Wie man sich in ein Restaurant verlieben kann

03/
Der Bienenkorb
2015
Schwerpunkt: 15 Jahre SeitenWechsel
Nachrichten aus der Patriotischen Gesellschaft von 1765 I Oktober 2015
Wie man sich in ein Restaurant verlieben kann
„Zum Alten Rathaus“ neu eröffnet
S
eit Juli 2015 sind die Herren Christian
und Torben Kostiuk und Constantin Klan
Pächter des neuen Restaurants „Zum
A lten Rathaus“. Seit dieser Zeit wurde eifrig
­
neu geplant und umgebaut. Mittlerweile sind die
Umbau- und Gestaltungsarbeiten ­nahezu abgeschlossen. Die Eröffnung ist für den 4. November
geplant. Wir haben C
­ hristian Kostiuk nach seinen Plänen gefragt.
Herr Kostiuk, Sie haben ein Schmankerl zur
Eröffnung geplant. Was genau?
Wir freuen uns sehr,
dass wir den Ersten Bürgermeister Olaf Scholz
dazu gewinnen konnten, u
­nser Restaurant
am 4. November zu
er­
öffnen. Dies ist uns
sicherlich nur aufgrund
der Wichtigkeit dieses
historischen Standortes
gelungen. ­
Dafür sind
wir sehr dankbar.
Wie fühlt es sich
­eigentlich an, ­d ieses
Restaurant in einem der bedeutendsten
­Baudenkmäler Hamburgs gepachtet zu haben?
Uns alle erfüllt das mit Stolz und es ist eine tolle
Aufgabe für unsere Zukunft. Denn es ist ein Privileg in so einer Stadt, die weltbekannt ist und in
Deutschland einen sehr hohen Stellenwert hat, so
ein Restaurant zu eröffnen.
Mein Bruder und ich sind Hamburger Jungs
– hier geboren und aufgewachsen, und wir
­lieben unsere Stadt! Wir haben es uns zum Ziel
­gemacht, Touristen, Bürgern und Interessierten
die Schönheit und Wichtigkeit unserer Stadt zu
zeigen. Aber wir möchten auch unseren Beitrag
dazu leisten, diese Stadt noch schöner und interessanter zu ­m achen.
Diese Möglichkeit wird uns mit der Restaurant­
eröffnung geboten. Deshalb kann man sagen,
dass wir uns in unser Restaurant wirklich verliebt
haben. Wir können hier viele Dinge vereinen:
unseren Gästen traditionelle Hamburger Küche
näher bringen, Touristen Geschichten über den
Ursprung der Hamburger ­
K aufmannstradition
­erzählen und den Bürgern der Stadt in diesen historischen Gemäuern Lebensart, K
­ ultur und ­Genuss
zum Erlebnis zu machen. Wir sind anständige
und ordentliche Jungs und p­ assen sicherlich auch
d­ eshalb sehr gut zum hanseatischen Gedanken der
Patriotischen Gesellschaft.
Sie haben ja einige Umbauten durchgeführt – das
Restaurant erstrahlt in völlig neuem G
­ ewand.
Was steckt man denn an Geld in die Renovierung rein?
Viel Geld. Es ist eine idealistische Summe. Das
konnten wir im Vorwege auch nicht ganz greifen.
Der Denkmalschutz hat da ja auch ein Wörtchen
mitzureden. Wir wollten diesen Räumen wieder
etwas ganz Besonderes zurückgeben. Einfaches
Möblieren wäre für uns nicht in Frage g­ ekommen
Weiterhin führen wir ja schon sehr erfolgreich
einige Gastronomiebetriebe in H
­ amburg; wir
wissen somit, worauf es in Gestaltung und ­Optik
­ankommt, um in dieser Stadt einen Treffer zu
­laden. Das Interieur ist besonders – wir haben
versucht, Tradition und Moderne zu verbinden.
Das ­Deckengewölbe mit goldenen Akzenten findet sich in vielen Messingelementen – unter anderem an der Bar im Herzen des Gastraums – wieder. Dunkles Eichenholz und geknöpftes Leder
als traditionelle hanseatische Elemente spiegeln
sich mit den modernen Akzenten in Dekoration
und den Design-Lampen – Tradition und Moderne gehen hier Hand in Hand. Dies gilt übrigens
auch für die Küche.
Welche Küche servieren Sie zukünftig?
