BZBasel_Bericht/Infos/Interview

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www.bzbasel.ch
www.basellandschaftlichezeitung.ch
DIENSTAG, 5. JANUAR 2016
REGION
BASEL-STADT, BASELLAND, SCHWARZBUBENLAND
Die Poller sind endlich da
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NACHGEFRAGT
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«Eine Kopie des QR-Codes
würde funktionieren»
Spalenberg Die Autofahrer müssen aussteigen, um die neue Poller-Anlage zu bedienen
INTERVIEW: NOEMI LEA LANDOLT
Carlos Planella, die Anwohner bedienen die Poller-Anlage mit einem
QR-Code. Es ist ziemlich einfach, einen solchen Code zu kopieren.
Das ist tatsächlich so. Eine Kopie würde
funktionieren. Theoretisch könnte man
den QR-Code sogar abfotografieren und
VON NOEMI LEA LANDOLT
Die Poller am Spalenberg sind installiert und seit gestern in Betrieb. Rot
blinkend und piepend verschwinden
sie im Boden, wenn jemand seine Zufahrtskarte an die Bediensäule hält. Der
einjährige Pilot kann damit endlich
starten. Gekostet hat die Anlage inklusive Tiefbauarbeiten, Installation und
Wartung 136 000 Franken.
Den ersten Zwischenfall hat die Anlage bereits hinter sich: Während der
Festtage, als die frisch installierten Poller noch eingepackt waren, wurden sie
angezündet. «Wahrscheinlich ein Lausbubenstreich», sagt der Projektleiter
Romeo Di Nucci vom Amt für Mobilität.
Folgen hatte der Zwischenfall keine.
Die Poller kamen ohne Schaden davon.
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Leiter Fahrzeugzulassungen
des Justiz- und
Sicherheitsdepartements des
Kantons BaselStadt
dann das Smartphone an das Lesegerät
in der Bediensäule halten.
Für Notfälle gerüstet
Und so funktionieren sie: Von Montag bis Samstag, während des Güterumschlags zwischen 5 und 11 Uhr, fahren
die Poller automatisch runter und wieder hoch. Induktionsschlaufen im Boden erkennen Autos vor den Pollern
und die mechanischen Sperren verschwinden im Boden. Erst wenn das
Fahrzeug die zweite Induktionsschlaufe
auf der anderen Seite überquert hat,
fahren sie wieder hoch.
Nach 11 Uhr kommt man nur noch
mit einer Zufahrtsbewilligung in die Innenstadt. Anwohner und andere Berechtigte haben eine Karte mit einem
QR-Code. Diese Karte halten sie an das
Lesegerät der Bediensäule und die Poller verschwinden im Boden.
Was auffällt: Die Autofahrer müssen
jedes Mal aussteigen, um die Karte an
das Lesegerät zu halten. Denn die Bediensäule steht auf gleicher Höhe wie
die Poller. «Das war nicht anders möglich», sagt Romeo Di Nucci und verweist auf die örtlichen Besonderheiten
am Spalenberg. Entweder hätte man
die Bediensäule weiter vorne installieren müssen; dann wäre die Zufahrt in
die Rosshofgasse blockiert worden.
Oder man hätte die ganze Polleranlage
nach hinten versetzen müssen; dann
stünde sie jetzt exakt vor dem Schaufenster des dortigen Geschäfts.
Immerhin können Feuerwehrleute,
Polizisten und Sanitäter im Auto sitzen
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CARLOS PLANELLA
Pilotversuch Poller, BVD Basel-Stadt: Begehung vor Ort, «Pilotversuch Poller am Spalenberg»
bleiben. Sie können die Poller über den
sowieso eingebauten Funksender in ihren Fahrzeugen steuern. Auch bei einem Stromausfall müssen sich die Anwohner keine Sorgen machen: «Die
Poller senken sich dann automatisch ab
und bleiben unten, bis der Stromausfall
vorbei ist», sagt Di Nucci. Sollte es mit
der Bedienung über Funk nicht klappen, haben Blaulichtorganisationen zusätzlich einen Schlüssel, mit dem sie
die Poller dauerhaft herunterfahren
können – dann müssen sie allerdings
aussteigen.
