Projektarbeit im Rahmen des 7. Interprofessionellen Basislehrganges Palliative Care 2014/2015 „Herausforderung Team“ Autorinnen: Projektleiterin: Hospizkoordinatorin Elisabeth Unger Stellv. Projektleitung: Dr. Martina Schuchnig DGKP Herlinde Ressler DGKP Ingrid Fischer-Reisacher DGKS Elisabeth Kurz DGKS Elke Zweytik Projektbetreuung: Anita Stöckl Wege zur erfolgreichen Arbeit im Palliative Care Team! Mai 2015 Gleichheitsgrundsatz Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird im Folgenden auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................. 5 „Was ist ein Team“ ........................................................................................................... 6 Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman.............................................................. 8 Was heißt inter-/multiprofessionell.............................................................................. 9 Teammitglieder .......................................................................................................... 10 Das erschöpfte Team ................................................................................................. 11 Was das Team schützt................................................................................................ 12 Gedicht „Nimm dir die Zeit“ ......................................................................................... 12 Wie viel Struktur benötigt ein Team ............................................................................ 13 Hierarchie in der Krankenpflege .................................................................................. 16 Eigenerfahrung in Form eines Fallbeispiels: ............................................................. 18 Die Besonderheiten des Teams im Palliative Care Bereich ........................................ 19 Strukturelle Situation ................................................................................................. 19 Erste Schritte im Palliativteam................................................................................... 21 Besondere Belastungen der Teammitglieder ............................................................. 22 Der Begriff „Palliatives“ Burnout und die präventive Rolle eines erfolgreichen Teambuildings ...................................................................................................................... 25 Entlastungsfaktoren bei drohendem Burnout ............................................................ 26 Meinungen und Stimmungen in Palliative Care Teams ............................................ 28 Umgang mit Konflikten im Team in Einbeziehung von Ritualen und Entlastungsmöglichkeiten ...................................................................................................... 29 Rituale ........................................................................................................................ 33 Kommunikation und gute Gesprächsführung ............................................................. 34 Wir alle kennen Redewendungen wie: ...................................................................... 35 Qualitätssteigerung der Arbeit durch gute Gesprächsführung im Team: .................. 36 Verbesserung der Kommunikation im Team: ............................................................ 37 3 Im Mittepunkt steht der Mensch! ............................................................................... 38 Was kann jeder für sich selbst tun, für ein gutes Bestehen /Miteinander im Team. 40 Was kann ich für mich selbst tun? ............................................................................. 41 Die fünf Versprechen ..................................................................................................... 41 Versprechen: Verwende mit Bedacht deine Worte und sei untadelig mit deinen Worten .................................................................................................................................. 42 Versprechen: Nimm nichts persönlich ...................................................................... 42 Versprechen: Ziehe keine voreiligen Schlüsse ......................................................... 43 Versprechen: Tue immer dein Bestmögliches .......................................................... 43 Versprechen: Sei skeptisch, aber höre gut zu ........................................................... 43 Conclusio ......................................................................................................................... 45 Anhang............................................................................................................................. 48 Team Drehscheibe ..................................................................................................... 48 Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 51 Internetverzeichnis ......................................................................................................... 52 4 Einleitung Die vorliegende Arbeit wurde von einer Gruppe Frauen verfasst, die sich mehr oder weniger willkürlich zusammengefunden hat. Ich, DGKS Herlinde Ressler, bin seit mehr als vier Jahren im Team der Palliativstation des KH der Elisabethinen in Graz beschäftigt. Ich habe im Laufe meines Lebens Erfahrungen mit vielen verschiedenen Teams gemacht und bin sehr interessiert an Teamentwicklung und Teamdynamik. Mein Name ist Zweytik Elke und ich arbeite als DGKS seit drei Jahren im mobilen Palliativteam Deutschlandsberg/Voitsberg. Wir, als Projektgruppe, wollten das Thema „Team“ wieder in den Vordergrund stellen bzw. uns zur Auffrischung intensiver damit beschäftigen. Somit hat sich unsere gemeinsame Motivation erfolgreich bestätigt. In meinem Kapitel möchte ich mich mit der Struktur und individuelle Hierarchie je nach Palliativteam und meiner Eigenerfahrung beschäftigen. Dieses Thema ist insofern interessant für mich, da ich schon sehr viel Erfahrung mit verschiedenen Teams durch meine wechselnde Berufslaufbahn gemacht habe Martina Schuchnig, ich bin seit nunmehr 2 Jahren als Ärztin im MPT Leibnitz/ Radkersburg beschäftigt. Unser Team wurde damals neu gegründet, sämtliche Mitglieder waren völlig unerfahren im Palliativbereich, weshalb die Entwicklung zum gut funktionierenden Palliativteam ein ereignisreicher und manchmal auch steiniger Weg war- und ist. Um diese Erfahrungen aufzuarbeiten, war mir unser Projektthema ein persönliches Anliegen. Elisabeth Unger, ich bin von Beginn an mit MPT Leibnitz/Radkersburg als Hospizkoordinatorin beschäftigt. Es ist mir persönlich ein großes Anliegen, in einem Team mitwirken zu können, das sich mit Achtung und Wertschätzung begegnet. Der Alltag sieht in der Realität leider sehr oft anders aus. 5 Die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema, hat mir meinen Anteil im Team aufgezeigt und dafür bin ich sehr dankbar. Veränderungen können nur funktionieren, wenn sie gelebt werden. Ingrid Fischer-Reisacher, ich arbeite im MPT Leibnitz/Radkersburg als DGKP. Meine Motivation zu unserem Thema "Herausforderung Team" bestand von Beginn an und begeisterte mich zusätzlich bei der Auseinandersetzung mit meinem persönlichen Beitrag. Elisabeth Kurz, DGKS, ich arbeite seit nunmehr fast 2 Jahren im MBT Leibnitz/Radkersburg. Seit Gründung unseres Teams dabei, erlebe ich die 4 Phasen der Teamentwicklung intensiv mit und dies ist eine große Herausforderung für mich. Mein Beitrag in dieser Projektarbeit, ist für mich eine Stütze und Basis in meiner Arbeit in der Palliativ care. Wir alle haben uns mit dem Thema Team intensiv beschäftigt und sind so selbst zum Team geworden – ein Team, das in kurzer Zeit die verschiedenen Phasen des Teambildungsprozesses durchlebt hat. Auch in unserem Berufsleben als DGKS, Ärztin und ehrenamtliche Mitarbeiterin eines mobilen Palliativteams bzw. einer stationären Palliativeinrichtung, sind wir Teil eines Teams und somit jeden Tag aufs Neue mit dem interdisziplinären Team, seinen Herausforderungen und seinen lustvollen Seiten konfrontiert. Die folgenden Seiten wollen theoretischen, aber auch praktischen Einblick in die Teamarbeit geben. „Was ist ein Team“ von Herlinde Ressler „Team-Toll ein anderer macht‘s Teamtogether everyone achieves more (zusammen erreicht jeder mehr).“ 6 Jeder von uns, der in einem Team arbeitet, weiß, was ein Team ist. Dass es aber gewisse Kriterien braucht, um ein richtiges Team zu sein, ist nur wenigen von uns bewusst. „Teams verstehen sich in der Regel als Gemeinschaft, die vereint ein Ziel anstrebt.“ (Erger, 2012, S.6) Diese Definition beinhaltet mehrere Komponenten: Gemeinschaft: ein Team muss also mindestens aus zwei Mitgliedern bestehen. Ziel: die Gemeinschaft ist zweckorientiert. Ein Team zeichnet sich darüber hinaus durch folgende Merkmale aus: Günstige Rahmenbedingungen Gemeinsame Ziele Gemeinsame Werte Wir-Gefühl Richtige Gruppengröße Möglichkeit der Zusammenarbeit Gute Führung Gute Information und Kommunikation (vgl. Erger, 2012, S.12) Folglich besteht ein Team aus mehr als nur zusammengefügten Einzelteilen, sondern aus der Summe seiner Teile. Werden die einzelnen Merkmale näher beleuchtet, wird schnell deutlich, dass es die wenigsten von uns mit idealen Teams = DreamTeam zu tun haben. Was aber ist so ein „DreamTeam“ wirklich? Die Idealvorstellung des Teams ist abhängig von den Erwartungen der einzelnen Gruppenmitglieder. 