Mais/Stangenbohnen-Gemenge verbinden Leistung und Biodiversität im Energiepflanzenanbau W. Schmidt, C. Hoppe, M. Starke und H.C. Becker Agritechnica – Hannover, 10.November 2015 Vier Anmerkungen vorab für Leserinnen und Leser, die den Vortrag in Hannover nicht gehört haben Der Vortrag fasst die Erkenntnisse aus 4 Jahren Züchtungsforschung zum Mais/Stangenbohnen-Mischanbau zusammen. Die zugrunde liegenden Ergebnisse stammen aus einem noch laufenden Kooperationsprojekt zwischen der KWS und der Universität Göttingen. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Heiko C. Becker. Die Versuche der Jahre 2012 bis 2014 betreute Christopher Hoppe im Rahmen seiner Dissertation. Diese schloss er im Sommer 2015 ab. Seit 2015 betreut nun sein Nachfolger, der Doktorand Mathias Starke, die Versuche. Die Sammlung, die Sichtung, die Vermehrung und die Bereitstellung des Bohnensaatgutes führten für dieses Projekt von 2013 bis 2015 die Züchter der Sativa Rheinau AG, Friedemann Ebner und Amadeus Zschunke, durch. Die FNR hat dieses noch laufende Züchtungsprojekt immer großzügig unterstützt. Dafür danken wir der FNR sehr herzlich. Ohne diese Unterstützung wären die großen Fortschritte nicht möglich gewesen. Damit Leserinnen und Leser, die den Vortrag in Hannover nicht gehört haben, ihn leichter nachvollziehen können, habe ich die Vortragsfolien um „Fazit-Folien“ ergänzt und Folien, die ich aus Zeitgründen ausgeblendet hatte, habe ich wieder eingefügt. 2 Die Überlegenheit des Maises in der Energieproduktion Mittleres Ertragsniveau: Kulturart FM-Ertrag in t/ha TM-Ertrag in t/ha Methanertrag in m3/ha Strom Produktionskosten in ct/kWh Mais 50 17,5 4997 10,7 Zuckerrübe 55 12,7 4673 13,8 Getreide-GPS 40 14,0 3131 13,3 Hohes Ertragsniveau: Mais 60 21,0 5996 9,9 Zuckerrübe 70 16,1 4947 12,1 Getreide-GPS 50 17,5 3914 11,7 Quelle: KTBL, 2009, zitiert von Bollmann, 2015 3 Der Mischanbau von Mais verbindet die Leistung des Maises mit zusätzlicher Biodiversität. Taray/Peru, 14.03.2013 Der ideale Mischungspartner für Mais ist die Stangenbohne. Warum? Taray/Peru, 18.04.2015 5 Mais und Bohne wurden über mehr als 2000 Jahre im Mischanbau wechselseitig aufeinander hin selektiert. Taray/Peru, 25.01.2014 6 Diese mehr als 2000-jährige Koevolution hat Mais und Bohne zu einem Team von idealen Partnern geformt. Witzenhausen, 29.09.2015 7 Auf dem Feld bietet der Mais der Bohne Halt … Göttingen, 21.09.2013 8 … und die Knöllchenbakterien der Bohne fixieren für beide Partner den Stickstoff. Witzenhausen, 23.09.2015 Auf dem Teller ergänzen die wertvollen Proteine der Bohne ideal die Kohlenhydrate des Maises. 10 Unkraut ist für Mais ein Konkurrent – die Bohne eine Partnerin! Witzenhausen, 28.08.2015 Im Mischanbau geben wir dem Mais seine Partnerin zurück! - Aber wie? Witzenhausen, 28.08.2015 Pflanzenbauversuche in Nürtingen, Witzenhausen und Weihenstephan (Projektförderung durch die FNR) Prof. Dr. C. Pekrun, Nürtingen L. Nurk und Dr. R. Graß, Witzenhausen Bestandesdichte von Mais und Bohne Bestandesarchitektur Aussaatzeit von Mais und Bohne Herbizideinsatz im konventionellen Anbau Dr. B. Darnhofer, Weihenstephan Unkrautregulierung im Ökolandbau Entwicklung von Maissorten für den Mischanbau von 2012 bis 