Bedürfnisse der Opfer in OH-Beratung, Psychotherapie und Strafverfahren ESTD-Symposium 18.01.2016 Sexualdelikte: Optimales interdisziplinäres Vorgehen LANTANA Fachstelle Opferhilfe bei sexueller Gewalt Aarbergergasse 36 3011 Bern Tel. 031 313 14 00 [email protected] www.lantana-bern.ch LANTANA VISTA Frauenhaus Bern Frauenhaus Thun-Berner Oberland Fachstelle Opferhilfe bei sexueller Gewalt Aarbergergasse 36 3011 Bern Postfach 183 3000 Bern 7 Tel. 031 313 14 00 Fachstelle Opferhilfe bei sexueller und häuslicher Gewalt Bälliz 49 3600 Thun Tel. 033 225 05 60 Tel. 031 332 55 33 Tel. 033 221 47 47 [email protected] www.lantana-bern.ch [email protected] www.vista-thun.ch [email protected] [email protected] Postfach 3601 Thun Bedürfnisse der Opfer in OH-Beratung, Psychotherapie und Strafverfahren ESTD-Symposium 18.01.2016 Sexualdelikte: Optimales interdisziplinäres Vorgehen Berner Modell 1986 ‘Organisation der staatlichen Dienste bei Sexualdelikten gegenüber Frauen’ Gesundheitsdirektion – Frauenspital Bern – Gerichtsmedizinisches Institut Polizei- und Militärdirektion Berner Modell 1987 Integration ‘Notruf für vergewaltigte Frauen’ (heute Lantana) Berner Modell Zielsetzung Betreuung rund um die Uhr Betreuung von Frauen durch eine Frau Medizinische Versorgung und Spurensicherung ohne Anzeigepflicht Institutionalisierte interdisziplinäre Zusammenarbeit Berner Modell Weiterentwicklung seit 1986 1993 OHG Integration weiterer Institutionen/Instanzen Bedürfnisse der Opfer in OH-Beratung, Psychotherapie und Strafverfahren Übergeordnete und häufigste Bedürfnisse Schutz und Sicherheit Bereuung, Entschuldigung, Wiedergutmachung (durch Täterschaft) Wiederherstellung von Gerechtigkeit Leben ohne Folgen sexueller Gewalt Bedürfnis nach Rache? Bei Opfern selten / bei Angehörigen häufig Nicht nur Opfer soll Folgen ertragen müssen, auch Täterschaft soll sich seiner Tat stellen müssen Häufigste Erwartung eines Opfers an ein Strafverfahren Wiederherstellung von Gerechtigkeit (Geständnis, adäquate Strafe entgegennehmen bzw. Täterschaft wird zumindest zur Rechenschaft gezogen) Weitere Erwartungen eines Opfers an ein Strafverfahren Eine Auswahl Raus aus der Ohnmachtsposition, sich zur Wehr setzen Alle offenstehenden Möglichkeiten ausschöpfen (gutes Gewissen) Weitere potentielle Opfer schützen Weitere Erwartungen eines Opfers an ein Strafverfahren Eine Auswahl Übernahme der entstehenden Kosten durch Täterschaft Mit erlebter sexueller Gewalt abschliessen können Häufigste Befürchtungen eines Opfers bezüglich Strafverfahren Psychische Destabilisierung Zunahme der Gefährdung durch Täterschaft Weitere Befürchtungen eines Opfers bezüglich Strafverfahren Eine Auswahl Täterschaft verliert seine Existenzgrundlage Familie wird zerstört, Opfer verliert seine Familie Chancen und Risiken Ausgang des Strafverfahrens Hauptrisiko Ungewissheit, bei gleichzeitig beträchtlicher Wahrscheinlichkeit, dass es zu keiner Verurteilung kommt Erwartungen abhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Herstellung von Gerechtigkeit Bereuung, Entschuldigung, Wiedergutmachung Schutz Erwartungen abhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Kostenübernahme durch Täterschaft Ein Leben ohne psychische Folgen des Sexualdelikts Erwartungen unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Raus aus der Ohnmachtsposition, sich zur Wehr setzen Mit erlebter sexueller Gewalt abschliessen können Erwartungen unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens Alle offenstehenden Möglichkeiten ausschöpfen (Verantwortung gegenüber sich selbst) Weitere potentielle Opfer schützen (Verantwortung gegenüber anderen) Chancen und Risiken Während des Strafverfahrens + Wieder Einfluss gegenüber Täterschaft nehmen + Meistens grösserer Schutz Chancen und Risiken Während des Strafverfahrens ± Bange Frage: Wird mir geglaubt? ± Verhalten der Täterschaft ± Reaktionen des Umfelds Chancen und Risiken Während des Strafverfahrens - Starke Belastung: Befragungen - Extrembelastung: Tatortbegehung OH-Beratung Anzeigeberatung Erwartungen und Befürchtungen des Opfers gegenüber Anzeigeerstattung erfragen Vor- und Nachteile Anzeigeerstattung / Vorund Nachteile keine Anzeigeerstattung thematisieren individuelle Beratung! Anzeigeberatung Begleitung im Entscheidungsprozess pro/kontra Anzeige Zusammenarbeit mit Anwält_innen, Psychotherapeut_innen Anzeigeberatung Information über Strafprozess, Opferrechte Abklärung rechtliche Situation des Einzelfalls (Straftatbestand, Verjährung, Beweise) Anzeigeberatung Klärung Motive pro/kontra Anzeige Ressourcen/Beeinträchtigungen (z. B. Stabilität, Belastbarkeit, Persönlichkeit, soziales Netz) Antizipation der Auswirkungen verschiedener Urteile auf das Opfer Anzeigeberatung, Alternativen zur Anzeige Andere rechtliche Schritte Psychologische Unterstützung (Psychotherapie, Selbstverteidigung,…) Situation ohne weitere professionelle Unterstützung bewältigen Beratung während Strafverfahren Zusammenarbeit mit Anwält_innen, Psychotherapeut_innen ‘Kulturdolmetscherin’ Beratung während Strafverfahren Bezüglich Ablauf Strafverfahren Detaillierte Informationen Befragungen vorbereiten/nachbesprechen Tatortbegehung vorbereiten/nachbesprechen Beratung während Strafverfahren Bezüglich anderer, häufiger Themen Glaubt mir die Strafbehörde? Wie reagiere ich bei zufälligem/geplantem Zusammentreffen mit Täterschaft? Angst vor Rache durch Täterschaft Beratung während Strafverfahren Bezüglich Ausgang des Strafverfahrens Antizipation Umgang mit negativem Ausgang Beratung nach dem Strafverfahren Umgang mit dem Ausgang des Verfahrens Thematisierung der Auswirkungen (insbesondere in Psychotherapie) Anforderungen an Psychotherapie und Strafverfahren Interdisziplinärer Austausch, um gute Lösungen für die Opfer zu finden – Gegenseitiges Interesse am anderen Fachbereich – Sich Kenntnisse im anderen Fachbereich aneignen Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
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