Andrea Mais, Heike Kramer, Cordula Layer, Christine Klapp Jung

Andrea Mais, Heike Kramer, Cordula Layer, Christine Klapp
Jung-ahnungslos-angesteckt?
Strukturierte
ärztliche
STI-Prävention
(STI=Sexuell übertragbare Infektionen)
für
Jugendliche
an
Schulen
Das allgemeine Wissen zu STI in der deutschen Bevölkerung ist anhaltend schlecht. Das zeigen
neue Umfrageergebnisse der BZgA. Gerade die weitestgehend unbekannten STI, die durch
Chlamydia trachomatis und HPV hervorgerufen werden, sind bei jungen Menschen besonders
prävalent. Warum gehören Jugendlichen zu den Hautbetroffenengruppen für STI?
Die Morphologie des jugendlichen weiblichen Genitales begünstigt eine mögliche Infektion. Das
steht jedoch im krassen Gegensatz zu dem typischen Gefühl der Unverwundbarkeit pubertierender Jugendlicher. Mit 16 Jahren hat jedes 2. Mädchen und jeder 3. Junge Geschlechtsverkehr, ihre sexuellen Beziehungen sind häufig nicht stabil. Zusätzlich steigern mangelnde solide
anatomische und physiologische Kenntnisse mit Überschätzung des eigenen meist medialen
Wissens bei gleichzeitig hoher Risikobereitschaft die Infektionsgefahr.
Jugendliche aus sozial schwachen und bildungsfernen Elternhäusern sind besonders gefährdet.
Effiziente Strategien für eine wirksame Primär – und Sekundär-Prävention werden dringend benötigt.
Projektbeschreibung:
Ärztinnen der ÄGGF e.V. (Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung) bieten ergänzend zur
schulischen und familiären Sexualerziehung in 12 Bundesländern für Jugendliche strukturierte
ärztliche Informationsstunden an. Sie erklären ärztlich kompetent gesundheitliche Zusammenhänge wertschätzend und diversity orientiert. So werden in bis zu 8000 Veranstaltungen / Jahr
> 120.000 Jugendliche erreicht.
Themen – je nach Alter, ganzheitlich eingebettet:
• Anatomie und Physiologie des weibl./männl. Genitales
• Körperliche und seelische Veränderungen in der Pubertät
• Körperakzeptanz
• Jugendliche Sexualität, selbstbestimmte Sexualität
• Fertilität und Verhütung / Notfallverhütung
• Sexuell übertragbare Infektionen und ihre Prävention
• Impfungen
• 1. Besuch beim Frauenarzt- ärztin, Urologe/Urologin, J1/J2
• allgemeine Gesundheitsförderung,
• Krebsvorsorge, Krebsfrüherkennung und –prävention
Gesundheit Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Dokumentation 20. Kongress Armut und Gesundheit, Berlin 2015
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Setting:
• primär geschlechtshomogen, teilweise koedukativ
• 90 Minuten im Klassenverband in Schulen
• aufsuchend
• entwicklungsbegleitend
• sozialkompensatorisch
Evaluation:
Ziel:
Nachhaltiger Wissenszugewinn für zwei wichtige STI und deren Präventionsmöglichkeiten, sowie dessen systematische Implementierung innerhalb einer größeren Kohorte bundesweit.
Methoden:
Mit dem oben beschriebenen Konzept führten wir eine randomisierte, kontrollierte, prospektive
Interventionsstudie mit n=1.030 Jugendlichen aus 9. und 10.Klassen in unterschiedlichen Schulformen und drei Bundesländern durch. Es wurden das basale Wisse und der Wissenszuwachs zu
CT-Infektionen und Hepatitis B vor (T 0) und 2 - 3 Wochen nach einer Intervention (T2) in
Form einer 90 minütigen “Ärztinnenstunde in Schulen” erhoben. Im Anschluss von T0 wurden
subjektive Relevanz und Akzeptanz dieser Themen und die Ärztinneninformationsstunde allgemein evaluiert (T1).
