Tagung 2015: „Transparente Oberflächen auf Holz“ Fachgruppe Möbel und Holzobjekte Mit freundlicher Unterstützung Samstag, 7.11.2015 12:00 Uhr Zusammenfassung Veränderungen der optischen Eigenschaften von Holzoberflächen durch Festigungsmaßnahmen Sebastian Kirsch, Dipl.-Rest. M.A. Die Festigung von durch Insektenlarvenfraß geschädigtem Holz ist eines der zentralen Themen in der Konservierung und Restaurierung von Holzobjekten. Während bisherige Untersuchungen vor allem die Festigkeitserhöhung, Bindemittelverteilung, Gewichtszunahme etc. in den Fokus rückten, wurde die optische Auswirkung der Maßnahmen selten thematisiert. Vor allem bei Objekten mit holzsichtigen oder mit transparenten Überzügen versehenen Oberflächen kann die Festigungsmaßnahme zu einer Veränderung der optischen Eigenschaften der Oberfläche führen. Werden die betroffenen Bereiche mit den herkömmlichen Mitteln gefestigt, treten vor allem oberflächennahe Wurmgänge deutlicher hervor als im ungefestigten Zustand. Was ist der Grund für die Verdunklung beim Einbringen von Festigungsmittel und wie kann sie vermieden werden? Diese Frage war ein zentrales Thema bei der Konservierung-Restaurierung einer Laute von Rudolph Höß (München 1698) im Rahmen einer Diplomarbeit an der Akademie der bildenden Künste Wien, durchgeführt am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Bei Musikinstrumenten stellt sich diese Frage oft, denn ihre oft dünnwandigen Bauteile stellen nicht nur besondere Herausforderungen an die Festigkeit, meist sind sie auch mit einem transparenten Firnis überzogen. Sind derartig fragile Bauteile wie die Späne einer Lautenmuschel von Wurmfraß betroffen, liegen die Fraßgänge wegen der geringen Materialstärke nah unter der Oberfläche. Im gefestigten Zustand würden sie sich als dunkle Linien an der Oberfläche abzeichnen. Die Phänomene dieser Verdunklungen können physikalisch erklärt werden. Ausgehend vom optischen Eindruck einer Holzoberfläche, die ihre charakteristische Erscheinung durch eine diffuse Reflexion des Lichtes erhält, wird mithilfe zweier optischer Modelle erläutert, welche physikalischoptischen Eigenschaften sich durch das Einbringen z.B. von Kunstharzen und Kittmassen in die Wurmfraßgänge ändern. Anhand von Probekörpern, in die verschiedene gängige Festigungsmedien eingebracht wurden, konnte durch die Verwendung eines Spektralphotometers der Grad der Verdunklung gemessen und verglichen werden. Mit Hilfe dieser Kontrollmöglichkeit wurde eine Methode entwickelt, die für den vorliegenden Fall eine ausreichende Festigung ermöglichte, den Verdunklungseffekt aber vermied. Es wurde ein zweistufiges Injektionsverfahren ermittelt und Bedingungen für eine Kittmasse in Abhängigkeit der Pigment-Volumen-Konzentration bestimmt. Die Erkenntnisse über die physikalisch-optischen Vorgänge bei der Festigung von nahe unter der der Oberfläche liegenden Wurmfraßgängen versuchen eine Lücke zu schließen, die in der Fachliteratur bisher vorsichtig umschifft wurde. Die Beschreibung der optischen Effekte verdeutlicht, welche Bedeutung die Wahl des Festigungsmediums nicht nur hinsichtlich der zu erwartenden Festigkeit, sondern auch in Hinblick auf die Veränderung der optischen Eigenschaften der Oberfläche besitzt. Durch Epoxidharz hervorgerufene Verfärbungen (Wurmgang) Höß Laute Wurmgänge im Durchlicht Höß Laute Rückansicht Fotos: Sebastian Kirsch Spektralphotometer und Probekörper Berufliche Kurzbiographie geboren in Würzburg, Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in München, Würzburg und Trondheim, anschließend Studium der Konservierung-Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit dem Schwerpunkt Musikinstrumente, seit 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg als Projektkoordinator im DFG-Forschungsprojekt "MUSICES", das eine Standardbildung für 3D-CT von Musikinstrumenten zum Ziel hat. Kontakt [email protected]
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