Deutsche Sprache – Schwere Sprache? Oder einfach etwas anders? Dr. Dörthe Schilken SIL International Themenbereiche 1) Integration und Kultur 2) Sprach- und Schrifterwerb 3) Linguistische Herausforderungen 4) Didaktische Konsequenzen 5) Kulturelle Grundannahmen 6) Wir und unsere Kultur 7) Kulturwechsel Integration Integration ● ● Der Prozess der Integration von Menschen mit einem Migrationshintergrund besteht aus – Annäherung, – gegenseitiger Auseinandersetzung, – Kommunikation, – Finden von Gemeinsamkeiten, – Feststellen von Unterschieden und – der Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Zugewanderten und der anwesenden Mehrheitsbevölkerung. Im Gegensatz zur Assimilation (völlige Anpassung), verlangt Integration nicht die Aufgabe der eigenen kulturellen Identität. Sprach- und Schrifterwerb Wie lernen? Erlernen von Fremdsprachen ● ● ● ● Alphabetisiert in L1 Sprach- und Schrifterwerb gleichzeitig Lernen von Regeln Alphabetisierung ● Natürlicher Spracherwerb ● 1., 2. und 3. Alphabetisierung? ● Hören (Klangsystem) ● Alphabetisierung ● Sprechen (Imitation) ● Theorien und Korrekturen Zweitspracherwerb ● ● Wörter als Äquivalente zu Dingen und Tätigkeiten Lernen von Vokabeln als Äquivalenz eines Wortes in anderer Sprache Schriften Erstschriften und Erwartungen Alphabetisch (phonemische) Schriften Alphabetische phonemische Schrift Strenges Laut-Symbol Verhältnis Alphabetische Schriften mit/ohne Vokalzeichen Alphabetische Schrift Laute – Symbol/ Symbolgruppen Verhältnis ● Syllabische Schriften Alphabetische Schrift mit Vokalzeichen Syllabisches Lesen ● Abugida Syllabische Schrift oder Abugida Syllabische Annahme Ideographische Schrift Syllabische oder Bedeutungsannahme Schreibrichtung Schreibrichtung in jedem Symbol ● ● ● Ideographische Schriften Stolpersteine des Deutschen Phonetik ● Allophone ● Ein Laut = ein Symbol? ● ● ● Welche Grapheme repräsentieren mehrere Laute? Welche Laute werden von Graphemgruppen repräsentiert? Konsonantenkluster Konsonanten Konsonanten 2 Vokalsystem Deutsche Vokale Deutsche Vokale 2 Didaktische Konsequenzen Das Primat des Mündlichen ● ● ● ● ● A wie Apfel, S wie Schlange, Sch wie Spanien? Laute und Wörter unterrichten ● Was man sagen kann, kann man lernen zu schreiben „Comprehensible Input“ (Stephen Krashen) Methode: Total Physical Response (James Asher) ● Kluster und längere Ausdrucke von hinten unterrichten: – Psychologe – das habe ich nicht verstanden Verwandtschaft von Lauten: Ableitung und Erklärung implizite und explizite Inhalte Interaktion und Selbststudium ● Rolle der Schrift innerhalb einer Gesellschaft (Afrika, Asien, Arabien) ● Kultureller Wert von Bildung ● Fähigkeit zum Selbststudium ● Analysefähigkeit Vorstellungen und Handlungsweise Westlich Thema Position 1 Position 2 Position 3 Menschliche Natur grundsätzliche böse Mischung aus gut und böse grundsätzlich gut Beziehung Mensch und Natur Die Natur beherrscht den Menschen Mensch in Harmonie mit der Natur Mensch meistert die Natur Zeitorientierung rückwärtsgewandt gegenwartsorientiert zukunftsorientiert sein wachsen handeln (der, der du bist) (eigene Entwicklung) (betont das Handeln) Autoritär Gruppenorientiert Individualistisch Handlungsweise Kulturelle Grundannahmen Thema Position 2 Position 3 Menschliche Natur grundsätzlich gut Beziehung Mensch und Natur Mensch