den weltweit bedeutenden
Akteuren zu schaffen. Unabdingbare
Voraussetzung dafür ist eine offene
Kommunikation und Transparenz
gepaart mit hoher Kompetenz. mvz
Ja
Ist ein Nachweis über die chemische
Identität der ENM vorhanden?
Ergreifung zusätzlicher Expositionsminderungsmaßnahmen im Rahmen des Risikomanagements
Sind die Maßnahmen des Risikomanagements wirkungsvoll?
Nein
?
Ja
Dokumentieren
und Archivieren
Wiederholung der Prüfung alle 2 Jahre
oder bei Eintritt von Änderungen
¹ ENM aus untersuchten Tätigkeiten sind nicht vorhanden, die chemische Identität der
ENM ist bekannt, ihr Ursprung liegt anderswo.
Quellen: VCI (http://bit.ly/vci-arbeitsschutz-nanomaterialien),
OECD (http://bit.ly/oecd-ohs-nanomaterials)
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Recht / Fonds der Chemischen Industrie
chemie report
09.2015
3. Infotag von VCI, vfa, BPI und Taylor Wessing
Patentrecht praxisnah
Arbeitnehmererfinderrecht, Schutzzertifikate und EU-Einheitspatent.
Um diese Themen ging es beim dritten Infotag „Patentrecht“ von VCI,
vfa, BPI und der Rechtsanwaltskanzlei Taylor Wessing in Frankfurt.
Die knapp 50 Teilnehmer aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie hatten Gelegenheit, sich über aktuelle
Aspekte aus dem Patentrecht praxisnah
zu informieren. Zum Auftakt der Veranstaltung referierte Matthias Zigann, Vorsitzender Richter am Landgericht München I, über den Stand der Umsetzung
des Europäischen Einheitspatents und
des Europäischen Patentgerichtshofs.
Thematisch hieran anschließend,
beleuchtete Gisbert Hohagen, Taylor
Wessing, Strategien für Patentverletzungsverfahren unter dem Europäischen
Patentgerichtsabkommen. Den Themenblock zum europäischen Patentsystem
rundete Frank Gerhards, Bayer Intellectual Property GmbH, mit Überlegungen
zu sogenannten ergänzenden Schutz-
zertifikaten SPC im Pharma- und Pflanzenschutzbereich ab. Gerhards bezeichnete die Möglichkeit eines europäischen
Einheits-SPC auf der Grundlage der neu
geschaffenen Einheitspatente als unschlagbaren Vorteil gegenüber den bisher in Europa verfügbaren Patenten.
Es fehle jedoch noch die rechtliche Einführung des Einheits-SPC. „Hierfür ist
es noch nicht zu spät“, appellierte
Gerhards auch in Richtung der EUKommission.
NEUES VOM ARBEITNEHMERERFINDERRECHT
Die Rechtsprechung zum Arbeitnehmererfinderrecht stand auch auf der
Tagesordnung des Infotages. Hierzu
präsentierte Rechtsanwältin Sara Burghart von Taylor Wessing ein detailliertes
Update. Mit besonderem Interesse folgten die Vertreter der Pharmaindustrie
den Ausführungen von Xenia Boergen,
Simmons & Simmons LLP, zum Thema
„Krankenkassen, Apotheker und Ärzte
als Patentverletzer“.
Abschließend informierte Rechtsanwalt Marcel Kouskoutis vom VCI über
das Gesetzgebungsverfahren zum EURichtlinienvorschlag zum Schutz von
Geschäftsgeheimnissen. Das Ergebnis
der Beratungen des Rechtsausschusses
im Europäischen Parlament bezeichnete
Kouskoutis dabei aus Industriesicht als
„durchaus zufriedenstellend“. mvz
Im Mittelpunkt des 3. Infotags stand die
europäische Entwicklung beim Patentrecht.
Thomas Wessel ist neuer FCI-Vorsitzender
Thomas Wessel, Mitglied des Vorstands
der Evonik Industries AG, ist neuer Vorsitzender des Fonds der Chemischen
Industrie (FCI) und des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung im
VCI. Wessel übernimmt die Ämter von
Dr. Andreas Kreimeyer, BASF SE, der vor
Kurzem in den Ruhestand getreten ist.
