Legendäre Büttenrede 20151.

Legendäre Büttenrede 20151.
Willkommen Euch, Ihr lieben Gäste,
Willkommen hier beim Faschingsfeste.
Es ist schon länger bei uns Sitte,
Dass ich komm in Eure Mitte,
Und ohne in die Bütt zu steigen,
Tu ich mich Karneval nicht zeigen.
Wie jedes Jahr dieselbe Frage,
Mit der ich mich seit Wochen plage:
„Was mach ich diesmal? Was ist dran?
Wo hör' ich auf, wo fang ich an?“
Das quält mich des Abends, das quält mich am Morgen,
Ich schlafe schlecht, ich mache mir Sorgen.
Bestimmt täte ich ernten viel Kritik,
Schaute ich mal auf die Politik?
Nähm den Propheten ich aufs Korn,
Erschießt mich der Dschihadist von vorn,
Und täte ich was andres finden,
Dann erschießt er mich von hinten.
Wie immer ich das dreh und wende,
Fände es kein gutes Ende.
Oder wie wäre mal - einfach so aus der Hand,
Ein kurzer Blick - nach Griechenland?
Griechisch essen wär’ doch jetzt schön,
Hingehen, Ouzo, aufsteh’n, geh’n...
Und ganz locker unterdessen,
Das Bezahlen mal vergessen…
So sehr mich das alles auch umtreiben tut:
Ich denk' mir: 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Alles wird gut.
Und konzentrier’ mich in gewohnter Weise,
Auf die nahgeleg’nen Kreise.
1! von 9!
2.
Und stelle fest: Viel Neues kann ich nicht berichten,
In diesen Karnevalsgeschichten.
Unterm Strich ist es gar nicht so viel.
Alles normal, alles stabil.
Die Trainer sind ruhig, fast schon gechillt,
Vielleicht ist der Ehrgeiz seit langem gestillt?
Man hört so gar nichts, weil auch nichts geht,
Preise nach oben! Das ist die Aktivität.
Die Mannschaften in ihrer übergroßen Zahl
Feiern sich selber – wieder einmal.
Die Damen 30 wie immer auf Reisen,
Die tun wenigstens was gegen’s Vergreisen!
Schon wieder eine Schönheitsfarm.
Warum? Bei dem geballten Charme?
Noch besser sich zu präsentieren?
Haben die was zu verlieren?
Botulin und Silikon
Das brauchen die nicht – das haben die schon.
Und der Figur hilft bei so manchen
High-Tech aus den Miederbranchen.
Ich frage mich ehrlich: Was woll'n die noch mehr?
Ach komm: 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Bitte sehr!
3.
In einer schönen Tradition, das ist bekannt,
Werfen wir unseren Blick auch schon mal über den Rand,
Vor allem schauen wir in Richtung Süden.
Ich meine jetzt mal die Bayern, die nimmermüden,
Ewig gestrigen Besserwisser und Sprachtalente.
2! von 9!
Selten sind dort wohl die lichten Momente:
Deutsch in den Stuben von Türken und Russen, von Marokkanern und Kasachen Sollten die nicht besser vor der eigenen Türe mal sauber machen?
Ich fass' es nicht: Vielleicht trinken die weniger Weißbier oder Cola,
Der einzige, der gutes Deutsch in Bayern spricht, ist Pep Guardiola...
Aber so weit nach Süden muss man nicht,
Wenn's darum geht, wie man denn spricht.
Kölsch, so dacht ich immer, sei ein schlimmes Bier.
Aber wie ich jetzt weiß: Das trinkt man nicht, das spricht man hier!
Für’s Sprechen können sie nichts - da tun wir ja gönnen,
Und das Bier - das muss man halt vertragen können.
Nette Menschen dort, mit sehnsuchtsvollem Blick nach Norden,
Wär’ man doch so gerne die Hauptstadt im Lande geworden…
Und schaut man dann auf den FC ...
7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Alles ok.
4.
Vom Blick in die Ferne nun wieder ganz nah,
Wir blicken nach Unterbach und auf den KA,
Die Herren in Grau mit dem Präsident an der Spitze,
Man sagt ja immer: „Die Grauen“. Wegen Esel und so.
Ich hab’ jetzt gehört, dass der Artikel in Wirklichkeit nicht „die“, sondern „das“ ist...?
Über den macht' ich regelmäßig so meine Witze.
Vergisst er doch ständig, trotz aller Ermahnung,
Tut so, als hätt' er von nichts eine Ahnung,
Das, was er hier mal vor Jahren versprach:
Ein Auftritt der Ladies in Unterbach!
Lieber Uli, mir fallen bald keine Reime mehr ein...
Komm. 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Jetzt lassen wir's sein...
3! von 9!
5.
