Leseprobe - Patmos Verlag

Unterwegs
»Komm«, sprach Er und mahnte zum Aufbruch.
»Nein«, sagte ich. »Es lohnt nicht zu beginnen, der
Weg ist zu mühsam, das Ziel ist zu fern. Ich erreiche
es nicht.«
»Was redest du da?«, fragte Er gütig, »ich bin der
Anfang, ich bin das Ende. Von einem Punkt bis zu
dem andern führt meine Liebe. Hier, nimm meine
Hand. Und nun komm!«
Ich war verwundert, doch ich schlug ein.
Seither bin ich mit Ihm unterwegs.
Januar
3. S o n n t a g
1. Woche
4. M o n t a g
5. D i e n s t a g
6. M i t t w o c h
7. D o n n e r s t a g 8. F r e i t a g
9. S a m s t a g
Erscheinung
des Herrn
0600-4_Hoffsuemmer_Kal_2016.Satz_3.indd 3
01.04.15 16:47
Sich für etwas begeistern
Zum Meister kam eine Frau und sagte: »Ich habe eigentlich alles: genug Geld, ich bin gesund und habe Arbeit.
Aber das alles macht mich nicht richtig glücklich.«
Da antwortete der Meister: »Du hast schon vieles,
wonach andere sich sehnen: Dafür solltest du dankbar
sein. Doch wenn du glücklich sein willst, brauchst du
eine Vision: eine Aufgabe, für die du dich begeistern
kannst!«
Mai
20. Woche
15. S o n n t a g
16. M o n t a g
Pfingstsonntag
Pfingstmontag
0600-4_Hoffsuemmer_Kal_2016.Satz_3.indd 22
17. D i e n s t a g
18. M i t t w o c h 19. D o n n e r s t a g 20. F r e i t a g
21. S a m s t a g
01.04.15 16:48
Inselkarten
»Schau her«, sagte der alte Seemann und entrollte eine
Karte: »Das hier ist die Insel der Glückseligen.« Sein
Enkel betrachtete sie aufmerksam, während der Mann
aufstand und noch eine zweite Karte aus dem Regal
entnahm. »Und das hier«, fuhr er fort, während er
diese zweite Karte entrollte, »das hier ist die Insel der
Unglückseligen.«
»Aber das ist doch genau die gleiche lnsel!«, entfuhr es
dem jungen Mann. »Vielleicht ist es die gleiche und
vielleicht ist es nicht die gleiche«, sagte der Alte mit
rätselhaftem Ton. »Aber so viel kann ich dir verraten:
Die Pläne wurden von zwei verschiedenen Kartografen gezeichnet. Beide haben die Insel besucht. Der
eine ging zu allen öden und trostlosen Bergen der
Juli
Insel und vermaß von dort aus alle Zwischenräume. Der andere ging zu allen schönen, fruchtbaren Plätzen und vermaß die Insel von dort.
Schau hier; sie haben auch die Pfade eingezeichnet,
auf denen sie gewandert sind. Wer nun mit der
ersten Karte unterwegs ist, sieht von einem schönen
Gipfel zum nächsten und die öden Gegenden
werden verdeckt von den schönen Bergen. Wer sich
dagegen mit der zweiten Karte auf den Weg macht,
schaut von einem trostlosen Gipfel auf den nächsten
und die schönen Landschaften bleiben hinter ihnen
verborgen.«
29. Woche
17. S o n n t a g
0600-4_Hoffsuemmer_Kal_2016.Satz_3.indd 31
18. M o n t a g
19. D i e n s t a g
20. M i t t w o c h 21. D o n n e r s t a g 22. F r e i t a g
23. S a m s t a g
01.04.15 16:49
Es kommt von innen
Eine alte alleinstehende Frau war zu einem Fotografen
gegangen, um sich ein Foto machen zu lassen. Sie setzte
sich zurecht. Der Fotograf lud sie ein: »Bitte etwas
freundlicher!«
Die alte Frau versuchte es. Doch es gelang ihr nicht.
»Sie müssen freundlicher dreinschauen«, wiederholte der
Fotograf.
»Aber wie macht man das?«, wollte die alte Frau wissen.
»Das kommt von innen!«, erwiderte er. »Sie müssen von
innen her freundlich dreinschauen!«
Die Frau gab sich Mühe. »So«, sagte der Fotograf. »Jetzt
sehen Sie schon zwanzig Jahre jünger drein.«
Als die Bilder fertig waren, war es für sie eine Offenbarung. Sie sah das Licht in ihren Augen. Da stellte sie sich
vor ihren Spiegel und sagte zu sich selbst: »Bitte recht
freundlich! Noch freundlicher!« Ein Lächeln lief über ihr
Gesicht.