Bei uns wird alles hamburgisch! Hanseatische
Speisen werden sinnlich und ästhetisch interpretiert. Traditionelle und regionale frische
­Küche mit erstklassiger Qualität zum Frühstück,
­M ittag und zum Abendbrot. Unser gastronomisches Konzept schließt alles, was die Hansestadt
zu ­bieten hat, zu einer perfekten kulinarischen
Komposition zusammen.
Wir werden ab dem 4. November täglich ab
8 Uhr geöffnet haben.
I1I
Die Pächter Torben und
Christian Kostiuk im
­Gewölbekeller des Hauses
Ab 4. November empfängt
das Restaurant „Zum Alten
Rathaus“ im Haus der
Patriotischen Gesellschaft
seine Gäste
Der Bienenkorb | Oktober 2015
Entschlossen offen – kein Ein- und Ausschluss
in der Jugendhilfe
Für das Recht, in Freiheit und Würde erzogen zu werden
A
m Montag, dem 13. Juli 2015 von
09:30 – 16:30 Uhr fand in den Räumen der Patriotischen Gesellschaft von
1765, Trostbrücke 6, eine ganztägige Fachveranstaltung statt. Thema war, a­lternative Konzepte
und Methoden zu Freiheitsentzug, Entwürdigung
und Heimkarrieren zu entwickeln und grundsätzlich einen institutionellen Machtmissbrauch zu
verhindern.
An der Veranstaltung nahmen Staatsrat Jan Pörksen,
Prof. Tilman Lutz, Dr. med. ­Charlotte K
­ öttgen,
Dr. Wolfgang Hammer, Prof. Timm Kunstreich,
Burkhard Czarnitzki, Maren ­Peter, Dr. Melanie
Leonhard (SPD), Dr. Wolfgang P
­ hilipp Heißner
(CDU), Anna Gallina (Bündnis 90 – Die Grünen),
Sabine Boeddinghaus (Die Linke) und Prof. Michael Lindenberg (Moderation) als Referenten und
Diskutanten auf dem Podium teil.
Anders als bei der Wiedereröffnung der geschlossenen Unterbringung Feuerbergstraße Anfang 2003,
die einer ordnungspolitischen Wahlkampagne der
Schill-Partei folgte und u
­ nnachgiebige Härte gegenüber Jugendlichen signalisieren ­
sollte, wird
nach dem mehrmaligem Scheitern neuer Versuche
geschlossener Unterbringungen mittlerweile kaum
jemand in der Fachwelt den Einschluss von Kindern für einen pädagogisch sinnvollen Weg halten.
In diesen Jahren bekannt gewordene Methoden
der Entwürdigung und Erniedrigung, wie sie aus
der Hasenburg, in Brandenburg und zuletzt aus
den Skandalheimen – z.B. Friesenhof, im Kreis
Dithmarschen – bekannt geworden sind, erinnern
an die überholt geglaubte Mottenkiste „schwarzer
Pädagogik“.
Die Veranstaltung befasste sich mit der Frage, warum der neue Hamburger Senat nach der Auflösung
der „Feuerbergstraße“ vor sieben Jahren, zusammen mit Bremen, schon wieder eine eigene geschlossene Unterbringung plant.
Während bei den Fachleuten Einigkeit darüber
herrschte, dass geschlossene Heime ein Irrweg sind,
gab es bei den Vertreterinnen der politischen Parteien erwartungsgemäß kontroverse Auffassungen
zu diesem Dauerthema in der Hansestadt Hamburg,
ein Konflikt insbesondere zwischen Politik und
Fachleuten, der sich fortsetzen wird, solange die
­Politik sich für Erziehen unter Zwang entscheidet.
Dr. Charlotte Köttgen und Prof. Timm Kunstreich,
AK ­Kinder, Jugend und Bildung
Baustelle Inklusion
Erfolgreicher Abschluss der Reihe „Inklusion in Hamburg“
M
it der A
­
bschlussveranstaltung
„Bau­­stelle Inklusion“ ­wurde am
2. Juni 2015 die ­Veranstaltungsreihe
„Inklusion in Hamburg – Gemeinsam leben,
lernen und arbeiten“ erfolgreich abgeschlossen.
­
Auf Einladung der Patriotischen Gesellschaft
und der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung ­behinderter Menschen in Hamburg, I­ngrid
­Körner, trafen sich ca. 50 ­Expertinnen und Experten in den frisch ­renovierten Räumen der Patriotischen G
­ esellschaft. Eingeleitet wurde der Abend
mit dem Film ­„Inklusion – Vielfalt als Chance“
von Lukas J­ohannsen über gelungene Beispiele für
­Inklusion.
