Ethnografische Forschung in der Sozialen Arbeit. Potenziale für die

Ethnografische Forschung in der Sozialen Arbeit.
Potenziale für die Theorieentwicklung
Call for Papers für einen Sammelband, herausgegeben von Kathrin Aghamiri, Anja Reinecke-Terner,
Rebekka Streck und Ursula Unterkofler
Ethnografische Forschung dient der Sozialen Arbeit seit jeher dazu, praktische Zustände zu erfassen
und insofern zu theoretisieren, dass sie als Denk- und Handlungsgrundlage für eine wissenschaftlich
informierte und reflektierte Praxis dienen kann – etwa im Kontext bürgerlicher Sozialreform (vgl. Hoff
2012a) oder im Rahmen der Chicago School, insbesondere durch Jane Addams in Hull-House (vgl.
Miethe 2012). Darüber hinaus können auch Mary Richmonds (vgl. Riemann/Schütze 2012) und Alice
Salomons (vgl. Hoff 2002b) Verknüpfung zwischen eigener (Teilnahme an) Praxis und distanzierter
analytischer Arbeit und Theoriebildung als ethnografische Forschungsprozesse interpretiert werden.
An einige dieser Traditionen knüpfen auch die Arbeiten von Schütze (1992, 1996, 2000) oder
Riemann (2000, 2009) an, die zum einen eine Theoretisierung des Feldes Sozialer Arbeit vorantreiben
oder aber eine ethnografische Haltung und damit Abstraktion eigener Praxis für die Selbstreflexion
Sozialer Arbeit vorschlagen.
Zurzeit gewinnen diese vielfältigen Traditionen ethnografischer Forschung im Feld Sozialer Arbeit
wieder an Bedeutungen. Eine Systematisierung vorhandener Ergebnisse, die fall- und
feldübergreifende theoretische Erkenntnisse aufgreift, gibt es jedoch noch nicht.
Der geplante Sammelband fokussiert deshalb nicht methodologische oder methodische Fragen der
Ethnografie, die in vielerlei Hinsicht aus der erziehungswissenschaftlichen oder soziologischen
Literatur herangezogen und auf Forschungen im Feld Sozialer Arbeit übertragen werden können.
Vielmehr soll der Mehrwert von ethnografischer Forschung im Feld der Sozialen Arbeit herausgestellt
werden. Durch die Teilnahme im Feld und eine rekonstruktive Analyse kommt es zu neuen
Sichtweisen auf (professions-)theoretische Zusammenhänge.
Vor diesem Hintergrund verfolgt der Sammelband das Ziel, Ergebnisse aktueller ethnografischer
Forschungsarbeiten zu vereinen. Angesprochen sind Forscher_innen, die mit ethnografischen
Forschungsdesigns das Handeln von Adressat_innen und/oder professionell Tätigen, Situationen,
Settings oder Organisationen Sozialer Arbeit erforscht haben, und Interesse haben, die Ergebnisse
ihrer Studien darzustellen sowie deren theoretische Potenziale für die Soziale Arbeit zu diskutieren.
Anspruch der Herausgeberinnen ist es, im Anschluss an die Einzelbeiträge ein beitragsübergreifendes
Fazit zu ziehen, das über die theoretischen Implikationen der Einzelstudien hinaus geht, d.h.
übergreifende Thesen identifiziert und für die Theoriebildung Sozialer Arbeit diskutiert.
Interessierte Forscher_innen senden ein Abstract ihres angebotenen Beitrags, das sowohl die
Ergebnisse als auch die Theoretisierungspotenziale umreißt (max. 6000 Zeichen), bis zum 15.12.15 an
Kathrin Aghamiri ([email protected]) und Ursula Unterkofler ([email protected]).
Nach Sichtung und Auswahl der Beiträge ist für Frühjahr 2016 ein gemeinsames Treffen der
Autor_innen zur konzeptionellen Diskussion und Entwicklung der Publikation geplant. Eine
Bereitschaft zur Teilnahme an diesem Austausch wird vorausgesetzt.