Teurer Helfer – leider!

Fotos: Höner
Landtechnik
Bei einem aufwendigen Testprojekt im Herbst waren die beiden Test-Gatoren eine willkommene Hilfe.
TOP AGRARFAHR­
BERICHT
Teurer Helfer – leider!
John Deere bringt zwei neue Gator-Modelle auf den Markt und möchte die
Fahrzeuge auch in der Landwirtschaft absetzen. Wir waren auf Probefahrt.
N
atürlich ist der praktische Helfer
teuer. Und natürlich gibt es günstigere Betriebsautos. Doch wer
mal einen der grünen Flitzer ausprobiert hat, findet schnell Spaß dran und
gibt ihn ungern wieder her. Wir waren
ein paar Tage mit den zwei neuen
John Deere ­Gatoren unterwegs: einem
Zwei- und einem Viersitzer der Reihe
XUV 550. Diese UTVs oder Side-bySides sind in den USA auf jeder Farm
unterwegs. Mit gutem Grund: Man
kann schnell auf den Sitz springen,
braucht keinen Helm, kann einen Beifahrer mitnehmen, Sachen auf der Ladefläche transportieren und einen
(leichten) Pkw-Anhänger ziehen.
Zwar haben die Amerikaner eine
ganze Reihe unterschiedlicher Modelle
im Programm, aber als flinkes, straßentaugliches Fahrzeug gab es in
Deutschland bisher vor allem die Typen
HPX in Prämienausstattung. Mit Diesel,
nahezu kompletter Kabine und zum
stolzen Preis von bis zu 20 000 € (alle
Preise ohne MwSt.). Die neuen Typen
XUV 550 wurden nun abgespeckt, mit
einem luftgekühlten Benziner ausgestattet und der Frontscheibe beraubt. Die
Basis unserer beiden Gatoren ist gleich.
Das Chassis des XUV 550 S4 wurde
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Übersichtliches Cockpit: Die Gatoren lassen sich kinderleicht fahren.
top agrar 3/2014
78 
cm gestreckt, was Platz für die
zweite Sitzreihe bringt.
Wenn man etwas mit dem Gas spielt,
erwachen die Zweizylinder schnell zum
Leben und zeigen sich drehfreudig. Der
übliche Gatorfahrer fährt gern „digital“,
also Null oder Eins: Der Benziner kann
das „Sofortvollgas“ vermutlich besser ab
als der Diesel des Premiummodells.
Der Zweisitzer erreichte 40 km/h
Höchstgeschwindigkeit nach flotten
7 Sekunden, der Viersitzer war mit
Die Daten der grünen Gatoren
Messwerte in Testausstattung
Motorleistung
1)
Radstand
Maße, Breite und Höhe
Maße Pritsche (L x B)
XUV 550
XUV 550 S4
1,96 m
2,74 m
1,40 m; 1,89 m 1,40 m; 1,89 m
80 x 120 cm
Zusatzladefläche (L x B)
keine
56 x 98 cm
Bodenfreiheit
26 cm
22,5 cm
Bereifung vorne
26 x 8.00 R 12
25 x 8.00-12
Bereifung hinten
26 x 10.00 R 12 25 x 10.00-12
Wendekreis außen
7,70 m
10,56 m
Leergewicht
610 kg
780 kg
Gemessene Höchstgeschwindigkeit
40 km/h
46 km/h
7 sec
10 sec
79,5 dB (A)
78,5 dB (A)
Grundpreis2)
9 246 €
10 271  €
Preis in Testausstattung inklusive
StVZO-Kit (Straßenzulassung)2)
11 960 €
13 184  €
Lautstärke b. Höchstgeschwindigkeit
1)
Geländegängig: Das stufenlose Variator-Getriebe bietet neben dem Rückwärtsgang die beiden Fahrbereiche L
und H, wobei die Höchstgeschwindigkeit der Geländeuntersetzung L bei
etwa 28 bis 30 km/h liegt (wechseln
ohne Kupplung im Stand). Allrad und
Diff.-Sperre lassen sich per Hebel mechanisch schalten und machen die Flitzer sehr geländegängig (vorne Selbstsperr-Diff.). Allerdings liegt der Viersitzer wegen des längeren Radstands und
der in Testausstattung etwas geringeren
Bodenfreiheit schneller auf. Für super
Fahrkomfort – wir sind fast mit Vollgas
über einen gepflügten Acker gebrettert
– sorgt bei beiden die tolle Federung.
Alle vier Räder haben Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und Stoßdämpfern. Auch die Verschränkung ist
super: Fährt man schräg durch eine
Pflugfurche, bleiben alle vier Beine am
Boden. Die Vorderräder stehen seitlich
etwas über die Kotflügel hinaus, was
zwar vor Schäden schützt, beim Fahrer
und Beifahrer aber zu „Sommersprossen“
führt. Hier sollte John Deere vielleicht
Kotflügelverbreiterungen anbieten. Die
sind vielleicht nicht so stylisch, schützen
die Passagiere aber vor Schmutz.
Fahrer bis 1,90 m finden einen angenehmen Platz, größere stoßen mit den
Knien an. Auch in der zweiten Reihe des
Viersitzers ist der Komfort okay. Die Rückenlehne der zweiten Bank lässt sich
einfach herunterklappen. Dann entsteht
eine Hilfsladefläche mit umlaufendem
Rohrbügel – praktisch. Weniger robust
fanden wir die große Ladefläche hinten –
sie besteht aus Kunststoff. Oben hat der
Laderaum zwar Palettenmaße, unten
engen aber Radkästen den Platz ein.
Hier und am gesamten Kunststoffdesign
merkt man den neuen Gatoren etwas an,
dass sie auch für eine solvente Spaßfraktion entwickelt wurden.
Trotz Abspecken des Topmodells liegt
der Einstiegspreis unserer Test-Gatoren
noch bei 9 200 € für den Zweisitzer und
10 200 € für den Viersitzer. Für die (steuerfreie) Straßenzulassung kommen noch
einmal 1 620 € dazu, plus Zubehör wie
z. B. ein Dach. Zu dem Preis findet man
unter www.mobile.de einen gebrauchten,
etwa sechs Jahre alten Pick-up. Der ist
dann nicht so handlich, mindestens eine
Tonne schwerer und steuerpflichtig.
Guido Höner
12,1 kW/16 PS 12,1 kW/16 PS
80 x 120 cm
Beschleunigung 0 auf max.
46 km/h etwas schneller und brauchte
bis zum Topspeed 10 Sekunden. Normalerweise sind beide gleich flink und werden für die Straßenzulassung auf maximal 40 km/h begrenzt. Die Bremsen
und die präzise Lenkung vermitteln ein
sehr sicheres Fahrgefühl.
Schnell gelesen
Die Ladefläche
der beiden
Gatoren ist für
relativ magere
181 kg Zuladung
ausgelegt. Die
Anhängelast
beträgt 499 kg.
• Wir haben Zwei- und Vier-
sitzer-Gatoren getestet.
• Bei Fahrkomfort, Gelände-
tauglichkeit und Verarbeitung
gibt’s nichts auszusetzen.
• Die Fahrzeuge lassen sich auf
dem Betrieb vielseitig einsetzen: aufspringen, losfahren –
der Nutzfaktor ist hoch.
• Der Preis konkurriert mit ge-
Hersteller-Angabe, 2) Listenpreise ohne MwSt.
Vor allem auf größeren Betrieben macht sich der Gator bei Kleintransporten sehr nützlich.
brauchten Pick-ups. Betriebswirtschaftlich dürften sich
auch die abgespeckten
Gatoren nur schwer rechnen.
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