Á pro pos Ladys: Wir wär'n nicht komplett,
Ohne den Blick auf das Männerballett.
Die Sterne im Clubhaus, die karnevalistische Brise,
Sie sind in einer ernsten Krise!
Sonst immer vertraut, fast schon intim,
Jetzt: Zickenkrieg im Männerteam!
Den einen treibt es nach oben, klar,
Dem andern passt nicht mehr, wie's war,
Der dritte sagt ganz klar und klipp,
Ich bin jetzt mal auf dem Ego-Trip!
Die Judith findet's gar nicht toll,
Hat langsam auch die Nase voll!
Ein Sack Flöhe hüten ist dagegen leicht.
Und dennoch: Was haben die Girls bis heute erreicht!
Ein Albtraum, wenn die Ladies gingen baden,
Unserm Karneval, dem täte das schaden.
Und darum, Ihr Männer, worum ich Euch bitt,
Helft mit bei den Ladies. Sonst geh ich nie mehr in die Bütt!
Stress geht doch schnell mal am Arsch vorbei,
Kommt schon: 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Was ist schon dabei?
6.
Früher gab's Zeiten in diesem Verein,
Da war alles geordnet, alles war fein.
Das waren noch Tage! Lang ist das her,
Wenn ich dran denk', wird das Herz mir schwer!
Vater ging zur Arbeit, Mutter blieb zu Haus,
In der Schule ging die Gewalt noch vom Lehrer aus.
Und heut? Welch’ Entsetzen, was für ein Grauen!
Im Vorstand des Clubs sind doch tatsächlich – Frauen...
Und – wie man hört, sind die gar nicht mal schlecht!
Die Bedenkenträger und Nörgler haben wohl doch nicht Recht?
4! von 9!
Zwei Girls an der Spitze, voll Elan und voll Mut,
Was sag’ ich: 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Alles wird gut.
7.
Als Frontfrau unser Edda, die kennt schließlich jeder,
Schwebt über den Dingen, gleich einer Feder.
Sie herrscht über alles, über Türen und Schlüssel
Elfengleich... War doch „Elfe“? Ich meine das graue Tier mit dem Rüssel?
Zu bremsen ist die Edda durch nichts,
Denn Bremsweg ist eine Funktion des Gewichts...
Eines aber, das ist jetzt schon klar:
Wenn die hier durch ist, ist nichts mehr, wie's war,
Und, trotz aller persönlichen Eitelkeit
Sag ich ganz ehrlich: Das wird auch mal Zeit!
Und dann unser Angela, die Nummer Zwei,
Modisch und spielerisch immer dabei,
Ob Plätze, ob Clubhaus, ob Duschen und Hallen,
Dieser Job im Vorstand tut keinem gefallen!
Der erfordert Zeit, der verlangt nach Talent,
Und die Damberg ist – sagen wir mal so: Das optimale Äquivalent!
Zwar aufgebrezelt bis zum Kragen
Ist sie schon mal an manchen Tagen,
Doch eigentlich – wie's jeder kennt,
Ist unser' Angie mehr dezent.
Mehr elegant, schön anzuschauen,
Sozusagen: Der Mercedes unter den Frauen!
Hingegen der Titus – ich sag das hier mal unter Kennern,
Ist ja mehr so der Opel unter den Männern …
Er ist der Mann für die wichtigen Sachen,
Und muss dort alles richtig machen,
Weil: Wenn sich die Kosten mal nicht decken In seiner Haut möcht' ich nicht stecken…
5! von 9!
Die Kleidung leger und manchmal locker,
So haut er manchen noch vom Hocker.
Um flotte Sprüche nie verlegen,
Sein ganzes Flair, einfach verwegen!
Ein Energieprotz voller Schwung,
Stets gestylt und ewig jung.
Der Vorstand ist natürlich größer als nur diese drei,
Ich schau' auf die Uhr, und deshalb bin ich so frei,
Verfahre einfach, kurz und knapp,
Und brech’ die Sache hier mal ab.
Der Blick auf den Vorstand ist damit passée.
Was soll's auch: 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Alles ok.
8.
Es bleibt nichts, wie es war – das ist mein Stichwort,
Trieb doch die Flut das Clubhaus fort!
(Und den Clubwirt wohl gleich hinterher Deshalb muss ein neuer her!)
Der alte ging also von Bord,
Schade eigentlich – aber jetzt isser fort,
Machte er's doch oft nicht allen Recht Aber die Pizza war ja gar nicht so schlecht!
Das Clubhaus hingegen hat's voll getroffen,
Hier war fast alles abgesoffen,
In Hollywood hätten Sie einen Film daraus gemacht! Titel: Waterworld II, mit Ernst Becker als Kapitän Ahab, Edda
Ammerling als Pamela Anderson und Veronika Ferres als Clubhaus.