An fünf Thementischen mit den Schwerpunkten
„Freizeit und Sport“, „Kultur“, „Arbeit“, „Quartier“ und „Bildung“ wurde über die verschiedenen
„Werkzeuge“ beraten, die für eine Weiterentwicklung zu einer inklusiven Gesellschaft zum Einsatz
kommen müssen. An nahezu allen Thementischen
war man sich einig, dass die Barrierefreiheit dabei
einen besonders wichtigen Aspekt darstellt. Ebenso
bedarf es einer gut organisierten Bewusstseinsbildung für die Zivilgesellschaft in allen Bereichen.
Hierzu eignen sich unter ­anderem: Veranstaltungen, Begegnungsmöglichkeiten von Menschen mit
und ohne Behinderung, die Veröffentlichung von
guten Beispielen sowie Kooperationen zwischen
zivilgesellschaftlichen Institutionen und den Vertretungen behinderter Menschen.
Dass Inklusion über das Thema „Menschen mit
Behinderung“ hinausgeht, wurde ebenfalls mehrfach betont. Menschen mit Migrationshintergrund
und Menschen mit Behinderung haben oft ähnliche Themen bzw. Probleme, die in erster Linie mit
Ausgrenzungen zu tun haben.
Weitere, von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Thementische als besonders wichtig
benannte Kriterien sind unter anderem: Schu­
lung von Personal zum Thema Barrierefreiheit
(Thementisch Kultur), Auf brechen der s­tarren
­
Säulen in der Jugend, Eingliederungs- und
Sozialhilfe (Thementisch Quartier), Erhöhter
­
Qualifizierungsbedarf der Übungsleiterinnen und
Übungsleiter für inklusive Bewegungsspiel- und
Sportangebote (Thementisch Freizeit und Sport),
Vielfalt in den Betrieben fördern und leben und
als Stärke definieren (Thementisch Arbeit) sowie
mehr präventive Maßnahmen insbesondere bei
Kindern im Bildungsbereich einrichten – Integration und Inklusion dürfen keine Konkurrenten um
Finanzmittel sein (Thementisch Bildung).
Die Veranstaltungsreihe „Inklusion in Hamburg
– Gemeinsam leben, lernen, arbeiten“ wurde
gemeinsam durchgeführt von der Patriotischen
­
Gesellschaft und der Senatsko­ordinatorin für die
Gleichstellung behinderter Menschen. Konzipiert
und geplant wurde sie von einem Expertenkreis
aus den Arbeitsfeldern Bildung, Soziales und Wissenschaft. Beteiligt sind Vertreterinnen und Vertreter der Elbkinder gGmbH, von Leben mit Behinderung e.V. sowie der Universitäten Hannover
und Hamburg.
Klaus Becker, Leiter des Inklusionsbüros
I2I
Baustelle Inklusion?
Expertinnen und ­Experten
diskutierten über die
Weiterentwicklung zu einer
inklusiven Gesellschaft.
Der Bienenkorb | Oktober 2015
Spracherwerb durch Lernen in Schule und Betrieb
Die Dualisierte Ausbildungsvorbereitung für Migrantinnen und Migranten
I
m Pilotprojekt „Dualisierte Ausbildungsvorbereitung für Migrantinnen und Migranten
(Av-M)“ wird seit dem Schuljahr 2014/15 mit
dreijähriger Laufzeit an vier Pilotschulen mit 180
Schülern erprobt, wie neu zugewanderte Jugendliche durch ein dualisiertes Angebot mit integrierter
Sprachförderung am betrieblichen Lernort erfolgreich in die Berufsausbildung oder Arbeit integriert werden können. In diesem Schuljahr wurde
das Projekt um weitere 180 Schüler an vier Schulen
ausgeweitet.
Damit erhalten neu zugewanderte Jugendliche im
Projekt ein den übrigen Jugendlichen gegenüber
gleichgestelltes Bildungsangebot. Es richtet sich
auch an Flüchtlinge, sofern ihr Lebensunterhalt
unabhängig von Bezügen durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BaföG) gesichert ist.
Ziele des P
­ ilotprojektes
sind die Entwicklung
und Erprobung eines
Konzeptes zur integrierten ­Sprachförderung
am betrieblichen Lern­
ort­und die enge
­Ver­zahnung mit dem
DAZ-Unterricht (DAZ;
Deutsch als Zweitsprache) in der Schule.
­Dafür werden im DAZUnterricht ein­geführte
Kommunikations- und Sprachstrukturen im Betrieb und der wöchentlichen Reflexion betrieblicher Erfahrungen aufgegriffen und angewandt. Ergänzend bereiten die Jugendlichen berufsrelevante
Redewendungen und Fachbegriffe aus dem Betrieb
im Rahmen des DAZ-­Unterrichtes auf.