Fernbedienung beantragen
Auch die Mitarbeitenden der Stadtreinigung bedienen die neue Poller-Anlage mit einem Schlüssel. «So können
sie die Poller über längere Zeit im Boden versenken, bis sie ihre Arbeit rund
um die Anlage erledigt haben», sagt Romeo Di Nucci. Sollte sich während des
Pilots zeigen, dass die Mitarbeitenden
der Strassenreinigung lieber eine Fernbedienung hätten, könne man eine solche im Nachhinein beantragen. Das
Gleiche gilt für Anwohner, die nicht gut
zu Fuss oder gehbehindert sind. «Sie
können bei der Motorfahrzeugkontrolle
eine Fernbedienung beantragen», sagt
Romeo Di Nucci.
In der Bediensäule ist auch eine Gegensprechanlage installiert. So können
sich zum Beispiel Taxifahrer bei der
Kantonspolizei melden, wenn sie einen
Gast in die Innenstadt fahren müssen.
Die Hotelgäste des Teufelhofs können
sich mit der Rezeption verbinden lassen, welche die Poller über eine Fernbedienung senken kann.
Von der neuen Poller-Anlage erhof-
fen sich das Amt für Mobilität und die
Kantonspolizei weniger unberechtigt
abgestellte Autos auf dem Spalenberg.
Die Polizei hat bereits vor der Installation der Poller die Fahrzeuge gezählt,
die ohne Berechtigung abgestellt waren
und wird die Zählung nun wiederholen. Die Erkenntnisse fliessen in einen
Bericht ein, der an den Regierungsrat
und den Grossen Rat geht. Diese entscheiden schliesslich, ob auch an anderen Orten in der Innenstadt Poller eingebaut werden. Romeo Di Nucci spricht
von zehn bis fünfzehn weiteren möglichen Standorten, wo Poller den Verkehr in die Innenstadt regeln könnten.
Poller hin oder her: Polizeikontrollen
werden trotzdem weiterhin nötig sein.
Auch um Missbrauch der Zufahrtskarten zu verhindern (siehe Interview
rechts).
Wie wollen Sie da Missbrauch
verhindern?
Jede Zufahrtsbewilligung hat eine Nummer, diese Nummer ist im QR-Code ersichtlich. An der Bediensäule bei der Anlage können wir die Statistik anschauen.
Wir können also sehen, wie oft jemand
die Poller-Anlage bedient. Fällt auf, dass
jemand besonders häufig in die Innenstadt fährt, suchen wir das Gespräch mit
dieser Person. Es kann ja auch Zufall
sein. Man hat zum Beispiel etwas vergessen und muss deshalb in kurzer Zeit
mehrmals hin und her fahren.
Die Statistik sehen Sie nur an der
Bediensäule vor Ort?
Ja. Im Moment sind wir noch nicht vernetzt, weil die Anlage am Spalenberg ein
Pilot ist. Falls es in Zukunft weitere automatische Poller in der Innenstadt gibt,
wäre das aber möglich und sicher auch
sinnvoll.
Fallen dank der Poller die
Polizeikontrollen am Spalenberg
weg?
Nein. Kontrollieren müssen wir trotzdem.
Nur weil jemand mit seinem Auto in die
Innenstadt fährt, heisst es nicht, dass diese Person eine Bewilligung hat. Hier
müssen die Polizisten abklären, ob die
Fahrzeughalter berechtigterweise dort
sind oder nicht.
Allschwil sammelt Kunststoff ein
Premiere Als erste Gemeinde in der Nordwestschweiz lanciert Allschwil eine Kunststoffsammlung, obwohl das Bundesamt für Umwelt davon abrät
VON JULIA GOHL
125 Kilogramm Kunststoff verbraucht der
Durchschnittsschweizer im Jahr. Dort wäre also viel Potenzial für Recycling zu finden. Trotzdem rät das Bundesamt für Umwelt (Bafu) den Gemeinden erst einmal
davon ab, eine Kunststoffsammlung einzurichten. Der Aufwand wäre zu gross und
teuer, Abnehmer kaum vorhanden. Die
Gemeinden sollen abwarten.