7 Gehen die Vorstellungen in Richtung guter Zusammenhalt, angenehmes Arbeitsklima, wenig Konflikte, so wird jedes Team, in dem es gerade „stürmt“ und „heiß hergeht“ für schlecht und unproduktiv gehalten werden. Gruppen haben sich aber zwangsläufig mit Veränderungen und Entwicklungen auseinanderzusetzen. (vgl. König, 2015, S.54f.) Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman Bruce W. Tuckman hat 1965 die Phasen des Teambildungsprozesses erstmals dargestellt. Gruppen, bzw. Teams durchlaufen in unterschiedlicher Geschwindigkeit diese Phasen. Die Kenntnis dieser Phasen kann helfen, Teamprozesse besser zu verstehen und zu akzeptieren. Forming Die Formingphase ist eine Art Testphase, in der sich die Teammitglieder kennenlernen und „beschnuppern“. Man verhält sich höflich, gespannt und vorsichtig, aber auch unpersönlich. Storming Die Phase des Storming könnte man auch als Nahkampfphase bezeichnen. Man kennt sich jetzt schon ganz gut, und zeigt nicht mehr nur seine besten Seiten. Es entstehen unterschwellige Konflikte und Konfrontationen. Cliquen bilden sich heraus, und insgesamt wird die Arbeit im Team als mühsam betrachtet. Norming Teams in der Normingphase organisieren sich jetzt neu. Es entstehen neue Umgangsformen und Verhaltensweisen. Konstruktive Kritik steht hier im Vordergrund. 8 Performing Es wird gearbeitet! Das Team und seine Mitglieder zeichnen sich durch Ideenreichtum, Flexibilität, Offenheit, Solidarität, Leistungsfähigkeit und Hilfsbereitschaft aus. Manche Teams bleiben in einer bestimmten Phase stecken. Teamsupervision ist folglich immer wieder anzuraten und als eine verbindliche Struktur zu sehen. (vgl. www.ibim.de und Erger, 2012, S. 60 – 66) Was heißt inter-/multiprofessionell Palliative Care ist wesentlich gekennzeichnet durch interprofessionelle Zusammenarbeit. Ohne diese Zusammenarbeit könnte Palliative Care mit den komplexen Patientensituationen nicht bestehen. Multiprofessionell: (multi = viel) Viele/mehrere Berufsgruppen arbeiten zusammen. Interprofessionell: (inter = zwischen) Enge Zusammenarbeit zwischen den Gruppen findet statt. „Interprofessionalität geht über Multiprofessionalität (-disziplinarität) hinaus und beinhaltet eine gelebte Kooperation verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen auf Augenhöhe im Sinne des Patienten.“ (Hirsmüller, 2014, S.12) Im interprofessionellen „DreamTeam“ gibt es also keine Hierarchien, bzw. ist die oberste Hierarchie das momentane Bedürfnis des Patienten. Keine Berufsgruppe steht über der anderen. Ist dem Patienten z.B. nach einem Gespräch mit der Seelsorgerin, hat die Physiotherapie sich danach zu richten. (vgl. Feichtner, 2005, S.27) 9 Die Wirklichkeit sieht durch vorgegebene Strukturen allerdings anders aus. Der Patient (vor allem Rahmenbedingungen im Krankenhaus) hat (Anwesenheitszeiten sich der meist einzelnen nach gewissen Berufsgruppen, vorgegeben Visitenzeiten, etc.) zu richten. Dennoch werden alle Beteiligten im Rahmen ihrer Möglichkeiten, das Wohl und die Bedürfnisse des Patienten als oberstes Ziel im Auge haben. Trotz der flachen Hierarchien, die in einem interprofessionellen Team herrschen sollten, ist die Wichtigkeit eines guten Teamleiters herauszustreichen. Teams durchlaufen unterschiedliche Entwicklungsphasen, die der Leiter derselben optimalen Weise mehr oder weniger unterstützen sollte. Teammitglieder Im interprofessionellen Palliative-Care-Team spielen viele Berufsgruppen zusammen: Pflege Medizin Sozialarbeit Psychologie/Psychotherapie Physiotherapie Ehrenamt Diätologie Logopädie Andere Therapien (Ergo-, Musik-, Tier- und weitere Therapien) Seelsorge Reinigung/Hauswirtschaft Evtl. Patient und Angehöriger (vgl. Hirsmüller, 2014, S.13f.) 10 Die einzelnen Mitgliedsgruppen sind in jedem Team ein wenig anders definiert. Die Kernmitglieder sind in jedem Fall Medizin, Pflege und Sozialarbeit; wobei manche Teams sich sogar nur mit Ärzten und Pflegekräften begnügen müssen. Damit diese „Unterteams“ erfolgreich zusammenarbeiten können braucht es „hohe fachliche, ethische und menschliche Kompetenz“ (Hirsmüller, 2014, S.18) der beteiligten Personen. Das erschöpfte Team Nicht nur Einzelpersonen, auch ganze Teams können in ein sogenanntes Burnout kommen. Solche Teams weisen laut Fengler (2011) folgende Merkmale auf: 1. Chronische Überforderungsgefühle: das allgemeine Beklagen der Überforderung nimmt großen Raum ein 2. Kraftlosigkeit: alles erscheint schwer 3. Entschlusslosigkeit: Schwierigkeiten der Teams gemeinsame Entscheidungen herbeizuführen 4. Leistungseinbußen: Häufung von Beschwerden und Fehlern 5. Konsens ohne Folgen: Entscheidungen werden nicht in die Tat umgesetzt 6. Kollektive Selbstentwertung: Die individuelle Tätigkeit und die Leistung des Teams wird in Frage gestellt und entwertet. 7. Freude über Misserfolge – Sarkasmus-Stimmung: selbstzerstörerische Schadenfreude in Bezug auf Misserfolge 8. Beschuldigungsmuster: eine Person oder Gruppe wird als Schuldiger „festgenagelt“; komplexe Zusammenhänge können nicht gesehen werden 9. Demontage verfügbarer Ressourcen: vorhandene Ressourcen werden nicht erkannt und genutzt 10. Reizbarkeit im Binnenkontakt: Atmosphäre von Anspannung und persönlicher Empfindlichkeit ist vorherrschend 11. Subgruppen-Polarisierung und Teamspaltung: Fronten und Fraktionen bilden sich 11 12. Feindseligkeit gegen andere Subsysteme: oft überzogene Kritik und Feindseligkeit anderen Gruppen gegenüber 13. Reflexionsverweigerung: oben genannte Merkmale werden als normal gesehen (vgl. Fengler, 2011, S.16-37) Was das Team schützt Dem allgemeinen Team-Burnout gilt es zu entkommen bzw. vorzubeugen! „…muss verdeutlicht werden, dass der Zustand eines Teams kein Schicksalsschlag ist, sondern das Produkt aktiver systematischer Teamgestaltung oder eben deren Versäumnisse. Teamarbeit ist in ihrer Entwicklung mit den Beteiligten planbar. Für die Teamentwicklung sind immer die Kommunikationsmöglichkeiten eines Teams von Bedeutung. Die Kommunikationsmöglichkeiten eines Teams sind immer gekennzeichnet durch den kommunikativen Austausch miteinander. Teams, die zu wenig im Austausch sind, entwickeln langfristig Kommunikationsprobleme und ‚treten auf der Stelle‘.“ (Erger, 2012, S.139) Gedicht „Nimm dir die Zeit“ von Zweytik Elke Ich möchte meine Projektarbeit mit einem Gedicht über „die Zeit“ beginnen. Da man einige Stunden am Tag, in der Woche, im Monat im Jahr im Arbeitsumfeld im Team miteinander verbringt, ist die Zeit, die man „Freizeit“ nennt für mich sehr wertvoll geworden um Kraft, Freude, Energie und Mut zu sammeln, um Situationen und Herausforderungen im Team oder mit den Patienten im Arbeitsalltag zu bewältigen. 12 „Nimm dir die Zeit, den Duft der Rose zu genießen! „Nimm Dir Zeit zum Denken, dies ist die Quelle der Kraft! Nimm Dir Zeit für die Arbeit, denn dies ist der Preis des Erfolges! Nimm Dir Zeit für die Liebe, sie ist der wahre Reichtum des Lebens! Nimm Dir Zeit, Dich umzuschauen, der Tag ist zu kurz, um selbstsüchtig zu sein. Nimm Dir Zeit zum Spielen, dies ist die Freude der Jugend! Nimm Dir Zeit, um mit Freunden zusammen zu sein und ihnen zu helfen, dies ist die Quelle des Glücks! Nimm Dir Zeit zum Träumen, dies bringt Dich den Sternen näher! Nimm Dir die Zeit zum Lachen, dies ist die Musik der Seele! Nimm Dir Zeit zum Gebet, sie bringt Dir Gott näher und wäscht den Staub der Erde von Deinen Augen! Zeit ist das begrenzteste Mittel, das Du zur Verfügung hast! Deshalb nimm Dir Zeit, den Duft der Rose zu genießen“ (Lassen 2003, S. 91) In meinem Kapitel möchte ich mich also mit der Struktur und der Hierarchie eines Palliativteams beschäftigen. Dieses Thema ist insofern interessant für mich, da ich schon sehr viel Erfahrung mit verschiedenen Teams durch meine wechselnde Berufslaufbahn gemacht habe. Wie viel Struktur benötigt ein Team Dies ist ein Aspekt, welcher wohl in jedem Team seinen Platz hat. Struktur oder Chaos? Ziel ist es nicht, eine Struktur zu erstellen, welche kein Mitarbeiter am Ende bereit ist umzusetzen. Jedoch ist es von Wichtigkeit, dass auch nicht planlos gearbeitet wird. Wenn man Regeln oder Ziele innerhalb eines Teams bespricht und diese beschlossen werden, hat man somit einen Weg bzw. eine Struktur in das Team geschaffen. 