Die Qualifizierungspartner des Projektes, das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) und die IQ Fachstelle „Berufsbezogenes
Deutsch“ (passage GmbH), begleiten das Projekt
und die beteiligten Kolleginnen und Kollegen
mit Fortbildungs- und Coachingangeboten. Zwei
Fachtage pro Schuljahr ermöglichen Qualifizierung und fachlichen Austausch für die Lehrenden.
Betriebliche Integrationsbegleitung
Als Teil bestehender Schulteams arbeiten Betriebliche Integrationsbegleiter mit den Berufsschullehrkräften und den Jugendlichen daran, diese Ziele
zu erreichen. In dem auf zwei Jahre angelegten
Bildungsgang sind insgesamt drei l­ängere Praktikumsphasen vorgesehen, in denen die J­ ugendlichen,
begleitet von ihren Mentorinnen und Mentoren,
zwei Tage im Betrieb und drei Tage in der Schule lernen. Der Kooperationspartner des Projektes,
die passage GmbH, stellt insgesamt sechs Stellen
­Betriebliche Integrationsbegleitung.
Das Bildungsangebot individualisieren und
an den Jugendlichen orientieren!
Die Bildungs- und Integrationsprozesse orientieren sich an den mitgebrachten formalen Qualifizierungen und informell erworbenen Kompetenzen der Jugendlichen. Um diese berücksichtigen
zu können, ist im Projekt Av-M die Verzahnung
betrieblichen und schulischen Lernens durch die
­Kooperation mit Betrieben strukturell verankert.
Die Vielfalt der betrieblichen Lernsettings mit ihren
verschiedenen Anforderungsebenen ermöglicht sowohl Jugendlichen mit intensiver schulischer Vorbildung als auch jenen mit wenig Grundbildung,
ihre Kompetenzen einzubringen und deren Wirksamkeit im betrieblichen Alltag zu erproben. Eine
am individuellen Lernprozess orientierte Unterrichtsorganisation ermöglicht es den Jugendlichen,
Zuerst erschienen in
„Berufliche Bildung
Hamburg“, Ausgabe
1/2015.
ihre betrieblichen Erfahrungen zu reflektieren, die
deutsche Sprache individuell und angemessen zu
erwerben und realistische berufliche Zukunftsperspektiven zu entwickeln.
In einem für den Jugendlichen relevanten Kontext
werden Sprachstrukturen erworben, die sich im
­Gehirn verankern und später auch erfolgreich angewendet werden können. Für eine Ausbildungsperspektive als Bauzeichner müssen Jugendliche in zwei
Jahren andere Sprachstrukturen und Wortschatzfelder
aufbauen als angehende Altenpfleger. Die Jugendlichen erhöhen damit ihre Chancen im Übergang in
Ausbildung. Zugleich gewährleistet die der dualisierten Ausbildungsvorbereitung angepasste erhöhte
Ressourcenzuweisung, dass die Jugendlichen für die
Teilnahme an Prüfungen zum Ersten und Mittleren
Bildungsabschluss vorbereitet werden können.
Av-M – ein Angebot mit
integrierter Sprachförderung für Migrantinnen und
Migranten
Zwischenstand
Das erste Jahr in diesem Bildungsgang ist sehr
ermutigend. Standorte mit Erfahrungen aus der
­
dualisierten Ausbildungsvorbereitung übertragen
ihr Know-How in das neue Projekt, andere bringen ihre Erfahrungen aus langjähriger Arbeit mit
Migranten ein. Eine Projektbegleitstruktur sorgt
für regelmäßigen Austausch und Reflexion des
­aktuellen Projektverlaufes.
Birgit Kruse, Hartmut Sturm (HIBB)
Flüchtlingszahlen
deutlich ansteigend
Schulpflichtige neu zugewanderte ­Jugendliche
werden in Hamburg nach
einer Erstberatung einem
­vorbereitenden Bildungsgang an einer beruflichen Schule (derzeit 25
­Standorte) zugewiesen.
