Kisten am laufenden Band

Wirtschaft 9
Dienstag, 7. Juli 2015
DIE ZAHL
Drehscheibe
für Renminbi
bringt Vorteile
offene Stellen sind in der
Schweizer Finanzbranche per
Ende Juni ausgeschrieben gewesen. Das sind 7 Prozent mehr
als drei Monate zuvor, wie der
jüngste Job-Index des Finanzportals Finews.ch zeigt. Beson-
ZÜRICH. Der Fahrplan ist ehrgei-
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ders stark gestiegen ist der Personalbedarf der Banken, deren
Zahl der offenen Stellen innert
Quartalsfrist um ein Fünftel zugenommen hat. Dabei waren
nach der Aufhebung des Euromindestkurses die Befürchtungen gross, in der Schweizer
Finanzbranche könnte es zu
einem massiven Stellenabbau
kommen. Doch nun sind Banker
gefragter denn je. Neben dem
sich abzeichnenden Ende des
US-Steuerstreits und dem kommenden automatischen Informationsaustausch mit dem Ausland dürfte auch die zunehmende Digitalisierung im Bankenwesen die Nachfrage nach
Personal anzutreiben. Laut
Finews.ch zeigt sich dieser
Trend vor allem in einer grossen
Zahl ausgeschriebener Praktikumsstellen. Anders sieht es bei
den Versicherungen aus: Dort
sind 7 Prozent weniger Stellen
ausgeschrieben als noch vor
drei Monaten. Offensichtlich sei
die Branche noch im Prozess
der Kostenreduktion, den die
Banken bereits hinter sich hätten, schreibt Finews.ch. (sda)
Liechtensteiner
Hotels büssen ein
VADUZ. Liechtenstein hat in der
vergangenen Wintersaison 3,4%
Logiernächte verloren. zwischen
November 2014 und April 2015
wurden 47 993 Übernachtungen
gezählt. Das sind 1700 weniger
als in der Vorjahresperiode, wie
das statistische Amt mitteilt. Der
Rückgang geht vollends zulasten
der Hotelbetriebe im Tal. Demnach büssten die Liechtensteiner Hotels im Rheintal 8,7%
Logiernächte ein und kamen auf
ein Total von 27 400. Die Alpenhotels in Steg und Malbun dagegen steigerten die Zahl der
Übernachtungen um 4,6% auf
20 600. Gesunken ist die Gesamtzahl der Gästeankünfte um 4,8%
auf 20 792. Im Schnitt verbrachten die Touristen 2,3 Nächte im
Fürstentum. Reisende aus der
Schweiz machten mit 38,1% den
grössten Teil der Hotelübernachtungen aus, gefolgt von Gästen
aus Deutschland (27,3%) und
aus Österreich (3,4%). (sda)
Gütesiegel für
Diction AG
BUCHS. Als zweites Unternehmen
der Branche ist der internationale Sprachdienstleister Diction
mit Hauptsitz in Buchs nach der
Qualitätsnorm ISO 17 100 zertifiziert. Diction bietet mit 70 Mitarbeitenden Übersetzungen, Lektorate, Korrektorate und Copywriting. Die Firma von Inhaber
Roger Koch und Geschäftsführer
Patrick Fassbender hat Filialen in
St. Gallen und Vancouver. (red.)
Bilder: Christof Lampart
Die neue digitale Fabrikationsstrasse der Aadorfer Kifa AG produziert Kisten fünfmal schneller als die alte Anlage.
Kisten am laufenden Band
Die auf Verpackungen, Innenausbau und Systembau spezialisierte Kifa AG in Aadorf hat in eine
neue Kisten-Fabrikationsstrasse investiert. Firmenchef Ruedi Heim spricht von einer neuen Ära.
CHRISTOF LAMPART
AADORF. Die Kifa AG ist seit rund
100 Jahren in der professionellen
Herstellung von Holzverpackungen und Holzkisten führend in
der Schweiz. Mit der Investition
in die neue Kisten-Fabrikationsanlage will die Hinterthurgauer
Firma diese Stellung unterstreichen und mit Nachdruck ausbauen. Seit gut drei Monaten fertigt das neue Herzstück der Kifa
Kisten am laufenden Band. Grössere Probleme – bei der Fabrikationsstrasse handelt es sich um
eine ganz nach Kundenwunsch
konzipierte Anlage – hat es seit
Mitte März nicht mehr gegeben.
«Kleinere Probleme konnten wir
in den ersten Tagen so lösen, so
dass sie bis heute nicht mehr
aufgetaucht sind», äussert sich
Unternehmensleiter Ruedi Heim
über die Leistungsfähigkeit des
Herzstücks der firmeninternen
Verpackungssparte erfreut.
Kinderleichte Bedienung
Die neue Fabrikationsstrasse
ist total digitalisiert. «Dank modernster Robotertechnologie haben wir einen geschlossenen
Kreislauf, der unsere Produktivität deutlich erhöht», sagt Heim.