13 Denn ohne eine gute Struktur, kann man ein langfristiges Ziel innerhalb eines Teams nur schwer erreichen. (Editionf, 2014) Strukturmöglichkeiten Um ein Team oder die angestrebten Ziele eines Teams zu verwirklichen, ist es nun wichtig dieses zu strukturieren. Möglichkeiten einer Strukturierung gibt es jedoch viele. Der Programmablaufplan Die einfachste Strukturmöglichkeit möchte ich jedoch grafisch darstellen: Abbildung 1: Programmablaufplan (vgl. Scheurer, 2002, S.95) Die in Abbildung 1 dargestellte Variante der Struktur nennt man Programmablaufplan (PAP). Diesen kann man so erklären, dass jedes Team sich im „Zustand A“ befindet und die ausgemachten, wie auch persönlichen Bedürfnisse des bzw. innerhalb des Teams anstrebt, um die weiterfolgenden Ziele „Zustand B“ zu erreichen. Werden diese „Grundbedürfnisse“ aber nicht erreicht, muss das Team eine Änderung vornehmen um sich dann wieder die Frage zu stellen, ob alle Grundbedingungen erfüllt wurden. Der Block „Bearbeitung“ wird also solange wiederholt, bis das Resultat erreicht ist. (vgl. Scheurer, 2002, S.94f) Struktogramm (Nassi-Shneiderman-Diagramm) Je nach Bedürfnis wird gerne noch neben dem PAP (Programmablaufplan) das Struktogramm zum Strukturieren benutzt. Vor allem in Teams, in welchen die Abläufe innerhalb des Teams noch nicht klar, geläufig und alltäglich sind. 14 Die in Abbildung 2,3 und 4 dargestellten Grafiken Namens Sequenz, Verzweigung und Schleife sind Beispiele unterschiedlichen Blöcken für sogenannte zusammenfügen Struktogramme, kann, um ein welche man möglichst zu gutes Endergebnis im Team zu erhalten. (vgl. Scheurer, 2002, S.282) Sequenz: Abbildung 2: Strukogramm (vgl. Scheurer, 2002, S. 282) Wie die in Abbildung 2 dagestellte Variante veranschaulicht, werden mehrere Anweisungen hintereinader ausgeführen. Diese Aufträge werden chronologisch von oben nach unten abgearbeitet. Zum Beispiel: Das Team beschließt eine Supervision zu absolvieren, es werden Probleme besprochen, geklärt und abgeschlossen. Verzweigung: Abbildung 3: Struktogramm: (vgl. Scheurer, 2002, S. 282) Wie jedoch die Variante der Abbildung 3 zeigt, hat man eine zweiseitige Auswahl (Alternative), an dieser Stelle entscheidet man sich für ja oder nein wahr, nachdem kann man dann zur Verarbeitung der Anweisung übergehen. 15 Zum Beispiel: Bei der zweiten Supervision wird darüber diskutiert ob die bisherigen Ergebnisse der 1. Supervision gut oder nicht gut sind. Wenn sie für gut gehalten werden, wird damit im Team gearbeitet. Werde die Ergebnisse jedoch negativ beurteilt, muss man wieder eine neue Alternative finden, um sich letztendlich wieder die Frage zu stellen, ob das Team mit den Ergebnissen zufrieden ist. Je nach Beurteilung wird so nun wieder, wenn notwendig, nach einer Alternative gesucht. Schleife: Abbildung 4: Struktogramm: (vgl. Scheurer, 2002, S. 282) Wie in der Abbildung 4 dargestellt wird, zeigt die Abbildung, dass man nur dann eine Anweisung wieder ausführen soll, wenn davor kontrolliert wurde ob dies auch notwendig ist. Zum Beispiel: Es wird vor einer 3. Supervision gefragt ob es überhaupt noch von Nöten ist diese durchzuführen oder zu wiederholen. Wenn diese jedoch nicht wiederholt werden muss, wird einfach ohne sie fortgesetzt. Hierarchie in der Krankenpflege Die Hierarchie innerhalb eines Pflegeteams besetzt eine sehr wichtige und große Rolle. Ein Palliativ-Pflegeteam kann man sich vorstellen wie den Prozess der Fotosynthese. Eine Pflanze benötigt sowohl Sonne, als auch Regen um zu wachsen. Beides alleine würde die Pflanze weder zum Wachsen noch zur wichtigen Sauerstoffproduktion für die Umwelt führen. 16 Genauso kann man sich das im Palliativ-Team vorstellen. Ohne das vorhandene medizinische Team (Primarius, Ärzte) würde das Pflegeteam (dipl. Krankenschwester, dipl. Sozialarbeiter/in, Teamassistent/in, Hopizkoordinator/in) es nicht schaffen, eine qualitative Versorgung der Patienten und der Angehörigen auszuführen, genauso würde dies umgekehrt nicht funktionieren. Daher geht man von zwei separaten Berufsgruppen aus, welche aber zusammenspielen müssen um ein erfolgreiches Ergebnis zu erhalten. Daraus zu schließen ist, dass die dazugehörigen Berufsgruppen auch eine jeweilig andere hierarchische Gliederung vorweisen. Im Pflegeteam steht die/der Koordinator/in(Stützpunktleiter/in), welche dem direkten Vorgesetzten entspricht, an erster Stelle. Darüber steht im Allgemeinen jedoch noch die Pflegedienstleitung. Der/die Sozialarbeiter/in ist der Koordinatorin sowie auch dem jeweiligen Dienstgeber untergeordnet. Im medizinischen Team ist der Vorgesetzte der ärztliche Leiter, welcher über den Ärzten steht. Daher sind jene Ärzte, welche für das Palliativ-Team arbeiten, weisungsbefugt, wenn es um medizinische Belange geht. Außerdem können diese medizinische Tätigkeiten auf das Pflegepersonal delegieren. (vgl. Hoefert 1997, S.60f) „Nur wenn die verschiedenen Berufsgruppen ein wirkliches Einsehen in die Notwendigkeit der Zusammenarbeit haben, können die eingeprägten Verhaltensmuster überwunden werden und eine gute Zusammenarbeit ist die Folge.“ (Hoefert, Hans-Wolfgang, 1997, S. 72) 17 Eigenerfahrung in Form eines Fallbeispiels: Ich durfte erleben, dass durch eine liebevolle, emotionale, jedermann rechtmachende Führung, viele Meinungen, Regeln und Struktur kontinuierlich diskutiert wurden, bis nur mehr Chaos umhüllt mit persönlichen Emotionen übergeblieben war. Wenn verschiedene Handlungen wie z.B. die Ist- Situationen angesprochen werden, Entscheidungen beschlossen werden oder Kritik besprochen wird, besteht oft die Gefahr, dass im ersten Moment Struktur zur emotionalen Falle wird, sozusagen alles persönlich aufgenommen wird. Da wir eine positiv abgeschlossene Mediation hinter uns haben, im Team, hatten wir die Erkenntnis, dass wir Patientenbezogen sehr stark belastbar und kompetent gemeinsam im Team funktionieren, was ja auch der Wunsch aller Dienstgeber ist. Jedoch hat im menschlichen Bereich jeder einzelne seine Emotionen und Gefühle dem anderen gegenüber genau einteilen lernen müssen und sich kontinuierlich erinnern müssen im System/Funktion/sachlich Arbeit-objektiv/Familie-emotional zu bleiben. In der Familie sind Emotionen und Gefühle am richtigen Platz wo man sie erleben, fühlen und genießen darf, bei der Arbeit aber eher weniger. Am Anfang war das ein täglich angespannter Prozess im Team. Aber wir waren uns das Wert! Somit haben wir gegenseitigen Respekt, Vertrauen sowie auch Offenheit aufgebaut. Heute ist für uns der Dienstweg, einige Strukturen, wie auch das Teamdasein wasserklar. Wir haben durch Respekt gelernt, dass auch nicht einer Meinung zu sein und laute Gespräche manchmal gut tun, sowie das dem anderen die Möglichkeit zu geben, das Gegenteil zu beweisen, Fehler zu machen, Unrecht mit Würde zu tragen, sich ehrlich zu entschuldigen und zu sagen, dass es einem leid tut, wichtige Prozesse im Teamdasein sind. 18 Ich traue mich zu behaupten, dass wir im Palliativbereich diesbezüglich sehr bevormundet sind, weil unser täglicher Alltag mit Gefühlen, Trauer, Tränen, Hoffnung, Liebe, Angst, Freude, Tod, Einzigartigkeit, Würde u.v.m. umhüllt ist Die Besonderheiten des Teams im Palliative Care Bereich von Martina Schuchnig Strukturelle Situation Palliative Care versteht sich als ganzheitliches Betreuungskonzept, in dem verschiedene Berufsgruppen zusammenwirken. Wie in einem Uhrwerk kann nur durch ein ineinander greifendes Arbeiten die Betreuung des kranken Menschen und seiner Zugehörigen gelingen, so dass „die Orchestrierung am Lebensende“ in harmonischem Einklang geschieht (Lexa, 2011, S. 6). Im Vergleich zu den bisher in dieser Projektarbeit behandelten eher allgemeinen Teammodellen und Coping-Strategien, gibt es eine Reihe von besonderen Gegebenheiten und Anforderungen, die auf ein im Palliative Care Bereich tätiges Team zukommen. Sehen wir uns dazu die strukturelle IST- Situation in der Steiermark an: Wie in Abbildung 5 ersichtlich ist, gibt es im steirischen Modell derzeit 9 Mobile Palliativteams mit unterschiedlichem Betreuungs- bzw. Personalschlüssel (zwischen ca. 25 und 100 laufend betreute Patienten pro Team), dazu 6 Palliativstationen/ integrierte Palliativeinheiten mit bis zu 12 Betten. Im stationären Bereich ist die Betreuungsintensität besonders groß, eine Vermeidung belastender Situationen durch Ausweichen, kaum möglich. 