Die A
­ nmeldezahlen sind
von ca. 70 im Herbst 2014
auf derzeit ca. 350–400
monatlich ge­stiegen (davon
ca. 80 Prozent Jugendliche
ohne sicheren Aufenthaltstitel). Dies erforderte
derzeit monatlich 25 neu
einzurichtende Vorbereitungsklassen. ­
Je neueingerichteter
Klasse entsteht der
Bedarf einer zusätzlichen
Lehrerstelle. Hierfür
sucht das Hamburger
Institut für Berufliche
Bildung derzeit mit
Nachdruck geeignete
Lehrkräfte. Der stark
angestiegene Bedarf an
I3I
Klassen zur Alphabetisierung neu zugewanderter Jugendlicher ­(so­
­genannte Alphaklassen;
30 Prozent der Flüchtlinge) wird seit Februar
durch eine Kooperation
mit der ­Volkshochschule
gedeckt (zusätzlich 10
Unterrichtsstunden je
Hartmut Sturm leitet den
Geschäftsbereich Übergang
Schule-Beruf im ­Hamburger
Institut für Berufliche
­Bildung (HIBB).
Birgit Kruse ist die Leiterin
des Informationszentrums
des HIBB) und berichtet am
10. November im Rahmen
der Podiumsdiskussion
anlässlich der Jubiläumsfeier
„15 Jahre SeitenWechsel“
über erste Erfahrungen
aus dem Pilotprojekt
„Ausbildungsvorbereitung
für M
­ igrantinnen und
­Migranten“.
Klasse). Mit Stand
9. Oktober werden in
Hamburg knapp 1.900
neu zugewanderte
jugendliche Flüchtlinge und Migrantinnen
und Migranten an 25
berufsbildenden Schulen
beschult, Tendenz stark
steigend.
Der Bienenkorb | Oktober 2015
15 Jahre SeitenWechsel
Das Weiterbildungsprogramm feiert Jubiläum
D
as Weiterbildungsprogramm SeitenWechsel der Patriotischen Gesellschaft wird 15 Jahre alt. Seit 2000
wurden bundesweit über 1.800 Führungskräfte für eine Woche in soziale Institutionen von der Drogentherapie über Flüchtlingsunterkünfte bis hin zum Hospiz vermittelt. Die
Jubiläumsveranstaltung am 10. November 2015,
17 Uhr, im Haus der Patriotischen Gesellschaft
dient nicht nur dem Rückblick auf 15 Jahre von
SeitenWechsel, sondern wird – als Schnittstelle
zwischen sozialen Einrichtungen und Unternehmen – dem ­Thema „Flüchtlinge in Hamburg –
Potenzial für die Wirtschaft“ einen besonderen
Gesprächsraum bieten und der Frage nachgehen, welche Möglichkeiten es gibt, Flüchtlinge
­erfolgreich in die Arbeitswelt zu integrieren. An
der Podiums­
d iskussion, die Erfahrungen und
Möglichkeiten erörtert, nehmen teil:
•
U lrike Riedel, Vorstandsmitglied der Hamburger Hochbahn AG, die ihren SeitenWechsel
in der AWO-Wohngruppe für minderjährige
unbegleitete Flüchtlinge so resümiert: „Ein
­
SeitenWechsel lässt Meinungsmuster überdenken und neue Antennen ausfahren.“
• Inez Karrenbauer, Leiterin der AWO-Wohngruppen für minderjährige unbegleitete Flücht-
Doris Tito leitet das
Programm SeitenWechsel
seit seiner Gründung 2000.
linge, die seit vielen Jahren an SeitenWechsel
teilnimmt, zusammen mit einem ehemaligen
Bewohner der Wohngruppe, und
•
Birgit Kruse, die als Leiterin des Informationszentrums des Hamburger Instituts für
­Berufliche Bildung, über erste Erfahrungen aus
dem Pilotprojekt „Ausbildungsvorbereitung für
Migrantinnen und Migranten“ berichtet.
Weitere Informationen unter
www.seitenwechsel.org
Doris Tito
Stolpersteine für jüdische Mitglieder
Gedenkveranstaltung zum Ende der Festwochen zum Jubiläum
D
ie Festwochen zum 250. Jubiläum der
Patriotischen Gesellschaft fanden mit
der Verlegung von Stolpersteinen für
ausgeschlossene jüdische Mitglieder
vor dem Gebäude der Patriotischen Gesellschaft
und einer Gedenkveranstaltung im Reimarus-Saal
am 22. Juni 2015 ihren feierlichen Abschluss. Die
Broschüre „Stolpersteine für jüdische Mitglieder.
Eine biographische Spurensuche der Patriotischen
Gesellschaft von 1765“, die zur Veranstaltung erschienen ist und Lebensläufe vorstellt, ist in der
Geschäftsstelle erhältlich. Stolpersteine und Publikation sollen gemeinsam „die Erinnerung an diese
unsere Mitglieder aufrecht erhalten, die dem Unrechtsregime der Nationalsozialisten zum Opfer
gefallen sind“, so die Mitglieder der Projektgruppe
Stolpersteine in ihrem Nachwort.