Bei der Übernahme der Ehrenämter
sagte Wessel: „Als innovationsstarkes
Land mit einer soliden industriellen
Basis brauchen wir junge Menschen mit
ausgezeichneten naturwissenschaftlichen Kenntnissen und großer Begeisterung für Technik. Deshalb ist es wichtig,
diese Begeisterung schon früh zu
wecken. Themen rund um die Naturwissenschaften gehören bereits frühzeitig
und durchgängig in die Schulen. Wichtig
ist der chemischen Industrie auch, die
Qualität des Abiturs als belastbaren
Nachweis der Studierfähigkeit zu sichern
und die Qualität der Hochschulausbildung sowie der Abschlüsse Bachelor
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und Master weiter zu stärken. Denn gut
ausgebildete Menschen sind unsere
wichtigste Ressource für eine erfolgreiche Zukunft.“
Thomas Wessel, Jahrgang 1963,
absolvierte zunächst eine Ausbildung
zum Industriekaufmann bei der Bergbau
Lippe AG, Herne. Später folgte ein
Der neue FCI-Vorsitzende: Thomas Wessel.
Abschluss zum Personalkaufmann und
zum Personalbetriebswirt. Das Thema
Aus- und Weiterbildung begleitet
Wessel in seiner gesamten beruflichen
Laufbahn, die in der Personalabteilung
der Bergbau AG Lippe in Herne begann
und sich unter dem Mantel der RAG
stetig weiterentwickelte. Den Vorsitz der
Geschäftsführung der RAG Bildung
GmbH, Essen, übernahm Wessel 2006.
Im Jahr 2009 wurde er Mitglied der
Geschäftsführung und Arbeitsdirektor
Evonik Degussa GmbH, Essen.
Seit 1. September 2011 ist Wessel
Personalvorstand der Evonik Industries
AG, Essen. Neben seinem Vorstandsmandat bei Evonik bekleidet Wessel
zahlreiche Mandate in regionalen und
überregionalen Gremien wie zum Beispiel als Vorsitzender des Hochschulrates der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. mvz
09.2015
chemie report
Recht
Rechtsgutachten hält das deutsche Ordnungswidrigkeitengesetz für ausreichend
Unternehmensstrafrecht: Politischer Druck steigt
Braucht Deutschland ein spezielles
Unternehmensstrafrecht? Diese Frage
hat der VCI in einem Rechtsgutachten
untersuchen lassen. Das Ergebnis:
Deutsche Gesetze reichen aus, um
Fehlverhalten von Unternehmen zu
ahnden.
Nach wie vor prüft die Politik, wie man
Unternehmen, die sich nicht rechtskonform verhalten, strafrechtlich belangen
kann. Als Diskussionsgrundlage dient
dabei der aus dem SPD-geführten Justizministerium Nordrhein-Westfalens
(NRW) stammende Entwurf zur Einführung der strafrechtlichen Verantwortung
von Unternehmen und Verbänden.
Der Hintergrund: Nach geltendem
Recht haften Betriebe nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz, wenn der Entscheider eines Unternehmens oder Verbandes eine Ordnungswidrigkeit oder
Straftat begangen hat. Denn das deutsche Strafrecht kann nur auf Personen
angewandt werden. Aus diesem Grund
können Gerichte nur gegen Individuen
Geld- oder Freiheitsstrafen verhängen,
nicht aber gegen Unternehmen selbst.
Allerdings müssen Letztere bei einer
Verurteilung eine Geldbuße bezahlen –
maximal 10 Millionen Euro. Zusätzlich
kann der durch die Tat erlangte Vorteil
abgeschöpft werden.
In seinem jetzt fertig gestellten Gutachten spricht sich Wolfgang Mitsch,
Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht der
Universität Potsdam, mit folgender
Begründung gegen ein eigenes Unter-
nehmensstrafrecht aus: Eine Straftat
setze Handlungs- und Schuldfähigkeit
voraus. Unternehmen seien jedoch
weder handlungs- noch schuldfähig. Der
Entwurf aus NRW sieht jedoch vor, dass
ein Fehlverhalten eines Entscheidungsträgers dem Unternehmen zugerechnet
werden kann – und zwar gegebenenfalls
auch dann, wenn es keinerlei innerbetriebliche Organisationsmängel gebe.
Dies sei jedoch keine ausreichende
Basis, um dem Unternehmen die Verantwortung zuzuweisen, argumentiert
Mitsch.