19 Dazu sind die hierarchischen Strukturen im Allgemeinen steiler als im mobilen Team. Die Folge sind naturgemäß etwas abweichende Belastungsfaktoren. Da ich selbst in einem mobilen Team tätig bin, werde ich im Folgenden meist auf diese eingehen. Die unterschiedlichen Arbeitsabläufe und Anforderungen, die ein im stationären Bereich tätiges Team im Vergleich zu einem „draußen beim Patienten“ arbeitenden betreffen, machen es ebenfalls fast unmöglich generell gültige, einheitliche Entlastungsfaktoren zu finden, limitierend kommen auch Faktoren hinzu, welche vom Team selbst in der Regel unbeeinflussbar sind: Fixer Personalschlüssel, steigende Patientenzahlen, zunehmende soziale Isolation der Patienten und der daraus folgende erhöhte Betreuungsaufwand. Abbildung 5: Hospiz- und Palliativeinrichtungen in der Steiermark (www.Palliativbetreuung.at, 06.05.2015) 20 Die Notwendigkeit eines- zum großen Teil für den Patienten leider kostenpflichtigen, professionellen sozialen Netzwerkes auch für den häuslichen Bereich, welches die alten Familienstrukturen ergänzt oder sogar ersetzt, gewinnt ebenfalls zunehmend an Bedeutung. Zum Glück ist das Sozial- und Versicherungswesen in der Steiermark jedoch gut etabliert, was unzureichende Betreuung aus finanziellen Gründen selten macht. Sehr wohl ist aber die schlechte Information der Patienten über finanzielle und kostenfreie andere Unterstützungsmöglichkeiten ein immer noch stark verbesserungsfähiges Problem. Von professioneller Seite ist die palliative Betreuung ist in der Steiermark immer noch „Learning by doing“, durch die meist große räumliche Trennung gibt es wenig Austausch gleicher Berufsgruppen, dazu kommen unterschiedliche Vorgaben durch verschiedene Träger. Die angebotene palliativmedizinische Basisausbildung ist zwar ergänzend ein guter Ansatz, durch die Vermischung der Berufsgruppen fehlt jedoch der fachliche Teil. Dieser wird erst in der weiterführenden universitären Ausbildung, die es in der Steiermark noch nicht gibt und zudem selbst zu finanzieren ist, ausreichend behandelt. Tatsache ist deshalb, dass diese weiterführende Ausbildung nur ein kleiner Teil der palliativmedizinisch tätigen Ärzte absolviert. Der Rest vertieft sich ins Bücherstudium und versucht, s.o., durch praktische Erfahrung zu lernen. Erste Schritte im Palliativteam Der erforderliche selbstständige Lernprozess bedingt ein sehr hohes Maß an Motivation und persönlichem Engagement. Zusätzlich kommt die hohe „Moral“ jeder medizinischen oder pflegerischen Tätigkeit dazu. Der persönliche Energieverbrauch steht in direkter Relation dazu. 21 Trotzdem gibt es die Möglichkeit, diesen mittels einer guten Strategie und Teamarbeit positiv zu beeinflussen, bzw. seinen „Energiespeicher“ schneller wieder aufzufüllen. Rückhalt im Team ist dabei immens wichtig. Coping Strategien zusätzlich zur normalen Arbeit auch noch selbst zu erarbeiten, kann jedoch schnell überfordern. Supervision wird den steirischen Palliativteams regelmäßig angeboten und von der Mehrzahl der Beteiligten als hilfreich empfunden, sie findet aber subjektiv eher zu selten statt. Zu den Belastungsfaktoren im Palliativbereich: Vor allem ärztliche Mitarbeiter von Palliativteams fühlen sich laut einer Studie Vachons aus dem Jahr 2005 in ihrer Verantwortung belastet, auch Schuldgefühle sind bei Medizinern stärker ausgeprägt. Möglich, dass dieser Umstand seinen Ursprung in der grundlegenden Intention des Mediziners „zu heilen“ hat, eine Häufung von Todesfällen auf einer „Normalstation“ wird oft als Niederlage empfunden, davon Abstand zu nehmen, ist ein Prozess. Fast alle Mitglieder der mobilen Teams kommen aus dem klinischen Bereich, das komplette Umdenken der Struktur und Abflachen der Hierarchien erfordert Zeit. Bei Neugründung eines Teams ist es essentiell, dass diese „Schonfrist“ von der Teamleitung auch ermöglicht wird. Besondere Belastungen der Teammitglieder Bei Ärzten liegt interessanterweise auch der „Streitfaktor“ höher als bei Pflegenden, Sozialarbeitern und anderen Teammitgliedern. Die Pflege muss neue Aufgaben, selbstständigere Arbeiten und mehr Verantwortung übernehmen. Der Arzt hingegen arbeitet eher wie ein niedergelassener Allgemeinmediziner, kann sich fachlich weniger austauschen als im Krankenhaus und kann in der Freizeit schlechter „abschalten“, er nimmt oftmals die Verantwortung für die Patienten mit nach Hause. 22 Dauerhafte Spannungen zwischen den Berufsgruppen zerstören die größte Ressource eines multiprofessionellen Palliative Care Teams, nämlich das Team selbst. Im Gegensatz dazu wird der Alltag auf einer Palliativstation zusätzlich auch noch von der Wirtschaftlichkeit mitgeprägt. Liegedauern verkürzen sich, die Zahl bereits bei Aufnahme moribunder Patienten, steigt. Und trotzdem: Von allen Agierenden wird „..mitverantwortliche, lebensbejahende sowie ungebrochene Achtung vor dem Werden, Sein und Vergehen menschlichen Lebens“ verlangt und dies zu jeder Tages- und Nachtzeit und mit dem gleichen Engagement für jede Person und deren spezifische Bedürfnisse (Lexa, 2011, S. 7). Die absurde Erfordernis sich im Akkordtempo ganzheitlich auf neue Patienten einstellen zu können, wird immer dringender. Gehäufte Verlusterfahrungen im beruflichen Zusammenhang sind jedoch eine ernste Belastung. Auf Überbelastung der Mitarbeiter folgen dann zunehmende Fehlzeiten, sowie ausscheidendes Personal. Beides sind Hinweise für das Wohlbefinden des Teams. All Care is individualized, fully appreciating each patient’s desires, wishes and beliefs. (..) And, there is no place like home- eating your own food, being in your personal space, with friends and family close and pets by your side-… (Lexa aus www.hospicevna.com, S.13). Bei hoher persönlicher „Hingabe“ im Namen dieses „Palliativanspruchs“, drohen massive Kränkungen. Ein Angrenzen an den Patienten- nicht Abgrenzen, nicht völliges Fallenlassen von Grenzen und die besondere Arbeit, wird oftmals als fortwährender Drahtseilakt empfunden. Die Ansprüche an Palliative Care Teams sind hoch, vielleicht oftmals zu hoch! 23 Wichtigstes Grundprinzip für erfolgreiche und langfristige Arbeit im Palliative Care Bereich: Wer sich um andere sorgt, muss sich um sich selbst sorgen. Wer sich der eigenen Verwundbarkeit bewusst ist, tut bereits den ersten Schritt Richtung Heilung und Vermeidung. „The professional caregivers can experience significant stress (..) which may come from a variety of sources: within the person him/herself as a result of previous life experiences; because of a particular death experience with a patient/ family; „death overload“ from too many patients dying too close together; or from too much investment in patients over a too long time. Stress may result from the work environment in which there are unrealistic expectations of the amount of work that can be accomplished. There may also be a lack of resource to carry out the work that needs to be done. (Lexa aus Vachon, 1998, S. 920) Viele Ärzte haben zusätzliche Aufgaben und Dienste im Krankenhaus, dort übliche Behandlungen stehen dabei oft im Widerspruch zum palliativmedizinischen Gedanken. Konfrontation mit Kollegen und Vorgesetzten droht. Fehlende Wertschätzung gegenüber dem Palliativmediziner ist auch in der Ärzteschaft weit verbreitet. Sogar Neid, weil der Arbeitsaufwand im Krankenhaus als größer bzw. die Zeit zur individuellen Patientenbetreuung im Verhältnis zu Administration als kleiner empfunden wird, kommt vor. Die Organisation Krankenhaus ist ursächlich für die Unzufriedenheit der ArbeitnehmerInnen, da sie als „the main cause of frustration“ gesehen wird, eine der Hauptursachen ist die Bürokratie (Vachon, 1998, S.1006). Nicht zuletzt werden auch besondere Anforderungen und Belastungen im mobilen Team wie z.B. telefonische Rufbereitschaften für Angehörige moribunder Patienten von Kollegen fast obligat unterschätzt, denn auch auf der normalen internistischen Abteilung „wird gestorben“. 24 Der Begriff „Palliatives“ Burnout und die präventive Rolle eines erfolgreichen Teambuildings Nadine Lexa hat sich 2011 in ihrem Buch „Burnout im Palliative Care Team?!“ auf Ursachenforschung begeben. Dabei kamen interessante Erkenntnisse zutage: Die ständige Konfrontation mit Sterben und Tod und das immer wieder Einlassen auf neue, intensive Beziehungen, löst in allen Beteiligten eine existentielle Betroffenheit aus. Der Hauptbelastungsfaktor in Palliative Care Teams ist dennoch das vermutete Nichterfüllen- können des „Palliativanspruches“. Deshalb sollten im Team die eigenen Ansprüche an die Praxis angesprochen und geklärt werden, um so vielleicht unrealistisch hohe Ansprüche zu vermeiden. Ehrlichkeit im Team, Zugeben zu können, dass die Begegnung mit dem Tod auch einmal überanstrengen kann, was oftmals als persönliche Niederlage gesehen wird, gelingt nur im gut aufgestellten, starken Team. Das „Team“ kristallisiert sich in der Studie „Wieviel Tod verträgt das Team?“ (Müller et al., 2008) als hilfreichste Unterstützung im Umgang mit Sterben und Tod heraus. Das Privatleben und Ablenkung folgt an zweiter Stelle, wichtig für die Befragten der Studie ist auch, seinen Humor nicht zu verlieren. Humor hat die Wirkung eines kurzen, erfrischenden Urlaubs von der Ernsthaftigkeit der Existenz (Berger, 1989, S.117). Oder aber auch: Wer gemeinsam lachen kann, kann auch als Team arbeiten (Robinson, 2002, S.53) Andernfalls bilden einzelne Teammitglieder im schlimmsten Fall persönliche Abwehrstrategien, wie übermäßig kühl- professionelle Zuwendung, nicht selten mit Schuldgefühlen wegen dieser emotionalen Distanz gepaart, auf. Andere ideologisieren die Palliativarbeit, glauben alles für ihre Patienten tun zu müssen, auch werden Erlebnisse „verspiritualisiert“, d.h. krampfhaft in einem übergeordneten Kontext gesehen. Andere reagieren eher mit Ohnmacht, übermäßig schwarzem Humor, werden arbeitsscheu oder verlassen den Arbeitsplatz überhaupt gänzlich. In Anbetracht dessen, dass es sich hier um speziell ausgebildetes Personal handelt und neue Mitarbeiter wieder kostenintensiv geschult werden müssen, ist eine übermäßige Fluktuation auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, schlecht. 