Christnacht-Feier Donnerstag, 24. Dezember, 23.00 Uhr! Ein

Christnacht-Feier
Donnerstag, 24. Dezember, 23.00 Uhr!
Ein feierlicher Gottesdienst mit Weihnachtsliedern, Gesang und Musik.
Mitgestaltet von den Konfirmandinnen und Konfirmanden St. Laurenzen - St.
Leonhard. Pfr. Hansruedi Felix, Liturgie und Predigt. Rudolf Lutz, Orgel;
Matthias Lutz, Saxophon. Antonia Frey, Mezzo-Sopran.
PREDIGT/KURZGEDANKEN (Immer wieder leuchtet im Leben ein Stern auf)
Dass uns ein Licht aufgeht, kommt ja ab und zu einmal vor, dass uns aber ein
neuer Stern aufgeht, der unser ganzes Koordinatensystem
durcheinanderwirbelt, das passiert uns nur wenige Male in unserem Leben.
Liebe Weihnachtsgemeinde
Gott sei Dank, hat unser Leben im Normalfall einen wohlgeordneten
Rhythmus. Alles ist klar und vertraut. Wir wissen, wann wir aufstehen sollen,
welche Beschäftigungen uns dann erwarten und welche Arbeiten, mit wem wir
es zu tun haben, wann wir die Mahlzeiten einnehmen, wann der Feierabend
kommt und nach welchem Fernsehfilm wir uns dann ins Bett legen – vielleicht
auch erst nach dem zweiten Film dann. Dieser Rhythmus hat etwas
beschauliches und beruhigendes zugleich. Wir sind in ihm geborgen. Alles hat
seinen Platz. Alles steht unter Kontrolle, meist unter unserer eigenen Kontrolle
und das gibt ein Gefühl von Sicherheit.
Vielleicht ging es den Sterndeuter aus dem Osten ja auch so: Nachts
beobachteten sie die Sterne am klaren Himmel, machten ihre Beobachtungen
und folgerten daraus ihre Überlegungen, die sie in kurzen Notizen festhielten.
Dann gingen sie schlafen und am andern Tag schrieben sie die Notizen ins
Reine, zogen daraus ihre Folgerungen, wälzten dicke, schwere, alte Bücher
und verglichen ihre Folgerungen mit noch viel älteren Aufzeichnungen,
Beobachtungen, Überlegungen und Schlussfolgerungen. Und dann beim
Nachmittag-Tee tauschten sie das alles jeweils miteinander aus.
Tag ein Tag aus war das vielleicht der Ablauf für dieser Magier, der zwar auf
die Sterne ausgerichtet war, letztlich aber unter ihrer eigenen Kontrolle stand.
Ein sicherer Ablauf.
Bis dann wirklich einer Tages etwas ganz Besonderes geschah: Alle drei
beobachteten im Westen einen eigenartig hellen Stern, vielleicht war es auch
ein Stern mit einem Schweif oder was auch immer, jedenfalls war da für sie
ein Stern aufgegangen, der ihr ganzes weiteres Leben durcheinander brachte.
Ganz unerwartet war dieser Stern aufgetaucht.
Und sie trafen sich noch in der gleichen Nacht um ihre Beobachtungen
miteinander zu teilen. Und gegen morgen hin nahmen sie die alten Bücher
vor, und jeder blätterte in seiner Schrift und suchte und suchte um zu
verstehen, was da am Himmel aufgetaucht war, - und was das zu bedeuten
hatte.
Und wir wissen nicht, ob es dann Kaspar, Melcheor oder Balthasar war – so
wurde die drei Weisen in späterer Zeit benannt - der dann in der
Morgendämmerung endlich fündig wurde: Der besondere Stern deutet die
Geburt eines Grossen an, eines Königs.
Und der zweite fand dann, dass es ein Friedenskönig sein müsse, auf den
viele viele Menschen über viele Generationen hinweg gewartet haben.
Und der Dritte fand dann, dass der neue Weltenkönig im jüdischen Volk
erwartet wurde. Und er folgerte daraus, dass er bestimmt in Jerusalem zur
Welt gekommen sei!
So hatten sie die neuen Koordinaten zusammen. Etwas weltbewegendes war
geschehen. Und ihr Entschluss war schnell gefasst: Sie wollten gleich
aufbrechen und gegen Westen ziehen, nach Jerusalem, um dem neu
geborenen König ihre Aufwartung zu machen und ihm zu huldigen.
Schnell packten sie für diesen wertvolle Geschenke ein, Gold, Weihrauch und
Myrrhe.
Vorbei war es mit der Ruhe und dem geregelten Ablauf. Alles lief nun drunter
und drüber und entbehrungsreiche Tage und kalte Nächte brachten sie Schritt
um Schritt dem grossen Geheimnis entgegen.
Liebe Gemeinde
Ich liebe solche Legenden – und immer enthalten sie ein Stück Wahrheit.
Natürlich machen sie sich auch schön:
Der Stern und die drei Könige tauchen das Ereignis in Bethlehem nochmals in
ein noch geheimnisvolleres Licht, als es die junge Frau mit dem Kind und dem
Mann und der Ochs und der Esel es vermochten hätten. Auch noch etwas
glitzernder als es das Licht der Engel und der Besuch der Hirten es alleine
vermocht hätten.