Der renommierte Strafrechtler
betont: Zwar steige der politische Druck,
wie die meisten europäischen Nachbarn
ein Unternehmensstrafrecht einzuführen. Doch völker- und europarechtlich seien lediglich angemessene Regelungen zur Verantwortlichkeit juristischer
Personen geschuldet. Diese Vorgabe
kann nach Meinung des Potsdamer Professors mit einer Geldbuße nach dem
Ordnungswidrigkeitengesetz erfüllt
werden, der das ethische Unwerturteil
einer strafrechtlichen Sanktion fehle.
nicht umfasst. Aus Sicht des Potsdamer
Strafrechtlers verstoße dies gegen den
Gleichheitsgrundsatz aus Artikel 3 des
Grundgesetzes und sei somit eine unzulässige Diskriminierung.
VORBILD SCHWEIZ
Sollte sich die Regierungskoalition
für ein Unternehmensstrafrecht entscheiden, empfiehlt Mitsch, dem
Schweizer Modell zu folgen. Artikel 102
Absatz 1 des Schweizerischen Strafgesetzbuches umfasst alle Unternehmen,
auch Einzelunternehmer. Darüber hinaus
erfolgt eine Verhaltenszurechnung zum
Unternehmen nur, wenn der Individualtäter nicht greifbar ist (Subsidiarität) und
die Tat auf mangelhafter Organisation
beruht. Mitsch schreibt in seinem Gutachten: Dies würde den im nordrheinwestfälischen Entwurf erklärten Zielen,
nämlich der Schließung (vermeintlicher)
Strafbarkeitslücken und der Bestrafung
angeblicher „organisierter Unverantwortlichkeit“, gerechter. Das Unternehmen müsste entsprechend dann
haften, wenn der individuelle Schuldige
nicht gefunden werden könne und dem
VERSTOSS GEGEN GLEICHHEITSGRUNDSATZ Unternehmen der Verstoß gerade aufgrund mangelhafter Organisation des
Das erklärte politische Ziel sei die
Bestrafung von Unternehmen, so Mitsch. Unternehmens angelastet werden
könnte.
Der Begriff Unternehmen findet sich
Der VCI wird das Gutachten nun im
dennoch überraschend selten im EntDetail analysieren und daraus eigene
wurf. Vielmehr bezieht sich der Anwendungsbereich auf „juristische Personen, Schlüsse für eine Position ziehen.
nicht rechtsfähige Vereine und rechtsfä- Dominik Jaensch ([email protected]), mvz
hige Personengesellschaften“. Demnach
sind Einzelunternehmer vom Entwurf
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Transportsicherheit
chemie report
09.2015
Alle zwei Jahre werden die internationalen
Vorschriften zu Gefahrguttransporten auf
der Straße, Schiene, Binnenwasser- und
Seewegen sowie im Luftverkehr aktualisiert.
Somit wird unter anderem
r
dem Stand der
Technik Rechnung getragen.
GGVSEB-Durchführungsrichtlinien im Verkehrsblatt veröffentlicht
Gefahrgutvorschriften 2015: Einfacher im
Betriebsalltag auslegen und anwenden
Die neuen internationalen Vorschriften
2015 zur Beförderung von Gefahrgut auf
Straßen (ADR), Schienen (RID) und Binnenwasserwegen (ADN) sind nun auch
formal in Deutschland gültig. Hierzu
hatte das Bundesverkehrsministerium
Anfang April die 7. Verordnung zur
Änderung gefahrgutrechtlicher Verordnungen verabschiedet. Sie passt damit
die Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschiff (GGVSEB) an die
internationalen Vorgaben an. Um ihre
einheitliche Auslegung und Anwendung
zu gewährleisten, haben Bund und
Länder unter der Abkürzung RSEB die
GGVSEB-Durchführungsrichtlinien Gefahrgut (http://bit.ly/vci-transportsicherheit)
im Verkehrsblatt vom 1. Juni 2015 bekannt
gemacht. Damit wurden gleichzeitig die
alten RSEB vom Mai 2013 aufgehoben.
Die Länder werden im nächsten
Schritt die RSEB in allgemeine Verwaltungsvorschriften umsetzen und im
Bedarfsfall ergänzen. Die Durchführungsrichtlinien wenden sich vor allem
an die Stellen, die mit dem Vollzug
befasst sind. Diese verwaltungsinternen
Regelungen sind aber auch für Unternehmen geeignet, die Gefahrgut transportieren. Denn sie können die Anwendung und den Umgang mit den
Vorschriften sowie deren Auslegung
erleichtern.