25 Soweit sollte es also nicht kommen! Das Trennen von Aufgaben, klare Strukturierung, Tagesabläufe regelmäßig neu zu bedenken und zu gestalten, gleichzeitig aber Rücksicht auf einzelne Teammitglieder in besonderen Situationen zu nehmen, Wünsche wie z.B. Abwechseln bei manchen Routinetätigkeiten, auch Ängste zu „hören“, ist für ein auf Dauer gut funktionierendes Team in diesem hochsensiblen Bereich existenziell. Diese Dinge fördern auch die Autonomie des Einzelnen. Ideale Voraussetzung ist ein vertieftes Wissen über umfassende palliative Betreuung und entsprechende Ausbildung. Werden jedoch (regelmäßig zu überprüfende) Qualitätskriterien nicht eingehalten, gibt es zu geringe Anerkennung oder darüber hinaus Unstimmigkeiten im Team, kommt „Sand ins Getriebe“. Die Teamkommunikation sollte gezielt gefördert werden, um sie als wichtigsten Schutzfaktor zu erhalten. Eine Möglichkeit die Kommunikation, aber auch die Auseinandersetzung mit Ängsten und Befürchtungen zu fördern, kann auch das Nutzen der, eigentlich für die Patienten bestimmten, Musik-, Kunst-, oder Atemtherapie sein. Reizwörter für erfolgreiches Teambuilding: Motivation/ Strategie Qualitätsstandards, Arbeitsverteilung, Zielsetzung Kommunikation, zwischenmenschliche Beziehungen, Beratung/ Konfliktlösung, gemeinsame Entscheidungsfindung, Koordination Entlastungsfaktoren bei drohendem Burnout Führungspersonen kommt eine zentrale Rolle bei der Burnout Prophylaxe zu, wenn es darum geht Werte zu vermitteln, Identifikationsfigur zu sein und Mitarbeiter zu fordern, aber auch zu fördern. 26 Komplexe Organisationen sind oft mit steiler Hierarchie ausgestattet und neigen dazu (..) möglichst viel zu kontrollieren. Mitarbeiter fühlen sich dann ausgeliefert und entmündigt und sehen ihre Potenziale nicht genutzt. Die Folge sind nachlassende Motivation und Effizienz (Litzcke & Schuh, 2003, S.177). Schlussendlich gibt es auch im Privatleben oftmals Unverständnis für diese besondere Tätigkeit, typisches Zitat:“ Wie kannst du diese Arbeit nur machen!“ Viele Tätige im Palliative Care Bereich haben Zuhause wenig bis gar keine Möglichkeit über die Arbeit zu sprechen! Hier kommt nun die absolute Wichtigkeit des Teams zum Tragen. Teilweise extreme Belastungen, die durch unzureichende personelle Besetzung, Übernahme fremder Aufgaben und hohes Arbeitstempo noch zunehmen, ohne absoluten Rückhalt und Vertrauen im Team durchzustehen, werden für die wenigsten auf Dauer schaffbar sein. Erster wichtiger Prozess: sich dieser Tatsache bewusst zu werden. Zweiter wichtiger Prozess: jedes Team ist nur so stark wie sein schwächstes (labilstes) Mitglied. Nur wenn jedes Teammitglied aktiv den „sicheren Hafen“ im Stützpunkt bildet, war das Teambuilding erfolgreich. Trotz unterschiedlicher Charaktere, Ansichten, „Nervenkostüm“, persönlicher Vorgeschichte, Alter, Ausbildung, Verantwortlichkeiten und Aufgaben. Für alle Handelnden im Feld Palliative Care bedeutet dies, die Eigenlogik der anderen überhaupt erst einmal zuzulassen, sie besser zu verstehen, um dann mit der eigenen Logik an sie anschließen zu können (Heller & Knipping, 2006, S.45) Hilfe beim Teambuilding, aber auch laufende Unterstützung von außen vor allem in „Umbruchszeiten“ (wechselndes Personal, monetäre oder personelle Kürzungen, Konflikte mit Patienten und Angehörigen) ist oftmals unabdingbar, derzeit jedoch stark begrenzt: 27 Supervision ist selten, die Führungsebene oft anderweitig beschäftigt, teilweise selbst überfordert. In Zeiten großer Probleme im Gesundheitswesen in „Ruhe seine Arbeit machen“ zu können, ist im Vergleich mit anderen Abteilungen schon „Gold“. Dabei käme gerade der Führungsebene die Hauptaufgabe der Koordination des multiprofessionellen Teams zu. Meinungen und Stimmungen in Palliative Care Teams Im Jahr 2007 hat die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin eine Umfrage auf allen bayrischen Palliativstationen bezüglich des Stellenschlüssels, der Überstunden, der Ausfallszeiten etc. gemacht. Die Rücklaufquote belief sich auf unter 50% und war somit nicht repräsentativ. (Lexa, 2011, S. 11). Auch wir wagten es und starteten eine Stimmungsumfrage im Interviewstil in allen steirischen Palliativteams, sowie Palliativstationen. Demografische Daten wurden dabei von uns nicht berücksichtigt. Von ca. 130 ausgesendeten Fragebögen, kamen 42 an uns zurück. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle für die Mitarbeit. Die Fragen bezogen sich auf die Zufriedenheit bezüglich der Zusammenarbeit im jeweiligen Team ungeachtet der Berufsgruppe, subjektiv empfundene Bedingungen, die für eine gute Zusammenarbeit erfüllt werden müssen, spezielle Teamanforderungen im Palliative Care Bereich, Ausgleichsmöglichkeiten bei psychischen Belastungssituationen, sowie Erfahrungen bezüglich der Hierarchie im eigenen Team. Die Ergebnisse deckten sich stark mit einigen Antworten der Umfrage aus dem Jahr 2008 „Wie viel Tod erträgt ein Team“. Fragen bezüglich hoher Werthaltung, besonderen Erfordernissen, Ausgleichsmöglichkeiten und hierarchischen Strukturen wurden sehr oft gleichsinnig beantwortet. 28 Positiv aufgefallen ist, dass die überwiegende Mehrheit der Umfrageteilnehmer ihr jeweiliges Team als gut funktionierend empfindet und über ausreichend Ausgleichsmöglichkeiten im Team (vorwiegend durch Gespräche und Supervision), als auch privat in der Familie oder beim Ausüben von Hobbys, verfügt. Kein einziger Umfrageteilnehmer hat sich selbst als psychisch überfordert beschrieben. Als spezielle Anforderungen wurden an erster Stelle eine überdurchschnittliche Kommunikationsfähigkeit, Empathie sowohl Patienten als auch Kollegen gegenüber, als auch eine vorgegebene, palliative innere Haltung genannt. Sich selbst richtig einzuschätzen und bei drohender Überlastung „aus dem Spiel nehmen“ zu können, scheint ebenfalls essentiell für eine dauerhafte Arbeit im Palliative Care Bereich zu sein. Weiters wurden die Hierarchien im Team fast durchwegs als flach beschrieben und das Vertrauen zwischen den Berufsgruppen als groß. Die Erfahrungen hiermit sind meist positiv. Immer wieder wurde jedoch darauf hingewiesen, dass eine genaue Definition der Tätigkeitsbereiche und Verantwortungen trotzdem wichtig ist. Umgang mit Konflikten im Team in Einbeziehung von Ritualen und Entlastungsmöglichkeiten von Elisabeth Unger Ein Konflikt entsteht wenn zwei oder mehr Personen Gleiches zur selben Zeit machen wollen und dazu unterschiedliche Vorstellungen haben. Oder wenn diese Personen ein gemeinsames Ziel erreichen sollen und ihre Vorstellungen, wie dies zu bewältigen ist sich voneinander unterscheiden, wenn diese unterschiedlichen Vorstellungen aufeiander treffen und es unmöglich erscheint, beide gleichzeitig zu verwirklichen. 29 Konflikte gehören zu unserem Alltag und haben eine wichtige Funktion in sozialen Systemen. Dass ein Konflikt entsteht, kann man nicht verhindern. Jeder von uns hat unterschiedliche Vorstellungen, Wahrnehmungen und Werte. Für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten ist es unumlässlich den Konflikt ernst zu nehmen – ihn zu akzeptieren, die Mitteilungen des Gesprächspartners verstehen wollen, das Anliegen konkretisieren, eigene Ziele und Verhalten verdeutlichen. Konflikte werden häufig umgangen in dem keine Grenzen gesetzt werden, unterschiedliche Meinungen nicht geäußert werden (um des Friedens willen), das was stört nicht angesprochen wird (die Zeit wird es schon machen). Anzeichen von Konflikten werden oft lange ignoriert und umgedeutet, nicht eingestanden. Sätze wie: „Sie hatte einen schlechten Tag“, „Er liegt mir nicht“, „Mit dem kann ich sowieso nicht“, „Der ist ein Besserwisser“, usw. kennen wir alle. Leider bringen uns diese in der Konfliktbewältigung nicht weiter, sie verschleiern und verzögern einen offenen Konflikt. (vgl. Emmrich & Koch, 2002, S. 26 – 37) Das Erkennen eines Konfliktes schon in seinen Anfängen. Anzeichen dafür können sein, das Informationen zurückgehalten werden, das Gruppenbildungen, atmosphärische Störungen stattinden und häufige Krankenstände in Anspruch genommen werden. (vgl. Schmidbauer, 2004, S. 10 – 30) Das Lösen eines Konfliktes setzt voraus, dass man zuerst klärt worum es eigentlich geht. Denn oft sind es Stellvertreter-Konflikte, wo der wahre Kern nicht angesprochen wird. 30 Fragen wie: Was ist der Person wichtig? Worum geht es dem Team? Was ändert sich für das Team, wenn diese oder jene Änderung eintrifft – oder eben nicht? sollten gestellt werden. Es geht immer darum eine Win-Win-Situation herzustellen. Bei Konfliktlösungen gibt es keine Gewinner und keine Verlierer. Wichtig ist es, die gemeinsamen Interessen zu sehen und zu befriedigen. Denn bei Konfliktlösungen suche ich nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen. Wir Menschen müssen lernen, einander zuzuhören. Man muss nicht immer derselben Meinung sein, auch das gehört gelernt. In einer Konfliktsituation reagieren Menschen unterschiedlich. Grundsätzlich gibt es welche, die kämpfen, die fliehen, sich anpassen, ein Problem verdrängen und es gibt die Konfliktlöser, die verhandeln und nach Lösungen suchen. Unsere Wahrnehmung, unser Fühlen und unser Verhalten wirkt sich immer auf den Umgang mit Konflikten aus. „Wer Konflikten positiv begegnet, wird sie meist auch konstruktiv lösen können“. Zur