Auf der anderen Seite der Nadel

FIT & GESUND
D r .
J o h a n n e s
R e c k
Auf der anderen Seite der Nadel
Kürzlich war ich selbst unterm Messer. Diagnose: Grauer Star. Therapie:
Implantation einer neuen Kunststofflinse ins Auge, um die natürliche,
getrübte zu ersetzen. Die Ängste von Ärzten, wenn sie ungewohnt zu
Patienten werden, sind oft noch größer als die der meisten Patienten.
Ganz hälinga habe ich vor meiner OP in der Sprechstunde Patienten
gefragt, wie es denn bei ihrer Staroperation gewesen sei. „Gar ned
schlimm, Herr Doggdr ond I säh widr ächd guad!“
Beim grauen Star wird die Linse im Auge zunehmend trübe, durch Einlagerung verschiedener Stoffe, vor allem Eiweiße, bis schließlich
kaum mehr Licht von außen auf die Netzhaut
gelangen kann oder nur noch unscharfe oder
verzerrte Bilder oder Doppelbilder entstehen.
Leser des Romans „Der Medicus“ wissen, dass
der Lehrmeister des Medicus auch unter dem
grauen Star litt. Die Ursache, die Linsentrübung, hatten Ärzte schon in vorchristlicher
Zeit beobachtet. Radikal ihre Behandlungsmethode: Mit einem metallenen Instrument
ins Auge am Irisrand einstechen, die getrübte
Linse aus ihrem Halteapparat herausreißen
und seitlich aus dem Strahlengang des Lichts
auf den Boden des Augapfels drücken – ohne
Narkose. Die Linse komplett aus dem Augapfel
zu entfernen ging nicht – dafür wäre ein zu
großer Schnitt nötig gewesen. Im günstigsten
Fall war das Ergebnis wie beim Lehrmeister
des Medicus: Zwar resultierte aus dem Fehlen
der Brechkraft der Linse eine extreme Weitsichtigkeit, aber er konnte wieder sehen. Bei
Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich
Händel hat es nicht so gut geklappt. Händel
erblindete erneut; Bach starb vier Monate
nach einem zweiten Eingriff.
Ein Wunderwerk der Technik
Heute wird die getrübte Linse nicht einfach
aus dem Strahlengang entfernt und irgendwo
im Auge deponiert, stattdessen wird die Linsenkapsel geöffnet, der getrübte Linsenkörper
verflüssigt und abgesaugt. In den verbleibenden Linsensack baut man eine Kunststofflinse ein. Sie hat nur etwa sechs Millimeter
Durchmesser, kann in komprimierter Form
in die Linsenkapsel eingebracht werden und
entfaltet dort nach
„Freisetzung“ ihren
Halteapparat,
der
sie in der Kapsel fixiert. Die optischen
Eigenschaften
der
Kunstlinse übertreffen bei Weitem die
der natürlichen. Aber
Dr. Klaus Schmitz
vom Augenzentrum
Biberach operierte Dr.
Johannes Reck am
Auge, sodass er nach
der Operation wieder
zu 100 Prozent ohne
Brille in die Ferne
sehen konnte.
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sie kann nicht ihre Brechkraft verändern, das
heißt auf nah und fern scharf stellen. Deshalb
wird auch nach der Operation eine Brille benötigt – zum Lesen, wenn die Kunstlinse für
Fernsicht berechnet wurde oder umgekehrt.
Eine bestimmte Art von Kunstlinsen („torisch“) kann sogar den Astigmatismus (der
häufige Sehfehler entsteht, wenn die Hornhaut nicht rund sondern elliptisch geformt
ist) korrigieren – leider bezahlen dies nicht
alle Krankenkassen.
Entscheidend für den Erfolg des „modernen
Starstichs“ ist nicht zuletzt die technische
Umgebung: Angefangen bei den präzisen
Voruntersuchungen, die zu der exakten Berechnung der Kunststofflinse führen, über die
Narkose, die Schmerzfreiheit und Ruhigstellung des zu operierenden Auges garantiert
und den sterilen Operationsbedingungen bis
hin zum Operationsmikroskop.
Fazit: Meiner Meinung nach nehmen wir
Ärzte uns oft zu wichtig. Die höhere Lebenserwartung ist nicht heroischen Herztransplantationen oder jährlichen Gesundheitsuntersuchungen sondern vor allem unserem
Wohlstand mit guter Ernährung, Bekleidung,
Behausung und Hygiene zu danken. Aber hier
haben die Augenärzte bezüglich der individuellen Lebensqualität einen großartigen Fortschritt zuwege gebracht. Nach der Operation
100 Prozent Fernsicht ohne Brille! Und der
Eingriff: Ächd, gar ned schlimm!