AUSLEGUNGSHINWEISE AUCH FÜR UNTERNEHMEN NUTZBAR
Was ist neu? Die aktuellen RSEB
umfassen neben den Anwendungshinweisen zur GGVSEB und zu den internationalen Vorschriften ADR/RID/ADN
Informationsveranstaltung zu den neuen Gefahrgutvorschriften 2016/2017
Auf der Tagesordnung stehen unter
Der VCI bietet am Dienstag, den 17.
November 2015, 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr, anderem folgende Themen: VCI-Plattform Technische Regelwerke, Gefahrgutdie Informationsveranstaltung „Neue
vorschriften für Straße, Binnenschiff und
Gefahrgutvorschriften 2016/2017“ an.
Seeverkehr, praktische KlassifizierungsSie findet statt bei der DECHEMA,
beispiele sowie Regelungen für KleinTheodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankmengen. Sämtliche verkehrsträgerspezifurt/Main.
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auch Formblätter, Muster sowie einen
Buß- und Verwarnungsgeldkatalog. Darüber hinaus enthalten sie Änderungen,
Neuerungen und Klarstellungen sowie
Korrekturen.
Erwähnenswert ist, dass der Gesetzgeber die bestehenden Regelsätze im
Buß- und Verwarnungskatalog nicht
erhöht hat. Eine neue Erläuterung zu
Paragraf 8 der Pflichten des Gefahrgutbeauftragten stellt klar, unter welchen
Bedingungen beziehungsweise
Umständen ein Gefahrgutbeauftragter
überhaupt Pflichten an Dritte delegieren
darf. Neu hinzugekommen ist auch eine
Erläuterung zu Paragraf 37 Ordnungswidrigkeiten der GGVSEB.
Jörg Roth ([email protected]), mvz
fischen Regelungen werden dabei angesprochen. Teilnahmeberechtigt sind alle
interessierten Personen aus VCI-Mitgliedsunternehmen. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Service: Programm und Anmeldung unter
http://bit.ly/vci-event-17-11-2015
09.2015
chemie report
Infrastruktur
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de VCI.
Investitionspaket des BMVI: VCI setzt sich für zügige Sanierung der Infrastruktur ein
Autobahnen und Bundesstraßen brauchen
ein spezielles Management
Bundesverkehrsminister Alexander
Dobrindt hat vor Kurzem ein Investitionspaket zur Sanierung der deutschen Verkehrsinfrastruktur vorgelegt. In dem Programm sieht der VCI
ein wichtiges Signal, um den Verfall
von Straßen, Schienen und Binnenwasserstraßen aufzuhalten.
VCI-Verkehrsinfrastrukturinitiative, sagt
hierzu: „Damit wird ein weiteres wichtiges Paket geschnürt, um den Verfall
der Infrastruktur aufzuhalten. Deutschland braucht endlich eine grüne Welle
auf Autobahnen und Bundesstraßen,
um das weiter steigende Verkehrsaufkommen zu bewältigen.“
Das Programm des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) enthält Projekte für
Bundesfernstraßen, die sofort gestartet
werden können. Rund 2,7 Milliarden
Euro stellt Dobrindt für die Sanierung
von Autobahnen und Bundesstraßen
bereit; davon 1,5 Milliarden Euro für
Lückenschlüsse, 700 Millionen Euro für
dringende Neubauprojekte sowie 500
Millionen Euro für die Modernisierung.
Das Geld kommt aus dem Investitionshochlauf, den Bundesverkehrsminister
Dobrindt gestartet hat; unter anderem
aus der Ausweitung der Lkw-Maut zum
1. Juli und zum 1. Oktober 2015 sowie
aus zusätzlichen Haushaltsmitteln 2016.
Zusätzlich wird laut BMVI das bestehende Brückenprogramm auf 1,5 Milliarden Euro aufgestockt.