Beilegung eines Konfliktes braucht man die Bereitschaft aller Beteiligten. Konflikte soll man nicht vermeiden. Um vorzubeugen, dass diese eskalieren, sollte eine Konfliktkultur eingeführt werden, die im Fall des Falles angewandt wird. Dies bedeutet, dass sich das Team auf Regeln einigt, wie mit Konflikten umgegangen wird. Diese Regeln sollte unbedingt gemeinsam erarbeitet und transparent gemacht werden. Weiters ist es wichtig eine Teamkultur zu fördern, in der miteinander gesprochen wird. 31 Sich Zeit nehmen um in Ruhe den Konflikt zu reflektieren. Menschen und Probleme getrennt von einander betrachten. Legen sie das Problem offen. Konzentrieren sie sich auf die Interessen. Haben alle Konfliktteilnehmer die gleichen Interessen? Konzentrieren sie sich auf die Interessen und nicht auf die Positionen. Entwickeln sie Lösungen zum beiderseitigen Vorteil. Bestehende Konflikte mit Weil-Fragen begegnen. Mit Weil-Fragen kann man sehr gut herausbekommen warum sie und der Konfliktpartner so reagieren. Setzen sie einfach ein „weil“ an jede Aussage und überlegen sie, welche Erklärung ihnen dazu einfällt. Weichmacher in der Sprache beugen Konflikte vor bzw. können sie entschärfen. Sagen sie statt: immer, nie, alle, keiner lieber: manchmal, selten, viele, wenige, einige. Ein Beispiel dazu: Wenn die Ehefrau sagt: “Nie bist du zu Hause“, kann der Mann zu Recht sagen: “Das ist falsch“, weil er sicherlich zu Hause ist. Wenn die Ehefrau aber sagen würde: „Selten bist du zu Hause“, dann könnte der Ehemann leichter zustimmen, leichter sein Verhalten ändern und der Kampf zwischen dein beiden Personen wäre nicht so heftig. Vereinbarungen treffen, die klar, deutlich und widerspruchsfrei formuliert sind. Die Vereinbarungen sind auch anderen bekannt. Sie legen z. Bsp. fest, was jede Seite zu tun oder zu unterlassen hat. Im Umgang mit Konflikten ist die Gesprächsführung ein wesentlicher Faktor. In der Gesprächsführung auf Bewertungen verzichten, Respekt vor jeder Person haben, ICHBotschaften aussenden, Gefühle und Bedürfnisse äußern, aktives Zuhören, gezieltes Rückfragen wie: „Habe ich das richtig verstanden?“ „Ich habe ........ das so verstanden, stimmt das so?“ Darf ich nochmals kurz zusammenfassen? 32 Ihnen kommt es also darauf an, dass....... ? Für Sie ist es also wichtig, dass ..........? Ich verstehe. Das heißt, Sie wollen, das ...........? Wenn aktives Zuhören und ICH-Botschaften sich phasenweise abwechseln, kann eine gute Balance zwischen den Gesprächspartnern entstehen. (vgl. Friedrich-Karl, 2002, S. 76 – ff) Der Einsatz von Macht z. B. in einer Führungsfunktion durch Anweisungsbefugnisse, ist abzulehnen, da kurzfristig eine Besserung eintritt, dies führt jedoch zur Demotivation der Mitarbeiter und zu verstärkten Nachfolgekonflikten. Die effektivste und nachhaltige Strategie bei Konflikten ist immer die Interessensstragie. Sie setzt bei den wahren Ursachen und echten Bedürfnissen an und ist auf eine „win-win-Lösung“ ausgerichtet. Für eine Konfliktprävention ist eine offen, ehrliche Kommunikation aller Teamkollegen notwendig. Beobachten von Verhaltensveränderungen, Mut zur korrekten, konstruktiven Kritik, persönliches, ehrliches Engagement gegenüber der Kollegen, eigene Neutralität und Objektivität, Fähigkeit, sich selbst zurücknehmen zu können. (vgl. Schmidbauer, 2004, S. 10 – 30) Rituale Rituale können uns im Umgang mit Konflikten sehr unterstützen. Ein Ritual (von lateinisch ritualis‚ den Ritus betreffend, rituell) ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet und kann religiöser oder weltlicher Art sein. (Wikipedia, 27.04.2015) 33 Rituale geben Halt und Sicherheit, vermitteln Wertehaltungen und sind Kraft- und Motivationsquelle, begleiten Veränderungen und Übergänge. Darüber hinaus unterstützen sie das Wachstum in einem System und sorgen für ein gutes Klima/ gute Stimmung. Rituale können alles mögliche sein, wie: Gemeinsames Frühstücken, das Mitbringen von einem Geburtstagskuchen, einen Umtrunk nach einer Gedenkminute der Verstorbenen des Monats, Weihnachtsfeier, Betriebsausflug oder, oder, oder. Es gibt viele kleine Möglichkeiten, den anderen besser kennenzulernen, um Verständnis zu entwickeln und mehr Toleranz aufzubauen. Durch Toleranz und Verständnis entsteht in weiterer Folge Harmonie. Die Harmonie in einem Team ermöglicht es, für den Patienten und deren Angehörigen eine optimale, interprofessionelle Hilfestellung zu gewährleisten. (vgl. Küpper-Popp & Lamp, 2010, S. 10) Der folgende Beitrag meiner Projektkollegin setzt sich intensiv mit dem Kommunikation auseinander. Kommunikation und gute Gesprächsführung von Ingrid Fischer-Reisacher Für eine gute Zusammenarbeit im Team ist meiner Meinung nach die Gesprächsführung hauptverantwortlich. In unserem Arbeitsalltag vergeht nicht ein einziger Tag, wo wir nicht ständig miteinander sprechen. Jeder Arbeitstag wird begleitet von Dienstübergaben. Aktiver Austausch von Informationen und Anweisungen findet statt. Wir reden täglich miteinander. Im Team kommt es zum Zusammentreffen von unterschiedlichen Menschen, mit unterschiedlichen Positionen und Sichtweisen. 34 Wenn alle ihren Platz finden, kann man sich entfalten und Freude an der Arbeit haben und in den Dienst des Ganzen stellen. Man kann nicht nicht kommunizieren! (Paul Watzlawick aus Andrea Köhler-Ludescher, 2014, S. 45) Ist das Team abhängig von guter Gesprächsführung und ist die Qualität der Arbeit davon abhängig? Kann es wirklich so schwierig sein, gute Kommunikation im Team zu betreiben. Und wieso scheitern so viele Menschen daran? Einfach nur Worte gebrauchen, ohne in mich zu gehen oder meine Gefühle zuzulassen ein Weg Rhetorik zu betreiben. Oder doch den Vorhang zu lüften und hinter die Dinge zu schauen, ihnen auf den Grund zu gehen“ (Tamaro, 2013, S. 12) Wie oft habe ich den Mut dazu, möchte ich eine Verbesserung der Gesprächsführung und Kommunikation, oder bin ich es leid, immer wieder von vorne zu beginnen. Haben wir alle verlernt, in Ruhe zuzuhören, uns zu fokussieren auf das Gesprochene, ohne das uns gleichzeitig tausend andere Dinge durch den Kopf gehen? In unseren Teams arbeiten verschiedene Berufsgruppen zusammen. Neige ich dazu, meine eigenen Empfindlichkeiten in meiner Berufsgruppe in den Vordergrund zu stellen, oder versuche ich mich in das Team einzubringen. Wertschätzung und Respekt für andere, wie oft bringe ich sie entgegen? Kann ich mich selbst wertschätzen? Wir alle kennen Redewendungen wie: Rede es dir von der Seele … Beim Reden kommen die Leute zusammen … Reden ist Silber, Schweigen ist Gold … 35 Und jeder von uns hat sich schon mal gefragt, warum in Zeiten von Telefon, Fax und Mail doch jeder sein eigenes Süppchen zu kochen scheint und die Kommunikation trotz Vernetzung oft nicht funktioniert. Qualitätssteigerung der Arbeit durch gute Gesprächsführung im Team: Beispiel einer Morgenbesprechung: Es ist Montag früh und es findet die Morgenbesprechung des MPT statt. Im Team befinden sich zwei Ärzte, fünf DGKPs, ein Sozialarbeiter und die Teamassistentin. Jeder holt sich seinen Kaffee und dann geht’s los. Die diensthabende Krankenschwester vom Wochenende möchte die Rufbereitschaft übergeben. Es gab viele Anrufe mit verschiedenen Anliegen und Problemen. Sie beginnt zu berichten. Nach kurzer Zeit beginnt die Aufmerksamkeit einiger zu sinken. Es wird am privaten Handy gedrückt, kein Blickkontakt, auch Zwischenrufe machen zuhören unmöglich, genauso wie tratschen mit dem Nachbarn. Dann läutet das Diensthandy, wieder Unterbrechung usw. … Dann erfolgt die Besprechung der Hausbesuche der vorigen Woche, damit möglichst jeder auf dem neuesten Stand ist. Einer spricht, es folgt ein Monolog. Meinungen und Empfindungen von anderen können nicht ausgetauscht werden. Jeder Versuch wird erfolgreich vorzeitig abgewürgt. Dann werden die Hausbesuche eingeteilt. Ein Durcheinander im Gespräch entsteht. Bis es einer Person zu viel wird und sie laut und ungehalten wird. So wird der Tag begonnen. Im Team ist schlechte Stimmung, die keiner übersehen kann. 36 Natürlich ist dadurch die Qualität der Arbeit beeinträchtigt. Niemand fühlt sich wohl, wenn die Anerkennung und der Respekt durch das Team fehlen und Informationsaustausch nicht funktioniert. Schlechte Gesprächsführung trägt die Schuld dafür. Verbesserung der Kommunikation im Team: Wertschätzung durch zuhören vermitteln. Jeder kennt aus eigener Erfahrung, wie unangenehm es ist, nicht angehört zu werden. Es liegt einem etwas auf der Zunge und ich spreche unbedacht heraus, was durchaus später Platz hat. Andere immer wieder ins Wort fallen, wie demotivierend das für alle sein kann. Wir denken viel zu wenig darüber nach, was ich dabei bei anderen anrichte, wohl stört es mich, wenn es mich selber betrifft. Es wird nicht sofort gelingen die Kommunikation zu verbessern, aber ist das Bewusstsein der Wichtigkeit des Zuhörens im Team da, so ist auch der Anfang gemacht. Und ein gesagtes Wort kann einfach niemals mehr zurückgenommen werden. Aktives Zuhören im Team bei Besprechungen oder Sitzungen kosten Kraft und kann auch anstrengend sein. Ich versuche mich in eine andere