FIT & GESUND
Op t i k
m a t t h i a s
K r e c k
Schützen Sie Ihre Augen
BIBERACH. Wussten Sie schon, dass unsichtbares, ultraviolettes Licht
bis 380 Nanometer der Netzhaut besonders schaden kann? Dies
gilt auch für sichtbares, kurzwelliges und energiereiches Licht im
Blaubereich von 380 bis etwa 490 Nanometer.
Darüber hinaus kann es zu unangenehmen Blendungen, Lichtempfindlichkeit und irreversiblen Schäden führen. Im Alter nehmen Sehkraft und
kontrastreiches Sehen ab. Die Blendempfindlichkeit steigt. Wegen des
zunehmend aggressiveren Sonnenlichts brauchen Ihre Augen mehr Schutz
als noch vor 20 Jahren. Geschütztes und gleichsam erholsames Sehen
garantiert da die Sonnenschutzbrille aus dem Hause Eschenbach: wellnessPROTECT. Sie schützt nicht nur vor energiereichem kurzwelligem Licht
bis 470 Nanometer, sondern reduziert durch den dezenten Blendschutz an
den Glasrändern gleichzeitig die einfallende Lichtmenge und steigert das
Kontrastsehen. Die Licht-Schutz-Filtergläser absorbieren schädliche Blauund Violettanteile des Lichtspektrums und erhöhen dadurch maßgeblich
den Schutz der Netzhaut. Auch beim Autofahren, denn mit den wellnessPROTECT Gläsern sind auch die Farben einer Ampel immer klar zu erkennen.
Die Sonnenschutzbrille ist also ein hilfreicher Begleiter für unterwegs, der
außerdem für ein angenehmes „Sehgefühl“ sorgt. Vier unterschiedlich
starke Tönungsvarianten kommen den individuellen Bedürfnissen entgegen.
Besonders in der zweiten Lebenshälfte, wenn die Linse beispielsweise durch
den grauen Star bereits beeinträchtigt oder nach der Star-OP der natürliche
UV-Schutz reduziert ist, schützt wellnessPROTECT dauerhaft und präventiv
die Netzhaut. Auch sehr zu empfehlen bei blendempfindlichen Augen, bei
Netzhauterkrankungen, wenn Sie viel Zeit im Freien verbringen, wenn Sie
sportlich aktiv sind oder ganz einfach gesundheitsbewusst leben möchten.
Schützen Sie Ihre Augen rechtzeitig! Besuchen Sie uns und wir beraten Sie
gerne in einem ausführlichen Gespräch über den richtigen Sonnenschutz für
Ihre Augen.  www.optik-kreck.de
Op t i k
N e r li c h
Wenn Wände Buckel haben
BAD SAULGAU. Die Makuladegeneration ist in Deutschland die häufigste
Ursache von starken Sehbehinderungen im Erwachsenenalter. Hierbei
wird die Netzhaut zerstört. Ein scharfes Sehen ist nicht mehr möglich und
kann nur mit speziellen Sehhilfen und Medikamenten erhalten werden.
Im schlimmsten Fall droht eine weitgehende Erblindung. Eine frühzeitige
Behandlung verzögert den Krankheitsverlauf.
Die Makula ist für das Sehen der wichtigste Bereich auf der Netzhaut, wenn
etwas scharf fixiert werden soll. In den Randbereichen des Sehfeldes nimmt
man die Umwelt nur schemenhaft wahr. Aber auch das unscharfe Sehen aus
den Randbereichen rund um die Makula ist wichtig. Nur so kann man sich im
Raum orientieren und Bewegungen um sich herum registrieren.
Im frühen Stadium einer Makuladegeneration wird die Seheinschränkung
zunächst gar nicht bemerkt. Zwar sind im Verlauf meist beide Augen von
der Erkrankung betroffen, aber oft tritt sie erst nur an einem Auge auf.
Dadurch können Sehausfälle an dem erkrankten Auge von dem noch gesunden Auge ausgeglichen werden. Der Betroffene bemerkt zunächst nichts
von der Makuladegeneration. Symptome zeigen sich zum Beispiel erstmals
beim Lesen. Die Mitte des Textes erscheint womöglich leicht verschwommen, verzerrt oder wie von einem grauen Schatten überlagert. Oft ist die
Makuladegeneration im Frühstadium ein Zufallsbefund beim Augenoptiker
oder beim Augenarzt.