»Wie machen Sie das bloß? Sie sehen ja viel jünger aus!«,
fragten die andern.
»Ach«, sagt sie, »das kommt von innen!«
August
14. S o n n t a g
33. Woche
15. M o n t a g
16. D i e n s t a g
17. M i t t w o c h 18. D o n n e r s t a g 19. F r e i t a g
20. S a m s t a g
Mariä Aufnahme
in den Himmel
0600-4_Hoffsuemmer_Kal_2016.Satz_3.indd 35
01.04.15 16:49
Das Gelb des Himmels
Ein grau gefiederter Vogel fragte eine Sonnenblume,
deren Goldgelb aus dem Felde leuchtete: »Bist du direkt
vom Himmel herabgefallen, weil du so golden bist?«
»Ich bin eine Erdenblume, genau wie du ein Erdenvogel
bist. Aber ich liebe den Himmel und bin ihm immer
nahe, auch wenn ich gerne auf der Erde lebe und die
Menschen mit meinem strahlenden Gelb erfreue«, antwortete die Blume.
»Dann leuchtet aus dir wohl das Licht des Himmels«,
kombinierte der Vogel, »obwohl du in deiner Erdverbundenheit so weit vom Himmel entfernt bist und nicht
einmal weißt, ob und wann du ihn je erreichen kannst.«
»Vom Himmel weit entfernt?«, wunderte sich die Sonnenblume. »Der Himmel ist hier, ich berühre ihn. Wir
könnten nicht näher beieinander sein.«
Dem Vogel gefiel dieses gelbe Himmelslicht, und er
hätte es auch gerne gehabt, aber soweit er auch flog, der
Himmel war ihm immer zu weit oben.
August
21. S o n n t a g
0600-4_Hoffsuemmer_Kal_2016.Satz_3.indd 36
22. M o n t a g
34. Woche
23. D i e n s t a g
24. M i t t w o c h 25. D o n n e r s t a g 26. F r e i t a g
27. S a m s t a g
01.04.15 16:49
Der kleine Tannenbaum
Am Rand einer Lichtung im Wald stand ein wunderschöner kleiner Tannenbaum. Er
streckte seine Zweige dem Himmel und der Sonne entgegen. Er freute sich, dass er
da war und wuchs immer weiter.
Es wurde Herbst. Alle Bäume verloren ihre Blätter. Nur unser kleiner Tannenbaum
behielt seine grünen Nadeln. Seine grünen Zweige waren schon immer ein Zeichen
der Hoffnung.
Dann kam der Winter. Schnee fiel auf den kleinen Baum. Die Nächte waren kalt und
klar. Viele Sterne standen am Himmel.
Der kleine Baum spürte: Bald geschieht etwas ganz Besonderes mit mir.
Eines Tages kamen Menschen mit einer Axt. Sie schlugen den kleinen Tannenbaum
um. Sie nahmen ihn mit nach Hause. Dort schmückten sie ihn wunderschön mit
Lichtern und Sternen. Sie sangen: Jesus ist geboren, das Licht der Welt.
Als der kleine Tannenbaum das hörte, wusste er: Ich stehe hier und strahle, weil
Jesus Licht in die Welt gebracht hat und allen Menschen Hoffnung schenkt.
Dezember
18. S o n n t a g
4. Advent
0600-4_Hoffsuemmer_Kal_2016.Satz_3.indd 53
19. M o n t a g
51. Woche
20. D i e n s t a g 21. M i t t w o c h 22. D o n n e r s t a g 23. F r e i t a g
24. S a m s t a g
Heiligabend
01.04.15 16:50
Quellennachweis
Texte:
Trotz intensiver Bemühungen ist es uns nicht gelungen, alle Rechteinhaber zu ermitteln.
Eventuelle Hinweise erbitten wir an den Verlag.