2014 (Projektförderung durch die FNR) Einbeck, 2012 Dissertationsexperiment von Christopher Hoppe, Universität Göttingen, Lehrstuhl Prof. H. Becker 2012: Prüfung von 100 Flint x Dent- und 100 Dent x FlintHybriden mit („Neckarkönigin“) und ohne Bohnen Eutingen, 2013 Göttingen, 2014 2013: Mit Bohnen selektiert 20 Flints + 20 Dents Ohne Bohnen selektiert 20 Flints und 20 Dents 2013/14: Mit Bohnen selektiert 4 Flints x 5 Dents = 20 Hybriden Ohne Bohnen selektiert 5 Flints x 5 Dents = 25 Hybriden 2014: Prüfung aller 45 Kreuzungen + 4 Standardsorten mit und ohne Bohnen an 3 Orten mit 2 Wiederholungen 2014: Prüfung von 49 Maissorten im Rein- und im Mischanbau an 3 Orten mit 2 Wiederholungen Prüfung im Reinanbau Prüfung im Mischanbau Einbeck, 06.10.2014 15 2014: Die Prüfung der 49 Maissorten im Mischanbau erfolgte mit der Stangenbohnensorte Anellino Verde KXB 5171 KXB 5171 Einbeck, 06.10.2014 16 2014: Prüfung von 49 Maissorten im Mischanbau: Extreme Differenzierung in der Standfestigkeit Göttingen, 07.10.2014 17 2014: Prüfung von 49 Maissorten im Mischanbau: Extreme Differenzierung in der Standfestigkeit Göttingen, 07.10.2014 18 2014: Prüfung von 49 Maissorten im Mischanbau: Extreme Differenzierung in der Standfestigkeit Göttingen, 07.10.2014 19 2014: Gesamttrockenmasse (GTM) - Ertrag im MaisReinanbau versus GTM-Ertrag im Mischanbau GTM-Ertrag des Maises im Reinanbau in dt/ha Mais: 10,0 Pfl./m2 KXB 5171 KXB 5173 12 260 23 15 Die 20 rot beschrifteten Hybriden wurden im Mischanbau selektiert. 4 6 179 240 Die 25 schwarz beschrifteten Hybriden wurden im Reinanbau selektiert. 20 KXB 5172 16 29 18 8 26 13 25 528 40 36 451027 33 47 14 48 39 42341 32 30 21931 22 38 34 35 43 44 37 21 46 220 24 200 11 180 1 7 49 3 selektierte Hybriden für Versuche im Jahr 2015 Orte: Einbeck Göttingen Eutingen Wiederholungen: 2 Bohnensorte: Anellino Verde 160 140 140 Quelle: Hoppe, C. und H. C. Becker, 2014, unveröffentlicht Mais: 7,5 Pfl./m2 Bohnen: 10,0 Pfl./m2 160 180 200 220 240 260 GTM-Ertrag des Mais/Stangenbohnen-Gemenges in dt/ha 20 1. Fazit: Entwicklung von Maissorten für den Mischanbau mit der Stangenbohne Im Rahmen des von der FNR geförderten Projektes ist es gelungen, innerhalb von 3 Jahren 3 Experimentalhybriden mit besonderer Eignung für den Mischanbau mit der Stangenbohne zu entwickeln Die direkte Selektion im Mischanbau war deutlich effizienter als die indirekte Selektion im Reinanbau. Man muss dabei aber beachten: Die Ertragsergebnisse im Jahr 2014 waren extrem stark von der Standfestigkeit der Sorten geprägt. Die in Mischkultur selektierten Genotypen waren in der Stängelfäuleresistenz deutlich besser als die im Reinanbau selektierten Kandidaten. Maissorten für den Mischanbau mit der Stangenbohne müssen extrem stängelfäuleresistent sein, denn im Mischanbau ist das Mikroklima feuchter und deshalb der Krankheitsdruck höher und die Sorten müssen außerdem eine zusätzliche Bohnenlast von bis zu 200 dt/ha Frischmasse tragen können 21 2. Fazit aus den Mais/Bohnen-Versuchen des Jahres 2012 bezüglich der Wahl der Bohnensorten Moderne Garten-Stangenbohnensorten (wie die „Neckarkönigin“) sind für den Mischanbau mit Mais nicht geeignet: Sie sind zu früh und haben eine zu geringe