Fast etwas ärmlich eine Krippe ohne Stern und ohne die drei Könige auf ihren
Kamelen!
Was ich heute aber auch noch aus dieser Geschichte ziehen will ist dies:
Es mag uns ab und zu mal ein Licht aufgehen, dass uns aber ein neuer Stern
aufgeht, der unser ganzes Koordinatensystem durcheinanderwirbelt, das
passiert uns nur wenige Male, und es ist gut solche besonderen Ereignisse zu
erkennen und uns auf sie auszurichten; und uns nicht vor ihnen zu fürchten,
sondern ihnen vertrauensvoll entgegen zu eilen.
1. Stellen Sie sich vor diese Magier, Könige oder Sterndeuter hätten
vergessen mit dem Fernrohr den Himmel abzusuchen, sie hätten nicht mehr
auf das geachtet was da passiert, wären nicht mehr aufmerksam gewesen, so
2
mit dem Gefühl, da kommt sowieso nichts mehr Neues. Ja wenn das so
gewesen wäre, wär unsere Geschichte wirklich viel ärmer.
So arm, wie wenn wir aufhören würden unser Leben aufmerksam zu leben
und achtsam, und wenn wir aufhören würden zu erwarten, dass sich auch bei
uns das eine oder andere noch verändern könnte, dass auch bei uns wieder
mal ein Stern aufscheinen würde, der uns in ein ganz neues
Koordinatensystem stellt.
2. Oder stellen Sie sich vor, die Sterndeuter hätten den Stern zwar gesehen,
aber um keinen Preis wollten sie ihre Sicherheit aufgeben, ihre
Selbstbestimmung und den gewohnten Takt. „Eigenartig“ hätten sie zwar am
andern Tag zueinander gesagt, beim Tee, „Eigenartig, ja ich habe es auch
gesehen“. Aber sie wären nicht abgewichen von all dem, was sie sich
gewohnt waren. Sie hätten noch ein Stück Zucker in den Tee gerührt, aber ihr
Tag und alle weiteren Tage wären ohne Unterschied verlaufen, einer wie der
andere. Auch so entstände keine sehr schöne Weihnachtsgeschichte.
So entstehen auch keine sehr schönen Lebensgeschichten. Es bleibt zwar
alles bei seiner Ordnung, aber es verändert sich nichts. Immer das gleiche
Lied. Keine Tiefpunkte zwar, aber auch keine Höhepunkte. Keine
beschwerlichen Reisen, aber auch keine Anbetung vor dem Kind.
3. Und etwas Letztes: Sie hätten zwar den Stern sehen können, aber weil er
so besonders und anders war, wäre in ihnen eine Angst aufgekommen: Da
droht uns ein Ereignis den geregelten Tagesablauf aufzubrechen. Das darf
nicht sein! Ich behalte die Kontrolle über alles. Ich werde doch nichts
verändern. Das wär ja noch was, wenn ein Stern plötzlich mein Leben
bestimmen würde. Wenn ich wegen ihm alles verändern müsste. Schuster
bleib bei deinen Leisten. Ja nicht!
Und da wäre nichts leichter gewesen, als den Stern zu verteufeln, irgend ein
Zeichen für eine drohende Katastrophe oder für den Weltuntergang, oder so
was. Also da bleibt man lieber im Bett.
Nein, liebe Gemeinde, so haben sie nicht gehandelt und so handeln auch wir
nicht in unserem Leben. Das wär ja noch: Stellen Sie sich vor, als Sie ihren
heutigen Partner kennen lernten oder ihre Partnerin: Ein neuer Stern am
Himmel! Natürlich hat das bei Ihnen viel verändert, und natürlich war es
entbehrungsreich und schwierig manchmal, aber stellen Sie sich vor, Sie
wären da feige gewesen.
Oder als Sie damals feststellten, dass Sie schwanger sind.
Oder als Ihnen klar wurde, dass Sie die Stelle wechseln müssen.
Oder dass definitiv nun eine neue Zusatzausbildung angesagt ist.
Oder als sie von einem Tag auf den Andern aufgehört haben zu rauchen
vielleicht. Und es ging.
Oder als Sie wieder anfingen Sport zu treiben.
Oder, oder, oder…
So vieles gibt es, was uns neu aufgeht und aus der gewohnten Bahn wirft.
Gott sei dank.
Und das auch noch zur Geschichte, die wir nun gleich hören werden:
Manchmal hilft nicht das Beobachten allen.
Manchmal braucht es da auch den Rat von anderen Menschen.
Und manchmal braucht es den Rat unserer Träume und oft helfen uns unsere
Träume mit solchem Raten.
Und der Gott des Lebens, der uns in unserem Leben immer wieder neu
beschenken will, er lässt über uns ab und zu neue Sterne aufgehen, schickt
uns Engel und Menschen, die uns beraten, und weist uns durch unsere
Träume.
Ich danke Ihm für solche Sternstunden!
Amen.
Und nun also diese Geschichte. Die Weihnachtsgeschichte, wie der
Evangelist Matthäus sie berichtet.
Ich lade Sie ein, das Gesangbuch bereit zu halten bei Lied 426 Das isch de
Stärn.
Wir werden an drei Stellen der Lesung je eine Strophe dieses Liedes singen