So kann die neue Maschine so
programmiert werden, dass problemlos eine Sonderanfertigung
produziert werden kann – «ohne
dass es Verzögerungen gibt oder
wir umrüsten müssen», sagt
Heim und zeigt sich stolz, «für
unsere Kunden weit mehr als den
Branchenschnitt bieten zu können». Ein weiterer Vorteil ist die
leichte Bedienung. «Im Grunde
genommen kann auch ein KVStift sie am Computer programmieren», weiss Heim. Die Parameter werden direkt über Excel
eingegeben – den Rest erledigt
die Kisten-Fabrikationsstrasse.
Die Maschine besticht durch
Geschwindigkeit und Effizienz.
Für die Kifa AG steht darüber
hinaus die Wirtschaftlichkeit im
Vordergrund. «Die Investition
hat uns ganz klar schneller und
flexibler gemacht, was sich für
unsere Kunden in kürzeren Lieferzeiten und schliesslich auch in
Ruedi Heim
Unternehmensleiter der
Kifa AG in Aadorf
einem attraktiven Preis niederschlägt», nennt Heim die Vorteile
für Kifa und Kunden.
Fünfmal schneller als zuvor
Wie viel man investiert hat,
will Heim nicht verraten. Aber er
sagt, dass «wir jetzt fünfmal
schneller produzieren als vorhin».
Damit wird klar, dass es sich bei
der Anschaffung der modernsten
Kisten-Fabrikationsstrasse
der
Schweiz um keine Kleinigkeit
handelt. Die Aufhebung des Euromindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar 2015 war zwar kein Grund
für den Kauf der Anlage; zu
diesem Zeitpunkt lief sie bereits
im Probebetrieb. Aber die KistenFabrikationsstrasse war eine zielgerichtete Akquise, denn: «Wir
wollen auch noch in 20 Jahren
am Markt präsent sein», sagt
Ruedi Heim.
Neuer Chef, neue Gewinnwarnung
Kaum hat Warren East den Chefposten des Triebwerk- und Turbinenbauers Rolls-Royce übernommen,
muss er schon schlechte Nachrichten verkünden. Nach unten korrigierte Zahlen lassen die Aktie einbrechen.
SEBASTIAN BORGER
LONDON. So hatte sich Warren
East seinen Einstieg beim Weltkonzern Rolls-Royce (RR) nicht
vorgestellt. An seinem zweiten
Arbeitstag musste der neue Chef
des britischen Triebwerk- und
Turbinenbauers gestern die Londoner Börse mit der zweiten
Gewinnwarnung des Unternehmens binnen fünf Monaten erschrecken. Zu den geringfügig
nach unten korrigierten Zahlen
tragen ein schlechterer Absatz
eines bisher hoch populären
Flugzeugtriebwerks sowie Probleme in der Marine-Abteilung
bei. Die Aktie von Rolls-Royce
sackte um bis zu 9% ab.
Der Turbinen- und Motorenbauer mit weltweit 54 100 Mitarbeitenden, darunter 15 500
Ingenieure, verfügt mittel- und
langfristig über gute Perspektiven. Das Auftragsbuch weist Turbinen, Motoren und Dienstleistungen für globale Firmen und
Streitkräfte im Wert von umgerechnet 108,6 Mrd. Fr. aus. Erst
im April kam das grösste Ge-
schäft in der 109jährigen Firmengeschichte hinzu: Die Airline Emirates bestellte Triebwerke für 50 neue Superjumbos des
Typs Airbus A380. Letztes Jahr
betrug der RR-Umsatz 21,5 Mrd.
Fr., der Vorsteuergewinn ging
um 8% auf 2,36 Mrd. Fr. zurück.
Perle am Bodensee
Konzernchef East mahnte Investoren und Angestellte gestern
zu ausgewogener Wahrnehmung
der schlechten Nachrichten.
«Wir haben ein eigentlich starkes
Unternehmen mit guter Auftragslage und profitablen neuen
Produkten.» Börsianer vermerkten zufrieden, dass East die neuen Zahlen rasch veröffentlicht
hatte; bisher galt RR eher als
zögerlich in der Kommunikation
nach aussen.
Der Konzern hat in den
vergangenen Jahren mehrfach
Expertise im Motorenbau für
Schifffahrt und Off-shore-Förderung zugekauft. Dazu gehörte
auch der im vergangenen Jahr
abgeschlossene Erwerb der Tognum AG in Friedrichshafen mit
der traditionsreichen Tochter
MTU. Die jetzt als Rolls-Royce
Power Systems (RRPS) geführte
Firma mit rund 11 000 Mitarbeitenden, davon etwa 7500 in
Deutschland, fertigt dezentrale
Energieanlagen und Dieselmotoren für die Schifffahrt. «Deren
Technik ist phantastisch», urteilt
Analyst Howard Wheeldon.