Biomasseleistung. Und weil sie zu große Körner und zu geringe Vermehrungsraten haben, ist ihr Saatgut für die Biogasproduktion zu teuer Deshalb wurde ab 2013 im Rahmen des Projektes nach besser geeigneten Bohnensorten gesucht Tachenhausen, 28.08.2012 22 Selektion von Stangenbohnensorten von 2013 bis 2015 (Projektförderung durch die FNR) Rheinau, 2013 Teil des Dissertationsexperimentes von Mathias Starke, Universität Göttingen, Lehrstuhl Prof. Dr. H. C. Becker 2013: Vermehrung und Sichtung von 236 Stangenbohnensorten bei der SATIVA in Rheinau/CH Tachenhausen, 2014 2014: 1. Beobachtungsanbau von 186 Bohnensorten am Mais in Göttingen 2. Prüfung von 37 Bohnensorten am Mais über 3 Orte mit 2 Wiederholungen in Einbeck, Göttingen und Tachenhausen Einbeck, 2015 2015: 1. Unorthogonale Prüfung von 8 Maissorten im Reinanbau und in Kombination mit 12 Bohnensorten an 3 Orten mit 2 Wiederholungen in Einbeck, Göttingen und Tachenhausen 2. Vermehrung von Bohnen für Probeanbauten in der Praxis im Jahr 2016 2013: Vermehrung und Sichtung von 236 Bohnensorten aus Genbanken bei der Sativa Rheinau AG Rheinau/CH, 14.07.2013 24 2013: Selektion geeigneter Stangenbohnensorten (an der Stange) bei der Sativa Rheinau AG Garten-Stangenbohne Stangenbohne für Mischanbau Rheinau/CH, 22.08.2013 25 Selektionskriterien: Spätreife, hohe Biomasseleistung, kleines Korn und hohe Vermehrungsraten 26 2014: Evaluierung von 186 Stangenbohnensorten in Göttingen am Mais Göttingen, 07.10.2014 27 2014: Leistungsprüfung von 37 Stangenbohnensorten im Mischanbau an 3 Orten mit 2 Wiederholungen Tachenhausen, 01.10.2014 28 2014: Leistungsprüfung von 37 Stangenbohnensorten im Mischanbau an 3 Orten mit 2 Wiederholungen Tachenhausen, 01.10.2014 29 2015: Unorthogonale Prüfung von 8 Maissorten im Reinund im Mischanbau mit 4 bzw. 12 Bohnensorten Versuchsdesign: Orte: Einbeck, Göttingen,Tachenhausen Wiederholungen je Ort: 2 2015: Große Variation zwischen den 12 Bohnensorten Fotos: Mathias Starke 31 2015: Getrennte Ernte von Bohnen und Mais in Göttingen und Einbeck Einbeck, 06.10.2015 32 2015: Getrennte Ernte von Bohnen und Mais in Göttingen und Einbeck 33 Gesamttrockenmasse-Ertrag der Bohnensorten Vorläufige Ergebnisse aus Einbeck 2015 Sorte GTM-Ertrag in dt/ha GTS% Bo 8 27,6 14,7 Bo 11 26,8 14,9 26,6 15,8 26,1 16,2 Bo 1 Bezeichnung Anellino Verde* Bo 9 Bo 4 Meraviglia di Venezia* 26,1 14,4 Bo 3 Anellino Giallo* 24,8 14,7 Bo 10 20,8 17,8 Bo 6 20,0 15,3 Bo 5 20,0 14,8 Bo 2 19,6 14,7 Bo 7 17,2 15,7 10,1 14,8 Bo 12 Neckarkönigin * Interessierte Landwirte können von diesen 3 Stangenbohnensorten für einen Probeanbau von KWS Saatgut beziehen. 34 Quelle: Starke, M. und H. C. Becker, 2015, unveröffentlicht Gesamttrockenmasse-Ertrag von Mais und Bohnen aus der getrennten Ernte Vorläufige Ergebnisse aus Einbeck 2015 240 GTM-Ertrag Mais in dt/ha 220 200 180 160 140 120 100 10 15 20 25 30 35 GTM-Ertrag Bohne in dt/ha Quelle: Starke, M. und H. C. Becker, 2015, unveröffentlicht 35 Gesamttrockenmasse-Ertrag der Maissorten im Reinanbau und Ertrag der 64 Gemenge (in dt/ha) 270 Fernandez KXB 5171 KXB 5172 KXB 5173 Frederico Walterinio Figaro Fabregas KWS KWS GTM-Ertrag in dt/ha 220 170 120 70 N H 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 