Vom Abwarten hat man in Allschwil genug. «Die Bevölkerung wartet auf so ein
Angebot», ist Gemeinderat Robert Vogt
überzeugt. Als erste Gemeinde in der
Nordwestschweiz bietet Allschwil deshalb
genau das an: Seit gestern können Einwohner einen separaten Abfallsack für
Kunststoff kaufen. Im Februar wird er
dann das erste Mal vor der Haustüre abgeholt, ab dann alle zwei Wochen.
Die Sammlung organisiert im Auftrag
der Gemeinde die Lottner AG, die den
Kunststoff von Hand sortiert, shreddert,
zu transportfähigen Ballen presst und an
interessierte Betriebe liefert. Diese seien
im Gegensatz zu den Aussagen des Bafu
reichlich vorhanden, wie Lottner-Geschäftsführer Philippe Moser betont. «Es
geht hier um einen wertvollen Rohstoff,
für den es diverse Abnehmer im In- und
Ausland gibt.» Die Lottner AG recycelt
schon länger Kunststoff für Industrie und
Gewerbe. «Dies auch auf Haushalte auszuweiten, ist schon länger ein Thema», so
Moser. Daher rannte Allschwil bei ihm offene Türen ein. Während rund einem Jahr
arbeitete die Lottner AG mit der Gemeinde das entsprechende Projekt aus.
Vorerst läuft dieses auf zwei Jahre begrenzt als Pilotversuch. Die Gemeinde hat
sich zum Ziel gesetzt, 200 Tonnen Kunststoff jährlich einzusammeln. Erste Zwischenergebnisse sollen schon im Sommer
vorliegen. Einige Gemeinden warten bereits gespannt darauf. Sie stehen mit Allschwil in Kontakt und haben Interesse an
einer eigenen Kunststoffsammlung bekun-
360 000
Liter Erdöl will Allschwil mit
der Kunststoffsammlung jährlich einsparen.
det, sollte das Projekt erfolgreich sein. Erreichen die Allschwiler ihr Ziel von 200
Tonnen Kunststoff im Jahr nicht, wird der
Gemeinderat prüfen, ob und wie es mit
dem Projekt weitergeht. «Der Aufwand
für die Sammlung bleibt gleich gross, ob
wir viel Kunststoff einsammeln oder wenig», begründet Vogt. «Nur wenn wir die
Zielgrösse erreichen, macht die Sammlung ökonomisch und ökologisch Sinn.»
Bioabfall als Vorbild
Sowohl Allschwil als auch die Lottner
AG zeigen sich optimistisch, dass die Zielgrösse erreicht wird. Bekräftigt wird die
Gemeinde dabei durch ihre Erfahrungen
mit der 2010 eingeführten Bioabfuhr, die
Vogt als «überwältigenden Erfolg» bezeichnet. Vor deren Einführung wurden
in Allschwil jährlich 280 Tonnen Bioabfälle rezykliert. 2014, nach der Einführung
der Sammlung, waren es 1195 Tonnen.
Einen ähnlich Erfolg erhofft sich Allschwil bei der Kunststoffsammlung. «Es
gibt viele Leute, die das Angebot aufgrund
ihres ökologischen Bewusstseins nutzen
werden», glaubt Andreas Dill, Umweltbeauftragter der Gemeinde Allschwil. Für
die anderen sei neben der bequemen Abholung vor dem Haus auch der finanzielle
Aspekt attraktiv: Für einen 35-Liter-Sack
zahlen Allschwiler gerade einmal 72 Rappen, für einen gleichgrossen Kehrichtsack
ab 1. Februar Fr. 1.70. Bei einem 60-LiterSack sind es Fr. 1.28 statt Fr. 3.40.
Allschwil rechnet damit, mit der Kunststoffsammlung jährlich 360 000 Liter Erdöl einsparen zu können. Da die nicht rezyklierbaren eingesammelten Kunststoffe als
Ersatzbrennstoff für Kohle verwendet
werden, könnten davon zudem 72 Tonnen
eingespart werden. «Zusammen entspricht dies einer Energiemenge, mit welcher 300 Einfamilienhäuser beheizt und
mit Warmwasser versorgt werden können», rechnet die Gemeinde vor. Der CO2Ausstoss der Gemeinde soll so um 340
Tonnen pro Jahr reduziert werden.