Ich weiß noch wie gestern, ich seh' es genau,
Fast so schlimm wie beim U-Bahn-Bau!
Die U-Bahn in Köln ist's natürlich, die ich meine,
(Hier in Erkrath haben wir ja keine...)
Kein Stein auf dem andern, auf dem Boden die Decke,
Trümmer und Scherben in jeder Ecke!
6! von 9!
Das alles kam vom Sommerregen.
Weltuntergang ist nichts dagegen!
Fremde Besucher konnten es so gar nicht fassen:
„Der TSCU kann ja Parties feiern! Das muss man denen lassen!“
Jetzt wird alles neu. Und wie das so ist auf der Welt:
Wir haben Ideen und Wünsche – aber kein Geld!
Schön muss alles werden, Tische mit schicken Textilien,
Die Kosten? Ach komm! 7:1 gegen Brasilien ...
Neue Tische und Möbel, neue Bar und Gardinen,
Im Service nur bestens geformte Blondinen,
Neue Böden und Decken, neue Theken und Hocker,
Das leisten wir und doch mal eben alles ganz locker!
Wie wir's bezahlen, das wissen die Götter,
Was kümmern uns da schon ein paar ängstliche Spötter!
Die Griechen haben’s vorgemacht,
Das können wir auch! Wär’ doch gelacht:
Heute am Abgrund, recht froh und recht heiter,
Morgen schon einen Riesenschritt weiter...
Was sorgt uns das „Ach“ und was plagt uns das „Weh“ 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Alles ok.
9.
Und der Clubwirt? – Ich meine den Mann hinterm Tresen,
Was erwarten wir von dem neuen? Natürlich ein Fabelwesen:
Sechs Paar Beine muss er haben – und damit recht fix,
Reich muss er auch sein, weil: An uns verdienen wollen darf er nix!
Acht Paar Arme täten gerade so reichen,
Um optimal zu servieren in allen Bereichen.
Und vor allem die Preise, die müssten uns allen
Ob Gästen, ob Mannschaften – besonders gefallen!
Ein Bier 30 Cent. Ist das zu viel?
Das Schnitzel zwei Euro – das wär doch ein Ziel!
10 Feste im Jahr und öfters mal Striptease,
7! von 9!
Macht alles der Clubwirt – der hat ja den Kies!
Und – worum ich doch dann sehr bitt',
Unseren Kuchen bringen wir natürlich selber mit!
Da packt einen die Wut, da spürt man die Qual,
Was reg' ich mich auf: 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister. Der Rest ist egal.
10.
Doch «Stopp» mit all den schlimmen Sachen,
Wir werden das schon besser machen!
Nix mit Schulden, der Verein ist solvent,
Die Chefs keine Pfeifen, sondern potent.
Die tagen seit Wochen fast ohne Pause,
Hängen nur im Büro ab, sind selten zu Hause,
Um jeden Cent tun wirklich sie ringen,
Um das hier zum guten Ende zu bringen.
Und deshalb - das darf in der Bütt dann auch mal sein,
Stimm ich ins große Lob mit ein,
Und statte ab den allergrößten Dank:
Unserer Regierungsbank!
Dank für die Nerven, für die Zeit, für den Mut,
Dank für Eure Arbeit, für dass, was Ihr für uns tut!
Und bevor ich’s vergesse: Man kann es kaum fassen,
Unser Clubwirt - der neue! - hat sich’s nicht nehmen lassen,
Bereits heute - dem Trend ganz klar entgegen,
Schon mal so richtig Hand an zu legen!
Und wenn’s mal nicht ganz so klappt wie es soll Ihr wisst ja: 7:1 gegen Brasilien. Wir sind Weltmeister! Ist das nicht toll?
11.
Ich bin am Ende meiner Reise.
Mal war es laut, mal eher leise.
Ich hatte mir fest vorgenommen,
8! von 9!
Das diesmal alle gut wegkommen.
So ganz gelungen ist's ja nicht
In diesem Karnevalsgedicht.
Ich hoffe sehr, Ihr bleibt mir doch gewogen,
trotz des Kakaos, durch den ich manchen hab' gezogen.
Zurück denk' ich gern ans letzte Jahr,
Ihr wisst schon noch, wie es damals war?
Ich sprach von Jesus, von seinem Weg auf Unterfeldhaus zu,
Vom Clubhaus, vom Karneval und vom TSCU...
Vielleicht, so dacht' ich, macht er auch dieses Jahr mit,
So mit Herren und Damen und mit Ewigkeit Amen – wenn ich ihn nur lieb darum bitt'...?
Er lächelte mich milde an, wie er das gelegentlich tut:
„Hör mal, Alter: 7:1 gegen Brasilien, Ihr seid Weltmeister! Jetzt ist aber mal gut!“
9! von 9!