N H 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 N H 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 N H 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 N H 1 2 3 4 N H 1 2 3 4 N H 1 2 3 4 N H 1 2 3 4 20 -30 36 Bohnensorte TM Mais TM Bohne 3. Fazit/1: Selektion von Bohnensorten für den Mischanbau mit Mais und Leistung der Gemenge Im Rahmen des von der FNR geförderten Projektes ist es gelungen, in der Zeit zwischen 2013 und 2015 Stangenbohnensorten zu identifizieren, die das 2,5-fache Ertragsniveau von modernen Garten-Stangenbohnensorten besitzen. Das durchschnittliche Ertragsniveau der besten Bohnensorten lag in Einbeck im Bereich von rund 26 dt/ha, in einzelnen Kombinationen erreichten die besten Bohnen 30 bis 35 dt/ha. Bei höchsten Bohnenleistungen (30 bis 35 dt/ha) geht die Leistung des Gemenges um etwa 10% gegenüber dem Mais im Reinanbau zurück. Verzichtet man auf die maximal mögliche Bohnenleistung, können die besten Gemenge die Maisleistung im Reinanbau bereits annähernd erreichen. Bohnen haben gegenüber Mais tendenziell geringere Trockensubstanzgehalte. Diese kann man, um Silierprobleme zu vermeiden, über die Wahl einer früheren Maissorte kompensieren. Parallel suchen wir aber auch nach Bohnensorten, die früher abreifen, aber im Gegensatz zu den modernen Garten-Stangenbohnen ihre Blätter nicht schon Ende August oder Anfang September abwerfen. 37 3. Fazit/2: Selektion von Bohnensorten für den Mischanbau mit Mais und Leistung der Gemenge Die Gemenge von Maissorten, die mit der Bohne selektiert wurden, übersteigen in der Regel die Leistung der Maissorten im Reinanbau bei 7,5 Pflanzen/m2 und erreichen in Einzelfällen die Leistung der Maissorten im Reinanbau bei 10 Pflanzen/m2. Am besten schnitten die Bohnen in Kombination mit der Maissorte Fernandez ab. Das überrascht nicht, denn an dieser Sorte wurden sie selektiert! Das deutet darauf hin, dass es neben einer allgemeinen auch eine spezifische Mischanbaueignung gibt. Die 3 Stangenbohnensorten Anellino Verde, Anellino Giallo und Meraviglia di Venezia wurden 2015 vermehrt. Landwirte, die daran interessiert sind, einen kleinen Probeanbau mit Mais/Stangenbohnen-Gemengen für die Biogasproduktion anzulegen, können bei KWS dafür Bohnensaatgut beziehen. 38 Hinweis auf ein Parallelprojekt zum Einsatz von Mais/Stangenbohnen-Gemengen in der Wiederkäuer- und Monogastrier-Fütterung 39 4. Fazit/1: Was bleibt zu tun In unseren bisherigen Versuchen haben wir die Bohne gesät, wenn der Mais das 3Blattstadium erreicht hatte. Das Jahr 2015 hat uns gelehrt, wir müssen zukünftig beide Partner gleichzeitig säen. Wenn die spätere Aussat der Bohne in eine trockene Phase fällt, kann dies den Aufgang der Bohne so stark verzögern, dass die Bohne den Mais nicht mehr einholen kann. Das bedeutet, wir müssen kältetolerante Bohnensorten finden oder neu züchten, die mit dem Mais zusammen früh ausgesät werden können. Gleichzeitig müssen diese kältetoleranten Bohnen kleinkörnig sein. Dies hat zum einen aussaattechnische Vorteile und zum anderen lassen sich kleinkörnige Bohnen kostengünstiger vermehren. Bisher hatten wir bewusst die Bestimmung des Methanbildungsvermögens der Bohnen zurückgestellt. Wir wollten zunächst die mehr als 200 vorliegenden Bohnensorten aufgrund ihrer agronomischen Eigenschaften eingrenzen. Von den 12 intensiv geprüften Bohnensorten steht nun ausreichend Probenmaterial zur Verfügung, sodass wir jetzt deren Methanausbeuten bestimmen können. Dabei wollen wir auch gleichzeitig widersprüchliche Ergebnisse in der Literatur zu den Methanausbeuten der Bohnen klären. 