meistert die Natur Zeitorientierung zukunftsorientiert Handlungsweise Soziale Beziehungen Soziale Beziehungen Position 1 handeln (betont das Handeln) Individualistisch Eher Arabisch Eher Ostasiatisch Position 1 Thema Beziehung Mensch und Natur Die Natur beherrscht den Menschen Zeitorientierung rückwärtsgewandt Soziale Beziehungen Position 3 Mischung aus gut und böse (Statisch) Menschliche Natur Handlungsweise Position 2 gegenwartsorientiert sein (der, der du bist) Autoritär Position 1 Thema Position 2 Menschliche Natur Mischung aus gut und böse Beziehung Mensch und Natur Mensch in Harmonie mit der Natur Zeitorientierung rückwärtsgewandt Position 3 zukunftsorientiert wachsen Handlungsweise (eigene Entwicklung) Soziale Beziehungen Autoritär Gruppenorientiert Deutsche und Kultur Wir und unsere Kultur Dialekt und Akzent Dialekt: Ein Dialekt ist eine lokale Sprachform, die über eine von der Hochsprache abweichende Aussprache, eigene grammatische Strukturen und einen abweichenden Wortschatz verfügt. Akzent Ein Akzent bezeichnet die (in der Regel ungewollte) Übertragung von Aussprachegewohnheiten auf eine Fremdsprache oder die Hochsprache. • Personenverbandsstaat • Territorialer Flächenstaat • Tragen des Rechtsstatus • Kulturnation • „Heim-ins-Reich“-Polemik • Exportweltmeister Warum irritieren uns folgende Situationen? Situation 1 Sie wollen ein Visum für ein anderes Land im entsprechenden Konsulat beantragen. Während Sie mit Ihrem Antrag in der Schlange stehen, fällt Ihnen folgendes Schild auf: „Die Erteilung des Visums liegt im Ermessen des Konsularbeamten.“ Warum irritieren uns folgende Situationen? Warum irritieren uns folgende Situationen? Situation 2 Ein Flüchtling, kommt regelmäßig zu den Sprachkursen bis zu 30 Minuten zu spät und entschuldigt sich nicht. Situation 3 Eine Gruppe von Flüchtlingen, die seit einiger Zeit im Sprachunterricht ist, bekommt Hausaufgaben. Sie machen die Aufgaben aber nicht und erwarten, dass sie in der nächsten Stunde gemacht werden sollen. Gleichzeitig beschweren sie sich darüber, dass es so wenig Unterricht gibt: sie wollen mehr und häufiger Unterricht um schneller zu lernen. Warum irritieren uns folgende Situationen? Wie manifestieren sich diese Werte? Situation 4 Ein Lehrer geht regelmäßig in eine Familie um dort mit der Frau des Hauses Deutsch zu üben. Jedes Mal sind Gäste dort und der Lehrer kann nicht konzentriert mit der Schülerin arbeiten. ● Freiheit ● Respekt ● Sachlichkeit ● Ordnung ● Ehrlichkeit ● Individualität Wert von Bildung Deutschland Afrika Asien (inkl Arabien) Lehrer Vermittler Meister Meister Schüler Eigene Wertigkeit Lernen Verantwortung des Schülers Fleiß des Schülers Bildung Tugend Garant zum sozialen Aufstieg; Kulturwert Verantwortung des Lehrers erwartet Sozialer Status ● Wer ist verantwortlich für was? Leere Hülle ● Verantwortung des Lehrers Verantwortung des Schülers Koloniale Prinzipien in Erziehungssystemen in Afrika (Sprache) ● Frontalunterricht und Auswendiglernen ● Bildungstradition des Mittleren Ostens ● Bildungstradition Asiens Höchster Wert Kulturwert Eigenwert Kulturschock Kulturwechsel Konsequenzen Kulturstress ● Emotional ● Physisch ● Reaktionen 1)Begeisterung (3-6 Wochen) 2)Krise (6-12 Monate) 3)Veränderung (einige Jahre) 4)Anpassung (oder nie)
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