SM
Enthüllung der ­Stolpersteine
am 22. Juni 2015 mit
Carola v. Paczensky und
Dr. Hugbert Flitner
Patrioten-Honig – Ernte 2015
Seit 2012 die Patriotische Gesellschaft auf dem
Dach ihres Hauses Stadtbienen angesiedelt hat,
­erfreut sich der „Patrioten-Honig“ großer Beliebtheit. Nachdem die Honigernte im Frühjahr
wegen des schlechten Wetters mit nur 40 kg eher
dürftig ausgefallen war, hat die Sommerernte
nun einen Ertrag von 120 kg erbracht. Der Sommerhonig, der in diesem Jahr sehr dunkel und
malzig ist, kann ab sofort in der Geschäftsstelle
erworben werden.
Rita Bartenschlager
I4I
Der Bienenkorb | Oktober 2015
Liebe Mitglieder und Freunde
D
as Konzept „Bewahren und Weitererzählen“ des Architekten Joachim
Reinig wurde auf der Mitgliederversammlung 2012 mit großem Beifall aufgenommen.
Seitdem ist es zur Richtschnur für alle Arbeiten an
unserem Haus geworden. Dazu gehören die umfassenden S­ anierungen und bestandssichernden Maßnahmen, die wir in unserem Jubiläumsjahr weit
­voran bringen konnten und die unser Haus in neuem Glanz erstrahlen lassen, wie auch die Öffnung
und der behutsame Umbau des Gebäudes unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Das zeigt sich
nun auch in den Räumen des Restaurants „Zum
Alten Rathaus“, das am 4. November neu eröffnet.
Wir freuen uns sehr, mit Christian und Torben
Kostiuk engagierte Pächter g­ efunden zu haben, deren gastronomisches Konzept zur ­weiteren ­Öffnung
unseres Hauses beitragen wird. Im Interview beschreiben sie die Pläne, die sie mit diesem besonderen Restaurant im Haus der Patriotischen Gesellschaft verfolgen. Das ­Schwerpunktthema dieses
„Bienenkorbs“ ist das Jubiläum unseres Programms
­SeitenWechsel, das seit 15 Jahren mit großem E
­ rfolg
„Lernen in anderen Lebenswelten“ ermöglicht. Die
Jubiläumsfeier bietet eine Podiumsdiskussion zum
Thema „Flüchtlinge in Hamburg – P
­ otenzial für
die Wirtschaft“, an der auch Birgit Kruse vom
Hamburger Institut für Berufliche Bildung teilnimmt. Sie berichtet in diesem „Bienenkorb“ über
die Ausbildungsvorbereitung für Migrantinnen
und Migranten. Außerdem blicken wir zurück
auf die Veranstaltungen der vergangenen Monate
– und freuen uns auf Ihren Besuch unserer Veranstaltungen zum Ausklang u
­ nseres Jubiläumsjahres!
Viel Vergnügen bei der
Lektüre wünscht Ihnen
Ihre Dr. Ingrid
Nümann-­Seidewinkel
1. Vorsitzende
„Tonali“ – Ein Schritt auf dem Weg
zur Musikmetropole?
Eine Veranstaltung der Projektgruppe „Salon“ am 12. Oktober 2015
D
ie Einladung enthielt eine kräftige
Zukunftsvision – in kleinem Kreise
fanden sich zu der intensiven Veranstaltung Gäste, die es genau wissen wollten.
Es sollte darum gehen, die Vielfältigkeit der gemeinnützig organisierten Kulturinitiative „­ Tonali“
vorzustellen. In einer eher referierenden Darstellung wäre das – auch wegen der Fülle der verschiedenen Veranstaltungsbereiche von „Tonali“
– schwer darzustellen gewesen. Darum erwies
sich das Arrangement eines Podiumsgesprächs mit
dem ­Moderator Uwe Doll (Projektgruppe Salon)
als sehr hilfreich. Uwe Doll befragte die einzelnen Gäste und regte auch deren Gespräch untereinander an. So konnten die Gründer von Tonali,
Amadeus Templeton und Boris Matchin, die Entstehungsgeschichte (erster Wettbewerb 2011) und
die Grundstrukturen von Tonali kurz darstellen:
es geht um einen nationalen, privat finanzierten
Wettbewerb für junge Menschen zwischen 16 und
21 Jahren ­(Instrumentalwettbewerb, Kompositionswettbewerb, Publikumswettbewerb). Wie bei
allen Gesprächsteilnehmern wurde auch bei den
­Gründern ihre sehr persönliche Beziehung zur
­Musik ­deutlich.