Person hineinzuversetzen, was kann ich dabei spüren, wie kann ich verstehen was mein Gesprächspartner meint. Welche Apelle sind an mich oder das Team gerichtet und wie kann ich reagieren. Wie oft hören wir von unseren Klienten, wie befreiend es sein kann, wenn jemand zuhört. Wieso sollte es uns anders gehen. Reden ist Silber … Gespräche ohne Bewertung: Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns. (Rosenberg, 2012, S. 35) 37 Die Sprache mit Bewertung ist umfangreich an Wörtern. Wir sind damit beschäftigt, intelligent oder dumm, strukturiert oder chaotisch, uneinsichtig oder einsichtig usw. zu definieren, ohne auf den Punkt zu kommen. Die Sprache ohne Bewertung bringt uns weiter. Unsere Aufmerksamkeit liegt beim Wesentlichen und wir können mit gestärkter Kompetenz und Arbeitszufriedenheit rechnen. Bewertungen in unserer Umgangssprache: Ich möchte zu dieser Familie nicht mehr hinfahren, die sind so stur und lassen sich nicht überzeugen, die HKP anzubinden. Die Angehörigen sind einfach gestrickt, ich habe mich schon so oft wiederholt, aber der Klient macht doch was er will. Du hast wirklich komische Ansichten. Ich möchte das so und anders kommt nicht in Frage, weil sonst nichts dabei zustande kommt. Ich fange damit nichts an, ist mir esoterisch zu viel angehaucht. Du übertreibst aber ganz schön, mir ist das zu viel. Was du sagst ist nicht notwendig. Du hast ja keine Ahnung, weil du beim Hausbesuch nicht dabei warst. Und so weiter … Unsere Sprache, die wir alle sprechen. Und wir kennen das Gefühl, verletzt zu sein, oder nicht ernst genommen zu werden .Bewertungen sind schnell ausgesprochen, ohne zu beobachten und zu fühlen. Im Mittepunkt steht der Mensch! Wir alle im Palliativteam bemühen uns, die verbleibende Zeit für schwerstkranke und sterbende Menschen und ihren Angehörigen zu verbessern. Viele von uns sind mit großem Idealismus und aus Überzeugung zur Tätigkeit im palliativen Bereich gekommen. Jeder im Team wünscht sich, dass seine Meinung wichtig ist und Gelegenheit geboten wird, sie zu äußern. 38 Flache Hierarchien um das starke gemeinsame Team in den Vordergrund zu stellen, sind erwünscht. Umso tiefer ist der Fall, wenn solche Erwartungen nicht immer erfüllt werden. Meine persönliche Anerkennung kommt vielleicht zu kurz und der wirkliche Mittelpunkt, nämlich der Klient, wird dabei aus den Augen verloren. Telefon, Fax und Co … Natürlich für niemanden wegzudenken. Wie schnell ist alles versendet, Informationen in Sekundenschnelle weitergeleitet. In der Praxis sieht es oft anders aus. Sehr wichtige Details werden nicht erwähnt und durch Routine wird Information weitertransportiert, wo wir sprichwörtlich zwischen den Zeilen lesen sollten. Und wie oft kommt es vor, dass telefonische Mitteilungen und ein persönliches Gespräch von Mensch zu Mensch ein ganz anderes Bild ergeben. Durch das persönliche Gespräch besteht die Möglichkeit, auf mitfühlender Weise mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Ein empathischer Umgang miteinander, indem wir unsere gemeinsamen Bedürfnisse wertschätzen, ist möglich. Beim Reden kommen die Leute zusammen Wir sind in einer Kultur zu Hause, wo kaufen und Geld verdienen wohl sehr große Priorität haben. Die alltägliche Kommunikation miteinander kommt dabei oft zu kurz. Deshalb fühlen wir uns oft auch unwohl, wenn es einfach nur darum geht, zu sprechen oder zuzuhören. Wir können damit unser Wohlbefinden steigern und unsere Lebensqualität verbessern. Die Bank vor unseren Häusern, ein schöner Platz um zu verweilen. Früher war das selbstverständlich, ein „Tratscherl“ mit unseren Nachbarn oder Freunden. Womit verbringen wir eigentlich die Zeit, die wir jetzt für diese Muse nicht mehr haben! 39 Was kann jeder für sich selbst tun, für ein gutes Bestehen /Miteinander im Team. von Elisabeth Kurz „Ein Team kann nur dann zu einem tragfähigen zugkräftigen System werden, wenn jeder seinen Auftrag, seine Stärken und Schwächen kennt, aber auch weiß, wo er Entlastung und Hilfe bekommen kann.“ (Aulbert-Nauck-Radbruch, 2012, S.78) Ich habe die Erfahrung gemacht, dass im Palliativbereich diese Definition große Bedeutung hat und immer wieder vor Augen geführt werden sollte. Entlastende Gespräche „zu Hause“ zu führen sind im Tätigkeitsfeld der Palliativbetreuung zumeist nicht möglich. Die Arbeit mit nach Hause zu nehmen, sollte auch nicht die Lösung sein.Daher ist ein wertschätzendes, respektvolles Miteinander im Team, meiner Meinung nach, die Grundsubstanz einer jeden guten Zusammenarbeit. Die Gesprächskultur sollte auf einer Ebene der ehrlichen, rücksichtsvollen Basis stattfinden. Bei der Neubildung eines Teams bedarf es einiges an „Nervenstärke“ ehrlich und klar miteinander kommunizieren zu lernen. Ein „nein“ zu akzeptieren, Entscheidungen zu respektieren, auch wenn man nicht der gleichen Meinung ist. Wir hatten im Mobilen Palliativteam die Möglichkeit eines Teambildungstages, am Beginn unserer Zusammenarbeit. Dieser Tag ist für mich sehr positiv in Erinnerung. Supervisionen werden, bei uns im Team, immer wieder regelmäßig durchgeführt. Meiner, bisherigen, Erfahrung nach mit mehr oder meistens weniger Erfolg. Rituale brauchen oft ihre Zeit, um die passenden für das Team zu finden. Bei uns im mobilen Palliativteam wurde es zum Ritual nach den Hausbesuchen eine gemeinsame Kaffeepause zu machen, um die Besuche des Tages zu besprechen. Dadurch klärt sich vieles. 40 Die alljährlich stattfindende Gedenkfeier für unsere verstorbenen Klienten des mobilen Palliativteams ist ebenfalls ein wichtiges Ritual. „Loslassen“ nicht nur für die Angehörigen, auch für uns als Team sehr wichtig Was kann ich für mich selbst tun? In den Gesprächen mit meinen ArbeitskollegInnen und Mitmenschen wurden mir viele Möglichkeiten der Entlastung, Entspannung und zum „Energie tanken“ mitgeteilt. Von sportlichen Tätigkeiten, die sehr häufig genannt werden über Lesen, Musizieren oder Musik hören, all diese Aktivitäten sind für viele Menschen im Palliativbereich ein Ausgleich. Die Familie und der Freundeskreis stellen ebenfalls eine wichtige Basis dar. Genannt wurde auch Beten und Meditation zur Entspannung und zum Loslassen. Fortbildungen werden immer wieder angeboten und auch genutzt. Ich glaube, man kann alles tun was einem gut tut, solange mein „Tun“ keinen anderen schadet. Schwierige Situationen können nicht vermieden werden, jedoch lässt die Art wie man darauf reagiert, das Ausmaß des Leidens einschränken. Dies gilt zwar in allen Herausforderungen unseres Lebens. Doch geschieht davon auch ein großer Teil in unserer gemeinsamen Arbeit. Vor allem der Palliativbereich stellt uns mental, emotional und empathisch vor große Aufgaben. Die fünf Versprechen Das Buch „Die fünf Versprechen“ ist für mich eine wichtige Stütze im gemeinsamen Miteinander. Diese Versprechen sind ein ständiger Begleiter in meinem Leben geworden. 41 Es ermöglicht, vieles besser zu verstehen und es bleibt einem mancher Ärger erspart da ich aber noch im Üben bin, leider nicht jeder Ärger. Ich habe dieses Buch bereits mehrmals gelesen und es liest sich jedes Mal anders. Man verändert sich und dieses Buch hält immer wieder neues für einen bereit. Das Buch wurde von Don Miguel Ruiz (2006; 2010) in Worte verfasst. Er wurde auf dem Land in Mexiko geboren. Seine Mutter war eine curandera (Heilerin) sein Großvater ein nagual (Schamane). Er sollte die Lehren der Tolteken weiter tragen, aber vom modernen Leben beeindruckt, studierte er Medizin und wurde Chirurg. Eine Nahtod-Erfahrung veränderte sein Leben und brachte ihn zu seinen Wurzeln zurück. Nach dieser Erfahrung begann für ihn eine Zeit der Selbsterforschung. Er wurde von seiner Familie in die toltekische Tradition unterrichtet und eingeführt. Don Miguel Ruiz ist nun ein nagual und sein Leben steht seitdem ganz in Dienste der Verbreitung seines Wissens über die Lehren der Tolteken. Ich erkläre nachfolgend die 5 Versprechen, wie ich sie zum derzeitigen Zeitpunkt für mich verstehe. Versprechen: Verwende mit Bedacht deine Worte und sei untadelig mit deinen Worten Wir können durch unser Wort eine schöne Geschichte erschaffen, aber auch zerstören und dadurch unsere persönliche Hölle hier in unserem Leben stattfinden lassen. Man sollte die Macht des Wortes niemals gegen sich selbst oder andere richten. Verwende niemals das Wort um zu tratschen (Eine große Herausforderung!). Versprechen: Nimm nichts persönlich Aus der Sicht der Tolteken ist unser ganzes Leben ein Traum, den das Gehirn sei so programmiert, das es 24 Stunden am Tag träume. Ein jeder Mensch träumt seinen eigenen Traum. Kein Mensch nimmt einen so wahr, wie man wahrgenommen werden möchte. Also können wir unser Schauspiel eigentlich beenden. 42 Dieses Versprechen verleiht einen große Freiheit im Umgang mit den Mitmenschen. Man könnte auch sagen, wir werden immun gegen die Meinungen andere und dessen emotionalen Gift. Versprechen: Ziehe keine voreiligen Schlüsse Voreilige Schlüsse zu ziehen bedeutet immer Ärger, denn diese sind nicht die Wahrheit, sie sind Fiktion. Wir Menschen haben eine starke Fantasie. Wir stellen gerne Vermutungen an und nehmen gerne alles persönlich. Damit beginnt die „Hölle auf Erden“. Denn Schlussfolgerungen und Vermutungen sind nichts weiter als Lügen die wir uns selbst erzählen. Wenn wir Fragen stellen, müssen und brauchen wir keine Vermutungen mehr anstellen, also Fragen um Klarheit zu schaffen. Versprechen: Tue immer dein Bestmögliches „Tue es!