Der VCI begrüßt das Straßen-Sanierungsprogramm des Bundesverkehrsministeriums. Gerd Deimel, Sprecher der
BRÜCKEN STANDARDISIEREN
Mit Blick auf die geplanten Investitionen setzt sich Deimel dafür ein, dass
rasch eine neue Gesellschaft für Bundesfernstraßen gegründet wird. „Eine
übergeordnete Gesellschaft, die für den
Bau, Erhalt und Betrieb von Straßen und
Autobahnen aus einem Guss verantwortlich ist, könnte helfen, den Investitionsstau schneller aufzulösen“, betont
Deimel. Seiner Auffassung nach sollte
eine Gesellschaft für Verkehrsinfrastruktur Instandsetzung und Ausbau der
Bundesfernstraßen forcieren, indem sie
Prioritäten setzt und das jeweilige Schadensausmaß und das Verkehrsaufkommen sowie die Umfahrungsmöglichkeiten berücksichtigt. Um möglichst
zügig voranzukommen, regt Deimel an,
die Standardisierung von Brücken voranzutreiben.
GELDER FÜR BINNENWASSERSTRASSEN
Darüber hinaus sollten Gelder aus
dem Sanierungspaket auch genutzt
werden, um die Brücken über den Binnenwasserstraßen zu erhöhen. Dann
könnte die chemische Industrie doppellagige Container einsetzen und viel
stärker als bisher ihre Transporte auf das
Binnenschiff verlagern. „Damit könnten
wir die Straßen entlasten und die
Umwelt schonen“, hebt der Sprecher
der VCI-Verkehrsinfrastrukturinitiative
hervor.
Das Investitionspaket macht aber
auch eines deutlich: Die Gelder fließen
vor allem in die Bundesländer, die bereits fertig geplante Projekte vorweisen
konnten. So wird beispielsweise Nordrhein-Westfalen nur 128 Millionen Euro
aus dem 2,7-Milliarden-Etat erhalten, da
viele Projekte in diesem Bundesland
noch nicht baureif sind. Der Grund: Für
Planung und Projektierung fehlen
schlichtweg Fachkräfte. Um hier Abhilfe
zu schaffen, könnte man nach Auffassung des VCI einen Lehrstuhl für Infrastruktur einrichten. mvz
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Bildung
chemie report
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Chancen für Studierende, Hochschulen und Unternehmen
Vom Deutschlandstipendium profitieren alle
Stipendien sind ein beliebtes und
bewährtes Mittel der Talentförderung.
Mit dem Deutschlandstipendium
beschreitet die Bundesregierung neue
Wege, um Stipendien für Mittelgeber
und Hochschulen noch attraktiver zu
machen. Das Prinzip: Jeder Euro, den
eine Hochschule für die Einrichtung von
Stipendien von privater Seite erhält, wird
vom Staat durch einen zusätzlichen Euro
ergänzt. Derzeit erhalten drei Prozent
der Studierenden aus verschiedensten
Quellen ein Stipendium. Die Zahl der
Geförderten soll durch das Deutschlandstipendium in den nächsten Jahren
beständig wachsen.
Vom Deutschlandstipendium profitieren nicht nur die Studierenden, sondern auch die Unternehmen: Sie bekommen frühzeitig Kontakt zu talentierten
Nachwuchskräften. Und die Hochschu-
len können sich stärker mit der Wirtschaft vernetzen. In der konkreten Ausgestaltung der Stipendien haben die
Hochschulen und die privaten Geldgeber viele Freiheiten. Eine Teilnahme
am Deutschlandstipendium bietet viele
Chancen:
A Die Unternehmen können das Stipendienprogramm als neue Form der
Personalrekrutierung nutzen. Sie fördern
talentierte Nachwuchskräfte bereits
während des Studiums und binden sie
frühzeitig an ihr Unternehmen.
A Das Programm lässt Gestaltungsspielraum für die Förderung ganz unterschiedlicher Leistungsprofile, Talente
und Begabungen – an allen staatlichen
und staatlich anerkannten Hochschulen.
A Die Zusammenarbeit bei der Studienförderung bietet Möglichkeiten, mit
Hochschulen Kontakte zu knüpfen.
A Bereits
mit 1.800 Euro jährlich können
die Unternehmen ein mit 300 Euro
monatlich dotiertes Stipendium einrichten. Das Engagement für die
Studienförderung ist als gemeinnützig
anerkannt und steuerlich absetzbar.
A Wegen des überschaubaren Mindesteinsatzes bietet das Deutschlandstipendium auch für Mittelständler interessante Möglichkeiten, die Kontakte zu
Hochschulen und Studierenden auszubauen.