Junge Menschen begegnen sich gern in gemeinsamer, zielorientierter Arbeit. So ist als wirkliche
­Besonderheit dieses Wettbewerbs die Musikvermittlung sehr wichtig. Lena Haverland, Schülerin der Brecht-Schule und „Schülermanagerin“,
berichtete begeistert davon, wie sie mit anderen
selbständig Konzerte organisiert (in Schulen in verschiedenen Stadtteilen) und in ihrer Schule auch
selbständig für den Kartenverkauf für das große
Festival in der Musikhalle gesorgt hat.
Wie könnte Musikförderung intensiver als durch
Musik dargestellt werden? Am Anfang der Veranstaltung spielte Benjamin Lai (Preisträger Cello
2011) eine Suite von Bach und ein modernes Stück
(„Momento“) von Sebastian Bahr (Gewinner des
Komponisten-Wettbewerbs). Mit dem äußerst
konzentrierten Spiel von
Benjamin Lai fing der
informative Abend mit
Augenblicken der Stille
und der Konzentration
an.
Zur Diskussion mit
dem Publikum blieb
wenig Zeit – ich d­ enke,
dass Nachfragen nach
konkreten Organisationsformen von Tonali
auch durch das umfangreiche, sehr gut aufgemachte Material von
Tonali, das auslag, besser b­ eantwortet werden können als in Einzelfragen bei der Veranstaltung.
Die Regie des Moderators ließ den Abend nicht
zu einem Abhaken von Informationen werden –
zweifellos gibt es viele Möglichkeiten der Nachfragen, auch zum Begriff des „Wettbewerbs“, der
zunächst nichts selbstverständlich Positives hat.
Ausgesprochen tröstlich erscheinen mir in diesem
Zusammenhang die Hinweise aus den Materialien, dass Jugendliche mit diesem Wettbewerb eher
spielerisch umgingen und dass die Atmosphäre bei
Tonali nie von ängstlicher Konkurrenz geprägt sei.
Moderator Uwe Doll
im Kreis der
Tonali-Musikerinnen,
-Musiker und -Gründer
Marlis Roß, Projektgruppe Salon
Kurz gemeldet
Berufliche Bildung
als Basis des wirtschaftlichen Erfolgs
Am 1. Dezember werden
die drei diesjährigen Jubilare, die Handelskammer
Hamburg (350 Jahre),
die Patriotische Gesellschaft (250 Jahre) und
das Hamburger Institut
für Berufliche Bildung
für die staatlichen
berufsbildenden Schulen
(150 Jahre) ab 18 Uhr
einen gemeinsamen
Abend mit Impulsvortrag
und Podiumsdiskussion
zum Thema „Berufliche
Bildung als Basis des
wirtschaftlichen Erfolgs“
veranstalten. Ziel ist es,
I5I
mit Beteiligten aus Wirtschaft, Sozialpartnern,
Staat, Wissenschaft und
Bürgerlichem Engagement die aktuellen
Handlungsfelder in der
beruflichen Bildung und
zukünftige Herausforderungen zu diskutieren.
Die Veranstaltung findet
im Reimarus-Saal der
Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 6,
statt.
Der Bienenkorb | Oktober 2015
Gedenktafel für die Gründer
Zum 250. Jubiläum der Patriotischen Gesellschaft
hat die Projektgruppe Gedenktafeln das Buch,
„Heine, Dönhoff und die Primus-Katastrophe“
(Sutton Verlag) vorgelegt, das die ersten 40 Gedenktafeln vorstellt. Die 41. Tafel erinnert seit
dem 9. Juli 2015 an die Gründer der Patriotischen
­Gesellschaft: Büsch, Reimarus, Sonnin und Kirchhof. Sie ist angebracht am Haus der Commerzbank
am Neß. Dort stand zwischen 1771 und 1793 das
Eimbecksche Haus, der Treffpunkt der Vorsteher
der jungen Patriotischen Gesellschaft.
SM
Auf die Enthüllung der Gedenktafel mit Projektgruppensprecher Geert Becker und den
Mitglieder Andrea Schimunek und Ingrid Kosmala – in historischen Kostümen – folgten
Laudatio und Buchpräsentation mit Vorstand Johannes Jörn und Wibke Kähler-Siemssen.
