Rauteck löst sich auf - und zahlt 550 Prozent Rendite

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DAS WAR’S
Rauteck löst sich auf – und zahlt
550 Prozent Rendite
vom 5. September 2015
Aus der Redaktion der Eckernförder Zeitung
Das Schülerunternehmen zahlt den Anteilseignern 65 Euro aus. Die
Kerngruppe denkt über einen Fortbestand nach.
ECKERNFÖRDE | Das war’s: Die Schülerfirma Rauteck hat sich aufgelöst, knapp zehn
Monate nach ihrer Gründung und ihrem beispiellosen Erfolg. Die 24 Jungmannschüler
haben im Rahmen des Junior-Wettbewerbs des Instituts der Deutschen Wirtschaft
Flaschenöffner aus den Verschlüssen ausgemusterter Auto-Sicherheitsgurte gebaut und
verkauft. Später kamen Taschen aus Sicherheitsgurten hinzu. Sie gewannen gegen
andere Schulen im Landesentscheid, überzeugten auch auf Bundesebene und wurden
schließlich sogar Europameister. Am Donnerstagabend hielten sie ihre letzte
Versammlung in der Aula der Jungmannschule ab, zu der alle Förderer und Anteilseigner
eingeladen waren.
Letztere können sich besonders freuen: Vor einem Jahr haben sie 10 Euro für einen
Anteilsschein bezahlt, um den Schülern ein Grundkapital zu verschaffen. Jetzt bekamen
sie 65 Euro ausgezahlt – das bedeutet eine Rendite von 550 Prozent. Dabei gingen die
Schüler bis an die Grenze ihrer Möglichkeiten, machten knapp 5000 Euro Gewinn nach
Steuern und lagen damit an der Grenze zum Kleinunternehmertum.
Mit viel Humor erinnerten die Schüler vor ihren Investoren, Sponsoren und
Wirtschaftspaten an die Anfänge, als ihr Lehrer und Schulpate Axel Bürger ihnen die
Teilnahme an dem Wirtschaftsspiel vorschlug. Neben Zahncremespender,
Schokoladenfedertaschen, einem Tier-Ausführservice und sogar Voodoo-Puppen der
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26.02.2016 10:28
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Jungmannlehrer setzte sich am Ende der Vorschlag durch, aus alten Autozubehörteilen
Flaschenöffner herzustellen. Die Idee dazu war dem Schüler Jörn Holler gekommen, der
auf dem Rückweg vom Hurricane-Festival noch genügend Durst aufbrachte, um auf dem
Rücksitz des Autos eine Flasche Bier zu trinken. Die Gurtschnalle diente ihm dabei als
Flaschenöffner. „Die Gurtschlösser sind wie dafür gemacht“, sagte RauteckMarketingleiter Bjarne Klockemann. „Es ist mir ein Rätsel, weshalb noch nie jemand auf
die Idee gekommen ist.“ Ein Businessplan wurde erstellt, Kooperations- und
Wirtschaftspartner gesucht und die ersten Förde-Öffner gebaut. Dabei sollte die
Gurtschnalle zunächst andersherum benutzt und der Kronkorken aufgehebelt werden –
ähnlich wie beim Öffnen einer Flasche mit einem Feuerzeug. Doch es kam alles anders.
Schließlich kam die Produktion von Taschen aus Autogurten hinzu. Insgesamt wurden fast
1200 Flaschenöffner in vier verschiedenen Variationen und 164 Taschen und Mäppchen
verkauft. Insgesamt 6277 Stunden hat die Schülercrew in dem Geschäftsjahr gearbeitet –
das ist so viel, wie ein Mensch in dreieinhalb Jahren bei einem Acht-Stunden-Tag und
einer Fünf-Tage-Woche arbeitet. Ein Schüler brachte es allein auf über 600 Stunden.
Dabei haben die Schüler sich selbst einen Stundenlohn von 27,5 Cent gezahlt.
Lob gab es von allen Seiten, sowohl vom Junior-Vertreter des Instituts der Deutschen
Wirtschaft als auch vom Vertreter des Landesbildungsministeriums. Aber vor allem
dankten die Schüler ihren vielen Partnern und Förderern. Sie hätten in dem Jahr
unwahrscheinlich viel gelernt. Allein ihre Präsentation und ihr professionelles Auftreten
waren Beweis dafür.
Bleibt die Frage nach der Zukunft: „Wir wollen weitermachen“, lautete die Antwort. Zwar
nicht im großen Team, aber immerhin 15 der 24 Schüler. Sie wollen noch offene Fragen
wie die Gewerbeform klären und sich beraten lassen. Im nächsten Jahr kommt das Abitur
hinzu.
Autor: Arne Peters
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