A Die Studienförderung eignet sich auch
als Element von Tätigkeiten im Rahmen
von Corporate Social Responsibility. mvz
Service:
Weitere Infos finden Sie unter
www.deutschlandstipendium.de
Steinheimer Gespräche
Ein Forum für künftige Professoren
Großen Anklang fanden erneut die 18. Steinheimer Gespräche für den Hochschullehrernachwuchs: Rund 70 Fonds-Stipendiaten und Industrievertreter nahmen daran teil. Die Steinheimer Gespräche des Fonds der Chemischen Industrie sollen den angehenden Hochschullehrern ein Forum
bieten, um mit Vertretern aus VCI-Mitgliedsunternehmen in Kontakt zu kommen, ihre Forschungsergebnisse vorzustellen und sich untereinander
auszutauschen. Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung in Bad Homburg war das Thema „Chemie und Medizin“.
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09.2015
chemie report
Bildung
IdeenExpo 2015 in Hannover
„Generation Z“ für
Naturwissenschaften
und Technik begeistern!
351.000 Besucher an neun Tagen, 100.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, über 600 Mitmach-Exponate, 230 Aussteller aus ganz Deutschland – die
5. IdeenExpo beeindruckt allein schon durch Zahlen.
Auch die Chemie war in diesem Jahr wieder mit
einem Gemeinschaftsstand dabei.
Wissensvermittlung auf Augenhöhe: Azubis erklären, wie
Chemie funktioniert.
Noch beeindruckender als die reinen Fakten war die Begeisterung in den Gesichtern des überwiegend jungen
Publikums, das aus dem gesamten Bundesgebiet nach
„Es macht Spaß, mit den Kindern zu
arbeiten, ihnen die Chemie zu erklären.
Und wenn man dann sieht, dass sie es
verstanden haben – das ist einfach
schön.“
Bei der Politik positiv für die Branche werben: Bundesministerin
für Bildung und Forschung Johanna Wanka und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil entdecken die Chemie.
(Dominik Hagel, Azubi AVISTA Oil)
Hannover gereist war, um Naturwissenschaften und Technik hautnah zu erleben. Mit einem bunten Programm gelang dies ausgezeichnet.
Der VCI Nord und der Arbeitgeberverband
ChemieNord präsentierten sich in diesem Jahr erneut mit
zwölf Unternehmen sowie der IG BCE an einem ChemieGemeinschaftsstand mit zahlreichen spannenden Exponaten, Mitmachstationen und Workshops. Hier konnte die
chemische Industrie zeigen, wie wichtig, innovativ und
vielseitig die Branche ist und, dass es ohne Chemie viele
Dinge des täglichen Lebens nicht geben würde. Renate
Klingenberg, stellvertretende Geschäftsführerin VCI Nord,
sagte: „Die IdeenExpo gibt uns als Chemie eine tolle
Möglichkeit, unsere vielen Facetten zu zeigen.“
Ein Publikumsmagnet – der Chemie-Gemeinschaftsstand.
Nadine Priebe ([email protected])
Nutzen Sie Ihre Chance und seien Sie bei der nächsten
IdeenExpo 2017 dabei – mit einer eigenen Präsentation
oder als Partner des Chemie-Gemeinschaftsstandes!
Kontakt: Renate Klingenberg, Tel.: 0511/98490-17,
[email protected]
So macht Chemie Spaß: Ausprobieren – Mitmachen – Verstehen.
Noch mehr Eindrücke vom Stand zeigt ein Film:
www.vci-nord.de/ideenexpo
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09.2015
chemie report
Service
Informationen
anfordern
Weitere Informationen zu den
Berichten in diesem chemie report
sowie Broschüren zu wichtigen
Themen der Branche stellt der
VCI seinen Lesern kostenlos zur
Verfügung.
Die weiterführenden Dokumente
aus den Artikeln können Sie anfordern: Verband der Chemischen
Industrie e. V., Leserservice chemie
report 09/2015,
E-Mail: [email protected],
oder Telefax: +49 69 2556-1613.
Innovativ – dialogorientiert – nachhaltig
Wir gestalten Zukunft
Wofür steht der Verband der Chemischen
Industrie (VCI)? Mit welchen Themen
beschäftigt er sich? Was charakterisiert die
chemische Industrie in Deutschland?