“ Nicht mehr und nicht weniger. Das Versprechen, das jeder erfüllen kann. Versprechen: Sei skeptisch, aber höre gut zu Skeptisch sein, denn das Meiste das wir hören ist nicht wahr. Don Miguel behauptet in seinem Buch sogar, das der größte Teil vom gesprochenen Wort eine Lüge sei. Wir würden alle auf die eine oder andere Weise Lügen, nicht weil wir dies wollen, sondern weil wir an bestimmte Dinge glauben. Es gibt 2 Arten von Skepsis. Man kann so tun als sei man skeptisch, weil man glaubt schlauer zu sein. Dies ist hier aber nicht gemeint. Skepsis bedeutet nicht alles zu glauben, was man hört, weil es nicht die Wahrheit ist. Menschen erzählen einem ihre Lebensgeschichte, sie schildern wie sie die Dinge sehen, was sie für die Wahrheit halten. 43 Meine Aufgabe ist es nicht zu Urteile, sondern Respekt den Anderen gegenüber zu empfinden. Wenn ich lerne zuzuhören erweise ich dem Menschen Respekt und ich werde verstehen was er mir wirklich mitteilen möchte. Niemand verurteilt einen härter als wir uns selbst. Wen ich jemand anderen nicht mag kann ich weglaufen, aber wenn ich mich selbst nicht mag wird mir das nicht gelingen und es gibt kein Entrinnen. Will ich das für mich? Mein Leben und Tun davon bestimmen lassen? Herzlich Willkommen zu IHREM LEBEN In dem SIE die Hauptrolle spielen Der Eintritt ist frei. Alles Weitere liegt in IHRER Hand. Und wir wünschen ihnen viel Spaß und gute Unterhaltung, beim LEBEN ihrer Wahl! (Fanta 4;Album 4.Dimension) 44 Conclusio Herlinde Ressler An dieser Stelle möchte ich von meinen persönlichen Erfahrungen berichten. Die meiste Zeit meines Lebens war ich in Teams bzw. Gruppen integriert. Ich habe nie alleine gearbeitet und kann mir einen Beruf ohne die Einbettung in ein Team nicht vorstellen. Von allen Teams mit denen ich zu tun hatte, erlebe ich die Auseinandersetzung mit dem PalliativeCareTeam als am meisten herausfordernd. Ich empfinde diese Herausforderung manchmal als sehr mühsam, aber oft auch als äußerst lustvoll. Durch die schon angesprochene flache Hierarchie in solchen Teams gibt es immer wieder ein intensives Ringen um Entscheidungen. Gerade ein Team in der PC ist schweren Belastungen ausgesetzt. Das Durchstehen solcher Belastungen stärkt uns aber im Team. Die positiven Seiten - vor allem das gemeinsame Lachen – sind es, die das gemeinsame Ringen für mich lustvoll machen. Diese Projektarbeit hat mir vor allem aufgezeigt, dass ein Team erst arbeitsfähig ist, wenn es sich selbst als Team anerkennt. Findet der Teambildungsprozess gleichzeitig mit der Erledigung einer Aufgabe statt, bzw. ist die Aufgabe bestimmender Teil der Teamentwicklung, führt dies zu arbeitsintensiven Prozessen. Hingegen kann eine Gruppe, die sich bereits als gut funktionierendes Team sieht, Aufgaben wesentlich effizienter begegnen. Elke Zweytik Das hab ich für mich gelernt: Ein Team oder eine Arbeitsstelle ist ein verantwortungsvolles System mit Struktur, welches Erwartungen erfüllen soll. Jedes Teammitglied hat eine Funktion, die Aufgabe besteht darin die Funktion gewissenhaft, sachlich und objektiv zu bewältigen, sodass das System aufrecht, stabil laufen, stehen oder rund funktionieren 45 Elisabeth Unger Die Conclusio zum Umgang mit Konflikten meiner Ansicht nach ist, einen Konflikt nicht aus dem Weg zu gehen, sondern die Chance nutzen, sich dadurch besser kennenzulernen. Dazu gehört aktives Zuhören, eine offene, ehrliche Kommunikation, ein Wohlwollen dem Konflikt, dem Team, der entsprechenden Person gegenüber, ein angstfreies Sprechen über Fehler und Kritik an der Sacher und nicht an der Person, Ich-Botschafren senden, mein Befinden zum Ausdruck bringen, Anregungen zur gemeinsamen Lösungsfindung geben, eine „win-win“Lösung anstreben und durch zeitlich begrenzte Abmachungen festhalten und immer wieder evaluieren. Ingrid Fischer-Reisacher Ein aufeinander abgestimmtes Team hat sehr viele Trümpfe in der Hand. Zum einen die Möglichkeit, gut auf sich selber achten zu können, zum anderen auch die Bedürfnisse der Teammitglieder wahrzunehmen. Mit dem Ziel: unseren Patienten und ihren Angehörigen unsere bestmöglichste Betreuung zukommen zu lassen. Ich möchte dir zuhören, dich nicht verletzen oder bedrängen. Ich werde versuchen, mich in dich hineinzuversetzen, deine Gefühle zu verstehen. Ich will klar aussprechen, wie du mich dabei unterstützen kannst. Wenn meine Worte dich nicht erreichen, hilf mir dabei, Brücken des gegenseitigen Verständnisses zu bauen. Und wenn uns das heute nicht gelingt, lass uns morgen neu beginnen. Elisabeth Kurz Indem ich untadelig und mit Bedacht mein Wort wähle schreibe ich meine eigene Geschichte und diese schreibe ich auch nicht gegen mich selbst. Ich nehme nichts persönlich und sämtliche Dramen in meinem Leben werden sich auflösen. Ich höre auf voreilige Schlüsse zu ziehen und ich werde die reine Wahrheit erfahren. Ich gebe immer mein Bestmöglichstes und handle. Übung macht den Meister. Und zuletzt lasse ich meinen gesunden Menschenverstand wieder zu. Ich bin skeptisch, aber lerne zuzuhören. 46 Martina Schuchnig Als bunt zusammengewürfeltes Projektteam aus verschiedenen Professionen und Teams, aus dem stationären wie auch mobilen Bereich, hat die gemeinsame Arbeit uns vor allem eins gezeigt: es gibt nicht nur einen richtigen Weg zu guter und erfüllender Zusammenarbeit. Individualität kann und soll erhalten bleiben, ist sogar bereichernd, solange das gemeinsame Miteinander und Ziel nicht aus den Augen verloren wird. Die Arbeit im Palliativbereich ist eine besondere Herausforderung, der Tod schreckt uns Menschen, die wir doch alle so am Leben hängen, natürlicherweise ab. Ihm nicht auszuweichen, sondern andere Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten und uns dabei auch mit unserer eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen, erfordert Kraft. Kraft, die wir mit verschiedensten Mitteln stärken können, dabei ist zwischenmenschliche Hilfe auch für uns Profis essentiell. Im gut funktionierenden Team wird es eine Freude sein, egal in welcher Funktion, ein wichtiger Teil davon zu sein. Übliche Teamregeln sind in der Palliative Care genauso wichtig wie in anderen Arbeitsbereichen, das Besondere ist die Paarung mit besonders hohen Werten, herausragender Empathie und eigener innerer Ausgeglichenheit. Wenn wir gemeinsam stark sind, ist auch das palliative Burnout kein drohendes Schreckgespenst, sondern höchstens ein Begriff, der uns in Erinnerung rufen soll, dass Menschlichkeit in unserem Beruf kein Mangel, sondern höchstes Gut ist. 47 Anhang Team Drehscheibe 48 49 50 Literaturverzeichnis Aulbert, Ebenhart:, Nauck: Lehrbuch der Palliativmedizin, (3. Auflage), Deutschland, 2012 Berger, Peter: Erlösendes Lachen, Berlin, 1989 Emmrich, Friedrich-Karl, Koch, Norman: Professioneller Umgang mit Konflikten, München, 2002 Erger, Raimund: Teamarbeit und Teamentwicklung in sozialen Berufen, Berlin, 2012 Feichtner, Susanne: Lehrbuch der Palliativpflege, Wien, 2005 Fengler, Jörg: Ausgebrannte Teams, Burnout-Prävention und Salutogenese, Stuttgart, 2011 Heller, Andreas/ Knipping, Cornelia: Palliative Care – Haltungen und Orientierungen, Bern, 2006 Hirsmüller, Susanne: Interprofessionelle Teamarbeit als Ausgangspunkt für Palliativmedizin, Berlin, 2014 Hoefert, Hans-Wolfgang: Führung und Management im Krankenhaus, Göttingen, 1997 Küpper-Popp, Karolin, Lamp, Ida: Rituale und Symbole in der Hospizarbeit, München, 2010 Köhler-Ludescher, Andrea: Paul Watzlawick - Die Biografie, 2014 König, Oliver: Einführung in die Gruppendynamik, Heidelberg, 2015 Lassen, Arthur: Heute ist mein bester Tag, Gran Canaria, 2003 Lexa, Nadine: Burnout im Palliative Care Team?!: Oder: "Wie viel Tod verträgt ein multiprofessionelles Team?", Saarbrücken, 2011 Litzke, Sven/ Schuh, Horst: Belastungen am Arbeitsplatz, Köln, 2003 Miguel Ruiz, Don: Das Fünfte Versprechen, Berlin, 2010 Miguel Ruiz, Don: Die Vier Versprechen – ein Weisheitsbuch der Tolteken, Berlin, 2006 Müller Monika, Studie „Wieviel Tod verträgt das Team?“, 2008 Robinson, Vera: Praxisbuch therapeutischer Humor, Bern, 2002 Rosenberg, Marshall: Gewaltfreie Kommunikation, Paderborn, 2012 51 Scheurer, Bernhart M.: Intelligentes Projektmanagement - Planen, wagen, gewinnen, Stuttgart, 2002 Schmidbauer, Wolfgang: Persönlichkeit und Menschenführung, München , 2004 Tamaro, Susanne: Ein jeder Engel ist schrecklich, München, 2013 Vachon: The stress of professional Caregivers, New York, 1998 Fanta 4; Liedertext aus „zu Geil für diese Welt“, Album 4.Dimension 1993 Internetverzeichnis Editionf (Zugriff am 30.1.2015) - https://editionf.com/organisationswahn-vertriebviel-struktur-tutgut Ibim (Zugriff am 08.04.2015) - www.ibim.de/techniken/4-1.htm Wikipedia (Zugriff am 27.04.2015) – www.wikipedia/Ritual 52
© Copyright 2024 ExpyDoc