Zur Verbesserung der Lesefähigkeit dienen vergrößernde Sehhilfen. Das
Hilfsmittelspektrum reicht von der Handlupe über Lupen- und Fernrohrbrillen
bis hin zu elektronisch vergrößernden Sehhilfen wie Bildschirmlesegeräten
oder elektronischen Lupen. Spezialfiltergläser, die sogenannten Kantenfilter
oder Blaublocker, können das Sehen ebenfalls verbessern.
Eine Untersuchung und Messung durch einen qualifizierten Augenoptiker ist
unerlässlich. Augenoptik Klaus Nerlich in der Hauptstraße 46 in Bad Saulgau
hat die notwendigen Messgeräte und Einrichtungen. Tel. 07581/7041
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J o h a n n e s
R e c k
„Ein reines Altersleiden“
BIBERACH. Privatdozent Dr. Klaus Schmitz vom Augenzentrum
Biberach ist Experte in Sachen Augenerkrankungen und operierte Dr. Johannes Reck am grauen Star. Mit ihm sprach er über die
Erkrankung, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Empfinden Sie Bewunderung für Ihre mittelalterlichen Kollegen, die ohne
präzise anatomische Kenntnisse, ohne Wissen um Wundinfektionsquellen
und ohne gutes Instrumentarium auch manchmal helfen konnten?
Ja, das ist schon bewundernswert, weil es ja keine effektive Möglichkeit zur
Schmerzstillung gab, die Patienten wurden festgebunden und gehalten.
Und wegen des hohen Infektionsrisikos und damit verbundener Gefahr für
das Leben wurde der Starstich damals von Badern auf Jahrmärkten durchgeführt. Sollte es zu einer Wundinfektion mit möglicherweise schlimmem
Verlauf kommen, war der Bader bereits über alle Berge!
Wie häufig ist der graue Star und wie ist die Altersverteilung?
Der graue Star ist abgesehen von manchen Sonderformen ein reines
Altersleiden. In Deutschland werden rund 600.000 Operationen jährlich
durchgeführt; damit ist es die häufigste Operation überhaupt.
Was sind die Ursachen? Kann man die Linsentrübung rückgängig
machen?
Wie gesagt, hauptsächlich das Alter. Leider
kann man sich nicht gegen das Eintreten einer
Linsentrübung schützen oder sie rückgängig
machen.
Wie sind die Ergebnisse Ihrer Operation, welche
Komplikationen treten auf?
Die Ergebnisse sind erfreulicherweise sehr gut.
Schwere Komplikationen, die das Ergebnis dauerhaft beeinträchtigen, sind extrem selten.
Welche Fortschritte in Operations- und
Linsentechnik sind zu erwarten?
In den letzten Jahren konnte die erforderliche Schnittbreite weiter reduziert werden.
Dadurch sind die guten Ergebnisse bereits kurz
nach der OP erreichbar. In Zukunft werden
dafür auch verschiedene Laserverfahren zur
Verfügung stehen, die Schnittbreite kann aber
im Moment aufgrund der Kunstlinse, die bei
der Operation eingesetzt wird, nicht wesentlich
weiter reduziert werden. Bei der Linsentechnik
geht die Forschung weiter, um noch bessere
Multifokal-Konzepte zu entwickeln, um auch
die Altersweitsichtigkeit zu korrigieren.
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a ug e n o p t i k
h a mm e r
Die neue Sehklasse für Autofahrer
BAD SCHUSSENRIED. Eyedrive ist eine echte Innovation für brillantes
Sehen vor allem in der Nacht. Jeder zweite Verkehrsteilnehmer fühlt sich
beim Fahren durch Blendung beeinträchtigt. Viele Fahrer zweifeln an ihrer
Sehleistung und wünschen sich eine Zweitbrille nur fürs Autofahren. Um
dieses Manko zu beheben, haben die Brillenglas-Entwickler von r+h Bamberg
jetzt eine bahnbrechende Lösung gefunden: Eyedrive.
Wo herkömmliche Brillengläser an ihre Grenzen stoßen, überzeugt Eyedrive in
der Dunkelheit und bei grellen Lichtverhältnissen mit phänomenaler Brillanz.