40 4. Fazit/2: Was bleibt zu tun Nicht nur wir Züchter, auch die Pflanzenbauer haben noch eine „To do“- Liste abzuarbeiten: Die pflanzenbaulichen Faktoren Aussaattermin, Bestandesdichte und Bestandesarchitektur müssen der gleichzeitigen Aussaat angepasst werden Insbesondere ist zu prüfen, wie weit man sich mit den vorhandenen Bohnensorten an die optimale Aussaatzeit des Maises heranwagen kann Auch der Pflanzenschutz in Gebieten mit Hirseproblemen muss noch optimiert werden. Über das BÖLN wird seit 2014 ein extrem breit angelegtes Parallelprojekt zu den Mais/Bohnen-Gemengen gefördert. Das Projekt untersucht, ob sich diese Gemenge auch zur Fütterung von Wiederkäuern und Monogastriern eignen, obwohl ungekochte Bohnen das für uns Menschen hochgiftige Phasin enthalten. Mit großer Spannung sehen wir den ersten Ergebnissen aus den Milchvieh-Fütterungsversuchen entgegen, die Frau Dr. Kerstin Barth ab Februar 2016 in Trenthorst durchführt. Frau Dr. Barth rechnet damit, dass sie ab März, also noch vor der Aussaat 2016, erste Aussagen zur Eignung von Mais/Bohnen-Silagen zur Fütterung an Milchkühe machen kann. 41 KWS PPT-Master 18.11.2015 4. Fazit/3: Was bleibt zu tun Wenn die Tierernährer aus Trenthorst und Braunschweig prinzipiell „Grünes Licht“ für die Fütterung von Mais/Bohnen-Silagen geben, dann gilt es, die Futterqualität der Bohne in der Selektion mit zu berücksichtigen. Dem Phasingehalt könnte dabei eine zentrale Rolle zukommen. Erste Ergebnisse, die Herr Prof. Windisch am Institut für Tierernährung in Weihenstephan durchgeführt hat, haben gezeigt, dass Bohnensorten (zumindest im Korn) eine erhebliche Variation im Phasingehalt aufweisen. Wenn man Mais/Bohnen-Gemenge an Wiederkäuer verfüttern kann, dann können diese Gemenge auch zur Beseitigung des Stickstoffüberschusses in der Landwirtschaft beitragen. Das überrascht, ist doch die Bohne ein Stickstofffixierer. Spontan würde man deshalb das Gegenteil erwarten, dass nämlich die Bohne das Problem des N-Überschusses eher verschärft. Doch die Pflanzenbauer lehren: Ist genügend Stickstoff im Boden vorhanden oder gar im Überfluss da, dann stellen die Leguminosen die für sie energieaufwändige N-Fixierung ein. Die Bohne kann also den im Überschuss vorhandenen Stickstoff aus dem Boden nutzen und ihn in ein proteinreiches Futter umwandeln. Denn die Bohne hat einen mindestens doppelt so hohen Proteingehalt wie der Mais. Eine Steigerung des Proteingehaltes von 7% (reine Maissilage) auf 9 bis 10% in den Gemengen (bei 30% Bohnenanteil) kann Sojaimporte einsparen helfen und damit auch den NEintrag aus Südamerika in unsere Betriebe. Diese zusätzliche große Chance des Mais/Stangenbohnen-Mischanbaus gilt es nun wissenschaftlich und in der Praxis auszuloten! 42 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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