Ergebnisse: (Auswahl)
Richtige Antworten zu T0 waren bei Warte-Kontroll- und Interventionsgruppe ähnlich:
Wissen zu Chlamydien 10%,
Wissen zu Hepatitis B 34%.
In der Warte-Kontrollgruppe ergab sich kein Wissenszuwachs in den nächsten 2 - 3 Wochen, in
der Interventionsgruppe stieg dieser hochsignifikant an:
Chlamydien auf 50%; Hepatitis B auf 68%, für beides p < 0.0001.
Mit dem Wissenszuwachs eng korreliert war die Höhe subjektiver Relevanz und Akzeptanz dieser Unterrichtsform. 95 % der Befragten fanden die Ärztinnenstunden sehr gut/gut. Seitdem
wurde diese Unterrichtseinheit wesentlicher Bestandteil für ein ärztliches Präventionsprogramm
an tausenden von Schulen in Deutschland.
Es ist davon auszugehen, dass sich die positiven Ergebnisse unserer Evaluation zu
Chlamydieninfektionen und Hep.B. auf andere STI – Inhalte übertragen lassen. Hier sind besonders die
HPV – Infektionen und die Impfung zur Prävention einer persistierenden Entzündung mit relevanten HP - Viren zu nennen.
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Schlussfolgerungen:
Diese Ergebnisse, bestätigt durch die anschließende breite praktische Anwendung, zeigen, dass
fokussierte ärztliche Gesundheitserziehung zum Thema Prävention bei Jugendlichen als eine der
„Hauptbetroffenengruppen für STI“ sehr gut ankommt und einen deutlichen reproduzierbaren
Wissenszuwachs erreicht, nicht zuletzt wegen der hochgradigen Akzeptanz dieser Unterrichtsform und der subjektiv beigemessenen Relevanz für die Jugendlichen.
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sämtliche Fotos in dieser Präsentation sind Eigentum der ÄGGF
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Literatur / Quellen:
Bundesgesundheitsbl 2014 · 57:830–839 DOI 10.1007/s00103-014-1982-8 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Ergebnisse aus der ersten Folgebefragung der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, (KIGGS Welle 1)
Bundeszentrale für politische Bildung: Dossier Herkunft gleich Zukunft? 2009
BZgA FORUM 2-2010 (Jugendsexualität International): Jugendsexualität in Deutschland 2010-Schwerpunkt Migration, Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der BZgA,
Deutsches Ärzteblatt 104 (43) , 2007 S. 2944 – 2949 Sozialer Status und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen:
Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) – Socioeconomic Status and Health in Children and
Adolescents
Friese K, Schäfer A, Hof H: Infektionskrankheiten in Gynäkologie und Geburtshilfe. Berlin, Heidelberg: Springer
2003;293
Klapp, C., Gille G., Diedrich K., Schäfer A., Moter A.,: Mit 14 schwanger, mit 20 steril? Chlamydieninfektionen bei
Teenagern in Berlin, Berliner Ärzte 08:15-19
PISA Studie 2009: Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund, Bildungsbeteiligung
Robert-Koch-Institut: STD-Sentinel-Surveillance in Deutschland, Epid Bull 03/2010,
Robert Koch Institut: Begleitevaluation zum Chlamydienscreening in Deutschland. Endbericht Chlamydia trachomatis
Laborsentinel 2013,
Weström L., Ist die Pubertät an sich ein Risiko für sexuell übertragbare Erkrankungen? Korasion 1992, 7:9-11
„Wissen der Allgemeinbevölkerung zu sexuell übertragbaren Infektionen (STI)“, Ausgewählte Ergebnisse der bundesweiten Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), „AIDS im öffentlichen
Bewusstsein 2013“, Info-Blatt BZgA, 18.Juni 2014
Kontakt
Andrea Mais
Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. (ÄGGF e.V.)
Lisztstraße 27 B
45657 Recklinghausen
[email protected]
www.äggf.de
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