0. Woche: Aus: Anthony de Mello, »Tick-Tack«, aus: Ders., 365 Geschichten, die gut
tun. Weisheiten für jeden Tag. Hrsg. von Jorg Lix © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2009, S. 13
1. Woche: Marie Hüsing © Rechte bei Annemarie Karsemeijer
2. Woche: Aus: Albert Wunsch, An welcher Schraube Sie drehen können, damit Ihre
Beziehung rundläuft. Boxenstopp für Paare © 2011 Wilhelm Goldmann Verlag,
München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
3. Woche: Nach Klemens Tilmann
4. Woche: Nach James Keller
5. Woche: Aus dem Judentum
6. Woche: Genaue Quelle unbekannt
7. Woche: Genaue Quelle unbekannt
8. Woche: Zen-Weisheit
9. Woche: Aus der jüdischen Tradition
10. Woche: Aus: Adalbert Ludwig Balling, Hoffnung, die Liebe nährt © Engelsdorfer
Verlag, 2012, S. 239
11. Woche: Aus: Axel Kühner, Zuversicht für jeden Tag, Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 4. Auflage 2011, S. 129
12. Woche: Nach einer Geschichte aus Japan
13. Woche: Willi Hoffsümmer
14. Woche: Traditionell
15. Woche: Gekürzt nach Leo N. Tolstoi
16. Woche: Aus England
17. Woche: Verändert nach Klemens Emmerich
18. Woche: Überliefert
19. Woche: Aus Asien, neu erzählt von W. Hoffsümmer
20. Woche: Ohne Quelle
21. Woche: Aus Persien
22. Woche: Nach Gary Richmond
23. Woche: Armin Kaupp © Rechte beim Autor
24. Woche: Aus Afrika
25. Woche: Nach Wolfgang Longardt, gekürzt und verändert
26. Woche: Zen-Weisheit
27. Woche: Nach einer persischen Geschichte
28. Woche: Aus: Roland Breitenbach, Mehr als die alte Leier. Neue Psalmen für Gottesdienst und Gemeinde © Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG,
Ostfildern 2009. www.verlagsgruppe-patmos.de
29. Woche: Stefan Hammel © beim Autor
30. Woche: Nach Kurt Bucher
31. Woche: Überliefert
32. Woche: Aus Indien – neu erzählt
33. Woche: Rudolf Stertenbrink, »Das freundliche Gesicht als heilsame Medizin«, aus:
Ders., Gottes Wort auf der Spur. Literarische Inspirationen für Predigt und Verkündigung © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2010, S. 425f
34. Woche: Nach einer Idee von Tordon Akos
35. Woche: Armin Kaupp © Rechte beim Autor
36. Woche: Jürgen Spohn © Barbara Spohn 1992
37. Woche: genaue Quelle unbekannt
38. Woche: © Elke Bräunling, http://www.elkeskindergeschichten.de
39. Woche: Neu erzählt nach Christoph von Schmid, 50 lehrreiche Geschichten, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz, o.J., S. 12f
40. Woche: Aus: Erich Jooß, Franz von Assisi und die Sprache der Tiere (vorher: »Franziskus und das Lied der Lerche«) © 2003, 2013 Gabriel Verlag in der ThienemannEsslinger Verlag GmbH, Stuttgart
41. Woche: Quelle unbekannt – leicht verändert
42. Woche: Nach Verba Seniorum, einer Textsammlung über Mönche, die zu Beginn
des Christentums in der Wüste lebten
43. Woche: Ein Märchen der Haussa
44. Woche: Aus: Don Piper/Cecil Murphy, 90 Minuten im Himmel. Erfahrungen zwischen Leben und Tod © der dt. Ausgabe 2007 Gerth Medien, Asslar
45. Woche: Aus: Petra Hillebrand, Kurzgeschichten für Feiern und Gottesdienste.
Taufe, Hochzeit, Beerdigung. 3. Auflage © Tyrolia-Verlag Innsbruck 2013, S. 111
46. Woche: Aus: Axel Kühner, Zuversicht für jeden Tag, Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 4. Auflage 2011, S. 183
47. Woche: Ulrich Peters © Rechte beim Autor
48. Woche: Monika Endres © Rechte bei der Autorin
49. Woche: Überliefert, stark verändert
50. Woche: Vreni Merz © Rechte bei Debora Reichmuth-Merz
51. Woche: Aus: Elsbeth Bihler, Kindergottesdienste mit Symbolen. Bausteine fürs
Kirchenjahr © 2006 Lahn-Verlag in der Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, S. 43,
www.lahn-verlag.de
52. Woche: Nach einer Legende
Bilder:
Titelbild: © iStock/Pawel Gaul / 0.–4. Woche: Anneliese Hück / 5. Woche: Brigitte Ropertz / 6.–8. Woche: Anneliese Hück / 9. Woche: Josefa Oehm / 10. und 11. Woche: Anneliese Hück /
12. Woche: Maria Saam / 13. Woche: Josefa Oehm / 14.–18. Woche: Anneliese Hück / 19. Woche: Maria Saam / 20.–30. Woche: Anneliese Hück / 31. Woche: © Andrea Langenbacher;
www.wortweise-bilderreich.de / 32. Woche: Heinz Schmitz / 33. Woche: photocse.com/bit.it / 34. Woche: Anneliese Hück / 35. Woche: Heinz Schmitz / 36.–51. Woche: Anneliese Hück
(Die Aufnahmen für die 42. und 46. Woche entstanden mit freundlicher Genehmigung der Martinus-Bibliothek, Mainz) / 52. Woche: Brigitte Ropertz
0600-4_Hoffsuemmer_Kal_2016.Satz_3.indd 55
01.04.15 16:50

Download Report