Welche Aufgaben hat der VCI, und wie ist
er organisiert und strukturiert? Antworten
auf diese Fragen gibt die aktualisierte
VCI-Broschüre „Wir gestalten Zukunft“.
Bestellbar auf VCI-Online unter:
http://bit.ly/Wir-gestalten-Zukunft
TERMINE DES VCI
DATUM
EREIGNIS
ORT
01.10.2015
VCI-Seminar Organhaftung und Delegation von Betreiberpflichten
14.10.2015
VCI-Workshop „Chemiemärkte der Zukunft: China“
04.11.2015
Chemie3 -Veranstaltung: „Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Nachhaltigkeit in Praxis“
11.11.2015
Chemie3 -Fachveranstaltung: „Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung“
17.11.2015
VCI-Informationsveranstaltung „Neue Gefahrgutvorschriften 2016“
19.11.2015
VCI-Mittelstandstag
09.12.2015
Jahres-Wirtschaftspressekonferenz des VCI 2015
23.09.2016
VCI-Mitgliederversammlung 2016
Leipzig
Frankfurt
Berlin
Frankfurt
Frankfurt
Wiesbaden
Frankfurt
Düsseldorf
TERMINE DER VCI-LANDES- UND -FACHVERBÄNDE (weitere Termine siehe VCI-Online unter www.vci.de/services/termine-veranstaltungen)
06.11.2015
Mitgliederversammlung der Fachvereinigung Chemieparks
Hürth
12.11.2015
Mitgliederversammlung des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller
03./04.05.2016
Mitgliederversammlung Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie
Berlin
Frankfurt
12.05.2016
Mitgliederversammlung PlasticsEurope Deutschland
07.06.2016
Mitgliederversammlung I & P Europe – Imaging and Printing Association
Frankfurt
17.06.2016
Mitgliederversammlung Deutsche Bauchemie
Bamberg
Impressum chemie report
Herausgeber Verband der Chemischen Industrie e. V., Mainzer Landstraße 55, 60329 Frankfurt am Main,
Telefon: 069 2556-0, Telefax: 069 2556-1471, E-Mail: [email protected], Internet:
www.vci.de, ISSN: 1436-1736 Redaktionsschluss 14.09.2015 Auflage 6.500
Exemplare Verantwortlich Manfred Ritz (mr) Redaktion Oliver Claas (cla, Leitung), Angelika Becker (CvD), Jenni Glaser (jgl), Sebastian Kreth (sk), Jürgen
Udwari (udj), Monika von Zedlitz (mvz) Leserservice E-Mail: chemiereport@
vci.de, Telefon: 069 2556-1496, Telefax: 069 2556-1613 Druck auf Papier aus
nachhaltiger Waldwirtschaft, druckpartner, Essen Fotos Uwe Bellhäuser/das
bilderwerk (1), René Spalek (2), Bayer AG (3), Fotolia.com: hywards (3 unten);
daboost (6 o.r.); Zerbor (6 unten); Franz Pfluegl (7); g0d4ather (8); DrBest (13);
adimas (16); Marco2811 (18); Gina Sanders (19); Wolfgang Jargstorff (20);
miss_mafalda (21), Mike Watson Images/Thinkstock (6 o.l.), , Manfred Ritz (10),
Carlo Simon priv. (15), Evonik Industries AG (18 unten), Gerald Fuest (22),
VCI Nord (23) Grafiken Angelika Becker (2, 4, 12, 17), Christian Bünger (9)
Getragen von:
Wirtschaftsverband VCI, Gewerkschaft
IG BCE und Arbeitgeberverband BAVC
N.N.
Politische Top-Themen im VCI*
A
Industrieland Deutschland: Wettbewerbsfähigkeit der Chemie stärken
A
Stärkung der Innovationskraft der chemischen Industrie
A
Wettbewerbsfähige Energie: Energiewende bezahlbar machen
A
Wettbewerbsfähige Energie: Europäischen Emissionshandel
industriefreundlich gestalten
* Die Liste enthält die Themen, die das Präsidium des VCI aus den von den Ausschüssen priorisierten Themen als Top-Themen identifiziert hat. Sie stehen im Jahr 2015 im Vordergrund
der politischen und kommunikativen Arbeit des Verbandes der Chemischen Industrie. Die
Dokumente zu diesen und weiteren Branchenthemen finden Sie auf VCI-Online unter diesem
Link zum Download: http://www.vci.de/top-themen