Russland-Sanktionen als Last
Die Marine-Sparte werde dieses Jahr womöglich nur eine
schwarze Null erreichen, hiess es
gestern. Angesichts der schon
seit längerem wenig erfreulichen
Bild: pd
Warren East
Neuer Chef des britischen
Triebwerkbauers Rolls-Royce
Zahlen, die auf die westlichen
Sanktionen gegen Russland und
den niedrigen Ölpreis zurückgeführt werden, könnten wieder
Forderungen von Börsianern
laut werden, das Unternehmen
solle sich ganz aus dem MarineGeschäft zurückziehen. Vergangenen Herbst sprachen Analysten der Investec-Bank von einer
möglichen 20%-Wertsteigerung
im Fall einer Konzentration auf
das Kerngeschäft Luftfahrt.
«Sozialverträglicher» Abbau
Andere Beobachter raten von
einer Entflechtung ab, schliesslich sei für ein langfristig denkendes Unternehmen in zyklischen Branchen wie Flugzeugund Schiffbau eine Diversifizierung angebracht. Die MarineSparte macht ohnehin nur 12%
des RR-Umsatzes aus. RRPS will
bis Ende Jahr «sozialverträglich»
400 Arbeitsplätze abbauen. Der
Leiter der Friedrichshafener RRTochter, Ulrich Dohle, verhandelt derzeit mit dem Betriebsrat
über eine Standort- und Beschäftigungssicherung.
zig. Bereits nach den Sommerferien will die China Construction Bank (CCB) im Zürcher
Enge-Quartier eine Filiale mit
rund 40 Mitarbeitenden eröffnen. Noch ausstehend ist die
Bewilligung der Finanzmarktaufsicht (Finma). Sollte deren
aufwendiges Verfahren bis im
Herbst abgeschlossen sein, wäre
das rekordverdächtig schnell.
Antrieb auf chinesischer Seite
ist der Wunsch, eine globale
Wirtschaftsmacht zu sein. Dazu
gehört die Internationalisierung
der chinesischen Währung. Der
Renminbi soll wie Dollar, Euro,
Yen und Pfund eine globale Leitund Anlagewährung werden.
Dafür braucht es einen genügend grossen und frei zugänglichen Anleihen- und Aktienmarkt, auf dem die Finanzakteure ihre Renminbi-Guthaben anlegen können, und Währungsdrehscheiben (Hubs) zur Abwicklung solcher Transaktionen.
Die Einrichtung eines Renminbi-Hubs in Zürich ist in diesem Wirtschaftsplan Pekings ein
Mosaiksteinchen.
Umgekehrt
bringt der Hub der Schweiz in
einem ersten Schritt eine Erleichterung des Warenhandels.
Dank der CCB-Filiale kann man
künftig Zahlungen nach oder
von China in der Schweiz selbst
abwickeln, ohne teureren Umweg über Hongkong oder einen
anderen Hub. Von Vorteil ist das
vor allem für Unternehmen, die
Waren nach China exportieren
oder von dort importieren. Sie
können künftig diese Zahlungen
in Renminbi auch über ihre kleinere Hausbank tätigen. Das soll
einerseits die Transaktionskosten etwas senken und andererseits ein Anreiz sein, vermehrt
Handelsverträge in der chinesischen Währung abzuschliessen.
Zudem soll der Hub auch dem
Schweizer Finanzplatz die Türe
zu China öffnen. Schweizer Banken könnten sich so neue Geschäftschancen eröffnen. Möglich sei zum Beispiel neben dem
Firmenkunden-, Kapitalmarktund Devisengeschäft längerfristig ein Einstieg ins Kredit- und
Pensionsgeschäft. Andere Finanzplätze wie London oder
Frankfurt haben bereits einen
Renminbi-Hub. (sda)
Schub für Messe
Friedrichshafen
Die Messe
Friedrichshafen hat vergangenes
Jahr den Umsatz von 28,8 Mio.
auf rekordhohe 34,2 Mio. € gesteigert. Für das laufende Geschäftsjahr, das sich gut entwickle, erwartet die Messeleitung unter Klaus Wellmann einen Umsatz von 33 Mio. €. «Ausgesprochen gute Ergebnisse» der Aussteller- und Besucherzahlen versprechen erneut die internationalen Messen Aero sowie die
bald folgenden OutDoor und
Eurobike. Das letztjährige operative Ergebnis vor Steuern und
Mietzahlung beziffert die Messe
Friedrichshafen auf «sehr gute»
11,2 Mio. €. Davon floss eine Rekordmiete von 10,5 Mio. € an die
Besitzgesellschaft. 2014 fanden
auf dem Messegelände 79 (i. V.
80) Veranstaltungen statt. Die
Zahl der Besucher stieg von gut
613 500 auf 691 700. Mit den
«Turning Days» präsentiert sich
in Friedrichshafen ab 2017 eine
neue Messe eines Gastveranstalters. «Turning days» ist eine
Fachmesse für die Branche der
Drehtechnik und Drehteilefertigung. Die Messe Friedrichshafen
beschäftigt 81 Angestellte sowie
zusätzliche Aushilfskräfte. (T. G.)
FRIEDRICHSHAFEN.