Große komfortable Sichtfelder erlauben bestes Sehen und bis zu 90 Prozent
weniger Blendung entspannt die Augen. Eyedrive gibt es bei Augenoptik
Hammer am Marktplatz 2 in Bad Schussenried. Tel. 07583/926255
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k r a n k e n h a u s
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N o t h e lf e r
Klinikverbund investiert in technische Aufrüstung
WEINGARTEN. Das Medizinische Konzept des Klinikverbundes
„Medizin Campus Bodensee“ beinhaltet auch, das Krankenhaus
14 Nothelfer Weingarten zum kardiovaskulären Zentrum mit
Kardiologie (Herz), Angiologie (Gefäße) und Pneumologie (Lunge)
auszubauen. Mit der Inbetriebnahme eines LinksherzkatheterMessplatzes wurde jetzt ein wichtiger Schritt getan, damit den
Patienten nun neben der ärztlichen Fachkompetenz auch modernste
Technik zur Verfügung steht.
Nach einer Bauphase von zehn Wochen geht der neue LinksherzkatheterMessplatz (LHKM) im Weingartner Krankenhaus 14 Nothelfer nun in
Betrieb. 800.000 Euro investierte der „Medizin Campus Bodensee“ in die
technische Aufrüstung des neuen Zentrums.
„Die Innere Medizin bildet für viele medizinische Bereiche die Basis.
Um aber eine gute Versorgung für die Patienten zu gewährleisten,
müssen wir in die Tiefe gehen“, so begründet Priv.-Doz. Dr. Detlev
Jäger, Zentrumsdirektor und Chefarzt der Inneren Medizin: Klinik für
Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin Friedrichshafen/Weingarten,
die Anschaffung des LHKM. Das Gerät ist eine spezielle Röntgenanlage, mit
der man krankhafte Veränderungen am Herzen untersuchen und beheben
kann. Das können zum einen Herzkatheteruntersuchungen sein, aber auch
Notfälle (Herzinfarkte) kann man direkt behandeln. Auch elektrophysiologische Untersuchungen (EPUs) sind möglich, so lassen sich beispielsweise
Herzrythmusstörungen diagnostizieren und behandeln.
Nach der Anschaffung einer digitalen Röntgenanlage und einem neuen
Computertomographen ist für Johannes Weindel, Geschäftsführer der 14
Nothelfer Krankenhaus GmbH, die Investition in den LHKM eine logische
Folge: „Die Bereiche Herz, Gefäße und Lunge sind die neuen Bausteine
des medizinischen Konzeptes in Weingarten“. Über eine Kooperation mit
der kardiologischen Gemeinschaftspraxis Dr. Trompler, Dr. Müller und Dr.
Schlotterbeck, mit Sitz in Ravensburg und im benachbarten Ärztehaus in
Weingarten, sieht er eine gute Anbindung an die niedergelassenen Ärzte.
„Der Umzug der Pneumologie von Friedrichshafen nach Weingarten ist eine
weitere Stärkung dieses Krankenhausstandortes“, erklärt Weindel.
Vergleich beendet Rechtsstreit
Für Priv.-Doz. Dr. Detlev Jäger (Zentrumsdirektor und Chefarzt der
Inneren Medizin: Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin
Friedrichshafen/Weingarten), Dr. Johannes Baumann (leitender Arzt)
und Johannes Weindel (Geschäftsführer) ist die Investition in den neuen
Linksherzkatheter-Messplatz in Weingarten ein wichtiger Baustein für
die Infrastruktur zur Patientenversorgung.
Foto: Reck
WEINGARTEN. Mit einem Vergleich beenden die Stadt Weingarten
und das Klinikum Friedrichshafen offene Punkte im Nachgang der
Übernahme des Krankenhauses 14 Nothelfer. Von Friedrichshafen
ursprünglich beanspruchte Gewährleistungs-ansprüche in Höhe
von rund 1,9 Millionen Euro für Sachverhalte aus der Zeit vor der
Übernahme des Krankenhauses kommen durch Zahlungen von
307.500 Euro an das Krankenhaus 14 Nothelfer und 257.500 Euro an
die Klinikum Friedrichshafen GmbH endgültig vom Tisch.
Im Oktober 2013 hatte das Klinikum Friedrichshafen bekanntlich die
Mehrheitsanteile des Weingartener Krankenhauses 14 Nothelfer erworben. In mehreren intensiven Verhandlungsrunden konnten sich die
Partner nun auf einen Vergleich einigen und damit eine gerichtliche
Auseinandersetzung mit weiteren Kosten und ungewissem Ausgang
zwischen den Gesellschaftern vermeiden. Zur Erledigung sämtlicher
angezeigter Sachverhalte zahlt die Stadt Weingarten danach pauschal
307.500 Euro als Zuzahlung zur Kräftigung der Liquidität direkt in
das Eigenkapital des Weingartener Krankenhauses und 257.500 an die
Klinikum Friedrichshafen GmbH. In den Vergleich ist die abschließende
Vereinbarung für die Dreiländerklinik mit eingeschlossen.
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