Besuch aus Jordanien
Austausch über zivilgesellschaftliches Engagement
Z
ehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
jordanischer Ministerien und NGOs
waren am 5. August 2015 im Rahmen einer von der EU geförderten Studienfahrt zu
Gast bei der Patriotischen Gesellschaft. Die Delegation besuchte zivilgesellschaftliche ­Institutionen
in Hamburg, um Einblicke in deren A
­ rbeitsweise
und Kooperationsformen zu gewinnen. Das Interesse lag dabei auf der lokalen E
­ bene und betraf das
Zusammenspiel der Akteure von Administration,
Politik, Wirtschaft und privaten Institutionen, Fragen der Bürgerbeteiligung und die Organisation
von Planungs- und Beteiligungsprozessen.
Ziel der Studienfahrt war es, die Erfahrungen aus
Hamburg mit Blick auf die Situation in Jordanien
und die dort lokal bestehenden Möglichkeiten für
Bürgerbeteiligung bei Planungen und Projekten
und zivilgesellschaftliches Engagement zu nutzen,
Good Governance zu befördern und so die Zivilgesellschaft weiter zu stärken sowie Beteiligung und
Teilhabe zu forcieren. Der Besuch der Delegation
in der Patriotischen Gesellschaft bot Gelegenheit
zum Austausch über die Kontinuität und W
­ irkung
bürgerschaftlichen Engagements in Hamburg und
ließ auch Raum für kritische Nachfragen: Wie
stellt die Patriotische Gesellschaft den Erfolg ihrer
Arbeit sicher? Welche Werte liegen ihr zugrunde?
Anlass, sich der eigenen Werte zu versichern.
Zu Gast bei der
­Patriotischen Gesellschaft:
die jordanische Delegation
auf dem Dach des Hauses
Christopher Cohen
Monatliche Arbeitskreistermine
3. Mittwoch, 18:30 Uhr AK Denkmalschutz I 3. Montag, 18:00 Uhr AK Diesterweg-Familien I 4. Dienstag, 17:30 Uhr
AK Hafen und Kultur I 1. Dienstag, 18:30 Uhr AK Interkulturelles Leben I 2. Mittwoch, 17:30 Uhr AK Kinder, Jugend und
Bildung I 2. Montag, 18 Uhr AK Stadtentwicklung I 2. Dienstag, 18:30 Uhr Projektgruppe Salon I 12.11. und 03.12.2015,
19:30 Uhr Philo-Zirkel
Aktuelle Termine und Informationen der Arbeitskreise und Projektgruppen unter www.patriotische-gesellschaft.de
Sie möchten in einem Arbeitskreis aktiv mitwirken? Sprechen Sie uns in der Geschäftsstelle an, wir informieren Sie gern über
Möglichkeiten der Mitarbeit.
Aktuelle Veranstaltungen
02.11.2015, 18:30 Uhr Olympische Spiele in Hamburg – Chancen und Risiken | 05.11.2015, 18:30 Uhr Tod in Wien –
Robert Blum, ein deutscher Revolutionär | 10.11.2015, 17:00 Uhr 15 Jahre SeitenWechsel | 12.11.2015, 18:00 Uhr
Verleihung des Holger-Cassens-Preises 2015 | 19.11.2015, 18:00 Uhr Mitgliederversammlung (nur für Mitglieder)
01.12.2015, 18:00 Uhr Berufliche Bildung als Basis des wirtschaftlichen Erfolgs
Details zu den Veranstaltungen und weitere Themen unter www.patriotische-gesellschaft.de
Sie können die Arbeit der Patriotischen Gesellschaft durch eine Spende unterstützen: Patriotische Gesellschaft von 1765 | Konto 1280
117654 | BLZ 200 505 50 | IBAN DE06 2005 0550 1280 1176 54 | BIC HASPDEHHXXX | Hamburger Sparkasse | Stichwort: Spende | Ab einer Spende von 100 EUR erhalten Sie automatisch eine Spendenbescheinigung.
Patriotische Gesellschaft von 1765
Trostbrücke 4-6 | 20457 Hamburg
T040-30709050-0 | F040-30709050-21
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www.patriotische-gesellschaft.de
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Abbildungen Bienenkorb 03/2015: Florian Busch: 1 r. | Karin Gerdes: 4 o.
Karin Desmarowitz: 4 M., u., 5 o. | HIBB/Agentur einfach machen unternehmenskommunikation GmbH: 3 r. | HIBB/Lars Küger: 3 l. | Ulrich Lindenthal: 1 l.
Sven Meyer: 6 | Kai R. Steffen: 5 u. | Ursula Wermke: 2
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